Kitabı oku: «Kykladen», sayfa 2
Bewegte Zeiten – Aristokraten geben den Ton an
Viele der Emigranten fanden auf den ägäischen Inseln und an der kleinasiatischen Westküste eine neue Heimat. Als um 1000 v. Chr. die Dorer, von Norden kommend, in Griechenland einwanderten (Dorische Wanderung), machten sich erneut Menschen auf den Weg in den Osten. Die größte Gruppe unter ihnen bildeten die Ionier, die sich auf fast allen Kykladeninseln festsetzten (Ionische Wanderung). Ziele der Dorer waren Kreta, Rhodos, Melos und Thera, die Äoler wählten Lesbos als ihre neue Heimat.
Bei den Ioniern, Dorern und Äolern handelte es sich aber nicht um ethnisch unterschiedliche Stämme im eigentlichen Sinn, sondern um Sprachgruppen. Bei ihnen hatte sich in nachmykenischer Zeit jeweils ein eigener Dialekt der griechischen Sprache herausgebildet. Die jeweilige eigene Sprachform spielte für das Identitätsbewusstsein der Gruppen eine große Rolle.
Die Kenntnis der Schrift war nach dem Ende der mykenischen Zeit verloren gegangen. Um 800 v. Chr. übernahmen die Griechen die Buchstabenschrift der Phönizier, des von der Levanteküste stammenden antiken Händlervolks, und passten sie ihrer Sprache dadurch an, dass sie Zeichen, die sie nicht brauchten, zur Bezeichnung von Vokalen verwendeten. Es spricht vieles dafür, dass sich bereits Homer dieser Schrift bedient hat.
Im 8. Jh. v. Chr. geriet die Welt der Griechen erneut in Bewegung. Menschen verließen die kleinasiatischen Städte und gründeten an den Ufern des Schwarzen Meeres Kolonien, Menschen vom Festland und von Euböa zog es in den Westen nach Unteritalien und Sizilien. Man spricht von der „großen griechischen Kolonisation“.
Kolonisation meint, dass auf fremdem Gebiet neue Stadtstaaten (gr. Poleis) gegründet wurden, die Griechen sprachen von „fernen Wohnorten“ (gr. Apoikiai).
Die Gründung vollzog sich nach festgelegten Regeln. Man versicherte sich der Zustimmung des delphischen Apollon, der Gott konnte auch selbst zur Gründung einer Kolonie ermuntern. Die Auswanderer folgten einem ernannten oder gewählten Anführer. War ein guter Standort gefunden, der an der Küste lag, über einen Ankerplatz und ein für die Bewirtschaftung geeignetes Hinterland verfügte, steckte man die Grenzen ab, sicherte die Siedlung, erstellte einen Bebauungsplan, richtete die Kulte ein und erließ Gesetze. Die neu gegründete Kolonie übernahm in der Regel die Organisationsform der Mutterstadt und unterhielt stets freundschaftliche Beziehungen zu ihr. Rechtlich blieb sie allerdings autonom.
Auch einige der ägäischen Inseln beteiligten sich an der Kolonisation: Naxier gründeten ca. 735 v. Chr. gemeinsam mit Einwohnern der Stadt Chalkis auf Euböa die Kolonie Naxos in Sizilien (heute Giardini-Naxos), die ihrerseits wenige Jahre später Katane (heute Catania) und Leontinoi (heute Leontini) gründete, Paros sicherte sich 680 v. Chr. die an Goldminen reiche, Thrakien vorgelagerte Insel Thasos und das libysche Kyrene, eine Tochter der Insel Thera.
Es gab viele Gründe wie soziale Spannungen, Rivalitäten unter den führenden Familien, ökonomische Interessen der entsendenden Poleis, Hoffnung der Auswanderer auf bessere Lebensbedingungen, die die Menschen dazu bewegten, ihre Heimat zu verlassen und sich in der Fremde neu anzusiedeln, wobei sich die Landnahme keineswegs immer friedlich vollzog: Auch manch ein Abenteurer wird sich gern der Gruppe angeschlossen haben.
