Kitabı oku: «Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 7», sayfa 2

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Ziemlich super Freunde

Es war vor vielen Jahren, als die Menschen noch nicht so hektisch waren, die Technik das Leben nicht beherrschte und der Lebensstil einfacher war. Es gab keine Supermärkte, keine Versandhäuser und man kaufte im kleinen Tante-Emma-Laden um die Ecke gemütlich ein: pikante Salzbutter und würzige Salzgurken im Butterhaus, Zucker und Mehl, abgewogen in reißfesten Tüten, im Lebensmittelgeschäft – und Blumen im Blumenladen. Die Kinder lasen Bücher; Fernsehen und Telefone gab es nur wenige in den Haushalten.

Eben zu dieser Zeit bummelte ein kleines Mädchen nach der Schule durch die kleine Stadt und schaute sich die Auslagen in den Fenstern der Geschäfte an. Die Kleine hatte keine speziellen Wünsche und ihr Taschengeld war nicht hoch: 2,- D-Mark im Monat. Ihre Eltern waren zwar nicht arm, aber eben auch nicht reich. Das Mädchen musste mit seinem Geld haushalten.

An der Ecke, an der das zierliche Mädchen die Straße überqueren musste, gab es ein Sämereigeschäft, langweilig, aber trotzdem schaute die Kleine ins Schaufenster hinein. Sie musste lächeln. Hinter der Fensterscheibe tummelten sich kleine Küken von Enten, Gänsen und Hühnern.

„Sind die süß“, dachte die Kleine und ging spontan in den Laden, legte ihr gesamtes Taschengeld für einen Monat auf die Theke und sagte kess: „Ich möchte ein Gänseküken.“ Die Besitzerin wunderte sich ein wenig, hatte aber keine Bedenken – denn das hier war nicht der große Deal. Mit einem kleinen Karton in der Hand, in den Löcher gebohrt waren und aus dem es aufgeregt piepste, ging das Mädchen nach Hause.

„Was bringst du denn da mit?“, fragte die erstaunte Mutter.

„Eine Gans.“

„Wie bitte? Und was sollen wir damit?“

„Schwimmen lassen.“

„Schwimmen lassen. Du bist ja gut. Wir haben keinen Garten und auch keinen Teich.“

„Nee, aber Oma hat doch einen Garten.“

„Das stimmt schon, aber sie hat auch eine Katze …“ Mittlerweile hatte die überraschte Mutter sich beruhigt, eine große Spülschüssel aus der Kammer nebenan geholt, frisches Wasser in die Schüssel gefüllt und das kleine gelbe Federknäuel auf das Wasser gesetzt. Der Quirl paddelte vergnügt im Zickzack in dem Mini-Teich herum. „Da musst du erst mal die Oma fragen, ob sie den kleinen Pieper beaufsichtigen will. Außerdem müsstest du jeden Tag hingehen, um das Tier zu füttern. Der Oma kannst du das nicht zumuten. Das Tier braucht ein Gehege und und …“ Dieses Kind!

„Ich könnte ja erst einmal aus Draht provisorisch ein kleines Viereck umzäunen“, äußerte sich der Vater sachlich zu dem Chaos.

Erst vor Kurzem war die Familie in diese Mietwohnung gezogen, Bedingung: keine Tiere. Vorher lebten sie mit Oma beengt in dem alten Haus, nicht weit von hier, vielleicht 20 Häuser entfernt in der gleichen Straße.

Das Mädchen ging am späten Nachmittag zur Oma, um das piepsende Problem zu besprechen. „Oma, kannst du ein kleines Gänseküken in der Waschküche gebrauchen?“

„Wa...as?“

„Ich habe mir heute einen Gottlieb gekauft. Kann ich den behalten?“

„Wer ist Gottlieb?“

Das Mädchen erzählte, die Oma hatte Verständnis und schmunzelte. Die Waschküche war vor einiger Zeit angebaut worden, um das alte Haus moderner zu machen. An eine Waschküche mit Piepstönen in der Nacht hatte dabei wohl keiner gedacht. Der Vater baute im Garten ein kleines Karree mit festem Maschendraht und eine alte Weinkiste für den tagtäglichen Transport, abends rein und morgens raus, fand sich in der rumpeligen Scheune. Futter musste auch gekauft werden, aber fürs Erste taten es Haferflocken.

