Kitabı oku: «Sein», sayfa 3
Eine erotische Strafe
»Du hast was?«
Nadine zuckte erschrocken zusammen, als Laurin so vehement mit der Faust auf den Tisch schlug, dass die Weingläser ins Schwanken gerieten. Anschließend trommelten seine Finger ein wütendes Stakkato auf die gläserne Tischplatte des Esstisches. Wenn er das machte und dabei die Stirn wie gerade jetzt in Falten legte, wirkte er ziemlich furchteinflößend. So schlimm war ihr Vergehen nun auch wieder nicht, oder doch? Immerhin hatte sie es ihm gleich gebeichtet. Zählte das denn gar nichts?
»Du kannst doch nicht einfach eine wildfremde Frau zu unserer Party einladen! Spinnst du, Nadine?«
Es hörte sich ein wenig an, als spräche er zu einem ungezogenen Kind, was Nadine überhaupt nicht leiden konnte, weil sie sich dann genauso fühlte. »Myriam ist nicht eine Wildfremde! Ich kenn sie schon seit meiner Schulzeit«, widersprach sie darum heftig. Als wäre für sie damit alles gesagt und die Welt wieder in Ordnung, überwand sie sich und schob die Gabel mit einem Stück Kartoffel und Sauce in den Mund.
Laurins Miene versprach nichts Gutes. Er war stinkwütend und schenkte dem Essen, das vor ihm auf dem Teller dampfte, keinerlei Beachtung. Stattdessen griff er nach dem Weinglas und stürzte den Inhalt mit wenigen Schlucken herunter. Oh je, es war wohl doch schlimmer, als sie befürchtet hatte. Nur mäßig durchgekaut würgte Nadine ihren Bissen herunter. Wie ein dicker Kloß rutschte er die Speiseröhre spürbar langsam herunter. Sie starrte auf ihren Teller, um Laurins bohrenden Blick nicht ertragen zu müssen.
»Kennen und kennen ist nicht dasselbe, das weißt du ganz genau, Nadine. Und auf Partys in unserem Haus sind nur grundsätzlich nur unsere engsten Freunde eingeladen. Wenn du mit dieser Myriam wirklich befreundet wärest, hättest du sie mir längst vorgestellt oder zumindest mal ihren Namen erwähnt. Sie ist ein Niemand!«
Seine Stimme war zu einem Donnern angeschwollen und Nadine senkte die Lider.
»Ich …« Ihr fielen keine Argumente ein, mit denen sie ihn besänftigen könnte, denn im Grunde genommen hatte er recht. Wer zum Teufel war Myriam? Ob sie in die Runde der Eingeladenen passte, war eher zweifelhaft, sie war ja vor allem neugierig.
Nadine legte das Besteck auf dem Tellerrand ab. An ein genussvolles Essen war im Augenblick nicht zu denken. Schade. Das Gulasch konnte sie zurück in den Topf geben, aber die Schneckennudeln würden aufgewärmt nicht mehr so bissfest sein wie jetzt.
Wieder einmal war sie einer ihrer größten Schwächen erlegen. Statt zuerst nachzudenken oder mit Laurin zu sprechen, hatte sie stets das Gefühl, sie müsse anderen Menschen einen Gefallen tun, damit diese sie mochten. Das hatte sie schon in so manche Schwierigkeit gebracht.
»Was ist denn, wenn Myriam überall in ihrem Freundeskreis, den wir wiederum nicht kennen, fröhlich herumquatscht, was sie bei uns erlebt und sieht? Du weißt ganz genau, dass das keiner von uns will!« Das Trommeln seiner Finger stoppte abrupt. »Verdammt! Ruf sie an und sag ihr ab.«
Entsetzt sah Nadine auf. Sein Gesichtsausdruck bestätigte den Ernst seiner Worte. »Äh, das, ähm, nein. Nein, das kann ich nicht«, widersprach sie leise und ließ die Schultern hängen.
»Du wirst sie wieder ausladen, Nadine! Oder soll ich das für dich machen?«
Nadine fühlte Tränen aufsteigen. Würde sie jemals ihre Gefühle unter Kontrolle bekommen? Konflikten wie diesem war sie einfach nicht gewachsen. Warum konnte das Leben nicht friedvoll und unkompliziert verlaufen?
