Kitabı oku: «Das Arrangement», sayfa 2

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Aber auch an diesem Freitag geschah das Ersehnte nicht.

Ich hörte Roberts Schritte auf der Treppe nach unten, schließlich das Klappen der Tür zur Einliegerwohnung. Danach wurde es wieder still und ich schlich zurück ins Bett.

Einzig und allein tröstend war die Gegebenheit, dass sie sich an unsere Abmachung hielten.

François nutzte den Hintereingang und Robert bot den Nachbarn keine Angriffsfläche.

Niemand schien zu ahnen, was sich im Inneren des Hauses tatsächlich abspielte.

Am nächsten Morgen spürte ich eine kleine Erleichterung darüber, dass die Nacht vorbei war. Das Wochenende lag vor mir. Zwei Tage, die ich mit Robert hatte; danach die Woche, in der ich ebenfalls nichts von ihm hören würde. François.

Ich taperte ins Erdgeschoss und bereitete das Frühstück vor. Lediglich in einen Morgenmantel gekleidet deckte ich den Tisch und zündete sogar eine Kerze an.

Nebenbei machte ich mir Gedanken über das Wochenende, darüber, was ich mit Robert unternehmen könnte, ohne dass es ihn zu sehr schlauchte. Wir gingen beide einem anstrengenden Job nach. Das Ende der Woche war da, um sich zu erholen.

Pünktlich um 9 Uhr hörte ich die Tür der Einliegerwohnung gehen. Mit langsamen Schritten kam Robert die Stufen hinauf. Sein Hemd steckte akkurat in der grauen Hose, doch die obersten Knöpfe waren offen. Sein Sakko trug er unter einem Arm.

Er sah müde aus, übernächtigt. Sicher lag es nicht an dem langen Abend im Club, sondern daran, dass er die letzten Stunden mit einem Typen verbracht hatte, der mehr oder minder halb so alt war wie er.

Ich mochte mir nicht vorstellen, wie sie es miteinander getrieben hatten. Kaum dachte ich mir mögliche Szenarien dazu, blendete ich sie aus.

„Hallo mein Schatz“, sagte er mit einem gütigen Lächeln auf den Lippen. Den Blick auf den Frühstückstisch gerichtet, schlich er näher. Er unterließ es, mich zu küssen oder zu umarmen. Das rechnete ich ihm hoch an.

Schon von Weitem roch ich die Ausdünstungen seines Körpers, die Folgen der Nacht, den Geruch nach Zigarettenrauch und Alkohol, den er eigentlich immer aus dem Club mitbrachte. Vermutlich roch er auch nach ihm, aber daran wollte ich erst recht nicht denken. Er deutete zur Treppe in Richtung Badezimmer. „Bin kurz duschen, dann bin ich bei dir.“

„Okay“, erwiderte ich knapp. Ja, wasch die Nacht weg, dachte ich still bei mir. Ich will gar nicht wissen, was du erlebt hast.

Geduscht und umgezogen saß er schließlich mit mir am Frühstückstisch. Der gemeinsame Start ins Wochenende war mir immer wichtig.

„Was hältst du von einer Shoppingtour in der Stadt mit anschließendem Mittag im Savoy? Und heute Abend machen wir es uns gemütlich, okay?“

„Das klingt super.“ Robert zwinkerte mir zu. Er meinte es ernst, doch seine Augen waren klein.

Ich nahm einen Schluck Kaffee, stellte die Tasse ab und atmete tief durch. Eigentlich wollte ich das Thema nicht ansprechen. Alles sträubte sich in mir, aber ich wusste auch, dass mich ein Schweigen darüber den ganzen Tag belastet hätte.

„Ich weiß, dass er dir wichtig ist“, sagte ich demzufolge. Gleichzeitig bohrte sich die Feststellung schmerzend in meinen Magen. „Aber du darfst dich nicht für ihn aufgeben.“

„Oh, das tu ich nicht, Nielo, auf keinen Fall“, entgegnete er postwendend. Seine haselnussbraunen Augen sahen mich an: liebevoll und auch traurig. „Du bist das Wichtigste für mich und das wird so bleiben.“

Er langte über den Tisch, nahm meine Hand und drückte sie fest.

Mir fiel ein kleiner Stein vom Herzen. Seine Worte gaben mir die notwendige Stütze. Ich war die Nummer eins in seinem Leben. Das würde auch ein François nicht ändern.

„Okay.“ Ich nickte. Das Thema war erledigt. Zumindest für diesen Moment.

