Kitabı oku: «Die bedeutenden Historiker», sayfa 2

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Thukydides

Während sich Herodot in erster Linie mit jenem Konflikt beschäftigte, der die griechische Welt einigte und eine politisch wie auch kulturgeschichtlich herausragende Epoche einleitete, steht das Geschichtswerk des Thukydides (griech. Thukydídes) am Ende eben dieser Entwicklung: Er ist nämlich der Gewährsmann für den Peloponnesischen Krieg (431-404 v. Chr.), an dem er selbst, wenn auch wenig erfolgreich, aktiv beteiligt war und der der Dominanz Athens innerhalb der griechischen Stadtstaaten ein Ende bereiten sollte.

Geboren wurden Thukydides, über dessen Leben nur wenig sichere biographische Daten vorliegen, um das Jahr 460 v. Chr. in Athen, genauer gesagt in dem attischen Demos Halimos unweit der Stadt. Sein Vater trug den Namen Oloros, der für Könige des nordgriechischen Thrakien belegt ist, und aller Wahrscheinlichkeit nach war seine Familie im Zug der griechisch-persischen Auseinandersetzungen nach Attika gelangt. Über sich selbst spricht Thukydides an vier Stellen seines Geschichtswerks. Zunächst sagt er in Buch I 1.1, dass er Athener sei, um nun über jenen großen Krieg zwischen seiner Heimatstadt und den Spartanern zu schreiben, der der wichtigste und bedeutendste sei, der jemals stattgefunden habe. In seiner Einschätzung stehen diese Ereignisse also noch über Herodot und dem griechisch-persischen Krieg. In Buch V 26.1 heißt es, er wolle nunmehr zu den Vorgängen der Jahre nach 421 v. Chr. kommen, um die einzelnen Etappen der Auseinandersetzung der Reihe nach zu schildern, wie sie sich Sommer für Sommer und Winter für Winter bis zum Jahr 404 v. Chr. ereignet hätten, als es den Spartanern gelang Athen und den Piräus zu besetzen. Insgesamt habe sich dieser Krieg mit diversen Unterbrechungen über 27 Jahre hin erstreckt. Über seine kurze eigene Beteiligung gibt Buch V 26.5 Auskunft. Im Jahr 424 v. Chr. war Thukydides zum Strategen (Feldherrn/Oberkommandierenden) für die nördliche Ägäis ernannt worden, wo er in Thrakien, der vermeintlichen Heimat seiner Familie, Posten bezog. Im Jahr 422 v. Chr. kam es nun bei der Stadt Amphipolis an der Mündung des Strymon in das Mittelmeer zu einer von den Spartanern unter ihrem Feldherrn Brasidas überraschend begonnenen Schlacht mit den Athenern unter Kleon, die mit dem Tod beider Generäle, aber auch mit dem Verlust von Amphipolis für die Athener endete, und mit dem sog. Nikiasfrieden (Thukyd. V 17-19) zu einem längeren Waffenstillstand führte. In Athen machte man jedoch Thukydides für diese Niederlage verantwortlich, da seine Flotte einige Stunden zu spät vor Amphipolis eingetroffen war. Als Folge wurde er für 20 Jahre aus Athen verbannt, wobei nicht genau bekannt ist, ob Thukydides nicht doch früher zurückkehren durfte, wie einige behaupten. Jedenfalls akzeptierte er das Urteil der Volksversammlung und beurteilte die nun folgende Phase für sich selbst durchaus als positiv, da er nunmehr die Gelegenheit dazu habe, sich genauer mit den Ereignissen zu befassen. So nutzte er die Zeit nach seinem erzwungenen Ausscheiden aus dem politischen Dienst zu längeren Reisen, die ihn auf die Halbinsel Peloponnes und nach Sparta brachten, aber auch nach Sizilien und zu einer ganzen Reihe von Kampfplätzen des Peloponnesichen Krieges. Der vierte autobiographische Beleg in seinem Werk findet sich in Buch II 48.3. Dort berichtet er über eine Epidemie, die im Jahr 430 v. Chr. in Athen ausbrach, vermutlich eine Form der Pest, an der Thukydides auch selbst erkrankte.

