Kitabı oku: «Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 8», sayfa 3
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Der Weihnachtskuchen
Kurz vor Weihnachten suchte Lena in Koch- und Backbüchern nach einem Rezept für einen tollen Weihnachtskuchen und fand nach einer Weile ein passendes Rezept aus einem Kochbuch ihrer Mutter. Das würde ihre Eltern sicher total überraschen, fand das Mädchen. Einen gebackenen Kuchen von Lena nur für Mama und Papa. Vielleicht sollte der Kuchen die Form eines Tannenbaumes bekommen oder doch besser die Form einer Christbaumkugel. Lena war sich noch unschlüssig.
Es war der 23.12., also ein Tag vor Heiligabend, als sie mit einem Einkaufskorb von Mama und einem Teil ihres Taschengeldes in den Supermarkt ging, der gleich um die Ecke lag.
Zuhause hatte sie noch gesehen, dass genügend Mehl und Eier, Backpulver und Vanillezucker im Schrank waren. Also musste sie jetzt Puderzucker und Butter kaufen. Dann noch Schokolade zum Schmelzen. Schokoflocken ebenfalls.
Lena war sich sicher, dass Mama und Papa Freude an dem Weihnachtskuchen haben würden.
Also betrat sie den Supermarkt und suchte die Sachen, die sie brauchte, zusammen und legte alles in den Einkaufskorb ihrer Mutter hinein. Eine Nachbarin sah sie vor einem Regal stehen und staunte: „Lena, ist deine Mama auch da oder bist du alleine einkaufen?“
„Mama macht gerade Mittagessen“, sagte Lena zu der Nachbarin. Gemeinsam gingen sie weiter zum Kühlregal und Lena legte Butter in den Korb. Ganz aufgeregt erzählte das Mädchen der Nachbarin von ihrem Vorhaben, einen Weihnachtskuchen zu backen. Lena ging in die 2. Klasse der Volksschule, in der die Nachbarin Lehrerin war. Lena las nun der Nachbarin laut vor, was sie alles an Zutaten benötigte, und wie die Zubereitung des Kuchens ging. Die Nachbarin lächelte Lena freundlich an. Dann legte Lena die Sachen auf das Förderband der Kasse und bezahlte. Mit ihrem Taschengeld. „Mama und Papa werden begeistert sein!“, dachte sie glücklich.
Pia, ihre ältere Schwester, war schon von der Schule nach Hause gekommen und Lena bat sie, ihr beim Kuchenbacken zu helfen, weil ihre Mutter nicht da war.
Es war mittlerweile schon früher Nachmittag. Gemeinsam rührten sie die Zutaten zu einem Teig, mischten die Schokoflocken dazu und dann kam der Kuchen in den Ofen hinein.
Lena stand vor dem Ofen, blickte immer wieder in die Backröhre durch das Glas des Ofens und konnte es kaum abwarten. Hoffentlich kam ihre Mama nicht zu früh heim. Der Kuchen war fertig. Als er abgekühlt war, verzierte Lena den Kuchen.
Beim Abendessen mit Pia und Mama und Papa lächelte Lena die ganze Zeit. Ihre Mutter fragte, was los sei, aber Lena schwieg nur. Lächelte.
Der Heilige Abend war da und nach dem Frühstück ging Lena mit Pia Schlittschuhlaufen. Sie kamen rechtzeitig zum Mittagessen nach Hause. Lena durfte nun nicht mehr ins Wohnzimmer. Sie wusste schon warum. Es wurde dunkler draußen und dann war es Zeit. Lena lief hinauf in ihr Zimmer, holte schnell den Kuchen aus ihrem Versteck im Zimmer und da klingelte auch schon das Glöckchen.
Lena ging ins Wohnzimmer und mit großen Augen sah sie den Christbaum leuchten. Um den Christbaum herum am Boden lagen die Geschenke. Aber Lena ging erst zu ihrem Vater und umarmte ihn. Dann kam ihre Mutter dazu und sie standen um Lena herum und bestaunten ihren Kuchen.
