Kitabı oku: «Skelett des Grauens», sayfa 3

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Nach dem Mittagessen, das sie sich im Summertime unten an der Aare gegönnt hatte, begann Petra Neuhaus die Suche nach dem verschwundenen Mann. Sofort nach dem Gespräch mit Erwin verliess sie wütend ihr Büro, sie musste erst mal frische Luft schnappen, um wieder zur Ruhe zu kommen.

Erwin spinnt wohl, mir so was vorzuschlagen. Der ist total durchgedreht. Ich werde nie im Leben freiwillig einen Fall abgeben, ganz bestimmt nicht. Das wird Erwin nie erleben! Jetzt wo sie wusste wo, wie und wann sie zu suchen hatte, so war es für sie nur noch eine Kleinigkeit. Tatsächlich gab es vor ziemlich genau zehn Jahren im Mettauertal eine Vermisstenanzeige. Eine gewisse Marlene Meyer gab diese auf und es handelte sich um ihren Schwager Christian Gautschi, der alleine auf einem Bauernhof lebte. Frau Meyers Mann hiess Robert Gautschi, sie hatte jedoch nach der Heirat ihren Mädchennamen behalten. Obwohl dies zu jener Zeit überhaupt nicht üblich war. Trotz intensiven Bemühungen der Ermittler blieb der vermisste Mann seinerzeit spurlos verschwunden.

Christian Gautschi, bist du unser Skelett des Grauens? Wer hat dich auf dem Gewissen? Was hast du getan, dass dich jemand so bestialisch getötet hat? Das ist unmenschlich, das macht doch niemand. Aber scheinbar eben doch, der muss ja eine Wahnsinnswut auf dich gehabt haben. Es gibt doch einfachere Methoden, jemandem das Lebenslicht auszulöschen. Und wie bist du bloss vom Mettauertal nach Hirschthal gekommen?

4)

Das unmenschliche, das tierisch bestialische Verlangen, das in seinem ganzen Körper von den Haarspitzen bis zu den Zehennägeln zu verspüren war, trieb ihn bereits in den frühen Morgenstunden wie von einer Tarantel gestochen aus seinem Haus. Seine Arme und Beine spürten sich ausgesprochen nervös an, er hatte die allergrösste Mühe sich zu beherrschen. Beinahe keinen Körperteil vermochte er momentan unter Kontrolle zu halten, es war ihm, als würden Tausende von Ameisen auf ihm herumlaufen, auf ihm tanzen, mit ihm durch die Welt spazieren. Fast die ganze Nacht hatte er kein Auge zugetan, immer wenn er kurz vor dem Einschlafen war, so wanderten seine irren und lüsternen Gedanken an junge, zarte Menschenkörper. Rein und fein wie Gott sie schuf, mit einer Haut wie Samt und Seide, und noch nicht so verbraucht und runtergekommen wie die Frauen, die er zur Not im Rotlichtmilieu besuchen musste. Alte dreckige Schlampen waren das für ihn, die keine Achtung, keinen Anstand verdienten. Und so behandelte er sie auch, wie den letzten Dreck, das hatten diese Weiber verdient. Aber diese jungen Menschen, die so verspielt und ohne böse Gedanken durch das Leben gingen, die hatten es ihm angetan. Er sehnte sich danach, mit seinen Händen einen jungen Menschenkörper Zentimeter um Zentimeter zu streicheln, abzutasten und zu erforschen. Das Kind würde es bestimmt geniessen, es war für ihn unvorstellbar, dass dies nicht so sein würde.

Wie auf einer atemberaubenden Achterbahn kreisten seine Gedanken umher, rauf, runter, links, rechts. Ein turbulentes waghalsiges Looping jagte das andere, er fühlte sich wie bei einem Ritt auf einem wilden Bullen. Er wusste es genau, heute war es wieder mal soweit, egal ob er wollte oder nicht, der Bulle musste geritten werden. Heute musste er seinen unbändigen Trieb stillen, er war gezwungen dazu, er vermochte sich nicht dagegen zu wehren. Unschuldig, ja er war unschuldig, er konnte ja nichts dafür, dass er von Gott so mit dieser speziellen Neigung erschaffen worden war. Das hatte doch bestimmt seinen Grund, diese Vorlieben, die ihn nötigten, mussten ausgelebt werden, er durfte dieses Verlangen nicht unterdrücken, das würde ihm nicht guttun.

