Kitabı oku: «Schulzeit – eine Zeit schöner Erlebnisse?!», sayfa 3

Yazı tipi:

Übung macht den Meister

So auch bei einem mir bekannten Kollegen. Ihm wurde mitgeteilt, er bekäme eine 7. Klasse, die schon manchen Kollegen zur Verzweiflung gebracht hätte. Er grübelte und grübelte, bis ihm der rettende Gedanke kam. Vierzehn Tage vor Schulbeginn ging er jeden Tag in den ihm zugewiesenen Klassenraum und warf von der Tür aus die Tasche auf den Lehrertisch, eine Entfernung von ungefähr zwei bis drei Meter. Die ersten Tage blieben ohne Erfolg. Doch nach und nach gelang es ihm, die Tasche so zu werfen, dass sie auf dem Tisch liegen blieb.

Der erste Schultag kam. Er stand vor der Tür und hörte die tobenden Schüler. Das Klingelzeichen ertönte. Kurzes Luftholen. Er riss zackig die Tür auf, brüllte „Ruhe!“ und warf die Tasche von der Tür aus lässig auf den Tisch. Die Schüler standen überrumpelt auf ihren Plätzen, verblüfft staunend. Er hatte durch sein lockeres, aber bestimmtes Auftreten gewonnen. Sein Training hatte sich gelohnt. Nicht auszudenken, wenn die Tasche auf dem Fußboden gelandet wäre.

Durch diese, für ihn riskante Aktion, erlangte er Achtung und Respekt.

Meine Gedanken verlassen die große, moderne Schule mit fast tausend Kindern aus allen Teilen Thüringens, den ungewohnten Situationen und Problemen und wandern noch einmal zurück in die kleine dörfliche Schule.

Die Schülerzahl war überschaubar und schwerwiegende Probleme gab es nicht. Aus heutiger Sicht war es eine gemütliche, ausgeglichene Atmosphäre. Es gab keine psychisch kranken Lehrer und Burn out war ein unbekannter Begriff. Der Unterricht verlief ohne Störungen. Kleine Verfehlungen, schlechte Noten oder vergessene Hausaufgaben brauchte man nicht einzutragen, denn traf man einen Elternteil, wurde diesem mitgeteilt, dass das Kind Probleme hatte. Dieses vertraute Verhältnis war durch das dörfliche Zusammenleben entstanden und die Eltern selbst waren Schüler unserer Schule.

Die Kinder waren, wie Kinder eben sind, mal ausgelassen und wild, aber konzentriert im Unterricht. Hyperaktive Kinder gab es nicht. Nach Schulschluss gingen sie ihren Interessen nach, spielten und stromerten durch Wald und Flur. Es gab keine Ablenkung durch Fernseher, Computer oder Handys. Ihre Freizeit bestand aus Spiel und Sport im Freien. Freilich gab es auch Raufereien. Aber diese trugen die Schüler unter sich aus.

Auf die blutigen Knie wurde ein Pflaster geklebt, sich vertragen und alles war erledigt. Der Begriff „aggressiv“ war ebenfalls unbekannt.

Streiche gab es kaum. Der Respekt vor Eltern und Lehrern war wohl zu groß.

Als sich einmal ein Schüler für eine Stunde im Schrank versteckte, war die Aufregung seitens des Kollegen, der gerade unterrichtete, groß und die Bestrafung konnte nicht streng genug ausfallen. Aber nur bei diesem Lehrer. Die Schüler hatten ihren Spaß und die anderen Kollegen schmunzelten darüber.

Im Winter war nur Lernatmosphäre, aber im Frühjahr mit den ersten Sonnenstrahlen wurden die Gemüter lebendig. Und das war verständlich. Das Dorf liegt am Fuße eine Berges. Und der lockte, da gab es kein Halten.