»Laurin, bitte. Was soll ich Myriam denn sagen, warum sie nicht kommen darf?«
Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Lass dir etwas einfallen. Schließlich hast du dir diese Suppe selbst eingebrockt. Es ist an der Zeit, dass du lernst, dich an die Regeln zu halten.«
Sein Blick war so kalt, dass Nadine fröstelte. Hätte sie Myriam zum Nachmittagskaffee eingeladen, würde Laurin sich bestimmt nicht aufregen. Aber zu diesen Partys, die wechselweise im Freundeskreis ausgerichtet wurden, kamen ausschließlich Paare, die BDSM lebten.
»Vielleicht sollte ich dich mehr an die Leine nehmen. Sophie hat es jedenfalls nicht geschadet.«
Nadine schluckte. Meinte er das jetzt ernst? Das einzige, was sie und Sophie verband, war ihre tiefe Freundschaft seit der Kindheit. Abgesehen davon waren sie so verschieden wie Sonne und Mond.
»Jetzt nimm schon dein Handy und ruf an!«
Nadine verschränkte die Arme vor der Brust und schob trotzig die Unterlippe vor. »Ich kann nicht.«
»Okay. Du hattest deine Chance.« Laurin stand auf und ging hinaus. Vermutlich würde er zur Strafe stundenlang kein Wort mit ihr reden. Dabei hatte sie sich so auf seine Heimkehr gefreut.
Mit einem leisen Seufzen stand sie auf und nahm die Teller in die Hand, um diese in die Küche hinaus zu tragen. Aber Laurin kehrte zurück, einen Rohrstock in der Hand und Nadine stellte die Teller wieder ab.
»So, jetzt werde ich mich mal an Leos Methoden halten. Offenbar war ich zu nachsichtig mit dir. Dein Verhalten hat Strafe verdient. Zieh deine Hose runter und beug dich über den Tisch.« Er deutete auf die freie Fläche der anderen Tischseite und schlug sich mit dem Rohrstock demonstrativ auf die Innenfläche der Hand.
Es konnte sich nur um einen schlechten Scherz handeln. Echte Strafen entsprachen nicht Laurins Stil. Ganz im Gegensatz zu Sophies Dom.
Hatte Laurin wirklich vor, sich an Leos Maßnahmen zu orientieren? Aber sie war nicht wie Sophie. Niemals würde sie sich einem Mann so vollkommen unterwerfen. Gewiss, die eine oder andere Regel konnte sie akzeptieren, ohne sich dabei seelisch zu verbiegen. Und eine erotische Strafe, als Teil ihres Liebesspiels, war auch vollkommen in Ordnung. Es war ein unvergleichliches Erlebnis, wenn der Schmerz in Erregung überging und aus der gespielten Unterwerfung eine Lust erwuchs, die fast unerträglich schön war. Alles andere jedoch war undenkbar, obwohl Nadine ihrem Dom nach einer besonders aufregenden Nacht, den Bauch voller Schmetterlinge und den Kopf wie leer gefegt, Gehorsam ohne Einschränkungen geschworen hatte. Gehorsam erwartete Laurin vor allem im Beisein ihrer Freunde und Nadine hatte kein Problem damit, den Anschein zu erwecken, er wäre starker Dom und hätte alles im Griff. Ausgelebt hatte er dies noch nie.
»Nun? Ich warte.«
»Netter Scherz. Aber mir ist gerade nicht nach Sex und Züchtigung.« Allerdings auch nicht nach Essen. Der Appetit war ihr vergangen und sie würde jetzt endgültig abräumen.
»So war dies auch nicht gemeint. Du bist eine ungehorsame Sub, also werde ich dich bestrafen. Nur bestrafen!« Das anhaltende Grollen in seiner Stimme ließ keinen Zweifel aufkommen, dass er dies ernst meinte.
Nadine tippte sich mit dem Zeigefinger zweimal an die Schläfe. »Ich träumst wohl von Weihnachten. Oder glaubst du wirklich, dass ich mich von dir bestrafen lasse, nur weil ich nicht das mache, was du willst?«
»Wir haben eine Vereinbarung, Schätzchen.«
Schätzchen? Nadine hasste es, so genannt zu werden und Laurin wusste das. Sie rümpfte die Nase.
»Du kennst deinen Fehler. Über unsere SM-Beziehung und unseren Freundeskreis wird außerhalb nicht gequatscht. Wir wollen keine Fremden in unserer Mitte und ich will nicht, dass dies noch einmal passiert.«
»Ja, ja, ich hab’s ja verstanden und es tut mir auch leid. Wird nicht wieder vorkommen.« Nadine setzte sich mit gespielter Gleichgültigkeit hin und griff wieder nach der Gabel. »Ich hab halt nicht nachgedacht.« Um den äußeren Schein zu wahren und Gelassenheit auszustrahlen, die hoffentlich seinen Zorn besänftigen würde, schob sie sich einen Bissen in den Mund. Gegenargumente würden die Lage nur aufschaukeln. In ihrem Inneren brodelte es vor Nervosität.
