Kitabı oku: «Hafterlebnisse eines DDR-Bürgers 2. Teil», sayfa 3

Yazı tipi:

Titel

In den folgenden Wochen kamen die unterschiedlichsten Typen zu uns auf die Zelle: Ein Gefangener kam in den Keller, weil er verbotenerweise tätowiert hatte. Ein anderer wegen einer Rauferei und wieder ein anderer, weil er sich nach mehrmaliger Aufforderung keinen Knopf angenäht hatte. Nach kurzem Aufenthalt merkte man, dass der so schnell keinen Verstoß mehr begehen würde, so wie der rumjammerte. Uns aber holte keiner raus aus diesem Kellerloch. Doch dem Gefängnispersonal gegenüber ließen wir uns nicht anmerken, dass es uns sehr belastete, diese Verhältnisse auszuhalten.

Titel

Nach ein paar Wochen im Keller meldete sich diesmal Bernstein zum Hungerstreik und sagte: „Ich fordere eine Untersuchungskommission, um diese Terrorhaft zu prüfen. Das hier ist menschenfeindlich!“ Er zog den Hungerstreik 8 Tage durch. Die Dienststelle in Ostberlin musste benachrichtigt worden sein, denn ein Oberst kam einmal vorbei und befragte ihn. Die mussten was machen, um ihr angekratztes Image wieder gerade zu rücken. Aber nicht aus Menschenfreundlichkeit, sondern allein nur um des eigenen Vorteil willens. Immerhin war die DDR auf D-Mark oder Dollar angewiesen. Und wenn solche Fälle wie unsere rauskämen, wollte nicht gerade der Knast Thale oder Torgau schuld sein.

Titel

Unser Fenster war auf der Höhe der Gehwege außerhalb des Gebäudes und so hörten wir die im Gleichschritt marschierenden Gefangenenkompanien laut und deutlich. Wenn sie zum Beispiel sangen „Völker hört die Signale, auf zum letzten Gefecht, die Internationale erkämpft das Menschenrecht …“ , hätten wir kotzen können! Dieses Lied, die sog. „Internationale“ hört man heute noch auf dem Parteitag einer gewissen Partei, wenn dieser im TV übertragen wird. Das ist eine Verhöhnung und Beleidigung der tausenden Toten und Angehörigen von Opfern der DDR-Diktatur.

Titel

Die Gefangenen sangen von Freiheit und Menschenrecht, was aber dem eigenen Volk verwehrt wurde. In der DDR gab es keine Presse- oder Meinungsfreiheit, keine freien Wahlen, keine freie Berufswahl, keine Reisefreiheit, kein Streikrecht, keine freie Justiz.

Titel

400 westdeutsche Bürger wurden insgesamt von der Stasi aus der BRD in den Osten verschleppt, weil sie gegen die Unterdrückung der Menschen dort gearbeitet haben. Irgendwann musste die Grenze der Perversität erreicht sein, doch war es nur die Spitze des Eisbergs. Zum Schutz gegen Feinde des Sozialismus wurden im Auftrag der DDR Morde ausgeübt. Die Schuldigen dürfen sich heute auf Kosten unserer Steuergelder auch noch ein schönes Leben machen! Honeckers bester Freund war Gaddafi – bekanntermaßen ein Terroristenchef. Aber für die DDR waren diese Terroristen alle Freiheitskämpfer.

Titel

Nun hatte ich noch 20 Monate vor mir und aus dem Keller war ich noch lange nicht raus. Der Steinke musste seine Sachen packen und wusste nicht, wo er hingebracht werden würde. Später hörten wir, er sollte nach Cottbus zur Ausreise gekommen sein. Das war gut möglich, denn er hatte Verwandtschaft „drüben“.

Titel

Eines Tages hörten wir durch das Fenster, wie ein Hofarbeiter, der die Wege fegte, unserem Kellerfenster näher kam. „Hallo, komm doch mal her!“, rief Bernstein. Er kam tatsächlich zu uns, musste aber unauffällig bleiben und dabei weiterfegen.

