Kitabı oku: «Freiheit auf Zeit», sayfa 3
Ein heißer Tropfen auf einem rollenden Stein
Barbaras Urlaub ist vorbei, dafür kommt die Studentin Corinna an Bord. Und mit ihr ein Umweltprojekt, das diese Weltumsegelung noch ungewöhnlicher machen soll, als sie es ohnehin schon ist: Corinnas Initiative »Ivalu & You« soll auf die Verschmutzung der Meere aufmerksam machen.
»Unser Ziel war es, in den Ländern der Reise Workshops mit Kindern durchzuführen, um sie auf spielerische Art und Weise für die Müllproblematik zu sensibilisieren«, sagt Martin. »Natürlich war das vielfach nur ein Tropfen auf einem heißen Stein. Aber an manchen Orten haben wir vielleicht einen kleinen Stein ins Rollen gebracht.« Auf den Fidschi-Inseln beginnen sie, besuchen später Schulen in Tuvalu, Mikronesien und auf den Philippinen. Aus angeschwemmten Plastikteilen bauen Corinna und Martin Mülltonnen mit den Kindern der Pazifikinseln. Produkte in Verpackungsmaterial werden hier mit dem Versorgungsschiff angeliefert – der entstehende Plastikabfall begräbt manch kleine Insel.
Woher weißt du, dass schon März ist?
Ihre Energie wird nach wie vor von der Achillesferse der Reise in Anspruch genommen.
Etwa 15 Schulen besuchen Corinna und Martin während der Reise – weit weniger, als geplant war. Denn ihre Energie wird nach wie vor von der Achillesferse der Reise in Anspruch genommen – dem neuen Motor, der immer noch nicht so läuft wie er soll. Martin verdächtigt einen defekten Sensor, schuld daran zu sein, dass sie alle Riffpassagen und Ankermanöver unter Segeln statt unter Maschine absolvieren müssen. »Es war zwar cool, wenn man durch einen langen Pass segelt, seitlich die Wellen brechen und einen die alten Segler in der Hafenkneipe später ungläubig anschauen und fragen: ›Ihr seid da reingesegelt, oder?‹«, lacht Martin. »Aber ich würde es nicht noch mal machen.«
Seine Reiseplanung muss mangels Maschine besonders vorausschauend und exakt sein. Um durch die teils langen und engen Riffdurchfahrten zu gelangen, müssen Wind und Strömung aus der richtigen Richtung kommen, das Sonnenlicht von oben oder achtern, um Korallen und die Wassertiefe ausmachen zu können. Azur heißt flach, tiefblau heißt tief. Auch nach Wochen der Übung bleibt das Bauchkribbeln bei diesen Manövern, die die Crew stets mit einer geschützten türkisfarbenen Lagune belohnen. »Manchmal mussten wir zwei bis drei Tage vor einer Insel warten, bis die Bedingungen stimmten«, erzählt Martin. »Unter Motor kann man im Notfall noch mal abdrehen, unter Segeln hat man nur eine Chance. Kreuzen im Pass war mit einem Schiff wie IVALU quasi unmöglich.« Manchmal taucht Corinna vorher hindurch, um Tiefe und Kurven auszuloten. Manchmal helfen andere Segler oder Einheimische mit dem Dingi bei der Ausfahrt.
Einladungen auf eine Kokosnuss anstatt zum Feierabendbier, Regenwasser fangen statt Wasserhahn aufdrehen.
Doch bei allem Pech mit dem elektrischen Antrieb: »Im Nachhinein war die Panne mit dem Motor ein Glücksfall. Mit dem Verpassen der Saison begann ein neues Segeln, bei dem wir die Möglichkeit hatten, Orte und ihre Bewohner über einen längeren Zeitraum hinweg kennenzulernen. Die Tour über Tuvalu, Mikronesien und Palau zu machen, war die beste Idee der Weltumsegelung.« Die Inseln beeindrucken Martin mit der Gastfreundschaft ihrer in Einfachheit lebenden Bewohner. Kaum Internet, kein Handyempfang. Dafür Tauschgeschäfte statt Kreditkartenzahlung, Einladungen auf eine Kokosnuss anstatt zum Feierabendbier, Regenwasser fangen statt Wasserhahn aufdrehen. Verabredungen nicht zu einer Uhrzeit, sondern zum Sonnenuntergang. Einmal wird den jungen Seglern strahlend erzählt, dass sie nur knapp einen anderen deutschen Reisenden verpasst hätten – der Landsmann hatte die Insel zwei Jahre zuvor besucht. Das Zeitgefühl dieser anderen Welt überträgt sich auf das Paar. Auf Corinnas Aussage »Du, es ist schon März«, ist Martins Antwort: »Woher weißt du so was?«
Sie sind im Paradies für Robinson.
