Kitabı oku: «Buchstäblichkeit und symbolische Deutung», sayfa 49

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Von hier aus ist es bis zu Paul FlemingsFleming, Paul Gedicht Wie Er wolle geküsset seynWie Er wolle geküsset seyn (1646), das petrarkistischPetrarkismus bändigt und anakreontischAnakreontik in das Jahrhundert GoethesGoethe, Johann Wolfgang weitergibt, was als erotische Dichtung ein Jahrhundert zuvor sich sprachlichen Ausdruck verschaffte, ein weiter Schritt.63 Fleming nimmt in der letzten Strophe das sofort wieder ins Private zurück, was in den Zeilen zuvor als Bestandteil öffentlicher Regulative ausgewiesen worden war. Rät Fleming anfänglich über die Technik des KüssensKüssen „Nirgends hin / als auff den Mund“, „Nicht zu wenig nicht zu viel“, „Nicht zu nahe / nicht zu weit“, „Nicht zu harte / nicht zu weich“, „Halb gebissen / halb gehaucht“, so heißt es am Ende:

„Küsse nun ein Iedermann

Wie er weiß / will / soll und kan.

Ich nur / und die Liebste wissen /

Wie wir uns recht sollen küssen“.64

Eine ganz im frühaufgeklärten Duktus angelegte Systematik des KüssensKüssen legt der Band 25 von ZedlersZedler, Johann Heinrich Universal-LexikonUniversal-LexikonGrosses vollständiges Universal-Lexikon (1740) vor.65 Das Lemma osculum umfasst hier immerhin sechs Spalten mit mehr als 45 verschiedenen oscula. Bemerkenswert ist die grundsätzliche Ansicht, dass durch einen Kuss „der weiblichen Zucht und Scham nicht wenig geschadet würde“, gilt doch dem frühaufgeklärten Lexikografen der Kuss „als das nächste Mittel zum Beyschlafe und Ehebruch“.66 Wie vielfältig Ausdrucks- und Funktionsformen des Küssens sind, macht auch der Blick ins Deutsche Wörterbuch der Brüder GrimmGrimm, WilhelmGrimm, Jacob deutlich, das immerhin noch 18 Kussarten aufzählt.67 Und jeder Teenager kennt noch mindestens ein halbes Dutzend weiterer, nicht unbedingt dudenfester Küsse. LessingLessing, Gotthold Ephraim hingegen lässt in seinem Gedicht Die KüsseDie Küsse (1747) nur jene als echte Küsse gelten, die er von Doris erhalten hat –, je nach Zusammenhang heißt die Dame dann auch schon einmal Phyllis oder Lesbia. Das Genre des Kussgedichts ist, wie Wilhelm Kühlmann treffend bemerkt, ein „vielbeackerte[s] literarische[s] Terrain“68.

Wollte man diese und andere Überlieferungsformen einschließlich ihrer Derivate historisch weiterverfolgen, fände eine Lyrikgeschichte des Küssens vermutlich bis in unsere Tage reiches Material. Entscheidend ist, „die erfundene Welt des Eros soll […] durch keine Wirklichkeit einlösbar sein, erst recht nicht Biographisches enthüllen“69. Das ist zentraler Bestandteil einer Apologetik der Liebesdichtung seit der AntikeAntike. Und genau mit diesem Tabu spielt nun GoetheGoethe, Johann Wolfgang, ja vielleicht bricht er es sogar, wenn man die Entwicklung von den beiden Tagebucheintragungen hin zur ersten Gedichtfassung betrachtet.

