Kitabı oku: «DNA», sayfa 2

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DREI

Es geht mir von Tag zu Tag besser. Dank meiner Mutation schreitet meine Genesung mit großen Schritten voran. Mir fehlt es hier auch an nichts. Seit ich aus dem Koma erwacht bin, hat man mich aus dem Krankenzimmer in ein Appartement verlegt, welches ich mit Olga bewohne.

Das Mädchen ist wirklich ein Schatz. Eine grottenschlechte Lügnerin, das ist sie wohl, aber ein wahnsinnig lieber Mensch. Und was am Wichtigsten ist, sie ist wie ich. Denn obwohl ich mich an nichts, an wirklich gar nichts aus meinem Leben erinnern kann, so weiß ich doch eines sehr genau, wir sind gleich. Völlig anders als alle anderen Menschen, doch wir zwei sind von der selben Art. Mutanten hat es Nikolai genannt.

Geschöpfe, denen die Zukunft gehören wird. Etwas zu pathetisch für meinen Ge-schmack, aber er freut sich und da ich ihn sehr mag, ist es für mich in Ordnung.

Olga behauptet, wir wären Schwestern. Nun Schwestern im Geiste vielleicht, ich kann nicht sagen warum, es ist nur so ein Gefühl, aber etwas sagt mir, dass dies nicht stimmt. Doch ist das wichtig? Ich mag sie und Olga mag mich, das zeigt sie mir mit jeder Geste, mit jedem Blick und darin, dass sie mir wirklich jeden Wunsch von den Augen abließt. Fast könnte ich daran glauben, dass wir uns schon sehr lange kennen, doch da gibt es Ungereimtheiten in ihrer Geschichte, die ich zur Zeit jedoch nicht näher beleuchten möchte. Manchmal habe ich das Gefühl, dass Olga mich mehr braucht, als ich sie. Sie wirkt oft so verloren, wie Menschen, die oft einsam sind und nicht gut damit klar kommen. Sie ist noch so jung und doch manchmal viel zu ernsthaft für ihr Alter. Ich entdecke den Wunsch in mir, sie zu beschützen, ihr allen Kummer abzunehmen, ja ihr eine große Schwester zu sein. Sie gibt mir das Gefühl, dass sie sich dies wünscht und ich bin nur zu gerne bereit, ihr diesen Wunsch zu erfüllen.

Ich fühle mich hier pudelwohl. Werde umsorgt, bin von Menschen umgeben, die mich mögen, denen ich wichtig bin und das ist alles was im Moment für mich zählt.

***

>>Hallo Nikolai, schön dich zu sehen.<<

>>Ich freue mich, dass es dir schon wieder so gut geht<<, erwidert der Arzt freundlich.

>>Wenn du möchtest begleite ich dich in den Garten, das Wetter ist herrlich und du solltest dich langsam wieder mehr an der frischen Luft bewegen.<<

>>Oh ja, gerne, das gibt uns Gelegenheit etwas zu besprechen, mir liegt schon lange eine Frage im Magen, die endlich raus muss<<, gesteht Nicole leise lächelnd.

>>Na dann raus mit der Sprache.<< Fordert Dr. Gagarin Nicole auf, als sie den Garten seines Anwesens betreten.

>>Warum wurde ich angeschossen?<<

>>Oh meine Schöne, da muss ich etwas ausholen.<<

>>Du sollst mich doch nicht so nennen<<, weise ich Nikolai lächelnd zurecht, >>du machst mich ganz verlegen.<<

>>Gut, das will ich natürlich nicht, aber wenn es doch stimmt<<, erwidert Nikolai schelmisch. >>Aber zu deiner Frage. Wie gesagt, da muss ich etwas weiter ausholen.

Wie du ja inzwischen weißt, ist diese Anlage hier ein Zentrum, für unterschiedliche klinische Forschungen unter anderem wird seit Jahren am Genom des Menschen geforscht. Soll heißen, Olga und auch du, sind ein Produkt dieser Forschung. Nun kannst du dir wohl denken, dass dies sehr viel Geld kostet und als mein Vater vor vielen Jahren mit der Forschung begann, erhielt er enorme finanzielle Zuwendungen durch das Militär. Soweit so gut.

