Kitabı oku: «Gemeinsame Zeit am Boden», sayfa 2

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Wie wir über uns selbst und den anderen denken, ist unglaublich wichtig für die Farben der gemeinsamen Beziehung.

Natürlich darfst du trotzdem ein wenig reflektieren, in welcher Ebene du dich selbst und auch dein Pferd am ehesten wiederfinden kannst. Vielleicht ergibt sich hieraus schon eine kleine Erkenntnis für dich, die die Gestaltung eurer Bodenarbeit beeinflussen wird. Überlege dabei gern, wie du die Sätze „Ich bin …“ und „Mein Pferd ist …“ vervollständigen würdest. Du kannst dich hierzu auch im Alltag bei inneren Monologen oder in Gesprächen mit anderen beobachten. Häufig benutzen wir limitierende Adjektive, die sehr viel über das gesamte Sein von einem selbst oder dem eigenen Pferd aussagen. Schau genau hin, ob sich solch limitierende Adjektive wirklich richtig anfühlen oder ob du sie lieber mit konkreten Situationen verknüpfen möchtest.

Ein Beispiel wäre das Adjektiv „ängstlich“.

„Ich bin ängstlich“ trifft eine Aussage über eine Eigenschaft, die offenbar immer und ständig zum eigenen Sein gehört.

„Wenn es stürmt, fühle ich mich im Gelände ängstlich.“ Das ist eine Aussage, die das eigene Empfinden in einer bestimmten Situation schildert. Dadurch presst man sich selbst aber noch keinen limitierenden Stempel auf, sondern spricht lediglich über eine Situation, die man mit der Zeit verändern kann. Du öffnest dadurch keine der oben erwähnten Schubladen, sondern bleibst aktiver Gestalter deiner Realität.

Es kann sehr erhellend sein, einmal zu beobachten, ob und welche Eigenschaften man „so nebenbei“ sich selbst oder dem vierbeinigen Partner zuspricht und damit die eigenen Handlungsmöglichkeiten limitiert.

Falls dir eine Schublade begegnet, kannst du sie dir anschauen und überlegen, wie du die Eigenschaften ins Positive wandeln könntest. Aus „ängstlich“ könnte so vielleicht„wachsam“ werden. So wandelst du gedanklich eine vermeintliche Schwäche in eine Superpower.

In den folgenden Kapiteln wirst du weitere Anregungen zu deinen bisherigen Gedanken finden.

Wenn Bodenarbeit auf die Stärken sowie die körperlichen, mentalen und seelischen Themen von Pferd und Mensch ausgelegt ist, beeinflusst sie letztlich immer alle Ebenen positiv, sodass sich vieles mit der Zeit wandelt und man sich immer mehr gemeinsame Freiheiten schafft. Diese Freiheiten zeigen sich dann unter anderem darin, dass alle Zugangswege möglich und Grenzen gemeinsam aufgelöst werden können, wenn es an der Zeit dafür ist.

Daniyal wird von Kati angefeuert und wirkt sehr konzentriert. Lukas hingegen begleitet Masun liebevoll und läßt ihn die Pylone selbst erkunden.

Welche unterschiedlichen Trainingsansätze gibt es?

Nachdem wir uns die drei verschiedenen Ebenen in unser Bewusstsein gerufen haben, möchten wir nun auf das Wie der Bodenarbeit zu sprechen kommen. Im Zusammenhang mit der Arbeit am Boden werden Pferd und Mensch immer wieder mit dem Thema Lernen konfrontiert. Genau genommen lernt jedes Lebewesen in jeder Sekunde seines Lebens. Lernen findet immer und überall statt, nur sind wir uns dessen meist nicht bewusst. Wir oder unser Pferd nehmen einen Eindruck wahr, das Gehirn verarbeitet ihn, und „zack!“ haben wir wieder eine Information dazugewonnen und somit etwas gelernt.

