Kitabı oku: «Dr Crime und die Meister der bösen Träume», sayfa 3

Yazı tipi:

Dennoch lag die Chance, Roberto noch auf Lanzarote anzutreffen, höchstens bei fünfzig Prozent. Andererseits hatte ich während der restlichen Zeit meines gebuchten Aufenthalts nichts anderes zu tun, als nach ihm zu suchen. Ich ging einfach mal von der Annahme aus, Roberto würde ähnlich überlegt handeln wie ich und zuerst dafür sorgen, das so plötzlich halbierte Honorar in Sicherheit zu bringen, an einen Ort, wo es zugleich sicher und zu gegebener Zeit leicht wiederzufinden war, also keine Gefahr bestand, dass jemand anderes zufällig darüber stolpern würde. Viel Bargeld im Handgepäck ist ein Risiko, das niemand in solchen Situationen gerne eingeht.

Plätze, um derartige Schätze zu verstecken, gibt es auf Lanzarote zur Genüge. Der beste aber war damals jene weitläufige Felslandschaft am Fuß der Montañas del Fuego. Heute gehört diese Gegend zum Timanfaya-Nationalpark, eines der beeindruckendsten Vulkangebiete der Welt.

Durch die mit zahllosen, zum Teil haushohen schwarzen Lava-brocken übersäte, viele Quadratkilometer große Ebene führen nur eine Handvoll kaum begeh- und noch viel weniger befahrbare Pfade, die sich schnell im Labyrinth der gewaltigen Felsen verlieren. Knirschendes, spitzes und messerscharfes Gestein unter den Sohlen macht jeden Schritt zum Abenteuer.

Eine Welt schwarz in schwarz.

Ganz nach meinem Geschmack.

Neben der Frage, ob das wirklich eine gute Gegend ist, um Geld zu verstecken, bleibt sehr viel Wichtigeres offen: Ist Roberto noch auf der Insel? Wird die nächste Folge wenigstens darauf eine Antwort bereithalten?

FOLGE 4
WAS BISHER GESCHAH

Dr Crıme sucht ein Versteck für sein Geld,

während Leons Auftauchen auf dieser Welt und in

dieser Geschichte noch in ferner Zukunft liegt …

Eine Welt schwarz in schwarz.

Ganz nach meinem Geschmack.

Reizvoll und heikel zugleich waren die Kamine und Schlote, die unvermittelt vor einem im Boden auftauchten, so als wären sie gerade eben noch nicht da gewesen. Sie klafften natürlich schon seit langem dort, waren aber wegen der ringsum vorherrschenden Schwärze manchmal erst zu sehen, wenn man direkt vor ihnen stand. Ich spreche hier nicht von dunklen Neumondnächten, in denen ein Ausflug in dieses Gebiet nur für Selbstmörder reizvoll gewesen wäre, sondern von jenem hellen, sonnendurchfluteten Tag, als ich vor der Erledigung meines Auftrags dieses Gelände zum ersten Mal erkundet hatte. Schließlich war ich auf Lanzarote vor allem Tourist. Ein ehrgeiziger Tourist, der die Stätte seiner Erholung besser kennenlernen wollte als mancher Einheimische.

Jedenfalls waren diese heimtückischen Löcher senkrecht in unergründliche Tiefen reichende Schächte von ein bis zwei Metern Durchmesser, durch die einst kochendes Magma an die Oberfläche gepumpt worden war. Und die den Eindruck erweckten, genau dies in jedem Moment wieder tun zu können.

Heute kommt man als Urlauber nicht mehr so leicht in dieses lebensfeindliche und nicht ganz ungefährliche Areal. Damals aber kümmerte es niemanden, wenn sich turistas necios, idiotische Urlauber, in der vulkanischen Trümmerwüste verirrten. Es trauten sich ohnehin nur die wenigsten dort hinein. Zu abweisend und unzugänglich ist dieses Gebiet, das schon von außen vor allem eines verspricht: Das monotone Grauen einer schwarzen Wüste, die dem Lebensmüden nach wenigen Schritten lediglich dann verrät, aus welcher Richtung er gekommen ist und wohin er zurück muss, wenn er sich den Stand der Sonne gemerkt hat.

Doch nicht einmal die schien an diesem Tag, als ich hierhin zurückkam, um ein Depot zu eröffnen.