Wahrscheinlich kannst du dir vorstellen, dass Menschen wie du und Olga für das Militär von unschätzbarem Wert wären, was natürlich auch mein Vater wusste und euch Beide vor ihnen geheim hielt. Nicht, dass du jetzt denkst er hätte betrogen, nein, ganz und gar nicht, er hat in vielerlei Hinsicht das Militär mit seinen Forschungen sehr unterstützt, die Einzelheiten würden jetzt zu weit führen.

Lange Rede kurzer Sinn, ein hochrangiger Militär hat sein „Geheimnis“ herausgefunden und wollte euch haben – ausleihen – wie er sich ausgedrückt hat. Nun ist mein Vater, wie du inzwischen weißt verstorben und ich bin nicht bereit, euch „auszuleihen“. Deshalb hat er versucht, dich oder Olga in seine Gewalt zu bekommen, er wollte eine von euch entführen. Olga erzählte mir, dass er es auf sie abgesehen hatte, er wollte Olga aus dem Grundstück locken und als sie sich weigerte, ist er wohl grob geworden und du kamst zufällig hinzu. Du hast ihn angegriffen und er sah keine andere Möglichkeit, als sich mit der Waffe zu wehren. Er hat auf dich geschossen und ist dann in Panik, wohl aus Angst, jetzt vielleicht von Olga angegriffen zu werden, geflohen.

Major Rashkolnykow war bis dahin ein ständiger Besucher, deshalb kannte Olga ihn und wäre ihm beinahe in die Falle gegangen. Wärst du nicht zufällig vorbeigekommen, wäre es ihm wahrscheinlich gelungen, sie mitzunehmen. Wer weiß, vielleicht hatte er ihr erzählt, er bringt sie zu mir, keine Ahnung. Ich war, was ja wirklich selten vorkommt an diesem Nachmittag nicht hier, das muss er gewusst haben und wollte dies schamlos ausnutzen.<<

>>Diese Ratte<<, ich spüre, wie eine mörderische Wut in mir hochsteigt.

>>Du willst ihn einfach so davon kommen lassen?<< Empöre ich mich.

>>Ich weiß nicht, du darfst nicht vergessen, wir haben es hier mit einem Major des russischen Militärs zu tun, mit denen ist nicht zu spaßen<<, gibt sich Nikolai den Anschein, als ob er darüber nachdenken würde. Doch insgeheim freut er sich tierisch darüber, dass er Nicole so hervorragend manipulieren konnte. Denn sie zeigt genau die Reaktion, die er erwartet hat. Schon lange ist ihm dieser Major ein Dorn im Auge und er würde ihn lieber heute als morgen los werden.

>>Denkst du nicht, dass er es wieder versuchen wird?

Vielleicht kommt er das nächste Mal nicht mehr allein, was sollte ihn davon abhalten, hier mit einer ganzen Armee aufzutauchen<<, ereifere ich mich erbost.

>>Wir sollten ihm zuvor kommen, denkst du nicht?<<

>>Lass mir etwas Zeit Nicole, du hast sicher recht und in irgendeiner Weise sollten wir darauf reagieren.<<

>>Ich wüsste schon, wie ich reagieren würde, wäre es meine Entscheidung<<, werfe ich hintergründig ein.

>>Geduld Nicole, mir fällt schon was ein.<<

VIER

>>Du musst dich etwas mehr konzentrieren Olga, ich habe dich in den letzten 10 Minuten bestimmt viermal getroffen<<, bemängelt Nicole.

>>Das ist unfair, du kämpfst heute ganz anders als sonst<<, erwidert Olga genervt.