Er war wunderschön. Von Lena gebacken. Mit den Worten Mama und Papa, ich hab euch lieb war er verziert.
Ihre Mutter lächelte sie liebevoll an und dann nahm sie Lena in die Arme. Ihr Vater umarmte Lena, dann ihre Mutter. Pia kam hinzu und zu viert, sich fest umarmend, standen sie vor dem Christbaum.
„Frohe Weihnachten“, riefen sie aus!
Dani Karl-Lorenz wurde in einer Kleinstadt in der Oberpfalz (Bayern) geboren. Sie ist Autorin aus Leidenschaft. Veröffentlichungen erfolgten in verschiedenen Anthologien. Mehr unter: danilyrik.de
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Opa spielt den Weihnachtsmann
Mit großen Schritten
stapft er durch den Schnee.
Sein Sack ist schwer,
die Schultern tun ihm weh.
Sein Weg ist weit,
die Nacht sehr kalt.
Doch er zieht weiter
durch den Wald.
Tausend Kinder
warten auf sein Kommen.
Er taumelt vorwärts,
fühlt sich ganz benommen.
„Ich schaff es nicht,
der Job ist mir zu schwer!
Ich bin zu alt, ich kann nicht mehr!“
Die Engel hören seine Not,
sie haben Angst, sie sehen rot.
„Was sollen wir tun, was sollen wir machen,
wer bringt den Kindern all die Sachen?“
Zeit verfliegt,
es fällt der Schnee.
Da hat Gott
die zündende Idee:
„Opas, zieht die Mäntel an,
ihr spielt ab jetzt den Weihnachtsmann!“
Dörte Müller, geboren und aufgewachsen im Harz, lebt mit ihrer Familie in den Niederlanden. Sie arbeitet als Lehrerin und veröffentlichte zwei Kinderbücher und ein eBook. Ihre Kurzgeschichten sind in verschiedenen Anthologien erschienen.
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Ein Geschenk für den Weihnachtsmann
Wieder ist es eines dieser Jahre, in denen sich die Kinder so viele Geschenke wünschen, dass der Weihnachtsmann ins Schwitzen kommt, weil die Zeit so schnell verstreicht und noch so vieles herangeschafft werden muss.
Dennoch wird er nicht müde, alles schön einzupacken und zu beschriften, Briefe zu beantworten, Einladungen in Warenhäusern und Sportvereinen wahrzunehmen, und nebenbei noch seine Rentiere bei Laune zu halten. Die scharren schon mit den Hufen für die lange Nachtreise.
Der Weihnachtsmann muss nicht alles allein machen. Er bekommt jedes Jahr ganz viel Hilfe von den Wichteln. Zu Dutzenden wuseln sie um ihn herum und sortieren und stapeln und schneiden und dekorieren.
Als Dankeschön bekommen sie am Tag nach Weihnachten eine große Party, bei der sie so viel Kichern, Quatschen und Naschen dürfen, wie sie wollen. Darauf freuen sie sich immer sehr.
„Wir sollten dem Weihnachtsmann auch etwas schenken“, meint ein Wichtel und alle anderen stimmen ihm zu.
„Das hat er wahrlich verdient.“
„Aber was wollen wir ihm schenken?“
Sie wissen, dass das Leuchten in den Kindergesichtern für ihn das größte Geschenk ist.
„Aber es muss doch irgendetwas geben, womit wir ihm eine Freude machen können“, rufen sie.
Ein Wichtel schlägt einen saftigen Schinken vor, doch ein anderer weist auf den erheblichen Umfang des Weihnachtsmannbauches hin und schüttelt den Kopf. „Zu ungesund!“
„Dann bekommt er eben einen neuen Mantel.“ Eine Weihnachtselfe erzählt, dass der nächste rote Mantel bereits in der Schneiderei angefertigt wird, und neue Stiefel stehen auch schon auf der Liste des Weihnachtsmannes. Sie beratschlagen lange und verwerfen Bücher, Musikinstrumente, Gutscheine für Wellnessmassagen und anderes mehr. Doch schließlich hat ein Wichtel eine wunderbare Idee.
