Kitabı oku: «Einer der auszog, um reich zu werden», sayfa 4
Ich staune und nehme mir vor, mich etwas näher damit zu beschäftigen. Aber heute nicht mehr.
Meine Frau erwähnt noch, dass sie sich heute Morgen mit meinem Fahrer über den Unfall mit dem Hund unterhalten hat. Der Fahrer gab zu bedenken, dass die Versicherung unbedingt über den Schaden informiert werden müsse, da die Leasingfirma sonst nicht für den Schaden aufkommen werde. Also einigten sie sich kurzerhand darauf, am kommenden Sonntag einen kleinen Unfall für die Polizei in Szene zu setzen, damit die Reparatur während unseres Thailand-Urlaubes, der in acht Tagen beginnt, auf Kosten der Versicherung durchgeführt werden kann.
Der sechste Tag der Woche ist ein Samstag. Logisch, denkt jetzt jeder Europäer, aber in China ist das nur bedingt logisch, denn hier werden die Wochentage einfach von Montag bis Samstag durchgezählt, also Montag ist die 1, Dienstag die 2 und so weiter. Der Sonntag heißt sowohl Sonnentag als auch Himmelstag. Obwohl der heutige Tag aufgrund der staatlichen Vorgaben zum Ausgleich für den zusätzlichen Feiertag an CNY ein offizieller Arbeitstag in China ist, fehlt noch immer ein Großteil der Belegschaft. Um ein paar Arbeiten abzuschließen, verzichte ich kurzerhand auf das Mittagessen. So schaffe ich einiges und kann früher als sonst nach Hause gehen.
Hong duscht gerade im kalten Bad, als ich das Haus betrete. Der Gedanke, jetzt an ihrer Stelle zu sein, lässt mich frösteln. Offenbar ist sie wieder genauso abgehärtet wie früher. Beim Abendessen erzählt sie mir, dass sie auch nichts zu Mittag gegessen hat, weil es wichtigere Dinge zu erledigen gab. Übrigens sei auch kein Trinkwasser mehr da, wirft sie wie nebenbei ein.
Ich verstehe den Wink und laufe noch schnell in einen Supermarkt, um ein paar Flaschen zu kaufen. Danach mache ich es mir auf dem Sofa gemütlich und schaue mir den Film »Die Bourne Identität« an. Dabei wird mir sofort klar: Was der amerikanische Geheimdienst alles kann, kann der chinesische schon lange. Schließlich kann ich mich noch gut an die Zeit erinnern, als ich vor zwanzig Jahren zum ersten Mal nach China kam. Alle Autos und sämtliche Hotelzimmer waren verwanzt und jedes Telefongespräch wurde ungeniert abgehört. Unterkünfte und Fahrzeuge samt Fahrer wurden einem zugewiesen. Westlichen Ausländern stand man damals noch viel misstrauischer gegenüber als heute. Nun stellt sich mir die Frage: Arbeitet der Geheimdienst heute moderner und noch geheimer oder haben sie es aufgegeben und man wird wirklich nicht mehr beobachtet?
Mir macht die Kälte mal wieder zu schaffen, also schütte ich den Rest meines chinesischen Reisweins in einen Topf und erhitze ihn. Da dieser Wein eine gelbe Farbe hat, wird er in China auch »Gelber Wein« genannt. Reiswein gibt es in auch in Japan, dort heißt er Sake, und in Korea mit Namen Magoli, diese Weine sind jedoch fast klar und nicht gelb gefärbt.
Nachdem die Wärme des Weins meinen Ansprüchen genügt, gieße ich ihn in ein Glas und begebe mich in mein Büro im dritten Stock unseres Hauses.
Plötzlich stürzt Hong in mein Büro und schimpft wie ein Rohrspatz: »Das ganze Haus stinkt nach Gelbem Wein, hast du dich erbrochen?«
Das Weinglas vor meinen Mund haltend, schaue ich sie verwirrt an. »Nein, ich hab mir den nur heiß gemacht.«
»Säufst du etwa die ganze Flasche?«
»Beruhige dich doch, es ist ja nur ein Glas«, versuche ich sie zu beschwichtigen.
»Deine Spermien sind trotzdem besoffen, schwimmen irgendwohin, finden das Ziel aber nicht. Kinder kommen besoffen zur Welt, wenn der Vater so viel trinkt.«
Hong scheint mit ihrem Kinderwunsch oder Nichtkinderwunsch sehr wankelmütig zu sein. Was will sie denn nun wirklich? Weshalb regt sie sich so auf? Im Reiswein ist weitaus weniger Alkohol als im Schnaps.