>>Was ist mit dir los?<<

>>Jetzt wo du es erwähnst<<, gibt Nicole nachdenklich zu, >>stimmt, ich wende unbewusst eine asiatische Kampfkunst an, wo ich die wohl gelernt habe?<<

>>Frag Nikolai, doch jetzt bring sie mir bei, das ist klasse, sieht sehr einfach aus und ist doch so effektiv. Du siehst gar nicht aus, als ob du viel Kraft aufwenden müsstest.<<

>>Das mache ich auch nicht<<, stimmt Nicole dem Mädchen zu. >>Ich nutze deine Kraft, deinen Schwung und leite ihn einfach um. Klar kann ich dir das beibringen, auch wenn ich nicht weiß, woher ich diese Kenntnis habe.<<

Die Beiden trainieren seit mehr als zwei Stunden, als Nikolai das Studio betritt.

>>Na ihr Zwei, macht mal eine Pause, ihr seht aus, als ob ihr eine nötig hättet.<<

Nicole und Olga sind nass geschwitzt und völlig außer Atem, als sie an Nikolai herantreten.

>>Sag mal, kannst du mir erklären, wieso ich eine asiatische Kampftechnik beherrsche?<<

>>Klar<<, erwidert Nikolai, ohne zu zögern, lächelnd. >>Ich habe dir vor Jahren einen Shaolin-Mönch zur Seite gestellt, du hattest Probleme mit deiner Mutation klar zu kommen. Er hat dir Meditationstechniken beigebracht und dir damit geholfen, sie in den Griff zu bekommen. Gleichzeitig trainierte er dich und brachte dir Kungfu bei. Dein Gehirn erinnert sich nicht mehr daran, dein Körper, wie es aussieht schon<<, fügt der Arzt lächelnd hinzu.

Diese Lüge kommt Nikolai wie von selbst über die Lippen. Schon lange wartet er darauf, dass Nicole beginnt Fragen zu stellen. Er möchte bei der Beantwortung so nahe wie möglich an der Wahrheit bleiben, vorausgesetzt, Nicole erinnert sich nicht. Er ist sich sicher, dass sie ihre Erinnerung nicht mehr wieder erlangen wird und falls doch, so wird ihm etwas einfallen. Da Nicole die Kampftechnik tatsächlich in einem zweijährigen Training bei einem Shaolin-Mönch erlernt hat, hofft Nikolai, dass seine Aussage bestätigt wird, sollte Nicole, zwar keine Erinnerung mehr daran haben, so doch vielleicht eine Ahnung.

Lügen sind immer dann am erfolgreichsten, wenn sie nahe an der Wahrheit angelegt sind. Er möchte Nicole auf keinen Fall mehr verlieren und hofft, dass sie ihm vertraut, wenn ihre eventuellen Ahnungen mit seinen Antworten in Einklang zu bringen sind.

***

Nicole erholt sich erstaunlich schnell und wirkt von Tag zu Tag gesünder und fitter. Nikolai kann seine Augen kaum von ihr abwenden, er muss sich eingestehen, dass er sich sehr zu ihr hingezogen fühlt. Umso mehr freut es ihn, da es den Anschein hat, als ob Nicole seine Lüge unbesehen glaubt.

Der Arzt sitzt mit Nicole im Garten des Institutes und genießt die Abendsonne, die langsam hinter den weit entfernten Bergen versinkt.

>>Geht es dir gut?<< Fragt er einfühlsam nach.

>>Oh ja<<, erwidert Nicole erfreut, >>mir geht es jeden Tag besser. Ich kann fast spüren, wie meine Kraft täglich mehr und mehr zurückkehrt. Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll, du hast mir das Leben gerettet, wie kann ich das je wieder gut machen.<< Nicole nimmt unbewusst die Hand von Nikolai in die ihre und lehnt sich zufrieden aufseufzend an seine Schulter.

Nikolai widersteht dem Impuls, sie wegzustoßen, er kann so viel Nähe im Grunde nicht ertragen, Nähe verunsichert ihn. Er nimmt sich jedoch zusammen und stellt zu seinem Erstaunen fest, dass ihm das Vertrauen, welches Nicole ihm entgegen bringt, sehr schmeichelt. Ja, er sogar beginnt, ihre Nähe zu genießen. Dass Nicole seine Nähe sucht ist Balsam für sein Ego und die Tatsache, dass es ihm so gut gelingt, diese Frau zu manipulieren, lässt ihn ihre Nähe ertragen. Auch wenn es ihm nicht möglich ist, echte Gefühle aufzubringen, so weiß er doch sehr genau, wie er diese glaubhaft vorspielen kann und dass er dies tun muss, um Nicole an sich zu binden, ist ihm nur zu klar.

