Kitabı oku: «DMT - eBook», sayfa 9

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Zusammenfassung für Fachleute

Attila Szabo und Ede Frecska haben 2016 mit ihrem Artikel »Dimethyltryptamine (DMT): a biochemical Swiss Army knife in neuroinflammation and neuroprotection?« eine wissenschaftliche Zusammenfassung zur neuroprotektiven Rolle des DMT im Zusammenspiel mit den Sigma- und Serotoninrezeptorsystemen veröffentlicht. Die Arbeit ist in der Zeitschrift »Neural Regeneration Research« erschienen. (Szabo und Frecska 2016)

DMT und Sauerstoffmangel

Eine Forschergruppe um den ungarischen Psychiater und DMT- und Drogenforscher Ede Frecska, zu der auch Dennis McKenna gehörte, publizierte 2013 über die Möglichkeit, dass während lebensbedrohlicher Situationen, beispielsweise bei Herzstillstand, eine größere Menge DMT in der Lunge synthetisiert werden könnte, »das dann über den Blutkreislauf das Gehirn erreicht. Diese Überproduktion von DMT nennen die Pharmakologen einen ›außergewöhnlichen Ansatz, um die Gehirnfunktionen zu schützen‹. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass die Überproduktion von DMT auch bei thanatologischen Prozessen diese Funktion erfüllt«. (Samorini 2016; Frecska et al. 201368)

Ede Frecska und Team hatten sich drei verschiedene Typen von menschlichen Zellen vorgenommen, Neuronen und Immunzellen, denen dann die Sauerstoffzufuhr entzogen bzw. stark eingeschränkt wurde. Nach wenigen Stunden waren fast alle Neuronen und eine große Zahl Immunzellen durch diese Maßnahme abgestorben. Dann testeten die Forscher, wie es um die Sterblichkeit der Zellen bestellt ist, wenn die Zellkulturen vor dem Sauerstoffentzug mit DMT behandelt worden waren. Das Ergebnis war eine deutlich höhere Überlebensrate der Zellen. DMT schützt die Zellen also vor dem Erstickungstod. (Frecska et al. 2013)

INMT und Sigmarezeptoren

Auch das Transmethylierungsenzym INMT (s. o.) interagiert mit Sigmarezeptoren. INMT wurde 2014 zusammen mit Sigma-1-Rezeptoren in Nervenzellen des Rückenmarks beim Affen nachgewiesen (eine sogenannte Colokalisation), was auf eine Interaktion zwischen Enzym und Rezeptor schließen lässt.

»Dies könnte eventuell für eine künftige therapeutische Strategie zur Behandlung von Amyotropher Lateralsklerose (ALS) von Bedeutung sein.« (Chu et al. 2014) Ob INMT und Sigma-1-Rezeptoren auch in anderem Gewebe in Colokalisation nachgewiesen werden können, bleibt vorerst unklar. (Ebd.)

Trotz allem, was bereits erforscht werden konnte, ist es doch bisher nicht möglich, den kompletten pharmakologischen Mechanismus der Dimethyltryptamine zu erklären. So ist es z. B. wahrscheinlich, dass an den Effekten des DMT (und seiner Derivate und Analoga) auch andere körpereigene Substanzen einen Anteil haben: »Eine erhöhte Ausscheidung von 5-Hydroxyindolessigsäure (5-HIAA), dem wichtigsten Stoffwechselprodukt von Serotonin, bei DMT-Konsumenten legt nahe, dass Serotonin an der Wirkung von DMT beteiligt ist.« (Pellerin 2001: 184) Steven Barker hatte 1981 die Hypothese aufgestellt, dass es im Menschen ein neuronales Halluzinogen-System geben muss, das für außergewöhnliche Bewusstseinszustände verantwortlich ist und vermutlich auf der Anwesenheit von endogenem DMT basiert. Es muss, da ist sich Steven Barker sicher, ein neuronales System geben, das uns sowohl die Ausbildung unseres Alltagsbewusstseins ermöglicht als auch das Erleben von veränderten, erweiterten Zuständen des Bewusstseins und der Wahrnehmung. Barker glaubt nach wie vor daran, dass DMT eine entscheidende Rolle bei dieser Regulation spielt – aber nicht allein: »Es muss da noch andere Peptide, Proteine oder kleine Moleküle geben, die an der DMT-Regulation beteiligt sind. Dies ist ein komplexeres System und umfasst mehr als eine einfache Erhöhung oder Verringerung des endogenen DMT-Levels.« (Ebd.)

