Kitabı oku: «Leben als Freigeist», sayfa 3
Energieräuber tarnen sich, doch sie hinterlassen Spuren. Treten diese Spuren geballt auf, lässt sich ein Muster erkennen. Denn auch sie tun immer das Gleiche.
! Überlegen Sie: Bei welchen Menschen fühlen Sie sich wohl und wer verursacht bei Ihnen Unbehagen? Wer oder was raubt Ihnen Energie? Was tut Ihnen gut und was nicht?
Auf Spurensuche
Sie wissen nun, dass es Situationen gibt, in denen Sie sich wohlfühlen und Sie Energie bekommen. Ihr Bauchgefühl nimmt positive Stimmungen wahr. Die Menschen, die Ihnen begegnen, sind Ihnen wohlgesonnen und unterstützen Sie bei Ihren Vorhaben.
Andere Situationen wirken auf Sie negativ: Sie fühlen sich unwohl, gestresst, vielleicht sogar ängstlich. Sie funktionieren in einem Rhythmus, der nicht Ihr eigener ist. Sie ordnen sich Menschen unter, die nur ihre eigenen Vorstellungen gelten lassen und Ihnen permanent Energie rauben. Kurz: Sie sind in ein Muster verwickelt, das Ihnen nicht entspricht.
Das Fatale daran ist, dass Sie dieses Muster oft nicht erkennen, denn Sie stecken schon zu tief darin. Ihr Bauchgefühl schlägt Alarm und vielleicht reagiert sogar Ihr Körper mit psychosomatischen Symptomen. Das ganze System rebelliert gegen die Mauern, die Sie umgeben und die Sie davon abhalten, Ihre Träume zu leben. Doch die Mauern sind Ihnen so vertraut, dass Sie sie nicht sehen (vgl. Quinn, Daniel: „Ismael“. München 1992).
Wir sind so sehr darauf eingestellt, unsere Gefühle und Bedürfnisse zu unterdrücken, dass die Alarmglocken unser Bewusstsein nicht erreichen, sondern ungehört verhallen. Aber selbst wenn wir sie hören, wissen wir nicht, wie wir darauf reagieren sollen. Es gibt ja vordergründig nur einen Weg, den wir gehen können: das ist der Weg, den die Gesellschaft seit cirka 100 Jahren und noch viel länger verfolgt, das Lebensmodell der Kriegs- und Nachkriegszeit. Wie wir gesehen haben, ist dieses Muster längst überholt und bietet keine Lösungen mehr für die moderne Zeit. Die kollektiven Verhaltensweisen, die damit verbunden sind, lösen bei uns sehr häufig eine negative Stimmung aus. Deshalb sprechen wir im Folgenden von „alter Energie“, wenn uns dieses Muster begegnet.
Woran erkennen wir sie nun, die „alte Energie“? Es gibt Spuren, anhand derer wir sie entlarven können. Diese Spuren treten in der Regel nicht einzeln auf, sondern es kommen mehrere von ihnen zusammen. Das macht es leicht, sie zu finden, sobald Sie etwas Übung haben. Begleiten Sie uns also auf der Spurensuche. Treten Sie in die Fußstapfen von Sherlock Holmes und sammeln Sie Indizien. Nur ein oder zwei Spuren sind zu wenig, aber wenn sie im Paket auftreten, weisen die Indizien zielsicher auf die alte Energie hin – und natürlich auf die neue Energie, diejenige, in der die Menschen aus dem Herzen heraus handeln.
Spuren im Supermarkt
Für die Spurensuche begeben wir uns gemeinsam in einige Alltagssituationen hinein. Lassen Sie uns in einem beliebigen Supermarkt beginnen:
Zunächst besorgen Sie sich einen Einkaufswagen. Der ist natürlich angekettet, damit die Kunden ihn nicht entwenden, sondern nach dem Einkaufen wieder an seinen Platz stellen. Im Portemonnaie haben Sie gerade kein Kleingeld. Also zurück zum Auto, dort liegt noch ein Chip, den Sie für den Einkaufswagen benutzen können.
Nun steuern Sie auf den Eingang zu. Dort begrüßt Sie ein Schild: „Jeder Diebstahl wird zur Anzeige gebracht.“ Sie passieren eine Schranke, die sich nur in eine Richtung öffnet, nämlich in den Laden hinein. Die Obst- und Gemüseauslage gleich am Eingang wirkt irgendwie vernachlässigt. Vieles ist in Plastik verpackt, die Kundenwaage ist mit alten Etiketten zugekleistert und einige Erdbeeren liegen zerquetscht auf dem Boden.