Es änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass Robert ausgelaugt wirkte wie jeden Morgen, wenn er den Freitagabend mit François verbracht hatte.

Vielleicht hätte es mich an jenem Morgen wütend machen müssen, aber das tat es nicht. Wir hatten diese Abmachung und diese Regelung hatte Struktur in den Alltag gebracht. Da ich Robert liebte und nach wie vor an unserer Beziehung festhielt, spürte ich eher eine Art von Mitleid.

Dieser bildhübsche Mann, der zwischen uns stand, war zwanzig Jahre jünger als mein Ehemann. Da blieb es wohl nicht aus, dass man sich gerädert vorkam, um mitzuhalten.

Ich räumte den Tisch ab und bemerkte Roberts Nachdenklichkeit. Dachte er dasselbe wie ich?

„Dann mache ich mich jetzt fertig für die Stadt“, entschied ich und zeigte auf meine Shorts, die unter dem offenen Morgenmantel hervorlugten. „Vielleicht reicht die Zeit für ein kleines Nickerchen auf dem Sofa.“

Robert lächelte. „Vielen Dank.“

Natürlich war er in meiner Abwesenheit nochmal auf dem Sofa eingenickt. Ich weckte ihn mit einem Kuss auf die Stirn und dem neusten Herren-Duft von Lancôme.

Er klappte die Lider auf und schmunzelte. „Du riechst wunderbar.“

„Nur für dich, alter Mann“, neckte ich.

„Oh bitte, mach mich nicht älter, als ich bin.“

„Was?“ Ich lachte. „Sonst bist du es doch, der sich zur Altherrenliga zählt.“

Robert betrachtete mich von Kopf bis Fuß. Ich steckte in Bluejeans und einem weißen Kapuzenpullover. Ich mochte es sportlich, was nicht nur an meinem Beruf lag. Bequeme Markenkleidung gab mir ebenfalls das Gefühl, die Jugend nicht verloren zu haben.

Robert bevorzugte seine Hemden und Anzüge – war er nicht gerade im Club unterwegs. Dort trug er vornehmlich seine Lederjacke und die engen Jeans, die aufgrund seiner schlanken Figur dennoch Falten warfen.

Er stand auf und rieb sich das Gesicht. Die kleine Auszeit hatte ihm gutgetan. Unternehmungslustig sah er mich an. „Von mir aus können wir los.“

Zehn Minuten später lenkte Robert den schwarzen BMW aus der Garage. Die Sonne schien und er trug eine Sonnenbrille von Ray Barn, die jedoch nicht verhinderte, dass er den Radfahrer von der rechten Seite nicht bemerkte.

„Vorsicht!“, warnte ich, sodass er gerade noch rechtzeitig in die Eisen ging. Obwohl Robert vor dem Überqueren des Bürgersteiges abbremste, stoppte der Biker nur dicht vor der Kühlerhaube. Mit geöffnetem Mund sah er in unsere Richtung und ich schluckte.

Es war François, der dort mit seinem Rennrad stand, buchstäblich zur Salzsäule erstarrt. Ich konnte es ihm nicht verübeln, denn Robert hatte ein ordentliches Tempo drauf gehabt.

Ein paar Sekunden vergingen, bis François sich wieder dem Rad widmete. Er trug eine enge Radlerhose und hatte einen Fahrradhelm auf dem Kopf. Sein hautenges Oberteil definierte seine schlanke Figur bis ins kleinste Detail.

Er blickte kurz auf die Straße und fuhr los. In Windeseile war er aus unserem Blickfeld verschwunden.

Robert schwieg. Ich sagte ebenfalls nichts dazu. An einem Samstag hatte François nichts in unserem Leben zu suchen.

Trotzdem drang mir ein wirklich scheußlicher Satz in den Kopf: Hättest du ihn doch bloß umgenietet, dann wären wir ihn endlich los!

In den nächsten Stunden lenkten wir uns ab.

Wenn wir samstagvormittags einkaufen gingen, landeten wir nicht beim Discounter, sondern in edlen Boutiquen. Nicht selten kaufte mein Mann mir eine neue Uhr oder kostbare Krawattennadeln, die ich nie trug, einzig und allein, um das Klischee zu bewahren, aus dem wir uns einen Spaß machten.

Er war großzügig und ich ließ mich gern beschenken. Zum Abschluss des Ausfluges gönnten wir uns dann eine Auszeit in einem exquisiten Café. Sekt und Lachsbrötchen. Irgendwo muss man ja hin mit seinem Geld, sagte Robert stets mit einem Augenzwinkern.