»Es gibt Regeln, an die sich jeder zu halten hat. Auch du. Also gehorche.«
Laurins strenges Auftreten war Nadine fremd. Sie schluckte den Brocken herunter. Seine Miene war wie eingefroren und seine Augen wirkten stechend wie die eines Adlers, der seine Beute fixiert. Gab es ein Entkommen? Wann würde er die Situation entschärfen und anfangen zu lachen? Bestimmt wollte er ihr nur einen gehörigen Schrecken einjagen, was ihm auf jeden Fall gelungen war. Oder doch nicht? Ihr Herz schlug unangenehm hart in ihrer Brust. War es denkbar, dass es noch einen anderen Laurin gab, einen der wirklich streng sein konnte, und wenn ja, konnte sie diesen ebenfalls akzeptieren und lieben?
»Und wenn ich dir nicht gehorche? Was dann?«, presste sie hervor. »Wendest du dann Gewalt an, und schlägst mich grün und blau?«
Für Sekunden geschah nichts, er starrte sie nur an, dann senkte er die Hand und lehnte sich wie erschöpft gegen das Sideboard hinter ihm. »Traust mir das denn zu?«
Sie könnte jetzt erwidern, nein, natürlich nicht. Das war genauso ein blöder Scherz wie deiner eben. Doch statt es auszusprechen versuchte sie einfach nur, seinem Blick standzuhalten.
Laurin seufzte gequält. »Strafe kann immer nur ein Bestandteil unserer Vereinbarung sein. Ich würde dich niemals zwingen, wenn du dich weigerst. Aber wenn du deine Schuld einsiehst, solltest du als devote Sub deine Strafe annehmen. Wie Sophie es tun würde.«
Ja. Nein. Ach ich weiß nicht. Ich weiß gar nichts mehr.
Laurin wirkte kraftlos, als würde ihm der Rohrstock jeden Moment aus seiner Hand gleiten.
Sag doch was, dachte Nadine. Irgendwas Nettes. Ich weiß ja, dass ich einen Fehler gemacht habe. Vielleicht sollte ich mich doch bereit erklären, Myriam anzurufen und ihr abzusagen? Aber es ist mir immer schon schwer gefallen, einen Rückzieher zu machen. Eine Zusage nimmt man nicht zurück, egal wie sie zustande gekommen ist. Und Sophie als Vorbild anzuführen ist sowas von unfair! Sophie macht keinen Unterschied zwischen erotischer Sitzung und Alltag. Für sie und Leo ist alles eins. Aber ich bin nicht so. Bist du denn so, und ich habe es bis jetzt nicht bemerkt?
Das Schweigen wurde unerträglich.
»Kannst du mir nicht einfach verzeihen?«, flüsterte sie.
Laurin seufzte. »Hast du dich denn entschuldigt?«
Nadine zuckte zusammen. Was erwartete er? Einen Kniefall? »Hey, es tut mir leid. Das habe ich doch gesagt. Ich hätte Myriam nicht einladen dürfen, du hast recht. Okay?«
Er nickte. »Wirst du sie anrufen und ihr absagen?«
Trotzig schob Nadine die Unterlippe vor. »Nein, das kann ich nicht. Und das weißt du.«
Wortlos drehte Laurin sich um und ging hinaus.
Verdammt. Sie schob den Teller von sich. Warum fühlte sie sich jetzt miserabel? War es denn wirklich eine solche Katastrophe, wenn Myriam Einblick in ihre Gepflogenheiten bekam? Wie oft kam es vor, dass diese Treffen vollkommen unspektakulär verliefen. Gewiss, manchmal wurde eine der Subs vor aller Augen gezüchtigt, oder in Bondage zur Schau gestellt und alle durften sie berühren und reizen.