FÜNF

Es ist eine wahre Augenweide für Nikolai, Nicole dabei zu beobachten, wie sie mit den „modifizierten“ Männern trainiert. Er hat ihr eingeschärft, dass sie nicht zu hart mit ihnen ins Gericht gehen soll und sie hält sich daran. Allerdings haben seine Jungs kein leichtes Spiel, sie verlangt den Männern einiges ab. Inzwischen kämpft sie mit zwei seiner Leute gleichzeitig.

Die Anmut, die Kraft und ihre Körperbeherrschung ringen Nikolai großen Respekt ab. Die Männer sind mit Macheten bewaffnet, nur aus Holz, wegen der Verletzungsgefahr, was, wie es aussieht nicht nötig gewesen wäre. Nicole wurde noch nicht ein einziges Mal getroffen. Sie ist so schnell, dass es den beiden Männern nicht gelingt, sie auch nur ein einziges Mal zu treffen. Während Nicole es immer wieder schafft, ihnen empfindliche Schläge zu verpassen. Inzwischen weiß Nikolai von Nicole, dass einige dieser Schläge und Tritte, ernsthaft ausgeführt, tödlich sind, oder doch zu sofortiger Kampfunfähigkeit führen. Seine Männer stehen noch, also hält sich Nicole an ihre Zusage, die Männer nicht ernsthaft zu verletzen.

Im Grunde wäre es Nikolai Gagarin egal, ob ein paar seiner Männer bei den Kämpfen draufgehen, doch er muss den Schein wahren. Eine solche Gleichgültigkeit seinen Männern gegenüber, ist mit dem Bild, welches er Nicole von sich vermitteln will, nicht vereinbar.

Seine Gedanken schweifen ab und bleiben bei Major Rashkolnykow hängen. Nicole ist bereits seit Langem soweit, sich den Major vorzunehmen. Dass sie keine Problem damit hat, ihn zu töten, dessen ist sich Nikolai sicher, doch er möchte dass auch Olga mit dabei ist. Er möchte das Mädchen langsam mit Gewalt konfrontieren und sucht nach einer Möglichkeit, wie er sie dahingehend manipulieren kann, dass sie Nicole begleitet, sobald diese bereit ist, den Major zu töten.

***

>>Hallo meine Kleine<<, begrüßt Nikolai das Wolfsmädchen Olga freundlich.

>>Du musst solche Dinge mit mir absprechen<<, mault das Mädchen den Arzt an. >>Was soll ich Nicole antworten, wenn sie mich fragt, warum ich nichts davon weiß, dass sie von einem Shaolin-Mönch trainiert wurde?<<

>>Komm mal her meine Liebe<<, säuselt der Arzt vermeintlich liebevoll.

>>Wenn du auf eine Frage keine Antwort weißt, dann sag einfach, dass du dich entweder nicht erinnerst, oder dies wohl vor deiner Zeit passiert sein muss. Wenn ich dich daran erinnern darf, du bist erst seit zwei Jahren bei mir, du hast vorher wo anders gelebt, schon vergessen?<<

>>Ich weiß nicht<<, erwidert Olga zweifelnd. >>Du bist fast immer ehrlich zu ihr, wenn sie sich auf einmal doch erinnert? Ich habe Angst, dass sie wieder böse wird<<, fügt das Mädchen leise hinzu.

Bevor Olga das erste Mal Kontakt mit Nicole hatte, erzählte Dr. Gagarin ihr und ihrem Bruder dass Nicole böse wäre, ihre Mutation nicht im Griff hätte und deshalb sehr gefährlich wäre. Olga steht Nicole inzwischen sehr nahe und möchte sie auf keinen Fall mehr verlieren, doch die Angst, dass sie sich verändern könnte, sobald sie sich wieder daran erinnert wer sie ist, ist immer noch gegenwärtig.