34 Tage im Südchinesischen Meer
Umso gewaltiger ist der Kulturschock, als die IVALU-Crew im Frühjahr und Sommer 2012 durch Südostasien segelt. Laute Städte, Millionen Menschen. Reizüberflutung. Großes Plus der Region jedoch: Es gibt Segelmacher für IVALUS lädierte Tücher, volle Supermärkte, aber auch einsame Buchten für die Momente, in denen der Skipper den Pazifik vermisst.
»Die Überquerung des Verkehrstrennungsgebiets war, wie eine vierspurige Autobahn zur Hauptverkehrszeit auf Krücken zu überqueren.«
Zeit für Wehmut bleibt nicht lange, denn der lahmende Motor führt auch zu verlängerten Aufenthalten an Orten, die man eigentlich möglichst schnell wieder verlassen will. Die Straße von Singapur und die Malakkastraße gehören dazu. Martin: »Abertausende von Schiffen drängen sich hindurch, noch mal so viele liegen zu beiden Seiten vor Anker. Der Panamakanal ist ein Witz dagegen. Die Schiffe sind bis zu 350 Meter lang und teils mit über 20 Knoten unterwegs. Die Überquerung des Verkehrstrennungsgebiets war, wie eine vierspurige Autobahn zur Hauptverkehrszeit auf Krücken zu überqueren.«
Zu dem Schiffsverkehr im Südchinesischen Meer gesellen sich heftige Schauerböen und Unwetter, Flauten, leichte, drehende Winde und starke Strömungen. Dem neuen Fahrplan hinkt die Crew durch das ständige Warten auf Ersatzteile für den defekten Antrieb und andere Reparaturarbeiten wieder hinterher. Der Nordost-Monsun hat bereits auf Südwest gedreht – und kommt nun direkt von vorn. 34 Tage brauchen Martin und Corinna kreuzend für die Strecke von den Philippinen nach Singapur, die eigentlich in der Hälfte der Zeit zu schaffen wäre.
In Phuket machen sie IVALU fit für den Indischen Ozean: Neue Leinen, ein neues Großsegel und, oh Wunder, der E-Motor wird endlich zum Laufen gebracht. Corinna muss zurück nach Deutschland, um ihr Studium fortzusetzen. Dafür kommt spontan der 20-jährige Thomas an Bord, ein ehemaliger Segelschüler von Martin, der gerade sein Abitur gemacht und nun Lust auf Abenteuer hat. Die soll er erleben.
Achterbahn im U-Boot
Ein Zyklon heftet sich auf dem dritten Ozean der Reise an ivalus Fersen. Seine Zugbahn scheint mit dem Kurs der Yacht identisch zu sein.
Denn ein Zyklon heftet sich auf dem dritten Ozean der Reise an IVALUS Fersen. Seine Zugbahn scheint mit dem Kurs der Yacht identisch zu sein. Martin beschließt, ein Ausweichmanöver nach Süden zu fahren. Rund 500 Seemeilen Umweg, doch die Alternative wäre, direkt ins Zentrum des Tropensturms zu geraten – mit hoher Wahrscheinlichkeit das Ende der Reise. Ausläufer mit 55 Knoten Wind erwischen IVALU dennoch, knapp eine Woche herrscht Ausnahmezustand an Bord, vergleichbar einer Achterbahnfahrt im U-Boot. Martin und Thomas verriegeln Schotten und Luke und verbringen eine Woche am ruhigsten Punkt der Yacht: mittschiffs auf dem Kajütboden. Frohnatur Martin kann selbst dem etwas Gutes abgewinnen: »Es war ehrlich gesagt eine ziemlich gemütliche Woche«, erinnert sich der mittlerweile 32-Jährige. »Vorher war ich sehr angespannt. Aber als es dann losging, war das weg. Da wir weit von allen Schifffahrtsrouten entfernt waren, konnten wir relativ sicher sein, dass kein anderes Schiff aufkreuzt.«
Als Martins 28. Geburtstag an jenem Novembertag auf dem Indischen Ozean ansteht, ist der Zyklon abgezogen, der Passatwind schiebt wieder und langsam wird es kälter. Nachts herrschen nur noch 20 Grad – nach einer gefühlten Ewigkeit ein Anlass, die lange Kleidung wieder herauszusuchen.