Sie zitiert mich in ihr Büro ein Stockwerk tiefer und ich befürchte schon Schlimmstes, aber es geht um ein völlig anderes Thema. Sie hat im Internet eine Immobilie gefunden, die der lokale Gerichtshof in Taicang verkauft. Ganz in der Nähe unseres jetzigen Mietshauses. Wie in Deutschland werden Objekte, deren Eigentümer zahlungsunfähig werden, veräußert, damit die Banken nicht darauf sitzen bleiben.
Ich überschlage die Zahlen und erkläre Hong, dass diese Eigentumswohnung zu teuer sei. Der Gerichtshof will verdienen, der Gläubiger auch.
»Das ist vermutlich auch nur der Einstiegspreis zum Verhandeln«, weiß ich aus Erfahrung. Trotz des hohen Einstiegspreises finde ich das Objekt interessant und schlage eine Wohnungsbesichtigung vor, doch dann bemerken wir, dass die Kaution für die Versteigerung stolze 300.000 RMB, rund 40.500 Euro, beträgt.
Ich überfliege das Kleingedruckte. »Hier steht, man bekommt später sein Geld zurück, aber die Frage ist wann. Solange die das Geld haben, können die Behörden und Banken damit arbeiten«, gebe ich zu bedenken.
Hong reagiert aufgebracht: »Das ist chinesische Kriminalität, gedeckt und initiiert vom Staat. Lassen wir lieber Finger davon, denn es ist wie bei einem Hund, dem du ein Stück Fleisch gibst, du bekommst es nie mehr zurück.« Sie muss es ja wissen, sie hatte schließlich mal einen Hund gehabt.
Am Sonntagmorgen fängt es an, leicht zu schneien. Da Hong weiterschlafen will, jogge ich allein. Danach rufe ich meinen Fahrer an, um mit seiner Hilfe eine Polizeistation in Taicang zu finden, die die Geschichte von dem Autounfall mit dem Hund glaubt. Hong bekommt ein Formular zum Ausfüllen für die Versicherung des Autos. Zum Dank überreiche ich dem Fahrer ein Geschenk, das ich zu diesem Zweck von zuhause mitgenommen hatte. Dieses Geschenk hatte ich vor zwei Tagen von der Bank für meine Geldanlage erhalten. Alles läuft wie geschmiert.
Während des Tages räume ich mein Büro auf, sortiere Papiere in Ordner oder schreddere sie. Hong zieht mit zu mir nach oben, so dass wir nur noch ein Büro heizen müssen und Geld sparen können. Sie arbeitet an ihrem Laptop gegenüber und ermahnt mich mehrmals, jedes Papier vor dem Schreddern gründlich zu überprüfen. Nun frage ich mich, ob es ihr tatsächlich ums Geldsparen geht oder ob sie mir nur kontrollieren möchte.
Nach dem Abendessen telefoniere ich mit Daniel in Deutschland und Hong mit ihrer Mutter. Wir gehen diesmal früher als sonst ins Bett. Die Wärmflasche ist schon mit heißem Wasser gefüllt.
Am Mittwoch fährt Hong zum monatlichen DUSA-Treffen nach Suzhou, um alte Bekannte und Arbeitskollegen zu treffen und um Neuigkeiten auszutauschen. DUSA – European Business Association – wurde vor zwölf Jahren von mehreren deutschen Unternehmen gegründet, um kleineren und mittleren deutschen Unternehmen die Geschäftsanbahnung in China durch Informationsveranstaltungen, Workshops und Trainings zu erleichtern11. Hong hat über ihre Rechtsanwaltskanzlei in Suzhou, für die sie neben ihrer Tätigkeit an der Uni als freiberufliche Rechtanwältin arbeitet, eine Mitgliedskarte bekommen und hat so einige Vergünstigungen, die sie gerne ausnutzt.
Währenddessen mache ich mich mit dem Flugzeug vom Shanghaier Inland-Flughafen Hongqiao auf den Weg, um einen Lieferanten im etwa fünfhundert Kilometer entfernten Qingdao in der Shandong-Provinz zu besuchen. Der Businesstrip soll zwei Tage dauern und ich habe Hong versprochen, morgen Abend wieder zurück zu sein. Wie in China üblich werden mein Kollege, ein chinesischer Einkäufer, und ich mit einer Limousine abgeholt, um in das Werk des Lieferanten außerhalb der Stadt gebracht zu werden.