>>Du musst keine Angst vor Nicole haben<<, erwidert der Arzt freundlich und zieht Olga zu sich auf seinen Schoß. Dass er dabei eine Erektion bekommt, bleibt dem Mädchen verborgen. >>Es ist nahezu ausgeschlossen, dass sich Nicole jemals wieder an ihr Leben vor dem Kopfschuss erinnern wird. Die Verletzung hat einigen Schaden an einer Hirnregion hinterlassen, die für die Erinnerung zuständig ist. Ich habe mich mit einigen sehr guten Ärzten auf dem Gebiet der Hirnforschung unterhalten, sie gehen nicht davon aus, dass sich diese Region wieder regenerieren lässt. Mach dir bitte keine Sorgen mein Kind<<, fügt er einfühlsam hinzu, während er das Mädchen streichelt und immer fester an sich drückt. Erst als ihm bewusst wird, dass sein Atem beginnt schneller zu werden, er sichtlich immer erregter durch die Nähe des Mädchens wird, schiebt er sie sanft auf das Sofa in seinem Büro.

>>Allerdings gibt es da etwas anderes, das ich gerne mit dir besprechen möchte.<< Nikolai Gagarin gibt seiner Stimme einen besorgten Klang.

>>Mir ist zu Ohren gekommen<<, beginnt er nachdenklich, wie zu sich selbst sprechend, >>dass Major Rashkolnykow an dir und Nicole interessiert ist. Was uns im Grund nicht beunruhigen müsste, doch ich habe ferner erfahren, dass er sich an den Kreml gewandt hat und dort erklärt hätte, dass ihr Beide gefährlich wärt, man euch aus dem Verkehr ziehen müsste.<<

>>Spinnt der?<< Wirft Olga wütend ein.

>>Nun<<, gibt der Arzt zu bedenken, >>es besteht durchaus die Gefahr, dass er versuchen wird, euch Beide in seine Gewalt zu bekommen. Wer weiß, vielleicht steht er eines Tages mit einer halben Armee vor der Tür, dem habe ich nichts entgegen zu setzen, ich weiß wirklich nicht, wie ich euch dann schützen soll<<, gibt sich der Arzt zerknirscht.

>>Wir müssen etwas gegen den Mann unternehmen<<, ereifert sich das Mädchen, >>ich möchte nicht von Nicole getrennt werden, auch von dir möchte ich nicht weg<<, fügt Olga den Tränen nahe hinzu.

Innerlich jubelnd, dass er das Mädchen genau dort hat, wo er es haben will, gibt sich der Arzt zerknirscht. >>Uns bleibt nur eine einzige Möglichkeit und das möchte ich dir eigentlich nicht antun.<<

>>Sag schon, was können wir tun?<<

>>Ihr müsst euch den Major schnappen und ihn töten.<<

Fassungslos sieht das Mädchen den Arzt an, schüttelt langsam und nachdenklich den Kopf, sodass Nikolai kurz Zweifel kommen, doch dann sieht er dem Mädchen direkt an, wie sie sich innerlich aufrichtet und ihm direkt in die Augen blickt.

>>Du hast recht Nikolai, uns wird wohl nichts anderes übrig bleiben. Nicole und ich haben uns schon einmal darüber unterhalten, dass es durchaus möglich ist, dass wir auf Menschen treffen können, die sich von uns als Mutanten bedroht fühlen und wir haben hin und her diskutiert, wie wir in einem solchen Fall reagieren sollen<<, setzt das Mädchen nachdenklich hinzu.

>>Jetzt stehen wir schneller vor diesem Problem, als wir dachten.<<

SECHS

>>Wir sehen Beide in der Nacht ebenso gut wie am Tag, warum also schleichen wir jetzt, wo unzählige Leute uns sehen können um dieses Gebäude herum?<< Olga ist sichtlich genervt, was auf ihre Unsicherheit und Nervosität schließen lässt.

>>Beruhig dich<<, erwidert Nicole leise.