Über seine historische Methode äußert sich Thukydides in Buch I 22.1: Im Gegensatz zu anderen Autoren – womit in erster Linie Herodot gemeint sein könnte – will er nicht nur Zeugnisse aneinanderreihen, die ihm sozusagen jedermann berichtet habe. Vielmehr wolle er das Gehörte genau prüfen und abwägen, um auf diese Weise einen möglichst objektiven Bericht der Ereignisse zusammenzustellen, und zwar so, wie er sie für objektiv und damit auch für wahr hielt. Was er inhaltlich auslässt, verschweigt er indessen. Dies gilt in derselben Weise auch für seine Quellen, die er nicht namentlich anführt und die heute nicht mehr erkennen lassen, ob es sich dabei um einen vollständigen Text bzw. Bericht handelt oder nur um einen Auszug daraus, der das geflissentlich übergeht, was den Meinungen des Thukydides zuwider lief – aber eine solche Kritik ist nur aus einem modernen Bewusstsein heraus verständlich. Wie es Thukydides selbst zum Ausdruck bringt, geht es ihm in seinem Werk vor allem darum, den langwierigen Krieg zu verstehen, und immer wieder wägt er scheinbar ab, bevor er zu einem historiographischen Urteil gelangt.

Das Werk, das im Original keinen Titel trägt und mit den Ereignissen des Jahres 411 v. Chr. sehr unvermittelt abbricht, besitzt jedoch eine klare Struktur. Buch I behandelt nach einführenden Bemerkungen die Entstehung und die Ursachen des Krieges, während die Bücher II bis V dem sog. Archidamischen Krieg der Jahre 431-421 v. Chr. gewidmet sind, benannt nach dem spartanischen General und König Archidamos II. Der bereits erwähnte Nikiasfriede der Jahre 421 bis 416 v. Chr. ist Inhalt der Bücher V bis VI, während sich die für Athen so verlustreiche sizilische Expedition (415-413 v. Chr.) in den Büchern VI und VII findet. Buch VIII bricht am Anfang des Dekeleisch-Ionischen Krieges (414/413-411 v. Chr.) ab, der sich nach dem von Thukydides dargestellten Zeitraum noch bis zum Jahr 404 v. Chr. hinziehen sollte.

Über die Gründe dafür, warum sein Werk hier endet, das der Historiker Xenophon in seinen Hellenika fortsetzen sollte, kann man nur spekulieren. Am plausibelsten wäre es wohl, auch den Tod des Thukydides in diese Zeit zu setzen, doch sprechen inhaltlich Kriterien dafür, dass er noch im Jahr 397 v. Chr. mit der Redaktion seiner Monographie beschäftigt war. Infolgedessen setzt man seinen Tod etwa in die Jahre 399 bis 397 v. Chr. Wahrscheinlich ging er auch erst nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges 404 v. Chr. daran, sein Geschichtswerk aus seinen persönlichen Beobachtungen und Notizen heraus zusammenzustellen, um in dieser Arbeit durch seinen Tod jäh unterbrochen zu werden.

Allerdings ist die Darstellung des Thukydides auch angreifbar, denn an zahlreichen Stellen seines Werkes lässt er teils längere, teils kürzere Reden einfließen, die in der berichteten Form sicherlich niemals gehalten worden sind und die in einer Art Selbstreflexion des Feldherrn oder des politischen Führers dazu dienen, die genauen Beweggründe dafür darzulegen, warum es nun zu dieser oder jener Folgehandlung kommen muss. In Wahrheit handelt es sich aber gerade dabei um ureigene Gedanken des Thukydides, die er auf diese Weise geschickt in sein Werk integriert, sich aber als deren Urheber verbirgt, da er sie einem anderen in den Mund legt. Dies wirft aber nun die Frage auf, wie glaubwürdig Thukydides überhaupt ist – und ob er nicht auch an anderen Stellen durch eine geschickte rhetorische Überblendung die Ereignisse so darstellt, wie nur er sie sah und wie er sie gerne hätte. Er sagt zwar selbst einschränkend, dass er Reden einfügt, wie sie gehalten worden sein könnten, doch ging dieser Aspekt in der Rezeption solcher Textpassagen verloren.

