Kitabı oku: «Mobilität und Migration in der Frühen Neuzeit», sayfa 3
Infolge der globalen Zunahme von Wanderungsbewegungen und des gleichzeitigen Wunsches, Migration zu steuern und zu lenken, wurden in der Politikwissenschaft Theorien zu Governance und Management von Migrationen entwickelt. Ansätze dieser Theorien wurden auch von der Historischen Migrationsforschung aufgegriffen und weiterentwickelt, indem Migranten nicht ausschließlich als Objekte betrachtet werden, sondern auch als handelnde Subjekte. Im Fokus des Forschungsansatzes „Migrationsregime“ stehen Fragen nach den staatlichen Praktiken, Organisationen und Institutionen einerseits und den Handlungsmöglichkeiten der Migranten andererseits. Damit versucht das Konzept des Migrationsregimes – anders als alle anderen Konzepte –, einen komplexen Zugriff auf sämtliche Teilaspekte des Migrationsprozesses zu gewinnen.
Nach Jochen Oltmer, der sich in Deutschland dezidiert diesem Forschungsansatz widmet, erfolgt Migration immer unter bestimmten Kontroll-, Steuerungs- und Kategorisierungsmaßnahmen, an deren Bestimmung und Durchsetzung mehrere Akteure beteiligt sind.[34] So versuchen institutionelle Akteure bei der angestrebten Regulierung der Wanderungs- und Niederlassungsvorgänge ihre eigenen Normen, Gesetze und Strategien durchzusetzen, können aber die spezifischen Merkmale oder Interessen der Migranten nicht ignorieren. Diese entwickeln nicht selten eigene Strategien, um Einfluss auf die Praktiken der staatlichen Institutionen zu nehmen. Migration ist deshalb immer auch als ein Aushandlungsprozess zu definieren. Das Ergebnis dieser gemeinsamen Gestaltung ist nicht nur von den Interessen der Akteure, sondern auch von politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, Verwaltungstechniken und Steuerungsinstrumenten stark beeinflusst.
Nach dieser kursorischen Darstellung der wichtigsten theoretischen Ansätze zur Erklärung von Migrationen kann zusammenfassend festgehalten werden, dass sie stets aus den aktuellen Herausforderungen ihrer Zeit entstehen und somit immer im zeitlichen Kontext ihrer Entstehung zu beurteilen sind. Ihre Übertragbarkeit auf aktuelle oder historische Migrationen ist deshalb auch nicht immer möglich, doch ihre zentralen Aussagen behalten meist ihre Gültigkeit.
1.3 Von der Wanderungs- zur Historischen Migrationsforschung in Deutschland
Die Historische Migrationsforschung als Teilbereich der Geschichtswissenschaft etablierte sich in Deutschland erst seit den 1980er-Jahren, obwohl die Wanderungsforschung auch in Deutschland bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert einen ersten Höhepunkt erlebte. Das Augenmerk richtete sich damals infolge der Hochindustrialisierung und Urbanisierung zunächst auf die Massenauswanderung in die USA, dann auf die Land-Stadt-Migration sowie die Einwanderung von Arbeitskräften. In der Zwischenkriegszeit wurden die Diskussionen über die Wanderungsbewegungen stark unter deutschnationalen und völkischen Gesichtspunkten geführt; in den Fokus gerieten dabei immer mehr auch Fragen der „Ostkolonisation“ und die deutschen Migranten als „Kulturpioniere“ im östlichen Europa. Es verfestigten sich, gewissermaßen als Meistererzählungen, gleichzeitig zwei Erklärungen für die Auswanderungsbewegungen, die sich bis in die 1980er-Jahre hielten. Nach der einen Erklärung war Migration das Ergebnis der unverhältnismäßigen Entwicklung zwischen Bevölkerungszahl und dem zur Verfügung stehenden Nahrungsspielraum. Um den so auf der Gesellschaft lastenden Bevölkerungsdruck zu minimieren, wurde die Auswanderung als notwendiges Ventil zur Vorbeugung einer gesellschaftlichen Destabilisierung interpretiert. Die zweite Erklärung meinte, die Ursache für die Massenauswanderung in der latenten Wanderungsbereitschaft der Deutschen finden zu können. Verwurzelt war die eine Erklärung in den kameralistischen Vorstellungen des 18. Jahrhunderts, während die andere die frühen Ansätze einer Völkercharakter-Forschung aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert weiterführte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Wanderungsforschung infolge ihrer Nähe zur nationalsozialistischen Ideologie und wegen der Involvierung in deren Politik diskreditiert. Nicht förderlich für die Etablierung einer auf die vormoderne Zeit ausgerichteten Migrationsforschung war auch die Tatsache, dass die Geschichtswissenschaft ab den 1960er-Jahren mit der Hinwendung zur Modernisierungstheorie vor allem die Zeit der Hochindustrialisierung in den Vordergrund stellte und davon ausging, dass Wanderungsbewegungen in vormodernen Gesellschaften nur sehr gering ausgeprägt waren.