1749 erschien im 129. Stück der moralischen Wochenschrift Der GeselligeDer Gesellige ein kleiner Text über das Küssen. Theodor Verweyen, der dies mitteilt, bezeichnet ihn als eine Zeichenlehre der Zärtlichkeit, die das benenne, was wenige Jahre zuvor GleimGleim, Johann Wilhelm Ludwig in seinem Versuch in Scherzhaften LiedernVersuch in Scherzhaften Liedern vorgeführt habe:

„Von allen Dingen muß ich des Kusses Erwehnung thun. Ein brünstiger, feuriger und sanfter Kuß erweckt in dem ganzen Bezirke des Mundes eine Empfindung, die ungemein angenehm ist, und er ist daher der allergewöhnlichste und natürlichste Ausbruch der Zärtlichkeit. Dadurch beweisen verliebte Leute einander die Zärtlichkeit ihrer Liebe; und häufige anacreontische Küsse sind am mächtigsten, das Herz bis auf den Grund zu rühren. Selbst zärtliche Freunde können nicht unterlassen, einander häufig zu küssen; und wir setzen in unserer Gesellschaft einen großen Werth auf unsere freundschaftlichen Küsse“70.

Und 1750 schreibt KlopstockKlopstock, Friedrich Gottlieb an Gleim: „schicken sie mir […] auch von den damen und demoisellen in Magdeburg einen gemeinschaftlichen anakreontischen kusz“71. Zwischen anakreontischemAnakreontik Kuss und empfindsamer Zärtlichkeit gibt es zahlreiche Filiationen. Ob diese bekannte historische Beobachtung allerdings zu einer tauglichen binnenliterarischen Differenzierung zwischen galanter Dichtung, anakreontischem PetrarkismusPetrarkismus, empfindsamerEmpfindsamkeit Literatur und der Lyrik des Sturm und DrangSturm und Drang beiträgt, scheint problematisch.72 Das Küssen jedenfalls hat unzweifelhaft im 18. Jahrhundert eine andere gesellschaftliche Inskriptur erhalten. Es wird Teil der kulturellen Selbstinszenierungkulturelle Selbstinszenierung des Bürgers, der Kuss wird seiner Privatheit und Intimität beraubt und zusätzlich zu einem öffentlichen VerhaltensstandardVerhaltensstandard. Vom anakreontischen KussKuss bis zur empfindsamen Zärtlichkeit ist es demnach ein kurzer Weg. Man muss diesen historischen Aspekt allerdings um einen weiteren ergänzen und nach dem mentalitätsgeschichtlichen Ort der RokokoRokokodichtung fragen, die von der EmpfindsamkeitEmpfindsamkeit ebenso weit entfernt ist wie von der Erlebnisdichtung.73 Die medizinisch-diätetische Literatur der Zeit mit ihren Parametern Freude, Fröhlichkeit und Lust begründet eine naturgemäße Lebensordnung, wie es die RokokoRokokoliteratur ja programmatisch fordert und vorführt, und nicht die fiktionale Literatur.74 Die Ärzte wiederum berufen sich in ihren Gesundheitslehren auf die Dichtung. LiteraturLiteratur bekommt so eine Geselligkeitsfunktion innerhalb eines diätetischen Koordinatensystems von Gesundheit, Wohlergehen und Moral.75

„Die deutsche Rokokodichtung ist – vor allem in ihren besonders gelungenen Leistungen – nicht Nachahmung höfisch-spielerischer Formen und Gedanken im Kreis eines wohlhabend und gebildet gewordenen Bürgertums, sondern der Versuch, im Zusammenhang vielfältiger diätetischer Anstrengungen der Zeit, ‚sinnliches Vergnügen‘ nicht nur zu fordern und theoretisch zu begründen, sondern in poetischen Inszenierungen auch vorzustellen“76.

Glaubt man amerikanischen Forschungen, die von einer deutschen Tageszeitung zitiert werden, dann heilt Küssen Krankheiten.77

In der LiteraturwissenschaftLiteraturwissenschaft herrscht heute weitgehend Einigkeit darüber, dass unter dem Begriff RokokoRokoko dominante Stilmerkmale in der Literatur zwischen 1740 und 1780 begriffen werden können. Diese Lesart ist allerdings revisionsbedürftig. Es wäre nämlich die These zu prüfen, ob die KulturKultur und Literatur des Rokoko sich nicht aus zwei Sublimationsschüben zusammensetzt, einmal der frühen erotischen Rokoko-Dichtung, beginnend in der Lyrik der Frühen NeuzeitFrühe Neuzeit unter Rückgriff auf antikeAntike Muster, und zum anderen die AnakreontikAnakreontik des 18. Jahrhunderts, sofern man unter Anakreontik einen bestimmten Gattungs-, Form- und Motivtypus der Literatur versteht, und nicht jener anakreontische Mischmasch damit gemeint ist. Die petrarkistischePetrarkismus Literatur wäre in diesem Zusammenhang eine eigene Untersuchung wert, und von hier aus wäre auch die Frage neu zu erörtern, „ob Secundus tatsächlich als wichtiger Vermittler des Petrarkismus gelten kann“78. Während Johannes SecundusSecundus, Johannes auf den zeitgenössischen Formen- und Motivvorrat zurückgreift und ihn innovativ erweitert, bedient sich GoetheGoethe, Johann Wolfgang des stellvertretenden Sprechens. Er setzt das Substituterleben der LiteraturLiteratur ins Werk, wonach sie erfüllt, was die Wirklichkeit verweigert. Unter der Leitthese einer Platonisierung des BegehrensBegehren erschiene die petrarkistische Literatur als eine Form der Anakreontik. RokokoRokoko würde demnach bedeuten, das Begehren so zu besprechen – im doppelten Wortsinn –, dass es gesellschaftlich legitimiert wird in Gestalt höchster Kunstfertigkeit oder spielerischer Leichtigkeit.79 Rokoko wäre somit ein kulturelles Beschreibungssystemkulturelles Beschreibungssystem des uneigentlichen erotischen Sprechens, dessen sich das Begehren bedient, wie das Beispiel der Kuss-Gedichte zeigt. Rokokoliteratur wäre somit ein moderner Versuch, Kultur als TextKultur als Text zu inszenieren. Sie schüfe ein Substituterleben, dessen Wirklichkeit in der Fiktionalität gründet, dessen Fiktion aber auch die Wirklichkeit des Schreibenden darzustellen vermag, womit eine doppelte Codierung eröffnet ist. An der Leitvorstellung Rokoko lässt sich zeigen, dass die Entdeckung des Körpers in der AufklärungAufklärung mit seinem Verschwinden einhergeht. Was bleibt, ist das Sprechen bzw. das Schreiben über den Körper. Literatur bekommt die Funktion des anthropologischen Reisens80, die Rokoko-Literatur eröffnet diesen inneren Kontinent. Rokokoliteratur würde damit einen wichtigen Quellenwert bei der Untersuchung der Entdeckung des Körpers des Bürgers bekommen. Literatur und LiteraturgeschichteLiteraturgeschichte könnten hier ihre enorme analytische Qualität im Gesamt anthropologischer Diskurse unter Beweis stellen. Literatur ist das Medium der anthropologischen Selbstvergewisserung: das Wissen, dass der Mensch Mensch ist, erfährt er erst aus der Literatur. Man muss wohl Michel FoucaultFoucault, Michel Recht geben, der in einem Gespräch mit Gilles DeleuzeDeleuze, Gilles 1972 gesagt hatte, „das BegehrenBegehren wird noch lange ein Problem sein“81.

Das Leibniz-Bild bei Herder (1765/1802)