Zu meinem Leidwesen muss ich feststellen, dass die von uns beauftragte Platte wesentlich dicker ist als die der Konkurrenz. Weiterhin bemängele ich, dass das Material auf der Zeichnung nicht für Drehteile geeignet sei. Mein Kollege lenkt ein, es liege an den Standardisierungsbestrebungen der Firma. Ich bin jedoch der Meinung, dass bei dem Materialkostenanteil am Produkt der Verlust wesentlich höher sei als jedwede Einsparung durch Standardisierung. Außerdem produziere das Drehteil lange Späne und bei diesem neuen Material müsste ein Arbeiter diese Abfälle alle paar Sekunden entfernen, sonst würden sie sich um die Drehmeißel wickeln und das könnte richtig gefährlich werden. Mein Einkäufer sagt mir, deren Vorgaben kämen vom Headquarter, die chinesischen Konstrukteure hätten keine Erlaubnis irgendetwas zu ändern.
Ich verdrehe die Augen. Das alte »Copy-&-paste-Verfahren«. Aber warum beschützt der Einkäufer den Lieferanten, anstatt mir bei der Argumentation zu helfen? Mir wird klar, dass er die gute Beziehung, die er in den letzten Jahren aufgebaut hat, nicht gefährden und so ein angenehmes Arbeiten ohne Stress haben will.
Nach der Besprechung werden wir vom Lieferanten zum Abendessen eingeladen. Wir sitzen an einem runden Tisch im vorbestellten und vorgeheizten Nebenraum eines traditionellen Restaurants. Ich verlange einen warmen Gelben Wein. Der hat weniger Alkohol als Rotwein und Schnaps, macht deshalb nicht so schnell beschwipst und erhält die Denkfähigkeit länger. Seine Wärme tut in dieser kalten Jahreszeit ebenso gut. Ich gebe der Bedienung den Fotoapparat, damit sie von der ganzen Gruppe ein Bild zum Andenken knipst.
Im Hotelzimmer angekommen beginnt das Sodbrennen und dauert bis in den Morgen. Ich bin mir sicher, dass im gestrigen Essen sehr viele künstliche Geschmacksverstärker enthalten gewesen sein müssen. Die sind immer die Ursache für mein Sodbrennen.
Beim gemeinsamen Frühstück pflichtet mir mein Kollege bei: »Glutamat ist eine chinesische Tradition, verursacht bei Chinesen jedoch keine Probleme. Chinesische Mägen haben sich seit Jahrhunderten an diesen Stoff gewöhnt, dein Magen verträgt das nicht so gut.«
Draußen lassen die chinesischen Fahrer die Autos in der Kälte warm laufen, damit die Gäste und der Fahrer nicht frieren. Mir ist die dadurch entstehende Umweltverschmutzung zuwider. Kein Wunder, dass das Land solch hohe Feinstaubwerte erreicht. Jeder denkt hier nur an sich, nicht an die Umwelt. Über die Verschmutzung und den Smog wird nur geredet, keiner tut etwas dagegen.
Wir werden zu einem Unterlieferanten gebracht, bei dem ich die Daten vom Fertigungsprozess der Platte aufnehme und meine Ideen zur Kostenreduzierung diskutiere.
Am Nachmittag auf der Fahrt zum Flughafen unterhalten wir uns über die Kulturunterschiede zwischen Ost und West.
»Ich kenne da einige deutsche Unternehmen, die einfach nicht verhandeln wollen. Die kriegen keine Aufträge und machen schon seit ewigen Zeiten Verluste in China!«, regt sich mein Einkäufer auf.
Ich erwidere, dass es diesen Deutschen wohl am nötigen Know-how fehle, wie in China Geschäfte gemacht würden. Oft behaupteten sie, sie hätten Vorgaben von der deutschen Zentrale, die sie nicht verändern dürften. Das werde sich nur ändern, wenn die Firma pleite sei und von anderen übernommen würde, die dann das Management austauschten. Ich weiß auch, dass die meisten Deutschen gleich mit dem Kopf durch die Wand wollen. Die Chinesen hingegen gehen um die Wand herum, sie sind pragmatischer und flexibler. Ich mache es mittlerweile genauso und bin nicht mehr so stur wie früher.