Diese Ansicht stellte Klaus J. Bade immer mehr in Frage, der sich als Neuzeithistoriker bei der Etablierung der historisch orientierten Migrationsforschung in Deutschland selbst vorrangig mit Themen des 19. und 20. Jahrhunderts befasste. Bade definierte die historisch orientierte Migrationsforschung als interdisziplinären Forschungszweig innerhalb der Geschichtswissenschaft bei starker Anlehnung an wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Fragestellungen. Als Aufgabe der Migrationsforschung nannte er die Erforschung von Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen der räumlichen Bevölkerungsbewegungen. Zu ihren Untersuchungsfeldern zählte er wiederum das Wanderungsgeschehen und ferner das Handeln der im Migrationsprozess involvierten Akteure.[35]
Heute zeichnet sich die Historische Migrationsforschung durch eine methodische und konzeptionelle Vielfalt aus und hat sich zu einer inter- und transdisziplinären Forschungsrichtung entwickelt. Mit dem Konzept des Migrationsregimes, das von Jochen Oltmer ausformuliert wurde, liegt auch ein Konzept zur Erforschung von Migrationsbewegungen vor, welches es ermöglicht, Prozesse und Strukturen epochenübergreifend zu untersuchen. Allerdings steht das Einlösen dieses Vorhabens noch weitgehend aus.
1.4 Die Typologie der Migration
Kategorisierungen und Typologisierungen sind Konstruktionen, mit deren Hilfe die Vielzahl der Migrationsformen überschaubar gemacht werden kann. Von den zahlreichen Kriterien, wonach Migrationsbewegungen unterschieden werden können, sollen hier lediglich drei grundlegende Kriterien, nämlich das zeitliche, räumliche und kausale, vorgestellt werden.
Betrachtet man den zeitlichen Aspekt, wie etwa Dauer und Verlauf von Migration, so ist zwischen dauerhaften Aus- und Abwanderungen einerseits und saisonalen und mehrjährigen Wanderungen andererseits zu unterscheiden. Im ersten Fall hat man es mit einem endgültigen Wechsel des Lebensmittelpunktes zu tun, im zweiten Fall handelt es sich um eine Migration, bei der der Wechsel des Lebensmittelpunktes nur für eine bestimmte Dauer entweder einmalig oder in sich regelmäßig wiederholenden zeitlichen Abständen erfolgt. Zählten in der Frühen Neuzeit zu der ersten Gruppe etwa die Amerika-Auswanderer, so gehörten deutsche Studenten an ausländischen Universitäten oder Wanderhändler beispielsweise aus Savoyen in Süddeutschland zur zweiten Gruppe.
Unter dem räumlichen Aspekt kann Migration als Nah- oder Fernwanderung typologisiert werden. Dabei wurden in der Frühen Neuzeit Verwaltungs-, Herrschafts- oder Territorialgrenzen passiert und sogar kontinentale Grenzen überschritten. Unterscheiden kann man auch nach der Bewegungsrichtung der Migranten, und zwar zwischen einer unidirektionalen, einer etappenweise erfolgten Wanderung mit Zwischenaufenthalten, einer zirkulären Wanderung und schließlich der Rückwanderung. Für den ersten Fall stehen etwa Siedlungsmigranten in Brandenburg-Preußen, für den zweiten jene Hugenotten, die zunächst in die Schweiz flüchteten und von dort in einen der deutschen Territorialstaaten weiterwanderten. Für die zirkuläre Wanderung mit mehr oder minder regelmäßigem Wechsel zwischen zwei Räumen können exemplarisch jene Saisonarbeiter aus Westfalen genannt werden, die jedes Jahr in die Niederlande als Torfstecher oder Grasmäher zogen. Dagegen sind für die Rückwanderer all jene Auswanderer zu nennen, die von den Verhältnissen in der Ferne enttäuscht in die alte Heimat zurückkehrten.