Ein merkwürdiger Tag. Vergeblich hoffte Nadine, Laurin würde zurückkehren und sich mit ihr versöhnen. Sie hatte das Essen abgetragen, den Geschirrspüler eingeräumt, den Herd geputzt, die Waschmaschine angestellt und lustlos begonnen, die liegen-gebliebene Bügelwäsche abzuarbeiten. Dabei horchte sie auf jedes Geräusch im Haus. Mittlerweile waren schon zwei Stunden vergangen, seit Laurin sich in sein Arbeitszimmer zurückgezogen und die Tür geschlossen hatte. Vielleicht würde es ihr gelingen, ihn mit einem Kuchen zu besänftigen? Nadine entschied sich Apfelmuffins zu backen, für die alle nötigen Zutaten im Haus waren.
Die Muffins befanden sich noch im Ofen, als Laurin in die Küche kam. »Hm, riecht das fein.«
»Kann ich dich damit besänftigen? Ich mag es nicht, wenn wir streiten.«
»Ich auch nicht.« Er nahm ihr Gesicht in beide Hände, sah ihr in die Augen und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. »Hast du angerufen?«
»Nein.«
»Okay. Meinetwegen kann Myriam kommen. Eins muss dir allerdings klar sein. Die Strafe für deinen Ungehorsam erlasse ich dir nicht. Die ist nur aufgeschoben und ich werde sie zu einem Zeitpunkt meiner Wahl vollziehen. Als erotische Strafe.«
Nadine nickte erleichtert. Selbst falls er zum Rohrstock greifen sollte, würde die Züchtigung auf jeden Fall sehr aufregend werden. Fürs Erste war der häusliche Frieden wieder hergestellt.
Die BDSM-Party
Die letzten Stunden waren zäh wie Honig dahin geflossen. Die Zeiger der Uhr wollten und wollten nicht vorwärtsrücken. Voller Ungeduld schaute Myriam sich um. Auf dem Bett lagen unzählige Tops, Hosen, Röcke und Dessous ausgebreitet. Nichts erschien ihr passend für diesen Abend.
Im ersten Augenblick hatte sie gedacht, Nadine wolle sie womöglich von der Party ausladen. Irgendwie hatte sie am Telefon ein wenig verunsichert geklungen. Umso überraschender war, was sie zu sagen hatte. Zieh dich möglichst sexy an, zeig, was du zu bieten hast. Je verführerischer du ausschaust, desto weniger fällst du als Neuling auf.
Prinzipiell hatte Myriam dagegen nichts einzuwenden. Ihr Körper war fast perfekt. Na gut, ihre Hüften waren vielleicht ein wenig zu breit, die Waden ein wenig zu stark, um Mini-Röcke oder gar Hotpants zu tragen. Mit kritischem Blick drehte sie sich vor dem Spiegel. Der Rest war eigentlich ganz okay. Einen Wonderbra benötigte sie jedenfalls nicht, um genügend Oberweite vorzugaukeln. Alles war echt. Wenn nur nicht der ewige Kampf mit dem Gewicht wäre. Aber sie konnte sich einfach nicht beherrschen. Da ein Stück Schokolade, dort ein Kuchen, und überhaupt aß sie gerne. Ihre gelegentlichen Besuche im Sportstudio reichten nicht aus, um eine perfekte Figur zu formen. Trotzdem stellte sie gerne ihre Reize dar und mochte es, wenn die Männer ihr hinterher schauten. Die meisten mochten doch sowieso keine Hungerharken. Sie würde die Party also auf jeden Fall gehörig aufmischen!
Gerne hätte sie Nadine noch ein wenig ausgefragt. Aber diese hatte das Gespräch schnell beendet. Egal. Myriam hatte noch ein wenig im Internet recherchiert und fragte sich seither, ob Sophie und Nadine wirklich dieser merkwürdigen Szene angehörten. War das alles ernst zu nehmen oder eher ein seltsames Spiel? Vor allem bei Nadine, die während der Schulzeit eigentlich nur im Fahrwasser der viel selbstbewussteren Sophie mitgeschwommen war, konnte Myriam sich nichts von dem vorstellen, was sie sah und las. Oder war die devote Rolle genau das Richtige für jemanden wie Nadine?
Bei Sophie erschien dies Myriam jedenfalls vollkommen undenkbar. Die emanzipierte und um keine Konfrontation verlegene Sophie lebte in der Beziehung, die man in diesen Kreisen 24/7 nannte, den submissiven Part? Myriam hatte wie gebannt vor dem Bildschirm gesessen, gleichermaßen schockiert wie fasziniert, was dies bedeutete. Der devote Partner, als Sub bezeichnet, was sowohl auf die unterlegene Frau wie auch einen unterwürfigen Mann zutreffen kann, überlässt jegliche Entscheidungen dem dominanten Partner, dem Dom oder der Domina. Dazu gehört auch die Bereitschaft, zu jedem Zeitpunkt, an jedem Ort und auf jede Weise Sex zu haben.