Nach dem Abendessen, das wir uns hatten ins Haus kommen lassen, sahen wir uns einen Film an, doch bei einem Glas Wein und dem flüssigen Dialog nebenher kamen wir schnell zu dem Punkt, der für einen Samstagabend unabdingbar war.

„Gehen wir hoch?“, wisperte Robert in mein Ohr. Ich spürte seinen warmen Atem auf der Haut und stimmte sofort zu. In der Woche ging es in unserem Schlafgemach eher ruhig zu, vor allem, weil wir nach einem Arbeitstag häufig für Zärtlichkeiten keinen Sinn mehr hatten.

Mit dem Beginn des Wochenendes hatte sich dann einiges angestaut.

Bei Robert, weil er schon am Freitag auf den Geschmack gekommen war und bei mir, weil ich regelrecht danach gierte, meine Rechte einzufordern – und auszuleben.

„Wie hätten Sie es denn gerne, mein lieber Gemahl?“, fragte ich neckisch. Robert lag bis auf die Unterhose entkleidet auf dem Bett und sah mich erwartungsvoll an. In unserer Beziehung gab es keine Rollenverteilung. Wir liebten uns so, wie es uns in den Sinn kam, und ich konnte nicht behaupten, dass einer von uns zu kurz kam.

„Also, wenn du mich so fragst …“ Robert lag auf dem Rücken, sah an die Decke, als überlegte er, wie er seinen Wunsch formulieren sollte. Mit den Fingerkuppen fuhr er sich über den nackten Bauch. Seine Brustbehaarung wuchs auch in der Körpermitte und bildete eine zarte Linie bis unter seinen Bauchansatz. Ich hatte große Lust, ihm die Shorts von den Hüften zu reißen und es einfach zu machen. Die ganze Woche hatte ich auf diesen Moment gewartet. Ich war geil und hungrig und wollte es ihn unbedingt spüren lassen.

„Wie heißt noch dieser große Muskel im Glutealbereich?“

Ich stand vor dem Bett, kleidete mich aus und grinste verhalten. „Du meinst den Musculus gluteus maximus?“

„Ja!“ Roberts Augen wurden noch einen Tick weiter. „Ich glaube, ich bin dort total verspannt.“

„Und ich bin außer Dienst“, erwiderte ich augenzwinkernd.

„Oh, bitte, Nielo, ich flehe dich an, bitte mach es …“

Er wusste genau, dass es mich anheizte, wenn er mich um etwas bat; wenn er mich anflehte, etwas zu tun, und mir damit das Gefühl gab, die Oberhand zu besitzen. Ja, es hatte nicht immer was mit dem Alter zu tun, dass man mal gerne den Macker raushängen ließ.

„Also gut.“ Ich langte mir zwischen die Beine und knetete mich durch den Stoff. „Dann Hose runter und auf den Bauch.“

Allein die Tatsache, dass er sofort machte, wonach ich verlangte, stachelte mich an, die Sache richtig gut zu tun. Ohnehin gab mir Robert stets das Gefühl, dass Sex mit mir etwas Besonderes war.

Obgleich sich nach einigen Jahren ein gewisses Tief eingestellt hatte, ließen wir uns davon nicht beeinflussen.

Oder lag es an den neu aufgestellten Regeln, dass am Wochenende endlich wieder ein frischer Wind in unserem Schlafzimmer wehte?

Ich dachte nicht länger darüber nach, wer oder was dafür verantwortlich sein könnte, dass es inzwischen wieder besser lief.

Kaum hatte Robert sich komplett ausgezogen und bäuchlings über das Bett ausgebreitet, befreite ich meinen pochenden Schwanz von der engen Unterhose.

Während in anderen Schlafzimmern Gleitgel und Kondome ihren festen Platz einnahmen, gab es auf unserem Nachtschrank eine Vielfalt von Massageölen.

Unsere Liebe hatte in einer Massagepraxis gestartet und das hatten wir zu keiner Zeit vergessen. Allerdings war ich als Physiotherapeut und ausgebildeter Masseur nicht nur mit den Händen geschickt.

Robert hatte das von der ersten Behandlung an zu schätzen gelernt und wann immer sich ihm die Möglichkeit ergab, machte er von meinen Fertigkeiten Gebrauch.

Ich langte nach dem Mandelöl, drückte eine gute Portion davon in die Handfläche und begab mich hinter ihn in Position.