Trotz dieser Kritik gebührt Thukydides ein sehr hoher Stellenwert innerhalb der Historiographie, den ihm bereits die antiken Autoren zugestanden. Im Vergleich etwa zu Herodot zeugt sein Werk von dem immensen Aufschwung, den die Literatur in jenen langen Friedensjahren nach 479 v. Chr. nehmen konnte, und davon, wie sich eine städtische Kultur mit einer ausgefeilten rhetorischen Praxis entwickelte, die einen massiven Einfluss auf neue literarische Gattungen wie etwa die Historiographie nahm. Im Sinne einer guten Darstellung übernahm Thukydides dabei auch Elemente aus dem antiken Drama, etwa im Melier-Dialog, was ihn alles in allem zu einem der wichtigsten Musterautoren der folgenden Jahrhunderte machte. Noch im höheren Rhetorikunterricht der Byzantiner lernte man Geschichte im Stil des Thukydides zu schreiben, und auch im westlichen Europa schätzte man den Text sehr, der 1452 von dem römischen Humanisten Lorenzo Valla aus dem Griechischen ins Lateinische als Ausgangspunkt für die Übertragungen in die anderen großen europäischen Sprachen übersetzt wurde.

Ausgabe:

Thukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges. Griechisch-deutsch. Übersetzt und mit einer Einführung und Erläuterung versehen von G. P. LANDMANN. I-II. München 1993 (Sammlung Tusculum).

Weiterführende Literatur:

W. WILL, Thukydides und Perikles. Der Historiker und sein Held. Bonn 2006.

K. I. L. SOMMER, Techne und Geschichte. Eine diskursgeschichtliche Studie zu Thukydides. Bonn 2006.

H. SONNABEND, Thukydides. Darmstadt 2004.

W. SCHADEWALDT, Die Anfänge der Geschichtsschreibung bei den Griechen. Herodot, Thukydides. Frankfurt a. M. 1992, S. 221-396.

Xenophon

Der um das Jahr 426 v. Chr. in Athen geborene Xenophon erweist sich mehr als sein Vorgänger Thukydides durch die politisch-rhetorische Praxis der athenischen Sophistik geschult und verstand es daher, in seinen Werken nicht nur eine einzige literarische Gattung zu bedienen. Dabei lassen seine historiographischen Werke erkennen, dass er nicht so sehr ein um Objektivität oder um ein sicheres Urteil bemühter Geschichtsschreiber sein will, sondern dass es ihm stets auch um sein eigenes Leben sowie um eine Darstellung der Ereignisse ging, die ihn persönlich betrafen.

Xenophon, der im Rahmen des Peloponnesischen Krieges vermutlich der athenischen Reiterei angehörte, entstammte einer konservativen Familie seiner Heimatstadt, zog jedoch den strengen Geist Spartas der attischen Demokratie vor. Als Schüler des Sokrates (469-399 v. Chr.) folgte er im Jahr 402/401 v. Chr. dem Rat seines Lehrers, um im sog. Zug der Zehntausend, einem griechischen Söldnerheer, den persischen Thronprätendenten Kyros gegen dessen Bruder Artaxerxes II. im Kampf um die Königsherrschaft zu unterstützen. Zwar verlief die Unternehmung durchaus erfolgreich, doch nach dem Tod des Kyros in der Schlacht bei Kunaxa (401 v. Chr.) unweit des modernen Bagdad verlor der Söldnertrupp seinen eigentlichen Zweck. Xenophon selbst wirkte zunächst nur als Kriegsberichterstatter mit. Nach dem Tod des Kyros kam es jedoch zu Verhandlungen mit den Persern, bei denen die griechischen Offiziere hinterrücks umgebracht wurden. Für das verbliebene Heer ergab sich nun die Notwendigkeit, möglichst rasch in die Heimat zurückzukehren. Dabei gelang es Xenophon, das nach dem Mord an seinen militärischen Führern verzweifelte griechische Heer moralisch wieder aufzurichten, um es nun gemeinsam mit dem aus Sparta stammenden Cheirisophos zum Schwarzen Meer und von dort aus in die Heimat zurückzuführen. Das literarische Werk, in dem er die mühsame, letzten Endes aber erfolgreiche Rückführung der Griechen beschrieb, trägt den Titel Anabasis (dt. Aufstieg). Dabei handelt es sich in erster Linie um eine Autobiographie mit einer ganzen Reihe von erzählerischen Momenten – wenn auch eindeutig historiographische Züge nicht fehlen. Denn sehr wohl wird auch über die Vorgänge am persischen Hof berichtet, die eine solche Mitwirkung von griechischer Seite überhaupt erst möglich gemacht hatten.