Ein-, zweimal im Jahr erfährt Lanzarote ein Wetterphänomen, durch das das übliche, regenarme, mild-sonnige, von beständigen Brisen durchwehte Atlantikklima von einem Vorgeschmack auf die Hölle abgelöst wird. Normalerweise wird es selbst im Hochsommer kaum wärmer als 27 Grad, während im Winter die Temperaturen um 17 Grad Celsius betragen. Heute jedoch hatte der Calima für eine Hitzewelle von 40 Grad und mehr gesorgt und zudem einen rot-braunen Vorhang über die Welt gezogen. Ich konnte kaum hundert Meter weit sehen. Die Sahara-Staub-Aerosole schluckten nicht nur die Sicht, sondern auch die Geräusche. Kurz – es herrschten die idealen Bedingungen, um im vulkanischen Labyrinth jenes Geld zu verstecken, das als Teilzahlung für meinen Mord an Mr. X geflossen war.

Direkt neben der Straße, wo ich meinen Wagen am Rand zwischen zwei wuchtigen tonnenschweren Felsbrocken geparkt hatte, die mir als Wegmarken dienten, begann ein kurzer Stichweg, der etwa hundert Meter mitten in das Gelände hineinführte und dann abrupt inmitten der Ödnis vor einer gewaltigen, drei bis vier Meter hohen vulkanischen Trümmerwand endete. Schon vorher waren schmale, kaum als Wege zu bezeichnende Pfade rechts und links abgegangen. Ich wählte einen von ihnen und merkte mir genau, wo ich den Hauptweg verlassen hatte. Auch an klaren hellen Tagen wäre ich nun vor fremden Blicken geschützt. Ich schob die Tasche mit dem Geld in einen Felsspalt und wuchtete einen scharfkantigen, knapp einen halben Meter hohen Felsbrocken davor, an dem ich mir die Handflächen aufschnitt. Die Arbeitshandschuhe, die ich mir extra für solche Aufgaben besorgt hatte, lagen im Wagen. Ich entschuldigte meine Vergesslichkeit mit Hitze und Staub. Damit zufällige Blicke eines hier Vorbeikommenden, so unwahrscheinlich das auch war, nichts anderes als tiefschwarzes Geröll wahrnehmen würden, deckte ich das Versteck auch von oben sorgfältig ab. Ich starrte darauf und prägte mir die unmittelbare Umgebung gründlich ein.

Es hat etwas zutiefst Meditatives, das Besondere im Einerlei aufzuspüren. Jene Merkmale zu fassen zu bekommen, die mir später verraten würden, wo ich mein Geld verborgen hatte. Dazu braucht man kein fotografisches Gedächtnis, sondern nur die Liebe zum Detail.

Statt direkt zum Auto zurückzukehren, was bei dieser Hitze und dem feinen Staub in der Luft ohne Frage das Vernünftigste gewesen wäre, bog ich vom Hauptweg in andere Pfade ein. Der Grund dafür lag in einer Art touristischer Neugierde. Ich war von dieser überwältigenden Umgebung in einer Weise fasziniert, die nur mit der Faszination eines Raumfahrers vergleichbar ist, der auf dem Mond oder künftig einmal auf der unwirtlichen Oberfläche eines fremden Planeten der solch abweisenden Orten innewohnenden Monotonie verfällt, ohne klar benennen zu können, worin genau das Momentum besteht, das ihn an diese Landschaft fesselt. Mit kalter Objektivität betrachtet, mag es kaum etwas Langweiligeres geben. Doch es scheint mir gerade diese Langeweile zu sein, die das Zwingende ausstrahlt, das all die Liebhaber dieser schroffen, abweisenden Schönheiten veranlasst, sich an sie zu verlieren. Vielleicht war es die Gleichförmigkeit, die letztlich die meisten Wüsten auszeichnet. Hier herrschte eine extreme, lebensabstoßende Einfachheit, hier war die Existenz auf nichts anderes als eben da zu sein reduziert. Hier verfolgte außer mir, dem Eindringling, nichts und niemand einen Sinn und Zweck außer der Abwehr der völligen Leere, die aber – das meinte ich deutlich zu spüren – nur einen Hauch weit entfernt war.