Ich setzte mich auf seine Oberschenkel, passte auf, dass er nicht mitbekam, wie begehrlich sich mein Schwanz in seine Richtung streckte. Ein sinnliches Vorspiel war wichtig, denn das brachte uns beim eigentlichen Akt erst richtig in Fahrt.

Behutsam setzte ich meine Hände auf seine Flanken, wartete, bis sie seine Körpertemperatur angenommen hatten. Danach verteilte ich das Öl dicht über seinem Gesäß.

Eine Massage des Hinterteils ist nichts Ordinäres, obgleich sie in vielen Praxen nicht angeboten oder wenig ausgeführt wird. Dabei sind die dort ansässigen Muskeln ein wichtiger Teil unseres Bewegungsapparats. Sie stabilisieren und stützen uns. Sind sie verspannt, kommt es zu Schmerzen und Fehlhaltungen.

Das hatte ich Robert schon in den ersten Wochen unserer frischen Liebe beigebracht.

Seitdem vergötterte er meine Künste, sein Hinterteil professionell zu verwöhnen. Er hielt still und seufzte ins Kissen, während ich ihm eine exquisite Gesäßmassage bot.

Ich strich von den Flanken in Halbkreisen über seine Gesäßhälften, knetete mit gekippter Hand seine Flankenregionen, streichelte ihn Hand über Hand und ließ meine Ballen fest und tief auf seinem Allerwertesten zirkeln.

Ich fuhr so lange auf seiner Kehrseite herum, bis ich bemerkte, dass er dem sanften Druck, den ich auf ihn ausübte, nachkam. Kaum merklich presste er seinen Unterleib auf das Bett, immer dann, wenn ich neue Kreise auf seiner öligen Haut zog. Ein Zeichen für mich, einen Schritt weiter zu gehen.

Die offizielle Massage war zu Ende, nun folgte der private, intime Part.

Ich schob zwei Finger vor und stimulierte ihn tief.

Sofort drückte er sich fester ins Laken. Je schneller und mutiger ich ihn fingerte, desto lustvoller wurde sein Stöhnen. „Oh, Nielo, hör bloß nicht auf …“

„Ist es gut so, ja?“ Ich dehnte und reizte ihn gleichermaßen, nicht, ohne selbst diesen unbeschreiblichen Druck zu verspüren.

„Es ist himmlisch.“ Er ächzte ins Kissen und zog mit dem Unterleib kleine Kreise. Es war von Vorteil, dass er ein paar Jahre mehr Lebenserfahrung mit sich trug. Ich musste keine Angst haben, dass er vorzeitig kam. Er konnte sich beherrschen und den Rausch der Sinne genießen. Meist war ich es, der die Aufwärmphase beendete, weil ich es nicht länger aushielt.

Ich beugte mich so weit vor, dass mein harter Schwanz seinen Oberschenkel berührte. Ich rieb meine Brust an seinem Rücken und verbiss mich in seinem Hals, doch zu keiner Zeit hörte ich auf, ihn von innen zu massieren.

„Oh Gott Nielo …“ Er wimmerte und zitterte … Eine Hand verschwand unter seinem Körper und blieb dort verschwunden. Er biss ins Kissen. Ich hatte ihn so weit.

„Startklar?“, hakte ich nach.

„Mach es, bitte, los, mach es …“

II.

Es geschah am Montagabend.

Nach Feierabend besorgte ich ein paar Lebensmittel. Zu Hause angekommen fand ich wie gewohnt einen Zettel von Robert vor. Meist schrieb er mir einen Hinweis, dass er im Club war und beabsichtigte, zu einer bestimmten Uhrzeit zurück zu sein. So wusste ich, ob wir gemeinsam oder getrennt zu Abend essen würden.

An diesem Tag versprach mir seine Notiz, dass er spätestens um 20 Uhr nach Hause kommen würde. Dementsprechend euphorisch stieg ich in meine Trainingskleidung und ging eine Runde joggen. Obwohl ich mich in der Praxis physisch betätigte, war das Laufen etwas, dem ich gern nach Dienstschluss nachging, um den Ballast des Tages abzuschütteln. Natürlich auch, um mir meine Fitness zu bewahren. Robert mochte meinen trainierten Körper. Ich wollte nicht nur für ihn in Schuss bleiben. Eine definierte Figur war ebenfalls gut für das Ego. Nicht, dass ich davon nicht genug hatte, aber mit fortschreitendem Alter war es nicht mehr so leicht, attraktiv zu sein.