Zurück in seiner Heimat weigerte sich Xenophon, gemeinsam mit seinem Söldnerheer im neu entflammten griechisch-persischen Konflikt gegen die Perser zu ziehen. Aus diesem Grund wich er nach Sparta aus, wo er sich dessen König Agesilaos II. (444-360/359 v. Chr.) anschloss. Im Jahr 394 v. Chr. kämpfte Xenophon bei der Schlacht von Maroneia folgerichtig auf der Seite Spartas, was ihm spätestens zu diesem Zeitpunkt die Verbannung aus Athen einbrachte. Im Gegenzug räumte ihm Agesilaos jedoch die rechtliche Stellung eines Staatsgastes in Sparta ein, wo er mehr als 20 Jahre lang in der Nähe von Olympia ein Landgut bewirtschaftete. Die Niederlage Spartas gegen die Thebaner unter Epaminondas im Jahr 371 v. Chr., der das als unbezwingbar geltende Heer seiner Gegner mit einer taktischen Neuerung, der sog. schiefen Schlachtordnung überwinden konnte, wirkte sich jedoch sehr zu Xenophons Ungunsten aus, da er nun aufgrund seiner früheren Verbannung aus Athen erneut fliehen musste. Allerdings ermöglichte es ihm schon bald darauf der politische Ausgleich der führenden griechischen Stadtstaaten in dieser Zeit, sich in Korinth niederzulassen, wo er auch starb. Sein Todesjahr ist nicht genau bekannt, es muss aber aufgrund inhaltlicher Kriterien in seinem letzten staatspolitischen Werk nach dem Jahr 355 v. Chr. angesetzt werden.

Seine literarische Tätigkeit dürfte Xenophon erst nach dem Jahr 371 v. Chr. entfaltet haben. Von seinen 15 bekannten Werken kann neben der Anabasis vor allem ein weiteres für die Geschichtsschreibung in Anspruch genommen werden. Dabei handelt es sich um seine Hellenika, eine aus sieben Büchern bestehende Geschichte Griechenlands, die sich mit den Jahren 411 bis 362 v. Chr. beschäftigt. Sie setzt damit den Peloponnesischen Krieg des Thukydides fort und stellt sich so als ein Teil der sog. Historia perpetua dar, einer durchgängig bis zur osmanischen Eroberung Konstantinopels im Jahr 1453 aufgezeichneten Geschichte der griechischen Welt. Sicherlich gehört dieses Werk nicht zu den bedeutendsten Schriften Xenophons, der seine große Popularität in der Nachwelt mehr seinen sokratischen Schriften, der Kyropädie sowie der Anabasis verdankte. Offenbar wurde es in mehreren Etappen verfasst, und eine Endredaktion, die dem ganzen Text ein einheitliches Gepräge hätte verleihen können, blieb aus. Die beiden ersten Bücher führen in Stil und Aufbau durchaus dem Thukydides vergleichbar die Ereignisse des Peloponnesischen Krieges bis zu seinem Ende aus, worauf der Bericht über die tyrannische Herrschaft der 30 Oligarchen in Athen (404-403 v. Chr.) und die daran anschließende Restitution der attischen Demokratie folgt. Die Bücher III bis VII setzen zunächst mit Xenophons Anabasis ein, um von dort ausgehend eher kursorisch die allgemeine politische Entwicklung vom Jahr 403 bis zum Jahr 362 v. Chr. und der zweiten Schlacht von Mantineia darzulegen. Seinerzeit standen sich die Böoter unter Epaminondas auf der einen sowie Sparta und Athen auf der anderen Seite gegenüber. Diese Auseinandersetzung, bei der Epaminondas sein Leben ließ, endete mit einem militärischen Patt und führte zum Abschluss eines allgemeinen Friedens, der sämtlichen Stadtstaaten in Griechenland den gleichen Rang einräumte. Keine Polis war also dazu in der Lage, eine Vormachtstellung zu erreichen oder die politischen Verhältnisse grundlegend neu zu ordnen, ein Zustand, der später dem Vordringen der Makedonen unter König Philipp II. und dem Scheitern der Demokratie einen wesentlichen Vorschub leistete.