Nachdem er sein Vieh im Stall notdürftig und in Windeseile versorgt hatte, nahm er sein Auto und fuhr damit an diesem warmen Sommertag hinunter vom Hof an die Strasse, wo die Kinder bei der Bushaltestelle auf das Postauto warteten, das da in wenigen Minuten kommen sollte. Schon von weitem hörte er, wie sie lachten, kreischten, wie sich die Mädchen über die Jungs lustig machten, wie die Knaben mit ihren sportlichen Leistungen prahlten. Einen bunten Ameisenhaufen voller Glückseligkeit vermochte er da vor seinem realen Auge zu erblicken.

Er hielt inne, hinter einer grossen Linde ging er in Deckung und beobachtete die jungen Menschen. Oh ihr kleinen Luder, warum habt ihr heute wieder so kurze Röcke, so kurze enge Hosen, an? Wisst ihr nicht, wie ihr mich damit zum Wahnsinn treibt? Eure schlanken makellosen und unbehaarten Beine glänzen wie Gold in der Sonne, da muss mir doch das Wasser im Mund zusammenlaufen. Da muss mein Kumpel ja jucken und sich vor Geilheit aufrichten.

Da sah er sie, das blutjunge Mädchen mit den von ihrer Mutter so liebevoll und gekonnt geflochtenen Zöpfen. Monika Oeschger hiess das hübsche Kind, er kannte sie, natürlich kannte er sie. In einem so kleinen Kaff kennt man einfach alle. Deshalb musste er ja so vorsichtig sein, niemand durfte von seiner für viele nicht nachvollziehbaren Neigung, von seinen Taten erfahren. In einer Grossstadt da wäre es ihm leichter gefallen, aber in so einem kleinen Dorf begab er sich bei jedem Fehltritt in grosse Gefahr entdeckt zu werden.

In diesem Moment sah er das Postauto kommen. Er beobachtete wie der Bus anhielt, wie die Kinder einstiegen, wie sie fröhlich und artig den Chauffeur begrüssten, wie sie sich um die besten Plätze balgten und stritten.

Tschüss meine kleine süsse Monika, ich wünsche dir einen schönen und fröhlichen Tag. Wenn du wieder kommst, so werde ich auf dich warten. Dein schwarzer Mann wird hier sein. Oh, ich freue mich auf dich, du kleines scharfes Ding. Ich kann es kaum erwarten, ich werde ganz schön lieb zu dir sein. Es wird so schön sein, dass du es immer wieder möchtest.

Monika sass fröhlich im Postauto neben ihrer besten Freundin und freute sich auf den Schultag. Sie konnte nicht ahnen, dass heute Abend alles anders sein würde, dass ihr Leben nie mehr so sein würde wie es jetzt war.

Kurz vor 18 Uhr trat Monika in die Küche ihrer elterlichen Wohnung, die sich unweit des Dorfladens befand. Und das war auch gut so, denn so hatte Rosmarie Oeschger nur wenige Meter zu gehen, wenn sie zur Arbeit musste. Seit sechs Jahren bereits arbeitete Monikas Mutter in Teilzeit als Verkäuferin. Ihr Mann August war als Spediteur bei der renommierten Firma Kuratle in Laufenburg tätig. Zusammen konnten sie sich ein gutes Einkommen erwirtschaften, damit ihren Kindern Monika und Bruno, der sechs Jahre älter war als Monika und bereits eine Elektrikerlehre beim Hegi in Laufenburg absolvierte, an nichts fehlen sollte.

«Monika, du kommst heute aber spät. Warst du noch bei einer Freundin?»