Wurden Schüler dieser Jahrgänge nach Streichen befragt, kommt nur eine Antwort: „Die haben wir gar nicht gemacht, aber wir sind manchmal abgehauen und haben uns auf dem Frankenstein versteckt.“

Wenn an der Tafel stand: „Der Himmel ist blau, das Wetter ist schön, Herr Lehrer, wir wollen spazieren geh’n!“, waren die Kollegen auf eine leere Klasse vorbereitet. Das schrieben wohl auch schon die Eltern und Großeltern an die Tafel. Was lag da nahe, dass der Lehrer seine Stunde auf den Berg verlegte und wohl auch jedem Stundenthema gerecht werden konnte, wenn es Biologie, Geographie, Deutsch oder Geschichte betraf.

Aber was trieb unsere Kinder dorthin. Streiche? Abenteuerlust? Oder auch Bewegungsdrang nach der langen Winterzeit?

Die Erinnerungen von heute Siebzigjährigen begannen immer gleich. „Einmal sind wir abgehauen und hoch auf den Frankenstein. Oben hatte jemand einen Garten. In diesem standen Kirschbäume und an denen hingen die schmackhaftesten Kirschen vom Ort. Die haben wir geklaut.“

„Einmal ... abgehauen und haben oben auf dem Frankeinstein Räuber und Gendarm gespielt.“

Ein beliebtes Spiel von Eltern und Großeltern übernommen.

„Einmal ... abgehauen. Das merkte der Lehrer sehr schnell. Da er jung und sportlich war, ist er hinter uns her. Wir haben ihn, da wir ja den Frankenstein kannten, immer in die Irre geführt. Er ist uns trotzdem auf den Fersen geblieben. Wir lockten ihn bis hoch, versteckten uns in dem Turm und er folgte uns immer noch. Wir kletterten von außen am Turm hinunter, schlossen ihn ein und liefen weg. Wir wissen aber bis heute noch nicht, wie er wieder herausgekommen ist. Wahrscheinlich ist er aus einem Fenster geklettert.“

„Einmal ... abgehauen, da hatten wir gestreikt. Wir sollten eine Arbeit schreiben, hatten aber am Tage zuvor schon eine große Klassenarbeit geschrieben. Da sind wir alle aufgestanden und gemeinsam aus der Klasse marschiert und dann auf den Frankenstein geflitzt.“

Aber es war nicht immer der Frankenstein, der reizte. Eine Klasse hatte ihren Klassenraum in einem Nebengebäude. Dieses war einst eine Gastwirtschaft mit Saal (auf dem wurde der Sportunterricht erteilt). Ein Gebäude, welches Anfang 1800 gebaut wurde. Über dem Saal war ein Boden und dieser war schon jahrzehntelang nicht betreten worden. In der 6. Klasse fiel der Unterricht aus. Banges Warten, hoffentlich merken sie drüben nichts. Und dem war auch so. Das war die Gelegenheit für den Besuch des Bodens. Leise und langsam wie Diebe schlich die Klasse die morschen Treppen hoch bis zum ersehnten Ziel. Was bot sich außer Schmutz und Gerümpel? Alte Kulissen aus der Vorkriegszeit, alte Tische, kaputte Stühle, uralte Gläser und Flaschen. Sogar ein uralter Rollstuhl war vorhanden. Jeder Gegenstand wurde bestaunt oder bejubelt. Vergessen die Belehrungen über Einsturzgefahr und fast vergessen, die nächste Stunde. Verdreckt und verschwitzt, wie sie waren, wurde ihr Ausflug bald bekannt. Aber diesmal gab es eine Strafe: „Wir mussten einen Aufsatz schreiben, warum wir das nicht durften!“ Der Kollege, der diese Aufgabe stellte, war ganz bestimmt früher ein artiger und gewissenhafter Junge und wusste nicht, wie abenteuerlich Kramen auf einem alten Boden sein konnte.

Diese Art von Streiche hatte aber ansonsten keine Folgen. Sie wurden heiter und verständnisvoll zur Kenntnis genommen. Man war ja selbst einmal Schüler und hatte an Aktionen dieser Art selbst teilgenommen.

So dörflich-heiter wie die Schule war, so waren eben auch die Streiche.

Diese Zeit war 1976 vorbei.