Vermutlich sind die Aktivierung und Deaktivierung sowie das Zusammenspiel einzelner Hirnregionen für unser Erleben von veränderten Bewusstseinszuständen verantwortlich. Und da, so denkt Steven Barker, spielt DMT wahrscheinlich eine entscheidende Rolle. So hat sich beispielsweise erwiesen, dass die Einnahme von Psilocybin eine ähnliche Aktivierungs-/Deaktivierungs-/Interaktions-Struktur des Gehirns bewirkt, wie man sie im Schlaf während der REM-Phasen69 beobachten kann. (Ebd.)

Neuronale Verbindungen und Strukturen können, erklärt Steven Barker, von Ereignissen und Erlebnissen beeinflusst und verändert werden. So sind beispielsweise bei Ayahuasca-Gebrauchern eindeutige Veränderungen der neuronalen Verbindungen wissenschaftlich belegt. Welche Rolle endogenes DMT in diesem internen Regulationssystem spielt, muss die Wissenschaft aber erst noch eruieren. Während die Hypothesen, dass körpereigenem DMT eine Kernfunktion bei außergewöhnlichen Bewusstseinszuständen zukommt, schlüssig zu sein scheinen, z. B. bei der Geburt, bei Nahtoderfahrungen, beim Sterben und bei spirituell-visionären Erfahrungen, müssen Forscher die Beweise dafür erst noch erbringen, sagt Steven Barker. (Ebd.)

DMT bzw. 5-MeO-DMT wurden bisher hauptsächlich auf ihre psychoaktive Effektivität und ihren damit in Zusammenhang stehenden Einfluss auf psychotische Symptome hin untersucht. Allmählich kristallisiert sich aber heraus, dass diese Substanzen als endogene Verbindungen im Organismus zum Teil erheblich andere Funktionen haben als geistbewegende. Wahrscheinlich sind sie sogar für lebenswichtige Zell- und Immunvorgänge mitverantwortlich und an lebenserhaltenden Prozessen beteiligt.

Jüngste Forschungsergebnisse einer brasilianischen Studie zeigen, dass 5-MeO-DMT auf wichtige neuronale Prozesse Einfluss nehmen kann. Als Forschungsobjekt dienten aus menschlichen Embryonalstammzellen erzeugte Modelle aus Nervenzellverbänden (sogenannte neuronale Organoide, die in der Hirnforschung verwendet werden), die für 24 Stunden in 5-MeO-DMT eingelegt wurden. Im Anschluss wurden die Nervenzellen auf deren Proteingehalt untersucht. Das Ergebnis: Von den 6728 gefundenen Proteinen hatte sich bei 934 die Konzentration unter Einfluss von 5-MeO-DMT verändert. Einige dieser Proteine sind an der Neubildung von neuronalen Zellfortsätzen und Synapsen beteiligt, an der Entwicklung des Zellskeletts, einige stehen in Zusammenhang mit der Regulation höherer nervaler Architekturen und damit u. a. mit unserer Fähigkeit zu lernen und uns zu erinnern. Auch der Rezeptor mGluR5, der bei der Ausbildung von Abhängigkeiten eine Rolle zu spielen scheint, wird von 5-MeO-DMT beeinflusst, nämlich herabgesetzt, was positive Effekte bei der Suchtbehandlung impliziert. (Dakic et al. 2017)

Die wissenschaftliche Arbeit am Thema kommt gerade erst so richtig in Gang. Ende 2016 startete eine Forschergruppe um Ede Frecska eine Crowd-Funding-Kampagne, um die Erforschung von DMT als lebensverlängerndes Pharmakon beim klinischen Tod zu finanzieren. DMT könnte die kritische Phase des klinischen Todes, der innerhalb von fünf Minuten umkehrbar ist, verlängern. Ist es im Fall des klinischen Todes eines Patienten möglich, diesen innerhalb der besagten fünf Minuten wiederzubeleben, so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Betroffene ohne hypoxischen Hirnschaden wieder ins Leben zurückkehren kann. Mit jeder Sekunde, die nach Ablauf der fünf Minuten verstreicht, sinkt die Chance des Patienten auf vollständige Gesundung. DMT könnte mit seiner antihypoxischen Schutzfunktion die Phase des klinischen Todes bis zum endgültigen Tod hinauszögern und so die Chancen auf eine erfolgreiche Wiederbelebung erhöhen.

Wir sehen: Vieles wurde dank intensiver Forschung schon herausgefunden. Die Frage aber, was DMT im Körper genau tut, wie es wirkt, wieso es in uns ist und weshalb unser Gehirn so begierig darauf ist, dieses psychedelische Molekül aufnehmen zu können, ist bis heute nicht endgültig geklärt. Vielmehr fügen Wissenschaftler peu á peu Puzzleteile zusammen, die irgendwann eine Antwort auf all die offenen Fragen ermöglichen.