Verstört und zitternd stand das kleine Mädchen da, der eine Haarzopf war aufgelöst, die Haare hingen ihr ins angsterfüllte Gesicht. Ihre Bluse war nur halb zugeknöpft, ihre dünnen Ärmchen hingen kraftlos am Oberkörper entlang.

Erst in diesem Moment sah Rosmarie ihre Tochter richtig an. «Monika, was ist mir dir?», rief sie erschrocken. Dabei entglitt ihr beinahe die Pfanne mit dem heissen Wasser, indem sie die Kartoffeln kochen wollte.

Monika lief auf ihre Mutter zu und umarmte sie innig. «Ich war noch bei einer Freundin, da bin ich hingefallen und habe mir ganz fest weh getan.»

Noch vor dem Abendessen hatte Monika lange und ausgiebig geduscht. Sie musste wieder sauber werden. Ich muss den Dreck von mir waschen! Er muss weg, einfach weg! Es fiel ihr auf, wie sehr ihr Bruder Bruno sie während des Essens beobachtete und musterte. Keine Sekunde schien sein Blick von ihr zu weichen. Ob er etwas ahnte, gar etwas wusste?

Bruno, ja ihm kann ich vielleicht erzählen, was heute mit mir geschah. Im Auto, unter den Tannen im tiefen dunklen Wald, mit dem schwarzen Mann. Aber wird Bruno mich dann noch lieben, wenn ich mich ihm anvertraue? Was werden meine Eltern sagen? Nein, ich darf es niemandem erzählen, sonst kommen Bruno und meine Eltern nicht mehr zur Ruhe. Sie würden sich bis ans Ende ihres Lebens wegen mir schämen. Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm, vielleicht bilde ich mir alles nur ein. Der schwarze Mann hat auch gesagt, dass es nicht schlimm ist.

Schlafen konnte man das was Monika in dieser Nacht tat, nun wirklich nicht nennen. Sie träumte davon, wie sie sich an einem einsamen, vollkommen menschenleeren, Strand befand, sie lag auf einem harten kalten Sand. Viele spitzige Steinchen waren mit dem Sand vermischt und sie stachen sie fortwährend in ihren Rücken, dessen Blut in den Sand tropfte. Ihr Blut und der Sand vermischten sich zu einer riesigen Menge roter Erde. Sie sah, wie sich ihr unzählig viele schwarze Männer näherten. Die Männer riefen allesamt ihren Namen, immer wieder: «Monika, Monika, Monika». Zuerst ganz leise, dann lauter, immer lauter.

Er hingegen schlief in dieser Nacht wie ein kleiner süsser Engel. Seine Augen blickten glückselig hinaus in die Welt, bevor er sie auf seinem Hirsekissen schloss.

Er träumte seinen allerliebsten Traum, auch er befand sich an einem einsamen idyllischen Strand, er lag nackt wie Gott ihn schuf im warmen weichen Sand. Sein nackter Körper gefiel ihm, er war stolz auf sein bestes Teil. Aber er war nicht allein am Strand, mit ihm waren viele Mädchen und Knaben, unzählig viele schienen es zu sein. Und sie wollten alle nur das Eine, sie wollten ihn berühren, lieben, streicheln, küssen. Er war überglücklich, er schwebte wie im siebten Himmel. Er genoss es in vollen Zügen, von den Kindern liebkost zu werden.

5) Freitag

Das ist hier ja wirklich wie am Ende der Welt, ich hab’s ja schon immer gesagt, nach mir die Sintflut, dachte sich Petra als sie am heutigen Septembermorgen von Laufenburg ins Mettauertal fuhr, in die alte Heimat von Ulrich. Dorthin wo er als kleiner Junge eine unbekümmerte Kindheit erlebte, wie er ihr mal erzählt hatte. Als sie vom Kaistenberg herkommend rechts den Wald von Laufenburg erblickte, so dachte sie zurück an den Fall von Sabrina Eckert, die hier tot aufgefunden wurde. Was für ein dubioser Fall. Bis heute weiss man immer noch nicht, wer diesen Pedro Alvare damals auf so bestialische Art und Weise umgebracht hat. Ob es wirklich seine Tochter Maria-Dolores war? Maria-Dolores, was machst du wohl? Ach egal, ich muss mich auf heute konzentrieren. Das Opfer, das am Montag in Hirschthal gefunden wurde, ist ja auch ziemlich furchtbar ums Leben gekommen.