Mehr Schüler – mehr abwechslungsreiche Streiche – mehr raffiniertere Streiche. Die Mentalität des Lehrers war entscheidend, wie er mit diesen Lausbübereien umgehen konnte.

Die heiteren Momente und Episoden, die sich ergaben, werden heute von Schülern und auch von Lehrern belächelt.

Im Vergleich zu den filmischen Streichen, die unwirklich sind, über die aber trotzdem gelacht wird, entstanden die unserer Schüler meistens aus Situationen oder Begebenheiten. Auch ihnen ging es darum, ihre Lehrer auszutesten, ihren Spaß zu haben, sie „reinzulegen“ oder „eins auszuwischen“. Sie entsprachen allerdings der Wirklichkeit und waren in den seltensten Fällen bösartig. Dabei spielte aber auch ihr Verhältnis zum Lehrer eine entscheidende Rolle. Auf jeden Fall zeigten sie sich phantasievoll, kreativ, erfinderisch und humorvoll.

Bei derartigen „vorbereiteten Zufälligkeiten“ sollte der Lehrer schlagfertig und humorvoll auf die Schüler eingehen, um den Unterricht weiter gestalten zu können. Egal wie, er sollte jede Gelegenheit zum Lachen nicht ungenutzt lassen. Lachen ist gesund und es sollte sowieso jeden Tag einmal gelacht werden. Außerdem lockert es den Unterricht und auch das Verhältnis zum Lehrer.

Die Lausbübereien, ob bewusst oder unbewusst, sind noch heute für einen bestimmten Personenkreis unterhaltsam.

Wenn auch die Namen bei den nachfolgenden Episoden und Begebenheiten geändert wurden, wird sich dieser oder jener wieder erkennen. Wie bereits gesagt, das Wichtigste ist die Schule als Lehranstalt. Die Lehrer lehren und die Schüler lernen. Aber nicht alle Schüler sind lernbegierig oder fügen sich dem Unterricht. Unter ihnen sind auch die sogenannten Rabauken. Sie sind nicht mit Rowdys gleichzusetzen. Es sind Schüler, die kess, lebhaft und unbeherrscht sind. Sie fallen durch außergewöhnliche Handlungen auf und schießen manchmal über das Ziel hinaus, obwohl sie Normen und Grenzen kennen. Letztendlich aber siegt die Einsicht. Baut der Lehrer mit Geduld oder Humor ein gutes Verhältnis zu diesen Rabauken auf und gewinnt ihre Sympathie, wird es keine Probleme geben.

Wenn er aber glaubt, seine Schüler zu kennen, soll er immer bedenken, dass ihn seine Schüler besser kennen, als er denkt.

Soweit das Vorwort zu diesem Thema.

Der erste Schultag in einer 1. Klasse verlief wie eben der erste Schultag in üblicher Weise verläuft. Mitten im Unterricht stand ein kleiner Knirps auf, packte seinen Ranzen und mit den Worten: „Ich gehe nach Hause, hier gefällt es mir nicht!“, setzte er seinen Ranzen auf und verschwand.

Es ist durchaus möglich, dass dieser in späteren Jahren an nachfolgenden Schüleraktionen beteiligt war.

Episoden und Begebenheiten aus dem Schulalltag, die für die Schüler erinnerungswert sind und für mich als Lehrer an schöne Stunden, aber auch an kritische Situationen, die oftmals vom Normalen abwichen, erinnern.

Lieschen-Müller-Roman

Deutsch in der 10. Klasse.

„Ich möchte in der nächsten Stunde ein Romanheft behandeln. Bringt mir bitte ein bis zwei von diesen Heften mit!“ In der nächsten Stunde lagen nicht drei Hefte auf dem Tisch, sondern zwei Stöße, vom Arzt- bis zum Heimatroman. Ich fischte wahllos ein Heft heraus, schlug irgendeine Seite auf und las mit viel Herz, Schmerz und Schmalz einen Abschnitt vor. Gelächter der Jungen und zwischendurch empörte Mädchenstimmen: „Sie wollen uns nur die Romane vermiesen!“