In Südafrika ist Martin froh über helfende Hände beim Anlegen. Längst nicht mehr überraschend: Der Motor will wieder nicht. Doch Mutter Lilli und Schwester Barbara sind schon da, um Weihnachten an Bord zu feiern. Ohnehin nutzt die junge Crew gern jeden Anlass zum Feiern: Oktoberfest, Karneval, jede Äquatorüberquerung, der 1000. Tag auf See oder der Jahrestag des Ablegens in Kiel. Ein Schluck für Rasmus gehört immer dazu.
Plötzlich wieder Wassertiefen
»Wir haben zwei Anläufe gebraucht und das Beiboot ist gekentert. Aber es hat sich gelohnt.«
Ein letztes exotisches, nur mit dem Schiff zu erreichendes Reiseziel reizt Martin noch. Er segelt nun wieder mit Barbara, Thomas’ Auszeit ging in Südafrika zu Ende. Die Geschwister wollen die Suppenschildkröten beobachten, die einmal im Jahr auf der Atlantikinsel Ascension ihre Eier am Strand vergraben. »Der Aufwand, um die Genehmigung auf Sankt Helena zu bekommen, ist hoch und die Ankerbucht auf Ascension bescheiden«, resümiert Martin. »Wir haben zwei Anläufe gebraucht und das Beiboot ist gekentert. Aber es hat sich gelohnt.«
Die Kapverdischen Inseln zu erreichen, fühlt sich an, wie nach Hause zu kommen. Die richtige Heimkehr würde Martin gern hinauszögern. »Hätte ich noch etwas mehr Geld gehabt und hätte ich das Schiff nicht wieder abgeben müssen, wäre ich mit Sicherheit wieder in die Karibik gesegelt. Und wäre wahrscheinlich immer noch unterwegs«, lacht der Weltumsegler.
Irgendwann hilft alles Aufschieben nichts mehr. Martin notiert auf den Kapverden: »Am 1. Mai war eine große Party für die Angestellten im Club Nautico. Dass auch ich eingeladen war, zeigt vielleicht, dass es langsam wirklich Zeit wird, weiterzuziehen.« Nachdem ein weiterer Crewwechsel stattgefunden hat, nimmt er Kurs auf die Azoren, die – wenngleich weit draußen im Atlantischen Ozean gelegen – doch die Rückkehr nach Europa markieren.
Hier hat der Skipper die erste Erkältung seit drei Jahren und hält den letzten Vortrag über Meeresverschmutzung. Vor der europäischen Küste kommt noch mal Unruhe auf, mangels Vertrauen in den Motor und weil »nach knapp drei Jahren mit Wassertiefen von mehreren Tausend Metern die Nervositätsgrenze schon anfängt, sobald das Echolot überhaupt eine Tiefe findet«. Die letzten Meter in den Hafen von Zeebrügge lässt Martin sich schleppen, und auch für die Passage des Nordostseekanals findet sich ein freundlicher Skipper, der IVALU zieht.
Am Steg in Kiel wartet das Empfangskomitee aus Familie und Mitseglern der letzten Jahre. Anspannung beim sonst so gelassenen Captain: bloß keine Blamage beim Anlegen!
Ein Plädoyer von Robinson
Über das Wiederankommen schreibt Martin: »»Die erste Zeit zurück in Deutschland war – entgegen aller Befürchtungen – supercool. Jedes Wochenende Grillen mit Freunden, super Sommerwetter und eine Willkommensfete, die sich gewaschen hat. Relativ schnell und unkompliziert habe ich einen Job gefunden: alles perfekt gelaufen. Trotzdem: Wenn man einmal die große Freiheit geschnuppert hat und über mehrere Jahre tun und lassen konnte, was man will (und das auch noch an den schönsten Orten der Welt), ist es manchmal gar nicht so leicht, sich wieder in ein von Konsum und Statussymbolen bestimmtes System einzugliedern. In eine Welt, in der man höchstens ein Viertel seiner Zeit frei, unabhängig und selbstbestimmt verbringen kann und sich die Leute vor lauter iPhone schwertun, einander in die Augen zu schauen. Was manchmal fehlt, ist die Erkenntnis oder der Wille, sich Zeit zu nehmen und den ganzen Alltagsstress einfach mal Alltagsstress sein zu lassen. Und an Tagen, an denen einem genau diese Tatsachen tierisch auf den Geist gehen, wünscht man sich auf ein kleines Segelboot irgendwo in die Weiten des Pazifiks, fernab von Smartphones, Facebook, Businesskasperei und Co.«

Aus dem Video- und Fotomaterial der Reise produziert Martin einen Film, der während gut 25 ausverkaufter Vorstellungen Fernweh in bayerischen Kinos auslöst. Ihr Umweltprojekt führen Corinna und Martin noch in einigen Schulen in der Heimat durch. Die Resonanz: riesig.