Das war mir bewusst geworden, als Robert das erste Mal von François erzählt hatte; von dem jungen Typen, der beim Vortanzen alle anderen Anwärter auf den Job in den Schatten gestellt hatte. Er hatte von dem hübschen Gesicht berichtet, dem unwiderstehlichen Lächeln und dem makellosen Body. Am Anfang hatte ich mich noch darüber amüsiert, aber da die Schwärmerei nicht aufhörte und seine allabendlichen Nächte im Club länger wurden, hatte sich eine gewisse Skepsis eingestellt.

Inzwischen lagen die Karten offen auf dem Tisch. Ich hatte einen Nebenbuhler – dementsprechend hart ging ich mit mir selbst ins Gericht.

Ich achtete vermehrt auf gesunde Ernährung, versuchte auch, Robert einzubinden. Selten ließ ich mich gehen. Weder im Outfit noch in der Pflege meines Körpers.

Kurzgesagt: Ich hatte Angst, meinen Mann zu verlieren und tat alles dafür, um ihm weiterhin zu gefallen.

Aber an diesem besagten Montag war nahezu alles perfekt. Das Wochenende war schön gewesen. Die positiven Schwingungen hallten nach. Roberts Notiz ließ vermuten, dass er ebenso empfand, und so startete ich in freudiger Erwartung in den Abend.

Nach dem Joggen kleidete ich mich edel, trug das beste Parfum auf, das ich besaß, und begab mich in die Küche. Ich wollte uns etwas kochen, etwas Gesundes, etwas, das nicht im Magen lag, denn schweres Essen konnte sich negativ auf den weiteren Verlauf des Abends auswirken.

Ich garte zartes Hühnchenfleisch und schnitt Tomaten, Paprika und Zucchini in kleine Stücke, hatte vor, einen leckeren Auflauf zu machen.

Mittendrin klingelte das Handy und Roberts Nummer wurde angezeigt. Ich seufzte mit einer schlimmen Vorahnung. Es kamen nur zwei Dinge in Betracht: Entweder wollte er mir sagen, dass er auf dem Weg war oder dass er sich verspäten würde.

Dementsprechend nahm ich das Gespräch missmutig entgegen. „Ja? Was gibt es?“

Zu meinem Erstaunen meldete sich nicht Robert am anderen Ende, sondern eine Frau.

„Entschuldigen Sie, aber spreche ich mit Herrn Becker?“

Ich stutzte und mein Herz machte einen unnatürlichen Sprung. „Ja …“

„Hier ist Schwester Annett aus dem Zentralklinikum, Notaufnahme. Sie sind der Lebensgefährte von Herrn Robert Saxen?“

Für einen Moment setzte mein Herzschlag aus. „Ich bin sein Ehemann, ja, ist etwas passiert?“

Der Puls schlug mir wummernd gegen den Hals. Ich schob die Pfanne vom Herd und presste das Handy fest an mein Ohr.

„Bleiben Sie ruhig“, bat die Schwester. „Es ist ihm nichts Schlimmes zugestoßen, aber Herr Saxen ist gestürzt und musste zum Röntgen. Er bat mich, Sie anzurufen.“

Ich atmete aus und stützte mich auf die Küchenablage. Obwohl ihre Worte beruhigten, schlug die Nachricht wie eine Bombe ein. „Was ist mit ihm?“, fragte ich panisch.

„Irgendetwas mit seinem Fuß“, versicherte sie mir. „Sie sollen sich nicht aufregen, hat er gesagt, es sei nicht so schlimm.“

Nicht schlimm? Er war im Krankenhaus! Aber das war typisch für Robert. Er war einer der wenigen, der sich auch mit einer Grippe zur Arbeit schleppte, jemand, der sein Leid nie zugab und immer positiv dachte.

„Ich komme!“, sagte ich kurz entschlossen. „Richten Sie ihm das bitte aus. Ich bin unterwegs!“

*

Im rasanten Fahrstil nahm ich den Weg mit meinem Golf in Richtung Klinik auf. Der Feierabendverkehr war vorüber und die Straßen leer. Auch bekam ich sofort einen Parkplatz dicht am Krankenhaus. Kopflos folgte ich den Hinweisschildern zum Röntgen. Doch nirgends eine Spur von Robert.

In der Eingangshalle wandte ich mich dann an den Infotresen. Mir wurde gesagt, dass mein Partner die Röntgenabteilung inzwischen verlassen hatte und auf die Privatstation der Chirurgie verlegt worden war.