Sie dringen weiter in das Innere des Ladens vor und stellen fest, dass seit Ihrem letzten Besuch die Anordnung der Waren geändert wurde. Wo steht bloß der Zucker? Und wo sind die Kühlregale geblieben? Sie irren durch die engen Gänge zwischen den hohen Regalen umher, die mit Werbebotschaften übersät sind. Die ganzen Fähnchen und Aufkleber lenken Sie davon ab, aus dem Überangebot an Produkten das Passende auszuwählen. Eine klare Beschilderung der Gänge wäre hilfreich, ist jedoch nirgendwo zu finden. Gerne würden Sie jemanden vom Personal fragen, aber es ist niemand in Sicht. Und dann ist da noch diese nervige Musik, die im Hintergrund dudelt und nur unterbrochen wird von einer quäkigen Stimme, die die aktuellen Sonderangebote anpreist.
Nach einer gefühlten Ewigkeit haben Sie Ihre Einkäufe beisammen und folgen dem langen Weg zur Kasse, Abkürzungen sind auf diesem nicht vorgesehen. Jetzt schnell zahlen und dann nichts wie raus hier! Doch leider erwartet Sie vorher noch eine lange Schlange an der Kasse. Der Laden ist voll und erst als der Unmut der Kunden nicht mehr ignoriert werden kann, öffnet eine zweite Kasse. Endlich sind Sie an der Reihe, die Kassiererin sagt mechanisch: „Guten Abend.“ Fast geht ihr Gruß in den Fragen unter, ob Sie Treuepunkte sammeln und eine Payback-Karte haben. Am Ende sind aus Ihrem Plan, mal eben kurz nach der Arbeit in den Laden zu springen, 45 Minuten geworden.
Der Supermarkt ist ein Rummelplatz der alten Energie. Welche Spuren sind uns dort begegnet? Zunächst gibt es viel zu wenig Personal. Die Kunden finden nur sehr schwer einen Ansprechpartner, der ihnen weiterhilft oder Fragen zu den Produkten beantwortet. Selbst an der Kasse gibt es einen Personalengpass – und das zur besten Stoßzeit am Feierabend, wo der Andrang doch vorhersehbar ist. Können zu dieser Zeit nicht vorsorglich genug Kassen geöffnet sein? In Serviceleistungen will das Management offensichtlich nicht investieren, diesbezüglich herrscht purer Mangel. Der Kunde soll sich gefälligst um alles selber kümmern. Es interessiert niemanden, ob er bei seinem Einkauf Irrwege geht oder ob es für ihn mühsam ist. Er soll einfach nur sein Geld hier lassen und dabei keine Ansprüche stellen. Viel nehmen, nichts geben – das ist purer Energieraub.
Gleich am Eingang gibt es statt einer freundlichen Begrüßung ein Warnschild, das Ihnen fast schon unterstellt, ein Ladendieb zu sein. Sie sollen doch darauf vertrauen, hier gute Lebensmittel einzukaufen, stattdessen wird Ihnen erst einmal Misstrauen entgegengebracht. Fühlen Sie sich hier willkommen und als Kunde wertgeschätzt?
Schranken am Eingang, enge Gänge, Warteschlangen am Ausgang – im gesamten Laden sind Wege versperrt. Zusätzlich fällt Ihnen die Orientierung schwer, Sie bekommen in dem Geschäft einfach keinen Überblick über das Angebot. Wegweiser fehlen und ständig werden die Waren umgeräumt. Ihre Augen und Ohren werden mit Botschaften überschüttet, weswegen Sie sich kaum auf Ihren Einkaufszettel konzentrieren können. Stattdessen sollen Sie Ihre Aufmerksamkeit ständig den Belangen des Supermarktes widmen: den Angeboten der Woche, dem Kundenbindungsprogramm, dem Wiegen von Gemüse und vielem mehr.
Ein letztes Indiz ist der Eindruck, den die Gemüsepräsentation vermittelt. Offensichtlich werden hier Ordnung und Sorgfalt nicht gerade groß geschrieben. Das Gemüse ist lieblos arrangiert, schwitzt in seiner Plastikverpackung vor sich hin und zerquetschte Früchte liegen auf dem Fußboden. Die alte Energie lässt grüßen.
Vielleicht denken Sie jetzt: „Tja, das ist zwar ärgerlich, aber so ist es eben. Da kann man nichts machen.“ Aber es geht auch anders: Seit einiger Zeit gibt es in unserer Region einen neuen Bio-Supermarkt, bei dem zunächst schon die Architekten auf Schönheit geachtet haben. Es gibt große Fenster an allen Seiten, durch die Tageslicht in das Gebäude strömt, alles wirkt hell und freundlich. Große Holzbalken an der Decke und am Eingang sorgen für eine gemütliche Atmosphäre. Was für ein Unterschied zu den hässlichen quadratischen Boxen aus Fertigbauteilen, in denen herkömmliche Supermärkte untergebracht sind. Es spielt doch auch keine Rolle, ob Bio oder nicht: ein Supermarkt darf schön sein!