Ihr Navigationsgerät führte sie auf direktem Weg zum Bauernhof, wo einst dieser spurlos verschwundene Christian Gautschi gelebt hatte. Wie sie mittlerweile herausfand, verstarben Gautschis Eltern schon früh und auch sein einziger Bruder Robert kam bei einem Unfall mit seinem Mofa ums Leben. Gautschi lebte alleine und zurückgezogen auf diesem Bauernhof mit seinen Tieren. Er galt offenbar als ruhiger, freundlicher und hilfsbereiter Mann.

Wie kann man hier bloss wohnen, dachte sich Petra als sie ihr Fahrzeug anhielt, den Motor abstellte und ausstieg. Das erinnert mich alles sehr an den Kriminalroman «Tannöd» der deutschen Autorin Andrea Maria Schenkel. Genauso verlassen habe ich mir den Hof der Familie Danner damals vorgestellt als ich das Buch las. Das Buch erschien im Januar 2006 und wurde drei Jahre später unter gleichem Titel verfilmt. Und auch der Film vermochte Petra gleichermassen zu begeistern wie das Buch. «Scheisse», als erstes trat sie schon mal in eine dreckige Pfütze. Sie reinigte ihre Schuhe so gut es ging auf einer Wiese. Dann schritt sie zur Eingangstüre und suchte nach einer Klingel, die es hier jedoch ganz offenbar nicht gab. Deshalb versuchte sie sich mit Klopfen an die Türe bemerkbar zu machen, jedoch vergeblich. Sie drückte langsam die Klinke nach unten, die Türe liess sich ohne weiteres öffnen. «Hallo, ist hier jemand?» Schon wollte sie eintreten, doch dann hielt sie inne, ihre Ohren vernahmen ein Traktorengeräusch, das sich langsam dem Hof näherte. Sie zog die Türe wieder zu und trat zurück zu ihrem Auto, dabei musste sie gut aufpassen, dass sie nicht wieder in eine Pfütze oder etwas Schlimmeres trat, das den Namen Scheisse noch besser verdient hätte. Beim Auto angekommen spähte sie in die Richtung, aus der das knatternde Geräusch zu hören war.

Da sah sie ihn kommen, oder besser gesagt, sie sah Petra kommen, eine Frau steuerte den roten Traktor Marke New Holland TL 80 A aus dem Jahre 1999 auf den Platz vor dem Bauernhof.

Marlene Meyer zog ihr Kopftuch, das sie zum Schutz ihrer Haare trug, nach hinten und blickte verwundert zur fremden Frau, die sich auf ihrem Grundstück befand. Besuch war sie sich hier in der Einsamkeit nicht gewohnt. «Guten Tag», sie stieg aus der Fahrerkabine und trat näher, «wollen Sie zu mir, oder haben Sie sich etwa verfahren? Das ist hier in dieser Gegend durchaus möglich. Kann ich Ihnen vielleicht helfen?»

«Guten Tag, mein Name ist Petra Neuhaus, ich komme von der Kriminalpolizei des Kantons Aargau.»

Skeptisch und voller Argwohn betrachtete Marlene mit ihren braunen Rehaugen zunächst den Ausweis, dann die Frau, die ganz offensichtlich etwas von ihr wollte, denn sonst wäre sie ja wohl nicht hierhergekommen. Und sie würde nicht mit diesem forschenden, fordernden Blick vor ihr stehen. Mit den Worten «Was kann ich für Sie tun?» reichte sie ihr den Ausweis zurück.

«Vor über zehn Jahren lebte doch ein gewisser Christian Gautschi hier auf diesem Hof, nicht wahr?»