Wahrscheinlich kommen all jene von uns, die die eigentümliche Dissonanz bei sich zulassen, die aus einerseits Eintönigkeit und andererseits Anspannung angesichts unterschwellig lauernder Gefahr besteht, niemals sonst mitten im Leben dem Tod so nah wie in einer solchen Umgebung.

Es ist ein Vorgeschmack auf das Endgültige, das im Widerspruch zu den flatterhaften Launen des Lebens steht, wobei wir die verletzliche Energie des Lebens in diesen Augenblicken besonders intensiv spüren.

Nirgendwo sonst verschmilzt die kleine Welt, in der sich unser Dasein abspult, so sehr mit der endlosen Wüstenei des Universums wie dort, wo die Grenzen zwischen Himmel und Hier ununterscheidbar werden. Sei es, dass der Horizont in der Weite verschwindet, sei es, dass der gewohnte atmosphärische Kokon sich auflöst und uns in eine Wolke aus Sand, Staub und Hitze stößt, während die wenigen Meter, die wir sehen können, nichts als die pure Abstraktion jener Farbe liefert, die sich alle anderen Farben einverleibt hat, nicht willens, sie je wieder frei zu geben.

Von C. G. Jung stammt die Theorie der Synchronizität. 1974 hatte ich diesen Begriff zwar schon irgendwo einmal aufgeschnappt, aber ich hatte keine Ahnung, was damit gemeint sein könnte. Doch selbst, wenn ich es gewusst hätte, wäre ich wahrscheinlich kaum auf die Idee gekommen, meine eigene Situation unter dem Licht dieser Idee zu betrachten.

So kam es, dass Roberto zwar ähnlich dachte wie ich und er die Umsetzung seiner Überlegungen zur selben Zeit verfolgte wie ich, aber dennoch leicht im Nachteil war, weil mich – C. G. Jung hin oder her – mein Instinkt warnte und deshalb zwang, unbewusst mit dem Unwahrscheinlichen zu rechnen.

Dieser kleine Vorteil: Ich sah ihn, bevor er mich erblickte und fast hätte ich ihn erschießen können, bevor er seine Waffe überhaupt zu fassen bekam. Doch meine Hush Puppy, die bereits bei Mr. X und seinen Freunden zum Einsatz gekommen war, gab nur ein trockenes Klicken von sich. Ladehemmung. Wahrscheinlich wegen des Sandstaubs, den Calima gerade so großzügig über Lanzarote verteilte und der Luft und Lungen gleichermaßen verstopfte. Seit diesem verfluchten Tag zweifle ich an der Zuverlässigkeit dieser Pistole und habe sie auch nie wieder benutzt. Fatal war, dass sie davor noch kein einziges Mal versagt hatte. Von anderen Nutzern wird sie bis heute über den grünen Klee gelobt. Aber selbst ein Mercedes bleibt mal liegen.

So hatte ich zwar irgendwie in den unbewussten Tiefen meines Gehirns befürchtet, dass wir uns hier begegnen würden, nachdem wir bereits zuvor nahezu zeitgleich unsere mörderischen Aufträge erledigt hatten, aber dass meine Waffe in diesem Moment versagen würde, damit rechnete ich nicht.

Inzwischen hielt Roberto eine Colt Python in der Hand. Er hatte sie aus seiner Tragetasche, in der auch sein Geld verstaut war, hervor genestelt, bevor ich imstande gewesen wäre, noch einmal durchzuladen. Kein Wunder, dass er eine so schwere Waffe nicht am Körper trug, die, um bei den Autovergleichen zu bleiben, der Rolls Royce unter den Revolvern ist. Robertos Eitelkeit zeigte sich auch in solchen Details.

„Weg mit dem Ding!“, sagte er und deutete mit einer kleinen Bewegung auf die Smith & Wesson, die ich daraufhin langsam auf den Boden legte.

„Sehr praktisch, dass wir uns hier und jetzt begegnen“, nuschelte er. Seine schmalen Lippen verzogen sich zu einem schiefen Grinsen. „Es hieß doch, dass eine scharfe Braut meinen Auftraggeber umgelegt hat?“

Ich sah ihm an, dass er kurz überlegte, ob ich alleine war. Doch bevor ich mir etwas ausdenken konnte, um diesen Moment der Unsicherheit zu meinen Gunsten auszunutzen, zuckte er mit den Schultern.