Wieso wir DMT in unseren Körpern produzieren, beantwortet Rick Strassman so: »Weil es das Molekül des Bewusstseins ist.« (Strassman 2004: 85) Auch wenn die Forschungen und Studien zu DMT noch lange nicht abgeschlossen sind, liegt es für Strassman allen bisherigen Erkenntnissen zufolge nahe, dass Dimethyltryptamin an der Erzeugung oder Beeinflussung unseres Bewusstseins zumindest beteiligt ist: »Seine Wirkungen sind außergewöhnlich und umfassen die ganze Wirkungspalette einer psychedelischen Substanz. (…) Genauso wichtig ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass DMT in unserem Körper vorkommt. Wir stellen es auf natürliche Weise her. Unser Gehirn wählt es aus, holt es sich und zersetzt es mit großer Schnelligkeit. Als endogene psychedelische Substanz hat DMT vielleicht auch etwas mit psychedelischen Zuständen zu tun, die nicht mit der Einnahme irgendwelcher Drogen verbunden sind und auf natürliche Weise entstehen.« (Ebd.: 86f.)

63 = Norepinephrin

64 Was auch für N,N-Dipropyltryptamin (DPT), N,N-Diisopropyltryptamin (DIPT) und N-Methyl-N-Isopropyltryptamin (MIPT) gilt. (Cozzi et al. 2009)

65 Was in der Fachsprache nachvollziehbarerweise als »Affinität« bezeichnet wird.

66 Spurenamine (engl. trace amines), z. B. Phenethylamin, Tryptamin, Tyramin usw., docken an die Spurenaminrezeptoren an. Diese stehen u. a. mit dem körpereigenen Belohnungssystem in Verbindung. Jacob und Presti (2005) vermuten, dass sowohl DMT wie auch Amphetamine, vor allem in niedrigen Dosierungen, in Interaktion mit den Spurenaminrezeptoren beruhigende Effekte induzieren.

67 Ligand: Stoff, der an einen Rezeptor bindet (lat. ligare = binden).

68 Die Studie von Ede Frecska et al. wird auf der Internetseite der Beckeley Foundation dargestellt: beckleyfoundation.org/2016/09/15/the-first-study-to-show-that-dmt-protects-brain-and-immune-cellsunder-stress/

69 REM = engl. rapid eye movement, »schnelle Augenbewegungen«. Bezeichnet eine Schlafphase (paradoxer Schlaf genannt), in der sich die Augen hinter den Lidern schnell hin- und herbewegen, die Herz- und Atemfrequenz ansteigen und wir intensiv träumen.

DMT und die Zirbeldrüse

»Tryptamin-Halluzinogene füllen den Kopf ganz bestimmt mit Licht. Serotonin, ihr naher Verwandter in der Gehirnchemie, wird von einer durch Licht vermittelten Reaktion in Melatonin umgewandelt. Mit anderen Worten: Das Licht dringt tatsächlich durch die Augen ein, und ein Teil des Sehstrahls zweigt ab und geht zur Zirbeldrüse, wo Photonen das Serotonin einer chemischen Veränderung unterziehen und es in Melatonin verwandeln. Diese Verbindungen sind nahe Verwandte der Tryptamine70, also der psychoaktiven Verbindungen, die in psychedelischen Pilzen vorkommen. Dies alles geschieht in der Zirbeldrüse, und es sind alles vom Licht angeregte chemische Vorgänge.«

Terence McKenna (in: Sheldrake et al. 1993: 164)

Die Zirbeldrüse (Epiphyse) ist ein Organ, das sich bei Menschen und Tieren im Gehirn befindet. Beim Menschen liegt diese Drüse in der Mitte des Gehirns, nahe den Kanälen der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit und eingebettet in das limbische System, das mit dem Gefühlserleben assoziiert ist. Die Zirbeldrüse bewerkstelligt eine Reihe von bislang nicht vollständig geklärten Aufgaben. Was aber klar ist: Sie synthetisiert beispielsweise unser Schlafhormon Melatonin, und es scheint in der Tat möglich, dass auch endogene Psychedelika vom Tryptamintyp von ihr produziert werden – bewiesen ist das jedoch noch nicht, wenn auch einige Forschungsergebnisse darauf hinweisen.