Titel

„Was macht ihr da unten und wie viele seid ihr?“, fragte er.

„Wir haben Dauerarrest und die wollen uns verrecken lassen“, sagte Bernstein.

„Hast du was zum Rauchen?“, fragte ich.

Er sagte: „Ich habe nichts hier, außer den Zigarettenkippen, die ich hier massenweise zusammengefegt habe.“ Die lagen alle in seinem Eimer.

Titel

„Kriege ich die?“, fragte ich. Und so bekam ich so viele Kippen ins Fenster gekippt, dass es allemal drei Wochen reichen würde.

Titel

„Viel Glück euch“, sagte der Gefangene und verschwand, weil er weiter arbeiten musste. Ein super Zug von ihm, denn nicht jeder hätte sich so verhalten und uns arme Schweine mit Tabakwaren versorgt. Tage später brachte er noch selbst gedrehte Zigaretten und Streichhölzer. Wäre er erwischt worden, wäre er seinen Posten als Hausarbeiter los gewesen. Schade, dass ich ihn später nie wieder sah, um mich richtig bei ihm zu bedanken.

Titel

Bernstein war Nichtraucher und verstand meine Freude so gar nicht!

„Du bist doch so schlau, nun überleg doch, wie wir aus dem Loch rauskommen. Dann bringt der uns beim nächsten Mal eine Säge mit und wir türmen“, sagte der Bernstein. „Nur dass der Stacheldraht und die Hunde nicht mitmachen“, lachten wir und hakten die Sache ab. Wir wollten schließlich auch in einem Stück heile rauskommen.

Titel

Die Höhe des Kopfgeldes, die der Staat für einen Bürger kassierte, war keinem genau bekannt. Mich wunderte trotzdem, dass der Westen sich für meist unbekannte Personen von der DDR so viel Geld abknöpfen ließ. Fakt ist, dass auch kriminelle Bürger oder Spitzel in den Westen kamen – als „Schläfer“ (wartende Spione) wurden sie in den Westen abgeschoben, um nach gewisser Zeit wieder mit der Stasi Kontakt aufzunehmen. Allein in Westberlin sollen bis zu 4.000 Spitzel Geheimnisse an die Stasi verraten haben oder sie waren offizielle Mitarbeiter der „Behörde“. Es gab auch Hunderte von Frauen aus der DDR, die im Auftrag der Stasi gezielt Kontakt zu westdeutschen Besuchern suchten. Wenn dann ein intimes Verhältnis geschaffen war, horchten sie sie aus oder überredeten sie, als IM oder Agent mitzumachen. Oft wurden dabei auch kompromittierende Fotos als Druckmittel eingesetzt. Es gab praktisch nichts, was es nicht gab im Sumpf des Sozialismus. Außenstehende wussten nichts davon und darum war sie auch so erfolgreich, gefährlich und unberechenbar, diese Staatssicherheit.

Titel

Nun waren nur noch Bernstein und ich im Keller in Thale. Weil er auch von der Situation frustriert war, meldete er dem Polizisten, der die Zelle kontrollierte: „Herr Wachtmeister, Buchenwaldgedächniszelle 1, es melden sich zwei Bundesbürger.“

Titel

Das ging sofort an höhere Stellen, was uns vorher klar war. Aber so vergaßen die einen wenigstens nicht. „Mal sehen, wer den längeren Atem hat“, sagte ich zu Bernstein. „Wir“, erwiderte er, „und die Gerechtigkeit wird siegen.“ Dessen war ich mir auch sicher. Aber nach Jahren des vergeblichen Wartens zu glauben, dass es bald geschafft ist, war schwer. Auf die DDR-Behörden war schließlich kein Verlass. Doch dass alles auch nie klappen könnte, blendeten wir aus. Bevor ich das erste Mal in Haft war, hatte ich auch nicht gedacht, dass bei den Behörden und anderen staatlichen Stellen solche Verbrecher arbeiteten. Und dass in Thale im Keller die falschen Personen sitzen, wusste ich jetzt. Aber was sollten wir machen, als kleine Lichter im Wind? Wie viel Angstschweiß und Tränen hatte ich den letzten 4 Jahren vergossen ... Bei mir dachte ich: Wie pervers sind die denn und was lassen die sich noch einfallen, um unschuldige Leute fertigzumachen?! Wer will, kann ja freiwillig in der DDR bleiben, aber ich will das nicht. Nur in den Köpfen der SED war das nicht angekommen.