>>Nikolai hat uns die Pläne des Geländes und der Gebäude darauf überlassen, doch ich fühle mich sicherer, wenn ich mir die Anlage schon einmal bei Tageslicht ansehen kann. Jetzt sind auch die Tore geöffnet, sodass wir ungehinderten Zugang haben. Wenn wir nachts wiederkommen, können wir uns viel besser orientieren, da wir dann bereits wissen, wo sich zumindest die Gebäude innerhalb der Anlage befinden.<<

Während ich Olga aufkläre, warum ich mir alles bei Tageslicht ansehen möchte, kommt mir mein Verhalten plötzlich sehr bekannt vor. Ganz sicher erlebe ich eine solche Situation nicht das erste Mal. Erinnerungsfetzen tauchen auf. Ich sehe einen dichten Wald, eine hohe Einzäunung aus Holz mit Aussichttürmen und plötzlich wechselt das Bild und vor meinem inneren Auge erscheint ein Krankenhaus. Ärgerlich schüttle ich den Kopf um die verwirrenden Bilder loszuwerden und doch weiß ich instinktiv, dass dies Erinnerungen sind. Es ist nicht das erste Mal, dass ich ein Objekt bei Tageslicht betrachte, welches ich dann nachts aufsuchen möchte.

Olga sieht mich verwundert an, sie hat mein Kopfschütteln bemerkt.

Zu meinem eigenen Erstaunen stelle ich fest, dass ich Olga nichts davon erzählen möchte, was gerade passiert ist. Ich vertraue ihr, keine Frage, doch irgendetwas hält mich davon ab, meine Erinnerung mit ihr zu teilen, ich lüge sie deshalb an.

>>Mir kam eben der Gedanke, dass ich dich eigentlich nicht mit nehmen möchte, meine Kleine. Ich verstehe nicht, warum Nikolai so sehr darauf besteht, dass du mit dabei sein musst.<<

>>Das hatten wir schon mal<<, erwidert Olga leicht genervt.

>>Wir wissen nicht, mit wie vielen Leuten wir es zu tun bekommen und ich muss Nikolai recht geben, wir können es nicht riskieren, dass du in deren Hände gerätst. Ich werde dabei sein und dir den Rücken decken, mir macht das auch keinen Spaß, aber haben wir eine andere Wahl? Dieser Major wird nicht locker lassen. Er will uns Beide, oder doch zumindest eine von uns. Meine Entführung ist damals fehl geschlagen, zum Glück bist du im richtigen Moment aufgetaucht. Ich habe also noch etwas gut zu machen<<, fügt das Mädchen lächelnd hinzu.

>>Du hast ja recht<<, stimme ich Olga zu, >>dennoch finde ich, dass du für eine derartige Aktion einfach noch zu jung bist. Nicht aufregen<<, unterbreche ich den Einwand von Olga im Ansatz, >>ich habe schon verstanden, du lässt es dir nicht ausreden und ich muss mich damit abfinden.<<

SIEBEN

Es gibt Tage, an denen wünscht sich Max, er hätte seine Verletzung nicht überlebt. Sie werden weniger, das stimmt, doch diese Erkenntnis hilft ihm nicht über den Schmerz des Verlustes hinweg. Seit er aus der OP erwacht ist, scheint sein Leben, wenn nicht gar sinnlos, so doch nicht mehr lebenswert.

Er existiert und er funktioniert, kein Wunsch ist mehr in ihm, er fühlt sich leer und allein. Letzteres müsste er nicht sein, die Einsamkeit hat er selbst gewählt, doch blieb ihm eine andere Wahl?

Seine Tochter Samanta ist bereits heute, kaum ein paar Monate alt, das Ebenbild ihrer Mutter. Obwohl noch ein Baby, kann man schon erahnen, dass sie in einigen Jahren, Nicole wie aus dem Gesicht geschnitten sein wird. In ihrer Nähe zu sein übersteigt alles Erträgliche. Max ist jedes Mal tief erschüttert, wenn er seine Tochter sieht, unfähig sie in den Arm zu nehmen, ja sogar mit ihr im selben Raum zu sein, hat ihn fort getrieben. Zurück nach Deutschland. Zurück zu seinem Beruf als Kriminalbeamter. Arbeiten, nicht nachdenken, einfach funktionieren, einen Tag nach dem anderen angehen, das ist es was er seit Monaten tut. Klar quält ihn ein schlechtes Gewissen, er hat seine Tochter im Stich gelassen. Sie ist bei seiner Schwester, zwar in den besten Händen, aber dennoch zurückgelassen.

