Kitabı oku: «Und alles nur, weil ich anders bin ...», sayfa 3

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Ich liebe dein Lachen, mein Freund!

Immer, wenn ich dich sehe, sitzt du da, den Kopf fixiert, die Hände verkrampft. In immer der gleichen Körperhaltung, nicht fähig, dich gezielt zu bewegen. So sitzt du da, Tag für Tag, Woche für Woche. Wer hereinkommt, begrüßt dich fröhlich, stellt dir unzählige Fragen. Doch eine Antwort wird er nie bekommen, denn auch deine Zunge will dir nicht gehorchen. Wie viel kannst du verstehen, von dem was man dir sagt? Ich weiß es nicht. Und doch bin ich sicher: Du hörst jedes einzelne Wort.

Dann sitzt du wieder da und deine Augen irren rastlos im Raum umher. Eine Horde Kinder tobt an dir vorbei, laut und fröhlich lärmend. Siehst du sie? Wer weiß es? Da wird mir traurig zumute, klar: Du wirst niemals mitlaufen. Nicht gehen, nicht stehen, nicht sprechen. Du wirst immer da sitzen, Tag für Tag, Woche für Woche.

Manch einer schaut verständnislos, wenn er dich sieht. Denn er will nicht verstehen. Kann der Verständnislose glauben, dass es Menschen gibt, die dich lieben? Er könnte es vielleicht, wenn er dich lachen hören würde.

Denn dann und wann passiert es, dann lachst du los, einfach so, laut, ehrlich und ungehemmt. Und wer dich hört, der wird verstehen, denn niemand lacht so, wie du. Dann sitze ich da und staune über deine Ehrlichkeit, deine Fröhlichkeit und deine Lebensfreude. Dann scheint alles Unbegreifliche so klar und ich kann mich kaum sattsehen an deiner Freude. So warte ich geduldig auf unseren nächsten Besuch. Ich weiß, du wirst da sitzen, und wenn ich Glück habe, passiert es wieder. Dann werde ich es hören und tiefe Freude wird sich breitmachen, denn ich liebe dein Lachen, mein Freund!

Maren Grenner wurde 1975 geboren. Sie ist verheiratet und Mutter von zwei Söhnen. Mit ihrer Familie lebt sie in Extertal im Kreis Lippe. In ihrer Freizeit liest und schreibt sie gerne.

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Gleich

Alle Menschen sind irgendwie gleich.

Ich fühle mich anders als die anderen.

Alle fühlen sich anders als die anderen.

Deswegen sind doch alle irgendwie gleich.

Raimund J. Höltich wurde 1963 in Bad Bevensen geboren, wuchs aber in Hamburg auf. Neben Gedichtsveröffentlichungen in Zeitschriften und einem eMagazin wurden auch eine Illustration, Gedichte, eine Kurzgeschichte und Aphorismen in Anthologien publiziert. Derzeit lebt, schreibt und malt der Autor in Hamburg.

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Unersetzbarer Wert des Lebens

„Wo nimmt der Mann nur den Mut her?“, sagen die einen. „Was für ein Wahnsinn!“, sagen die anderen. Wie „das Leben herausfordern“ empfinde ich dieses Extremsport-Projekt: ein Sprung – nicht von der Skischanze, nicht am Bungeeseil oder an einem Fallschirm – nein, der freie Fall erfolgt vielmehr aus der Stratosphäre zur Erde – die Dimension ist für mich ohne jegliche Vorstellung!

Mich beschäftigt das Vorhaben. „Hoffentlich springt er nicht! Er kommt nie und nimmer lebendig auf der Erde an!“, denke ich, als der Tag näher rückt. Froh bin ich, als der Sprung aus witterungstechnischen Gründen abgesagt wird.

Und dann – nur ein paar Tage später – erfolgt der Sprung doch! Der Mensch muss wahnsinnig sein! Warum macht er das? Was will er beweisen – anderen, sich? Warum? Kann Erfolg so vermessen machen? Mancher Behinderte wäre froh, seinem Rollstuhl zu entkommen ... und er legt es – aus meiner Sicht – dabei darauf an, sein Leben zu riskieren. Das wegen des Gewichts notwendigerweise dünne Material des Ballons – allein schon eine Gefahr beim Aufstieg! Würde er frühzeitig platzen, kann sich der Fallschirm nicht entfalten ... Warum gefährdet ein gesunder Mensch derart seine Gesundheit, sein Leben selbst. Gerade ein Mensch, der soviel Ex-tremsporterfahrung hat wie er und sich schon öfter in Graubereiche wagte, müsste durch gemachte Grenzerfahrungen den Wert seines Lebens noch bewusster schätzen, denke ich ...!

Dann, in den Medien, sich überschlagende Meldungen vom geglückten Sprung ...!

Irgendwie atme ich erleichtert auf, um gleichzeitig zu denken: „Hoffentlich kommt da nicht noch etwas nach, wenn er alle ärztlichen Untersuchungen hinter sich hat! Für ein solches Unterfangen ist der Mensch nicht angelegt!“

Über 39.000 m freier Fall, 4,2 Minuten lang in einer Geschwindigkeit, mit der er die Schallmauer durchbrach, die Probleme des unkontrollierten Trudelns, die er in den Griff zu bekommen hatte, bevor ihn spürbar die Bewusstlosigkeit zu erfassen drohte. Die nervliche Anstrengung, Konzentration und der Gedankenablauf in diesen bedrohlichen Momenten – für mich unvorstellbar. Und dann der Moment einer geglückten Landung, die die Welt aufatmen ließ und ihn sicher auch! Er fiel auf die Knie und riss beide Arme hoch.

Es muss wohl neben der Arbeit, die seine ganze Konzentration erforderte, gefühlsmäßig unglaublich viel abgelaufen sein, denn wie man lesen konnte, hat dem Mann der Sprung „keinen Spaß“ gemacht. Ein Moment der Freude kam – Meldungen zufolge – für ihn erst auf, als sich sein Fallschirm öffnete und er sich sicher war, dass er heil auf der Erde ankommen würde. In seiner Seele muss dabei viel passiert sein, denn er hat, wie ich hörte, zeitnah die Entscheidung getroffen, ganz mit dem Extremsport aufzuhören. Das ist für mich ein hoffnungsfrohes Fazit aus diesem, wie durch ein Wunder gut ausgegangenen, aber dennoch fast unwirklichen Unterfangen. Nach diesem unnachahmlichen Sprung kann das tiefe Gefühl der Seele – Achtung vor dem Wert des Lebens und der Schöpfung – nur noch größer geworden sein.

Sieglinde Seiler wurde 1950 in Wolframs-Eschenbach geboren. Sie ist Dipl. Verwaltungswirt (FH) und lebt mit ihrem Ehemann in Crailsheim. Seit ihrer Jugend schreibt sie Gedichte. Später kamen Aphorismen, Märchen und Prosatexte hinzu. Ferner fotografiert sie gerne. Bislang hat sie bereits über 200 Gedichte im Internet und in diversen Anthologien veröffentlicht.

*

Anders sein wollen?

Ich wollte gern mal anders sein,

so richtig böse und gemein.

Ist es eine Philosophie

des Lebens und wie erlern ich sie?

Ich lass die Liebe einfach sein,

schon bin ich böse und gemein!

Doch nachts, da regt sich das Gewissen,

fragt: „Ruhst du sanft in deinen Kissen?“

Des Teufels Fratze mir erscheint,

seh mich mit ihm in Höllenqual vereint.

Sollte so mein Leben enden?

Da will ich es doch wieder wenden.

Am Morgen bin ich dann erwacht, und dachte:

„Was für eine Nacht.“

Es ist doch besser, lieb zu sein,

und nicht mehr böse und gemein.