Titel

Dass der Bernstein, schlau wie er war, mit einer Antwort auf jede Frage, so viele Monate dieser Art Haft durchgehalten hatte, wunderte mich sehr. Vier Monate lang hatte er kein Fleisch zu Essen bekommen. Das haut so manchen um. Und satt konnte man von dem wenigen anderen Zeug auch nicht werden. Langsam mürbemachen war die Taktik der Haftanstalt und der Behörde. Doch hatte man wohl nicht mit unserem starken Willen und Durchhaltevermögen gerechnet. Die Hoffnung hielt mich, krass ausgedrückt, buchstäblich am Leben. Und auch Bernstein sagte zu mir: „Für die Freiheit nehme ich die ganzen Schikanen gerne in Kauf.“

Titel

Da der Bundesbürger Bernstein jedoch schon seit längerer Zeit Blinddarmschmerzen hatte, wurde er ins Haftkrankenhaus Meusdorf nach Leipzig gebracht. Und ich war nun ganz allein. Zwar kam ab und zu noch ein anderer Gefangener runter zu mir, der auch bestraft werden sollte, doch das konnte mich nicht aufbauen. Als Anfang Juli 1979 meine Zeit von 6 Monaten in Arrest und Absonderung rum war, hatte ich noch 18 Monate Gefängnis vor mir. Ob die für das Geld, das die vom Westen für jeden ausgewiesenen DDR-Häftling bekommen, noch mehr Gefängnisse bauen?, fragte ich mich. In der DDR gab es rund 200 Gefängnisse, außerdem noch 50 sog. „Jugendwerkhöfe“ und „Jugendhäuser“. Das waren Jugendgefängnisse unterschiedlichster Kategorien.

Titel

Nun hieß es, ich solle meine Sachen packen und alles abgeben. Ich wollte es nicht glauben, denn es ging wieder nach Torgau, wo ich bereits von 1976-1977 inhaftiert gewesen war. Obwohl es in der DDR Zuchthäuser ohne Ende gab, musste es bei mir wieder Torgau sein. Doch ich musste es so nehmen, wie es war und die Reise dorthin antreten. Dieses Mal fuhren wir mit einem Auto, das für die Gefangenentransporte da war. Ich bekam Handschellen angelegt und wunderte mich darüber, denn kein anderer Häftling bekam welche. Auf der Strecke Richtung Leipzig hielt das Fahrzeug bei verschiedenen Gefängnissen an und es stiegen andere Gefangene zu, die auch nach Torgau mussten. Ich wurde mehrere Male gefragt, warum ich der Einzige wäre, der Handschellen trug. „Weiß ich doch nicht“, sagte ich. Die anderen Gefangene dachten wohl, dass ich ein Mörder wäre, der sie wegen Fluchtgefahr tragen musste. Die Wachposten wussten auch nichts, aber die Anweisung stand auf den Transportpapieren. Hinweise darauf, warum ich als Einziger Handschellen tragen musste, fand ich später in meiner Gefängnisakte nicht. Ich vermute mal, es lag daran, weil ich in Thale alles verweigerte und man dachte, dass bei mir auch Fluchtgefahr bestand.