Die Archaik ist nicht nur die Zeit des Aufbruchs, sondern auch die Zeit, in der sich die Städte zu Stadtstaaten entwickelten und in der sich das Individuum seiner selbst als einer autonomen Persönlichkeit bewusst wurde. In der Lyrik fanden die Menschen eine neue Form, in der persönliche Erfahrungen, Gedanken und Gefühle zum Ausdruck gebracht werden konnten. An die Stelle des im Hexameter verfassten umfangreichen Epos traten kleine, strophisch gegliederte Einheiten, die sich mannigfacher Metren bedienten. Nun gab es keine Muse mehr, die verkündete, wie es wirklich war. Blieb der Dichter im Epos verborgen, so war jetzt präsent, wer sich in den Versen äußerte. Es ging nicht mehr um Berichte über Vergangenes, sondern das Erlebnis der Gegenwart gewann an Bedeutung.
Wie das Epos wurde auch die Lyrik in der Öffentlichkeit vorgetragen. Der lyrische Dichter suchte seine Zuhörer aber nicht an Fürstenhöfen oder auf den Marktplätzen, sondern im Kreis Gleichgesinnter im Symposion, dem Trinkgelage, zu dem sich Adlige nach dem Essen in begrenzter Zahl zusammenfanden. Der Ahnherr der lyrischen Dichtung und zugleich einer ihrer bedeutendsten Repräsentanten, Archilochos, stammte aus Paros. Überhaupt erlebte die Lyrik ihre Blütezeit vornehmlich auf den ägäischen Inseln.
Dort spielte zudem die Bildhauerkunst in Folge der reichen Marmorvorkommen eine besondere Rolle im Wirtschaftsgefüge der Zeit. Auf Paros befanden sich die wertvollsten Steinbrüche der Antike. Aber auch Naxos verfügte über qualitätvollen Marmor und entsprechend versierte Künstler. Ihre Auftraggeber waren zumeist reiche Großgrundbesitzer, die die politische und militärische Macht in Händen hielten. Sie bildeten eine gemeinsame griechische Adelskultur aus, deren Wertmaßstäbe von Besitz und Ruhm auch auf den Kykladeninseln galten. Diese festgefügte Welt geriet mit der Etablierung der Demokratie in Athen sowie vor allem im Kontext der beiden großen Perserkriege zu Beginn der klassischen Epoche (5. / 4. Jh. v. Chr.) schließlich heftig ins Wanken.
Zwei Zeitzeugen der Extraklasse – Herodot und Thukydides
Die Kenntnisse über die geschichtlichen Ereignisse dieser Zeit verdanken wir in erster Linie zwei bedeutenden antiken Historikern, die, jeder auf seine Weise, die Geschichtsschreibung begründet haben: Herodot aus Halikarnassos und Thukydides aus Athen.
Herodot lebte von ca. 485 bis ca. 425 v. Chr., seine väterlichen Vorfahren waren Karer. Er wirkte in seiner Heimatstadt am Kampf gegen den karischen Tyrannen Lygdamis II. mit, musste fliehen, kehrte zurück und machte sich erneut auf, diesmal, um die Welt zu erkunden. Es darf als sicher gelten, dass er längere Zeit in Athen und später in der 444 v. Chr. am Golf von Tarent gegründeten Kolonie Thurioi gelebt hat. Genaue Zeitangaben sind nicht möglich. Sein Werk beginnt so:
Dies ist die Darlegung der Erkundung (historie)
des Herodot aus Halikarnassos,
damit weder das, was Menschen geleistet haben,
mit der Zeit vergessen wird,
noch große und bewundernswerte Taten,
sei es, dass sie von Griechen,
sei es, dass sie von Barbaren vollbracht wurden,
ihren Ruhm verlieren.
Insbesondere ist es die Darlegung der Ursache (aitia),
die sie zum Krieg gegeneinander veranlasste.