Am Flughafen kaufe ich noch eine Kleinigkeit für meine Frau. An Bord ist es wahnsinnig eng und ich muss meine langen Beine nach außen drehen, damit ich mich hinsetzen kann. Dummerweise habe ich die Essenseinladung vom Lieferanten ausgeschlagen, damit wir den Flug nicht verpassen. Unsere Firma finanziert auf dem eineinhalbstündigen Flug kein Essen, so dass ich Hunger leiden muss. Immer diese Sparmaßnahmen. Hoffentlich wartet zuhause ein leckeres Abendessen auf mich.
Hongs Eltern sind bereits in Taicang eingetroffen, um gemeinsam mit uns den Abschluss des fünfzehntägigen Frühlingsfestes mit dem Laternenfestival gebührend zu feiern. Wu Meilan hat das Haus mit vielen hübschen Lampions verziert, um den Geistern den Weg nach Hause zu erleichtern. Auch Kerzen werden zu diesem Zweck draußen angezündet und viele Menschen tragen kleine Laternen die Straßen entlang. Kulinarisch gibt es natürlich auch etwas zu bieten. Was dem Deutschen sein Berliner Pfannkuchen in der Karnelvalszeit ist dem Chinesen sein Tāngyuán, ein Klößchen aus klebrigem Reismehl mit süßer Füllung, zum Laternenfest.
Da es gerade so schön festlich it, überreiche ich Hong fröhlich meine Geschenke zum morgigen Valentinstag, einen Regenschirm und eine Delikatesse aus Qingdao, Guotie genannt. Das sind leicht geröstete Teigtaschen mit Fleisch- oder Gemüsefüllung.
Während Li Gengnan das Abendessen vorbereitet, gönnen Hong und ich uns noch eine Joggingrunde. Dabei erzählt sie mir von früheren Zeiten.
»Frauen aus reichen Familien durften aus Sicherheitsgründen ein Leben lang das Haus nicht verlassen. Die Tradition, Frauen zu kleine Schuhe aufzuzwingen, entstand nur dadurch, dass Männer der Meinung waren, wenn Frauen nicht laufen könnten, dann blieben sie auch zuhause und seien treu. Nur am Laternenfest erlaubten die reichen Eltern ihren Töchtern mit den kleinen, zusammengebundenen Füßchen auf der Straße spazieren zu gehen. Das war der einzige Tag im Jahr, an dem sie mit Männern flirten konnten. Diese furchtbare Tradition der Qing-Dynastie wurde erst 1919 aufgehoben, wobei das Laternenfest noch immer zur Brautschau und Ehestiftung genutzt wirf. Bis heute ist es noch üblich, dass nur Frauen und Männer aus der gleichen Gesellschaftsschicht heiraten dürfen.«
In diesem Jahr fällt der Valentinstag auf einen Freitag. Aus meinem Versprechen, spätestens sieben Uhr abends von der Arbeit zurück zu sein, wurde leider nichts. Ich war schon spät dran und dann haben mir noch die vollen Straßen einen Strich durch die eh schon knappe Rechnung gemacht. Chinesen nehmen es mit der Pünktlichkeit zwar nicht so genau, aber meine eineinhalbstündige Verspätung ist selbst für Hong zu viel.
Da wir nun alle Hunger haben, gehen wir vor unserem Urlaub gemeinsam huǒguō, chinesischen Feuertopf, essen. Das Essen ist günstig. Für fünfzig Renminbi pro Person, was etwa 6,50 Euro entspricht, können wir drei Stunden lang essen und trinken, so viel wir wollen.
Wie nebenbei klärt mich Hong darüber auf, was es bei Geschenken in China unbedingt zu beachten gibt. »Es gibt drei Geschenke, die du in China unbedingt vermeiden musst! Regenschirme, Standuhren und Birnen.«
Der Regenschirm macht mich ehrlich nervös und ich frage nach dem Warum.
Hong malt mir die Schriftzeichen auf und erklärt, dass »Standuhr« leicht zu verwechseln ist mit »enden«, »Birne« sich anhört wie »scheiden lassen« und die Aussprache für das Wort »Regenschirm« genauso klingt wie das Wort »trennen«.
Oh je, dann war mein gestriges Geschenk an meine Frau nicht gerade beziehungsfördernd, aber meine chinesische Familie hat geflissentlich darüber hinweggesehen und meinen Fehlgriff offenbar nicht so tragisch genommen.