Aus diesem Grund halten wir es für außerordentlich wichtig, sich auch mit dem Lernverhalten von Pferden auseinanderzusetzen, um ein möglichst guter pädagogischer Begleiter und Freund zu sein. Letzteres ist uns wichtig, denn wir möchten uns nicht über das Pferd stellen. Dennoch wollen wir in der Bodenarbeit Dinge zusammen erforschen und entdecken, die einen Lernprozess benötigen. Um Frustration und Stress vorzubeugen oder zu minimieren, sollten wir uns also überlegen, wie wir unserem Pferd die einzelnen Lernschritte näherbringen möchten.

Konditionierung ist in diesem Zusammenhang das Zauberwort, das sehr unterschiedliche Empfindungen hervorruft. Letztlich bedeutet es einfach nur, dass man einen Reiz mit einer Reaktion verknüpft (klassische Konditionierung) oder eine Verhaltensweise mit einer Konsequenz (operante Konditionierung).

Wenn wir mithilfe von Lob und Strafe arbeiten, sprechen wir also von operanter Konditionierung. Lob soll im Allgemeinen das vorherige Verhalten verstärken, also dazu führen, dass dieses in Zukunft häufiger gezeigt wird. Strafe bewirkt eine Hemmung des zuvor gezeigten Verhaltens. Was Lob und Strafe bedeuten, entscheidet letztlich das Pferd und wird in der Lernpsychologie daran gemessen, ob die zuvor erläuterte Verhaltensänderung tatsächlich stattfindet oder ausbleibt. Es kann also sein, dass ein Pferd eine Berührung, die du mit einer lobenden Intention ausführst, nicht als Lob empfindet oder es andersherum einen Tadel deinerseits unter Umständen lustig findet und als Spielaufforderung auslegt. Dazu später mehr.

Schauen wir ein bisschen genauer hin, begegnen uns die Begriffe der positiven und negativen Verstärkung und der Begriff der Strafe. Positiv und negativ sind hier mathematisch zu sehen,, im Sinne von hinzufügen und entfernen. Sie enthalten keine emotionale Wertung im Sinne von „positiv entspricht gut“ und „negativ entspricht schlecht“.

Positive Verstärkung meint also, dass ein angenehmer Reiz hinzugefügt wird und dass das Pferd in Erwartung dieses angenehmen Reizes das gewünschte Verhalten zeigt. Negative Verstärkung bedeutet das Wegnehmen eines unangenehmen Reizes, wenn das Pferd sich wie gewünscht verhält.

Das Training mit der positiven Verstärkung wird häufig mit dem Clickertraining gleichgesetzt, das im Prinzip eine Übertragung der allgemeingültigen lerntheoretischen Grundlagen in die Tierwelt, in unserem Fall die Welt der Pferde, darstellt. Es beruht üblicherweise auf der Basis der positiven Verstärkung. Dabei wird ein erwünschtes Verhalten des Pferdes belohnt (zum Beispiel durch Futter oder Kraulen), um es dadurch zu motivieren (es wird wahrscheinlich von unserem Pferd wieder gezeigt). Genau das ist, sehr verallgemeinert, der Schlüssel für diese Form des Trainings. Ein Satz, den du dir in diesem Zusammenhang unbedingt merken solltest: Ein Verhalten wird von seinen Konsequenzen bestimmt. So kann Clickertraining auch in Kombination mit negativer Verstärkung eingesetzt werden. Dann würde das Pferd aufgrund des unangenehmen Reizes, den wir häufig Druck nennen, das gewünschte Verhalten zeigen und man würde dieses Verhalten dann zusätzlich mit einem Click und Futter belohnen. Da das Pferd aber nicht in Erwartung des Futters (positiver Reiz) handelt, sondern dem unangenehmen Reiz entkommen möchte, spricht man von negativer Verstärkung in Kombination mit anschließendem Futterlob. Uns ist an dieser Stelle nur wichtig zu betonen, dass der Einsatz von Futter nicht immer mit positiver Verstärkung gleichzusetzen ist. Das Training auf Basis von positiver Verstärkung ist jedoch eine Methode, die wir sehr schätzen und dir ans Herz legen möchten.