Was die Darstellung in den Hellenika angeht, ist es keinesfalls Absicht Xenophons gewesen, alle Ereignisse aufzuzeichnen, die ihm zugänglich waren. Dafür war seine Abneigung gegen Athen zu groß, das seiner Meinung nach seinen geschätzten Lehrer Sokrates mit einer erfundenen Klage umgebracht hatte, und dessen Demokratie er nur mit großem Misstrauen begegnete. Andererseits bringt er seine Sympathie für Sparta und dessen König Agesialos II., mit dem er sich freundschaftlich verbunden sah, offen zum Ausdruck. Weiterhin übergeht er einzelne Jahre, wenn dies dem Zweck seiner Darstellung entsprach. So hebt er die Freundschaft zwischen Athen und Sparta nach dem Jahr 371 v. Chr. sehr positiv hervor, während er eine ganze Reihe anderer Ereignisse, die ihn selbst nicht so sehr betrafen, einfach ausfallen lässt. Was für ihn in ganz besonderem Maße zählte, waren die Leistungen des militärischen Befehlshabers, d. h. Charakterstärke und persönliche Erfolge des Einzelnen standen für ihn über diplomatischen Erfolgen oder Vereinbarungen, die zwischen Stadtstaaten oder bestimmten Territorien getroffen wurden.

Andere Werke Xenophons bieten ebenfalls historische Informationen, wie etwa sein Agesilaos. Allerdings steht in diesem Text in sophistischer Manier das Lob seines königlichen Freundes und Gönners im Vordergrund, während sich die historische Darstellung im Wesentlichen auf die zu Beginn geschilderte Biographie seines Helden beschränkt. Ähnliches gilt für seine Verfassung der Spartaner: Als Historiker gewinnt man aus dieser Quelle zwar wichtige Informationen über das lakedämonische (= spartanische) Staatswesen, auch wenn er dessen Entstehung auf einen legendären Gesetzgeber zurückführt, den es niemals gegeben hat. Doch Xenophons Anliegen ist es in erster Linie, auf diese Weise die besondere Stellung und die großen militärischen, auf persönlichem Einsatz beruhenden Leistungen Spartas zu begründen.

Werke:

Xenophon, Anabasis. Der Zug der Zehntausend. Griechisch-Deutsch. Hrg. u. übersetzt v. W. MÜRI u. B. ZIMMERMANN. München 1990.

Xenophon, Hellenika. Griechisch-deutsch. Hrg. von G. STRASBURGER. München 1970.

Weiterführende Literatur:

Chr. MUELLER-GOLDINGEN, Xenophon. Philosophie und Geschichte. Darmstadt 2007.

O. STOLL,1 bis 29

Gemeinschaft in der Fremde. Xenophons Anabasis als Quelle zum Söldnertum im Klassischen Griechenland?, in: Göttinger Forum f. Altertumswissenschaft 5 (2002) 123–183.

B. SCHIFFMANN, Untersuchungen zu Xenophon. Tugend, Eigenschaft, Verhalten, Folgen. Göttingen 1993.

R. NICKEL, Xenophon. Darmstadt 1979.

Polybios

Polybios wurde um das Jahr 200 v. Chr. in der arkadischen Stadt Megalopolis auf der Peloponnes geboren. Sein Vater Lykortas, zeitweilig einer der Generäle des Achaiischen Bundes, einer aus zehn bzw. zwölf Städten der Landschaft Achaia zur gegenseitigen Unterstützung gebildeten Zweckgemeinschaft, die sich in einer früheren Phase gegen die Vormachtbestrebungen Philipps II. von Makedonien gebildet hatte, gehörte im Vorfeld des Dritten Makedonischen Krieges (173-168 v. Chr.) der romfeindlichen Partei an. In diesem Krieg setzten sich die verbündeten Griechen gemeinsam mit den Makedonen gegen die römische Invasion ihrer Heimat zur Wehr, doch scheiterte das alliierte Heer, das unter dem Oberbefehl des Makedonen Perseus stand, endgültig bei der Schlacht von Pydna im Jahr 168 v. Chr. Polybios selbst wirkte bei diesen Kämpfen als Hipparchos (Reiterkommandant) mit, er hatte somit eines der höchsten militärischen Ämter innerhalb des Achaiischen Bundes inne. Da diese Funktion ein Mindestalter von 30 Jahren voraussetzt, ergibt sich daraus ein wichtiger Anhaltspunkt für sein Lebensalter. Nach der griechischen Niederlage wurden – nach römischer Auffassung als friedenserhaltende Maßnahme – 1000 griechische Geiseln nach Rom verbracht, zu denen auch Polybios gehörte. Dort lebte er im Haus des Generals Lucius Aemilius Paullus, der nach dem römischen Sieg von Pydna den Ehrennamen Macedonicus erhielt. In Rom hochgeschätzt, stieg er zum Lehrer des Publius Cornelius Scipio auf, wodurch er insbesondere zum Berichterstatter über den Dritten Punischen Krieg (149-146 v. Chr.) wurde, der mit der Zerstörung Karthagos endete. Um 150 v. Chr. wurde er aus der Geiselhaft entlassen, musste dann aber im Jahr 146 v. Chr. die Zerstörung seiner Heimat Achaia sowie Korinths durch die Römer miterleben. Polybios selbst erwähnt längere Reisen, die er mit Scipio unternommen habe, wobei er auch den Weg Hannibals über die Alpen nachgegangen sein will. Nach Pseudo-Lukian soll er im Alter von 82 Jahren an den Folgen eines Sturzes vom Pferd gestorben sein, das hieße um das Jahr 120 v. Chr., doch kann man dieser Angabe nicht unbedingt Glauben schenken.