Sofort machen sie sich an die Arbeit. Sie werkeln und wuseln, bis alles fertig ist, packen das Geschenk in eine bunte Schachtel und wickeln eine große rote Schleife darum.
„Geschafft“, rufen sie im Chor und sind ganz gespannt, wie das Geschenk dem Weihnachtsmann gefallen wird.
Einige Stunden nach Mitternacht – fast am Ende der Heiligen Nacht – kommt der Weihnachtsmann zurück. Er traut seinen Augen kaum, als die Wichtel ihm das Geschenk überreichen.
„Danke meine lieben Freunde“, krächzt er vor lauter Rührung. „Ist das wirklich für mich?“
Er betrachtet die Schachtel von allen Seiten. „Ist es etwas zu essen oder ein gutes Buch?“ Er schüttelt vorsichtig daran und die Wichtel glucksen vor Wonne. Aber er kann es nicht erraten.
„Mach es doch endlich auf“, ruft ein junger Wichtel und hüpft dabei vor Aufregung von einem Bein auf das andere.
„Ich weiß vielleicht nicht, was darin ist“, meint er schließlich, „aber ich weiß, dass ihr euch viel Mühe gegeben habt. Ein großes Dankeschön dafür.“ Der Weihnachtsmann lächelt den Wichteln zu und streicht behutsam über das Geschenk. „Da es nun meins ist, kann ich selbst entscheiden, was ich damit machen möchte. Ist es nicht so?“
Die Wichtel tauschen ratlose Blicke. Nur einer seufzt laut auf. „Wie konnten wir nur glauben, dass der Weihnachtsmann so wie alle anderen Beschenkten sein würde?“
„Natürlich stürzt sich unser lieber Weihnachtsmann nicht auf ein Geschenk, das so wunderschön verpackt ist wie eures“, entgegnen die Weihnachtselfen wispernd.
Der Weihnachtsmann hebt seine Hand und alle verstummen.
„Nicht zu wissen, was es ist, ist doch das Schönste und Spannendste an allen Geschenken“, erklärt der Weihnachtsmann. „Und diese Freude möchte ich mir erhalten. Deshalb habe ich beschlossen, das Geschenk nicht zu öffnen.“
Die Wichtel protestieren eine Weile lautstark, aber dann lachen sie alle gemeinsam mit dem Weihnachtsmann und den Elfen darüber.
Wir haben jedoch weniger zu lachen. Denn wie der Weihnachtsmann werden auch wir wohl niemals erfahren, was sich in der Schachtel Schönes befindet.
Und das ist doch gemein, oder etwa nicht?
Elvira Reck wurde 1963 geboren und lebt mit Ehemann, Hund und Kater in Gronau (Leine). Sie arbeitet in einer Jugendhilfestation und ist Vorsitzende des Deutschen Kinderschutzbundes Ortsverband Gronau. Sie hat bereits viele Geschichten, Märchen und Gedichte veröffentlicht, siehe hierzu auch elvirareck.de.
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Wie das Jesuskind zu seinem Mantel kam
Drei Tage vor Heiligabend ging der Pfarrer in die Kirche, um nachzuschauen, ob für die Christmette alles in Ordnung war.
Die Kerzen standen auf dem Altar. Der festlich geschmückte Tannenbaum strahlte im Lichterglanz. Die Weihnachtskrippe mit Maria, Josef, Engeln, Hirten, Schafen, Ochs, Esel und dem Jesuskind in der Futterkrippe ... Der Pfarrer sah ungläubig, soweit man das von einem Pfarrer sagen konnte, in die leere Krippe. Irgendjemand hatte das Jesuskind gestohlen. Mit seinem Smartphone simste und twitterte er seinen Gemeindemitgliedern den ungeheuerlichen Vorfall. Außerdem druckte der Pfarrer Handzettel mit einem Bild des gestohlenen Jesuskindes, mit der Aufforderung, der Sünder möge Reue zeigen und das Jesuskind umgehend zurückbringen. Die Zettel verteilte er auf der Straße und klebte sie an jeden Baum und jede Laterne in der Umgebung.