Ich machte mir nicht die Mühe, auf den Fahrstuhl zu warten, und erklomm die Treppen in den vierten Stock. Im Schwesternzimmer bekam ich weitere Auskunft und schließlich stand ich vor dem Zimmer, in dem Robert untergebracht war.

Ich klopfte nicht an, sondern stürmte hinein. Mit Erleichterung sah ich auf den ersten Blick, dass er wach war und im Gesicht nicht verletzt. Er lächelte sogar. Aber ebenso sprang mir die Person ins Auge, die dicht neben dem Bett auf einem Stuhl saß: François.

Meine Sorge drang in den Hintergrund. Bis auf den linken Fuß, der bandagiert auf einem Kissen ruhte, ging es Robert allem Anschein nach blendend.

„Was machst du denn für Sachen?“, stieß ich hervor.

Mit hastigen Schritten nahm ich Kurs auf das Bett. Ich drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.

„Oh, Nielo, das ist schön, dass du so schnell gekommen bist. Bitte, beruhige dich, es ist nicht so schrecklich, wie es aussieht.“

Ich richtete mich auf und sah ihn strafend an. Schrecklich war, dass er nicht allein war und ich mir absolut bescheuert vorkam.

„Und was will der hier?“ Mit einer Kopfbewegung zur Rechten deutete ich auf François, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Ich hatte ihn nicht einmal gegrüßt. Wieso auch? Es war Montag. Ein Wochentag, an dem er sich zurückzuhalten hatte.

„Es ist im Club passiert“, berichtete Robert. „Ich bin auf den Stufen nach unten umgeknickt. François war so freundlich, mich zu fahren.“

Er zwinkerte seinem Begleiter zu.

„Okay, aber nun bin ich hier“, gab ich unmissverständlich zu verstehen. Sofort hörte ich ein Stuhlrücken hinter mir und François’ sanfte Stimme.

„Dann werde ich zurückfahren. Die nächste Show beginnt ja auch bald.“

Aus dem Augenwinkel registrierte ich, wie er sich zu Robert vorbeugte. Ich sah sofort weg und schloss sogar die Augen, damit ich den Abschiedskuss nicht miterleben musste.

„Bitte sei so lieb und nimm den Wagen und lass ihn am Club stehen.“

„Mach ich, Robert, gute Besserung.“

Abwartend starrte ich an die helle Wand mit dem grässlichen Bild. Ich hörte Kleidung rascheln und schnelle Schritte. Erst nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, drehte ich mich wieder zu Robert hin.

„Großartig!“, schnauzte ich. „Da lasse ich alles stehen und liegen, eile hierher und er sitzt an deinem Bett und hält Händchen!“

Erneut wich ich Roberts Blick aus, aber diesmal, weil ich seine braunen Hundeaugen kannte, die mich binnen weniger Sekunden besänftigen konnten.

„Er hatte gerade Zeit und kennt sich mit dem Wagen aus“, erklärte er.

Missmutig hielt ich den Kopf abgewandt. „Ihr hättet einen Krankenwagen oder ein Taxi rufen können.“

„So schlimm ist es auch nicht.“

Gefasst atmete ich durch und besann mich der Situation. War mein Aufruhr unpassend? Ich sah mir Roberts Fuß an. Er schien am Knöchel geschwollen. Ein Kühlelement lag obenauf. „Was ist denn damit? Kannst du laufen?“

„Er ist nicht gebrochen“, schilderte Robert. „Vermutlich verstaucht, aber das reicht. Richtig auftreten kann ich nicht.“

„Und nun?“ Ich zog die Jacke aus und umkreiste das Bett, setzte mich auf den Stuhl, auf dem soeben noch François gesessen hatte. Ein Fehler! Die Sitzfläche war warm. Sofort stand ich wieder auf und tauschte die Sitzgelegenheit gegen eine andere aus.

Mir entging nicht, wie Robert die Augenbrauen anhob, doch er äußerte sich nicht zu meinem Verhalten.

„Du musst nicht hierbleiben, oder?“

„Keine Ahnung.“ Just ging die Tür auf und eine Krankenschwester kam herein. Lächelnd reichte sie Robert sein Handy entgegen.

„Ihren Mann habe ich angerufen …“

„Ja.“ Ich hob die Hand. „Das bin ich, vielen Dank nochmals.“

Die Schwester nickte. „Und Ihr Sohn ist eben los?“

„Das war nicht sein Sohn!“, entwich es mir postwendend.