Die Informationen sprengten Myriams Vorstellungsvermögen. Noch viel überraschender war allerdings, dass ihr Körper eindeutig reagierte, als sie nach mehrfachem Weiterleiten von einer Website zur nächsten sprang und schließlich auf eine Galerie stieß, deren Bilder bei Anklicken bildschirmfüllende sexuelle Handlungen zeigten. Da wurden sämtliche Gliedmaßen gefesselt, Busen prall verschnürt, Nippel geklammert und Peitschen geschwungen. Eine Frau kniete, in eine enge Korsage geschnürt, die ihren nackten Busen besonders betonte, vor einem Mann, der einen Riemen in der Hand hielt. Selbst wenn diese Szene gestellt war – wovon Myriam vorerst ausging – so lag eine solche Sinnlichkeit in dem Blick, mit dem die Frau zu dem Mann aufschaute, dass Myriam ein heißes Prickeln im Schoß bemerkte. Auf einem anderen Bild hatte eine als Schulmädchen verkleidete junge Frau ihren Slip bis zu den Kniekehlen herunter gezogen, die Beine leicht gespreizt. Sie stützte sich mit beiden Händen auf der Sitzfläche eines Stuhles ab, der Po von einem Rohrstock blau gestriemt, die feuchten Schamlippen zu erahnen. Das über die Schulter der Kamera zugewandte Gesicht war von Tränen gezeichnet und dennoch lächelte die Gepeinigte, als wäre es eine wahre Freude, diese Strafe zu empfangen.
Myriam war von dem Anblick wie gefangen. Was war das? Porno für geile Männer oder wahre Lust? Vom Mann war auf dem Video nur der Unterleib zu sehen, die herab gelassene Anzughose und der prächtige Penis. Das sehnsüchtige Ziehen in Myriams eigenem Schoß räumte jeden Zweifel aus, dass sie diese Bilder erregten. Was war das, was sie daran so anmachte?
Obwohl ihr Verstand leugnete, dass eine schmerzhafte Züchtigung erregend sein sollte, obwohl sie darüber schockiert sein müsste – war sie über alle Maßen fasziniert. Kurz darauf geriet sie auf eine Videoseite und schaute gebannt zu, wie einer Frau, die über den Schenkeln ihres Liebhabers lag, der Po versohlt wurde. Auch diesmal war der Mann bekleidet, die Frau jedoch halb nackt.
Myriam dachte kurz darüber nach. Vielleicht wurde seine Überlegenheit schon äußerlich demonstriert, indem er nur noch seine Hose zu öffnen brauchte – verdammt! Wenn das so weiter ging, würde ihr Slip bald völlig durchfeuchtet sein. Sie konnte den Blick nicht von dem Video abwenden. Je röter sich die Haut der Pobacken färbte, desto lustvoller stöhnte die Frau – und desto eindeutigere Signale sandte Myriams Körper aus. Es ging nicht anders, sie brauchte dringend Befriedigung. Mit einer Hand griff sie unter ihr T-Shirt, zerrte das BH-Körbchen herunter und stimulierte ihre Brustwarze, mit der anderen öffnete sie den Reißverschluss, fasste in ihren Slip, und rieb ihre Klitoris.
Mit offenem Mund keuchend sah sie zu, wie die Frau nun vor dem Mann nieder kniete, seine Hose öffnete und – in Großaufnahme zu sehen – seine Eichel liebevoll leckte, dann sein Geschlecht tief in den Mund nahm. Die Kamera schwenkte über ihren Rücken hinab zu ihrem Po, der deutlich gerötet war, und wieder zurück zu den roten Lippen, die lustvoll saugten.
Der Orgasmus schüttelte Myriam so intensiv, dass sie fast vom Stuhl fiel. »Aaah, ich bin verrückt, mir so Zeugs anzuschauen«, murmelte sie erlöst und kicherte.
Als Myriam zu Bett ging, war ihr Kopf übervoll mit Bildern, die vor ihrem inneren Auge automatisch wechselten, wie bei einer Slideshow. Sollte es tatsächlich möglich, dass Nadine und Sophie sich solchen Spielen hingeben? Wenn Nadine sie nicht verarscht hatte, dann – ja, dann führte diese auf jeden Fall ein unglaublich aufregenderes Sexleben als sie selbst.