Vor ein paar Tagen kam Saba mit einer Puppe in die Flüchtlingsunterkunft und zeigte sie voller Freude ihrer Mutter Afeni: „Sieh mal Mami, was ich gefunden habe. Diese Puppe wohnt jetzt bei mir, und ich gebe sie nie wieder her.“
„Oh!“, sagte Afeni. „Das ist aber eine schöne Puppe.“ Sie hatte sich schon oft gewundert, dass die Menschen in diesem Land gut erhaltene Sachen einfach fortwarfen. „Wie heißt sie denn?“, fragte sie ihre Tochter.
„Mir ist noch kein passender Name eingefallen. Sie heißt vorläufig Püppchen“, erklärte Saba.
Am Morgen des 24. Dezembers fuhr Afeni mit dem Fahrrad in die Stadt, um einige Einkäufe zu erledigen. Ihr fielen die zahlreichen Plakate auf, die an Bäumen und Laternen hingen. Als sie sich einen dieser Zettel näher ansah, blieb ihr fast das Herz stehen. Sie riss ihn ab und radelte im Eiltempo zurück zum Asylbewerberwohnheim, stürmte in ihr Zimmer und riss ihrer Tochter die geliebte Puppe aus den Armen.
„Du Diebin!“, schalt sie Saba. „Du hast die Puppe gar nicht gefunden. Du hast sie gestohlen. Willst du, dass man uns nach Afrika zurückschickt?“
Saba heulte los: „Aber Mami, ich habe die Puppe nicht gestohlen, sondern gerettet. Sie lag in einem großen und kalten Haus in einer Futterkrippe, aus der bei uns zu Hause die Esel und Ziegen fressen. Alle Puppenkinder schlafen doch hier in warmen, weichen Betten. Die Puppe sollte nicht frieren, also habe ich sie mitgenommen.“
„Es hilft alles nichts. Die Puppe wird zurückgebracht, und zwar heute noch! Basta!“, sagte Afeni in einem Tonfall, der keine Widerrede zuließ.
Saba hielt ihr einziges Spielzeug, das sie je besessen hatte, im Arm und schluchzte vor sich hin.
Zur späten Stunde am Heiligen Abend machte sich Afeni mit ihrem Kind Saba und dem Puppenkind ihrer Tochter auf den Weg in die Sankt-Lambertus-Kirche.
Der Pfarrer hatte soeben die Kirche betreten, um die Christmette zu zelebrieren. Er und alle Menschen, die sich in Sankt Lambertus zum Gottesdienst versammelt hatten, starrten traurig in die leere Krippe.
Für einen Moment herrschte Stille in dem großen, kalten Haus.
Plötzlich wurde sie durch kleine trippelnde Schritte unterbrochen, die den breiten Mittelgang entlangliefen, bis sie vor dem Pfarrer am Altar zum Stehen kamen.
Saba hielt mit gesenktem Kopf und heftig klopfendem Herzen dem schwarz gekleideten Mann die Puppe entgegen: „Ich bin Saba und bringe die Puppe zurück, die ich aus der Krippe fortgenommen habe. Das Puppenkind tat mir so leid, weil es so arm gekleidet war und fror. Hier schlafen doch sonst alle Puppen mit ihren Müttern in warmen, weichen Betten. Ich habe ihr meinen Mantel umgelegt, damit sie nicht friert, wenn sie wieder in die Futterkrippe zurückgelegt wird.“
Ein Raunen ging durch die Menge.
„Unverschämt, unser Jesuskind zu stehlen“, schimpften die einen.
„Hauptsache, das Jesuskind ist wieder da“, beschwichtigten die anderen.
„Das Kind hat es doch nur gut gemeint!“, predigte der Pfarrer.
Er nahm Saba an die Hand und ging mit ihr zur Krippe. Gemeinsam legten sie das Jesuskind zurück an seinen angestammten Platz.
„Auf Wiedersehen“, verabschiedete sich Saba traurig.