Bei »Äpfeln« ist es anders, denn eine Silbe ähnelt »Frieden«, daher schenken sich vor allem Liebespaare gerne Äpfel.
Klingt abergläubisch … oder war das jetzt ein Wink mit dem Zaunpfahl? Als Deutscher muss ich mich besser vorher informieren, bevor ich hier Geschenke verteile.
1 Quelle: http://www.chinas-recht.de/940705b.htm (16.01.2017)
2 Seite „Christentum in China“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 31. Dezember 2016, 22:37 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Christentum_in_China&oldid=161144551 (Abgerufen: 19. November 2017, 11:25 UTC); Seite „Protestantismus in China“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 20. Dezember 2014, 16:17 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Protestantismus_in_China&oldid=136956581 (Abgerufen: 19. November 2017, 11:26 UTC)
3 Seite „Mitgliederentwicklung in den Religionsgemeinschaften“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 12. Januar 2017, 21:03 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Mitgliederentwicklung_in_den_Religionsgemeinschaften&oldid=161577057 (Abgerufen: 19. November 2017, 11:27 UTC)
4 Seite „Römisch-katholische Kirche in China“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 12. Januar 2017, 15:13 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=R%C3%B6misch-katholische_Kirche_in_China&oldid=161566866 (Abgerufen: 19. November 2017, 11:28 UTC)
5 Seite „Geschichte Chinas“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 6. Januar 2017, 18:36 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Geschichte_Chinas&oldid=161364081 (Abgerufen: 19. November 2017, 11:31 UTC); http://www.china-guide.de/auslaendische-aggressionen-und-imperialistische-aufteilung-chinas.html (09.01.2017)
6 Quelle: http://german.china.org.cn/german/de-12sx/matter.htm (06.02.2017)
7 Quelle: http://www.my-chinese.ch/fake-food-counterfeit.htm (14.4.2017)
8 Quelle: http://www.dietfurt.de/bayrisch-china/ (09.02.2017)
9 Quelle: http://www.seelenzeichen.de/kwan1.htm (14.4.2017)
10 Color in Chinese culture. (2017, September 12). In Wikipedia, The Free Encyclopedia. Retrieved 11:33, November 19, 2017, from https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Color_in_Chinese_culture&oldid=800299743; Seite „Fünf-Elemente-Lehre“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 6. März 2017, 23:52 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=F%C3%BCnf-Elemente-Lehre&oldid=163343410 (Abgerufen: 8. November 2017, 10:32 UTC)
11 Quelle: https://www.dusa-eu.cn/about-us/ (18.01.2017)
Hast du einen Ladyboy in den Taschen, hast du immer was zum Naschen
An unserem ersten Urlaubstag brechen wir gleich frühmorgens zum Flughafen auf mit dem Reiseziel Pattaya in Thailand. Hongs Erkältung ist trotz Abgehärtetsein nicht besser geworden und sie sehnt den Urlaub herbei. Ich hoffe sehr, dass die Wärme ihr gut tun und sie sich schnell in der klaren Luft erholen wird.
Ganz entspannt trete ich den Urlaub nicht an, denn mich interessiert brennend, weshalb mir der Bauträger und der Finanzberater noch nichts über den Baufortschritt sagen konnten? Der ganze Finanzierungsprozess hatte so einfach begonnen. Ich musste nur über die HSBC Bank in Hongkong mein Geld in Thai-Baht umtauschen und auf ein Konto in Thailand überweisen. Postwendend bekam ich die Bestätigung der Anzahlung und die unterschriebenen Vertragsunterlagen zurück. Jetzt will ich mir selbst ein Bild machen.
Aus Kostengründen besteht Hong auf einem Billigflug … keine Lounge, kein Essen, sitzen wie in einer Sardinenbüchse und kein Entertainment-System an Bord. Nachdem wir mit einer Stunde Verspätung in Bangkok angekommen sind, geht es im Reisebus weiter gen Süden. Der Bus bietet gegenüber dem Flugzeug einigen Komfort, er ist modern und gut klimatisiert: Außentemperatur 27 Grad, innen sind es angenehme 17. Doch des einen Freud ist des anderen Leid, denn Hongs Husten wird schlimmer.