Brauchst du dafür einen Clicker? Der Clicker ist im Prinzip nichts anderes als ein Knackfrosch, auf den man drückt, damit ein markantes „Click-clack“ ertönt, mit dem das Pferd nach kurzer Zeit die angenehme Konsequenz der Futtergabe assoziiert. Du musst nicht unbedingt einen Clicker benutzen, denn das Ganze funktioniert auch mit einem Zungenschnalzen, einem Pfiff oder einem kurzen und prägnanten Markerwort, wie zum Beispiel „Top, Yipp, Jo“ usw. Dabei ist es sehr wichtig, dass du dich für ein Wort entscheidest und bei diesem Wort bleibst, ansonsten sollte es nicht in eurem Alltag verwendet werden, denn es ist an ein Versprechen gebunden.

Neben den beiden vorgestellten Lobformen gibt es auch die Möglichkeit der Strafe, um ein gezeigtes Verhalten zu reduzieren. Positive Strafe meint das Hinzufügen eines unangenehmen Reizes (oder die „Androhung“ davon), um ein Verhalten zu reduzieren. Negative Strafe ist der Entzug eines angenehmen Reizes.


Die Auswahl der Methoden hat einen entscheidenden Einfluss darauf, welche unvergesslichen Momente ihr zukünftig sammeln könnt.


In einem hohen Energielevel kann Amadeo Futter eher als Lob empfinden als eine körperliche Berührung.

Anhand der negativen Strafe wird schnell deutlich, wieso das Pferd letztlich entscheidet, was Lob und was Strafe ist. Verbringt es äußerst gern Zeit mit dem Menschen und ist hoch motiviert, dann handelt es sich um eine wirksame Strafe, den Raum zu verlassen, wenn es zum Beispiel vor lauter Übermut aus menschlicher Sicht unhöflich wird. In dem recht unwahrscheinlichen Fall, dass das Pferd den Menschen sowieso lieber loswerden möchte, würde das Verlassen des Raums das vorherige Verhalten eher verstärken, also vom Pferd als Lob interpretiert werden. Auch die positive Verstärkung bietet ein gutes Beispiel für diese Individualität. Viele Pferde lassen sich nicht gern anfassen. Möchte der Mensch das Pferd nun für etwas loben und streichelt das Pferd, kann es passieren, dass das Pferd dies als unangenehm empfindet und daher kein Lob im lernpsychologischen Sinne stattfindet. Es ist daher sehr wichtig, dass wir die Umsetzung der Lerntheorie individuell an das jeweilige Pferd anpassen.

Auch für dich als Mensch sollte sich die gewählte Vorgehensweise authentisch und echt anfühlen. Kannst du dich mit ganzem Herzen freuen, wenn du loben möchtest?

Wie fühlst du dich, wenn du dein Pferd strafst? Könntest du beim nächsten Mal kleinschrittiger vorgehen, um diese Situation zu vermeiden?

An dieser Stelle sei erwähnt, dass Strafe zwar zur Lerntheorie gehört, jedoch immer eine Sackgasse für Verhalten darstellt und oftmals der Motivation im Wege steht, da häufiges Strafen dazu führen kann, dass das Pferd sein Selbstbewusstsein und seine Initiative verliert – schließlich bekommt es häufig gezeigt, dass es Dinge falsch macht. Wir möchten dich daher dazu einladen, deinen Fokus auf die Dinge zu richten, die gut laufen, und das auch immer authentisch zu würdigen. Man kann niemals zu oft „Danke“ sagen, und niemand wird je müde davon, wenn sich ein Nahestehender ehrlich über ihn freut. Auch dein Pferd wird sich gut dabei fühlen, einen Cheerleader in dir zu finden.

