Kitabı oku: «Ayurveda für die Schilddrüse», sayfa 3
WAS IST PRANA?
Da eine gute Gesundheit vom ausgewogenen Fließen des Prana im Körper abhängt, ist es wichtig, dessen Definition zu verstehen. Prana befindet sich in der Nahrung, die wir essen, in der Luft, die wir atmen, im Wasser, das wir trinken und in den Kräutern, die wir einnehmen. Prana ist die Schwingung der Natur, die Intelligenz zu jeder Zelle in unserem Körper bringt. Auf dieser tiefen Zellebene kommunizieren alle Teile des Körpers miteinander und der Körper führt jederzeit höchst intelligente Handlungen durch: Er stellt Hormone her, wenn er erkennt, dass zu wenige vorhanden sind, die Zellen produzieren ATP (Adenosintriphosphat) für Energie, der Citratzyklus findet statt, Neurotransmitter werden gebildet. Woher weiß der Körper instinktiv, wie er all das tun muss? Der Grundimpuls, all diese Tausenden von Funktionen durchzuführen, stammt von dieser Schwingung der Natur – vorausgesetzt, dass wir sie nicht zerstören.
Wenn wir Chlor ins Wasser geben, zerstört dies das Prana, das Wasser ist dadurch weniger „intelligent“. Wir können das Wasser filtern, aber das Prana nicht wieder zum Leben erwecken. Daher empfehlen wir, kein Leitungswasser oder gefiltertes Wasser zu trinken. Wir raten auch davon ab, Wasser zu trinken, das synthetische Vitamine enthält oder „elektrolytverstärkt“ ist, um seinen pH-Wert zu erhöhen. Das natürlich aus der Erde kommende Wasser in einer unberührten Umgebung hat automatisch einen basischen pH-Wert und die lebensspendende Schwingung der Natur.
Ebenso tötet die Verarbeitung von Lebensmitteln deren Prana. Industriell verarbeitete Lebensmittel wurden ihrer ursprünglich unversehrten Natur beraubt, wodurch sie ernährungsphysiologisch und energetisch mangelhaft sind. Wärmt man Essen in einer Mikrowelle auf, wird dieses Essen durch eine menschengemachte, künstliche Vibration überlagert, was das Prana stört und es leblos macht. Einfrieren und Konservieren verändern diese Lebensenergie ebenfalls. Die alten Gelehrten beobachteten sogar, dass sobald Nahrung gekocht war, sie nur für vier Stunden ihren pranischen Wert behielt. Daher wurde davon abgeraten, Reste zu essen. Ayurvedische Kräuter werden nach den strengen Normen der Shastras gepflückt und verarbeitet, damit ihr Prana intakt bleibt. Falls ihr Prana gestört wird, weil sie irgendwie falsch behandelt wurden, wirken die Kräuter nicht so gut, falls überhaupt. Wenn man dieses Konzept weiterentwickelt, erkennt man, warum pharmazeutische Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel, die in Laboren hergestellt wurden und daher keine natürliche Prana-Schwingungsenergie besitzen, den Körper stressen können, selbst wenn sie auch positive Folgen haben. Wenn diese unintelligenten Chemikalien in den Körper gelangen, werden sie sofort als Toxine wahrgenommen, wodurch die Leber und Nieren Mehrarbeit leisten müssen, während sie versuchen, sie aus dem Körper zu entfernen.
Es fällt Ihnen sicher auf, wie glücklich Menschen draußen in der Natur sind, sei es am Strand, beim Wandern in den Bergen oder einfach nur, wenn sie einen ruhigen Moment im Park genießen. Hier ist die frische Luft, die sie atmen, von Prana erfüllt und sie stärken ihre eigene Energieversorgung mit jedem langen Atemzug. Beobachten Sie jetzt andererseits, wie gestresst oder erschöpft die Leute aussehen, wenn sie in einer menschengemachten Umgebung eingeschlossen sind, sei es an ihrem Schreibtisch im Büro, unterwegs auf einer verkehrsreichen Straße oder selbst auf der Couch vor dem Fernseher. Hier ist der pranische Wert der Luft nicht nur durch chemische Verschmutzung gestört, sondern auch durch EMF (elektromagnetische Felder) von Computern, Mobiltelefonen, Wi-Fi-Netzwerken, Stromleitungen usw. EMF stören die Schwingungssignatur des Prana und erzeugen im Körper Chaos, denn alle Zellen im Körper entstehen durch diese Urvibration. Deshalb kann Strahlung Zellmutationen und Krebs auslösen.