„Du warst es. Schade. Bliebe uns mehr Zeit füreinander, hätte ich dich gerne in diesem Fummel gesehen. Aber wahrscheinlich hast du das Zeug ohnehin längst beseitigt.“ Womit er Recht hatte.

„Ein Wunder, dass es dir überhaupt gelungen ist, mit diesem Spielzeug deinen Auftrag zu erledigen.“ Damit meinte er die Mk22, die nun außerhalb meiner Reichweite auf dem vulkanischen Geröll lag.

„Ich wette, es war die kleine Schlampe, die dich engagiert hat.“

Ich nickte.

Was würde es jetzt noch bringen, das Offensichtliche zu leugnen? Und tatsächlich kam Roberto ohne Umschweife zur Sache.

„Du wirst mir sagen, wo du dein Geld hast. Und danach“, er machte eine kunstvolle Pause, „lasse ich dich vielleicht laufen.“ Wir wussten beide, dass das eine Lüge war. Eine lausige Lüge.

„Wenn du dann überhaupt noch laufen kannst“, fügte er hinzu. Seine Augen blitzten vor Vergnügen. Er freute sich über seine geistreiche Bemerkung. Überhaupt schien ihm so einiges Spaß zu machen: die Situation an sich und die Freude an der Arbeit, die auf ihn wartete.

Ich wusste, er würde mich nach allen Regeln der Kunst foltern, um zu erfahren, wo ich mein Geld versteckt hatte.

Selbst ausgewiesene Masochisten halten Schmerzen, die einem ein Profi zufügt, nur schwer aus. Doch ich bin kein Masochist, bin es nie gewesen. Wenn der Profi darüber hinaus das Opfer mit Enthusiasmus und Begeisterung quält, wird die Tortur um ein Vielfaches unerträglicher, weil dann nämlich auch noch Fantasie und Einfallsreichtum ins Spiel kommen.

„Leg dich hin! Auf den Bauch!“

Ich tat, was er befahl und drehte mein Gesicht auf dem scharfkantigen Gestein nach rechts. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie er mit seinem Knie meinen rechten Arm auf den Boden presste. Das andere Knie bohrte sich in meine Lendenwirbelknochen. Ich stöhnte.

„Hab‘ gesehen, du bist Linkshänder …“

Ich spürte, wie er meinen linken Arm packte und ebenfalls mit aller Kraft auf den Boden drückte. Als plötzlich ein wahrhaft unerträglicher Schmerz in meinem Handgelenk explodierte, hatte ich zwar damit gerechnet, dass er irgendetwas mit dieser Hand vorhatte, aber was er tat, konnte ich nicht sehen. Trotz seiner Worte geschah das ohne jede Vorwarnung. Denn ich hatte mir bis zu diesem Moment nicht vorstellen können, dass es möglich war, an einer einzelnen Stelle des menschlichen Körpers, die zudem als nicht gerade übermäßig empfindlich gilt, einen derart qualvollen Schmerz auszulösen.

Ich schrie.

Natürlich schrie ich. Was tut der Mensch sonst, wenn er detonationsartig von Schmerzen überflutet wird? Außer er verliert das Bewusstsein. Doch dieses Glück hatte ich nicht. Roberto stopfte mir ebenso lässig wie schnell einen öligen Lederlappen zwischen meine weit aufgerissenen Kiefer.

Noch hatte ich keine Ahnung, was er meiner Hand tatsächlich angetan hatte, denn seit er mich mit den Knien auf dem schwarzen Vulkanschotter fixierte, war ich nicht einmal mehr in der Lage, meinen Kopf zur anderen Seite zu drehen. Doch der Schmerz zeigte mir in aller Deutlichkeit, dass ich wohl auf absehbare Zeit meine linke Hand kaum noch würde benutzen können.

Das war auch Roberto klar, denn er ließ meinen Arm los und wandte sich nach rechts. Sein Knie, das sich nach wie vor in meine Wirbelsäule bohrte, fühlte sich an, als wolle er mit ihm ganz langsam mein Rückgrat zermalmen. Doch das war wohl nur ein Nebeneffekt. Er beugte sich so weit zu mir herunter, dass ich seine Haare an meiner Wange spürte.