„Ein guter Freund“, schaltete sich Robert dazwischen, und schon war er dabei, auf dem Display des Handys herumzutippen, vermutlich, um sicherzustellen, dass in seiner Abwesenheit nichts im Club geschehen war.

„Der Arzt meint, es ist besser, wenn Sie eine Nacht zur Beobachtung bleiben. Zudem legt er Ihnen gleich einen speziellen Druckverband an.“

Robert sah entsetzt auf. Ich wusste, was er dachte und er sprach es auch sofort aus. „Bin ich damit denn mobil? Kann ich arbeiten? Wie lange dauert sowas?“

„Das besprechen Sie lieber mit dem Arzt.“

Robert stöhnte entnervt und die Schwester ging. „Großartig“, entwich es ihm. „Das bedeutet nichts Gutes.“

„Das wird schon“, tröstete ich. Nun fasste ich nach seiner Hand und streichelte sie. „Sei froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist.“

Demzufolge fuhr ich ohne Robert nach Hause. Vorbei die Vorstellung von einem romantischen Abend. Stattdessen musste mir François begegnen und Salz in die Wunde streuen.

Während der Fahrt baute sich die Wut auf ihn abermals auf. Was bildete er sich ein, am Anfang der Woche den Gutmenschen zu spielen?

„Ihr Sohn …“, äffte ich die Schwester laut nach. „Dass ich nicht lache …“

Mit quietschenden Reifen fuhr ich in die Garage. Mit Wucht stieß ich die Wagentür hinter mir zu. Mir war egal, ob die Nachbarn etwas von meiner schlechten Laune mitbekamen. Der Abend war gelaufen …

In der Küche sah ich auf die Lebensmittel, die in meiner Abwesenheit an Glanz verloren hatten. Am liebsten hätte ich die Pfanne mit dem Fleisch durch die Küche geschmissen, aber das wäre eine Sauerei geworden. Da ich jedoch nicht wusste, wohin mit meinem Zorn, machte ich dort weiter, wo ich vor wenigen Stunden aufgehört hatte. Ich packte das Küchenmesser und stach es in die Tomaten. Hektisch und grob schnitt ich das Gemüse in Scheiben und stellte mir vor, dass es François’ Körper wäre, den ich zerteilte.

*

Am nächsten Tag sah die Welt schon anders aus. Nachdem ich in der Praxis ein paar Kunden abgefertigt und den restlichen Arbeitstag meinen Angestellten überlassen hatte, holte ich Robert aus dem Krankenhaus ab.

Seinen Erzählungen nach hatte er kein Auge zugetan, was weniger an den Schmerzen gelegen hatte, sondern an den Sorgen, die er sich um die Geschäfte machte. Auf der Fahrt nach Hause führte er das erste Gespräch mit Piet.

„Ich kann die Bestellung heute nicht persönlich checken, werde aber ein Auge drauf werfen. Am besten schickst du mir ein Fax. Ich sende es dir unterschrieben zurück, ja … Wer ist ausgefallen? Aha, wieso das … Okay, ich habe von zu Hause einen Zugriff auf die Dienstpläne, die kontrolliere ich nachher … Aha, also will er reduzieren? Dann fällt er ja nächstes Wochenende auch aus … Das sehe ich mir an. Allenfalls müssen wir ein paar Shows streichen … Die Bewerber?“ Sein Redeschwall unterbrach mit einem Stocken. „Weiß nicht, ob ich das schaffe; bin krankgeschrieben. Vielleicht kann François sich dem annehmen, das kläre ich …“

Ich schenkte ihm einen bissigen Blick und sah wieder auf die Straße.

„Ach, der Wagen, ja, den holen wir auch ab. Lass ihn am besten erstmal im Hof stehen.“

Ich bog ab und preschte durch die verkehrsberuhigte Zone, bis wir an unserem Haus angekommen waren. Dann erst beendete Robert das Gespräch. Er wirkte gestresst, dabei sollte er sich schonen. Ächzend stieg er aus und stemmte sich auf die Krücken.

„Soll ich dir helfen?“, fragte ich sogleich.

Er winkte ab. „Nein, das geht. Komme mir ohnehin schon vor wie ein Invalide.“ Ich hechtete voraus und hielt ihm die Tür auf. Bewusst nahm ich nicht den Weg über den Keller, denn die Garage war natürlich mit dem Wohnhaus verbunden. Aber Robert sollte so wenig Stufen wie möglich gehen müssen. Zudem wollte ich das Untergeschoss nicht öfter betreten als nötig.