Weiterhin sind die Einkaufswagen nicht angekettet, sondern stehen einfach frei zur Verfügung. Der Eingang ist frei, das Geschäft kann nach Lust und Laune betreten oder verlassen werden. Die Kassiererin begrüßt die Kunden mit einem Lächeln. Dazu passt, dass das Gemüse liebevoll präsentiert ist. Alles sieht appetitlich aus und liegt lose in der Auslage. So können die Kunden selbst entscheiden, wie viel sie wovon brauchen, denn die Menge ist nicht durch die Packungsgröße vorgegeben. Um das Gemüse transportieren zu können, liegen braune Papiertüten bereit. In den breiten Gängen ist Platz, man kann über die niedrigen Regale schauen und den ganzen Laden überblicken. An der Käsetheke bedient die Verkäuferin nicht nur freundlich, sondern berät sogar, welcher Käse besonders lecker schmeckt. Sie kennt ihre Produkte und empfiehlt sie gern weiter. Das kann sie auch guten Gewissens tun, denn sie verkauft Qualität und ist stolz darauf. Hier kaufen die Kunden nicht nur ein, sie haben nebenbei noch ein schönes Gespräch.
Im Übrigen gibt es nur wenige Sonderangebote. Die Geschäftsleitung legt Wert darauf, dass die Preise fair sind, egal, wann Sie ein Produkt einkaufen. Ist das nicht entspannt? Es gibt keinen Grund mehr, sich abzuhetzen, um den Rotwein aus dem Sonderangebot zu schnappen, der nur von Mittwoch bis Freitag reduziert ist. – In welchen der beschriebenen Läden gehen Sie wohl lieber? Sie haben die Wahl: Gestalten Sie Ihren Einkauf als schönes oder als stressiges Erlebnis?
Fassen wir noch einmal zusammen, welche Spuren der alten beziehungsweise neuen Energie wir in den beiden Supermärkten gefunden haben:
Auch Freunde hinterlassen Spuren
Gehen wir zum nächsten Beispiel über: Sie treffen sich mit einer Freundin, am Samstagnachmittag sind Sie mit Monika verabredet. Es war gar nicht so einfach, einen Termin auszumachen. Monika telefoniert nicht gern, sie schreibt lieber eine Nachricht über WhatsApp. Sie dagegen weigern sich bislang, sich ein Smartphone anzuschaffen, und rufen lieber auf dem Festnetz an. Schließlich kontaktieren Sie sich per Email und einigen sich nach langem Hin und Her darauf, sich heute um 15 Uhr im Café am Marktplatz zu treffen.
Monika kommt wie immer eine Viertelstunde zu spät. Gehetzt betritt sie das Café, sagt flüchtig „Hallo“ und tippt schnell noch eine WhatsApp-Nachricht, bevor sie Ihnen ihre Aufmerksamkeit schenkt. Sie werden schon ein bisschen ärgerlich, weil Monika die Verabredung wohl nicht so wichtig nimmt. Warum hat sie überhaupt ein Treffen vorgeschlagen, wenn sie keine Zeit hat?
Die Antwort folgt auf dem Fuße: Monika hat sich mal wieder von ihrem aktuellen Freund getrennt und es geht ihr schlecht. Wie ein Wasserfall prasseln die Worte auf Sie ein: Helmut will, dass sie aus seiner Wohnung auszieht, weil er eine andere kennengelernt hat. Sie hat die Neue schon gesehen, eine graue Maus, die ihm bestimmt die Hemden bügelt und keine eigene Meinung hat. Was er wohl an der findet? Einen leichten Ansatz zum Doppelkinn hat sie auch. Und erst die Frisur! Aus Monikas Worten spricht pure Verachtung. Aber sie wird es Helmut schon heimzahlen, dass er sie wegen dieses Hausmütterchens verlässt. Sie trifft ab und zu seinen Chef im Fitnessclub. Vielleicht sollte sie ihm mal stecken, dass Helmut ein bisschen zu viel Alkohol trinkt? Das stimmt zwar nicht, aber in der Liebe und im Krieg ist ja alles erlaubt. Rache ist süß!
Sie sind entsetzt. Helmut ist in Ihren Augen ein netter Kerl. Allerdings konnte er Monika nie etwas recht machen. Ständig hat sie an ihm herumgenörgelt. Ehrlich gesagt haben Sie sich schon immer gewundert, warum die beiden überhaupt noch zusammen sind. Monika war sowieso alles andere wichtiger als ihre Beziehung: die Karriere, die Organisation der betrieblichen Weihnachtsfeier, das Tennisturnier … Vorsichtig äußern Sie, dass es vielleicht besser ist, wenn die beiden getrennte Wege gehen. Schließlich haben sie ohnehin kaum gemeinsame Interessen.