Wieder im Zuchthaus Torgau

Eingepfercht in engen Käfigen endete die Fahrt nach vielen Stunden im sächsischen in Torgau an der Elbe. Kaum angekommen wurden wir Neuankömmlinge zusammengetrieben. Und um uns zu zeigen, was es bedeutete, in Torgau zu sein, sollten alle auf den Gefängnishof zum Marschieren. Sofort trat ich beiseite, um diese Sachen nicht mitzumachen. Ein anwesender Offizier fragte mich erbost, warum ich nicht mitmachen würde. Ihm erzählte ich, dass ich schon einmal in Torgau gewesen war und ich als Verweigerer von allen Vorschriften bekannt war.

Titel

„Wir werden das überprüfen und Ihnen dann mitteilen, welchen Strafen Sie zu erwarten haben“, sagte er. Vorerst kam ich wie alle anderen Neuen auf eine Zugangszelle. Da man als Neuankömmling noch nicht arbeitete, gab es Nichtarbeiterverpflegung. Mich wunderte, dass da schon einige Gefangene unzufrieden mit dem Essen waren. Ich erzählte ihnen, dass ich im Arrest lange Zeit nur einen Bruchteil von dem Essen bekommen hatte, das wir jetzt erhielten.

Titel

Während des Freigangs traf ich verschiedene andere, die ich vom Sehen oder auch von draußen aus Magdeburg kannte. Ich besorgte mir erst mal reichlich Tabak zum Rauchen. Etliche Kompanien mit Gefangenen marschierten draußen und meine Zellengenossen sagten: „Wir sind auch bald fällig, denn Torgau soll ein harter Knast sein.“

Titel

Ich sagte: „Vor 2 Jahren war ich schon mal hier und mich haben die nicht dazu gekriegt, das zu machen, was sie wollten.“

Titel

Doch die anderen glaubten mir kein Wort und meinten: „Jeder muss das tun.“

„Aber nicht ich, der Bundesbürger Brand“, entgegnete ich.

Titel

Daraufhin lachten sie und dachten wohl: Lass den doch mal spinnen. Später stellten sie aber fest, dass ich kein Spinner war, sondern zu jenem Zeitraum der einzige Dauerverweigerer, der auch alle anderen Anweisungen komplett verweigerte. In Thale waren wir so viele gewesen, die sich was trauten. In Torgau, wo es drei Mal so viele Gefangenen gab, fand sich keiner, der einen Arsch in der Hose hatte, gegen die Zuchthausverordnung zu verstoßen. Ebenso traute sich keiner, mit Absicht die Arbeitsnorm nicht zu erfüllen. Klar, dann gab es natürlich kaum Haftgeld zum Kaufen von Kaffee oder Tee. Oder man konnte keine Zigaretten kaufen, sondern höchstens Tabak. Doch ich dachte mir: Scheiß auf Bonbons oder Kaffee, ich will in den Westen und da gibt es bessere Dinge als hier. Dass ich dafür auch Einsatz bringen musste, war mir klar. Bei mir dachte ich: Ich muss auch noch mehr gegen die Vorschriften und anderen Schikanen angehen. Dann würde es mir zwar richtig dreckig gehen, aber ich redete mir ein, das seien alles Pluspunkte dafür, dass sie die Schnauze von mir voll hatten.

Titel

Auf der Zelle spielte ich mit den anderen Schach oder hörte den Vorstellungen zu, wie jeder seine Haftzeit rumbekommen wollte. Einer war mal in Waldheim im Knast gewesen und ein anderer in Bützow. Die erzählten, wie es dort ablief und dass es auch sehr streng gewesen war. Ich stellte aber fest, dass sie nie groß an Verstößen und Bestrafungen beteiligt gewesen waren. So konnte mir auch keiner aus eigener Erfahrung über die extremsten Haftbedingungen des Arrest etwas mitteilen. Das kannten die leider nur vom Hörensagen. Der eine, der mit auf meiner Zelle lag, sehnte sich nach der baldigen Einteilung in ein Arbeitskommando, weil er sich dann Dinge kaufen konnte.

Titel

Zu ihm sagte ich: „Hättest du keine Scheiße gebaut, dann bräuchtest du nicht hier rumjammern.“

Er entgegnete, er sei geläutert und anständig und wolle nie wieder in den Knast kommen.