Trau dich, deine Freude zum Ausdruck zu bringen, und versuche, statt strafenden Sackgassen lieber alternative Verhaltensoptionen aufzuzeigen, damit dein Pferd sich wohlfühlen kann. Achte vor allem darauf, dass eure gewählten Wege zu euch passen und sich richtig anfühlen. Welche Intention steht hinter den Konsequenzen, die dein Pferd erwartet? Manchmal stecken wir Menschen in einem Thema, wie zum Beispiel Angst vor Kontrollverlust, und strafen unser Pferd für ein Verhalten, das wir mit mehr räumlicher Distanz als beeindruckend oder schön empfinden würden. Beachte, dass auch dein Pferd auf dein Verhalten reagiert, und begib dich immer wieder in die Situation des Lernenden, um weiterhin auf Augenhöhe zu agieren. Weiterführende Gedanken zu diesem Thema wirst du weiter hinten in dem Kapitel „Wer ist Lehrer und wer ist Schüler?“ finden.

Mit diesem Einblick in die Welt der Lerntheorie möchten wir dein Bewusstsein für dein Handeln im Umgang mit deinem Pferd verfeinern und dazu beitragen, dass dir bisher unter Umständen unbewusste Handlungsmuster mit der Zeit immer bewusster werden und du dir im Klaren darüber bist, welche Auswirkung Verstärkungen in ihren verschiedenen Formen haben. Schon an dieser Stelle möchten wir anmerken, dass die Umsetzung der Lerntheorie und die Arbeit mit bewusst eingesetzter Verstärkung einen wichtigen Teil der Kommunikation zwischen deinem Pferd und dir ausmachen. Sei dir darüber im Klaren, dass Lernen, Erziehen, Trainieren und eine gemeinsame Interaktion, etwas unromantisch ausgedrückt, immer einhergehen mit manuellem körperlichem Einwirken und Manipulation im Sinne der Konditionierung. Du entscheidest darüber, wie du die Arbeit für dein Pferd und dich gestaltest. Möchtest du eine Übung aufbauen, indem du dein Pferd durch Druck auf verschiedenen Ebenen in eine bestimmte Situation bringst, oder soll euer gemeinsamer Weg geprägt sein von Eigeninitiative und Selbsterfahrung auf beiden Seiten?


Anstrengende Aufgaben fallen leichter, wenn das Pferd sich bestaunt fühlt; sein Selbstbewusstsein führt zu besonders schönen Bewegungen.


Das Hüfttarget als Basis für ein späteres Kruppeherein. Auch gymnastizierende Lektionen lassen sich in kleine Lernschritte zerlegen.

Last but not least möchten wir das Training mit der positiven Verstärkung mit seinen Vor- und Nachteilen betrachten. Grundsätzlich ist es eine sehr motivierende Methode für Pferd und Mensch, denn sie macht beiden Parteien Spaß. Das Pferd lernt dabei, quasi zu lernen, und wird zum aktiven Partner. Der Mensch entwickelt eine viel genauere Vorstellung davon, was und vor allem wie (kleinschrittig) er dem Pferd etwas vermitteln kann und wann genau ein Lernschritt stattfindet.

Wenn die Methode korrekt angewendet wird, lernen Pferde dabei ohne Angst, denn sie können nichts falsch machen. Dadurch ist echtes und entspanntes Lernen möglich, und die Pferde können sich voll und ganz auf ihre Aufgabe konzentrieren. Das Training nach der positiven Verstärkung ist eine für jeden Menschen recht einfach zu erlernende und trotzdem sehr effektive Methode, die anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse aus der Verhaltensforschung gut belegt ist. Jedoch setzt sie voraus, dass man sich selbst intensiv mit den theoretischen Grundlagen beschäftigt und an die Spielregeln hält. Aber auch die positive Verstärkung ist eben „nur“ eine Methode. Zu einer guten Verbindung zu seinem Pferd gehört aus unserer Sicht noch viel mehr. Es besteht unserer Erfahrung nach die Gefahr, „zu technisch“ zu werden. Häufig erleben wir Pferde, die auf diese Art trainiert werden, als sehr emotionslos und ihre Menschen als sehr verkopft. Neben dem theoretischen Grundwissen sind Freude, echte Emotionen und Bauchgefühl für uns wichtige Komponenten in der Beziehung zwischen Mensch und Pferd. So sehen wir das Wissen um die Lerntheorie als eine Teilkomponente im Sein mit den Pferden.