Luft, Wasser und Nahrungsmittel, die kein Prana enthalten, könnte man als „dumm“ oder „tot“ bezeichnen, denn sie haben ihre intelligente Schwingung verloren. Wenn unser Essen, unsere Luft und unser Wasser einen Pranamangel haben, werden unsere eigenen Zellen in ihren Funktionen dumm. So können ernste Krankheiten wie Autoimmunerkrankungen und Krebs Fuß fassen. Was sind Krebszellen? Es sind Zellen, die ihren Kontakt zur Natur verloren haben – dumme Zellen, die sich nicht erinnern können, was ihre Aufgabe ist und die stattdessen abnorme Geschwülste und Strukturen bilden.
Einer der Grundsätze dieses Buches ist, dass wir alle gute Nahrung essen, reines Wasser trinken, uns in der Natur bewegen und ausschließlich solche Ergänzungsmittel einnehmen sollten, die gutes Prana besitzen, um für eine ausgezeichnete Gesundheit zu sorgen.
Die drei Bausteine von Prana
Prana besteht aus drei Elementen: Soma, Agni und Marut.
Die Quelle von Soma ist der Mond. Es ist die kühlende, nährende, stabilisierende und wachstumsfördernde Komponente der Pranaenergie.
Die Quelle von Agni ist die Sonne. Sie ist der feurige Bestandteil des Prana und als solche der Ursprung der Transformation, verantwortlich für die Umwandlung des Soma, dem Rohstoff der Natur, in den unterschiedlichen Teilen und Systemen des Körpers.
Marut ist die Energie, die den Elementen Raum und Luft entströmt. Es ist der Keim aller fünf Elemente (Raum, Luft, Feuer, Wasser und Erde) und enthält alles – die gesamte Intelligenz der Schöpfung. Marut verbreitet Soma innerhalb und außerhalb des Körpers. Es ist der Bestandteil der Pranaenergie, der Intelligenz verleiht und verantwortlich für die Organisation der unterschiedlichen Systeme im Körper ist. Marut bestimmt, wie viel Soma in die unterschiedlichen Gewebe, Neurotransmitter und Hormone abgegeben wird und wie es mit all diesen Elementen zusammenwirkt.
Ich gebe ein Beispiel: Wenn man Reis kocht, ist die Flamme das Agni, der Reis und das Wasser sind Soma, der Regler ist die Einstellung der Flamme und das Umrühren und Vermischen von Reis und Wasser ist Marut.
WAS SIND DIE DREI DOSHAS?
Die gesamte Schöpfung entsteht aus einem ruhigen Feld reinen, absoluten Seins. Es ist nicht manifestiert und unbegreifbar, doch es trägt den Samen in sich selbst, den Keim von allem. Dieser Samen wird Swara genannt und verwandelt sich in den Urton (Aum). Der Urton ist der Ursprung, aus dem die gesamte Schöpfung entsteht. Es ist eine Schallschwingung, die Materie erschafft. Diese Schallschwingung wird als Aditattwa bezeichnet. Das Aditattwa manifestiert sich als Tritattwa (oder die drei Urenergien, bekannt als Soma, Agni und Marut), die dann wiederum in den Panchamahabhutas, also den fünf Elementen Raum, Luft, Feuer, Wasser und Erde, Gestalt annehmen. Die Schwingung des Marut wird zum eher physikalischen Element von Raum und Luft, die Schwingung des Agni manifestiert sich als Feuerelement und die Schwingung des Soma ist die physikalischere Schwingung von Wasser und Erde. Sie sehen, dass die Erschaffung dieser Elemente vom Feinstofflichsten, also dem Raum, zum festesten Element, der Erde, geht. Auf diese Art entfaltet sich die gesamte Schöpfung der Reihe nach und manifestiert sich selbst.
Fassen wir zusammen: Prana besteht aus den kosmischen Bestandteilen von Tritattwa, die in unserem Körper und der gesamten Schöpfung zusammenfließen und sich körperlich als die drei Doshas – Vata, Pitta und Kapha – manifestieren, die alle Aspekte unseres Körpers und Geistes lenken. Somit sind die drei Doshas die physischen Manifestationen des Schwingungsrohstoffs Prana und zeigen, wie unser physischer Körper sich mit der Schwingung der kosmischen Intelligenz verbindet.