Selbstbewusst stellt sich der Autor vor. Er legt dar, was er selbst erforscht hat, nicht, was er wie Homer dem Gesang einer Muse verdankt. Sein Interesse richtet sich nicht nur auf die Leistungen der Griechen, sondern in gleichem Maße auf das, was die Barbaren vollbracht haben, ja, es richtet sich universal auf die Menschheit. Mit „Barbaren“ meint er wertneutral „Nicht-Griechen“ und „Leistungen“ umfassen auch kulturelle Werte und Schöpfungen. Herodot weiß, wie schnell die Menschen und ihre Taten vergessen werden. Aus dem Bewusstsein der Vergänglichkeit erwächst der Antrieb zur Geschichtsschreibung. Am Schluss seines Vorworts schränkt er sein Thema auf den Krieg der Griechen und Perser ein. Er will die Ursache aufdecken, die zu der Auseinandersetzung geführt hat. In diesem Bestreben, den Dingen auf den Grund zu gehen, erweist er sich als ein Historiker im modernen Sinn, und auch dadurch, dass er die Ursache letztlich im Menschen selbst findet, in dem ihm eigenen Streben nach Macht. Hybris nannten das die Griechen, wenn der Mensch seine Grenzen überschreitet. Maßlosigkeit birgt in sich bereits den Keim des Scheiterns. Götter greifen zwar in das Geschehen ein, sie äußern sich in Erdbeben, durch Orakel und Propheten, aber sie nehmen dem Menschen nicht die Verantwortung für sein Handeln ab. Sie sind Garanten dafür, dass das Geschehen – Aufstieg und Fall der Menschen und Mächte – für den, der einen langen Zeitraum überblickt, erklärbar ist und sich als sinnvoll erweist. Der mythischen Überlieferung stand Herodot kritisch gegenüber und er war derjenige, der als Erster den Ost-West-Konflikt thematisierte.
Der römische Staatsmann, Redner und Philosoph Markus Tullius Cicero (106–43 v. Chr.) hat ihn den „Vater der Geschichtsschreibung“ (pater historiae) genannt (de legibus, 1, 5). Zu Recht: Ist er doch der Erste, der in einem umfangreichen Prosawerk historische Ereignisse kausal miteinander verknüpft und erklärt.
Thukydides (ca. 456 – ca. 396 v. Chr.) war eine Generation jünger als Herodot. Auch er hat sich politisch betätigt, bevor er sich seinen Studien widmete. 424 v. Chr. bekleidete er das Amt eines Strategen (militärischer Befehlshaber), weil man ihn aber für einen Misserfolg verantwortlich machte, wurde er für 20 Jahre verbannt. Er nutzte die Zeit, um das Geschehen des Peloponnesischen Krieges zu beobachten. Was er sah und was ihm glaubwürdig berichtet wurde, notierte er. Erst nach der endgültigen Niederlage Athens kehrte Thukydides in seine Heimatstadt zurück. Sein Werk schließt an das des Herodot an, aber er war der Erste, der Zeitgeschichte schrieb. In einem Überblick wird die Geschichte von 479 v. Chr. bis zum Ausbruch des Peloponnesischen Krieges behandelt. Der Text scheint unvol endet geblieben zu sein, da er bereits mit den Ereignissen des Jahres 411 v. Chr. abschließt, und nicht, wie sicher geplant, mit der Kapitulation Athens 404 v. Chr. Viele Passagen schrieb Thukydides zudem erst unter dem Eindruck des endgültigen Zusammenbruchs seiner Heimatstadt.
Gegenüber Herodot zeichnet Thukydides ein geschärftes Methodenbewusstsein aus. Er hat sich kritisch mit seinen Vorgängern auseinandergesetzt, auch mit Herodot, dessen Namen er allerdings nicht explizit nennt. Die Ursache der Geschehnisse ist für ihn der Mensch in seiner über die Zeiten hinweg konstanten Natur. Die Überzeugung, dass maßloses Machtstreben ein Wesensmerkmal der menschlichen Natur ist, verbindet ihn mit seinem Vorgänger. Sorgfältig unterscheidet er aber zwischen Anlässen und Ursachen.
Wer auf Grund der dargelegten Beweise zu der Auffassung gelangt, dass mein Bericht im Wesentlichen den Tatsachen entspricht, dürfte nicht in die Irre gehen. Er sollte weder den Dichtern vertrauen, die in ihren Gesängen übertreiben, noch den Geschichtsschreibern, deren Darstellungen eher angenehm anzuhören sind als wahr, meist unbewiesen und im Laufe der Zeit ins Mythenhafte abgeglitten. Er sollte ihnen keinen Glauben schenken. Er darf davon überzeugt sein, dass mein Bericht sich auf sehr einleuchtende Beweise stützt, soweit es jedenfalls in Anbetracht der vergangenen Zeit überhaupt möglich ist. (1,21).