Im Gegensatz zu den anderen Bestandteilen des Gehirns ist die Zirbeldrüse ein Unikum: »Die Zirbeldrüse ist durch ihre Eigenschaft, im Gehirn nur einmal vorzukommen, dort etwas Einmaliges. Alles andere im Gehirn kommt paarweise vor, das heißt, es besitzt ein entsprechendes Gegenstück auf der rechten bzw. linken Seite. So gibt es beispielsweise den rechten und linken Stirnlappen und den rechten und linken Schläfenlappen. Als einziges, tief im Gehirn sitzendes und nicht paarweise vorkommendes Organ blieb die Zirbeldrüse fast zweitausend Jahre lang eine anatomische Kuriosität. Niemand im Westen hatte eine Idee, was dieses Organ für eine Funktion haben könnte.« (Strassman 2004: 91) Der französische Mathematiker und Philosoph René Descartes war der Ansicht bzw. setzte die Hypothese in die Welt, dass die Zirbeldrüse unsere Gedanken produziere und eventuell sogar der Sitz der Seele sei – »der Mittler zwischen dem Spirituellen und dem Körperlichen« (ebd.: 93).

Die Epiphyse hat möglicherweise auch eine Beziehung zum »dritten Auge« diverser spiritueller Traditionen. Im Tierreich findet sich die Entsprechung in Annäherung an die tatsächlichen Sehorgane – was die Verknüpfung verdeutlicht: »Die Zirbeldrüse wird bei evolutionsgeschichtlich älteren Tieren wie Eidechsen und Amphibien auch das ›dritte‹ Auge genannt. Wie die beiden für das Sehen zuständigen Augen besitzt auch dieses dritte Auge eine Linse, eine Hornhaut und eine Netzhaut. Es ist lichtempfindlich und hilft dabei, die Körpertemperatur und die Hautfärbung zu steuern. Beides sind zwei grundlegende und für das Überleben wichtige Funktionen, die eng mit dem in der Umgebung vorhandenen Licht verknüpft sind. Melatonin, das wichtigste Hormon der Zirbeldrüse, ist auch in diesen primitiven Zirbeldrüsen vorhanden.« (Ebd.)

»Die zentrale Lage der Zirbeldrüse im Gehirn und die Fähigkeit, Substanzen in Hirnareale abzugeben, von denen ein Großteil der auditiven und visuellen Wahrnehmung gesteuert wird, kann möglicherweise manche halluzinogenen Erfahrungen und das Erleben veränderten Bewusstseins in verschiedenen physiologischen Zuständen erklären.«

Steven Barker (in: »DMT – The Spirit Molecule«)

Erstaunlich: Beim Menschen ist die Epiphyse gar kein originärer Baustein des Gehirns. Im Verlauf der Entwicklung menschlichen Lebens bildet sich die Zirbeldrüse beim Embryo aus Gaumengewebe und bewegt sich dann bis zur Mitte des entstehenden Gehirns. Interessanterweise ist das kleine Organ exakt 49 Tage nach der Befruchtung dort nachweisbar, also genau zu dem Zeitpunkt, da sich zeigt, ob aus dem Embryo ein weiblicher oder männlicher Mensch werden wird.

Melatonin

Das »Schlafhormon« Melatonin ist ein Tryptamin, chemisch 5-Methoxy-N-Acetyltryptamin (auch: N-[2-(5-Methoxyindol-3-yl)ethyl]-acetamid), und wurde 1958 vom US-amerikanischen Hautarzt Aaron Lerner entdeckt. Melatonin hat die Eigenschaft, schwarze Hautpigmente schrumpfen zu lassen, weshalb es einen Einfluss auf die Hautfärbung hat, auch bei Tieren. Der Dermatologe Lerner untersuchte damals die Pigmentstörung Vitiligo, bei der ganze Hautareale sich hell bzw. geradezu weiß verfärben. Bereits 1917 stellten Forscher fest, dass ein von Kühen gewonnener Zirbeldrüsenextrakt die Haut von Fröschen aufzuhellen imstande war. Aaron Lerner verfeinerte die wissenschaftliche Untersuchung, indem er mehr als zwölftausend Kuh-Zirbeldrüsen analysierte und dabei das Tryptamin fand, das für die Aufhellung verantwortlich ist. Er nannte es Melatonin (griech. mélas = schwarz; lat. tonus; griech. tonos, teinein = spannen, zusammenziehen).

Chemische Strukturformel des Melatonins.

