Kitabı oku: «In die unbegrenzte Weite», sayfa 3
Der Trauernde und die Elfen
Zum Grab der Trauten schleicht der Knabe,
Ihm ist das Herz so bang und schwer;
Da sinkt die dunkle Nacht hernieder
Und bleiche Geister geh’n umher;
Des Abends feuchte Nebel thauen,
Der Nachtwind wühlt in seinem Haar,
Das Alles wird er nicht gewahr.
In Träumen ist er ganz verlohren,
Er merket nicht der Stunden Gang;
Da wekt ihn aus dem dumpfen Schlummer
Musik und froher Chorgesang,
Er blicket auf: und schaut den Reigen
Der Elfen, deren munt’rer Tanz
Sich schlingt um frischer Gräber Kranz.
Und sieh! ihm naht der Elfen Schönste,
Und spricht: „was trauerst du so sehr?
Komm! ist dein Mädchen dir gestorben?
Vergiß sie! komm zum Tanze her.
Frei sind wir Elfen, ohne Sorgen,
Leicht wie der Sinn ist unser Fuß,
Und froh und leicht sind Lieb und Kuß.
O zögre nicht! nur wenig Stunden
So moderst du, nur kurze Zeit
So welket Alles, was jetzt blühet,
Drum komm! entsag dem schweren Leid’.“ –
Wild springt er auf zum raschen Tanze
Und über seiner Braut Gebein
Schlingt sich der lust’ge Elfenreihn.
Er tanzt, vergisset die Geliebte,
Leicht, wie der Elfen, wird sein Sinn
Entbunden aller Erdensorgen
Schwingt er sich über Wolken hin.
Er sieht Geschlechter kommen, sterben,
Kann Alles froh und lustig sehn
Der Dinge Blühen und Vergehn.
Die Bande der Liebe
Ach! mein Geliebter ist tod! er wandelt im Lande der Schatten
Sterne leuchten ihm nicht, ihm erglänzet kein Tag
Und ihm schweigt die Geschichte; das Schicksal der Zeiten
Gehet den mächtigen Gang, doch ihn erwecket es nicht;
Alles starb ihm mit ihm, mir ist er doch nicht gestorben
Denn ein ewiges Band eint mir noch immer den Freund.
Liebe heißet dies Band, das an den Tag mir geknüpft
Hat die erebische5 Nacht, Tod mit dem Leben vereint.
Ja ich kenne ein Land, wo Todte zu Lebenden reden,
Wo sie, dem Orkus entflohn, wieder sich freuen des Lichts,
Wo von Erinn’rung erweckt, sie auferstehn von den Todten
Wo ein irdisches Licht glühet im Leichengewand.
Seliges Land der Träume! wo, mit Lebendigen, Todte
Wandeln, im Dämmerschein, freuen des Daseyns sich noch.
Dort, in dem glücklichen Land, begegnet mir wieder der Theure,
Freuet, der Liebe, sich meiner Umarmungen noch;
Und ich hauche die Kraft der Jugend dann in den Schatten,
Daß ein lebendig Roth wieder die Wange ihm färbt,
Daß die erstarreten Pulse vom warmen Hauche sich regen,
Und der Liebe Gefühl wieder den Busen ihm hebt.
Darum fraget nicht, Gespielen! was ich so bebe?
Warum das rosigte Roth löscht ein ertödtendes Blaß?
Theil ich mein Leben doch mit unterirdischen Schatten,
Meiner Jugend Kraft schlürfen sie gierig mir aus.
Des Wandrers Niederfahrt
Wandrer
Dies ist, hat mich der Meister nicht betrogen
Des Westes Meer in dem der Nachtwind braußt.
Dies ist der Untergang von Gold umzogen,
Und dies die Grotte, wo mein Führer haußt. –
Bist du es nicht, den Tag und Nacht geboren
Des Scheitel freundlich Abendröthe küßt!
In dem sein Leben Hälios verlohren
Und dessen Gürtel schon die Nacht umfließt.
Herold der Nacht! bist du’s der zu ihr führet
Der Sohn den sie dem Sonnengott gebieret?