Vata
Vata ist das Dosha, in dem Marut vorherrscht. Es besteht aus den Elementen Raum und Luft und hat mit Bewegung, Veränderung und Unregelmäßigkeit zu tun. Es wird als rau, trocken, kalt, schnell, leicht und beweglich angesehen. Daher steuert es jede Bewegung im Körper und Geist – die Bewegung oder Zirkulation des Bluts, Bewegung der Gedanken durch den Verstand, Bewegung des Essens durch den Verdauungstrakt usw.
Vata-Typen sind gewöhnlich dünn und es fällt ihnen aufgrund ihrer alles durchdringenden Rastlosigkeit schwer, ihr Gewicht zu halten. Sie sind von Natur aus lebendig, enthusiastisch und kreativ. Ihr Haar ist von Natur fein und sie haben generell feine Gesichtszüge.
Bei einer Unausgewogenheit kann Vata für kalte Hände und Füße sorgen. Vata-Typen können ängstlich und zerstreut sein, ständig reden und sich bewegen, was es schwer macht, konzentriert zu bleiben. Da ihr Nervensystem sich nicht beruhigen kann, haben sie oft einen leichten Schlaf oder leiden an Schlaflosigkeit. Vata ist rau und trocken, daher können sie auch raue und trockene Haare, Haut und Nägel haben. Ein Vata-Typ trommelt oft mit den Fingern, hat die Hände im Haar und entwickelt alle möglichen Ticks. Aufgrund von zu viel Trockenheit neigen ihre Gelenke zum Knacken und sie haben daher vielleicht auch die Angewohnheit, ständig ihre Gelenke knallen zu lassen. Denn das verschafft Erleichterung vom Aufbau der Luft in den Gelenkkapseln. Sie können vergesslich sein, da ihre Gedanken rasch kommen und gehen. Schwindel, unruhige Beine, Verstopfung und unregelmäßiger Appetit gehören zu den üblichen Symptomen, die sie im Laufe ihres Lebens haben können.
Pitta
Pitta ist das von Agni beherrschte Dosha, denn es enthält die Elemente Feuer und Wasser und bezieht sich auf Stoffwechsel, Verdauung und enzymatische Prozesse. Es gilt als heiß, scharf, durchdringend, leicht, flüssig, sauer und ölig. Es ist verantwortlich für unser Sehvermögen, Hunger, die Verdauung und Umwandlung von Essen, die Wärmeregulierung im Körper und den Glanz im Hautbild.
Pitta-Typen sind allgemein mittelgroß und haben Muttermale oder Sommersprossen, helle Haut, blonde oder rote Haare und blaue Augen. Ihr Haar kann vorzeitig grau oder weiß werden. Haarausdünnung und Kahlheit ist auch verbreitet. Da Pitta die Verdauung kontrolliert, besitzen sie gewöhnlich einen starken Stoffwechsel, eine gute Verdauung und einen gesunden Appetit. Sie schwitzen reichlich und ihre Körpertemperatur kann etwas erhöht sein, mit warmen Händen und Füßen. Da sie zu Überhitzung tendieren, ertragen sie heiße Sommertage oder zu viel Hitze in einem Raum nicht sehr gut.
Wenn Pitta aus dem Gleichgewicht gerät, kann dies Geschwüre, Säurereflux und übermäßige Hitze im System zur Folge haben, was sich als Ärger, Hitzewallungen oder Ausschläge und verschiedene andere Hautleiden manifestiert.
Kapha
Kapha, das Dosha, in dem Soma regiert, enthält das Erd- und Wasserelement und hat mit der Balance zwischen Struktur und Flüssigkeit zu tun. Es ist kalt, feucht, dicht, schwer, ölig, langsam, süß und stabil. Kapha verleiht sowohl der physischen Struktur als auch der psychologischen Natur Stabilität.
Kapha-Typen neigen zu Übergewicht, ihr Körper ist erdig und schwer, besitzt einen starken Aufbau und Ausdauer. Ihr Haar ist zumeist sehr dick, dunkel und gewellt. Ihre Augäpfel sind sehr weiß und groß. Von seiner Natur her steht Kapha für Langsamkeit, diese Leute sind also langsam und methodisch, sie sprechen langsam und besitzen einen ruhigen, aufmerksamen und liebevollen Geist.