Ursula Keleschovsky wurde 1959 geboren und lebt in Aschaffenburg. Sie schreibt gerne Haikus und Aphorismen, erzählt Märchen und Geschichten frei oder erfindet welche zusammen mit Kindern.

*

Ich bin anders – und was bist du?

„Du bist komisch, anders, nicht wie wir.

Los, hau ab – verschwinde von hier!

Mit dir

wollen wir

uns nicht abgeben.

Geh

und leb doch woanders dein Leben!

Los, hau ab – verschwinde von hier!

Du warst nie,

bist nicht

und wirst nie wie wir!“

„Warum sollte ich je erwägen,

nach eurem Verhalten und Denken zu streben?

Jene, die Menschen durch Worte zerstören –

zu denen

möchte ich gar nicht gehören.

Denn Anderssein, das lasst euch sagen,

hat die Welt

vorangetragen.

Ohne Tüftler, Träumer und Exoten

blieben doch nur

Idioten.“

Eika Ehme studiert derzeit in Hildesheim und schreibt hobbymäßig Geschichten und Gedichte. In den vergangenen Jahren konnte sie ein paar Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien veröffentlichen.

*

Magnus, das Kind vom anderen Stern

Magnus fühlte sich auf unserer Erde nicht zu Hause. Die Regeln und Gewohnheiten seiner Umgebung entsprachen in keiner Weise seiner Gefühlswelt. Ihm war zumute, als sei er versehentlich auf einem fremden Planeten gestrandet.

Seine Eltern und seine Schwester sahen dies genauso, nur eben aus ihren Blickwinkeln. Wie sollten sie mit ihrem Kind oder dem Bruder kommunizieren, wenn ihre Mimik, Gestik, der Tonfall ihrer Stimme und der Blickkontakt mitsamt ihren dahinterstehenden Gefühlen von Magnus nicht richtig interpretiert wurden?

Magnus besaß mit seinen fünf Jahren keine Freunde. Er war nicht in der Lage, soziale Kontakte zu knüpfen, obwohl er sich dies in seinem Innersten wünschte. Mit den Bewohnern dieses Planeten zu interagieren war für ihn jedoch wie ein Buch mit sieben Siegeln.

Die Eltern hatten versucht, ihn durch den Besuch eines Kindergartens in die Gemeinschaft zu integrieren, was gründlich fehlschlug. Sein mangelndes Einfühlungsvermögen schreckte die anderen Kinder ab, die sich rasch von ihm zurückzogen. Mit seinen altklugen Reden verschaffte sich Magnus ebenfalls keine Freunde. Er wurde als Sonderling abgestempelt und ausgegrenzt. Selbst das geschulte Personal des Kindergartens war mit seinem sozial und emotional unangemessenen Verhalten überfordert. Darüber hinaus verunsicherte und stresste Magnus jegliche Störung seines immer gleichen Tagesablaufs, der minutiös eingehalten werden musste.

So saß er auch an seinem sechsten Geburtstag allein in seinem Zimmer. Magnus sortierte seine bereits vorhandenen und die als Geburtstagsgeschenk überreichten neuen Spielsachen pedantisch nach Gruppen, Farben, Größen und Formen und arrangierte sie in weiten Kreisen um sich herum. Die Tür des Kinderzimmers stand weit offen, damit seine Eltern und seine Schwester, die sich im Wohnzimmer aufhielten, das Geburtstagskind wenigsten ein bisschen im Blick hatten.

Es läutete an der Eingangstür. Eine befreundete Familie der Eltern erschien mit Kind und Hund, um Magnus zum Geburtstag zu gratulieren. Als der Junge den Besuch bemerkte, stand er sofort auf und schloss bis auf einen kleinen Spalt seine Kinderzimmertür. „Aus welchem Anlass versammeln sich in diesem Haus derart viele Menschen, stören meinen Tagesablauf und meine Isoliertheit?“, fragte er sich.

Seine Familie und die Gäste saßen fröhlich lachend an seiner Geburtstagstafel und genossen den Geburtstagskuchen, nachdem seine Schwester die sechs Kerzen ausgepustet hatte.

Später verlegte die kleine Gesellschaft das Fest nach draußen auf die Terrasse im Garten, da sich die Sonne nach einem Gewitter wieder von ihrer besten Seite zeigte. Zur Abendessenszeit sollte gegrillt werden und alle hofften, der Hunger würde Magnus nach draußen locken und sie würden das Geburtstagkind doch noch in ihrer Mitte begrüßen können. Da nichts dergleichen geschah, vergaßen sie mit der Zeit den eigentlichen Grund ihres Beisammenseins, bis auf Sammy, der Hund.

Dieser fristete in den vergangenen Stunden sein Dasein stets angebunden an einem Tisch- oder Stuhlbein. Ein etwaiges unkontrolliertes Zusammentreffen mit Magnus sollte auf jeden Fall vermieden werden, weil niemand einschätzen konnte, wie diese Begegnung enden würde.

Durch eine Unachtsamkeit verrückte jemand einen Stuhl derart, dass sich Sammys Leine unbemerkt von der Sitzgelegenheit befreite. Diese unerwartete Freiheit nutzte der Hund nicht etwa dazu, um im Garten herumzustromern, sondern um auf leisen Sohlen schleichend Magnus aufzusuchen. Die Tür zum Kinderzimmer war nur angelehnt. Vorsichtig stecke Sammy seine Schnauze durch den Spalt und öffnete ihn so weit, dass er in den Raum hineinschlüpfen konnte.

Magnus und der Hund standen sich Auge in Auge gegenüber und starrten sich an.

Sogleich verkroch sich der Junge verwirrt und angsterfüllt in die äußerste Zimmerecke, ohne den Blick von dem Hund zu wenden. Ganz sachte tappte Sammy auf Magnus zu und legte sich auf den Boden in einem Abstand, den das Kind noch als Fluchtdistanz akzeptierte.

Nach einer Weile überwog bei Magnus die Neugier. Vorsichtig tastete er sich zu Sammy vor. Inzwischen hatte dieser seinen Kopf entspannt auf seine Vorderpfoten gebettet und die Augen geschlossen. Schwanzwedelnd zeigte das Tier Wohlwollen gegenüber dem Kind. Verunsichert und zögerlich streckte Magnus seine rechte Hand aus. Mit dem Zeigefinger berührte er für ein, zwei Sekunden das Fell am Kopf des Hundes zwischen den Ohren.

Erschrocken ließ Magnus seine Hand zurückschnellen und besah sich ungläubig seinen Finger. Irgendetwas war geschehen. Er konnte nicht einordnen, was es war. Der Finger war nicht mehr derselbe wie vor der Berührung. Etwas Warmes war durch seine Nervenbahnen geströmt, bis in sein tiefstes Inneres. Nie gespürte, verborgene Emotionen durchpulsten seinen Körper. Sammy hatte es verstanden, die tief in Magnus eingekapselten Gefühle aufzubrechen.

Der Hund öffnete ein Augenlid und schielte zum erstaunten Gesicht des Kindes hoch. Sammy seufzte erleichtert und schien zu lächeln. Magnus gefiel, dass das Tier ihn im Gegensatz zu den Menschen in keiner Weise bedrängte. Er wollte mehr! Mutig streckte er erneut eine Hand aus und legte sie Sammy auf den Rücken. Vorsichtig strich der Junge mit seinen Fingern über Sammys Fell und fing an, vorsichtig darin zu wühlen. Er spürte Sammys gleichmäßigen Atem und seinen Herzschlag. Magnus war überwältigt.

Der Hund traute sich nun, seinen Kopf in den Schoß des Kindes zu betten. Magnus wurde nervös. So viel Nähe hatte er noch nie geduldet. Er blieb starr sitzen und atmete hastig. Die Ruhe, die von diesem anderen Lebewesen ausging, die Wärme und das gleichmäßige Heben und Senken seiner Flanken beruhigten das Kind jedoch nach einer Weile. Magnus kuschelte sich an Sammy heran und barg sein Gesicht in dessen Fell.

Vor lauter freudigem Schwanzwedeln hatte Sammy mittlerweile der von Magnus pingelig aufgereihten Spielzeugarmada den Garaus gemacht. Ein solcher Vorfall war normalerweise ein Auslöser für einen ungewöhnlich heftigen Wutausbruch bei dem Jungen. Magnus jedoch ignorierte dieses Mal das Durcheinander. Er war ausschließlich auf Sammy fixiert.

Zum Schrecken der übrigen Anwesenden wurde inzwischen die Abwesenheit des Hundes bemerkt. Als man ihn nicht durch Rufen und Versprechen von Leckerlis herbeilocken konnte und er auch nirgendwo im Garten zu finden war, befürchteten alle das Schlimmste. Sammy war doch nicht etwa ...? Was hatte die verdächtige Stille im Haus zu bedeuten?

Magnus’ Eltern stürmten in die Wohnung, die anderen Gäste hinterher. Vor dem Kinderzimmer machten sie halt. Schwer atmend lugten Magnus’ Vater und Mutter durch den Türspalt. Um mehr sehen zu können, mussten sie die Tür etwas weiter öffnen. Sie trauten ihren Augen nicht. In der Mitte des Raumes saßen Sammy und Magnus, der seine Arme um den Hals des Tieres geschlungen hatte. Als er die Erwachsenen bemerkte, blickte er zu ihnen auf und sagte mit Bestimmtheit: „Das ist mein Hund. Er gehört zur Rasse der Golden Retriever. Sein Name ist Bobo und wir sind beste Freunde.“

Verdattert schauten sich die in der Türe stehenden Erwachsenen und Kinder mit offenen Mündern an. Ohne ein Wort hervorzubringen und mit Tränen der Rührung in den Augen verzogen sie sich ins Wohnzimmer, um zu beraten, was zu tun sei.

Magnus hielt seinen Hund Bobo fest umschlungen. Das merkwürdige Verhalten der Erwachsenen samt Kindern konnte er nicht einordnen. Waren sie traurig, weil er einen Freund gefunden hatte? Die Tränen in ihren Augen riefen nur ein unverständiges Achselzucken bei ihm hervor.

„Wir können Magnus Sammy nicht wegnehmen! Bitte lasst ihn hier. Wir kaufen euch einen neuen Hund“, redete Magnus’ Vater Eric aufgeregt auf seine Freunde ein.

„Wenn ihr jetzt Sammy mit nach Hause nehmt, haben wir keine ruhige Minute mehr. Magnus rastet aus“, untermauerte Betty aufgewühlt die Worte ihres Mannes.

„Das trifft sich eigentlich recht gut“, meinte Delia. „Ab nächsten Monat gehe ich wieder den ganzen Tag arbeiten. Da bleibt für den Hund sowieso keine Zeit mehr übrig. Laura reitet lieber, als sich um Sammy zu kümmern, und Henry mochte den Hund eh nie besonders. Wir haben schon überlegt, ihn im Tierheim abzugeben. Ihr tut uns sogar einen großen Gefallen, wenn ihr Sammy behaltet.“

„Super, das wäre geklärt!“, riefen Eric und Betty erleichtert.

„Werde ich vielleicht auch mal gefragt?“, meldete sich Magnus’ Schwester Meret.

„Ja, okay. Sag schon, was du auf dem Herzen hast, Kleines“, drängelte Eric.

„Von mir aus kann Sammy bleiben und Magnus geben wir ins Tierheim“, spaßte Meret. Die anderen konnten sich ein Lachen nicht verkneifen.