Einen kurzen Moment herrschte Ruhe, nur das Rufen der kreisenden schwarzen Krähen am Himmel war zu vernehmen. Marlene setzte ihre rundliche, aber durchaus nicht unattraktive Figur in Bewegung und trat Richtung Eingangstüre. «Möchten Sie nicht reinkommen?»

Wenige Minuten später sassen sich die beiden Frauen am Tisch der spärlich eingerichteten Bauernküche gegenüber und tranken ein Glas Zitronenwasser, das Marlene frisch zubereitet hatte.

Frisches Zitronenwasser, das hat meine Mutter auch immer gemacht als ich noch ein kleines Mädchen war, erinnerte sich Petra etwas wehmütig, bevor sie sich wieder an Marlene wandte. «Wohnen Sie alleine hier?»

«Ja und nein, meine Tochter Caroline hat noch ein Zimmer hier, aber sie lebt eigentlich in Basel in einer WG. Sie studiert Jura und in ihrer Freizeit jobbt sie in einer Bar, daher ist sie nur selten bis gar nie hier. Können Sie mir jetzt bitte erzählen, worum es geht, warum Sie hier sind?»

Petras Nachforschungen hatten ergeben, dass auf dem ehemaligen Hof des verschwundenen Christian Gautschi nun dessen Schwägerin wohnte. «Vor zehn Jahren verschwand doch Ihr Schwager Christian Gautschi, nicht wahr?»

«Ja, das stimmt, aber …» Marlene atmete tief durch, hielt einen Augenblick inne: «Ist er wieder aufgetaucht?»

Petra entging nicht, dass Marlene zusehends von Sekunde zu Sekunde nervöser wurde. Wie sich ihre von der körperlichen Arbeit gekräftigten Hände zitternd um das Glas mit dem Zitronenwasser klammerten. Wenn sie noch stärker drückt, so bricht das Glas entzwei und ihr Blut vermischt sich mit dem Zitronenwasser. «Warum meinen Sie, dass er wieder aufgetaucht sein könnte?»

Mit belegter flatternder Stimme sprach Marlene Meyer weiter, ihr Blick war stur auf den Küchentisch gerichtet. «Sonst wären Sie doch nicht da. Ich meine, es muss doch einen Grund geben, warum Sie hier sind.»

«Natürlich, es geschieht nichts ohne Grund. Sie kennen doch Monika Oeschger, nicht wahr, Frau Meyer? Monika wohnte ebenfalls bis vor etwa zehn Jahren hier im Dorf.»

«Die Monika, ja aber natürlich, also jetzt verstehe ich gar nichts mehr.»

Nun war es an der Zeit, dass Petra Neuhaus sich erklärte. Sie berichtete vom Skelett, das in Hirschthal aufgefunden wurde. Sprach davon, dass ihr Freund Ulrich von Monika erzählte, und diese wiederum sprach von einem Landwirt, der zu jener Zeit verschwunden war. «Wir gehen davon aus, dass es sich bei dem aufgefundenen Skelett tatsächlich um die Knochen von Ihrem Schwager handeln kann. Was uns fehlt ist eine sichere DNA-Analyse. Gibt es vielleicht hier auf dem Bauernhof noch irgendetwas von Ihrem Schwager?»

Marlene stand auf, die Zeit verrann und eigentlich müsste sie in den Stall, um die Rinder zu füttern, die sich bereits laut muhend bemerkbar gemacht hatten. «Nach so langer Zeit, ich weiss nicht, kann man da denn noch was feststellen?»

Auch Petra Neuhaus war nun aufgestanden und meinte nur: «Ja das geht mit Bestimmtheit, Sie können sich gar nicht vorstellen, was heute alles möglich ist. Oder hatte Ihr Schwager vielleicht mal einen Knochenbruch oder ein anderes Merkmal, woran man ihn identifizieren kann?»