Leider ist die Bequemlichkeit des Busses der einzige Vorteil, denn die Behauptung des Reisebüros, der Bus hielte am Hotel, war eine glatte Lüge. Ich hatte schon länger das Gefühl, dass chinesische Reisebüros ihren Kunden das Blaue vom Himmel versprechen, nur um schnell eine Buchung abschließen zu können. Meine Frau reagiert genervt und will sich beim Direktor des Reisebüros beschweren. Nach den vielen hungrigen Reisestunden geht es mir ähnlich und ich wäre jetzt liebend gern in unserem Hotel beim Abendessen. Für gewöhnlich werden Beschwerden abgewimmelt, aber mit viel Ausdauer bekommt Hong vielleicht eine Entschädigung.
Uns bleibt nichts anderes übrig, als an einer Haltestelle an der Hauptstraße auszusteigen und zu hoffen, dass es nicht mehr weit bis zum Hotel ist. Glücklicherweise steht eine Garküche neben der Haltestelle und wir essen uns erst einmal satt. Wir nutzen die Gelegenheit und erkundigen uns nach einem Taxi, denn die Entfernung zum Hotel ist mit dem Gepäck als Ballast zu groß zum Laufen. Der Besitzer kennt einen Fahrer, doch der lässt uns noch eine ganze Stunde warten, so dass wir am späten Abend endlich im Hotel in Nord-Pattaya eintreffen. In ein paar Tagen werden wir in ein Hotel im Süden der Stadt umziehen, damit wir so bequem die ganze Stadt erkunden können. Das zweite Hotel ist zwar etwas teurer, aber von dort können wir den gesamten Strand überblicken. Hong ist wirklich eine tolle Reiseplanerin.
Am nächsten Morgen hat sich die Landschaft stark verändert, denn die nächtliche Flut hat den Strand verschluckt, so dass an unseren geplanten Joggingausflug am Ufer nicht zu denken ist. Auch ist das Wasser im Meer etwas schmutzig. Vielleicht liegt es daran, dass ein Container-Hafen in Sichtweite liegt. Zum Glück oder vielleicht gerade deshalb gibt es einen Hotelpool, den wir nun jeden Morgen und Abend zum Schwimmen benutzen.
Bei meiner Erkundungstour durch das Hotel entdecke ich im Garten einen Billardtisch. Endlich kann ich Hong Billardspielen beibringen, das wollte sie schon immer lernen. Aber dabei gibt es ein Problem: Hong verliert nicht gern. Also versuche ich, strategisch vorzugehen und zeige ihr erst einmal, wie man den Queue hält und damit richtig anvisiert. Doch nach einer Weile wird Hong ungeduldig und widmet sich lieber ihrem WeChat.
So erfährt sie, dass der britische Autohersteller Aston Martin in China eine Fehlinvestition getätigt hat, was sie gleich ausführlich an mich weiterreicht: »Die Einkäufer wollten die Einkaufskosten für ein bestimmtes Teil unbedingt von 800 Renminbi auf 200 drücken. Doch die Rechnung ging nicht auf und die Briten mussten eine Rückrufaktion starten.«
»Der Einkäufer hat den Wareneingang wahrscheinlich nicht kontrolliert, sondern sich einfach auf die Angaben des Lieferanten verlassen. In China ist das ein schwerwiegender Fehler«, weiß ich aus eigener Erfahrung zu berichten.
In diesem Zusammenhang erzählt Hong mir, dass immer mehr Ausländer in chinesischen Unternehmen arbeiten. »Doch immer wieder scheitern sie aufgrund kultureller Unterschiede. Das hat mit unterschiedlicher Führungskultur zu tun. China ist ein konfuzianisch geprägtes Land. Autorität und Respekt gegenüber Vorgesetzten haben einen hohen Stellenwert. Im Umgang mit chinesischen Chefs solltest du dich unauffällig verhalten. Am besten ist es, wenn du einfach nur zuhörst.«
Sie spielt weiter auf ihrem Handy herum und sprudelt plötzlich eine chinesischen Weisheit heraus: »Was bedeutet es, wenn du nur ein kleines Vögelchen bist und jemand auf dich scheißt?« Ohne eine Antwort abzuwarten plappert sie weiter: »Merke, nicht jeder, der auf dich scheißt, ist dein Feind. Stell dir nur mal vor, du würdest gerade erfrieren und plötzlich kommt eine Kuh, die einen Fladen auf dich niedersausen lässt. So bleibst du immerhin warm. Aber was wäre, wenn stattdessen ein Adler vorbeifliegt, deinen fröhlichen Gesang hört und dich frisst?«
Aha, denke ich mir. Ich bin zwar kein Vogel, aber ich weiß immerhin, dass man besser den Kopf unten halten sollte.