Thukydides beschreibt Situationen und lotet Handlungsspielräume aus. Vielleicht hat er gehofft, dass Staatsmänner aus seinem Werk lernen könnten, ihr Handeln am Möglichen auszurichten, statt immer weiter gesteckten Zielen nachzujagen. Er selbst bezeichnete sein Werk als einen „Besitz für immer“ („ktema eis aei“).
Ein Beispiel für die distanzierte und um Objektivität bemühte Art der Darstellung ist der Bericht über das Verhältnis der Athener zu ihren Bundesgenossen im Delisch-Attischen Seebund, den wir auf den folgenden Seiten zitieren. Thukydides beurteilt beider Verhalten kritisch: Die Athener führen ein zu hartes Regiment und erzeugen Unzufriedenheit, die Bundesgenossen entziehen sich kurzsichtig und aus Bequemlichkeit der Heeresfolge, zahlen lieber den Tribut, als Schiffe zu stellen, und vergrößern so die Macht der Athener, während sie ihre eigene Kriegstauglichkeit mindern. Diese scharfe Kritik gilt auch für das Verhalten vieler Kykladeninseln in dieser Epoche.
Ein Konflikt schlägt hohe Wellen – Der Perserkrieg und die Kykladen
Der Perserkrieg begann mit einem Aufstand der an der Westküste Kleinasiens gelegenen Griechenstadt Milet gegen das Perserreich (Ionischer Aufstand). Anlass zu diesem folgenreichen Ereignis gab ein fehlgeschlagener Versuch des dortigen Stadttyrannen, Aristagoras, mit Unterstützung des persischen Statthalters Artaphernes die reiche Insel Naxos zu erobern. Um die Niederlage wettzumachen, stürzte er sich in das Abenteuer des Krieges mit den Persern, das länger als 50 Jahre dauern und erst 448 v. Chr. mit dem sogenannten Kalliasfrieden seinen Abschluss finden sollte Die Schlachten bei Marathon (490 v. Chr.), bei den Thermopylen (490 v. Chr.), bei Salamis (480 v. Chr.) und schließlich bei Platää (479 v. Chr.) markieren den Verlauf des Krieges und benennen zugleich die Orte der persischen Niederlagen.
Die meisten Kykladeninseln konnten sich jedoch nicht des Zugriffs der Perser erwehren. Sie wurden zum Heeresdienst verpflichtet und mussten Geiseln stellen. Lediglich Delos verschonte der persische Großkönig wegen seiner religiösen Bedeutung. Manche Inseln wie Naxos erlitten schwerste Zerstörungen.
Die Athener ließen nach ihrem Sieg die perserfreundlichen Inseln nicht ungeschoren davonkommen. Es heißt, der siegreiche Feldherr Themistokles forderte von ihnen Geld und drohte, er würde sie, falls sie die Zahlung verweigerten, mit der hellenischen Flotte belagern und erobern. Bei Herodot heißt es:
Mit dieser Drohung erpresste er große Summen von den Bewohnern der Stadt Karystos (auf Euböa) und von den Pariern. … Ob auch andere Inseln Geld gezahlt haben, weiß ich nicht. Ich glaube aber, dass außer den Genannten auch einige andere gezahlt haben. … Die Karystier wurden trotz der Zahlung nicht verschont. Die Parier konnten mit ihrem Geld Themistokles besänftigen und die Kriegsgefahr abwenden. So trieb Themistokles von Andros aus ohne Wissen der anderen Feldherrn Geld von den Inselbewohnern ein. (8,112).
Ob Herodot dem Themistokles gerecht wird, sei dahingestellt. Es ist damit zu rechnen, dass die Opposition in Athen ein Interesse daran hatte, sein Bild zu verdunkeln.