Monika fällt wie eine Furie über Sie her: „Jetzt verteidigst du den Kerl auch noch! Ich glaub’ es nicht. Vielleicht wolltest du ihn ja schon die ganze Zeit für dich!“ „Das ist doch gar nicht wahr. Mach mich jetzt nicht zum Sündenbock“, entgegnen Sie müde und werden dabei vom Klingeln des Smartphones unterbrochen. „Mit deinem Leben wollte ich sowieso nicht tauschen“, sagt Monika kampflustig. „Ständig räumst du hinter den Kindern her, buddelst im Garten herum oder gehst mit dem Hund raus. Das ist doch kein Leben. Ich würde mich zu Tode langweilen. Weißt du was: Heute Abend gehen wir tanzen! Du gehst jetzt nach Hause, ziehst dich um und um neun Uhr hole ich dich ab.“
Seufzend stimmen Sie zu, Sie sind ja froh, dass das Gespräch wieder eine freundliche Wendung genommen hat. Aber abends um die Häuser ziehen? Das geht bestimmt bis zwei Uhr nachts. Wie anstrengend, da ist morgen der ganze Tag im Eimer. Sie wollten doch eine lange Wanderung mit dem Hund machen, daraus wird jetzt wohl nichts. Nebenbei hat Monika Sie auch noch verpflichtet, ihr nächstes Wochenende beim Umzug zu helfen. Kann sie dafür nicht Profis engagieren? Sie verdient doch genug. Aber gut, dafür sind Freunde ja da. – Wie fühlen Sie sich wohl, wenn Sie nach Hause kommen? Sehr wahrscheinlich hat Sie das Treffen angestrengt und in eine schlechte Stimmung gebracht. Was ist hier aus energetischer Sicht passiert?
Bei Ihrer Spurensuche fällt auf, wie mühsam es war, überhaupt mit Monika in Kontakt zu kommen. Sie nutzen nicht die gleichen Kommunikationskanäle. Außerdem hat Monika einen sehr vollen Terminplan, da kann sie alte Freunde nur schwer unterbringen. Und wenn es dann mal klappt, ist sie mit ihrer Aufmerksamkeit mehr bei ihrem Mobiltelefon als bei dem persönlichen Gespräch, das sie auch nur initiiert hat, weil sie jemanden zum Reden brauchte. Außerdem ist sie gerade auf der Suche nach kostenlosen Umzugshelfern. Sie meldet sich ja immer nur dann, wenn sie einen Gefallen einfordern oder mal so richtig Dampf ablassen will.
Dieses Schimpfen auf Helmut und seine neue Freundin hat Ihnen auch zugesetzt. Ständig muss Monika die Schuld bei anderen suchen und sie niedermachen. Sie sprüht nur so vor Hass und Eifersucht. Wenn sie jemand verletzt hat, kann sich derjenige warm anziehen. Monika schreckt auch vor Lügen und Intrigen nicht zurück, um sich zu rächen. Da ist es schon besser, ihr nicht zu widersprechen oder ihr gar quer zu kommen.
Das ist allerdings gar nicht so einfach, denn Monika passt Ihr ganzer Lebensstil nicht. Kein gutes Haar lässt sie an den Dingen, die Ihnen am Herzen liegen. Sie kann einfach nicht akzeptieren, dass Ihnen andere Dinge Freude bereiten, zum Beispiel die Kräuter im Garten wachsen zu sehen und lange Spaziergänge mit dem Hund zu machen. Toleranz ist nicht gerade ihre Stärke. Sie weiß genau, was sie will und bekommt es auch. Wenn sie Ihnen vorschlägt, tanzen zu gehen, ist das keine Bitte, sondern ein Befehl, dem Sie Folge zu leisten haben. Hier „Nein“ zu sagen, kostet viel Kraft und wird wieder im Streit enden.
Aber vielleicht lohnt sich eine Auseinandersetzung! Sie hätten dann nämlich Zeit, sich mal wieder mit Clara zu treffen. Schon als Sie an Clara denken, freuen Sie sich auf ein Treffen. Sie greifen zum Telefonhörer und erreichen sie gleich auf dem Festnetz. Wie wäre es, sich für Donnerstag zu verabreden? Clara hat Zeit und schlägt vor, dass sie zusammen um den See gehen. Sie können ja den Hund mitnehmen. Und die frische Luft wird allen guttun.