„Stimmt!“ Nach Behandlung dieser Art von Literatur machte ich den Vorschlag, selbst einen schnulzigen Roman zu schreiben. Damit traf ich den Nerv der Mädchen. Das war etwas für sie. „Zu welchem Thema?“

„Einen Arztroman!“ Die Mädchen übertönten die Jungen. Es sollte ein Liebesroman werden mit verbotener Liebe, Eifersuchtsszenen, rührende Liebeschwüre, gebrochene Herzen, weiblicher Kampf zwischen arm und reich um einen jungen, erfolgreichen, bildschönen Arzt und der Schluss „Mit einem langen innigen Kuss schloss er ihren Mund.“ 25 Schüler ergaben 25 Kapitel. Für jedes Kapitel eine Überschrift und zwei bis drei Wortgruppen als roter Faden. Nach zweiwöchiger Zeit erfolgte die Auswertung. Bei dem, was da heraus kam, konnte keiner ernst bleiben und ich konnte mich bei diesem waschechten Lieschen-Müller-Roman ebenfalls nicht beherrschen. Lautes Gelächter, Trampeln, Klatschen war das Ergebnis. Wir bogen uns vor Lachen. Die Klasse tobte und ich mit. Im Schulgebäude unüberhörbar. Daneben war der Computerraum. Dort lachten die Schüler mit, ohne den Grund zu kennen. Der Schulleiter riss die Klassentür auf. Bei ihren Lachanfällen bemerkten ihn die Schüler nicht, mich sah er vorn am Tisch laut lachend und gekrümmt. Er winkte mit der Hand ab und schloss wieder die Tür. Sein Abwinken bedeutete so viel wie „hoffnungslos.“ Es wird mir wohl keiner glauben, aber die Kapitel der Jungen trieften vor Herz, Schmerz und Schmalz. Wollten sie die Mädchen, ohne zu wollen, verspotten? Das Wichtigste aber war wohl, dass die Mädchen erkannten, dass diese Literatur nicht lesenswert ist.

Auf jeden Fall konnten sich alle, ob Jungen oder Mädchen, einmal so richtig mit Lust und Freude am Ausdruck austoben.

Leider habe ich es versäumt, diesen neuen Roman einzusammeln. Er hätte mir bestimmt manch trübselige Stunde vertrieben.

Latschi

Sein eigentlicher Name lautete Udo. Die Mitschüler konnten ihn trotz seiner Schwächen gut leiden. Er war lustig, kein Spielverderber und hatte immer ein heiteres Gemüt. An Dummheiten beteiligte er sich kaum. Nur in seiner Kleidung war er nachlässig. Einmal kam er mit Latschen in die Schule, deshalb der Name Latschi. Es konnte auch schon einmal geschehen, dass er mit verschieden farbigen Strümpfen zum Unterricht erschien. Im Unterricht selbst war er unauffällig und deshalb fiel sein Mitteilungsbedürfnis in dieser Stunde besonders auf. Keine Ermahnungen halfen, Latschi war nicht zu bremsen. Bis es mir zu viel wurde. Ich unterbrach den Unterricht und forderte ihn auf, nach vorn zu kommen, drückte ihm die Kreide in die Hand und gebot ihm, als Lehrer den Unterricht fortzusetzen. Ich setzte mich auf seinen Platz. Während er verdattert vor den Schülern stand, unterhielt ich mich lautstark, ohne die Klasse zu beachten, mit seinem Nachbarn. Jetzt begriff Latschi. Setzte sich auf meinen Platz und führte so den Unterricht weiter, als wäre nichts gewesen. Schrieb an die Tafel, verlangte Antwort auf Fragen und diktierte Sätze. Die Klasse spielte mit, denn so einen Spaß erlebte man nicht alle Tage. Er hatte ohne Zweifel schauspielerisches Talent, denn so ganz nebenbei imitierte er mich auch noch.

Für die Klasse war es ein Gaudi, für mich übrigens auch.

Niesmarathon

Das Schlimmste war, wenn ich während des Unterrichts zu niesen begann. Und wenn, dann konnte ich nicht so schnell aufhören. Unter Gelächter zählten die Schüler mit.