Thomas Klingebiel hat auf die Bedeutung der räumlichen Dimension der frühneuzeitlichen Migration hingewiesen.[36] Von der räumlichen Entfernung zwischen dem Herkunfts- und Zielort hing es in der Regel ab, ob ein Migrant in seinem gewohnten sozialen und kulturellen Milieu bleiben konnte oder ob er sich einer fremden Umwelt anpassen musste. Nähe und Ferne waren allerdings relative Größen, denn die Überschreitung einer politischen, sprachlich-kulturellen oder religiös-konfessionellen Grenze bedeutete auch bei einer kleineren geografischen Distanz viel mehr Ferne als eine große geografische Entfernung innerhalb des eigenen territorialen, sprachlichen oder konfessionellen Raumes.
Fragt man nach den Hintergründen und Motiven von Wanderungen, so sind wiederum zwei Formen auszumachen: die unfreiwilligen und die freiwilligen. Im Fall der unfreiwilligen Migration spielt Gewalt, die als eine durch Gesellschaft und Herrschaft historisch und kulturell variable Form körperlicher oder psychischer Aggression zu definieren ist, die zentrale Rolle. Verbunden mit der Migration manifestierte sich Gewalt im Verlauf der Geschichte in Form von Deportation, Vertreibung, Ausweisung, Abschiebung oder Zwangsumsiedlung. Flucht und Exil waren Reaktionen auf die drohende bzw. reale Gewalt. In der Frühen Neuzeit reichte die Bandbreite der Zwangsmigration von der Verschleppung und Versklavung von Millionen von Afrikanern über die Vertreibung von nicht staatskonformen religiösen Gruppen oder die Ausweisung von nicht den gesellschaftlichen Normen entsprechend handelnden Bürgern bis hin zur Abschiebung von unerwünschten Bettlern, Armen und Vaganten. War die Zwangsmigration im Fall der Sklaven mit dem Hauptziel verbunden, die eigenen ökonomischen Ressourcen zu erweitern und die Versklavten als billige Arbeitskraft einzusetzen, so wurden die Vertreibung und Abschiebung von Einzelpersonen und Gruppen aus dem eigenen Untertanenverband als Strafe für die Betroffenen, aber auch als Abschreckung der Gebliebenen angewandt. Wurden als Ketzer und Häretiker diffamierte Andersgläubige wie etwa Protestanten in katholischen Ländern als Hindernis bei der Durchsetzung der konfessionellen Homogenisierung des frühneuzeitlichen Staates betrachtet und deshalb vertrieben, so war im Fall von fremden Bettlern und Vaganten wiederum ihre nicht-sesshafte Lebensform der Grund für ihre Abschiebung.
Eine große Vielfalt ist auch den freiwilligen Wanderungen zu eigen, die aus der Erwartung des Migranten auf eine neue Lebenschance oder die Verbesserung seiner Lebenslage oder wenigstens deren Aufrechterhaltung erfolgen. Die Erwartungen können wirtschaftlich, sozial, politisch, religiös oder persönlich motiviert sein; nicht selten treten mehrere Motive gleichzeitig und miteinander eng verflochten auf. Wirtschaftlich und sozial motivierte Wanderungen, die man zusammenfassend auch als markt- und lebensweltbedingte Migrationen bezeichnen kann, wurden auch in der altständischen Gesellschaft einerseits durch Angebot und Nachfrage nach Arbeitskräften bzw. Berufsanforderungen des merkantilistischen Marktes, andererseits durch spezifische Lebenserwartungen der Menschen ausgelöst. Die Formen reichen von der Wanderung von Experten mit Spezialkenntnissen über saisonale Wanderarbeit, Gesindedienst leistende Knechte und Mägde bis hin zur Heiratswanderung. Zu den freiwilligen Wanderungen sind auch die Einwanderungen aus dem ländlichen Bereich in die Städte oder die staatlich gelenkten und mit Privilegien geförderten Siedlungsmigrationen zu zählen. Auch ausbildungsbedingte Migrationen gehören dazu, so etwa die Migration von Studenten oder jungen Adeligen auf Kavalierstour.
Wie fließend allerdings die Grenzen zwischen den einzelnen Wanderungsformen waren, zeigt das Beispiel der Hugenotten. Anders als etwa die Lutheraner im Kirchenstaat Salzburg, die aufgrund eines Ausweisungserlasses von 1731 ihre Heimat verlassen mussten, wurden die Calvinisten aus Frankreich nicht ausgewiesen. Das königliche Edikt von Fontainebleau von 1685 verbot sogar den Hugenotten die Auswanderung bei gleichzeitiger Zusicherung des Bleibe- und Besitzrechts, wenn sie darauf verzichteten, ihre Konfession auszuüben. Damit gerieten ihrem Glauben treue Hugenotten in eine Zwangslage, weshalb viele von ihnen Frankreich fluchtartig verließen, während andere den Glaubenswechsel oder ein Leben im Untergrund wählten.