Ach ja, und dann wäre da noch … der Motor: IVALU hat inzwischen wieder einen Dieselmotor. Der E-Antrieb flog nach der Rückkehr raus, da das Vertrauen der Schiffseigener in ihn dann doch nicht so grenzenlos war wie das ihres Sohnes.
Der schmiedet bereits neue Pläne: »Ich habe tausend Ideen für weitere Reisen im Hinterkopf. Und jeder geht davon aus, dass ich irgendwann wieder weg sein werde.«
Irgendwann ist manchmal schon ganz bald.
Nachgehakt: Martins …
… Tipps für Weltumsegler
• Sich genug Zeit nehmen, drei Jahre sind das Minimum. Zwei Jahre, das klappt nicht.
• Auf gute Ausrüstungsgegenstände wie Anker und Selbststeueranlage achten. Sie können das Leben an Bord, vor Anker und unterwegs, sehr komfortabel machen.
• Improvisieren können: Mit Zwei-Komponenten-Kleber kann man auch mal einen abgebrochenen Zahn reparieren [lacht]. Hat bis zum Ende der Reise gehalten!
… wichtigste Bücher an Bord
• »Segelrouten der Welt« von Jimmy Cornell.
• Mein Lieblingsbuch: »Schiffbruch mit Tiger« von Yann Martel.
… spontane Antworten
Nordsee oder Ostsee? Eigentlich keine von beiden, sondern die Passatregion, wo der Wind stetig weht. Aber die Ostsee ist einfach wunderschön, hat viel zu bieten, tolle Ankerplätze. Die Nordsee sicher auch, ist aber wahnsinnig rau und ungemütlich. Ich würde immer schauen, dass ich da schnell durchkomme. Ein Freund von mir hat mal gesagt, die Nordsee sei kein Segelrevier, sondern eine Zumutung.
Atlantik oder Pazifik? Pazifik. Und da der Nordpazifik, der Leute und der Kulturen wegen. Die Menschen im Pazifik sind schon sehr besonders.
Hafen oder Ankern? Ankern. Die coolen Orte auf der Welt haben keine Häfen, denn sonst würde ja alle Welt dahin segeln.
… Revier-Geheimtipps
Die Orte, an denen es kein WLAN gibt. In Mikronesien gibt es die noch zahlreich.
… Vorgehen in schwerem Wetter
Eine Kanne heißen Kaffee kochen.
… Mittel gegen Seekrankheit
Ich habe kaum Probleme mit Seekrankheit gehabt, meine Mitsegler schon. Jeder hat etwas anderes ausprobiert, der eine Pflaster, der nächste Kaugummi. Das Wundermittel gibt es einfach nicht. Aber eine vernünftige Ernährung mit viel Obst mit Vitamin C hilft. Man könnte auch sagen: Augen zu und durch, abwarten bis es vorbei ist – nach zwei, drei Tagen gibt sich das bei allen.
… wichtigstes Ersatzteil
Ein zweiter Satz Reffleinen, die sind bei uns ständig durchgescheuert. Vielleicht liegt’s auch daran, dass wir wegen des hohen Mastes sehr häufig im Reff gefahren sind [lacht].
… seglerisches Vorbild
Vorbild nicht unbedingt, aber Wilfried Erdmann hat mich einfach wahnsinnig inspiriert. Vor allem mit den Büchern über seine ersten Reisen.
… hilfreiche Seiten im Internet
Unterwegs nichts, da haben wir ja selbst geschrieben. Oft aber www.noonsite.com.
… Versicherungen auf Weltumsegelung
Auslandsreisekrankenversicherung für drei Jahre, Schiffshaftpflichtversicherung.
… Lieblingsgericht bei Sturm
Nudeln oder Reis mit Tomatenmark in der Pfanne.
… Lieblingsgericht bei Flaute
Eigentlich würde ich sagen: frisch zubereiteter Fisch. Aber bei Flaute fängt man so schlecht Fische.
… bewährte Passatbesegelung
Das Groß mit ausgebaumter Genua.
… nützlichstes Kleidungsstück
Viel hat man ja nicht an, daher: die Sonnenbrille!
… Reiseblog der Weltumsegelung
Zwölf Fragen an Martin Finkbeiner
Warum wolltest du um die Welt segeln?