Zur mündlichen Abschlussprüfung der 10. Klasse musste ich als Klassenleiter teilnehmen. Unter anderem wurden auch Schüler vom Gymnasium geprüft. So zog eine Schülerin vom Gymnasium die Aufgabe, Formen der Täler im Gebirge zu zeichnen und zu erklären. Sie zeichnete ein Engtal an die Tafel. In diesem Moment musste ich niesen. Sie unterbrach, sah mich an und wollte weiter zeichnen. Da kam von mir der nächste Nieser. Leicht irritiert unterbrach sie abermals ihre Zeichnung, sah mich an und wollte weiter zeichnen. Dieser Vorgang wiederholte sich bis zu fünfmal. Sichtlich nervös beendet sie dann ihre Aufgabe. Der Zufall wollte es. Diese Frage zog ebenfalls ein Schüler meiner Klasse. An der gleichen Stelle, beim Zeichnen des Engtals, begann ich mit Niesen. Er wusste, was kam. Unterbrach mitten in der Zeichnung, legte die Kreide auf den Tisch, setzte sich auf seinen Stuhl und wartete geduldig, ohne eine Miene zu verziehen, auf das Ende meiner Nieserei. Dann nahm er die Kreide und beendete ruhig diese Zeichnung. Auch das Gelächter der Prüfungskommission brachte ihn nicht aus der Fassung. Ihm waren ja derartige Situationen bestens bekannt.

Schnecken und Käse

Um sich vor unliebsamen Stunden zu drücken, sind die Schüler einfallsreich und wenn sie noch die Reaktion des Lehrers einbeziehen, ist der Erfolg garantiert. Mathe-Unterricht! Der Kollege hatte keine Beziehung zur Natur und manch ein unschuldiges Tierchen versetzte ihn in Panik. Das wurde genutzt. Mit unwahrscheinlichem Eifer sammelte die Klasse Schnecken, aber nicht wie üblicherweise für den Feinschmecker, sondern zur Freude (wessen auch?) für die nächste Stunde. In einem passenden Moment wurden diese samt ihrer Behausung vorsichtig in die Lehrertasche geschmuggelt. Der Kollege erklärte, den Rücken der Klasse zugewandt, eine Aufgabe an der Tafel. Er wunderte sich zwar über die konzentrierte Aufmerksamkeit, die allerdings nicht ihm galt, sondern seiner Tasche. Endlich begann die Wanderung. Langsam und bedächtig schleimten sie heraus, mit oder ohne Haus. Sie krochen rechts, sie krochen links, auf die Tasche, unter die Tasche. Er merkte an der Tafel stehend nichts. Die Stille der Klasse brachte ihn in Schwung. Inzwischen bedeckte eine Schneckeninvasion mit einer ekligen Schleimschicht den Lehrertisch. Eigentlich hätte ihn die Stille in der Klasse, die sonst mehr als lebendig war, warnen sollen. Aber er merkte noch immer nichts. Die Schnecken hatten inzwischen die Tasche verlassen und nahmen den ganzen Lehrertisch ein. Die Schüler verfolgten die Wege, gaben den Schnecken Namen, legten ihnen Stifte in den Weg und amüsierten sich königlich. Plötzlich drehte er sich um, erstarrte, wurde bleich wie ein Leichentuch, kein Wort kam über seine Lippen. Die Kreide fiel ihm aus der Hand, jetzt knallrot im Gesicht, voller Angst und Ekel und mit „Hiiilfe“ rannte er überstürzt aus dem Klassenraum. Verlängerte Pause somit garantiert.

Doch nicht jeder Lehrer fällt auf derartige Aktionen herein und reagiert so hilflos.