Im Zusammenhang mit der individuellen Neigung deines Pferdes werden wir in einem späteren Teil des Buchs noch genauer auf die verschiedenen Lerntypen kommen, die die Arbeitsweise beeinflussen. So ist es theoretisch möglich, dein Pferd in großen Teilen über Targettraining auszubilden. Targets sind Hilfsmittel, die dem Pferd eine Idee davon geben, wie es welchen Körperteil bewegen soll, indem es das Target mit diesem Körperteil berührt. Generell kann im Verlauf des Trainings jeder verschiedene Körperteil mit einem Target besetzt werden (Nase, Kopf, Ohren, Hüfte, Schweif, Knie …) Die verschiedenen Targets lassen sich im Verlauf der Ausbildung gut in die Bewegung übertragen, wodurch man zum Beispiel eine Dehnungshaltung am Nasentarget beim Longieren abfragen kann oder ein Kruppeherein mit einem Hüfttarget entwickeln kann. Als Targets eignen sich beispielsweise ein Tennisball auf einem Stock, eine Fliegenklatsche, eine Poolnudel, eine mit Watte gefüllte Socke an der Spitze einer Gerte, ein Staubwedel an einer alten Autoantenne oder auch deine Handfläche, du darfst gern kreativ sein. Es gibt auch fertige Targets zu kaufen. Wenn dein Pferd im Vorfeld lange konventionell gearbeitet worden ist, wird es vermutlich gelernt haben, dass es der Gerte zu weichen hat (negative Verstärkung). Es kann also sein, dass dein Pferd eine Weile braucht, um dem Target gegenüber aufgeschlossen zu reagieren und den neuen Ansatz zu erkennen. Du kannst deine Gerte auch weiterhin zur negativen Verstärkung benutzen, jedoch raten wir dir dann, zwei verschiedene Gerten zu verwenden, die sich optisch für dein Pferd unterscheiden. So weiß es nach einiger Zeit, welche Gerte wofür gemeint ist. Beispiel: Die schwarze Gerte bedeutet „weichen“ und die gelbe Gerte mit der Socke an der Spitze ist mein Target und bedeutet „berühren“. Wichtig ist, dass sich dein eigener Fokus und deine Intention bei der jeweiligen Verwendung unterscheiden, da Pferde sehr stark darauf reagieren. Ein Beispiel für eine Übung, die sich gut mit einem Target erlernen lässt, ist der spanische Schritt. Hierbei lernt das Pferd nicht, das Bein auf das Touchieren der Gerte zu heben, sondern aktiv von sich aus das vorgehaltene Target mit dem Bein zu berühren.


Daniyal antwortet auf Lukas’ Anfrage mit dem Gertentarget, indem er es mit dem Bein berührt.


Alf antwortet auf Luka’ Signal und folgt dem Handtarget (Schweiftarget) im Rückwärtsgang auf die Hand zu.