Seine Historiai beschreiben in 40 Büchern den Aufstieg Roms zur Weltmacht für die Jahre 220 bis 144 v. Chr. Dabei war das Werk ursprünglich bis zur Ausdehnung der römischen Dominanz über Griechenland nach der Schlacht von Pydna angelegt. Der erste Teil umfasst die Bücher I bis XXIX, während sich die Bücher XXX bis XL der westlichen Ausdehnung des Römischen Reiches und insbesondere der Zerschlagung des punischen Reiches widmen. Da sich innerhalb des Gesamtwerks auch zwei Vorreden finden, muss man davon ausgehen, dass sich Polybios zunächst auf den ersten Teil beschränken wollte, den er wohl auch noch selbst zur Veröffentlichung gebracht hat: Immerhin handelte es sich dabei um die Ereignisse, an denen er zumindest partiell, wenn auch aus der Sicht des Unterlegenen, aktiv beteiligt war. Der zweite Hauptteil des Werkes hingegen ist mit großer Sicherheit erst nach seinem Tod publiziert worden. Dabei ist auch Teil I in sich klar strukturiert. Im Sinne der sog. historia perpetua knüpft er in den ersten beiden Büchern für den Osten und Westen getrennt an seine Vorläufer Aratos aus Soloi auf Zypern sowie Timaios aus Tauromenion (heute Taormina; beide Werke sind nicht erhalten) an, um seinen Lesern einen ununterbrochenen Fortlauf der Geschichte zu bieten. Darauf folgen in den Büchern III bis V für die Jahre 216-220 v. Chr. die Kriege Hannibals, der innergriechische Bundesgenossenkrieg (220-217 v. Chr.) sowie der Vierte Syrische Krieg (219-217 v. Chr.) zwischen Ptolemäern und Seleukiden. Zunächst berichtet Polybios die Ereignisse noch getrennt nach Osten und Westen, ab Buch VII jedoch gibt er dies mit dem politischen und militärischen Zusammentreffen von Griechenland und Rom auf, ein Schema, das durchaus auch an Herodot erinnert. Somit reicht die Darstellung bis zum Ende des Dritten Makedonischen Krieges (168 v. Chr.) im XXIX. Buch. Daran schließt sich der zweite Hauptteil an. Eine Sonderstellung nimmt allerdings Buch VI sein, das nach der römischen Niederlage bei Cannae (216. v. Chr.) einsetzt, um die römische Verfassung in ihren Stärken und Schwächen zu beschreiben. Zweck dieses Einschubs ist es, Gründe dafür aufzuzeigen, warum sich Rom von dieser schweren Niederlage erholen und seinen Aufstieg zur Weltmacht fortsetzen konnte.

In seiner Darstellung folgt Polybios seinem Vorläufer Timaios aus Tauromenion in formaler Hinsicht, da er seinen Stoff in einzelne Jahre zusammenfasst und diese wiederum in das chronologische Gerüst der Olympiaden eingliedert, sofern dies die Menge des dargebotenen Stoffs erlaubt. Daher findet man in einem der Bücher des Polybios entweder die Ereignisse einer ganzen oder einer halben Olympiade. Unterbrochen wird der historische Ablauf immer wieder durch allgemeine Überlegungen oder staatspolitische Erwägungen – wie dies etwa in Buch VI der Fall war –, während etwa Buch XXXIV die damals bekannte römisch-hellenistische Welt beschreibt. Mitunter weisen diese Einschübe jedoch sachliche Fehler auf, was die Literaturkritik bis heute immer wieder aufgreift. Insgesamt jedoch neigt er zu einer pessimistischen Weltsicht, da er nicht nur den Untergang seiner eigenen, griechischen Welt als durch innere Schwächen hervorgerufen schildert, sondern auch für das Römische Reich als Weltreich keine dauerhafte Perspektive sieht.