„Sicher ist sicher“, flüsterte er in mein Ohr und stopfte den Lappen, den ich in meinem Schmerz wieder herausgeschrien und gespien hatte, zurück in meinen Mund. Ich sollte rasch begreifen, was er damit meinte.

Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass er mit der anderen Hand meine Hush Puppy vorne am Schalldämpfer gepackt hielt. Ich hatte nicht mitbekommen, dass er sie überhaupt aufgehoben hatte. Wahrscheinlich kniete er da schon auf mir. Jetzt packte er meinen rechten Arm und nahezu gleichzeitig schlug er mit der Waffe auch auf das rechte Handgelenk. Der gleiche explosionsartige Schmerz durchzuckte mich und hätte ich nicht mitbekommen, dass er von den zertrümmerten Knochen meines Handgelenks ausging, ich hätte ihn nicht mehr lokalisieren können. In Schüben schoss dieser unerträgliche Schmerz durch meinen Körper, als hätte mir Roberto Elektroden mit Hochspannung angelegt.

Man sollte weder Pistolen noch Revolver als Hammer zweckentfremden, auch wenn einem billige Western oft etwas anderes vormachten.. Ich würde nach so einer Aktion keine Garantie mehr für einen Lauf übernehmen, noch dazu wenn ein Schalldämpfer aufgeschraubt war. Klar, Feuerwaffen müssen äußerst robust sein. Trotzdem kann die Präzision eines Instruments nach einem derartigen Schlag leiden. Selbst die Präzision eines Instruments, das konstruiert wurde, um höchste Belastungen auszuhalten. Doch es ist ein Unterschied, ob die Belastung im Abfeuern einer 9 mm Parabellum-Patrone mit einer Austrittsgeschwindigkeit von rund 270 Metern pro Sekunde besteht, mithin sich die Kraft entfaltet, für die die Konstruktion vorgesehen ist, oder ob die Belastung durch einen seitlich geführten Schlag verursacht wurde, der sich nicht nur auf meine ossa carpi, sondern auch auf die Verbindung zwischen Lauf und Schalldämpfer auswirkte.

Durch einen roten Schleier, der eindeutig nicht auf den Calima zurückging, sah ich jedoch zu meinem schmerzbetäubtem Erstaunen, dass sich die Waffe, wenn überhaupt, dann nur im nicht sichtbaren Bereich verbogen hatte. Es klingt absurd, aber mir flatterte trotz meiner Wut über das Versagen der Hush Puppy so etwas wie ein Funken Bewunderung für die Wertarbeit der amerikanischen Waffenschmiede durch den Kopf, wodurch vor allem eins deutlich wird: Mein Verstand hatte im Taumel aus Schmerz und Angst aufgehört, zuverlässig zu arbeiten.

Tatsächlich blieb mir kaum Zeit, um Atem zu holen. Roberto sprang hoch und zog mich ebenfalls mit einem gewaltigen Ruck auf die Beine. Längst hatte er sich die Python lässig wie ein Freibeuter vorne zwischen Gürtel und Bauch gesteckt. Er hatte sein erstes Ziel erreicht. Jetzt konnte ich mit meinen Händen nicht mehr viel anstellen. Weder ihm den Colt aus dem Bund ziehen noch in der Nase bohren. Nun sah ich auch, dass die Schnittwunden in meinen Handflächen, die sich gerade erst oberflächlich geschlossen hatten, wieder aufgerissen waren. Und zwar weiter und tiefer als zuvor. Das Blut tropfte mit einer Stetigkeit zu Boden wie Leitungswasser aus einem schlecht zugedrehten Hahn.

Roberto dirigierte mich zu einer glatten, leicht schräg stehenden, etwa drei, vier Meter in die Höhe ragende Felswand und lehnte mich mit dem Rücken dagegen. Er konnte mich jetzt wie eine Marionette führen. Mein Kopf, oder wo auch immer mein Wille gesteckt haben mochte, war leer.