Nun, da sie ja zu dieser BDSM-Party eingeladen war, würde sie hoffentlich hinreichend Gelegenheit erhalten, sich selbst ein Bild davon zu machen, ob das nur ein paar Spinner waren, die sich auf spielerische Weise vergnügten. Die einen mimten in der Freizeit den Gothic oder Punk oder Rocker, und die anderen vielleicht einen BDSM’ler. Bestimmt war alles ganz harmlos und hatte nur wenig mit dem zu tun, was sie im Internet gesehen und gelesen hatte. Ja, bestimmt war das so.
Myriam lachte. Wer fand schon einen geschnürten Busen oder eine Stellung erotisch, bei der man mit hochgereckten Armen gefesselt war? Oder breitbeinig und geknebelt an ein Andreaskreuz fixiert, dem Zugriff eines finster aussehenden Kerls ausgeliefert, wann und wie es ihm beliebte?
Ich find’s aufregend anzuschauen. Ich glaub, ich spinne.
Zufrieden betrachtete Myriam sich ein letztes Mal vor dem großen Spiegel in ihrem Schlafzimmer von allen Seiten. Dann klingelte es zweimal und sie wusste, das vorbestellte Taxi wartete unten auf der Straße auf sie. In der eng geschnürten Korsage, die ihren Busen nur knapp bedeckte, sah sie auf jeden Fall sehr sexy aus. Dieser absolute Hingucker lenkte davon ab, dass Hüften und Po für den schwarzen Ledermini und die eng anliegenden Netzstrümpfe ein wenig zu drall geraten waren. Für die Fahrt zog sie ihren leichten Sommermantel über, der ihr bis zu den Knien reichte.
Das Taxi brachte sie in ein alt gewachsenes Viertel, dessen Erscheinungsbild von Einfamilienhäusern bestimmt wurde, die aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts stammten. Einige wenige moderne Bauten hatten die letzten Baulücken geschlossen.
Der Wagen hielt vor einem mit Büschen zugewachsenen Anwesen, das sich auf den ersten Blick in Nichts von den umliegenden unterschied. Das Gartentor, einfache schmucklose Metallstäbe, war nur angelehnt. Myriam zog den Mantel aus und nahm ihn über den Arm. Dann atmete sie einige Male tief durch, ehe sie den Klingelknopf drückte.
»Wow! Bist du ’ne scharfe Braut!«, begrüßte Nadine ihren Gast von oben nach unten und zurück musternd. »Komm rein.« Sie hauchte Myriam mit ihrem knallrot geschminkten Mund links und rechts einen berührungslosen Kuss auf die Wangen.
»Selber scharf«, erwiderte Myriam erleichtert darüber, dass ihre Kleiderwahl auf keinen Fall overdressed war.
Nadine trug einen hautengen Neckholder-Overall aus weißem Latex, der ihre schlanke Figur und ihre kleinen Brüste vorteilhaft betonte. Durch runde, etwa einen Zentimeter breite Aussparungen pressten sich ihre Brustwarzen sichtbar heraus. Myriam hielt den Atem an. Von ihrer eher zurückhaltenden Schulfreundin hätte sie nicht erwartet, sich im Beisein anderer so sexy und aufreizend zu geben. Noch dazu war die Hose im Schritt offen, wie die hervortretenden Schamlippen verrieten, und als Nadine sich umdrehte, um vorauszugehen, blickte Myriam auf ihren nackten Po. Wow, ist das abgefahren!
Das Esszimmer ging mit einer halboffenen Wand ins Wohnzimmer über. Die Gäste standen in zwangloser Formation herum und unterhielten sich, die meisten ein Cocktail- oder Bierglas in der Hand. Einige drehten sich um und taxierten Myriam neugierig, die meisten aber hatten noch nicht bemerkt, wer mit Nadine herein gekommen war.
»Myriam und ich kennen uns schon seit der Schulzeit«, erklärte Nadine, während sie Myriam herumführte und den anderen vorstellte.
Was hier stattfand, war definitiv keine Faschingsveranstaltung. Diese Menschen verstellten sich nicht, sie lebten ihre Einstellung, das wurde Myriam innerhalb weniger Minuten klar. Was würde geschehen, wenn die anderen bemerkten, dass sie nicht zur Szene gehörte? Nadine hatte mit keinem Wort erwähnt, dass sie sich erst vor kurzem wieder getroffen hatten.