Eigentlich glaubte keiner, dass Gottlieb die abenteuerliche Einquartierung lange überstehen würde. Außerdem gab es noch andere Leute, die hier einen kleinen Garten gepachtet hatten, und die wunderten sich wahrlich über das einsame Küken. Na ja, Omas Kater Pepe würde sich schon um den Gottlieb kümmern. Aber der, der schaute nur zu, wie der Pieper herumlief, leise Töne von sich gab und etwas Gras pickte. Er beobachte das merkwürdige Piepsknäuel und sonst passierte nichts.

Mit der Zeit verlor Klein-Gottlieb seinen Flausch und er bekam schöne weiße Federn und vor allen Dingen: Er wuchs. Er wuchs zu einem stolzen Ganter heran, mit langen schneeweißen Federn und kräftigen Flügeln. Manchmal schaffte er es sogar über den Draht und dann lief er in den anderen Gärten herum – sehr zum Ärger des grauhaarigen Gartennachbarn.

„Das geht doch nicht. Der pickt doch alles ab. ... Ich könnte die Hauptarbeit schon erledigen …“, maulte er verdächtig gestikulierend. Der Vater dachte an seine kleine Tochter, holte tief Luft und vergrößerte das Gehege.

Die Kleine umsorgte den Gänserich liebevoll. Jeden Abend ging sie zu ihm, fütterte ihn und sprach mit ihm. Sogleich war der neugierige Kater Pepe zur Stelle. Ab und zu hatte Gottlieb Langeweile und er meuterte ziemlich laut. Dem großen Kerl fehlte Betätigung, besonders an sommersonnigen Tagen. Das Mädchen grub eine Mulde in ein Gartenbeet und füllte sie mit Wasser, denn das Regenfass reichte mittlerweile für Gottliebs Größe nicht mehr. Wenn das kleine Mädchen ihn vorsichtig und liebevoll auf den Arm nahm, nahm er das ruhig und gelassen hin. Die beiden mochten sich. Allerdings war der gebuddelte Teich nur begrenzt haltbar – das Wasser versickerte nach einiger Zeit. Also das Ganze noch einmal, oder aber die Badezeit war beendet.

Der Herbst kam, Blätter fielen, und bald erfanden die beiden ungleichen Gartenbewohner ein neues Spiel. Oft saß der Kater nur still da und beobachtete Fliegen und sonstiges Kleingetier. Dabei zuckte sein Schwanz aufgeregt hin und her. Gottlieb biss gereizt hinein. Pepe erschreckte sich dann furchtbar und rannte im Katzengalopp los. Der Ganter behielt jedoch den Schwanz im Schnabel und düste mit flatternden Flügeln hinterher. Eine heitere, filmreife Gemeinschaftsproduktion, ein lustiges Gespann. Mit der Zeit bekamen die beiden Übung und wurden immer schneller. Gottliebs Watschelbeinchen kamen kaum mit, aber sie hoben sich sogar vom Boden ab.

Das Mädchen musste darüber lachen. Der griesgrämige Nachbar schaute interessiert zu. Ab und zu hob er den Gänserich hoch. Überprüfte er sein Gewicht? Wollte er ihn kaufen? Oder wollte er ihn gar …? Gottlieb fauchte; er mochte ihn nicht. Gottlieb und Pepe, die beiden mochten sich. Manchmal saßen sie nahe beieinander, und schauten sich nur still an. Der Nachbar kam in letzter Zeit verdächtig oft, zu oft, sogar an kühleren Tagen.

Argwöhnisch schauten sich die beiden Freunde an. „Das lässt nichts Gutes ahnen. Was machen wir?“ Leise gab jeder ein paar Töne von sich. „Unser Spiel ist gut. Wir müssen es nur verbessern. Du musst noch kräftiger mit den Flügeln schlagen.“ Am nächsten Tag wiederholten sie das Spiel und wieder und wieder. Es klappte schon besser. Der Ganter kam ein ganzes Stück voran. Er hatte das Fliegen ja vorher nie gelernt. „Mau. Heute versuchen wir es. Es wird Zeit. Die Tage werden kürzer. Zieh du los! Ich habe meine Menschenfamilie und das Haus. Los!“ Pepe rannte wie der Blitz, Gottlieb hinterher und dann ging er in die Lüfte, und Kater Pepe stand mit steilem, winkendem Schwanz am Boden.