Und so registrierte ich zwar, dass er damit begann, mir das Hemd aufzuknöpfen, aber ich ließ diese Handlung ohne den geringsten Versuch der Gegenwehr über mich ergehen. Obwohl ich zumindest etwas hätte sagen können, da ich, als er mich hochzog, den Lappen ausspucken konnte und er nichts unternommen hatte, um mich erneut zu knebeln. Er zog mir das Hemd aus der Hose. Mit einer Sanftheit, die der Situation mit all ihrer Gewalt völlig unangemessen war, strich er mir über den nackten Bauch und öffnete den Gürtel meiner Jeans. Mit einem Ruck riss er sie herunter, bis sie zwischen meinen Kniekehlen hing.

Was wird das?, dachte ich, will er dich als Teil seiner Folter vergewaltigen? Waren es die Schmerzen oder diese Vorstellung oder beides zusammen? Jedenfalls lief mir trotz der Brutofenhitze ein eiskalter Schauer den Rücken hinab. Andererseits war ich auf eine perverse Art froh, dass sich überhaupt ein Gedanke in meinen Hirnwindungen hatte formen können.

„Ich werde mit einigen gezielten Schlägen in deinen Bauch beginnen, bevor ich mir deine Kronjuwelen vornehme.“

Ich spürte seine Hand wie einen zarten Hauch über meine Unterhose gleiten. Die herabgelassene Jeans fesselte meine Beine, das Hemd geöffnet, im Rücken eine schräg aufragende schwarze Felsplatte, die von den unerträglichen Temperaturen so aufgeheizt war, dass man auf ihr ein Steak hätte anbraten können. – Innen noch blutig. – Genauso fühlte ich mich. Obwohl Roberto mit zwei Schlägen lediglich meine Hände zertrümmert hatte, kam es mir so vor, als seien meine Arme von den Schultern abwärts gelähmt und nicht nur die Arme, auch die Beine und der ganze kümmerliche Rest meiner Existenz.

In so einer Lage hatte ich mich noch nicht befunden. Ich konnte auf keinerlei auch nur ansatzweise ähnliche Erfahrungen zurückgreifen und so gewannen nackte Angst und Panik die Oberhand. Der Schweiß, der mir über Gesicht und Körper rann, ließ sich nur zum Teil auf die Hitze zurückführen.

Derart paralysiert, war ich zu keiner Bewegung mehr fähig. Robertos Erfahrung zeigte ihm deutlich, in welch hilflosem Zustand ich mich befand. Es war unnötig, mich zu fesseln. Das hatte mein Gehirn im Gleichklang mit meinen zerstörten Händen bereits selbst besorgt.

Wie in Zeitlupe beobachtete ich, dass er erneut mit meiner Smith & Wesson als Schlagwaffe ausholte. Ihren Griff, der in meine Gedärme donnerte, nahm ich wahr, als hätte ich mich in diesem Moment in zwei Personen aufgespalten, die, jede auf ihre Weise, die Details meiner Qual beobachteten.

Das, was explosionsartig mit meinem Bauch geschah, lässt sich kaum beschreiben. Es war das Gefühl, als hätte jemand einen Feuerwehrschlauch mit einem einzigen kurzen Ruck am Ventil voll aufgedreht, wobei die mit brutaler Gewalt hervorschießenden Wassermassen direkt ins Innere meines Körpers drangen. Allerdings dürfte das, was meinen Bauch so plötzlich aufzublähen schien, eher eine Mischung aus Scheiße und Blut gewesen sein.

Zeitgleich schien ich mich außerhalb meines Körpers zu befinden. Ich beobachtete von einer Position aus, als stünde ich mir selbst gegenüber, wie der in meine Bauchdecke gehämmerte Pistolengriff in die Muskulatur einschlug und tief in ihr versank. Die Haut schlug kreisförmige Wellen, so wie ein Stein, der in einen Teich geworfen wird, die Wasseroberfläche in Bewegung versetzt.

Roberto drehte sich etwas zur Seite, um besser ausholen zu können. Dann schlug er erneut zu.

Diesmal zielte er eine Etage tiefer.

Trotz der allseitigen Lähmung, die mich all dies bisher ohne die geringste Gegenwehr erdulden ließ, reckte ich in hilfloser Abwehr meine blutüberströmten Hände nach vorne. Gleichzeitig krümmte ich mich zusammen, um den furchtbarsten Teil der Folter abzuwehren.

Doch die zum Schmiedehammer degradierte Hush Puppy durchbrach meine Deckung.

Wie kann Dr Crıme diese Qualen überleben?