„Du hast doch bestimmt noch andere Puppen und wirst diese nicht allzu sehr vermissen?“, horchte der Pfarrer nach.
„Das Jesuskind war die einzige Puppe, die ich je besessen habe“, erzählte Saba.
Dann lief sie zu ihrer Mutter, die sich hinter ihrer Tochter in die Kirche geschlichen hatte.
Der Pfarrer bat die beiden, in der vordersten Kirchenbank Platz zu nehmen und aufmerksam zuzuhören, warum Maria und Josef nur in einem zugigen Stall Unterkunft fanden und ihren gerade geborenen Sohn in eine Futterkrippe legen mussten.
Gespannt hörten sich Saba und Afeni die Weihnachtsgeschichte an. Das Kind flüsterte ihrer Mutter zu: „Maria, Josef und das Jesuskind sind ja noch ärmer als wir.“
Afeni und ihre Tochter waren tief beeindruckt von den Worten des Pfarrers, den Orgelklängen und dem Gesang der Kirchenbesucher.
Nachdem die Christmette vorüber war und sich die Kirche geleert hatte, trat der Pfarrer auf Sabas Mutter zu und stellte sich vor: „Ich bin Pfarrer Hubert Selig. Es ist schon spät. Ich bringe Sie und Ihre Tochter mit meinem Auto nach Hause. Jetzt fahren keine Busse mehr.“
„Ich bin Afeni Rahua“, stellte sich Sabas Mutter vor. „Meine Tochter kennen Sie ja bereits. Wir nehmen Ihr Angebot dankend an. Sonst müssten wir wohl bei Maria, Josef und dem Jesuskind im Stall übernachten.“
„Frau Rahua, wann immer Sie Hilfe brauchen, bin ich für Sie und Ihre Tochter da“, versprach der Pfarrer.
„Wir sind aber keine Christen“, gab Afeni zu bedenken.
„Gottes Haus steht jedem offen und ganz besonders Kindern wie Saba, die ein großes, mitfühlendes Herz haben“, räumte der Pfarrer Afenis Bedenken aus.
Es war bereits nach Mitternacht, als Mutter und Tochter aus dem Auto des Pfarrers vor ihrer Unterkunft ausstiegen. Kurze Zeit später fielen sie todmüde in ihre Betten. Afeni schlief sofort ein, Saba nicht. Sie vermisste ihre Puppe so sehr.
Als Saba am nächsten Morgen die Wohnungstüre öffnete, saßen drei wunderschöne Puppen davor. In einer Einkaufstüte befand sich ein nagelneuer Wintermantel in ihrer Größe.
„Sieh mal Mutti!“, rief sie aufgeregt. „Das Jesuskind hat ein Wunder vollbracht! Der Pfarrer hat doch gesagt, dass das Jesuskind das kann!“
„Ja, so etwas in der Art hat der Pfarrer gesagt“, beruhigte sie ihr Kind.
Saba behielt die Puppe, die dem Jesuskind am ähnlichsten sah, und nannte sie Tulu, nach ihrem kleinen Bruder, der auf der Flucht erfroren war. Die beiden anderen Puppen schenkte sie ihren Freundinnen.
Seit diesem Weihnachtsfest wurde das Jesuskind in der Sankt-Lambertus-Kirche nie wieder ohne Sabas wärmenden Mantel in die Krippe gelegt.
Renate Handge wurde 1952 in Wuppertal geboren. Nach vierzigjähriger Berufstätigkeit in verschiedenen Bereichen der Justiz findet sie im Ruhestand endlich die nötige Zeit, um sich als Hobbyautorin zu betätigen. Ihre Kurzgeschichten und Gedichte wurden bereits in diversen Anthologien verschiedener Verlage veröffentlicht, u. a. im Papierfresserchens MTM-Verlag und in der ToMa-Edtion. Renate Handge gewann den Meerbuscher Literaturpreis 2015 in der Kategorie Prosa. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in Velbert.
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Heiligabend – multikulti
Wie das Leben so spielt, hatte es sich schon früh im Dezember abgezeichnet, dass ich an jenem Heiligabend, von dem ich erzählen möchte, mit meinem Lebensgefährten allein sein würde. Anfangs war ich traurig, als mir meine Kinder mitteilten, dass sie über die Feiertage verreisen wollten, aber ich hatte zum Traurigsein nicht lange Zeit, denn nun musste ich mir überlegen, wie wir beide den Heiligen Abend verbringen wollten. Allein vor der Glotze? Das kam gar nicht in Frage!
Der Blick auf den Kalender sagte mir, dass Heiligabend auf einen Samstag fiel. Das war meine Rettung. Nun galt es nur noch, die nötigen Vorbereitungen zu treffen. An dieser Stelle sollte ich vielleicht einmal einfügen, dass ich seit über 20 Jahren einen Asiaten zum Lebensgefährten habe, der außerdem noch ein gläubiger Moslem ist. All die Jahre hatte er sich in unsere Weihnachtsbräuche nicht nur integriert, sondern sie auch genossen. Er fand und findet unser Weihnachtsfest immer noch schön. Darum wollte ich ihm in diesem Jahr eine besondere Freude und eine Überraschung bereiten.
Heiligabend ist es selbstverständlich, dass wir in die Kirche gehen. Mein Lebensgefährte kommt stets mit, weil es ihm einerlei ist – wie er selbst immer wieder beteuert – ob er in einer Kirche oder einer Moschee betet.
So sind wir beide dann auch an jenem Heiligabend zur Kirche gegangen. Nur mit dem Unterschied, dass wir uns fein gemacht hatten. Er war natürlich höchst erstaunt, dass ich auf Anzug und Krawatte bestand. Ich habe nichts verraten und er hat sich gefügt.
Nach dem Kirchgang sind wir zum Essen in die Innenstadt gefahren, wo ich in einem persischen Lokal einen Tisch reserviert hatte. Das Essen war vorzüglich. Dann kam der Höhepunkt: Bauchtanz. Da leuchteten die Augen! Die erste Überraschung war geglückt!
23.45 Uhr: Aufbruch zum gemütlichen Bummel Richtung Hauptbahnhof. Das Wetter spielte mit, die Stadt war festlich beleuchtet. Im Hauptbahnhof findet ab 24.00 Uhr in der Eingangshalle jedes Jahr an Heiligabend ein Bläserkonzert statt. Viele Durchreisende und Obdachlose sind das dankbare Publikum. Es ist stets sehr stimmungsvoll.
Nach dem Konzert ging es heimwärts.
Aus einem indischen Geschäft hatte ich einen alten Film ausgeliehen. Nicht diesen Bollywood-Quatsch, der des Öfteren im Fernsehen zu sehen ist, sondern einen aus der Zeit, als mein Lebensgefährte ein junger Mann war und diese Art Filme damals im Kino seiner Heimatstadt gesehen hat. Da er die indische Sprache beherrscht, war er natürlich überglücklich, einmal etwas aus seinem Kulturkreis genießen zu können. Immer wenn ich der Handlung aufgrund der Mimik und Gestik der Schauspieler nicht mehr folgen konnte, hat er sie für mich übersetzt.
Es war ein rundherum gelungener Heiligabend – eben multikulti!
Gerda Winter wurde 1937 geboren und wohnt in Hannover. Sie veröffentlichte bereits Gedichte, Märchen, Tankas und Kurzprosa in verschiedenen Anthologien. Ihre Hobbys sind Lesen, Handarbeiten und Skat spielen.
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Hugos große Nacht
Rentiere spielen gerne Fußball. Leider kann man sich beim Fußball auch schon mal verletzen. Und leider knickte Hugo, das dritte Rentier rechts vorne im Gespann vor dem Schlitten des Weihnachtsmannes, zwei Tage vor Weihnachten beim Fußballspielen böse mit dem linken Vorderhuf um. Nicht nur, dass es ziemlich weh tat – nein, der Arzt des Weihnachtsdorfes legte ihm auch noch einen Gips an und schrieb Hugo krank.
Hugo war sehr unglücklich. Alle kleinen Rentiere träumen davon, einmal vor dem Schlitten des Weihnachtsmannes laufen zu dürfen.
Dafür fangen sie schon früh an zu trainieren. Auch Hugo hatte schon als Kälbchen mit seinen Freunden Schlitten ziehen geübt und in seinem Zimmer hatte ein Poster mit dem Gespann des Weihnachtsmannes gehangen. Stolz und mit glänzendem Pelz liefen da elegant die Stars unter den Rentieren vor dem goldenen Schlitten her, der mit vielen großen Säcken beladen war. Jeden Abend hatte Hugo sich vorgestellt, dass eines Tages auch er dort laufen würde.
Dieses Jahr war er alt genug und hatte sich bei den Auswahlwettkämpfen angemeldet. Er hatte es nur um Haaresbreite geschafft, aber als der Weihnachtsmann ihm den Huf geschüttelt und ihn im Team willkommen geheißen hatte, kam es Hugo so vor, als sei er das schnellste und eleganteste Rentier der Welt. Sein Großvater, der auch mal im Team Weihnachtsmann gelaufen war, hatte ihn stolz mit der Nase angestupst.
Und jetzt sollte also sein Traum doch noch platzen. Wegen eines blöden, angeknacksten Vorderhufs!
Am Weihnachtsmorgen herrschte große Hektik im Weihnachtsdorf. Viele Wichtel schleppten die großen Säcke mit den Geschenken zum Weihnachtsschlitten. Der Weihnachtsmann bügelte seinen Mantel noch einmal und die Rentiere bürsteten sich das Fell und machten Dehnübungen. Hugo sah traurig zu.
Als gegen Mittag schließlich der Schlitten glitzernd und klingelnd in der Ferne verschwand, konnte Hugo nicht mehr anders – er fing an zu weinen. Das war so ungerecht. Warum konnte er nicht dabei sein? Hugo schniefte.
Um ihn herum machten die Wichtel Feierabend. Bald war er ganz alleine. Nun musste er wohl nach Hause humpeln. Seine Familie würde ihn sicher trösten, aber er wollte gar nicht getröstet werden. Er wollte dabei sein, wenn die Kinder sich freuten. Er wollte die Weihnachtsbäume der Menschen sehen und mit seinen Teamkollegen durch die Nacht galoppieren und für ein schönes Weihnachtsfest sorgen.
Als er vom Dorfplatz herunterhumpelte, sah er plötzlich in der Ecke einen Sack stehen. Da waren Geschenke vergessen worden! Oh nein, so etwas durfte nicht passieren. Auf dem Etikett las er, wo die Geschenke hin sollten: Mistelberg!
Zur Vorbereitung des Weihnachtsschlittenteams gehörte es, die Reiseroute mit allen Orten genau auswendig zu kennen. Nach Mistelberg dauerte die Reise auf direktem Weg nur einige Stunden, aber das Team musste vorher häufig anhalten und viele Schlenker fahren. Er konnte sie vielleicht einholen. Hugo überlegte nicht lange. Er nahm den Sack zwischen die Zähne, schwang ihn auf seinen Rücken und humpelte los, so schnell er konnte. Er lief durch verschneite Wälder und über offene Felder. Ab und zu sah er in der Ferne die Lichter einer Stadt. Nach einer Stunde musste er anhalten. Sein Huf pochte fürchterlich. Zum Kühlen schaufelte sich Hugo etwas Schnee in den Gips. Das tat gut! Er knabberte kurz an ein paar Grashalmen, die dürr aus dem Schnee herausragten. Aber er durfte sich nicht zu lange ausruhen! Vorsichtig setzte er den Huf auf den Boden auf. Es tat immer noch ziemlich weh, aber er konnte weiterhumpeln. Der Sack drückte unbequem auf seinem Rücken. Die Rentiere hatten das Ziehen des Schlittens trainiert, das Lastentragen war er nicht gewohnt. Hugo bekam Seitenstechen. Aber er musste weiter. Die Kinder von Mistelberg würden sonst heute Nacht keine Geschenke bekommen. Das durfte nicht sein! Keuchend und humpelnd schleppte sich Hugo weiter.