„Tschüss Pepe“, schnatterte Gottlieb wehmütig. Er flog über Felder und über weihnachtlich beleuchtete Tannenbäume auf Marktplätzen. Unter ihm weites Land und mittendrin ein Fluss. Gottlieb verlangsamte seinen Flügelschlag und landete tölpelhaft in der Nähe einer Vogelversammlung. Geschnatter und Geschnatter. Höckerschwäne, Graugänse und Stockenten. Die Gefiederten schauten ihn an. „Wo kommst du Fremdling denn her? Bist du aus der Stadt?“

„Kr-kr.“

„Ja, jetzt ist das eine gefährliche Zeit. Aber hier sind wir sicher. Freundliche Menschenkinder bringen uns sogar Futter. Und im Frühjahr sprießen kleine runde, blütenweiße Blümchen, richtige Leckereien.“ Die bunt Gefiederten musterten diesen fremden, gewichtigen Eindringling und nahmen ihn schließlich freundlich auf. Es gab genug zu fressen, keine Konkurrenz. Schlaraffenland. Ganter Gottlieb musste allen Umherstehenden seine aufregende Geschichte erzählen, und sie feierten lautstark seine Freiheit. Er dachte noch einmal an Pepe, der jetzt im warmen Haus auf dem Sofa lag, und dann mischte er sich unter das Futter pickende Federvolk.

Doris Giesler machte eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin. Sie schrieb schon damals kurze Geschichten für Zeitungen und Tierkalender.

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Der verlorene Klöppel

Wie in jedem Jahr herrschte vor Weihnachten im Reiche des Weihnachtsmannes, in der Stadt am kalten Ende der Welt, große Aufregung. „Oh jemine, oh jemine, Wichtelzwerg und Winterfee, Jutesack und Sternenstrahl, nichts wird fertig allzumal!“, jammerte Ruprecht, der persönliche Assistent des Weihnachtsmannes. Das war nichts Besonderes, denn er begann immer schon um die Osterzeit herum zu jammern. Deshalb wurde er von den anderen fleißigen Weihnachtsgeistern nicht so recht ernst genommen. Im Gegenteil, die kleinen Weihnachtselfen kicherten und die Wichtel zogen Grimassen und äfften den Ruprecht nach. Zum Glück war der aber so beschäftigt, dass er keinen Blick für dererlei Späße hatte, sonst hätte es bestimmt ein Donnerwetter gegeben!

Es geschah einen Tag vor Weihnachten. Der große Schlitten des Weihnachtsmannes war hoch mit Geschenken beladen, die Rentiere warteten darauf, bald angespannt zu werden, und scharrten schon ungeduldig mit den Hufen. Ruprecht hatte eine Generalprobe angesetzt, etwas, das er in jedem Jahr tat. Er war der Meinung, nur nach einer Generalprobe würden der Weihnachtstag – und vor allem die Nacht – reibungslos ablaufen! Außerdem bestimmte er dabei immer die fünf Elfen, die dem Weihnachtsmannschlitten voranflogen und die gläsernen Weihnachtsglöckchen läuteten. Jede Elfe war für einen Teil der Erde zuständig, und das Läuten zeigte den Rentieren den Weg.

In diesem Jahr fiel seine Wahl auf Mariele, Amili, Nini, Leni und Mirie. Hei, wie freuten sich da die Ausgewählten! Aufgeregt flatterten sie herbei und bekamen von Ruprecht ihre Glöckchen ausgehändigt. „Dass ihr ja gut darauf aufpasst“, mahnte er die Elfen, deren Übermut er zur Genüge kannte.