Die Athener hatten zuerst die Siege über die Perser mit der Flotte errungen, die Spartaner mit dem Heer, und dann gingen sie zügig daran, die Situation zu nutzen und ihre Seeherrschaft zu sichern und auszubauen. 478 / 77 v. Chr. gründeten sie den Delisch-Attischen Seebund zum Schutz der kleinasiatischen Küstenstädte und der ägäischen Inseln vor einem erneuten Angriff der Perser. Die Mitglieder verpflichteten sich, entweder Schiffe zu stellen oder Geld zu zahlen, das zunächst im Tempel des Apollon auf Delos, später (454 v. Chr.) auf der Akropolis in Athen deponiert wurde. Waren im Grunde genommen alle Mitglieder formell gleichberechtigt, so reklamierte dennoch Athen dank seiner Macht und großen Flotte die uneingeschränkte Führung, ein Zustand, der Missfallen erregte. Immer wieder versuchten daher Bündnispartner, ihre Unabhängigkeit zurückzuerlangen,
hauptsächlich, weil sie mit der Zahlung ihrer Beiträge oder mit der Stellung von Schiffen im Rückstand waren. Manche wollten sich auch gänzlich der Heeresfolge entziehen. Denn die Athener führten ein strenges Regiment und zeigten Härte jenen gegenüber, die es nicht gewohnt oder nicht willens waren, sich anzustrengen. In diesen Fällen griffen sie zu Zwangsmaßnahmen. Auch sonst übten sie die Herrschaft bald nicht mehr zur Zufriedenheit der Bundesgenossen aus. Sie betrachteten sie bei Kriegszügen nicht als gleichberechtigt und konnten die Abtrünnigen leicht wieder in ihre Gewalt bringen. Daran waren die Bundesgenossen selbst schuld. Wegen ihrer Abneigung gegen den Kriegsdienst waren die meisten, um nicht fern von der Heimat Dienst leisten zu müssen, die Verpflichtung eingegangen, statt Schiffe zu stellen lieber den auferlegten Betrag zu zahlen. So vergrößerten sie mit ihren Abgaben die Flotte der Athener, während sie selbst, wenn sie abfielen, ungeübt und unerfahren in den Krieg eintraten. (Thukydides, 1,39).
Perikles, der als einflussreicher Staatsmann von 461 bis 429 v. Chr. die Geschicke Athens leitete, nutzte die Gelder, um die Akropolis mit Prachtbauten zu schmücken. 449 v. Chr. begann der Bau des Parthenon, 432 v. Chr. der Bau der Propyläen. So haben auch die ägäischen Inseln zum Ruhm Athens beigetragen. Die Zweckentfremdung der Gelder löste in Athen heftige Diskussionen aus.
Als 431 v. Chr. der Peloponnesische Krieg zwischen Athen und Sparta ausbrach, hing für Athen viel von der Loyalität der Inseln ab. Die Insel Melos, eine Kolonie der Spartaner, die sich 416 v. Chr. weigerte, Athen zu unterstützen, wurde kurzerhand erobert und grausam bestraft. 404 v. Chr. endete der Peloponnesische Krieg mit der Niederlage Athens. Die Mauern der Stadt wurden geschleift, der größte Teil der Flotte konfisziert und der Seebund aufgelöst. Auf den Inseln hatten nun die Spartaner das Sagen, ihre Herrschaft währte jedoch nicht lange. Man empfand sie als drückend, und als 378 v. Chr. die Gründung eines neuen Seebundes erfolgte, waren manche Inselstaaten wieder schnell bereit, diesem beizutreten. Dieser zweite Seebund blieb bestehen, bis die Makedonen ihn 338 v. Chr. auflösten. Wenige Jahre vor der Neugründung hatte der persische Großkönig Artaxerxes II. (404–356 v. Chr.) in einem Friedensvertrag, den er mit Athen und Sparta geschlossen hatte, den meisten ägäischen Inseln noch Autonomie gewährt (386 v. Chr.).