Titel

„Ja, wer will das schon?“, fragte ich ironisch. „Falls du vorhast, wegen guter Führung eher rauszukommen, darf das nicht auf Kosten anderer gehen“, warnte ich ihn.

Titel

„Nein, ich scheiße niemanden an“, war sein Kommentar. Vielleicht sagte er tatsächlich die Wahrheit, aber es gab zu viele Verräter, als dass man irgendjemand vertrauen konnte.

Titel

Im August trat ein Strafvollzugsänderungsgesetz in Kraft. Demnach konnten nun alle Gefangenen, die es wagten, die Arbeit zu verweigern, mit erneuten Haftstrafen belegt werden. Donnerwetter, das saß! Krass, dachte ich mir, da haben die tatsächlich noch mehr Unterdrückung in Form von Zwangsarbeit in ihren Gesetzen verankert. Das setzte praktisch dem Unrecht die Krone auf. Die Verweigerung der Zwangsarbeit wurde immerhin schon hart bestraft. Und jetzt bekam man auch noch zusätzliche Jahre an Zuchthaus. Wenn ich also meinen Kurs so weiterfuhr, würde ich praktisch nie wieder rauskommen, weil ich nach erneuten Verweigerungen Jahr um Jahr dazubekäme. Somit war mein Plan über den Haufen geworfen worden, denn noch mehr Jahre im Gefängnis konnte ich mir selbst nicht antun. Es waren abgrundtief schlechte Menschen, die solch ein Gesetz herausbrachten, das nur zur Unterdrückung der Menschen diente.

Titel

Ein Kumpel aus Magdeburg fragte mich, wie es mir in Thale ergangen sei. Also erzählte ich ihm alles. Er sagte daraufhin zu mir: „Versuch doch, zum Arbeitskommando Meißen in die Dreherei zu kommen. Dann sehen wir uns öfter.“ Doch nichts mit Kumpel – er war nur ein elender IM, wie ich später in meiner Akte gelesen habe. Er sollte nur im Auftrag der Stasi versuchen, mich in sein Arbeitskommando zu kriegen, um mich dort weiter auszuhorchen.

Titel

Um meine Gesundheit zu schonen, wäre es das Beste gewesen, sich mit allem abzufinden und dem Arrest langsam aus dem Weg zu gehen. Weil ich aber meine Prinzipien hatte, blieb ich meiner Einstellung treu. Die kleinen Polizisten dort konnten zwar nicht entscheiden, ob ich das Land verlassen durfte, aber mein Strafenregister wurde so wenigstens immer dicker. Sekt oder Selters war meine Devise.

Titel

Beim Ankunftsgespräch sagte ich gleich zu den SV-Beamten: „Ich werde alle Anweisungen, die mir vonseiten des Strafvollzugs gegeben werden, ablehnen. Weder irgendwelche Belehrungen noch die Hausordnung unterschreibe ich, und auch keinen anderen Müll.“ Überrascht war keiner mehr, nachdem man meine Gefängnisakte gelesen hatte. Bald wurde ich zum Zuchthausdirektor gebracht, einem Oberst. Da es solche Vögel wie ich, die alles nicht machen wollten, praktisch nie vorkamen, versuchte er es auf die freundliche Tour: „Sicherlich haben Sie auf dem Freihofplatz das große Plakat gesehen. Dort steht das Zitat von Makarenko: ‚Was du nicht kannst, das musst du lernen, wenn es dir schwerfällt, helfen wir dir, aber wenn du nicht willst, dann zwingen wir dich.‘“ Das konnte mich nicht mehr beeindrucken, also erzählte ich ihm, was ich von dem Zitat hielt. Und weil er sowieso aus meiner Akte wusste, dass ich vor einer Weile schon mal in Torgau gewesen war, brauchte er keine Einschüchterungsversuche mehr zu starten.