Am Donnerstag ist Clara pünktlich um 10 Uhr bei Ihnen. Sie nimmt Sie spontan in den Arm. „Es ist so schön, dich zu sehen“, sagt sie zur Begrüßung. Sie brechen gleich zu dem Spaziergang auf, denn sie laufen beide gern, am liebsten im Wald. Hier ist es still und anfangs macht keiner viele Worte. Sie genießen einfach die Natur und die Gesellschaft der Freundin. Nach einer Weile erzählen Sie ein bisschen aus Ihrem Alltag. Sie haben neulich Pfefferminz-Sirup gemacht aus den eigenen Kräutern. Clara findet das spannend und will das Rezept haben. Offensichtlich teilen Sie dieselben Interessen.
Das Gespräch fließt harmonisch. Sie erfahren, dass Clara gerade Ärger mit einer Kollegin im Büro hat. Sie trösten sie so gut Sie können. Im Gegenzug berichten Sie, dass es mit der ältesten Tochter gerade nicht so läuft, sie ist mitten in der Pubertät. Clara hat selbst keine Kinder, hört aber verständnisvoll zu und findet schlichtende Worte. Ihnen beiden geht es besser, nachdem jeder seinen Kummer losgeworden ist und liebevolle Unterstützung gefunden hat.
Und es gibt auch gute Nachrichten: Clara hat vor kurzem eine kleine Erbschaft gemacht. Völlig unerwartet hat ihr ihre Großtante 7.000 Euro hinterlassen. Diese kann sie gut gebrauchen, da ihr altes Auto schon recht klapprig ist. Jetzt kann sie sich endlich einen guten Gebrauchtwagen kaufen. Sie freuen sich ehrlich mit ihr und gehen beschwingt heim. Das war ein richtig guter Vormittag!
Auch für diese beiden Situationen haben wir die Spuren noch einmal zusammengetragen:
Schöner wohnen: probier’s mal mit Gemütlichkeit
In unserem nächsten Beispiel möchten Sie Ideen sammeln, wie Sie wohnen wollen. Dafür kommt Ihnen Ihr Beruf als Journalist sehr gelegen. Für eine Reportage suchen Sie einige Menschen zu Hause auf, um ein Interview mit ihnen zu führen. Sie haben vor, einige vorbereitete Fragen zu stellen, und ganz nebenbei bekommen Sie einen Eindruck von der Wohnung Ihrer Gesprächspartner.
Sie starten am Morgen und fahren in einer Wohnsiedlung zur ersten Adresse. Sie gehen durch den Vorgarten und nehmen die Hecke wahr, die sehr ordentlich geschnitten ist. Der Rasen wurde ebenfalls akkurat gemäht. Schön anzusehen, aber es ist im Prinzip genau wie beim Nachbarn. Sie klingeln und werden eingelassen. Schon bald nehmen Sie in der Küche Platz, die noch so neu aussieht wie im Möbelhaus. In Gedanken fragen Sie sich, ob hier wohl gekocht wird. Im Gespräch mit Herrn Schulz erfahren Sie einiges über seinen beruflichen Erfolg und was er noch so alles vorhat. Sie haben zwar schon einige Male angesetzt, um zu Ihrem Thema zu kommen, doch blieben die Versuche erfolglos. Ihr Gesprächspartner scheint sich selbst gerne reden zu hören. Da Sie etwas von der Wohnung sehen wollen, gehen Sie ins Wohnzimmer und machen es sich auf der Couch bequem. Herr Schulz verspricht, mit einem Kaffee für Sie nachzukommen.
Im Wohnzimmer schauen Sie sich um: ein Glastisch, ein Fernseher und ein Regal, in dem drei Bücher stehen, vermutlich zur Dekoration. Sonst liegt nichts herum, keine Zeitschrift, nichts Persönliches, und abgesehen von der Couch und zwei Sesseln kommt Ihnen die Atmosphäre sehr steril vor. Herr Schulz kommt mit dem Kaffee. Besorgt weist er Sie darauf hin, dass Sie auf einer Designer-Couch sitzen und mit dem Kaffee vorsichtig sein sollen. Als er Ihre Hand auf dem Glastisch liegen sieht, wirft er Ihnen einen ungehaltenen Blick zu. Sie beschließen, die Situation mit Humor zu nehmen. ,Das hinterlässt wohl Abdrücke auf dem Tisch’, denken Sie amüsiert. Trotzdem trauen Sie sich kaum noch, den Keks auf der Untertasse zu essen. Wenn jetzt noch ein Krümel auf dem Teppich landet, stürzt das Ihren Gesprächspartner möglicherweise in eine Sinnkrise. Die Stimmung wirkt unterkühlt, der Kaffee ist es auch. Sie verlassen zügig die Wohnung von Herrn Schulz. Von seinen strengen Benimmregeln fühlen Sie sich so eingeschränkt, dass Sie nicht mehr frei agieren können.
Auf dem Weg zu Ihrem nächsten Hausbesuch ordnen Sie Ihre Gedanken. Welchen Eindruck hat diese Wohnung bei Ihnen hinterlassen? ,Schön war sie nicht’, kommt Ihnen in den Sinn. In der Wohnung fehlte Ihnen die persönliche Note, sie wirkte kühl auf Sie. Es war eine Wohnung wie jede andere auch, austauschbar.
Spüren Sie einmal hin, wie es Ihnen ergangen ist. Sie werden feststellen, dass Sie nicht frei und unbeschwert agieren konnten. Die ganze Zeit über hatte Herr Schulz Angst um seinen Besitz. Die Räume sind wohl nicht zum Wohnen da, die Bücher nicht zum Lesen und die Couch nicht zum Sitzen. Doch wozu werden die Dinge angeschafft, wenn sie nicht benutzt werden dürfen?
Gegen Mittag erreichen Sie die nächste Wohnung. Frau Maier öffnet Ihnen die Tür und weist Sie gleich darauf hin, dass es im Flur ein wenig dunkel sei. Die Glühbirne müsse mal gewechselt werden, aber es ginge ja auch so, hören sie Frau Maier sagen. In der Küche liegen auf der Eckbank Kleidungsstücke und Ramsch, der kurzerhand zur Seite geschoben wird. Auf der Fensterbank stehen Porzellanfiguren, an den Wänden hängen Zinnteller, Fotos und silberne Löffel. Jetzt macht sich bei Ihnen der Kaffee vom Vormittag bemerkbar und Sie möchten die Toilette aufsuchen. Dort registrieren Sie, dass die Spülung nicht funktioniert und geben das der Gastgeberin weiter. Sie nickt verständnisvoll und meint, dass der Spülkasten mal erneuert werden müsse. Wenn man aber etwas am Druckknopf rüttle, dann ginge es schon.
Da jetzt Mittagszeit ist, möchte Frau Maier etwas zu Essen kochen. Sie bittet Sie, die Einmachgläser mit dem Nachtisch aus der Speisekammer zu holen. Neugierig öffnen Sie die Tür und stellen fest, dass Sie nicht weiterkommen. Der Weg ist versperrt. Da stehen ein Bügelbrett, eine leere Getränkekiste, alte Handtaschen und so einiges mehr. Kurz entschlossen räumen Sie den Weg frei. Jetzt brauchen Sie einen Moment, um sich zu orientieren. Auf Anhieb ist hier nichts zu sehen. Doch tatsächlich finden Sie nach einigem Suchen im unteren Regal zwei leicht angestaubte Einmachgläser. Stolz kehren Sie damit in die Küche zurück. Sicher können Sie jetzt ein paar Ihrer Fragen loswerden. Aber Frau Maier kramt gerade auf der Suche nach Gewürzen in den Tiefen ihres Küchenschranks herum. An ein ernsthaftes Gespräch ist im Augenblick nicht zu denken.
Stattdessen erzählt Frau Maier von ihrem Mann, der im Keller ein einzigartiges Chaos aus Werkzeug und Schrott gelagert hat. Es grenzt an ein Wunder: Ein anderer findet dort gar nichts, doch ihr Mann bringt nach einigem Suchen die gewünschten Sachen zum Vorschein. Irgendwann wird er sicherlich mal Ordnung schaffen, aber er hat ja nie Zeit. Sie stellen fest, dass Ihnen warm ist, die Luft steht und auf die Frage, ob Sie noch zum Essen bleiben wollen, ergreifen Sie die Flucht.
Wieder im Freien angekommen, atmen Sie erleichtert auf. Hier ist wieder Platz. Es war schon recht beengt bei den Maiers. Nach der zugestellten Fensterbank – die Schränke sahen nicht anders aus – waren Sie froh, nicht den Keller gesehen zu haben. Sie haben auch bemerkt, dass es überhaupt keine Freude macht, Dinge zu benutzen, die nicht funktionieren.
In beiden Wohnungen sind Sie nicht dazu gekommen, Ihr Anliegen zu formulieren beziehungsweise ein konstruktives Gespräch zu führen. Sie waren vielmehr die ganze Zeit mit der Wohnung und den Umständen ihrer Gesprächspart ner beschäftigt. Das Gleichgewicht von Geben und Nehmen war nicht vorhanden, es fand kein Austausch statt. Ihre Persönlichkeit wurde Stück für Stück untergraben. In beiden Fällen waren Sie mit fremden Angelegenheiten beschäftigt. Herr Schulz hat Sie regelmäßig zurechtgewiesen, und Frau Maier hat Sie mit Ihrem Chaos bei der Stange gehalten. Kein Wunder, dass Sie sich sowohl da als auch dort nicht wohlfühlten. Ganz nebenbei floss Ihre gute Energie in den Akku des anderen. Das kommt Ihrem Gesprächspartner sicherlich zugute, Ihnen aber nicht.