Bei einem Ungleichgewicht kann Kapha Lethargie zur Folge haben sowie eine Tendenz zu Adipositas, Diabetes, Wassereinlagerungen und Stauung. Gerät ihr stabiler Geist aus der Balance, kann er sich gegen Veränderung wehren und an den Status quo klammern, selbst wenn die Umstände nicht mehr förderlich oder notwendig sind.
Ausgleich der Doshas
Wir werden mit allen drei Doshas geboren, aber in unterschiedlichen Verhältnissen. Manche Menschen werden mit sehr viel Vata und weniger Pitta und Kapha geboren. Wir können sie dann als „Vata-Typ“ bezeichnen. Manche haben vielleicht einen höheren Prozentsatz von Vata und Pitta und viel weniger Kapha und daher würden wir sie als „Vata-Pitta-Typ“ einstufen. So sehen mögliche Kombinationen aus:
Reine Doshas
Vata
Pitta
Kapha
Dosha-Kombinationen
Vata-Pitta Vata-Kapha
Pitta-Vata Pitta-Kapha
Kapha-Vata Kapha-Pitta
Ausgewogenheit aller Doshas
Vata-Pitta-Kapha
Die Balance der drei Doshas, mit denen man geboren wird, gilt als Prakriti, Ihre Grundnatur oder Konstitution. Da sie genetisch ist, bleibt Ihre Prakriti für Ihr gesamtes Leben gleich. Doch die Ausbildung der Dosha-Energien verändert sich durch verschiedene Einflüsse in der Umwelt und andere Stressfaktoren werfen Ihren Körper aus dem Gleichgewicht. Die Unausgewogenheiten, an denen Sie aktuell festhalten und die die drei Doshas durcheinanderbringen, werden als Ihr Vikruti bezeichnet.
Das Wort Dosha heißt „das, was aus dem Gleichgewicht ist“ oder „das, was an der Aufrechterhaltung des Körpers beteiligt ist“. Die Doshas sind im Körper und Geist immer in Aktion und sind aufgrund ihrer Natur störanfällig. Wenn wir z. B. Hunger bekommen, gerät das Pitta-Dosha aus dem Gleichgewicht – uns knurrt der Magen oder wir fühlen uns benommen oder schwach. Die Lösung, um Pitta auszugleichen? Essen! Wenn die Doshas aus dem Gleichgewicht geraten, bringen wir sie reflexartig wieder in Balance, indem wir essen, trinken, uns bewegen, uns ausruhen und alle anderen normalen Alltagsabläufe durchführen. Doch wenn wir es versäumen, diese drei Doshas neu einzustellen – wenn wir keine ordentliche Ernährungsweise, körperliche Ertüchtigung und Tagesabläufe befolgen, im Einklang mit einem motivierten Geist und guten spirituellen Weg –, kann das chronische Ungleichgewicht mit der Zeit zu Krankheit führen.
Um gesund zu bleiben, ist es wichtig, die Doshas im Gleichgewicht zu halten. Wenn Sie also z. B. ein Vata-Typ sind, müssen Sie lernen, etwas langsamer zu werden, um eine Verschlimmerung Ihrer Vata-Natur zu verhindern. Ruhen Sie sich genug aus, halten Sie sich warm, essen Sie warme, gekochte, ölhaltige Speisen und widerstehen Sie der Versuchung, zu spät ins Bett zu gehen, zu hart zu arbeiten oder zu viel Sport zu treiben.
Pitta-Typen müssen, da sie ein starkes Verdauungsfeuer haben, rechtzeitig essen, keine Mahlzeit auslassen oder zu spät essen und scharf gewürzte Lebensmittel, Kaffee und Alkohol vermeiden, die sie noch weiter erhitzen könnten. Im Sommer müssen sie dafür sorgen, dass ihr Körper kühl bleibt und Haut und Augen vor zu viel Sonnenlicht schützen.
Kapha-Typen dagegen müssen mehr Sport treiben, weniger essen und früh aufstehen und in Gang kommen, um das Aufkommen von Trägheit, Lethargie und Faulheit zu vermeiden.