Könige und Kaiser regieren die Welt – Die Kykladen, Spielball der Mächtigen
Die Welt der griechischen Stadtstaaten ging zugrunde, als der König der Makedonen, Philipp II. (359–336 v. Chr.), im Jahr 338 v. Chr. bei Chaironea in Böotien die Heere der Athener, Thebaner und ihrer Verbündeten vernichtend schlug. Als Führer und Feldherr eines von ihm gegründeten „Korinthischen Bundes“ übte er fortan die Herrschaft über Griechenland aus.
Abb. 5 Bronzeporträt aus Delos, 2. Jh. v. Chr., Nationalmuseum Athen
Nach seinem Tod wurde sein Sohn Alexander (336–323 v. Chr.) König von Makedonien.
Unter den ihm nachfolgenden Herrschern (gr. Diadochen) aus unterschiedlichen hellenistischen Königsdynastien, deren Gründer allesamt Feldherren Alexanders waren, blieben die Kykladen zunächst unter makedonischem Einfluss. Sie wurden zu einem „Inselbund“ („Nesiotenbund“) zusammengeschlossen. Um 290 v. Chr. fielen sie an die makedonisch-ägyptischen Ptolemäer, die Thera zu einem wichtigen Flottenstützpunkt ausbauten. Der Bund bestand bis zur Mitte des 3. Jhs. v. Chr. Zu dieser Zeit gewann die Insel Rhodos an Einfluss, sie verlor ihn wieder, als sie den Makedonenkönig Perseus unterstützte, der 168 v. Chr. in der Schlacht bei Pydna den Römern unterlag. Um die Rhodier zu bestrafen, wurde Delos Athen zugesprochen und zum Zollfreihafen erklärt, was zu einem enormen Wohlstand der dortigen Siedlung führte, die unter römischer Herrschaft regelrecht aufblühte. Im Saal der hellenistischen Skulpturen des Athener Nationalmuseums stehen einige Skulpturen und Porträts aus dieser Phase (Abb. 5).
Seit der Zeit Alexanders gehörten die Kykladeninseln somit zu wechselnden Großreichen. Folglich waren sie zu Steuerzahlung und Heeresfolge verpflichtet, durften sich aber selbst verwalten. Sie taten das nach dem Vorbild Athens: Die Bürger traten in Volksversammlungen zusammen und wählten jährlich Beamte (gr. Archonten) und einen Rat (gr. Boule). Auch die Römer, die seit dem 3. Jh. v. Chr. mehr und mehr unter den Einfluss der griechischen Kultur geraten waren, gestanden ihren griechischen Untertanen einen hohen Grad an Autonomie zu. Griechisch durfte neben dem Lateinischen Amts- und Verwaltungssprache bleiben. Die neuen Machthaber hatten in erster Linie ökonomische Interessen. Sie forderten hohe Abgaben, eine Politik, die bei den Untertanen zu großer Unzufriedenheit führte. Aus dieser Verdrossenheit versuchte Mithridates VI. Eupator, König von Pontos (ca. 113–63 v. Chr.), zu Beginn des 1. Jhs. v. Chr. Kapital zu schlagen. Er bemächtigte sich Kleinasiens (91–87 v. Chr.) und erließ 88 v. Chr. in Ephesos den Befehl, in den kleinasiatischen Städten an einem festgesetzten Tag alle Römer und Italiker zu töten. Antike Historiker sprechen von 80.000, ja, 150.000 Toten. Das griechische Festland und die Kykladen schlossen sich ebenfalls größtenteils dem neuen Machthaber an. Ungeachtet dessen wurden viele Inseln von Mithridates selbst (88 v. Chr) oder einem seiner Verbündeten (69 v. Chr.) überfallen und geplündert. Von den Folgen konnten sie sich lange nicht erholen. Erst 63 v. Chr. gelang es den Römern, Mithridates zu besiegen.
Die Römer hatten 146 v. Chr. die ägäischen Inseln zusammen mit dem griechischen Festland und Makedonien zur römischen Provinz „Macedonia“ vereinigt. Als die Provinz 27 v. Chr. auf Veranlassung des ersten römischen Kaisers Augustus geteilt wurde, bildeten sie mit Griechenland zusammen die Provinz „Achaea“. Die Herrschaft der römischen Kaiser stellte die längste Friedenszeit in der Antike für die Kykladen dar. Allenthalben entwickelte sich neuer Wohlstand.