Meine Frau ist wieder auf WeChat abgetaucht und weitere Neuigkeiten erreichen meine Ohren. »Ein Chinese muss durch unbedachte Nutzung seines Handys nun auf seine Villa verzichten, denn als er im Ausland unterwegs war, hatte sich sein Telefon automatisch mit dem Internet verbunden. Wieder zuhause erlebte der Arme sein blaues Wunder …« Hong wird hektisch und bekommt es mit der Angst zu tun, denn sie hat einen offenen Auslandszugang, um mit ihren Eltern chatten zu können. Augenblicklich lässt sie ihn sperren, nur für alle Fälle. Dank WeChat ist sie jetzt ein Stückchen klüger.
Ich bin gelassener und glaube, dass schon nichts passieren wird. »Nur weil sich ein Handy mit dem Internet verbindet, verliert man ja nicht gleich Haus und Hof. Was hatte das automatische Verbinden zur Folge?«, will ich von Hong wissen.
»Ganz einfach, die Gebühren für das Ausland sind in China extrem hoch, willkürlich und nicht kontrollierbar. Zudem ist das von der Regierung so gewollt, um Reisen und Geschäfte mit dem Ausland und den Geldabfluss ins Ausland zu limitieren.«
Abends suchen wir wieder eine der einheimischen Garküchen auf, denn hier bekommt man in kurzer Zeit ein günstiges Essen. Allerdings muss man ein bisschen aufpassen, da manche Händler nur das schnelle Geld machen wollen und sich nicht darum kümmern, ob die Lebensmittel frisch und sauber sind. Als Faustregel gilt: Dort, wo viele Touristen und Thailänder essen gehen, ist es gut. Wenn ein Restaurant zur Abendzeit immer noch leer ist, sollte man es meiden. Dieselbe Regel gilt für ganz Asien.
Hong plagt wieder der Husten, wir müssen morgen unbedingt neuen Hustensaft kaufen.
Nach einem reichhaltigen Frühstück mit Reissuppe und Fisch – ungewöhnlich, aber auch das kann ein leckeres Essen zu dieser Tageszeit sein – fahren wir ins Zentrum von Pattaya. Nachdem wir Hongs Medizin besorgt haben, schauen wir uns den Strand und den Hafen an, machen ein paar Fotos und ruhen uns dann in einem Restaurant am Hafen aus. Durch das Fenster kann ich auf den Strand sehen und entdecke ein paar chinesische Touristen, die in einer Reisegruppe unterwegs sind und eine Bootsfahrt unternehmen wollen.
»Jetzt möchte ich endlich mal die Gelegenheit nutzen, die Eigentumswohnung anzusehen, die ich vor vier Jahren gekauft habe. Ich hatte damals eine erste Anzahlung geleistet, aber der Bau hat offenbar noch nicht begonnen.«
»Sollen wir zuerst zum Grundstück oder erst zum Bauträger fahren?«, fragt Hong.
»Natürlich zuerst zum Grundstück, dann können wir den Bauunternehmer vielleicht mit ein paar Fakten konfrontieren, wenn er noch nichts geleistet hat«, entscheide ich.
»Es ist sehr verwunderlich, dass du eine Eigentumswohnung kaufst, ohne jemals vorher dort gewesen zu sein. Zudem kann es sein, dass du als Ausländer überhaupt nichts kaufen darfst«, wendet Hong ein.
»Ich will ja nicht dort wohnen, es ist eine reine Kapitalanlage mit guter Rendite. Sie wird über eine Servicefirma vermietet und mit der jährlichen Preissteigerung ergibt sich eine satte Rendite. Aber nur, wenn das Gebäude mit dem Schwimmbad auf dem Flachdach fertiggestellt wird. Zu deiner zweiten Frage: Nach dem Gesetz darf ein geringer Prozentsatz von Immobilien an Ausländern verkauft werden, ist also alles rechtmäßig.«
Nach ewig langer Suche finden wir dann das Grundstück, auf dem ein Gebäude stehen sollte, doch es liegt noch brach. Von Bauarbeiten keine Spur. Und was noch schlimmer ist: Auf dem Grundstück wohnen zahlreiche Menschen, die sich dort einfach wilde Behausungen gebaut haben. Kein Wunder, dass die noch nicht mit dem Bauen anfangen konnten. Wir gehen schnurstracks zum Bauträger, der uns den Schlamassel eingebrockt hat. Der Geschäftsführer ist ausgerechnet heute verreist. Wäre er auch verreist gewesen, wenn wir vorher einen Termin vereinbart hätten? Wir sind im Urlaub und haben Zeit, also vereinbaren wir bei seiner Sekretärin einen Termin. Gleichzeitig werden wir aber noch einen Rechtsanwalt einschalten, denn schließlich habe ich einen schriftlichen Vertrag geschlossen.
»Ich will diese Woche mein Geld zurück haben!«, poltere ich.
Aber Hong bremst mich: „Das ist bloß ein frommer Wunsch, das würde in Deutschland auch nicht so schnell funktionieren. Wenn das Grundstück brach liegt, hat der Bauträger keine Lizenz zum Bauen bekommen oder ist bereits pleite. Warum hast du nicht vorab einen Termin mit den Agenten oder dem Bauträger vereinbart? Als Investor hätten sie dich sogar vom Flughafen abgeholt. Wenn man im Ausland investiert hat und sich von einem Baufortschritt überzeugen will, fliegt man doch nicht einfach los, sondern macht vorher Termine oder klärt wenigstens, dass die entsprechenden Personen auch verfügbar sind.«
Zum Glück habe ich von den Chinesen gelernt, dass man sich beim Essen wunderbar entspannen kann. Also suchen wir uns in der Innenstadt ein Restaurant, genießen das leckere Thai-Essen und beobachten den Sonnenuntergang. Hong nutzt die Gelegenheit, um mir eine neue Lektion in Sachen Geschäftsessen mit Chinesen zu erteilen. Mit seinen Lieferanten essen zu gehen, ist ungemein wichtig – so viel weiß ich schon. Obwohl ich seit fünf Jahren in China privat und geschäftlich unterwegs bin, glaubt Hong, ich habe von den Chinesen noch nicht viel gelernt, da sie alle Geheimnisse für sich behalten, um dem Ausländer gegenüber im Geschäftsleben im Vorteil zu sein.
Recht hat sie, denn ich bewege mich nicht in der chinesischen Kultur, spreche meist nur Englisch und verhalte mich deutsch. Also bin ich Hong dankbar, dass sie mir elementare Grundsätze beibringen möchte, auch wenn ich einige schon kenne.
»Mitarbeiter scheuen sich normalerweise, direkt neben dem Chef zu sitzen. Aber zu weit weg zu sein, ist auch nicht so gut. Wer sich neben den Chef setzt, wird vielleicht für einen Schleimer gehalten, wer zu weit weg sitzt, könnte in den Augen des Vorgesetzten desinteressiert wirken. Oder der Chef könnte dann glauben, der Mitarbeiter könne ihn nicht leiden.«
»Dann wird ja jeder versuchen, irgendwo in mittlerer Entfernung zu sitzen.« Das Gerangel stelle ich mir gerade bildlich vor. »Irgendjemand muss aber den Schwarzen Peter ziehen.«
Hong nickt und erklärt weiter: »Auch bei der Bestellung im Restaurant können Neulinge in China Fehler machen. Außergewöhnliche Speisen erregen immer Aufmerksamkeit und das ist gar nicht gut. Chinesen neigen mehr zum Understatement.«
»Also bloß nicht auffallen?«, folgere ich.
»Genau! Und solltest du zufällig auf die Idee kommen, Affenhirn zu bestellen, könnte man dich als gewalttätig einstufen, denn um an das Gehirn zu gelangen, schlägt der Koch einem lebendigen Affen den Schädel ein.«
Meine Gesichtsmuskeln verziehen sich schmerzhaft und angeekelt. »Danke für den Tipp, aber Affenhirn werde ich wohl zu Lebzeiten nicht probieren.«
Beim chinesischen Geschäftsessen läuft es folgendermaßen: Jeder bestellt eine Speise, die dann auf ein großes drehendes Rondell in der Mitte des Tisches gestellt wird. Üblicherweise ordert der Gastgeber ein Gericht mehr, als Gäste am Tisch sitzen, denn niemand soll schließlich denken, der Chef sei ein Geizkragen.
»Und es ist höflich, von allem etwas zu probieren«, mahnt Hong. »Auf keinen Fall solltest du dich nur auf deine Leibspeise konzentrieren und alles andere links liegen lassen.«