Dieses Tryptaminderivat wird – angeregt durch die Neurotransmitter und Katecholamine Adrenalin und Noradrenalin71 – von der Zirbeldrüse bei Dunkelheit aus Serotonin gebildet und hat zumindest bei Tieren auch Anteil an den Sexualfunktionen. Lang andauernde Dunkelperioden führen dazu, dass sich die Zirbeldrüse vergrößert, dabei hohe Konzentrationen an Melatonin produziert und gleichzeitig die Sexualfunktion verringert bzw. die Sexualorgane schrumpfen lässt. Länger andauernde Lichtperioden hingegen lassen die Zirbeldrüse schrumpfen, wobei die Melatoninproduktion verringert und die Sexualfunktion verstärkt wird. (Karsch et al. 1984) Ob dieser Einfluss auf die Fortpflanzung sich beim Menschen ebenso verhält, ist bisher nicht erwiesen.

Melatonin wird in der Zirbeldrüse mit Hilfe zweier Enzyme, N-Acetylase und 5-Hydroxyindol-O-Methyltransferase (HIOMT), aus Serotonin synthetisiert. Der Weg der Biosynthese funktioniert wie folgt: Tryptophan, 5-Hydroxy-Tryptophan, Serotonin (5-Hydroxytryptamin), N-Acetylserotonin, Melatonin. (Weissbach et al. 1960)

Melatonin selbst hat übrigens keine psychoaktiven Eigenschaften. Dahingehend ist in der Vergangenheit viel spekuliert worden: »Einige frühe Studien deuteten an, dass Melatonin bewusstseinsverändernde Wirkungen besitzt. So hatte es beispielsweise den Anschein, dass die Verabreichung von hohen Dosierungen Melatonin vor dem Schlafengehen intensive, bunte Träume auslöste. Allerdings ist es schwierig, diese alten Studien zu interpretieren, denn bei ihnen wurde nicht gezielt nach den psychedelischen Wirkungen von Melatonin gesucht, und diese Wirkungen wurden auch nicht gemessen.« (Strassman 2004: 99) Rick Strassman hatte vor seinen DMT-Studien selbst über Melatonin geforscht und dabei im Versuch mit 19 Testpersonen herausgefunden, dass diese Substanz definitiv keine bewusstseinsverändernden Effekte auslöst: »Wir mussten feststellen, dass Melatonin außer einer gewissen Beruhigung und Entspannung nichts bewirkte.« (Strassman et al. 1991) Dafür fanden Strassman und seine Kollegen heraus, dass Melatonin »am morgendlichen Absinken der Bluttemperatur beteiligt« ist. (Strassman 2004: 100)

Durch eine Reihe von öffentlich ausgesprochenen Vermutungen hat sich in Kreisen der psychedelischen Bewegung die Auffassung verfestigt, dass die menschliche Zirbeldrüse DMT produziert. Zunächst hatte Andrew Weil 1983 während eines Vortrags an der University of California die Vermutung geäußert, dass DMT von der Epiphyse synthetisiert wird. Im selben Jahr erschien in den USA ein Buch mit dem Titel »Eros and the Pineal: The Layman‘s Guide to Cerebral Solitaire« von Albert Most, der auch durch seine Publikation zu 5-MeO-DMT und der Colorado-Kröte bekannt geworden ist (Most 1984). Most behauptet in der Schrift ebenfalls, dass die Zirbeldrüse psychoaktive Tryptamine herstellt: »Einige natürlich vorkommende Zirbeldrüsen-Enzyme sind in der Lage, aus Serotonin potente Halluzinogene herzustellen.« (Most 1983) Auch der US-amerikanische Psychedelikaforscher Joseph Vivian (1962–1996), bekannt unter dem Pseudonym D. M. Turner, führte in seinem in den USA und im deutschsprachigen Raum bis heute viel beachteten »Psychedelischen Reiseführer« (orig. »The Essential Psychedelic Guide«) aus: »DMT wird in der Zirbeldrüse gebildet, die im spirituellen Kontext Indiens mit dem ›3. Auge‹ oder dem Ajna Chakra korrespondiert. Meditative Zustände, in die Yogis kommen, die sich auf das 3. Auge konzentrieren, können das Ergebnis eines erhöhten DMT-Niveaus sein.« (Turner 2012: 53) Und dann ist das Buch von Rick Strassman erschienen (2001 das originale »DMT: The Spirit Molecule« und 2004 die deutsche Version »DMT – Das Molekül des Bewusstseins«), in dem der Autor ebenfalls lediglich eine Vermutung äußert, diese aber mit einer stabilen Begründung versieht: »Die allgemeinste Hypothese lautet, dass die Zirbeldrüse an außergewöhnlichen Zeitpunkten unseres Lebens DMT in psychedelisch wirksamen Mengen bildet. Die Produktion von DMT in der Zirbeldrüse ist die physische Entsprechung nichtmaterieller oder energetischer Prozesse.« (Strassman 2004: 104) Diese außergewöhnlichen Zeitpunkte sind nach Strassman erstens die Empfängnis bzw. der Augenblick, an dem die »individuelle Lebenskraft in unseren embryonalen Körper eintritt«, zweitens die Geburt und drittens der Tod bzw. Sterbeprozess, bei dem »die Lebenskraft den Körper durch die Zirbeldrüse« verlässt (ebd.).