Englisch- Unterricht gehalten von einer ruhigen und gelassenen Kollegin. So waren auch ihre Stunden. Wenn die Schüler aber keinen Bock auf bestimmte Stunden haben, sabotieren sie diese erbarmungslos. Es wurde Stinkerkäse auf den hintersten Heizungskörper gelegt. Die Stunde begann und nach kurzer Zeit rochen ihn die in der hinteren Bankreihe sitzenden Schüler. „Es stinkt.“ Keinerlei Reaktion der Kollegin. Ein emsiger Toilettengang begann. Der Gestank kroch langsam in die vorderen Reihen. Die Kollegin reagierte nicht, aber es durfte niemand mehr die Klasse verlassen. Der Gestank wurde stärker, die Kollegin blieb gelassen, aber scheinheilig mit der freundlichen Bemerkung: „Da konnte sich wohl jemand nicht beherrschen, das Fenster bleibt trotzdem zu!“ Sie mussten, ob sie wollten oder nicht, ihren eigenen Gestank aushalten. Der Unterricht wurde fortgesetzt und pünktlich mit dem Klingelzeichen beendet. Aktion misslungen. Sie hatten sich blamiert. Es folgte eine intensive Schülerberatung: „Der Gestank war nicht stark genug. Sie fällt nicht darauf rein, deshalb lohnt es sich bei ihr nicht. Denkt mal an die letzte Klassenarbeit, als Mark auf den leeren Zettel schrieb „Gott weiß alles, ich weiß nichts!“ Und wie hat sie reagiert? „Gott bekommt eine Eins und du eine Fünf!“ Mit dem freundlichsten Lächeln hat sie ihm seine Arbeit hingelegt und ruhig erklärt: „Ich erwarte eine Unterschrift deiner Eltern! Der nächste Versuch in Bio, da gelingt es bestimmt.“ Und so geschah es.

Die Stunde begann und nach kurzer Zeit breitete sich ein bestialischer Gestank aus. Die ersten Schüler verließen mit entsprechender Begründung die Klasse. Der Gestank wurde stärker. So stark konnte doch ein Käse nicht stinken. Es war auch keiner. Frank hatte eine Stinkbombe deponiert. Der Gestank nahm zu, die Klasse leerte sich. Plötzlich sah sich die Kollegin allein im Raum. Sie hatten ihr Ziel erreicht, der Unterricht fiel aus.

Johann Wolfgang von Goethe „Gefunden“

In jeder Klassenstufe wurden Dichtungen von Goethe behandelt. So auch in der 6. Klasse „Gefunden“. Es bot sich an, denn es war Frühling und zu dieser Zeit blühten die Buschwindröschen. Wie üblich las ich das Gedicht vor. Doch seltsamer Weise war die Klasse unruhig und unkonzentriert. Ermahnungen nützten nichts. Was mache ich bloß falsch? Der Kleinste und Pfiffigste der Klasse meldete sich. Und wenn er sich meldete, da schrillten bei mir die Alarmglocken, dann hatte ich eine schwierige Frage zu erwarten. Doch diesmal nicht. Er hatte Mut gefasst und das geäußert, was die Ursache war. „Wie sollen wir das verstehen? Bei uns im Neubaugebiet wächst doch nichts Grünes, wir sehen nur hohe Häuser.“ Diese Äußerung gab mir zu denken. Er hatte recht, das Thema wurde abgebrochen. Ich grübelte und grübelte. Dann kam mir der entscheidende Gedanke. Am nächsten Tag hatte ich eine Doppelstunde. „Wir machen eine Wanderung auf den Frankenstein!“ Mein Ziel war, das Gedicht zu erleben. Während wir durch den frühlingsgrünen Laubwald wanderten, vertrat ich Goethe und erzählte das Gedicht „Ich ging im Walde so für mich hin“ bis wir zu dem sich wie ein weißer ausgebreiteten Teppich von Anemonen kamen. „Im Garten sah ich ein Blümlein steh’n.“ Nun stand das Buschwindröschen im Mittelpunkt, so, wie es Goethe erlebt haben könnte. „Das war eine schöne Stunde“, ein Lob, wie es der Lehrer gerne hört. Auch Jahre später erinnerten sich noch einige Schüler an diesen Spaziergang.

Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
190 s. 1 illüstrasyon
ISBN:
9783960086529
Telif hakkı:
Автор
İndirme biçimi:
Metin
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок
Metin
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок