Kitabı oku: «Ein tödliches Komplott», sayfa 7
8. Kapitel
Vereinigte Staaten, Portland (OR)
Der Ort, an dem Vivian Burgess ihr Paket abliefern sollte, lag etwas außerhalb der Stadt in einem Etablissement, das nicht gerade einladend auf die Damenwelt wirkte. Die einschlägigen Läden lockten vorwiegend Männer, die gegen Bezahlung ihren Trieb befriedigen konnten. Frauen betraten diese Lokalitäten eigentlich nicht, wenn sie nicht gerade dort arbeiteten. Vor allem reagierten die dort angestellten Damen ziemlich negativ auf weitere Frauen. Stutenbissigkeit machte sich breit, weil sie sich um ihre Einnahmen Sorgen machten. Die roten Lampen sollten nicht nur anziehend auf die Männerwelt wirken, sondern auch eine flüchtig erotische Stimmung zu erzeugen.
Zudem war auch in Portland, wie in den gesamten USA, Prostitution illegal. Nur in Nevada wurde sie geduldet. Das änderte allerdings nicht daran, dass die örtliche Polizei fast nichts dagegen unternehmen konnte. Diese Etablissements gab es trotzdem an fast jeder Straßenecke außerhalb der Städte. Vivian wollte es nicht wahrhaben in diese Lokalität zu gehen und dort etwas zu hinterlegen. Ihr vorbereitetes Päckchen trug sie im hinteren Hosenbund mit sich. Bevor sie hineinging, überprüfte sie noch einmal sorgfältig, ob sie an alles gedacht hatte. Ihr war ziemlich unwohl als sie auf die Tür zutrat.
In der Luft hing ein widerlicher Geruch nach tausenden Parfüms, deren Melange in ihrer Nase kitzelte und jede Menge Zigarettenrauch. Es war kaum auszuhalten. Vivian wollte so schnell wie möglich wieder aus dem Laden raus, aber sie musste erst noch den Auftrag, den sie von ihrer Freundin Tiana übernommen hatte, zu einem Ende bringen. Aufgrund des Ortes, an dem sie sich befand, wollte sie es sofort hinter sich bringen. Ein Getränk bestellte sie besser nicht, denn das würde bedeuten sie müsste länger hier ausharren als nötig. An der improvisierten Bar, die aus einem einfachen Brett zu bestehen schien, drängten sich viele, fast unbekleidete junge Damen um einige Männer. Diese saßen auf unbequem aussehenden Hockern aus Holz, rauchten wie alte Kamine und betatschten die Damen.
Der ganze Gastraum stand vor Dreck und Abfall. Nicht einmal die Gläser waren ordentlich gespült. Die Herren der Schöpfung fingen sich garantiert keine Krankheiten ein. Sie desinfizierten sich von innen mit dem hochprozentigen Alkohol, der in ihren Gläsern schaukelte. Vivian rümpfte die Nase. Sie wollte hier besser nichts berühren. Die Tür zur Toilette hatte die besten Zeiten schon lange hinter sich. Sie hing schief in ihrem Rahmen und der Lack war schon seit gefühlt hundert Jahren abgeblättert. Die beiden aufgeklebten Nullen hingen nur noch an einigen Kleberesten fest und machten den Eindruck, als würden sie sofort abfallen, wenn man die Tür etwas fester schloss.
Der Raum, den Vivian als Toilette vorfand, erinnerte entfernt an ein schmieriges Kellerloch. Die hellen Fliesen an den Wänden waren übersät mit Schlieren und einem offensichtlichen Fettfilm. Die Toilettenschüsseln wiesen dieselbe Verschmutzung auf, nur unterbrochen durch einige runde helle Stellen. Sie versuchte die Tür abzuschließen, um alleine zu sein. Um nichts zu berühren, nahm sie sich ein graues Papier aus dem Spender, der neben dem dreckigen Waschbecken an der Wand klebte. Vivian faltete das Papier doppelt und zog den Riegel an der Tür vor. Dann begann sie die Fliesen an der Wand abzuzählen. Fünfte Reihe von unten und die 18. Platte von rechts der Tür war als Versteck angegeben.