„Aber ja, aber ja doch, lieber, lieber Ruprecht“, riefen die Fünf und tanzten einen Flatterreigen durch die Luft, von dem einem beim Zusehen angst und bange werden konnte. Und – hast du nicht gesehen – geschah auch schon das Unglück! Mirie stieß bei einem turbulenten Rückwärtsflug mit dem Popo heftig gegen den Schlitten. Dabei fiel ihr das Glöckchen aus der Hand, wirbelte hoch hinaus und landete auf einem halb vollen Sack Heu. Erschrocken hielten alle Elfen inne, dann eilten sie schnell an die Absturzstelle, um nach dem Glöckchen zu suchen. Das hatten sie auch bald gefunden, und es sah so aus, als wäre nichts kaputt gegangen.

Aber schnell bemerkte Mirie, dass ihr Glöckchen nur auf den ersten Blick in Ordnung war. Etwas Schlimmes war passiert: Der Klöppel hatte sich gelöst und war verschwunden! Und ohne Klöppel konnte das Glöckchen nicht klingen! Mirie schüttete das Heu aus dem Sack, sie suchte und suchte, kein Klöppel war zu finden. Verzweifelt saß das kleine Elfchen inmitten des Heuhaufens auf dem leeren Sack und weinte herzzerreißend. Was sollte sie nur tun? Die anderen Elfen trösteten sie und halfen, das Heu wieder in den Sack zu stopfen.

„Bestimmt ist der Klöppel auf den Schlitten gefallen und liegt nun inmitten der Geschenke“, meinte Leni.

„Dann werden wir ihn nicht finden“, sagte Nini und strich der traurigen Mirie über die blonden Löckchen.

„Ich weiß, was wir tun“, rief Amili, „wir fragen die Wichtel, die sind doch so geschickt, vielleicht können sie einen neuen Klöppel anfertigen?“

Gesagt, getan.

Amili und die anderen Elfen flogen mit Elfenhochgeschwindigkeit zur Wichtelwerkstatt. Dort angekommen hörten sie fröhlichen Gesang. Die Arbeit der Wichtel war für dieses Jahr beendet. Jetzt räumten sie auf und putzten, dazu sangen sie das Weihnachtswichtellied:

Weihnachtswichtel werden wir genannt,

sind bekannt in Stadt und Land.

Fleißig, fleißig das ganze Jahr

ist die Weihnachtswichtelschar!

Lalala und lulalei, fleißig ist die Wichtelei!

Lalala und lulalei, fleißig ist die Wichtelei!

„Hallo, hallo, alle mal herhören!“ Amili stellte sich auf die große Werkbank, um von allen gesehen zu werden. Da kamen alle Wichtel herbei und wollten wissen, was es denn so Wichtiges gäbe. Die kleine Elfe erzählte, was passiert war, und dass sie nun unbedingt schnell, dringend, und ohne dass Ruprecht etwas von dem Vorkommnis erfuhr, einen neuen Klöppel für das Glöckchen von Mirie brauchten!

„Mmh, das wird nicht einfach“, meinte der Holzwichtel – eigentlich war er für die Schaukelpferde und anderes Getier zuständig. „Ein Holzklöppel, der klingt nicht, da kann ich leider nicht helfen!“ Auch vom Schneiderwichtel war keine Hilfe zu erwarten, denn ein Klöppel aus Stoff? Da würde man ja rein gar nichts hören! Auch die anderen Handwerker der Wichtelwerkstatt hatten keine Idee. Da begannen die Elfen zu weinen. Mirie konnte vor lauter Traurigkeit nicht mehr fliegen und wollte gerade mit hängendem Köpfchen zu Ruprecht gehen und das Missgeschick beichten, da öffnete sich die Türe und herein kam Quirin, der Glasbläserwichtel.

„Nanu, was ist denn hier los?“, fragte er. „Morgen ist Weihnachten, da wird nicht geweint!“

Mirie erzählte schluchzend von ihrem Missgeschick.

„Mirie, Mirie, da sieht man mal wieder, wie wenig gut der Übermut tut! Aber ich kann dir helfen. Komm mal mit!“ Quirin nahm Mirie bei der Hand und ging mit ihr und den anderen Elfen in seinen Werkstattteil. Oh, wie glitzerte und funkelte es dort. Christbaumkugeln in allen Farben gab es zu sehen, gläserne Vögel und Tannenzapfen. Einfach wunderschön!

„So, jetzt gib mir mal dein Glöckchen“, sagte Quirin, „damit ich die Größe des Klöppels messen kann. Und dann geht ein wenig zur Seite, es wird heiß!“ Mit offenem Mund schauten die Elfchen Quirin zu. Der pustete mit dicken Bäckchen in ein Rohr, an dessen Ende aus einer Glasstange über dem Feuer ein Klöppel entstand. Quirin öffnete eine Schublade, holte eine passende Öse heraus und befestigte dann den Klöppel im Glöckchen.

„Kleine Klangprobe gefällig?“ Er grinste über das ganze Wichtelgesichtchen.

„Oh danke, danke“, riefen die Elfen im Chor und: „Quirin, du bist der Größte, nein, der Allergrößte!“

Jetzt wurde Quirin verlegen. „Ihr müsst wissen“, sagte er, „vor vielen, vielen Jahren habe ich diese Weihnachtsglöckchen geblasen, aus himmlischstem Glas. Damals hatte ich viel Arbeit, denn die Menschen schmückten ihre Christbäume mit den schönsten Glaskugeln, die ihr euch denken könnt. Leider nehmen sie heute viel Plastikzeug und hängen das an die Zweige. Deshalb habe ich nicht mehr viel zu tun. Umso mehr freut es mich, dass meine Kunst euch helfen konnte. Jetzt aber rasch, bevor euch Ruprecht vermisst, ich denke die Reise wird bald losgehen!“

Da bedankten die Elfchen sich noch mal und flogen winkend davon. Sie kamen genau rechtzeitig zum großen Abflug an, schwangen sich in die Lüfte und läuteten mit ihren gläsernen Glöckchen die Weihnacht ein.

Andrea Lutz war schon als Kind extrem fabuliersüchtig. Dieser Sucht ist sie bis ins Erwachsenenalter treu geblieben. Ihre Geschichten, Märchen und Gedichte können in über 50 Anthologien und eigenen Büchern gelesen werden.

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Das kleine Tannenbäumchen

Der Schnee lag so still über dem Wald. Es schneite und schneite ganz leise ... und die Zweige des kleinen Bäumchens waren weiß, voller Schnee. Es war traurig. Das kleine Tannenbäumchen war so traurig, wie es da neben den großen Tannenbäumen stand.

Familien gingen durch das Waldstück, in dem die Tannenbäume darauf warteten, später dann, am Heiligen Abend, in der warmen Stube stehen zu dürfen. Jeder große Tannenbaum träumte davon, als wunderschön glänzender Baum in der Stube stehen zu dürfen. Alle großen Bäume malten sich aus, wie sie glänzend mit Lametta, Kugeln und Kerzen die Kinderaugen zum Leuchten bringen würden. Das kleine Tannenbäumchen aber wurde trauriger und trauriger, weil die Familien mit ihren Kindern einfach an ihm vorbei liefen.

Sascha lief mit seinem Vater an der Hand die Bäume ab und bei jedem Baum lächelte er. „Papa, Papa, den nehmen wir!“ Bei vielen Bäumchen hatte der vierjährige Junge dies vor Aufregung laut ausgerufen. „Mama, Mama, ich will den haben!“, rief Sascha schon wieder bei dem nächsten Baum. Sascha war ganz aufgeregt und voller Freude. Der Heilige Abend stand vor der Türe, und das Christkind würde ihm bestimmt etwas schenken. Der Nikolaus war ja schon da gewesen und hatte ihm einige Überraschungen gebracht.

Im Kindergarten wurden Sterne gebastelt aus Folie und sie sangen Lieder. Manchmal wurde eine Kerze angezündet, und jedes Kind im Kindergarten freute sich schon auf Heiligabend.

Die Familie ging die Bäume weiter entlang. Es standen wunderschöne Bäume da. Jeden wollte Sascha schon mitnehmen. Der kleine Tannenbaum hörte Saschas Ausrufe und wurde trauriger und trauriger. Die großen Bäume aber wurden alle sehr stolz. Jeden großen Baum wollte Sascha mitnehmen. Da fing der kleine Tannenbaum zu weinen an und stand nun da, auf seinen Tannenzweigen glitzerte das Eis jetzt in den hellsten Farben. Silbern glitzerten die Zweige.

Es dämmerte jetzt leicht, und mit dem Schein der Taschenlampe, die Saschas Vater darum hervorgezogen hatte, leuchtete die Familie den kleinen Tannenbaum an. Er stand klein und glitzernd da. Silbern glitzernd die kleinen Tannenzweige!

Plötzlich stand Sascha still vor dem kleinen Tannenbaum. Er sah ihn einfach nur an. Stand da und sah ihn an. Sein Vater stand neben ihm. Sein Vater sah nun Sascha an. Sascha sagte lange Zeit kein Wort. Stand einfach nur vor dem kleinen Tannenbaum.

Dem Tannenbäumchen war, als würden nun vom warmen Blick des kleinen Jungen die Eiszapfen schmelzen.„Papa, Mama, der kleine Tannenbaum wird bei uns wunderschön aussehen!“, sagte da Sascha still. Seine Mutter sah Sascha an, dann sah sie zu Saschas Vater. Saschas Vater nahm den Jungen plötzlich in den Arm und lächelte. „Mama, wir nehmen das kleine Tannenbäumchen doch mit, oder?“ Sascha sah seine Mutter nun so bittend, fragend an! „Papi, wir nehmen ihn doch mit nach Hause, bitte ...?“ Sascha sah wieder fasziniert das kleine Tannenbäumchen an. „Papa, Mama, bitte!“ Still stand Sascha mit seinen Eltern vor dem kleinen Tannenbäumchen. „Papa, Mama, wir nehmen ihn mit, bitte!“ Sein Vater nickte seiner Frau lächelnd zu.

„Ja Sascha, wir nehmen ihn mit!“, sagte da seine Mutter.

Das kleine Tannenbäumchen hob nun voller Freude seine kleinen Zweige an, hoch in den Himmel hinauf. Gerade so, ja so, als würde es den Himmel nun umarmen wollen. Die großen Bäume sahen zu, wie das kleine Tannenbäumchen von der Familie mitgenommen wurde.

An Heiligabend stand es dann auf einem kleinen Tisch. Eine Weihnachtsdecke lag unter dem Tisch, und Saschas Eltern hatten es so liebevoll geschmückt. Das Lametta am Baum glitzerte nun silbern wie die Eiszapfen, die damals im Wald an ihm hingen, nur diesmal strahlte das kleine Bäumchen voller Freude. Saschas Augen würden bald strahlen. Das kleine Bäumchen strahlte in wunderschönem Glanz!

Dani Lorenz wurde in einer Kleinstadt in der Oberpfalz/Bayern geboren. Schreiben ist ihre Leidenschaft.

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Beinahe ganz gewöhnliche Weihnachten

Daniel war aufgeregt. Schon seit Tagen war er so aufgeregt, dass er kaum noch schlafen konnte. Manchmal dauerte es fast eine Stunde, bis er eingeschlafen war, und wenn er träumte, waren es meistens Träume, aus denen er schweißgebadet erwachte. Und dabei stand Weihnachten kurz bevor, ein Fest, auf das er sich jedes Jahr freute. So wäre es auch in diesem Jahr gewesen, besser gesagt, so war es auch in diesem Jahr gewesen, bis … bis er diese blöde Zusage gegeben hatte. Wie oft hatte er das schon bereut.

Alles hatte ganz harmlos angefangen. Vor drei Wochen war er guter Dinge vom Fußballspielen mit seinen Freunden nach Hause gekommen. Das heißt, so ganz guter Dinge war er doch nicht gewesen. Er hatte nämlich wieder einmal die Zeit vergessen und sich fast eine halbe Stunde verspätet. Das würde Ärger geben, da war er ganz sicher. Seine Eltern legten großen Wert auf Pünktlichkeit, besonders im Winter, wenn es draußen früh dunkel wurde. Sie begründeten das damit, dass in der Woche das Abendessen die einzige Mahlzeit sei, die die Familie gemeinsam einnehmen könnte, aber das traf schließlich im Sommer ebenso zu. Er wusste genau, dass sich seine Eltern nach Einbruch der Dämmerung einfach ganz schnell Sorgen um ihn machten. Das fand er zwar insgeheim gut, zeigte es ihm doch, wie viel er seinen Eltern bedeutete, andererseits wurde er deswegen von seinen Freunden manchmal gehänselt und als „der Kleine“ verspottet, was ihm natürlich überhaupt nicht gefiel. An jenem Abend vor drei Wochen schien der Ärger vorprogrammiert. Schuldbewusst blickte er zu seinen Eltern hinüber, die, statt am gedeckten Tisch zu sitzen, unruhig durch die Wohnung liefen.

„Endlich, da bist du ja!“, rief sein Vater in strengem Tonfall, wobei er die Augenbrauen anhob.

„Gott sei Dank, wir haben uns schon Sorgen gemacht“, sagte die Mutter. Das klang weniger streng als vielmehr sehr erleichtert.

„Ich zieh mich nur schnell um und wasch mir die Hände.“ Fünf Minuten später saß Daniel mit seinen Eltern beim Abendbrot. Ihm war ein Stein vom Herzen gefallen, als das befürchtete große Donnerwetter ausgeblieben war. Und aus dieser inneren Dankbarkeit heraus machte er einen verhängnisvollen Fehler.

„Übrigens hat mich heute der Pastor angerufen“, begann seine Mutter unvermittelt. „Er möchte gerne, dass am Heiligabend möglichst viele Kinder den Gottesdienst mitgestalten. Und da er weiß, dass du Oboe spielst, hat er mich gefragt, ob du während des Krippenspiels zwei oder drei weihnachtliche Stücke spielen würdest.“ Seine Mutter setzte das gewinnendste Lächeln auf, das ihr zu Gebote stand, und sah ihrem Sohn direkt in die Augen. „Ich habe dem Pastor gesagt, dass du es bestimmt machst. – Das wirst du doch, oder?“

Vor Schreck hätte sich Daniel beinahe verschluckt. Er ließ den Blick von seiner Mutter zu seinem Vater wandern, dessen Miene noch immer etwas verkniffen wirkte. Wenn er jetzt seine Mutter enttäuschte, würde sich der Zorn seiner Eltern wegen seiner Unpünktlichkeit möglicherweise doch noch Luft machen, das spürte er instinktiv. Und so antwortete er – genauer: So antwortete es aus ihm heraus: „Wenn’s denn sein muss. Meinetwegen.“

„Siehst du, ich hab es doch gewusst“, sagte seine Mutter triumphierend.

Dieser Satz hatte seinem Vater gegolten. Vielleicht hatten seine Eltern bereits Wetten darauf abgeschlossen, ob er sein Einverständnis geben würde, aber danach fragte er lieber nicht mehr. Ihm war sowieso kaum noch nach Sprechen zumute. Worauf hatte er sich bloß eingelassen?

Weihnachten rückte näher, und eines Morgens war es so weit: Der Kalender zeigte unmissverständlich den 24. Dezember an. Draußen schneite es, richtiges Weihnachtswetter. Normalerweise hätte spätestens jetzt die Vorfreude auf das Fest von Daniel Besitz ergriffen, aber normal war seit drei Wochen für ihn gar nichts mehr. Stattdessen steckte ihm schon am frühen Morgen ein dicker Kloß im Hals. In wenigen Stunden begann der Heiligabend-Gottesdienst, und damit auch sein Soloauftritt. Natürlich hatten schon einige Proben stattgefunden, und der Pastor hatte sich über alle mitwirkenden Kinder lobend geäußert. Aber was war eine Probe in der leeren Kirche im Vergleich zu einer Aufführung am Heiligen Abend, an dem die kleine Kirche – es handelte sich um eine Kapelle aus dem zwölften Jahrhundert – aus allen Nähten platzen würde? Jeder falsche Ton stünde unerbittlich für Sekundenbruchteile im Raum, bevor er von den nachfolgenden Tönen abgelöst würde. Oder, noch schlimmer als ein bloßes Verspielen: Was wäre, wenn er plötzlich ins Stocken geriete, überhaupt nicht mehr weiter spielen könnte, eine totale Blockade hätte? Gar nicht auszudenken.