Endlich sah er in der Ferne die Lichter der kleinen Stadt. Er konnte kaum noch auftreten. Der Sack auf seinem Rücken rutschte und drückte. Also nahm er ihn wieder zwischen die Zähne. So kam er noch langsamer voran, weil der Sack ihn beim Atmen hinderte und er ihn immer wieder absetzen musste. Auf drei Hufen stolperte Hugo ungelenk mit dem Sack im Maul langsam auf die Stadt zu, als er hinter sich ein leises Klingeln und das Klappern galoppierender Rentierhufe hörte.
Das Geräusch wurde schnell lauter und bald konnte Hugo den Schlitten mit seinen Teamkollegen davor erkennen. Endlich! Als das Gespann langsam neben ihm zum Stehen kam, ließ Hugo den Sack fallen und kippte gleich daneben in den Schnee, wo er erschöpft liegen blieb. „Ihr habt den hier vergessen“, keuchte er mit letzter Kraft.
Der Weihnachtsmann stieg vom Schlitten und besah sich den Sack und das erschöpfte Rentier mit dem eingegipsten Vorderhuf. Er runzelte die Stirn.
„Hugo, das war sehr leichtsinnig von dir. Du bist doch verletzt!“
„Ich wollte immer nur ein Weihnachtsrentier sein“, flüsterte Hugo. Sein Huf tat wirklich ziemlich weh.
„Trotzdem war das nicht gerade klug! Aber auch sehr tapfer. Das wäre da vorne in der Stadt eine böse Überraschung geworden. Für Mistelberg hast du Weihnachten gerettet. Komm zu mir auf den Schlitten – weiterlaufen kannst du ja keinesfalls! Aber du musst auch arbeiten. Du wirst beim Geschenkeverteilen mit anpacken.“
Beim Heraufklettern musste der Weihnachtsmann Hugo helfen. Auf dem Schlitten baute er aus bereits leeren Säcken ein Kissen, auf das Hugo seinen Huf legen konnte. Als der Schlitten klingelnd in Mistelberg einfuhr, hatte Hugo sich schon gut erholt. Die Kinder liefen auf dem Marktplatz um den Schlitten zusammen. Dort stand auch ein großer Weihnachtsbaum mit vielen Lichtern.
Hugo blickte in viele leuchtende Augen, als er die Geschenke aus dem Sack, den er so weit geschleppt hatte, herausholte und dem Weihnachtsmann weiterreichte, der sie lachend an die Kinder verteilte. Hugo war so glücklich, dass sein Huf gar nicht mehr schmerzte. Jetzt war er nicht nur ein Weihnachtsrentier, sondern auch ein Weihnachtsretter.
Den Rest der Nacht saß er neben dem Weihnachtsmann auf dem Schlitten und half ihm in jeder Stadt beim Geschenkeverteilen. Als sie am Morgen mit lauter leeren Säcken und müde zurück ins Weihnachtsdorf kamen, war Hugo sehr zufrieden. Er humpelte nach Hause. Obwohl er sich auf dem Schlitten schon etwas erholt hatte, war er doch froh, dass der Weihnachtsmann ihn am Ende noch einmal ermahnt hatte, bloß nicht beim Training zu erscheinen, bevor der Huf ganz verheilt war. Aber in ein paar Tagen würde es soweit sein, dann könnte er anfangen, sich vorzubereiten und im nächsten Jahr mit den anderen mitlaufen!
Maren Schütz wurde 1983 geboren und wuchs im ländlichen Rhein-Sieg-Kreis auf. Nach dem Abitur studierte sie Medizin an der Uni Bonn. Sie arbeitet als Ärztin in einer Klinik und lebt in Bonn. In ihrer Freizeit schreibt sie Kurzgeschichten. Im Papierfresserchens MTM-Verlag wird ihr Bilderbuch „Das Glück hinter dem Horizont“ veröffentlicht.
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