DIE NEUN KRANKHEITSSTADIEN
Krankheit baut sich im Körper über neun Stadien auf. In den ersten beiden Stadien zeigen sich keine Symptome. In der dritten und vierten Phase können wir Symptome haben, aber noch keine diagnostizierbare Erkrankung. Ab dem fünften und sechsten Stadium ist die Krankheit erkennbar. In den Phasen sieben bis neun wird die Erkrankung ernst und lebensbedrohlich.
Es sollte das Ziel der Medizin sein, eine Erkrankung zu diagnostizieren und zu behandeln, wenn sie sich im Frühstadium befindet. Dennoch werden moderne Ärzte dazu ausgebildet, Diagnosewerkzeuge einzusetzen, die eine Krankheit erst entdecken, wenn sie auf ein ernstes Niveau fortgeschritten ist. Ich sehe jedes Jahr Hunderte von Patienten, die bitterlich über ihre Symptome klagen. Sie waren bei Ärzten und hatten diagnostische Tests, aber man sagte ihnen, dass alles in Ordnung mit ihnen sei. Diese Patienten befinden sich gewöhnlich im dritten und vierten Stadium, wo die Symptome sich manifestieren, doch keine Diagnose erfolgen kann. Dies gilt besonders für Schilddrüsenstörungen – man kann alle Symptome einer Schilddrüsenerkrankung haben, doch die Hormonwerte im Blutbild liegen im normalen Rahmen. Sobald die Schilddrüsenerkrankung das fünfte und sechste Stadium erreicht hat, in der sie durch ein Blutbild diagnostiziert werden kann, hat der Patient leider schon einen Schaden davongetragen. Doch selbst in dieser Phase kann es noch möglich sein, die Schilddrüse ohne den Einsatz einer pharmazeutischen Intervention zu reparieren.
Im Gegensatz dazu entwickelten die Heiler im alten Indien ein ausgeklügeltes System der Pulsdiagnose, um die frühesten Anzeichen eines Erkrankungsprozesses zu erkennen. Diese Methode ist für Patienten und Ärzte gleichermaßen unbezahlbar, denn es ist wesentlich einfacher, die Entwicklung eines Leidens zu verhindern als eines rückgängig zu machen, das schon in vollem Gange ist.
Sehen wir uns nun die neun Stadien an, die man Samprapti Chakra oder „Rad“ der Pathogenese nennt. Dabei nutzen wir weiterhin das Beispiel des unausgewogenen Pitta-Dosha, das sich in seiner frühesten Ausprägung einfach als Hunger zeigt. Die folgende Erklärung stammt aus der Charaka Samhita.
Phase 1: Ansammlung oder Sanchaya
In diesem ersten Stadium beruhigen wir die Ansammlung von Pitta-Dosha, wenn wir hungrig sind und essen.
Phase 2: Verschlimmerung oder Prakopa
Doch wenn wir nicht essen, verschlimmert sich das verstärkte Pitta-Dosha. Falls wir jetzt essen, können wir dieses Dosha noch immer besänftigen.
Phase 3: Ausbreitung oder Prasara
Wenn wir nicht essen und regelmäßig Mahlzeiten auslassen oder zu spät essen, beginnt das verschlimmerte Pitta-Dosha sich auszubreiten und geht in die Dhatus (die Gewebe) und Malas (Ausscheidungsprodukte) über.
Phase 4: Ablagerung bzw. örtliche Fixierung von Toxinen oder Sthana Samshraya
Falls die Pitta-Unausgewogenheit anhält, werden die Toxine in den Dhatus und Malas abgelagert oder örtlich fixiert. In diesem dritten und vierten Stadium beginnt der Patient, Symptome auszubilden, also Sodbrennen, Brennen beim Wasserlassen oder Afterjucken.
Phase 5: Manifestierung oder Vyakti
In der fünften Phase der Pathogenese manifestiert sich das verschlimmerte Dosha als Blockaden in den Körperkanälen und in den Zwischenräumen zwischen den Zellen und Geweben und stört das Fließen, die Verteilung, Umwandlung und Abgabe von Prana.
Phase 6: Differenzierung von Krankheit oder Bheda
Jetzt sehen wir Zerstörung in den Organen und Systemen im Körper, die strukturelle Veränderungen in der Physiologie zur Folge haben. Im Falle von verschärftem Pitta kann das Pitta-Dosha die Magenwand angreifen und ein Magengeschwür hervorrufen, das nun anfängt zu bluten oder zu perforieren.