Für einen Augenblick war Daniel furchtbar wütend, wütend auf den Pastor, der seine Mutter angerufen hatte, wütend auf seine Mutter, die dem Pastor eine Zusage gegeben hatte, noch bevor sie mit ihm selbst gesprochen hatte, und wütend auf sich selbst, sich auf diese Geschichte eingelassen zu haben. Dann sah er durch die Fensterscheiben die Schneeflocken tanzen, sacht durch die Luft wirbeln und sanft zu Boden gleiten, und seine Wut schrumpfte zu einem bloßen Unbehagen, einer nervösen Anspannung.

Daniel saß mit seinen Eltern und der Oma im gemütlich warmen Wohnzimmer. Der Duft der großen Nordmanntanne, die prächtig geschmückt vom Boden bis zur Decke ragte, mischte sich mit dem Geruch der Kerzen und der Leckereien, die auf mit weihnachtlichen Motiven bemalten Tellern vor ihnen standen. Unter dem Baum lagen viele in buntes Weihnachtspapier eingewickelte Päckchen. Daniel bemerkte drei auf ihn gerichtete Augenpaare.

„Na, möchtest du nicht deine Geschenke auspacken?“, fragte ihn die Mutter. „Im letzten Jahr konntest du es gar nicht erwarten.“

Daniel blieb noch einen Moment regungslos sitzen. Er dachte an den Gottesdienst, daran, dass das Krippenspiel und auch sein Oboenspiel ohne Pannen verlaufen waren. Nach dem Gottesdienst hatte sich der Pastor bei allen Kindern mit einem großen Schokoladennikolaus für die gelungene Aufführung bedankt. Der gesamte Ablauf des Gottesdienstes – das Singen der Gemeinde, die Weihnachtsbotschaft, die der Pastor verkündet hatte, und das Krippenspiel mit seiner musikalischen Begleitung auf der Oboe - hatte ihn in eine Stimmung heiterer Gelassenheit versetzt. Vor der Kirche, als die Gemeinde noch bei einem Glas Glühwein für die Erwachsenen und Orangensaft für die Kinder zusammenstand, hatte ihn Oma ganz gerührt in die Arme geschlossen und mehrfach geschluchzt, wie schön er doch gespielt habe. Auch die Mutter hatte ihm liebevoll über das Haar gestrichen und gesagt, wie toll die Aufführung gewesen sei, und dass er sich nicht ein einziges Mal verspielt habe. Selbst sein Vater brachte seine Anerkennung durch zweimaliges Klopfen auf seine Schultern zum Ausdruck. All dies hatte in Daniel ein Gefühl dankbarer Zufriedenheit ausgelöst. Mit einem Mal hatte er die tiefe Sehnsucht verstanden, die aus dem Feldpostbrief vom 26.11.1944 seines verstorbenen Uropas Josef herauszulesen war, den ihm Oma neulich gezeigt hatte:

In vier Wochen haben wir schon den 2ten Weihnachtstag. Wir wollen hoffen, dass wir nächstes Jahr Weihnachten alle zusammen in der Heimat feiern können, denn das ist doch eins unserer schönsten Feste.

Daniel hatte die leichte Enttäuschung in der Stimme seiner Mutter nicht überhört. Natürlich freute er sich auf die Geschenke, darauf, langsam und bedächtig ein Päckchen nach dem anderen auszupacken. Aber er spürte deutlich wie nie zuvor, dass die Geschenke nicht das Wichtigste am Fest waren, sondern der weihnachtliche Friede, der sich in sein Herz gesenkt hatte. Er lächelte seiner Mutter zu. Dann stand er auf, ging zum Weihnachtsbaum und griff behutsam nach einem der bunten Päckchen.

Norbert J. Wiegelmann wurde 1956 in Bochum geboren, wohnt in Arnsberg, ist verheiratet, Vater zweier erwachsener Töchter und arbeitet als Verwaltungsjurist. Ein Faible für Sprache, Bücher und das Schreiben hat er seit der Schulzeit. Mit neun Jahren veröffentlichte er erste Texte in der Wochenbeilage der Tageszeitung. Mittlerweile literarische Veröffentlichungen (Lyrik, Kurzprosa) in fast sechzig Anthologien verschiedener Verlage sowie in Zeitungen und Zeitschriften und Buchveröffentlichungen.

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
182 s. 4 illüstrasyon
ISBN:
9783960743248
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
Metin
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