Führer
Ja, du bist an dessen Grotte,
Der dem starken Sonnengotte
In die Zügel fiel.
Der die Rosse westwärts lenket,
Daß sich hin der Wagen senket,
An des Tages Ziel.
Und es sendet mir noch Blicke
Liebevoll der Gott zurücke
Scheidend küßt er mich;
Und ich seh es, weine Thränen
Und ein süßes stilles Sehnen
Färbet bleicher mich;
Bleicher, bis mich hat umschlungen,
Sie, aus der ich halb entsprungen,
Die verhüllte Nacht.
In ihre Tiefen führt mich ein Verlangen
Mein Auge schauet noch der Sonne Pracht
Doch tief im Thale hat sie mich umpfangen
Den Dämmerschein verschlingt schon Mitternacht.
Wandrer
O führe mich! du kennest wohl die Pfade
Das alte Reich der dunklen Mitternacht;
Hinab will ich ans finstere Gestade
Wo nie der Morgen, nie der Mittag lacht.
Entsagen will ich jenem Tagesschimmer
Der ungern uns der Erde sich vermählt,
Geblendet hat mich, trüg’risch, nur der Flimmer,
Der Ird’sches nie zur Heimath sich erwählt.
Vergebens wollt’ den Flüchtigen ich fassen,
Er kann doch nie vom steten Wandel lassen.
Drum führe mich zum Kreis der stillen Mächte,
In deren tiefem Schoos das Chaos schlief,
Eh, aus dem Dunkel ew’ger Mitternächte,
Der Lichtgeist es herauf zum Leben rief.
Dort, wo der Erde Schoos noch unbezwungen
In dunkle Schleier züchtig sich verhüllt,
Wo er, vom frechen Lichte nicht durchdrungen,
Noch nicht erzeugt dies schwankende Gebild
Der Dinge Ordnung, dies Geschlecht der Erde!
Dem Schmerz und Irrsal ewig bleibt Gefährte.
Führer
Willst du die Götter befragen,
Die des Erdballs Stützen tragen,
Lieben der Erde Geschlecht,
Die in seliger Eintracht wohnen,
Ungeblendet von irdischen Sonnen,
Ewig streng und gerecht;
So komm, eh ich mein Leben ganz verhauchet,
Eh mich die Nacht in ihre Schatten tauchet.

Horch! es heulen laut die Winde,
Und es engt sich das Gewinde
Meines Wegs durch Klüfte hin.
Die verschloß’nen Ströme brausen,
Und ich seh mit kaltem Grausen
Daß ich ohne Führer bin.
Ich sah ihn blässer, immer blässer werden,
Und es begrub die Nacht mir den Gefährten.
In Wasserfluthen hör ich Feuer zischen
Seh wie sich brausend Elemente mischen;
Wie, was die Ordnung trennet, sich vereint.
Ich seh, wie Ost und West sich hier umpfangen,
Der laue Süd spielt um Boreas Wangen,
Das Feindliche umarmet seinen Feind
Und reißt ihn fort in seinen starken Armen:
Das Kalte muß in Feuersgluth erwarmen.
Tiefer führen noch die Pfade
Mich hinab, zu dem Gestade
Wo die Ruhe wohnt,
Wo des Lebens Farben bleichen,
Wo die Elemente schweigen
Und der Friede thront.
Erdgeister
Wer hieß herab dich in die Tiefe steigen
Und unterbrechen unser ewig Schweigen?
Wandrer
Der rege Trieb: die Wahrheit zu ergründen!
Erdgeister
So wolltest in der Nacht das Licht du finden?
Wandrer
Nicht jenes Licht das auf der Erde gastet
Und trügerisch dem Forscher nur entflieht,
Nein, jenes Urseyn das hier unten rastet
Und rein nur in der Lebensquelle glüht.
Die unvermischten Schätze wollt’ ich heben
Die nicht der Schein der Oberwelt berührt
Die Urkraft, die, der Perle gleich, vom Leben
Des Daseyns Meer in seinen Tiefen führt.