Strassman begründet: »Die Zirbeldrüse enthält die notwendigen Grundbausteine zur Herstellung von DMT. So sind in ihr beispielsweise die höchsten Konzentrationen von Serotonin im ganzen Körper zu finden, und Serotonin ist ein wichtiger Ausgangsstoff für das Melatonin aus der Zirbeldrüse. Diese Drüse ist darüber hinaus in der Lage, Serotonin in Tryptamin umzuwandeln, was bei der Bildung von DMT einen entscheidenden Schritt darstellt.« (Ebd.: 104f.) Unser Gehirn scheint also aufgrund der pharmakologischen Voraussetzungen geradezu prädestiniert zu sein, DMT zu synthetisieren: »Weil die Zirbeldrüse hohe Konzentrationen der dafür notwendigen Enzyme und Ausgangsstoffe aufweist, ist sie der sinnvollste Ort zur Bildung von DMT. Überraschenderweise hat noch niemand in der Zirbeldrüse nach DMT gesucht.« (Ebd.: 105) Die Enzyme, von denen die Rede ist, sind die sogenannten Methyltransferasen, die in der Lage sind, anderen Molekülen Methylgruppen anzuhängen und diese somit, wie der Chemiker sagt, zu methylieren (s. o.). »Wenn wir Tryptamin zweimal methylieren, erhalten wir Dimethyltryptamin oder DMT.« (Ebd.)

Rick Strassman hat sich intensiv mit der Zirbeldrüse und deren eventueller Fähigkeit, DMT zu synthetisieren, auseinandergesetzt. Er hält es durchaus für möglich, dass das von der Drüse produzierte Bewusstseinsmolekül bzw. die Hemmung von dessen Produktion bei psychotischen Zuständen eine Rolle spielen kann: »Die DMT-Werte bei diesen Patienten korrespondieren mit dem Ausmaß der Psychose – je intensiver deren Symptome sind, umso höher sind die Konzentrationen von DMT. Wir wissen, dass die DMT-Werte auch bei Tieren, die Stress ausgesetzt sind, steigen.« (Ebd.: 109) Strassman vermutet, dass durch heftigen Stress freigesetztes Adrenalin und Noradrenalin die Schutzbarriere der Zirbeldrüse überwinden und ein Übermaß an DMT-Produktion herbeiführen könnten. »Dieses DMT wiederum löst bei Psychotikern die Krankheitssymptome aus oder verschlimmert sie.« (Ebd., Murray et al. 1979) Darüber hinaus bildet sich im menschlichen Körper ein Protein, das die Methyltransferase-Enzyme hemmt – und damit eventuell auch eine Bildung von DMT, wie Rick Strassman vermutet, weil dieses Protein in der Zirbeldrüse in hoher Konzentration vorkommt. Er nennt das Protein »eine Art Anti-DMT«, und auch dieses könnte bei Psychosen von Bedeutung sein – weil es psychotischen Patienten womöglich fehlt oder nur in geringer Menge vorhanden ist: »Bei Schizophrenen, denen in den sechziger Jahren bei Experimenten zur Behandlung Zirbeldrüsenextrakte gegeben wurden, war eine deutliche Besserung ihrer Symptome zu beobachten. Dieser Befund wurde damit erklärt, dass die Zirbeldrüsenextrakte die Patienten mit einer zusätzlichen Dosis Anti-DMT versorgten, das ihren eigenen Zirbeldrüsen fehlte. Auf diese Weise ließen sich die pathologisch hohen DMT-Konzentrationen besser bekämpfen, und die psychotischen Symptome verbesserten sich.« (Strassman 2004: 110, Bigelow 1974) Außerdem wurde herausgefunden, dass die Methyltransferase-Enzyme, die zur Synthese von DMT notwendig sind, bei Schizophrenen eine höhere Aktivität aufweisen (s. o.).