Ebenso fließend konnten die Grenzen bei Wanderungen sein, die infolge von Kriegen, Epidemien oder Naturkatastrophen ausgelöst wurden, denn die Menschen auf der Flucht wählten in der Ferne häufig die dauerhafte Ansiedlung und kehrten nach Normalisierung der Verhältnisse in ihren Heimatregionen nicht wieder zurück. Selbst zu Friedenszeiten praktizierte Migrationsformen konnten einen gewissen Zwangscharakter tragen. Oft ließen sich beispielsweise von ihren Zünften zur Walz verpflichtete Handwerksgesellen während ihrer Wanderschaft in einem der aufgesuchten Orte nieder, der für sie anders als ihr Heimatort sichere Arbeits- und Niederlassungsbedingungen eröffnete. So wurden aus den temporären Migranten Auswanderer.
Die Typologisierung wirft zugleich die Frage auf, inwieweit eigens für die Zeit von 1500 bis 1800 charakteristische Migrationsformen ausgemacht werden können. Auf den ersten Blick gibt es kaum solche Formen, die es nicht schon im Altertum oder im Mittelalter gab. Kriege und Eroberungen oder die Ausweitung der herrschaftlichen Gewalt konnten schon vor 1500 zu Flucht, Vertreibung oder Zwangsumsiedlungen führen. So hatte etwa Karl der Große die Zwangsumsiedlung rebellischer Sachsen angeordnet, deren Zahl nach dem Biografen des Kaisers, Einhard, 10.000 Männer samt ihren Frauen und Kindern betrug.[37] Auch religiös motivierte Flucht und Zwangsmigrationen gab es bereits im Mittelalter, wie das Beispiel der aus den Alpentälern durch Herzogin Jolante von Savoyen in den Jahren 1475/76 vertriebenen Waldenser zeigt. Die abwechselnden Vertreibungen von Hussiten und Katholiken in Böhmen zwischen 1419 und 1437 stellen sogar eine erste Form von Vertreibung konfessioneller Art dar. Neu in der Frühen Neuzeit war allerdings die Verbindung der staatlichen Homogenisierungsbestrebungen mit der gegenseitigen Bekämpfung der gerade im 16. Jahrhundert entstandenen Konfessionen, wodurch sich eine spezifische Konstellation der Hintergründe für die religiös/konfessionell motivierte Flucht und Vertreibung ergab.
Auch im Fall der freiwilligen Wanderungen ist es schwer, eine Form auszumachen, die es nicht schon vor 1500 gab. So wurden schon im Altertum Städte und Kolonien mit planmäßigen Siedlungen auch in großer Entfernung von dem Mutterland gegründet oder im Mittelalter zahlreiche Auswanderer aus den italienischen, wallonischen und deutschen Gebieten im Rahmen der sogenannten Ostkolonisation in der östlichen Hälfte Europas mit weitreichenden Privilegien angesiedelt.
Auch bei den berufs- oder marktbedingten Wanderungen gab es zahlreiche Handwerker, die ihren Wohnsitz über territoriale Grenzen hinaus wechselten. Ebenso gab es schon im Mittelalter Kaufleute, Faktoren und Lehrlinge, die längere oder kürzere Zeit im Ausland verbrachten, so etwa an der Fondaco dei Tedeschi in Venedig oder an den Hansekontoren in Bergen, Brügge, Nowgorod oder London. Und bereits im Mittelalter verließen zahlreiche Bauern ihre Dörfer, um sich in einer Stadt niederzulassen. Sogar gewisse Formen saisonaler Arbeitsmigration sind auszumachen, wie etwa im Fall der Seeleute entlang der Meeresküsten oder jener Viehtreiber aus den Rinder züchtenden polnischen und ungarischen Regionen, die jedes Jahr große Ochsenherden auf die Märkte von Wien bis Frankfurt am Main im Auftrag von Grundbesitzern und Viehbauern trieben. Auch Gelehrte und Studenten waren zwischen königlichen und fürstlichen Residenzen oder zu Orten der Gelehrtheit in Europa unterwegs.