Für den Nachmittag haben Sie den letzten Besuch an diesen Tag vereinbart. Frau Lenz freut sich über Ihr Interesse an Ihrem Zuhause und hat zur Begrüßung Tee vorbereitet. Sie sitzen an einem großen Holztisch in der Küche und machen es sich bequem. Während Sie sich umschauen, fällt Ihnen ein Bild mit schönen, warmen Farben auf. Eine tolle Landschaft wirkt auf Sie ein. Als Sie diesen Gedanken laut äußern, erzählt Ihnen Frau Lenz begeistert, dass sie mit Leib und Seele gerne malt. Danach haben Sie Gelegenheit, sich in der Wohnung umzuschauen und Fragen zu stellen. Dass es hier gemütlich ist, haben Sie bereits mit all Ihren Sinnen wahrgenommen. Das Gespräch ist angenehm und es ist fast so, als würden die Worte von alleine fließen. Sie fühlen sich wohl. Die Wohnung wirkt klar und übersichtlich. Zwar passen nicht alle Möbel hundertprozentig zusammen, aber es befinden sich einige Unikate unter ihnen. Frau Lenz hat sie von ihren Reisen mitgebracht, und so haben einige dieser Möbel eine Geschichte zu erzählen. Mit einem Blick auf die Uhr stellen Sie fest, dass schon zwei Stunden vergangen sind – das ging aber schnell. Sie verabschieden sich und fahren ganz beflügelt nach Hause.
Sie stellen für sich fest, dass Unterschiede wirklich bereichern. Über die verschiedenen Eindrücke kommen Sie dem näher, was Sie für sich wollen. Und als Bonus hat sich Ihre Batterie während des Treffens mit Frau Lenz wieder aufgeladen. Auch sie hat sicherlich Energie getankt, denn die Sympathie beruhte auf Gegenseitigkeit. Bei so einem schönen Gespräch muss es einem einfach gut gehen!
Der Arbeitsplatz als Fundgrube
Auf der Suche nach Spuren erweist sich auch der Arbeitsplatz als wahre Fundgrube.
Großes vollbringen im Großraumbüro
Schon die räumliche Gestaltung liefert erste Hinweise auf die neue oder die alte Energie. Sehen wir uns zum Beispiel die Büroräume an. In der Verwaltung einer Maschinenbau-Firma ist jede Etage ein einziges Großraumbüro. Es gibt ein paar Schränke, die als Raumteiler verwendet werden, und einige Mitarbeiter haben Schutz hinter einer Stellwand gesucht. Grundsätzlich aber ist die gesamte Etage offen, abgesehen vom Büro des Bereichsleiters.
Wenn Daniel mit einem Kunden telefoniert, bekommt auch Thomas den Inhalt des Gesprächs mit, obwohl er fünf Tische entfernt sitzt. Zehn Meter weiter steht ein Kopierer. Bettina erstellt dort gerade die Skripte für ihre Präsentation am Donnerstag, und das wird dauern. Thomas versucht, sich auf eine Kalkulation zu konzentrieren. Das fällt ihm schwer, es ist einfach zu laut. Als er es endlich schafft, in die Welt der Zahlen einzutauchen, steht Bettina plötzlich neben ihm und fragt, ob er ihr helfen kann, den Papierstau zu beseitigen? Ja klar, Thomas hilft gern.
Zurück am Schreibtisch versucht er, den Faden wieder aufzunehmen. Wie viel sollte doch gleich die neue Antriebswelle für die Maschine kosten? Er hatte es doch vorhin schon nachgeschaut. Ein blinkender Umschlag auf seinem Bildschirm reißt ihn wieder aus dem Denkfluss. Schon wieder sieben neue Emails. Mal schnell nachschauen, ob etwas Dringendes dabei ist: nein, nur Werbung. Er versucht, sich zu sammeln. Wie hoch war jetzt der Preis für die Antriebswelle?
In diesem Stil geht es weiter, bis es gegen 17 Uhr etwas ruhiger wird im Großraumbüro. Jetzt könnte Thomas anfangen, ernsthaft zu arbeiten. Er war zwar den ganzen Tag beschäftigt, aber die Kalkulation hat er nicht fertig bekommen. Statt sich um das Wichtigste zu kümmern, nämlich um den Leitfaden für seine zukünftigen Aktivitäten, hat er sich von lauter Kleinkram ablenken lassen. Er hat im Laufe des Tages einfach den Überblick verloren.