DMT aus der Zirbeldrüse könnte allerdings nicht nur bei pathologischen Zuständen eine bedeutende Rolle spielen, sondern auch bei ganz normalen Zuständen wie dem Träumen und bei großer körperlicher Anstrengung, z. B. beim Hochleistungssport, aber auch in der meditativen Versenkung sowie bei Nahtoderfahrungen und jeder Form von natürlich und spontan auftretenden veränderten Bewusstseinszuständen, bei spirituellen Praktiken wie dem Holotropen Atmen nach Stanislav und Christina Grof, in besonders anstrengenden Stresszuständen, bei der Geburt und beim Tod. Rick Strassman hat in seinem Buch »DMT – Das Bewusstseinsmolekül« diesen Fragestellungen rund um DMT und die Epiphyse zwei Kapitel gewidmet und seine Hypothesen detailliert begründet. Er sieht auch den Sitz der Zirbeldrüse mitten im Gehirn als Hinweis auf eine psychedelische Aktivität des Organs: »Würde die Zirbeldrüse (…) DMT herstellen, wäre ihre strategische Lage berechtigt. Eine Freisetzung von DMT direkt auf die visuellen, akustischen und emotionalen Zentren im Gehirn, die die Zirbeldrüse fast berührt, würde unser inneres Erleben stark beeinflussen. Wir würden Dinge auf eine Weise sehen, hören und fühlen und auf eine Weise denken, die bei Melatonin unvorstellbar wäre.« (Strassman 2004: 119)

Es spricht vieles dafür, dass die Epiphyse tatsächlich fähig ist, DMT herzustellen. Allerdings konnte bis heute nicht nachgewiesen werden, ob die menschliche Zirbeldrüse tatsächlich das Bewusstseinsmolekül synthetisiert. Steven Barker hatte 2013 die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, in der er als erster Forscher nachweist, dass DMT, Melatonin und andere Substanzen in der Zirbeldrüse von Ratten produziert werden. (Barker et al. 2013) Die Ergebnisse dürfen im Hinblick auf die Frage, ob auch die menschliche Epiphyse Dimethyltryptamin herstellt, als wissenschaftliche Sensation gewertet werden. Zum Hintergrund: Dr. Jimo Borjigin von der University of Michigan hatte eine Methode auf Basis der Mikrodialyse entwickelt, mit der die Freisetzung von Melatonin und anderen chemischen Verbindungen in der Zirbeldrüse bestimmt werden kann – und zwar bei lebenden Ratten. Die Mikrodialyse ist ein Verfahren, mit dem Stoffwechselfunktionen und die Durchblutung einzelner Organe oder Regionen gemessen werden können. Zu diesem Zweck wird in das entsprechende Organ (hier die Epiphyse) eine winzige Sonde eingeführt und mit einer Trägerlösung (Perfusat) durchspült. Dieses Perfusat kann dann, vereinfacht ausgedrückt, auf seine Inhaltsstoffe untersucht werden. Jimo Borjigin hatte sich bereit erklärt, Steven Barker bei seinen Untersuchungen zu unterstützen und belieferte ihn mit entsprechenden Samples von Perfusaten aus Rattenepiphysen. »Von mehr als einem Dutzend dieser Samples fanden wir fünf, in denen wir zweifelsfrei nachweisen konnten, dass die Zirbeldrüse der Ratte DMT synthetisiert«, erklärt Steven Barker in einem Interview. (J. C. 2015) »Es war das erste Mal, dass ich einen Nachweis von endogenem DMT in biologischen Proben durchführen konnte, und auch das erste Mal überhaupt, dass irgendjemand DMT in solchen Samples entdecken konnte.« (Ebd.) Als DMT-Forscher, der seit Langem versucht, entsprechende Nachweise zu erarbeiten, war Steven Barker von diesem Fund nachhaltig beeindruckt: »Meine Reaktion auf die Resultate? Sie veränderten mich. (…) [Die wissenschaftliche Verifikation von Hypothesen] ist eine unbeschreibliche und einzigartige physische und emotionale Erfahrung.« (Ebd.) Der US-amerikanische Chemiker und Drogenforscher David E. Nichols betonte 2017 auf der psychedelischen Konferenz »Breaking Convention« in London übrigens, dass DMT seiner Meinung nach als endogenes Psychedelikum weniger Bedeutung zukommt als viele glauben mögen. Es sei nicht erwiesen, dass DMT in signifikanten Mengen in Gehirn und Nervenzellen produziert werden kann, um die 5-HT2A-Rezeptoren zu aktivieren. Seiner Ansicht nach kommt dafür u.a. eher das Endorphin Dynorphin in Frage, das Halluzinationen und außerkörperliche Erfahrungen induzieren kann.