Phase 7 bis 9: Verformung, finale Krankheitssymptome und -komplikationen oder Virupaka, Rogalakshana, Paribhaashaa und Kledu
Von hier aus richtet das unausgewogene Dosha weiteren Schaden im Körper an und sorgt für unterschiedliche Arten von Verformung (Phase 7), die Endsymptome der Erkrankung (Phase 8) und Komplikationen (Phase 9) dieser Krankheit. In unserem Beispiel von aggraviertem Pitta wird dieses perforierte oder blutende Geschwür jetzt vielleicht eine Bauchfellentzündung, eine potenziell tödliche Infektion der Bauchdecke oder ein Magenkrebs, der in andere Organe und Systeme metastasiert.
DIE SIEBEN DHATUS (GEWEBE)
Wenn wir etwas essen, bewegt sich die Nahrung durch den Verdauungstrakt und wird dann in die Blutbahn resorbiert. Von dort aus gelangt sie nach und nach in die Dhatus oder sieben Gewebe:
1. Blutplasma (Rasa)
2. Blut (Rakta)
3. Muskeln (Mamsa)
4. Fett (Meda)
5. Knochen (Asthi)
6. Knochenmark (Majja)
7. Reproduktive Flüssigkeiten (Shukra)
Diese Reihenfolge ist aus vielen Gründen wichtig. Zuerst wandelt sich jedes Gewebe in das nachfolgende, was bedeutet, dass das vorherige Gewebe gut genährt sein muss, damit das nachfolgende Gewebe voll ausgebildet und stark ist. Wenn man also eine Diät befolgt, die sehr wenig Fett enthält, ist nicht nur das Fettgewebe unterernährt. Auch das Knochengewebe wird darunter leiden, denn das Fettgewebe liefert Rohstoffe zur Bildung des Knochengewebes. Dieser wichtige Faktor muss berücksichtigt werden, wenn wir über zwei Symptome von Hypothyreose sprechen: Haarausfall und Osteoporose. Haargesundheit und -wachstum sind von der Nährung des Knochengewebes abhängig. Tatsächlich ist Haarausfall ein Symptom für schwache Knochen. Damit das Knochengewebe genährt wird, braucht man eine ordentliche Portion hochwertiges Fett auf seinem Speiseplan (mehr dazu später).
Wenn Toxine in den Körper gelangen, bewegen sie sich in der Regel auf der gleichen Route, angefangen beim Blutplasma, und von dort allmählich in die anderen sechs Gewebe. Falls sich Toxine im Blutplasma und Blut befinden, versucht der Körper, sie über den Stuhlgang und Urin auszuscheiden. Ist der Körper allerdings nicht in der Lage, sich ihrer zu entledigen, bewegen sie sich schließlich tief ins Knochenmark. Das Knochenmark ist ein lebenswichtiger Teil des Immunsystems und Toxine können hier autoimmune Tendenzen hervorrufen, die bespielsweise bei Hashimoto-Thyreoiditis eine Rolle spielen.
Wenn alle sieben Gewebe gut genährt sind, bildet der Körper Ojas, d. h. Neurotransmitter und Hormone. Falls die Gewebe jedoch nicht gut genährt sind, sei es durch schlechte Ernährung, schwache Verdauung oder aus einem anderen Grund, sind die sieben Gewebe mangelernährt und der Körper stellt nicht genügend Ojas her – ein weiterer wichtiger Faktor bei der Diskussion von Problemen mit Schilddrüsenhormonen.
Dies bringt uns erneut zu den Defiziten der westlichen Medizin. Wenn moderne diagnostische Tests auf einen niedrigen Hormonspiegel deuten, verschreiben die Ärzte gemeinhin Hormonbehandlungen, ohne andere Faktoren zu berücksichtigen. Falls die Ursache für die niedrigen Hormonspiegel eines Patienten eine schwache Verdauung oder unzureichende Ernährungsweise ist, können die Hormonbehandlungen vielleicht die Hormonwerte ausgleichen, doch der Patient wird weiterhin leiden, denn die Grundursache der Unausgewogenheit schwärt weiter. Eine umfassendere und ganzheitlichere Diagnose und Behandlung ist erforderlich, um den Gesundheitszustand des Patienten wieder ins Gleichgewicht zu bringen.