Es vergeht kein Tag, an dem er sich dies nicht vorwirft, sich selbst einen Feigling nennt, ja sich sogar dafür hasst. Doch er kann nicht anders. Die Alternative wäre, dieses Kind, sein Kind, jeden Tag sehen zu müssen, jeden Tag vor Augen geführt zu bekommen, was er verloren hat, übersteigt seine Kraft, er hat Angst davor, daran zu zerbrechen.

Im Moment sitzt er mit seinem Vorgesetzten in einem Münchner Biergarten und Kriminalhauptkommissar Brenner staucht Max zusammen, weil dieser bei dem eben abgeschlossenen Fall, sein Leben riskiert hat. In Brenners Augen völlig unnötig, was diesen auf die Idee bringt, dass Max, im wahrsten Sinne des Wortes, lebensmüde ist.

>>Wolltest du sterben?<<

KHK Brenner sieht Max durchdringend an.

>>Ich kann dir keinen neuen Fall übertragen, wenn ich damit rechnen muss, dass du wie ein wilder Stier durch die Gegend rennst, dich ohne Rücksicht in Gefahr begibst. Du gefährdest dadurch nicht nur dich, sondern auch das Leben deines Partners.<<

>>Ich arbeite allein<<, wirft Max genervt ein.

>>Du weißt sehr genau was ich meine<<, weißt Brenner ihn zurecht.

>>Risikobereitschaft gut und schön, doch du hättest diesen Fall beinahe zum Scheitern gebracht, mit deiner Entscheidung, den Täter frontal anzugreifen. Davon mal ganz abgesehen, dass du meine Anweisungen nicht befolgt hast. Wie soll ich weiter mit dir zusammenarbeiten, wenn dein Verhalten unberechenbar ist? Wir arbeiten im Team Max, wenn dir das nicht mehr möglich ist, dann sag es jetzt. Ich werde nicht das Risiko eingehen, dir einen Partner zur Seite zu stellen, wenn du dich nicht im Griff hast. Du weißt, dass ich sehr froh bin, dich wieder in unserer Abteilung zu haben, du warst und bist immer noch mein bester Mann. Verdammt, rede endlich mit mir, was ist mit dir los?<<

Als Max nach Deutschland zurückkam um seine alte Stelle wieder anzutreten, hat er seinen Chef über seine Beweggründe im Unklaren gelassen und hatte auch nicht vor, ihm mehr zu sagen, als dass seine geliebte Nicole verstorben und er deshalb wieder zurück gekommen ist, doch jetzt bricht es aus ihm heraus. Mit einem Mal ist der Schmerz so übermächtig und der Drang sich jemandem mitzuteilen so groß, dass er seinem Vorgesetzten alles erzählt, was in den letzten Wochen vorgefallen ist.

>>Als wir uns, vor meinem Weggang, das letzte Mal sahen<<, beginnt Max leise mit seiner Erzählung, >>hast du mir erklärt, dass ich mich an Nicole wenden muss, wenn ich meine Schwester lebend wieder sehen möchte. Du hast keine Ahnung, wie recht du hattest. Deine Informationen stammten damals vom MAD, dem militärischen Abschirmdienst, deshalb gehe ich davon aus, dass du weißt, dass Nicole eine Mutantin ist.<<