Ich hatte Lust, einfach weg zu sein, und überhaupt keine Lust, jeden Tag auf 20 verschiedenen Kanälen ständig erreichbar zu sein. Ich hatte viele Bücher über Weltumsegler gelesen, die die Lust geweckt haben, es selber zu machen.
Ohne was wärst du nie losgefahren?
Ohne eine zuverlässig funktionierende Windfahnensteuerung.
Ein Ausrüstungsgegenstand, auf den du nicht mehr verzichten möchtest?
Epoxy-Zweikomponentenkleber [lacht].
Das Werkzeug, das du am häufigsten in der Hand hattest?
Mein Leatherman.
Die Stärken und Schwächen deines Schiffes?
Die IVALU war ziemlich perfekt für so eine Reise. Sie ist stabil und verglichen mit anderen Fahrtenyachten sehr schnell. Nur Kleinigkeiten würde ich ändern, wie eine größere Badeplattform oder eine feste Sprayhood installieren. Die größte Schwäche war der nicht vorhandene Motor.
Was bedeutet gute Seemannschaft für dich?
Grundsätzlich mag ich das Risiko, segle gern schnell und reize das aus, was das Boot zu bieten hat. Auf der Weltumseglung war das komplett anders. Da bin ich sehr vorsichtig und materialschonend gesegelt. Wichtig war, Boot und Crew sicher ans Ziel zu bringen, auch wenn man dadurch ein bisschen langsamer unterwegs war.
Was war unterwegs Luxus?
Ein kühles Bier, denn wir hatten ja keinen Kühlschrank an Bord, und gutes Brot.
Was hat dir gefehlt und was gar nicht?
Was ich vermisst habe, war eine richtig gute Brotzeit. Was ich gar nicht vermisst habe, war mein Handy. Genauso wenig den Kühlschrank – dadurch war das kühle Bier dann eben Luxus.
Hast du je überlegt aufzuhören?
Nö.
Hattest du mal Angst?
Ja, als uns einmal nachts in den Süd-Philippinen ein Boot mehrere Stunden lang gefolgt ist und uns angestrahlt hat. Sonst nicht. Ich hatte und habe einen unheimlichen Respekt vor Wind, Wetter, Meer, Wellen und all dem. Aber ich habe ziemlich genau gewusst, worauf ich mich einlasse.
Welche Eigenschaften sollte man als Weltumsegler haben?
Die nötige Neugierde und den Elan, das durchzuziehen.
Was würdest du beim nächsten Mal anders machen?
Eine dickere Ankerkette mit zehn oder zwölf Millimetern und einen deutlich überdimensionierten Anker dabeihaben. Und mir mehr Zeit nehmen. Mindestens fünf Jahre sind nötig, um mehr von den einzelnen Inseln zu sehen. Drei Jahre insgesamt sind verdammt knapp.

Die Segelyacht IVALU
Bootstyp, Baujahr | Einzelbau, 1989 in Hamburg |
Werft, Konstrukteur | Sandmeier Werft, Axel Monhaupt |
Rumpfmaterial | Aluminium |
Länge über Alles | 12,80 m |
Breite | 4,10 m |
Gewicht | 14 t |
Tiefgang, Kielform | 2 m |
Rigg | Topptakelung mit Kutterstag |
Segelgarderobe | Groß, Genua, Rollfock, Spinnaker |
Ruderanlage | freistehendes Ruder, Radsteuerung, Windfahne, Autopilot als Reserve |
Maschine | Zuerst: Volvo Penta, 41 PS mit 400-Liter-Dieseltank, danach: 48-Volt-Elektromotor mit 18 kW, versorgt von einer Batteriebank mit 200 Ah |
Stromversorgung | 2 Solarpaneele à 85 W, Windgenerator, 4 Verbraucherbatterien à 108 Ah |
Wasserversorgung | Trinkwassertank für 700 Liter, 100 Liter in Kanistern, Regenwasser |
Kommunikation | UKW-Funk, Satellitentelefon für Notfall |
Navigation | Eingebautes Garmin-GPS, Papierseekarten für fast die ganze Welt, Kartenplotter, AIS, weltweite Seekarten auf dem Laptop, Sextant zum Zeitvertreib |
Ankergeschirr | Je ein 20-kg-CQR- und Delta-Anker, 100 Meter 8-mm-Kette, elektrische Ankerwinsch |
Beiboot | 2,40-m-Schlauchboot mit 4-PS |
Sonstiges | Kein Kühlschrank mangels Strom |