Die meisten Subs waren Frauen, hauteng mit Latex oder Leder bekleidet. Bei allen wurden durch die Kleidung ihre weiblichen Reize betont. Einige trugen als Kennzeichen ihrer Stellung ein Halsband aus Leder oder Metall. Eine der Frauen zeigte wie Nadine ihren nackten Busen und Po, der rote bis tiefblaue Striemen der letzten Züchtigung aufwies. Eine andere trug ein ledernes Minikleid, doch als sie sich umdrehte, blickte Myriam auf eine fast nackte Rückfront, in regelmäßigen Abständen von Lederriemen unterbrochen, die die vordere Hälfte des Kleides spannten und am Körper hielten.
Eine weitere Sub, eine attraktive Frau mit langen blonden Haaren, war gezwungen ihre Arme auf dem Rücken zu halten, da diese in einem ledernen Monohandschuh gefangen waren. Ein dicker Knebel verschloss ihren Mund und eine chromblitzende Stange fixierte die Position ihrer leicht gespreizten Beine. Es war nicht zu übersehen, dass sie durch die zarten Berührungen ihres Doms erregt wurde. Ihre Wangen waren leicht gerötet und sie wand sich vergeblich, wenn seine Hand über ihren Busen strich, der sich unter einer transparenten Bluse wölbte, oder unter ihren Rock fasste, unter dem sie vermutlich nichts trug.
Scham und Tabus schien es nicht zu geben. Myriam versuchte sich in die Lage der gefesselten Schönheit zu versetzen. Vielleicht würde es mich auch erregen, so vollkommen ausgeliefert zu sein. Allein der Gedanke, aufgrund einer solchen Stange die Beine nicht schließen und sich dem Zugriff des Partners nicht entziehen zu können – wow, das musste aufregend sein. Würde es mir gefallen, jetzt, in diesem Augenblick, an ihrer Stelle zu sein? Diese Frage konnte sie sich nicht beantworten, denn der zugehörige Mann passte nicht in Myriams Beuteschema. Vollbart, lange Zottelhaare, ein bedrucktes T-Shirt und ein sich über Bluejeans wölbender Bauch, tätowierte Unterarme, Piercings im Gesicht. Das Paar wirkte ein wenig wie Die Schöne und das Biest.
Im Gegensatz zu diesem Kerl traten die anderen anwesenden Doms vorwiegend in schwarzen Hemden oder Shirts auf, in Anzügen aus feinem Tuch oder edlem Leder. Die gesamte Bandbreite reichte von Dressman bis Edelrocker. Der einzige gemeinsame Nenner war das Bevorzugen der Farbe Schwarz. Durch Piercings oder Tattoos oder eine wilde Mähne fiel kaum jemand auf.
Domina Marina war eine der wenigen weiblichen Doms. Ihrer bestimmenden Rolle wurde sie nicht nur mit ihrem Verhalten, sondern auch rein äußerlich gerecht. In einem weiten schwarzen Kleid wogte sie durch den Raum, leicht übergewichtig und mit einem beachtlichen Busen. Ihr schlanker und um einiges größerer Partner wich nie von ihrer Seite. Er präsentierte sich in dem aufwändig gearbeiteten Kostüm eines Harlekins, verneigte sich ständig vor allem und jedem, und trug wie ein gehorsamer Sklave ihr Proseccoglas und ihre Handtasche hinter ihr her. Myriam wusste nicht, ob sie über sein unterwürfiges Auftreten lachen oder ihn im Stillen einfach bedauern sollte. Domina Marinas ganze Aufmerksamkeit galt anderen Gästen, die sie überschwänglich begrüßte, als hätten sie sich jahrelang nicht gesehen. Ihr Sub war unauffälliges Beiwerk.
Unter all den heterogenen Paaren befand sich auch ein Schwules. In perfekt devoter Haltung kniete Dennis zu Florins Füßen und hielt ein Tablett mit Glas und Aschenbecher, in welchem sein Meister die Asche seines Zigarillos in regelmäßigen Abständen abschnippte. Florin war der einzige Mann, der mittelalterlich geprägte Kleidungsstücke trug. Der Hodensack seiner Hose lenkte den Blick auf seinen Unterleib. Dennis hingegen war völlig nackt, seine Schamhaare abrasiert. Sein Schwanz steckte in einem aus dünnem Metall gearbeiteten Peniskäfig, der eine Erektion oder unkontrolliertes Masturbieren unmöglich machte. Offensichtlich war sein Körper sorgfältig gepflegt worden, denn seine Haut schimmerte auf faszinierende Weise in makellosem, gleichmäßigem Bronzeton. Um den Hals trug er ein überdimensionales Halsband, dessen grobgliedrige Kette kurz gehalten an dem breiten Ledergürtel von Florins Hose endete, so dass Dennis seinem Herrn stets in gebückter Haltung folgen musste, sobald dieser weiterging. Es war ein Schauspiel der besonderen Art, wie Dennis seinen Herrn ergeben anhimmelte.