Meret liebte ihren Bruder, den Außerirdischen, wie sie ihn manchmal liebevoll nannte. Er war so vollkommen anders als die Geschwister ihrer Freundinnen und Freunde. Für sie war Magnus etwas ganz Besonderes, auch wenn er manchmal ein bisschen zu besonders daherkam. Das Mädchen spürte, dass etwas Außergewöhnliches geschehen war und sich durch Sammys Anwesenheit in der Familie einiges zum Positiven ändern würde.

Das Wunder, auf das die ganze Familie gehofft hatte, geschah tatsächlich. Magnus fand in Bobo, alias Sammy, einen treuen Freund und Begleiter. Bobo nahm Magnus an seine Hand oder besser gesagt an seine vier Pfoten und führte ihn in kleinen Schritten aus seiner Isolation heraus. Magnus Verhaltensauffälligkeiten, die die Mediziner bei ihm im Alter von drei Jahren als Asperger-Syndrom diagnostiziert hatten, verblassten mit der Zeit immer mehr.

Renate Handge wurde 1952 in Wuppertal geboren. Sie wohnt in Velbert und findet im Ruhestand endlich die nötige Zeit, um sich als Hobbyautorin zu betätigen. Ihre Texte wurden bereits in diversen Anthologien verschiedener Verlage veröffentlicht.

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Wie Vorurteile unser Leben prägen

Wann ist man ein Außenseiter? Was macht einen dazu? Warum steht man im Abseits, wird man dazu gedrängt oder lässt man sich drängen? Viele Fragen und fast keine Antworten dazu. Es ist schon merkwürdig, welche Dinge oder Gründe dazu führen, dass man manchmal sogar ganz plötzlich in eine Situation kommt, die unüberschaubar scheint. Die bislang gefühlte Sicherheit ist fort, die Dinge oder die vermeintlichen Fäden, die man in den Händen hielt, entgleiten einem. Doch ich will am Anfang beginnen, damit Sie sich selbst ein Bild machen können:

Geboren wurde ich in den Siebzigern. Ein Wunschkind der Eltern, die Freude der Großeltern und das erste Mädchen in einer langen Folge von männlichen Nachkommen in der Familie meines Vaters. Dieses Mal war es Glück, dass genügend Nachkommen da waren, um den klangvollen Namen mit einem Von-und-zu weiterzutragen. Ich selbst machte mir nie etwas aus diesem Namen – ebenso hätte ich einen Allerweltsnamen tragen können, wen stört das schon!

Der Name war nur ein Puzzleteil von vielen, das mir kein Glück im Leben brachte. Als Einzelkind warf man mir von vornherein eine gewisse Arroganz vor, die – in den Augen der anderen – selbstverständlich auch durch Herkunft, Namen und Erziehung begründet wurden. Keinesfalls wurde ich in der Schule vorgezogen – nein, offenbar verlangte man sogar immer etwas mehr Wissen von mir. Die Lehrer gingen davon aus, dass ich zusätzlich privat unterrichtet wurde oder einen Zugriff auf die umfangreiche Bibliothek meines Großvaters hatte. Meine Mutter war keine hochgestellte Persönlichkeit, sondern eine einfache Frau mit einem normalen Bildungsniveau, die mit beiden Beinen auf dem Boden stand. Sie nähte beispielsweise viele Teile ihre Kleidung selbst und legte keinen Wert auf teure Stoffe, sondern auf Qualität und Praktikabilität. Arroganz war für sie ein Fremdwort. Meine Mutter war es auch, die mir vermittelte, dass man sich auf einen Namen nichts einbilden durfte. „Der Mensch ist wichtig – nicht sein Name oder der Glanz, der einst dahinterstand oder vielleicht heute noch dahintersteht, nur das Herz zählt“, pflegte sie zu sagen.