Das zustimmende Nicken seines Chefs quittiert Max mit einem leichten, traurigen Lächeln und fährt fort. >>Nicole ist aber nicht der einzige Mutant, in den letzten Monaten sind wir auf mindestens einen weiteren gestoßen, was Nicole völlig aus der Fassung gebracht hat. Sie wollte das Mädchen unbedingt befreien, denn dass sie nicht freiwillig bei dem russischen Arzt lebt, das stand für sie außer Frage. Ein fataler Fehler, wie wir leider zu spät feststellen mussten. Eine Handvoll Leute flogen nach Russland, im Grunde wegen einer anderen Sache, doch ich wusste, Nicole geht es einzig und allein um dieses Mädchen. Unsere Einreise blieb nicht unbemerkt und wir waren kaum in Russland angekommen, da wurden wir überfallen, Nicole getötet und entführt, ich schwer verwundet.<< Der letzte Satz ist nur noch ein Flüstern, der Schmerz überwältigt Max so brutal, dass er kaum noch atmen kann.

>>Ich schaffe es einfach nicht, mit dem Tod von Nicole fertig zu werden. Das Leben hat jeden Sinn, jede Freude für mich verloren. Ich weiß einfach nicht, wie ich mit dem Wissen weiterleben soll, sie nie mehr wieder zu sehen und als ob dies nicht schon schlimm genug wäre, so mache ich mir die größten Vorwürfe, dass ich die Nähe meiner Tochter nicht ertrage. Ich bin hierher nach Deutschland geflüchtet, weil ich es nicht schaffe, meine Tochter auch nur anzusehen. Sie sieht aus wie Nicole, bis auf ihre Augenfarbe, die ich ihr vererbt habe, sehe ich in das Gesicht meiner verlorenen Liebe, sobald ich das Kind ansehe. Ich bin ein solch erbärmlicher Feigling<<, schließt Max mit zitternder Stimme.

Tief betroffen von dem Geständnis seines Untergebenen, fehlen KHK Brenner zunächst die Worte. Er kann die Verzweiflung von Max fast körperlich spüren und möchte ihm gern helfen, seinen Schmerz wenigstens ein klein wenig lindern.

>>Nichts, was ich dir sagen könnte, würde deinen Verlust auch nur ein bisschen erträglicher machen<<, beginnt Brenner einfühlsam, >>ich kann ihn wahrscheinlich nicht einmal ansatzweise nachempfinden, doch eines weiß ich sicher Max, du musst dich um deine Tochter kümmern. Du wirst es dir niemals verzeihen, wenn du jetzt deiner Angst nachgibst und dich davor fürchtest in ihrer Nähe zu sein. Du bist kein Feigling, Max, ich kenne dich seit Jahren. Nicht der ist mutig, der keine Angst kennt, oder tollkühn in eine Gefahr läuft, nein Max, Mut ist, wenn man seine Angst überwindet und ich weiß, dass du dies kannst. Du hast mir bei deiner Rückkehr davon erzählt, dass dir deine Tochter jeden Tag fehlt, sei mutig Max, lass dich von deiner Angst nicht lähmen. Ich lasse dich zwar sehr ungern gehen<<, gesteht KHK Brenner lächelnd ein, >>aber wenn du möchtest, kann ich etwas in die Wege leiten.<<

Den fragenden Blick von Max ignorierend fährt Brenner fort.

>>Mir liegt seit zwei Wochen eine Anfrage aus Linz vor, darin geht es um ein Austauschprogramm, im Rahmen der Völkerverständigung<<, grinst der Kriminaler.

>>Ein Beamter von uns geht für ein Jahr befristet nach Linz und wir bekommen im Aus-tausch einen von ihnen. Ich musste sofort an dich denken, als mir diese Anfrage auf den Tisch flatterte, wollte nur das Ende dieses Einsatzes abwarten und dich dann fragen, ob das was für dich wäre.<<

Erstaunt und völlig überrascht fehlen Max die Worte.

>>Na, was sagst du<<, fordert KHK Brenner Max auf, >>ein ja genügt mir völlig<<, fügt er grinsend hinzu.

>>Du bist ein wahrer Freund<<, erwidert Max völlig überwältigt. >>Ich gehe nur sehr ungern hier weg, doch ich muss, meine Angst ist sehr groß, doch die Sehnsucht nach meiner Tochter ist um vieles stärker. Ich weiß nicht, wie ich dir jemals danken soll.<<

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