Atemlos sog Myriam alle Eindrücke gierig in sich auf. Es gab soviel zu sehen und es war viel intimer und erregender, als sie gedacht hatte.
Die Party fand überall statt. Im Wohn- und Esszimmer, im Flur und in der Küche. Ein erlesenes Büffet lockte mit vielfältigen Häppchen, daneben eine Auswahl an Getränken. Die Subs bedienten devot und voller Hingabe ihre Herren. Es wurde viel geredet und gelacht, wobei dabei auch an die Subs gedacht wurde. Subtile Berührungen wechselten mit heißen Umarmungen und leidenschaftlichen Küssen. Hemmschwellen schien es nicht zu geben. Man war unter Gleichgesinnten und brauchte nicht zu verbergen, was erregte.
Das Highlight aber raubte Myriam für Sekunden den Atem. Nie im Leben hätte sie in der wie ein Zirkuspferd aufgezäumten Frau, die ihr auf einmal gegenüber stand, Sophie erkannt. Deren einzige Bekleidung bestand aus einer kunstvoll gearbeiteten Verschnürung rot gefärbter Lederriemen, die wie das Prachtgeschirr eines Brauereipferdes gearbeitet waren. Sie verliefen um und zwischen ihren Brüsten, um die Taille und die Arme, über den Bauch, bildeten ein Dreieck um ihren rasierten Venuszügel, waren unter ihrem Schoß hindurch geführt. Erst auf den zweiten Blick bemerkte Myriam, dass Sophie ihre Arme nicht freiwillig auf dem Rücken hielt, sondern von der aufwändigen Konstruktion dazu gezwungen wurde. Um den Kopf trug sie aus derselben Machart Kopfgeschirr, kombiniert mit Scheuklappen und einem Knebel in Form einer Trense.
Der Anblick war lächerlich und abstoßend – und zugleich erregend. Myriam unterdrückte ein Keuchen. Machte Sophie das wirklich freiwillig? Und was war das? Sophies Brustwarzen waren doch tatsächlich gepierct. An silbernen Ringen baumelten winzige Glöckchen, die bei jeder Bewegung einen hellen, ganz leisen Ton von sich gaben.
»Myriam, darf ich vorstellen, das ist Leo, Sophies Herr«, erläuterte Nadine.
Das ist es wohl, was man einen wahren Dom nennt, schoss es Myriam durch den Kopf, die sich angesichts des durchdringenden Blickes, den ihr der Mann schenkte, wie eine Maus im Angesicht einer Katze fühlte. Wie paralysiert starrte sie ihn an, unfähig etwas zu sagen.
»Schön, willkommen in unserer Runde«, war alles, was Leo sagte. Sein Händedruck war angenehm fest. Ob Sophie sich freute, Myriam wiederzusehen, war nicht zu erkennen. Ihre Augen waren demütig auf den Boden gerichtet.
Als Leo nach dem Ende der Leine griff, die von Sophies Kopfgeschirr herabhing und weiter ging, folgte diese ihm ohne Widerstand zu leisten. Myriams Atem stockte angesichts ihrer Rückenpartie. Zwischen ihren Pobacken wippte ein ansehnlicher schwarzer Pferdeschweif bei jedem Hüftschwung von links nach rechts und zurück. Sophies Riemchenstilettos hatten eine beängstigende Höhe, wobei sie es verstand, ihre kleinen Schritte damit sicher und anmutig zu setzen.
»Analplug«, erklärte Nadine.
»Was?«
»Der Schweif ist an einem Analplug befestigt, also – sozusagen an einem Postöpsel. Du hast so was bestimmt noch nie gesehen.«
»Ah, cool«, beeilte Myriam sich zu antworten. Dutzende Fragen lagen ihr auf der Zunge, ob das nicht weh tat und ob Leo seine Freundin dazu gezwungen hatte, aber sie würde sich nicht noch mehr die Blöße der Unwissenheit geben. Diese Informationen ließen sich bequemer und vollkommen anonym im Internet recherchieren. Ihr Kopf schwirrte jetzt schon von den vielen neuen Eindrücken.
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