Womöglich würde ich dem Untermieter begegnen. Das musste echt nicht sein.

Es reichte schon aus, dass ich gezwungen war, in die untersten Räume zu gehen, um Wäsche zu waschen oder etwas aus dem Vorratskeller zu holen.

Ab und zu hing der Geruch seines Aftershaves in der Luft, ein Duft, den ich mittlerweile verabscheute.

Am schlimmsten war es, drangen Geräusche aus der Einliegerwohnung ins Erdgeschoss: laute Musik, nach der François vermutlich seine Tanzübungen vollzog oder Gelächter, wenn er Freunde geladen hatte.

Diese Störfaktoren waren schrecklich und kamen mit Übelkeit daher, denn war es still, konnte ich manchmal vergessen, dass da noch jemand mit uns im Haus wohnte.

Robert hangelte sich auf das Sofa und verschnaufte. Missbilligend lehnte er die Krücken neben sich auf das Polster. „Als Erstes müssen diese abscheulichen Dinger verschwinden“, meinte er. „Damit fühle ich mich ganz krank.“

„Du bist krank“, stellte ich klar.

Er überhörte das und runzelte die Stirn. „Ich glaube, ich habe noch irgendwo diesen Gehstock von Onkel Hubert; diesen schwarzen edlen, kannst du dich erinnern?“

Ich grinste schief. „Und mit dem siehst du weniger krank aus, oder was?“

„Der verleiht mir zumindest die nötige Würde.“ Wieder griff er nach dem Handy und tippte darauf herum. Kurz telefonierte er. Ehrlich gesagt war mir nie bewusst gewesen, um was er sich im Club alles kümmern musste. Das war wie ein nicht endender Rattenschwanz. „Wo ist was kaputt?“, hörte ich ihn fragen. „Sag das dem Hausmeister. Wenn es was Größeres ist, muss eine Firma her, aber nicht ohne Kostenvoranschlag. … Drink der Woche? Das entscheide du, ich verlasse mich auf dich … Wie sind denn die neuen Flyer geworden? … Ja? Super … Sorg dafür, dass sie in der Fußgängerzone verteilt werden, am besten Freitagabend …“

So ging es eine Weile, bis ich ihn ermahnte, und er aufhörte, zu telefonieren. „Dann bring mir bitte den Laptop. Ich muss die E-Mails checken.“

Nachfolgend spielte ich den Laufburschen für ihn; pendelte einige Male zwischen Arbeits- und Wohnzimmer hin und her, druckte Unterlagen aus, holte ihm Ordner und schickte Faxe los, bis er am frühen Abend auf dem Sofa einnickte.

Zum Abendessen weckte ich ihn wieder. Zu seiner Überraschung hatte ich den schwarzen Gehstock tatsächlich im hintersten Winkel des Kleiderschrankes gefunden. Ein wirklich edles Stück mit silbernem Knauf. Auch humpelnd machte Robert damit eine gute Figur.

Trotzdem legte sich seine Anspannung nicht. Beim Essen schielte er unentwegt auf die Uhr oder das Handy, bis mir der Kragen platzte.

„Du machst mich wahnsinnig …“

„Tut mir leid.“ Er schob das Mobiltelefon wenige Zentimeter von sich. „Ich will nur sichergehen, dass alles läuft, während ich weg bin.“

„Die werden doch wohl mal ein paar Tage ohne dich auskommen“, moserte ich. „Piet ist ein fähiger Mitarbeiter.“

„An der Bar, ja“, pflichtete mir Robert bei.

„Ich habe immer gesagt, du sollst dir einen Stellvertreter an Bord holen.“

„Ach!“ Robert winkte ab, sein Gesichtsausdruck wurde richtig grimmig. So sah ich ihn selten. „Ich habe es einmal mit einem Teilhaber versucht, das langte mir.“ Er nahm einen großen Schluck aus dem Weinglas. „Nein, ich habe lieber alles selbst in der Hand.“

Er tat einen Bissen und schluckte hektisch. „Vielleicht kannst du mich morgen kurz hinfahren.“

„Du bist krankgeschrieben“, erinnerte ich ihn. „Und du sollst den Fuß vorerst nicht belasten, hat der Arzt gesagt.“

„Ich brauche Unterlagen aus dem Büro und es laufen Vorstellungsgespräche. Außerdem will ich den BMW in unserer Garage haben.“

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