Die frühneuzeitlichen Migrationsformen stellen gegenüber den früheren Formen dennoch eine neue Qualität dar. Die Grundlage dafür waren Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, die dazu führten, dass mehr Menschen an den Migrationsprozessen beteiligt waren. An den Nah- und Fernwanderungen nahmen alle sozialen Schichten der Gesellschaft teil – selbst die Schollengebundenheit der ländlichen Bevölkerung stellte hierbei kein Hindernis dar, wie die Auswanderer, die Heirats- und Arbeitsmigranten oder die Kaufleute aus dem dörflichen Milieu belegen. Darüber hinaus waren zahlreiche überregionale und großräumige und sogar Kontinente miteinander verbindende Migrationsbeziehungen entstanden. Die regelmäßigen und dauerhaften grenzüberschreitenden Migrationsbeziehungen zwischen den an Arbeitskräftemangel leidenden entwickelten Regionen und den über freie Arbeitskraft verfügenden wirtschaftlich eher rückständigen Regionen in Europa führten zugleich dazu, dass sich Wanderungsräume und -systeme herausbildeten. Ebenso kam es auch zu intensiven Migrationsbeziehungen im kulturellen Bereich, so etwa in der Elitenwanderung oder der studentischen Peregrination. Hierbei hatten konfessionelle Zugehörigkeit und im Namen des gemeinsamen Bekenntnisses praktizierte Solidaritätsgemeinschaft eine raumbildende Funktion. Es wurden auch Praktiken und Methoden zur Kontrolle und Regulierung von Migrationsbewegungen entwickelt. Auch kam es zur Verbesserung der Transport- und Reisemittel, die eine schnellere Mobilität ermöglichten. Insgesamt bewirkte die Vermehrung von Bevölkerung, Migrationsbeziehungen und Verkehrswegen eine Verdichtung sozialer und gesellschaftlicher Interaktionen.
[6]Zedler, J. H., Großes vollständiges Universal-Lexikon aller Wissenschaften und Künste, 68 Bde., Leipzig 1732–1754, hier Bd. 21, Sp. 119; Bd. 63, Sp. 1193, 1269–1271.
[7]Adelung, E. J. Ch., Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart, 5 Bde., Leipzig 1774–1786, hier 2. Aufl. in 4 Bänden, Bd. 1, Sp. 665 f., 1759 f., Bd. 4, Sp. 1379 f.
[8]Oltmer, J., Globale Migration. Geschichte und Gegenwart, München 20122, S. 9 f.
[9]Ravenstein, E. G., The Laws of Migration, T. 1 in: Journal of the Statistical Society 48 (1885), S. 167–227; T. 2 in: Journal of the Statistical Society 52 (1889), S. 241–305.
[10]Bommes, M., Nationale Paradigmen der Migrationsforschung, in: IMIS-Beiträge 2011, H. 38, S. 37.
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[18]Wallerstein, I., The Modern World-System, 4 Bde., New York u. a. 1974–2011; in deutscher Übersetzung: Das moderne Weltsystem, 4 Bde., Wien 2004–2012.
[19]Portes, A. u. J. Walton, Labor, Class, and the International System, New York 1981.
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[26]Park, R. E., Racial Assimilation in Secondary Groups. With Particular Reference to the Negro Racial Assimilation in Secondary Groups, in: American Journal of Sociology 19 (1914), H. 5, S. 606–623.
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[29]Glazer, N. u. D. Moynihan, Beyond the Melting Pot: The Negroes, Puerto Ricans, Jews, Italians, and Irish of New York City, Cambridge 1963.
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[31]Pries, L., Neue Migration im transnationalen Raum, in: Ders. (Hg.), Transnationale Migration, Baden-Baden 1997, S. 15–46.
[32]Welsch, W., Transkulturalität – Lebensformen nach der Auflösung der Kulturen, in: Information Philosophie 2 (1992), S. 5–20.
[33]Diner, H. R., Erin’s Daughters in America: Irish Immigrant Women in the Nineteenth Century, Baltimore/London 1983.
[34]Oltmer, J., Einführung: Europäische Migrationsverhältnisse und Migrationsregime in der Neuzeit, in: Geschichte und Gesellschaft 35 (2009), S. 5–27.
[35]Bade, K. J., Sozialhistorische Migrationsforschung, in: E. Hinrichs u. H. v. Zon (Hg.), Bevölkerungsgeschichte im Vergleich: Studien zu den Niederlanden und Nordwestdeutschland, Aurich 1988, S. 63–74.
[36]Klingebiel, Th., Migrationen im frühneuzeitlichen Europa. Anmerkungen und Überlegungen zur Typologiediskussion, in: Th. Höpel u. K. Middell (Hg.), Réfugiés und Emigrés. Migration zwischen Frankreich und Deutschland im 18. Jahrhundert (= Comparativ 7), Leipzig 1997, S. 25.
[37]Rau, R. (Hg.), Einhardi Vita Karoli Magni, Darmstadt 1970, S. 175 f.