5- MeO-DMT und die Zirbeldrüse

Am Johns Hopkins Hospital in Baltimore, Maryland, wurde Mitte der Siebzigerjahre diversen psychisch gesunden Patienten zehn bis zwanzig Stunden nach deren Tod die Zirbeldrüse entnommen und untersucht. Die Studie ergab, dass Hirngewebe in vitro (im Reagenzglas) 5-MeO-DMT synthetisiert, was wiederum für die Gehirnfunktion wichtig sein könnte. (Guchhait 1976) Allerdings handelt es sich hier nur um eine theoretische Bestätigung, weil die 5-MeO-DMT-Synthese im Labor und nicht im lebendigen Organismus untersucht wurde.

Beta-Carboline und die Zirbeldrüse

Beta-Carboline wurden 1841 erstmals aus den Samen der Steppenraute (Peganum harmala) isoliert und untersucht. Die Moleküle, ebenfalls aus der chemischen Familie der Tryptaminderivate, haben die Eigenschaft, die Monoaminooxidase-Enzyme (MAO) kurzzeitig zu hemmen und damit diversen Tryptaminen den Zugang zum Gehirn zu ermöglichen. Damit können ansonsten oral inaktive Tryptamine wie DMT, 5-MeO-DMT usw. ihre Wirkung entfalten. Beta-Carboline kommen aber nicht nur in Pflanzen vor, sondern auch im Organismus von Mensch und Tier. Die Epiphyse synthetisiert selbst auch Beta-Carboline, z. B. aus Melatonin, überhaupt konnten im Menschen (in Zirbeldrüse bzw. Gehirn, Lunge, Blut und Urin) und auch in Tieren diverse dieser Verbindungen nachgewiesen werden, unter anderem 6-Methoxy-Tetrahydro-Beta-Carbolin (Pinolin), Harmalin, Harmin, Norharman, 6-Methoxyharmalan72, 6-Methoxytetrahydronorharman und N-Butyl-Beta-Carbolin-3-Carboxylat. (Airaksinen und Kari 1981a; Callaway 1988, 1994; Callaway et al. 1995; Fekkes et al. 2001; Grella et al. 1998; Moloudizargari et al. 2013; Müller et al. 1998; Rimon et al. 1984; Ritsner 2009; Römpp 1997: 282) »Im Gewebe und der Körperflüssigkeit von Säugetieren, inklusive uns Menschen, wurden einige Beta-Carboline entdeckt, welche vermutlich von endogenen Tryptaminen wie Serotonin, 5-Methoxy-Tryptamin und Tryptamin selbst produziert werden.« (Callaway 1993a) Die Beta-Carboline haben neben der MAO-Hemmung unter anderem die Funktion, Serotonin in der Zirbeldrüse verfügbar zu machen. (Ho 1977)


Grundgerüst der Beta-Carboline.

Im Speziellen: Pinolin

Wenn es um die Zirbeldrüse und ihre Eigenschaft als möglicher psychedelischer Katalysator geht, kommt immer wieder eine Substanz namens Pinolin ins Spiel. Pinolin ist ein vom finnischen Forscher Jace Callaway geprägter Name für ein Beta-Carbolin namens 6-Methoxy-Tetrahydro-Beta-Carbolin oder kurz: 6-MeO-THBC (anderer Name: 5-Methoxy-Tryptolin; 5-MeO-TLN). Dieses Beta-Carbolin wurde im menschlichen Blut und Liquor nachgewiesen und wird in der Zirbeldrüse von Säugetieren synthetisiert73 (Callaway 1994, Kari 1981, Kari et al. 1983), weshalb Callaway den Namen wählte (original englisch: pinoline = pineal74 beta-carboline). Was diese Substanz für die Anwesenheit von körpereigenem DMT so interessant macht, ist die Tatsache, dass Beta-Carboline den schnellen Abbau von DMT durch das Monoaminooxidase-Enzymsystem (MAO) hemmen. Dies ist das Prinzip der amazonischen Ayahuasca, einem Schamanentrank, der aus Blättern von DMT-haltigen Pflanzen und Pflanzenteilen einer Beta-Carbolin-haltigen Liane hergestellt wird und wegen der Beta-Carboline oral wirksam ist. Jace Callaway hatte über die endogenen Beta-Carboline viel geforscht (s. u.) und publiziert. Insbesondere sein Buch »Pinoline and Other Tryptamine Derivatives: Formations and Functions« von 1994 ist eine Fundgrube für alles rund um die Thematik der körpereigenen Beta-Carboline (Callaway 1994). Callaway hatte postuliert, dass die Zirbeldrüse in der Nacht Melatonin und Pinolin aus Serotonin synthetisiert. (Callaway 1988)

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