Titel

„In den DDR-Zeitungen ist von Gewalt und Folter in kapitalistischen Länder zu lesen und wie nennt sich das, was seit Jahren mit mir abgezogen wird?“, fragte ich den selbstgefälligen Leiter des Irrenhauses. Doch er ging nicht groß darauf ein, denn er wusste, dass mich Floskeln, die sowieso weder Hand und noch Fuß hatten, nicht beeindrucken konnten.

Titel

Im Klartext hieß es für mich nun, wenn ich keine Arbeit aufnähme, käme das Gericht nach Torgau und das Marionettentheater würde losgehen. Dann bekäme ich jedes Mal ca. 1 Jahr dazu und nichts wäre es mit der Freiheit im Westen. Ich war zwar noch jung, aber zu sehr konnte ich mich nicht darauf verlassen, freigekauft zu werden.

Titel

Im Zuchthaus Torgau ging es militärisch zu und als Neuer dachte man, man sei auf einem Soldatenübungsplatz. An eine Flucht aus dem Knast war nicht zu denken – es gab einen hohen Stacheldrahtzaun, der unter Starkstrom gesetzt war, und einige Meter dahinter war noch ein weiterer, hinter dem die Schäferhunde patrouillierten. Und dann noch diese Wachtürme, und an den Sicherungsanlagen kam auch keiner vorbei. Fast so sicher wie die DDR-Grenze. Nur die Bank von England war vielleicht sicherer.

Titel

Ein Oberleutnant, den sie „Fürst“ nannten, war gefürchtet, weil er streng war und manchmal bei Häftlingen, die ihm gegenüber keinen Respekt zeigten, zuschlug. Der Typ war groß und sah relativ gut aus. In einem anderen Kommando war er „Erzieher“ und viele kuschten vor ihm. Zum Glück war er nicht für mich zuständig, denn dann wäre es mir noch schlimmer ergangen.

Titel

Die Kommandos, die aus ca. 80 Gefangenen bestanden, mussten im Gleichschritt zur Arbeit marschieren. Es gab drei Schichtbrigaden, Früh-, Spät- und Nachtschicht. Nach der Arbeit oder am Wochenende wurde exerziert. Auf verschiedene Befehle hin wie „Laufschritt Marsch“ wurden uns eine Stunde Marschieren und andere Übungen abverlangt. Es war absolute Pflicht, daran teilzunehmen und weil ich wieder aus der Reihe tanzte und nicht mitmachte, gab es Ärger. Ich hatte nichts gegen Sportübungen, aber nur dann, wenn ich sie auch machen wollte. Mittlerweile hätten die merken müssen, dass ich ihren Anweisungen generell nicht Folge leistete. Mit Stößen, Tritten und dem Schlagstock wollte man mir Beine machen. Noch primitiver ging es zu, als mich ein Typ vom Stasi-Büro abholte. In ihren Räumen wurde ich dann zur Sau gemacht.

Titel

Einer schrie mich ständig an und mit Beleidigungen und Drohungen wollte man mich kleinkriegen. Der Zweite von ihnen beobachtete mich nur und ein Dritter gab sich als Kumpel, der angeblich meine Einstellung verstehen konnte. Irgendetwas sollte ich dort unterschreiben, und weil ich das nicht wollte, waren sie sehr sauer auf mich. Für die war ich eine Herausforderung. Und weil die Stasi sich für die Elite im Staat hielt, wollte man sich von mir, einer kleinen Nummer, wie ich auch bezeichnet wurde, nichts bieten lassen. Nach solch einer Behandlung konnte ich, weil ich am ganzen Körper zitterte und psychisch fertig war, keine klaren Gedanken mehr fassen. Doch das sollten die nicht auskosten und so bekamen die von mir keine Erklärung. Also kriegte ich zu hören, dass ich so schnell hier nicht wieder rauskäme, weil man mir noch zusätzliche Freiheitsstrafen aufbrummen würde. Da bekam ich es wieder mit der Angst zu tun, denn zuzutrauen war denen das allemal.

Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.