«Ja, Robert mein Mann, hat mir mal davon erzählt. Als Kind ist Christian beim Kirschenpflücken von der Leiter gefallen und hat sich das rechte Bein gebrochen. Es war offenbar ein ziemlich komplizierter Bruch, der nicht in Laufenburg, sondern im Kantonsspital in Aarau operiert und behandelt wurde.»

Petra fiel ein Stein vom Herzen. Damit wird es möglich sein die Identifizierung vorzunehmen, sobald denn alle Skelettteile geborgen waren. Sie war sich sicher, dass es sich beim «Skelett des Grauens» um Christian Gautschi handelte.

«Was mich noch interessiert, Frau Meyer, ist, weshalb sie nun den Hof hier bewirtschaften.»

Marlene trat hinaus auf die Veranda, wohin Petra ihr folgte. Der Tag neigte sich dem Ende entgegen und es kam ihr ein kühler Herbstwind entgegen, der sie kurz erzittern liess.

«Tja, das hat sich so ergeben», meinte Marlene. «Vor drei Jahren wurde Christian Gautschi für tot erklärt und ich war zusammen mit meiner Tochter seine einzige Verwandte, daher erbte ich den Hof. Zu jener Zeit war hier alles total verwahrlost, denn seit Christians Verschwinden stand alles leer und still. Genau zu dieser Zeit machte mein Arbeitgeber Konkurs und ich stand buchstäblich auf der Strasse. Ja, und da habe ich mich entschieden, hier alles wieder in Betrieb zu nehmen. Meine Tochter war vollkommen dagegen, sie wehrte sich mit Händen und Füssen. Ich weiss nicht weshalb, sie hatte früher ein gutes Verhältnis zu ihrem Onkel und sie war als kleines Mädchen auch oft hier, wenn ich am Arbeiten war.»

Noch auf der Fahrt zurück nach Aarau bekam sie von Erwin eine WhatsApp-Nachricht mit dem Text «Alle Knochen geborgen, Skelett des Grauens komplett.» Super, dann werden wir wohl bald Klarheit haben. Und schon wählte sie die Nummer von Joseph Heidenreich, der sich aber erst nach geraumer Zeit am Telefon meldete. «Wenn man mit Toten zu tun hat, so hat man Zeit, unendlich viel Zeit», meinte er diesbezüglich einst zu Petra. Ach nimm doch schon ab, Heidenreich.

Petra arbeitete schon viele Jahre mit dem Pathologen zusammen und sie schätzte ihn, besonders sein kompetentes Fachwissen. Er war etwas über 50 Jahre alt und Petra kam es oft so vor, als würde er schon ewig in der Pathologie arbeiten. Seine grauen Haare, sein blasses Gesicht, bewirkten bei Petra, dass sie glaubte, Heidenreich hätte sich bei den vielen Toten angesteckt, mit denen er zu tun hatte.

«Heidenreich, guten Tag Frau Kommissarin, womit kann ich Ihnen dienen? Haben Sie vielleicht wieder einen schönen Toten für mich, oder noch besser, gleich mehrere? Das wäre entzückend, das würde mein Wochenende enorm bereichern.»

Na endlich, du weisst doch ganz genau, womit du mir dienen kannst.«Guten Tag Herr Heidenreich, wie ich gehört habe, liegt nun das ganze Skelett des Grauens auf Ihrem Tisch. Können Sie mir sagen, ob der Mann zu Lebzeiten sein rechtes Bein gebrochen hatte?»

«Nur mit der Ruhe liebe Frau Neuhaus, so schnell geht das nicht. Auch ich kann nicht zaubern, auch wenn ich das noch so gerne möchte. Ich muss erst mal alle Knochen richtig zusammen fügen. Ausserdem ist ja schon Freitag, ich kann Ihnen da vor Montagmorgen keine genauen Angaben machen.»

«Okay, aber rufen Sie mich bitte umgehend an, sobald Sie meine Frage betreffend des gebrochenen Beines beantworten können.»

«Natürlich Frau Neuhaus, das mache ich sofort oder noch schneller. Sie können sich auf mich verlassen, so wie immer.»

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