Nachdem Vivian die Platte ausfindig gemacht hatte, nahm sie sich eine extra eingesteckte Nadelfeile aus ihrer Handtasche. Vorsichtig löste sie damit die Fliese an der Wand, die schon nach dem ersten aufhebeln fast von alleine auf den Boden fiel. Vivian stützte sie mit ihrem Papiertuch ab. Dahinter war in der Wand ein großes Loch verborgen. Man hätte darin auch bequem ein ganzes Radio unterbringen können. Sie fummelte das vorbereitete Päckchen aus dem Hosenbund und stopfte es sorglos in die Vertiefung. Es verschwand vollständig darin. Sie klappte die Platte wieder nach oben bis sie wieder an ihrem Platz saß und drückte sie mit dem Papiertuch fest.
Sie betrachtete noch einmal ihr Werk und öffnete dann wieder den Riegel an der Tür. Vivian ließ das Papier einfach auf den Boden fallen, als sie aus dem Raum wieder auf den Gang trat. Wieder stieg ihr der ekelhafte Geruch in die Nase und sie musste einen Würgereiz unterdrücken. Ohne auf etwas anderes zu achten, verließ sie das Etablissement. Auf der Straße atmete sie einige Male tief durch, um den Rauch aus ihrer Lunge zu bekommen. Vivian hatte das dringende Bedürfnis sich sofort unter eine Dusche zu stellen und sich einige Stunden abzuschrubben. Allerdings konnte sie das noch nicht. Sie hatte noch etwas anderes vor.
Die Straßen der Großstadt Portland erstrahlten unter der künstlichen Beleuchtung. Zu dieser Zeit wurde es noch sehr früh dunkel und die vielen Laternen spendeten ein gelbliches Licht. Ihr Weg führte sie zurück in die Innenstadt mit den großen Bürogebäuden. Vivian setzte sich in ein kleines Café und zog ihr Mobiltelefon aus der Handtasche. Sie musste Tiana informieren, was sie entdeckt hatte. Sie wählte die Nummer ihrer Freundin und wartete bis das Gespräch aufgebaut war.
»Hallo Vivian, du bist zu früh. Ich bin noch dabei etwas herauszufinden«, meldete sich Tiana mit fröhlicher Stimme.
»Ich kann nur hoffen, dass es für uns nicht schon zu spät ist!«, sagte Vivian verärgert. »Man setzt uns als Drogenkuriere ein. Das Päckchen, was du transportieren solltest, enthielt irgendein grobkörniges Pulver.«
»Das kann alles Mögliche sein«, erwiderte Tiana.
Vivian verdrehte einen Moment die Augen, »Warum sollte man uns wohl dafür bezahlen ein Pulver durch die Gegend zu tragen und dann auch noch in einem illegalen Bordell abliefern?«
»Was weiß ich? Vielleicht ist es ein experimentelles Medikament, was ausgeliefert werden muss.«
»Welche Nutte verteilt Medikamente? Wenn es Drogen sind und wir damit erwischt werden, gehen wir für mindestens fünf Sonntage ins Gefängnis!«
Tiana stöhnte, »Die fünf Wochen halten wir auch noch aus.«
»Mein Gott bist du naiv Ti. Das Mindestmaß für Drogenschmuggel in nicht geringen Mengen sind fünf Jahre, also gehen wir dann für fünf Ostersonntage in den Bau und nicht nur ein paar Wochen. Außerdem kennen wir unsere Auftraggeber nicht, um den Cops Hinweise zu geben. Wir sollten keine Aufträge mehr für SNB durchführen, hörst du?«
»Bist du völlig irre? Ich muss mein Studium bezahlen und auch von irgendwas leben! Ich kann es mir nicht leisten, auf die Bezahlung zu verzichten.«
Vivian wurde sauer, »Du kannst nicht im Gefängnis studieren Ti. Wenn sie dich damit erwischen fährst du ein und du kannst dein Studium begraben. Niemand wird dich mehr einstellen, wenn du wegen Drogenschmuggel verurteilt wurdest. Wir müssen einen anderen Weg finden, uns zu finanzieren.«
»Und was bitte?«, fragte sie erwartungsvoll.
»Ich weiß es noch nicht, aber uns wird sicher etwas einfallen. Jetzt kümmere du dich um den Typen, den ich verfolgt habe. Ich hab den Auftrag erledigt, du wirst also noch mindestens einmal bezahlt und dann sehen wir weiter.«
Tiana brummte nur kaum hörbar und unterbrach das Gespräch. Vivian steckte ihr Handy wieder in die Handtasche. Ihren nächsten Anruf durfte sie unter keinen Umständen von einem Telefon machen, dessen Nummer auf sie registriert war. Es musste ein öffentliches Telefon sein und keinen Aufschluss darüber geben, dass sie damit telefoniert hatte. Sie musste dieses Teufelszeug möglichst loswerden und das klappte am besten mit einem anonymen Anruf bei der Polizei von Portland. In dem Café, in dem sie saß, würde das nicht funktionieren. Die ganze Zeit hatte sie sich möglichst unauffällig umgesehen und eine Menge Kameras entdeckt. Gut versteckt, aber dennoch sichtbar. In einer Stadt wie Portland war das normal, um Überfälle zu vermeiden oder den Tätern schneller auf die Spur zu kommen.
Vivian bezahlte ihre Rechnung und spazierte aus dem Café in die laue Nacht hinaus. Sie wusste bereits, wo sie telefonieren konnte. Ganz in der Nähe ihrer Wohnung befand sich eine Telefonzelle, die auch nicht von Kameras überwacht wurde. In aller Ruhe lief sie durch die noch belebten Straßen der Stadt. Kurz bevor sie das Telefon erreichte, blickte sie sich noch einmal um. Niemand war ihr gefolgt, wie sie erkennen konnte. In ihrer Tasche kramte sie nach der Telefonkarte, die sie sich für Notfälle gekauft hatte. In der kleinen Seitentasche wurde sie dann endlich fündig. Sie stellte sich in die Zelle, nahm den Hörer ab und führte die Karte in den dafür vorgesehenen Schlitz ein. Sie wählte die normale Notrufnummer und gab dem Beamten am anderen Ende den Hinweis auf das Versteck des eigentlichen Pakets.
* * *
Unweit des kleinen Cafés, in dem Vivian Burgess gerade mit der Polizei telefoniert hatte, lag Edwin Nash in seinem Krankenbett. Die Klinik in der Stadtmitte von Portland war auf Schusswunden, wie er sie abbekommen hatte, spezialisiert. Ashleigh Spears und ihr Kollege vom FBI wollten zumindest hören, was ihnen der überführte Dealer sagen konnte. Sie waren mit ihren Ermittlungen nicht sehr viel weitergekommen. Alles, was sie bei der Polizei erfahren hatten, stand schon in ihren Akten, die sie bekamen, bevor sie in Washington gestartet waren. Nun galt es dem Verletzten etwas auf den Zahn zu fühlen.
Sergeant Roger Barber führte die Besucher des FBI zu dem Verletzten in die Klinik. Er hatte bereits seine Beamten darauf angesetzt, die beiden Drogenkönige der Stadt ausfindig zu machen. Obwohl man den beiden viele Jahre nicht das geringste nachweisen konnte, versteckten sie sich vor den Ermittlungsbeamten. Das Geld, was sie mit ihren Drogengeschäften verdienten, nutzten sie, um sich irgendwo in Portland zu verstecken. Es war sehr schwierig, die beiden aufzufinden. Sie überließen die Geschäfte ihren Angestellten. Die beiden Größen des Geschäfts zogen nur im Hintergrund die Fäden.
Cooper Knight war nicht wirklich auf Betriebstemperatur gekommen. Er konnte sich nicht recht auf den Fall konzentrieren. Statt sich mit den Fakten zu beschäftigen, interessierte er sich mehr für seine Kollegin. Sie kam ihm in diesem Frühling deutlich hübscher vor als zuvor. Knight musste sich eingestehen, dass er deutlich mehr an seiner Kollegin interessiert war als an dem Fall, den sie bearbeiteten. Spears hingegen beachtete ihn kaum. Sie versuchte den aufgetragenen Kriminalfall zu lösen. Es war immer so bei ihr. Da intime Beziehungen unter Kollegen des FBI verboten waren, verbiss sie sich in den Fall und achtete nicht mehr so sehr auf ihren Kollegen.
Der Verletzte Edwin Nash lag eingehüllt in Verbände und dem gängigen Krankenhaushemdchen in seinem Krankenbett und starrte die Decke an. Er hatte sich bereits damit abgefunden, nach seinem Aufenthalt in der Klinik für einige Jahre in einer Haftanstalt zu landen. Seit mindestens vier Monaten arbeitete für das SNB und war innerhalb der Organisation aufgestiegen, wie er glaubte. Anfangs musste er einfache Botengänge erledigen, aber nach einigen Wochen bekam er deutlich gefährlichere Aufträge. Er blickte nur einmal kurz zur Seite, als der Sergeant mit seinen Besuchern sein Lazarett betrat. Schon seit seinem letzten Auftrag hatte er mehrere Verhöre durch die Beamten überstehen müssen. Was konnte ihm auch noch mehr passieren als ohnehin schon!
Der Sergeant der ihn auf der Umgehungsstraße verhaftet hatte kannte er bereits, nur seine beiden Besucher waren ihm fremd. Allerdings konnte er sich bereits denken, mit wem er es zu tun bekam. Beamte des Federal Bureau of Investigation sahen immer gleich aus. Selbst Blinde würden sie in ihrem Aufzug auf hunderte Meter Entfernung erkennen. In ihren Businessoutfits sahen sie alle gleich aus. Die Abzeichen an den Gürteln hatten sie zwar gut versteckt, aber die Klamotten waren identisch. Edwin Nash brauchte weniger als zwei Sekunden, sie zu identifizieren und dem FBI zuzuordnen. Man kannte ihr Auftreten aus vielen Filmen.
Die beiden stellten sich ihm als Agents Ashleigh Spears und Cooper Knight vor. Abgestellt von Washington seinen Fall unter die Lupe zu nehmen und aufzuklären. Darüber konnte Edwin Nash nur milde lächeln. Nicht mal er selbst kannte seine Auftraggeber. Die Agentin nahm sein Verhör vor, während der Agent an ihrer Seite mehr an ihr interessiert schien als an seinen Aussagen. Trotzdem kritzelte er einige Eindrücke in ein kleines Buch. Allerdings sah es eher aus als würde er mit seinem Bleistift ein Bild seiner Kollegin zeichnen.
»Mister Nash«, begann die hübsche Agentin, »Was genau war ihr Auftrag an der Umgehungsstraße?«
»Das habe ich ihren Luschen bereits öfter erklärt, wenn sie zu blöd sind, zum Lesen sollten sie vielleicht eine Schule besuchen.«
»Wir haben ihre Aussage bereits gelesen, Mister Nash. Allerdings glaube ich ihnen nicht, was sie zu Protokoll gegeben haben.«
Der angeschossene antwortete, »Was sie Glauben dürfen sie einem Pfaffen erzählen. Sie haben meine Aussage bekommen, das muss ausreichen. Aber vielleicht sollten sie besser verstehen, dass sie nichts mehr aus mir rauskriegen. Was glauben sie wohl, warum ich hier liege?«
Ashleigh Spears lächelte, »Ein Kollege des Sergeants hat sie ein bisschen angeballert. Hätten sie sich nicht ihrer Verhaftung widersetzt, wäre nicht das geringste passiert.«
»Meiner Verhaftung widersetzt? Ich habe nicht das geringste getan, verdammte Scheiße! Das Paket sollte zu einem anderen Standort und gerade als ich es hatte, taucht der Arsch da auf«, sagte Nash und zeigte mit dem Finger auf den Sergeant, »Anstatt sich erstmal auszuweisen, fing er an, an meinem Paket herumzuzerren wie ein Irrer. Dabei hat er es zerstört und einen Teil des Inhalts auf die Straße geworfen. Dann taucht noch der kleine Lutscher neben mir auf, schreit herum wie ein frisch gefickter Gartenzwerg und jagt mir eine Kugel durch den Magen. Das ist Polizeibrutalität!«
Spears drehte sich zu Sergeant Barber um und fragte, »Waren sie in Uniform vor Ort?«
»Nein. Wir waren auf einer Überwachung also in Zivil wie gewöhnlich.«
»Sie hielten es nicht für erforderlich, sich Mister Nash gegenüber als Polizeibeamter auszuweisen?«, fragte die junge Agentin verwundert.
Barber schüttelte den Kopf, »Wir hatten einen anonymen Hinweis und er wollte mit den Drogen verschwinden. Ich habe ihn also aufgehalten und dabei das Paket erwischt, was dann aufgegangen ist. Dabei ist ein Teil der Drogen schon über die Straße gesegelt. Mein Kollege hat ihn dann aufgefordert sich zu ergeben damit wir ihn festnehmen können. Allerdings hatte Mister Nash nur Flucht im Sinn, was meinen Kollegen veranlasste einen Schuss abzugeben.«
Cooper notierte einige Daten auf seinem Block, während Spears langsam ein Licht aufging. Die beiden Beamten versuchten ihre Haut zu retten und drehten sich einige Aussagen passend zurecht. Wann immer sie nicht ganz nach Vorschrift handelten, bogen sie die Wahrheit ein bisschen zurecht, wie es gerade für sie am günstigsten war. Dieses Verhalten war immer zu beobachten, wenn sich das FBI einem Fall annahm. Jeder Beamte hatte Angst davor seinen Job zu verlieren. Eigentlich sorgte diese Angst dafür, dass sich die Beamten an die Regeln hielten und nach ihren Vorgaben arbeiteten. In diesem Fall war aber ein Verdächtiger verletzt worden und man musste die Wahrheit ein bisschen zurechtbiegen.
»Ihr junger Kollege hat ihnen einen Haufen Ärger eingehandelt Barber«, stellte Ashleigh fest. »Sie sind verpflichtet sich auszuweisen, wenn sie in Zivil operieren, was natürlich auch für ihren Partner gilt. Das haben sie unterlassen und einen Bürger verletzt, ohne ihm etwas nachweisen zu können. Diese Methoden sind zu Recht illegal. Zudem haben sie auch noch einen Afroamerikaner angeschossen. Wenn das an die Öffentlichkeit kommt, dreht die Bevölkerung wieder durch. So wie es in den Akten stand, ergibt sich die Tatsache, dass sie einen Bürger der Vereinigten Staaten, ohne sich als Beamter zu erkennen gegeben haben, kontrollieren wollten. Das wiederum bedeutet, dass die erlangten Beweise vor keinem Gericht des Staates Oregon zugelassen werden. Mister Nash kann für sein Vergehen nicht belangt werden, weil die Beweise illegal erlangt wurden. Diese ganze Aktion wird eine Untersuchung nach sich ziehen. Cooper, wir sind hier fertig!«
Ohne ein weiteres Wort ließen die beiden Agents den Sergeant mit Edwin Nash alleine in dessen Krankenzimmer. Sie machten sich auf den Weg zurück ins Revier. Nash brauchten sie nicht mehr zu verhören. Sie mussten die Hinweise auf anderem Weg erlangen. Wenig später erschienen sie wieder auf dem Revier und suchten in den älteren Akten nach Hinweisen.
9. Kapitel
Vereinigte Staaten, Las Vegas (NV)
Die Wüstensonne Nevadas hatte die kleine Wohnung von Roy Cabrera schon den ganzen Vormittag aufgeheizt. Trotz der eingebauten Klimaanlage wurde es immer wärmer. Der Dealer lag nach einer langen Nacht, die er im Death Valley verbracht hatte, noch im Bett. Ungefähr jede Stunde wachte er völlig verschwitzt wieder auf. Roy hatte sich schon mehrfach bei der Hausverwaltung beschwert, weil die Klimaanlage wohl fehlerhaft war. Sie schaffte es einfach nicht mehr, die kleine Bude anständig zu kühlen. Spätestens im Sommer, der nicht mehr lange entfernt war, wäre es nicht mehr auszuhalten.
Die Gesellschaft, die jeden Monat die, zugegeben, relativ kleine Miete einstrich, kümmerte sich kaum noch um das Gebäude. Wäre es nach ihm gegangen hätte er schon längst eine andere angemietet, allerdings musste er vorsichtig sein und durfte nicht auffallen. Seine Drogendeals brachten ihm zwar genug Geld für eine bessere Wohnung in guter Lage ein, aber er konnte es sich nicht leisten aufzufallen. Solange er noch selbst für die Ware verantwortlich war, musste er unter dem Radar bleiben. Die Polizisten kamen nur an die kleineren Dealer heran, die großen waren schon lange nicht mehr auf der Straße anzutreffen. Das war sein großes Ziel. Einmal zu den richtig großen gehören und zumindest einen Teil der Stadt zu kontrollieren.
Am frühen Nachmittag konnte er einfach nicht mehr schlafen. Roy kletterte immer noch niedergeschlagen aus seinem Bett und verzog sich in das kleine Badezimmer seiner Wohnung. Er brauchte jetzt dringend eine kalte Dusche, um den Schweiß der Nacht abzuspülen. Gerade als er fertig war und sich abtrocknete, klingelte sein Mobiltelefon. Roy nahm das Gespräch entgegen, während er sich umständlich das feuchte Handtuch um die Hüfte schlang. Es war sein alter Kumpel Paul, den er wegen weiterer Lieferanten angesprochen hatte.
»Roy, du alter Halunke. Wie war das Leben zu dir?«
»Hör auf zu fragen Paul. Immer, wenn du denkst es kann nur noch besser werden, bekommst du wieder eine auf die Finger. Ich habe versucht Material zu besorgen und musste dafür sieben Supermärkte ansteuern. Danach saß ich die ganze Nacht an meinem Tisch und habe die Ware vorbereitet.«
»Ah ja, und dann fragst du mich noch nach mehreren Lieferanten, damit du noch mehr arbeiten darfst. Du brauchst dringend Personal, mein Freund.«
Roy grinste, »Das kannst du laut sagen, aber mit den kleinen Chargen, die ich hier bekomme, geht das nicht so einfach. Außerdem kann ich hier niemandem vertrauen. Diese Stadt ist ein Haifischbecken und wer nicht aufpasst, wird gefressen.«
»Ich habe zwei weitere Lieferanten für dich aufgetan. Einer davon hat pro Monat noch vier Kilo Schnee, die er dir für einen anständigen Kurs liefern kann und der andere könnte weitere zwei Kilo liefern. Zusätzlich aber auch noch sechs Kilo Ice, wenn du interessiert bist«, erklärte Paul.
Roy freute sich wie ein Kind an Weihnachten. »Das ist hervorragend, Paul. Wann kann die erste Lieferung erfolgen?«
»Wenn du Kapazitäten hast bereits nächste Woche. Wir brauchen nur einen Ort für eine Übergabe!«
»Den habe ich bereits. Die Koordinaten gebe ich den Lieferanten durch.«
Er konnte Paul grinsen hören, »Das ist in Ordnung. Aber du solltest auch genug Geld bei dir haben, sonst wird niemand deine Leiche finden. Die machen da keine Späßchen!«
»Das habe ich mir bereits gedacht, aber am Geld sollte es nicht liegen. Ich habe genug, um die Lieferungen zu bezahlen. Wie ist die Reinheit von der Ware?«
»Schnee zu 89 % und Ice zu 92 %.«
Roy grinste in sich hinein. Das war besser als er erwartet hatte. Mit den Werten konnte er die Lieferungen deutlich strecken und noch mehr Geld einnehmen. »Okay, schick mir die Daten. Ich erwarte die Lieferungen dann.«
»Mach ich Roy. Und nicht vergessen, das Geld bereitzuhalten. Ich melde mich nächsten Monat wieder bei dir!«, sagte Paul und legte auf.
Endlich hatte Roy ein bisschen mehr Ware, die er im Großraum Las Vegas unter die Menschen bringen konnte. Seine Abnehmer wollten sowieso schon deutlich mehr von ihm kaufen als er heranschaffen konnte. Jetzt hatte er zwei neue Lieferanten, denen er das benötigte abkaufen konnte. Es war zwar immer noch zu wenig für seinen großen Plan, aber er war nicht mehr nur auf die Gnade der SNB angewiesen, die ihn an der kurzen Leine hielt. Sollten sie doch endlich ihre Lieferprobleme in den Griff bekommen. Falls er dann aus dieser Richtung mehr erwarten konnte, wäre er im Großraum Las Vegas einer der Verteiler, die sich einen Teil der Stadt sichern konnte. In Amerikas Spielplatz in der Wüste von Nevada war der Bedarf besonders hoch. Das Glücksspiel in den vielen Casinos lockte jährlich sehr viele Kunden an. Vor allem diejenigen, die schon genug Geld auf der Seite hatten und das hier als Freizeit betrachteten, zogen sich gerne mal eine Line.
Roy Cabrera freute sich auf die bevorstehenden Wochen und der Anhebung seiner Vorräte. Das bedeutete zwar in erster Linie mehr Arbeit für ihn, aber auch mehr Einnahmen, für die er über verschiedene Möglichkeiten neue Drogen in sein Sortiment aufnehmen konnte. Seit Cannabis zum Eigengebrauch in den Staaten legalisiert war, konnte man damit kein Geld mehr verdienen. Der Staat griff sich die Einnahmen ab und da es nicht mehr illegal war, konnte man damit auch nichts mehr verdienen. Die Kunden waren einfach zu verwöhnt, weil man Cannabis fast überall kaufen konnte.
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