Sehnsüchtig denkt er an seinen vorherigen Arbeitsplatz. Dort hatte er ein eigenes Büro zusammen mit nur einer Kollegin, es war relativ ruhig und er konnte konzentriert seine Arbeit erledigen. Sein Telefon hatte einen Anrufbeantworter, den er einfach mal für zwei Stunden eingeschaltet hatte, wenn er an einer kniffligen Sache dran war. So war er für eine Weile ungestört.
Obwohl er ein viel größeres Arbeitspensum hatte als jetzt, blieb immer mal wieder Zeit für einen netten Plausch in der Teeküche. Seine Projekte konnte er sorgfältig planen und systematisch abarbeiten. Er hatte einfach alles gut im Blick. Am Ende des Tages ging er meist zufrieden nach Hause, weil er richtig was geschafft hatte. Warum hat er da bloß gekündigt? Die Gehaltserhöhung im neuen Job wiegt den Stresspegel bei weitem nicht auf.
Was begegnet uns hier? Die Mitarbeiter der Maschinenbau-Firma kämpfen jeden Tag gegen widrige Arbeitsbedingungen an. Es herrscht Lärm im Büro, ständig geht jemand am Schreibtisch vorbei. Eine Ablenkung folgt der anderen, weil die Menschen keinen Raum für sich haben. Immer wird ihre eigentliche Arbeit unterbrochen, und es fällt sehr schwer, sich auf etwas zu konzentrieren. Das Gehirn gewöhnt sich daran, immer hin und her zu springen. Die Aufmerksamkeit wandert von einer Kleinigkeit zur anderen, bis der Überblick über das große Ganze verloren geht. So setzen die Mitarbeiter völlig falsche Prioritäten.
Kann das im Sinne des Managements sein? Die Führungsetage behauptet, das Großraumbüro fördere die Kommunikation der Mitarbeiter. Deshalb wird es nicht gern gesehen, wenn jemand aus der Reihe tanzt und sich in einen eigenen Raum zurückzieht. Wenn derjenige aber gute Arbeit leistet und die Ergebnisse mit seinen Kollegen teilt, drängt sich die Frage auf: Worum geht es hier? Geht es darum, dass die Kommunikation fließt und effizient gearbeitet wird? Oder geht es vielmehr darum, Kontrolle auszuüben? Denn wir wissen ja: Wenn alle dasselbe machen, sind die Menschen in ihren Handlungen vorhersagbar und leichter zu steuern.
Halten wir zunächst folgende Spuren fest:
Die Chaos-Theorie
Werfen wir einen Blick in eine andere Firma, diesmal eine Werbeagentur. Hier legt man Wert darauf, ein kreatives Image nach außen zu transportieren. Die Agentur wird ja von ihren Kunden für gute Ideen bezahlt. Der Firmengründer Dominique glaubt an das Klischee vom kreativen Chaos, entsprechend ist seine Arbeitsweise. Nicht nur, dass sein Büro voll ist von mysteriösen Stapeln aus längst vergessenen Papieren, er verwirrt auch seine Mitarbeiter, weil er unklare Anweisungen gibt und ständig seine Meinung ändert.
Die Designerin Tina sitzt gerade an einem Entwurf für eine neue Werbeanzeige. Noch bevor sie damit fertig ist, platzt Dominique zur Tür herein: Er hat sich überlegt, dass in der Anzeigenkampagne nun doch kein Landschaftsmotiv abgebildet werden soll. Er hält eine Großstadtszenerie für geeigneter, um potentielle Kunden anzusprechen. „Aber letzte Woche hast du doch im Meeting festgelegt, dass wir das Produkt als naturbelassen und umweltfreundlich verkaufen wollen“, sagt Tina verwirrt. „Ich bin fast fertig mit der Anzeige.“ „Ich habe meine Meinung halt geändert“, antwortet Dominique. „Ich bin schließlich der Chef. Was hast du denn bisher entworfen? Lass mal sehen. Nein, das ist sowieso nicht das, was ich im Kopf hatte. Das muss irgendwie anders rüberkommen“, kritisiert er. „Was genau meinst du mit irgendwie anders?“ fragt Tina. „Keine Ahnung, denk dir halt was aus. Ich muss jetzt los. Ach ja, und ich brauche den neuen Entwurf bis morgen früh“, sagt der Chef und verschwindet zur Tür hinaus. Tina seufzt frustriert, ihre Arbeit von zwei Tagen ist für den Papierkorb. Und jetzt soll sie in Windeseile ein komplett neues Design vorlegen. Also sind mal wieder Überstunden angesagt. Eigentlich war sie ja für heute Abend mit ihrer Freundin Anja verabredet. Das Treffen muss sie wohl absagen, wenn Dominique den Entwurf morgen früh haben will.
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