Mit all diesen Dingen hatte ich keine Schwierigkeiten fertig zu werden. Das, was mir wirklich zu schaffen machte, war folgende Aussage: Einzelkinder seien verzogen und arrogant, würden alles bekommen und brauchten – wie in meinem Fall – nur um etwas zu bitten und erhielten es ... Da war es wieder, dasselbe Vorurteil wie beim Geld, nur dieses Mal auf das Einzelkind projiziert.

Meine rotblonden Haare wurden in den 90er Jahren ein zusätzliches Desaster. Auf der weiterführenden Schule wurde ich wegen meiner Naturhaarfarbe ausgegrenzt. Der Farbton war nicht angesagt – oder up to date, wie es so schön hieß ... Ich passte in keine Schublade und zu keiner Cliquengemeinschaft. War ich wirklich so anders, nur weil mein Name ein Von-und-zu enthielt? War ich ein schlechter Mensch wegen der rotblonden Haare?

Das Einzelkind, was als verwöhnt verpönt war, erhielt in den Zeugnissen dessen ungeachtet die Bestätigung, dass es freundlich, höflich und aufgeschlossen war. Hilfsbereit im Umgang mit anderen Mitschülern ... Wie ließ sich diese Aussage mit denen der Mitschüler vereinen?

Es ist nicht gerecht – Menschen sind nicht gerecht, wenn sie an Vorurteilen und Klischees festhalten.

Unser Leben wird geprägt von Vorurteilen. Teils bekommen wir diese von Daheim mit auf den Weg, teils übernehmen wir sie von unseren Freunden. Die Medien haben beispielsweise ein Schönheitsideal geschaffen, alles muss einem Maß, einer Norm, einem Idealbild entsprechen ... Unsere Gesellschaft schafft Außenseiter, indem sie Vorurteile erzeugt und starre Grenzen anlegt.

Wenn Menschen sich dagegen wehren in eine Schublade einsortiert zu werden, gelten sie als Nörgler. Wir sind immer noch so stark an Vorurteile gebunden, glauben sogar an Dinge, die lange überholt sind. Nur wenn wir lernen umzudenken und nicht an verstaubten Klischees hängen bleiben, gelingt es uns, Freiräume im Denken zu erreichen und Vorurteile abzubauen.

Einzelkinder sind nicht immer arrogant – sie müssen auf andere zugehen, lernen und Fragen stellen, sie sind im Gegenteil oftmals kontaktfreudiger als Kinder aus kinderreichen Familien.

Rothaarige sind nicht immer biestig und gemein – das ist meines Erachtens ein Uraltklischee aus der Zeit des Mittelalters! Jemand, der einen Titel trägt, ist nicht gleichzeitig reich, privilegiert und besitzt Häuser oder Land!

Das waren nur drei von vielen gängigen Vorurteilen, die Menschen ins Abseits drängen. Klar wird nun manch einer denken, Ausnahmen bestätigen die Regel ... Aber ganz ehrlich, ertappen wir uns nicht auch hin und wieder in Situationen, wo wir selbst denken, das passt zum gängigen Klischee ...?

Oftmals reduziert man Menschen nur durch ihr Äußeres auf ein Minimum, ohne sich die Mühe zu machen, hinter die Fassade sehen zu wollen. Wenn wir wirklich aufrichtig sind, haben wir unser Urteil bereits auf den ersten Blick gefällt und wollen jemanden, der „die Attribute“ aus unserem Kopf erfüllt, meist gar nicht mehr kennenlernen. Dadurch verpassen wir vielleicht unsere schönsten Momente, Erlebnisse oder sogar die Möglichkeit, Freundschaften zu schließen ...

Dorothea Möller, geboren 1961, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sie lebt und arbeitet in Hamm (Nordrhein-Westfalen). Vor einigen Jahren fand sie wieder zum Schreiben zurück und verfasst seitdem Märchen, fantastische Geschichten (Urban Fantasie), Dinge aus dem Leben und historische Kurzgeschichten, die sie in diversen Verlagen veröffentlicht.

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Hacim:
172 s. 4 illüstrasyon
ISBN:
9783960744238
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