Überliefert sind uns die Historien des Polybios leider nur zu einem guten Drittel. Vollständig erhalten sind nur die Bücher I bis V, sowie in größeren Textpassagen die Bücher VI bis XVI und XVIII. Diese Auszüge entstanden im Kontext der sog. Konstantinischen Exzerpte im 10. Jh. nach Chr., als der byzantinische Kaiser Konstantin VII. Porphyrogennetos im Zuge des Wechsels von Majuskel- auf die Minuskelschrift sowie dem durch Zerfall der alten Papyri und Handschriften notwendig gewordenen Ersatz von Büchern dafür Sorge trug, dass die noch erhaltenen Texte aus der kaiserlichen Bibliothek nicht verloren gingen. Dass es zu dieser Zeit noch eine vollständig erhaltene Polybios-Handschrift gab, ist eher unwahrscheinlich. Daneben finden sich in indirekter Überlieferung noch längere und kürzere Zitate bei Folgeautoren. Gänzlich verloren sind jedoch die Bücher XVII, XIX, XXVI und XL.

Neben Thukydides wurde insbesondere auch Polybios zu einem Musterautor für den rhetorischen Unterricht und für die Schriftsteller der Folgezeit. Stärker jedoch als Thukydides sah er sich dem verpflichtet, was er historische Wahrheit nannte (darüber in Buch VII 7; XXIX 12 sowie an anderen Stellen seines Werkes). Fabeln, Träume und Wunderberichte lehnte er ebenso ab wie die Parteilichkeit in der Darstellung – auch wenn er selbst als Grieche davon nicht völlig frei ist (vgl. z. B. Buch XVI 17). Dasselbe gilt für Lügen oder freie Erfindungen um der Sache willen, die er bei anderen Autoren moniert, wozu für ihn etwa die zahlreichen Feldherrnreden gehören, die Thukydides an entscheidenden Punkten seiner Darstellung in sein Werk hat einfließen lassen. Ablehnend stand er weiterhin der Verherrlichung einzelner Personen gegenüber. Was Polybios nicht wollte, war die schlichte Aneinanderreihung von historischen Fakten ohne einen tieferen Sinn. Vielmehr wollte er die historischen Ereignisse als notwendige Kette aus den Folgen menschlicher Handlungen und Entscheidungen darstellen, die aber auch durch göttliches Eingreifen – trotz seiner persönlichen Vorbehalte gegenüber den Religionen – oder scheinbare Zufälligkeiten beeinflusst werden, was ihn geistesgeschichtlich durchaus mit der Philosophie der Stoa in Verbindung bringt. Bei allem sieht er jedoch immer auch die Verantwortung des Menschen, dessen Aufgabe es ist, Konflikte und Schwierigkeiten aus eigenem Vermögen heraus zu lösen. Polybios bringt somit große menschliche Leistungen, aber auch das Versagen in bestimmten Situationen in ein System aus Anlässen, Ursachen und Wirkungen. Dies wiederum erlaubt es ihm, bei der Aufzeichnung seines Stoffes keine chronistische Vollständigkeit erreichen zu müssen, sondern sich auf das zu beschränken, was er für den Lauf der Dinge als wichtig herausarbeiten konnte.

In seinem Geschichtswerk erwähnt Polybios beiläufig einige andere Werke, die durchaus einen historiographischen Charakter besitzen, etwa sein Bericht über die Zerstörung der spanischen Stadt Numantia durch seinen Gönner Scipio Aemilianus im Jahr 133 v. Chr. oder ein Werk, dem sich Angaben zum Achaiischen Bund hätten entnehmen lassen. Allerdings sind diese Texte nicht erhalten.

Werk:

Polybios, Geschichte. Gesamtausgabe in zwei Bänden. Eingeleitet u. übertragen von H. Drexler. 2. Aufl. Zürich 1978/1979.

Weiterführende Literatur:

F. W. Walbank, Polybios, Rome and the Hellenistic World. Essays and Reflections. Cambridge 2002.

K. Stiewe (Hrg.), Polybios. Darmstadt 1982 (WdF 347).

K. Meister, Historische Kritik bei Polybios. Wiesbaden 1975 (Palingenesia, 9).

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