Auch das Rückwärtsgehen auf den Menschen zu lässt sich im Rahmen des Targettrainings aufbauen. Dabei lernt das Pferd, dass die Berührung der Hand des Menschen am Schweifansatz positiv ist und verstärkt wird. Sobald es dies verstanden hat, hält der Mensch die Hand ein paar Zentimeter vom Schweif entfernt hinter das Pferd. Die Lernaufgabe des Pferdes besteht nun darin, zu überlegen, wie es den Kontakt mit der Hand herstellen kann. Die Lösung ist anfänglich eine Verlagerung des Körpergewichts nach hinten, später ein ganzer Schritt rückwärts. Nach und nach wird dieses Verhalten auf Distanz übertragen. Die Targetarbeit steht wie erwähnt dem Weichen gegenüber. So kann man beispielsweise das Rückwärtsgehen auch darüber erarbeiten, dass man durch die eigene Körpersprache einen sanften Druck in Richtung des Pferdes aufbaut, um es einen Schritt weichen zu lassen. Beim Weichen arbeitet man also von der Hilfe weg. Gerade die konventionellen Hilfen in der Bodenarbeit und auch beim Reiten beruhen häufig auf diesem System. Auch hier möchten wir dich dazu anregen, in kleinen Teilschritten zu arbeiten und deinem Pferd Zeit zu geben, die Aufgaben zu verstehen.

Ein Beispiel aus der konventionellen Hilfengebung kannst du hier in Form des äußeren Zügels sehen. Ziel ist es, die Vorhand auf die Zirkellinie zu wenden, also vor der Gertenhilfe weichen zu lassen. Hilfreich sind hier auch eine wegweisende Kappzaumhilfe und die Körpersprache. Du könntest dein Pferd sogar mit einem Handtarget unterstützen, um die Richtung vorzugeben und so schrittweise die von sich wegweisende Hilfe des äußeren Zügels zu erklären. Du kannst dir die Targetarbeit also auch beim Weichen zunutze machen. Wie du siehst, sind deiner Kreativität zugunsten der kleinen Lernschritte keine Grenzen gesetzt.

Die eigene Intention formt die Art der Bodenarbeit

Die drei verschiedenen Zugangswege über Körper, Geist und Seele eröffnen uns für die gemeinsame Zeit am Boden eine unfassbare Menge an Möglichkeiten. Denn auch innerhalb der einzelnen Ebenen gibt es viele verschiedene Arten, wie wir die zuvor thematisierten Bodenarbeitsweisen (Longieren, Handarbeit, Zirkus etc.) mit Leben füllen können. Letztlich geht es vor allem darum, sich selbst und seinen vierbeinigen Begleiter dabei mit der Zeit so genau wie möglich kennenzulernen. Wenn wir einordnen können, wo wir stehen, was uns ausmacht und wovon wir träumen, finden wir auch unseren persönlichen roten Faden in diesem Meer von Möglichkeiten. Und wenn wir uns dann noch der gemeinsamen Kommunikation, der Lerntheorie, der Zugangswege und unserer Stärken und Themen bewusst werden, verschwimmen die Grenzen zwischen Freiarbeit, Gymnastizierung und Spiel ab einem gewissen Zeitpunkt. Methode und damit einhergehendes Wissen werden zu gelebtem Wissen, das in Gefühl übergeht. Dann begeben wir uns irgendwann in einen ganz individuellen Flow, der der Bodenarbeit eine völlig einzigartige Bedeutung und Leichtigkeit gibt. Du darfst dir also gern die Zeit geben, deine eigene Intention zu hinterfragen, um zu schauen, an welcher Stelle du ansetzen möchtest. Wozu möchtest du Bodenarbeit machen? Welche Stärken machen dich und dein Pferd jetzt schon aus? Wo siehst du noch Themen in eurer gemeinsamen Verbindung? Möchtet ihr zum Beispiel noch mehr Vertrauen gewinnen und eure Beziehung festigen? Ist es an der Zeit, alte Muster abzulegen? Oder liegt euer Fokus momentan mehr auf neuen körperlichen Erfahrungen? Hat dein Fokus sich im Verlauf der Zeit bereits verändert? Wie möchtest du deinem Pferd vermitteln, welche Verhaltensweisen du besonders gern beobachtest? Und um in diesem Zusammenhang noch mal zur Individualität zu kommen: Wer seid ihr, wenn ihr gemeinsam am Boden arbeitet, und wer wollt ihr zusammen sein?


Besonders ältere Pferde profitieren sehr davon, Körper, Geist und Seele durch die Bodenarbeit fit zu halten.

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