Das Leben, in dem Schoos des Lebens schauen;
Wie es sich kindlich an die Mutter schmiegt
In ihrer Werkstatt die Natur erschauen,
Sehn, wie die Schöpfung ihr am Busen liegt.
Erdgeister
So wiß! es ruht die ew’ge Lebensfülle
Gebunden hier noch in des Schlafes Hülle
Und lebt und regt sich kaum,
Sie hat nicht Lippen um sich auszusprechen,
Noch kann sie nicht des Schweigens Siegel brechen,
Ihr Daseyn ist noch Traum.
Und wir, wir sorgen, daß noch Schlaf sie decke
Daß sie nicht wache, eh’ die Zeit sie wecke.
Wandrer
O ihr! die in der Erde waltet,
Der Dinge Tiefe habt gestaltet,
Enthüllt, enthüllt euch mir!
Erdgeister
Opfer nicht und Zauberworte
Dringen durch der Erde Pforte,
Erhörung ist nicht hier.
Das Ungeborne ruhet hier verhüllet
Geheimnißvoll, bis seine Zeit erfüllet.
Wandrer
So nehmt mich auf, geheimnißvolle Mächte,
O wieget mich in tiefem Schlummer ein.
Verhüllet mich in eure Mitternächte,
Ich trete freudig aus des Lebens Reihn.
Laßt wieder mich zum Mutterschoose sinken,
Vergessenheit und neues Daseyn trinken.
Erdgeister
Umsonst! an dir ist uns’re Macht verlohren,
Zu spät! du bist dem Tage schon geboren;
Geschieden aus dem Lebenselement.
Dem Werden können wir, und nicht dem Seyn gebieten
Und du bist schon vom Mutterschoos geschieden
Durch dein Bewußtseyn schon vom Traum getrennt.
Doch schau hinab, in deiner Seele Gründen
Was du hier suchest wirst du dorten finden,
Des Weltalls sehn’nder Spiegel bist du nur.
Auch dort sind Mitternächte die einst tagen,
Auch dort sind Kräfte, die vom Schlaf erwachen
Auch dort ist eine Werkstatt der Natur.
Mahomets Traum in der Wüste
Bei des Mittags Brand
Wo der Wüste Sand
Kein kühlend Lüftchen erlabet,
Wo heiß, vom Samum6 nur geküsset,
Ein grauer Fels die Wolken grüßet
Da sinket müd der Seher hin.
Vom trügenden Schein
Will der Dinge Seyn
Sein Geist, betrachtend hier, trennen.
Der Zukunft Geist will er beschwören,
Des eignen Herzens Stimme hören,
Und folgen seiner Eingebung.
Hier flieht die Gottheit,
Die der Wahn ihm leiht,
Der eitle Schimmer verstiebet.
Und ihn, auf den die Völker sehen,
Den Siegespalmen nur umwehen,
Umkreist der Sorgen dunkle Nacht.
Des Sehers Traum
Durchflieget den Raum
Und all’ die künftigen Zeiten,
Bald kostet er, in trunknem Wahne,
Die Seligkeit gelung’ner Plane,
Dann sieht er seinen Untergang,
Entsetzen und Wuth,
Mit wechselnder Fluth,
Kämpfen im innersten Leben,
Von Zweifeln, ruft er, nur umgeben!
Verhauchet der Entschluß sein Leben!
Eh’ Reu ihn und Mißlingen straft.
Der Gottheit Macht,
Zerreiße die Nacht
Des Schicksals, vor meinen Blicken!
Sie lasse mich die Zukunft sehen,
Ob meine Fahnen siegreich wehen?
Ob mein Gesetz die Welt regiert?
Er sprichts; da bebt
Die Erde, es hebt
Die See sich auf zu den Wolken,
Flammen entlodern den Felsenklüften,
Die Luft, erfüllt von Schwefeldüften,
Läßt träg die müden Schwingen ruhn.
Im wilden Tanz,
Umschlinget der Kranz
Der irren Sterne, die Himmel;
Das Meer erbraußt in seinen Gründen,
Und in der Erde tiefsten Schlünden
Streiten die Elemente sich.
Und der Eintracht Band,
Das mächtig umwand
Die Kräfte, es schien gelöset.
Der Luft entsinkt der Wolken Schleier
Und aus dem Abgrund steigt das Feuer,
Und zehret alles Ird’sche auf.
Mit trüberer Fluth
Steigt erst die Gluth,
Doch brennt sie stets sich reiner,
Bis hell ein Lichtmeer ihr entsteiget
Das lodernd zu den Sternen reichet
Und rein, und hell, und strahlend wallt.
Der Seher erwacht
Wie aus Grabesnacht
Und staunend fühlt er sich leben,
Erwachet aus dem Tod der Schrecken,
Harr’t zagend er, ob nun erwecken
Ein Gott der Wesen Kette wird.
Von Sternen herab
Zum Seher hinab
Ertönt nun eine Stimme:
„Verkörpert hast du hier gesehen
Was allen Dingen wird geschehen
Die Weltgeschichte sahst du hier.
Es treibet die Kraft
Sie wirket und schafft,
In unaufhaltsamem Regen;
Was unrein ist das wird verzehret,
Das Reine nur, der Lichtstoff, währet
Und fließt dem ew’gen Urlicht zu.“
Jetzt sinket die Nacht
Und glänzend ertagt
Der Morgen in seiner Seele.
Nichts! ruft er, soll mich mehr bezwingen:
Daß Licht nur werde! sey mein Ringen,
Dann wird mein Thun unsterblich seyn.
Liebe
O reiche Armuth! Gebend, seliges Empfangen!
In Zagheit Muth! in Freiheit doch gefangen.
In Stummheit Sprache,
Schüchtern bei Tage,
Siegend mit zaghaftem Bangen.
Lebendiger Tod, im Einen sel’ges Leben
Schwelgend in Noth, im Widerstand ergeben,
Genießend schmachten,
Nie satt betrachten
Leben im Traum und doppelt Leben.
Ariadne auf Naxos 7
Auf Naxos Felsen weint verlassen Minos Tochter.
Der Schönheit heisses Flehn erreicht der Götter Ohr.
Von seinem Thron herab senkt, Kronos Sohn, die Blitze,
Sie zur Unsterblichkeit in Wettern aufzuziehn.
Poseidon, Lieb entbrannt, eröffnet schon die Arme,
Umschlingen will er sie, mit seiner Fluthen Nacht.
Soll zur Unsterblichkeit nun Minos Tochter steigen?
Soll sie, den Schatten gleich, zum dunklen Orkus gehn?
Ariadne zögert nicht, sie stürzt sich in die Fluthen:
Betrogner Liebe Schmerz soll nicht unsterblich seyn!
Zum Götterloos hinauf mag sich der Gram nicht drängen,
Des Herzens Wunde hüllt sich gern in Gräbernacht.
Der Franke in Egypten
Wie der Unmuth mir den Busen drücket,
Wie das Glück mich hämisch lächelnd flieht.
Ist denn Nichts was meine Seele stillet?
Nichts, was dieses Lebens bange Leere füllet? –
Dieses Sehnen, wähnt’ ich, sucht die Vorwelt,
Die Heroenzeit ersehnt mein kranker Geist.
An vergang’ner Größe will dies Herz sich heben,
Und so eilt’ ich deinem Strande zu,
Du der Vorwelt heiligste Ruine,
Fabelhaftes Land, Egypten du!
Ha! da wähnt’ ich aller Lasten mich entladen
Als der Heimath Gränze ich enteilet war.
Träumend wallt’ ich mit der Vorzeit Schatten,
Doch bald fühlt’ ich, daß ich unter Todten sey,
Neu bewegte sich in mir das Leben,
Antwort konnte mir das Grab nicht geben. –
Ins Gewühl der Schlachten,
Warf ich durstig mich,
Aber Ruhm und Schlachten,
Ließen traurig mich:
Der Lorbeer der die Stirne schmückt,
Er ists nicht immer der beglückt.
Da reichte mir die Wissenschaft die Hand,
Und folgsam gieng ich nun an ihrer Seite,
Ich stieg hinab in Pyramiden Nacht,
Ich mas des Möris8 See, des alten Memphis Größe,
Und all die Herrlichkeit, die sonst mein Herz geschwellt,
Sie reicht dem Durstigen nur der Erkenntniß Becher.
Ich dachte, forschte nur, vergaß daß ich empfand. –
Doch ach! die alte Sehnsucht ist erwacht,
Aufs neue fühl ich suchend ihre Macht,
Was geb ich ihr? Wohin soll ich mich stürzen?
Was wird des Lebens lange Oede würzen?
Ha! Sieh, ein Mädchen! wie voll Anmuth,
Wie lieblich hold erscheint sie mir!
Soll ich dem Zuge widerstehen?
Doch nein! ich rede kühn zu ihr.
Ist dies der Weg der Pyramiden?
O, schönes Mädchen! sag es mir!
Mädchen
Du bist nicht auf dem Weg der Pyramiden,
O Fremdling! doch ich zeig ihn dir.
Franke
Brennend sengt die heisse Mittagssonne,
Jede Blume neigt das schöne Haupt,
Aber du der Blumen Schönste hebest,
Jung, und frisch, das braungelockte Haupt.
Mädchen
Willst du in des Vaters Hütte dich erkühlen
Komm, es nimmt der Greis dich gerne auf.
Franke
Welchen Namen trägst du schönes Mädchen?
Und dein Vater; sprich, wo wohnet der?
Mädchen
Lastrata heiß ich; und mein guter Vater
Er wohnt mit mir im kleinen Palmenthal,
Doch nicht des Thales angenehme Kühle,
Nicht Bäche Murmeln, nicht der Sonne Kreisen
Erfreuet meinen guten Vater mehr.
Franke
Wie! freut dem Vater nicht des Stromes Quellen,
Der Palmen lindes Frühlingssäuseln nicht?
Ich faß es; doch, wie es ein Gram mag geben
Der deiner Tröstung möchte widerstreben,
Das nur, Lastrata, faß ich nicht.
Mädchen
Italien ist das Vaterland des Greisen,
Und vieles Unglück bracht ihn nur hierher.
Mit sehnsuchtsvollem Blick schaut er am Mittelmeere
Hinüber in das vielgeliebte Land.
Und seufzend sehn’ auch ich hinüber
Nach jenen Blüthenreichen Küsten mich.
Erkranket ruht mein Geist auf jener blauen Ferne,
Und schöne Träume tragen mich dahin.
Sag’, wogt nicht schöner dort der Strom des Lebens?
Sehnt dort die kranke Brust sich auch vergebens?
Franke
Mädchen! ach! von gleichem Wunsch betrogen,
Wähnt’ ich: schönes berg’ die Ferne nur,
Doch umsonst durchsegelt’ ich die Wogen,
Hat auch diese Ahndung mir gelogen
Die du, Mädchen, jetzt in mir erweckt. –
Mädchen
Fremdling! kannst du diese Sehnsucht deuten?
Fühlst du dieses unbestimmte Leiden?
Dieses Wünschen ohne Wunsch?
Franke
Ja ich fühl ein Sehnen, fühl ein Leiden.
Doch jetzt kann ich diese Wünsche deuten,
Und ich weiß, was dieses Streben will.
Nicht an fernen Ufern, nicht in Schlachten!
Wissenschaften! nicht an eurer Hand,
Nicht im bunten Land der Phantasien!
Wohnt des durst’gen Herzens Sättigung.
Liebe muß dem müden Pilger winken,
Myrthen keimen in dem Lorbeerkranz,
Liebe muß zu Heldenschatten führen,
Muß uns reden aus der Geisterwelt. –
Mächt’ger Strom! ich fühlte deine Wogen,
Unbewußt fühlt’ ich mich hingezogen,
Nur wohin! wohin! das wußt’ ich nicht.
Wohl mir! dich und mich hab’ ich gefunden.
Liebe hat dem Chaos sich entwunden.
1Hinweise bezüglich orthographischer Besonderheiten s. Nachbemerkung.
2Tellus: „Erde“, in der römischen Mythologie die Erd-Gottheit, entspricht der griechischen Gaia.
3Timur: auch als Tamerlan bzw. Timur Lenk bekannt, 1336-1405, ein zentralasiatischer muslimischer Eroberer, strebte die Wiederherstellung des Mongolischen Reiches an.
4Manen: in der römischen Religion die Geister der Toten.
5Erebos: in der griechischen Mythologie der Gott und die Personifikation der Finsternis.
6Samum: Bezeichnung für einen Sandsturm in Nordafrika/Arabien.
7Ariadne: in der griechischen Mythologie die Tochter des kretischen Königs Minos und seiner Gattin Pasiphaë. Sie half Theseus den Minotauros zu besiegen, floh mit Theseus von Kreta, wurde von ihm aber auf der Insel Naxos zurückgelassen.
8Möris: in der griechischen Antike Name eines großen, durch Dämme begrenzten künstlich angelegten Sees in Unterägypten.
ES HAT EIN KUSS MIR LEBEN EINGEHAUCHT
Poetische Fragmente
Piedro
Dunkel ruhet auf den Wassern,
Tiefe Stille weit umher,
Piedro’s Schiff nur theilt die Wellen,
Seine Ruder schlägt das Meer.
Aber Piedro steht am Maste
Und sein Aug’ in trüber Glut,
Sucht den Räuber der Geliebten,
Sucht sie durch des Meeres Fluth.
Endlich naht er ihrem Segel,
Endlich geht die lange Nacht,
Und mit ungedult’ger Eile
Ordnet er der Schiffe Schlacht.
Viele fallen, Viele siegen,
Einer kämpft mit Löwenmuth,
Naht sich Piedron durch die Menge
Kühnlich mit bescheidnem Muth.
Und sie kämpfen, keiner weichet,
Tapferkeit wird wilde Wuth;
Und in zornigen Strömen mischet
Sich der Kämpfer heißes Blut.
Endlich in des Jünglings Busen
Senket Piedro seinen Stahl,
Vor dem unwillkommenen Gaste
Flieht sein süßes – Leben all.
Und er stirbt so hold im Tode,
Daß Piedro niedersinkt,
Und von seinen blassen Lippen
Reuig heiße Küsse trinkt.
Nacht will endlich niedersinken,
Tiefe Stille weit umher;
Piedro’s Schiff nur theilt die Wellen,
Seine Ruder schlägt das Meer.
Piedro aber liegt verwundet
Einsam in des Schiffes Raum;
Seine Seele ist gefangen,
Ganz und gar in einem Traum.
Denn ihm däucht er sey umschlungen
Von des todten Jünglings Arm,
Freundlich will sein Auge brechen,
Doch es schlägt sein Herz noch warm.
Piedro will sich von ihm reißen,
Doch mit sehnsuchtsvollem Blick
Und mit heißen Liebesküssen
Hält der Knabe ihn zurück.
Freudig, daß er sie befreiet,
Tritt die Braut zu Piedro hin,
Will ihn trösten, will versuchen,
Ob die bösen Träume fliehn.
Und sie neigt sich zu ihm nieder,
Ruft des Theuern Namen laut.
Er erwacht und mit Entsetzen
Wendet er sich von der Braut.
Und er mag sie nicht mehr schauen,
Ihre Liebe ist ihm Pein.
Tief versenkt nur im Betrachten
Des Gestorbenen mag er seyn.
Und das süße Mädchen weinet,
Sie verhüllt ihr Angesicht,
Möchte gern vor Schmerzen sterben,
Nur den Theuern lassen nicht.
Piedro siehts, ein tiefes Sehnen
Zieht ihn nach des Grabes Ruh,
Er zerreißt der Wunde Banden
Und geht still den Todten zu.
Dunkel ruhet auf den Wassern,
Tiefe Stille weit umher,
Piedro’s Schiff erreicht die Küste,
Aber er schläft tief im Meer.