„Was sind die tauben Begriffe, Wortkränze und Abstraktionen, jene Legion moralischpolitischer Systeme, jenes Triktrak philosophischer Sprache, wo alles entweiht ist, wo niemand mehr was denket oder was dabei will, weder Autor noch Leser?“ (Bd. 8, S. 218)1 Am 21. Januar 1765 schreibt Johann Georg HamannHamann, Johann Georg aus Königsberg an seinen „liebe[n] Freund“ Johann Gottfried HerderHerder, Johann Gottfried über die soeben von RaspeRaspe, Rudolf Erich herausgegebenen Nouveaux EssaisNouveaux Essais von LeibnizLeibniz, Gottfried Wilhelm: „Dieser Schriftsteller zeigt sich hier in keinem andern Licht als er mir immer vorgekommen und sein scholastisches Geschwätz ist niemals recht nach meinem Geschmack gewesen. Unterdeßen giebt es Stellen, die das Leere und Wüste des Gantzen ersetzen“.2 Seinen „verdrüslichen Auszug“ beschließt Hamann mit einem vernichtenden Urteil: „Genug von diesem Geschwätz. Ob die Herausgabe dieser Schriften dem Andenken des Verf. zum Nachruhm gereichen wird, zweifele sehr. Ein gewißes marktschreyerisches und pralerisches Wesen leuchtet an einigen Stellen gar zu sehr hervor.“3 Schwerlich dürfte dieses Präjudiz ohne nachhaltige Wirkung auf Herder gewesen sein. Nach Erhalt von Hamanns Brief, spätestens aber „ca. 1769“4 fertigt Herder drei kleine kommentierte Exzerpte an mit den Titeln Wahrheiten aus LeibnitzWahrheiten aus Leibnitz (vgl. Bd. 32, S. 211–225)5, Ueber Leibnitzens Grundsätze von der Natur und GnadeUeber Leibnitzens Grundsätze von der Natur und Gnade (vgl. Bd. 32, S. 225ff.) und Grundsätze der PhilosophieGrundsätze der Philosophie (vgl. Bd. 32, S. 227–231). Teilweise handelt es sich hierbei um sehr genaue Auszüge, teilweise um äußerst kritische Kommentare insbesondere zu den Nouveaux Essais und teilweise auch um ein erstes Skizzieren originärer Philosopheme im Ausgang von oder Abgrenzung zu Leibniz.6 Natürlich ist Herder bereits während seines Studiums in Königsberg (u.a. bei KantKant, Immanuel) 1762 bis 1764 mit LeibnizLeibniz, Gottfried Wilhelm’ Philosophie bekannt gemacht worden, doch sind dies Spuren, die ich hier vernachlässigen kann; die positivistische Spurensicherung muss sich auch an der Aussagekraft ihrer Belege messen lassen.

In einer 1766 erschienenen Rezension7 stellt HerderHerder, Johann Gottfried die Frage, ob denn Leibniz’ Monadenwelt ein Gedicht sei, da sie Erdichtungskraft erfordere (es geht hier im Kontext um das Verhältnis von poetischer Fiktion und philosophischer Wahrheit am Beispiel des Lehrgedichts; vgl. Bd. 1, S. 116). Diese wie nebenbei gestellte Frage wird in der ein Jahr später (1767) erschienenen Textsammlung Über die neuere deutsche LiteraturÜber die neuere deutsche Literatur präzisiert. Eingedenk der Widerborstigkeit der LiteraturLiteratur gegen ein philosophisches Systemdenken erweitert Herder den Literaturbegriff dergestalt, dass sich darin auch noch Monade und ewige Idee, Theologie und Mythologie ohne Gesichtsverlust wiederfinden können. „Ein großer Theil der Wissenschaften macht einen Körper […] und dieser Theil trägt den Namen Litteratur. Ein weiter Name, dessen Gebiet sich von den ersten Buchstabierversuchen erstreckt, bis auf die schönste Blumenlese der Dichtkunst […], von den Handwerksystemen bis zu den Ideen des PlatoPlaton und Leibniz“ (Bd. 1, S. 142).

Ist Literatur so verstanden plötzlich zur Philosophie avanciert oder Philosophie zur bloßen Erdichtung degradiert? Dass dies keine ausschließlich rhetorische Frage ist, sich dahinter vielmehr ein Wandel in der LiteraturtheorieLiteraturtheorie des 18. Jahrhunderts verbirgt, exemplifiziert an der ur-leibnizschen Frage nach der Wirklichkeit der Fiktionalität, möchte ich im Folgenden von literaturwissenschaftlicherLiteraturwissenschaft Seite aus untersuchen. Am Beispiel der Genese von Herders Leibniz-Bild lässt sich dieser Wandel gut beschreiben.

Natürlich ist diese Diskussion im 18. Jahrhundert nicht von der Debatte um Wahrheit und Wahrscheinlichkeit (in) der Literatur zu trennen. Möglicherweise im direkten Rekurs auf seinen erweiterten Literaturbegriff skizziert HerderHerder, Johann Gottfried im Journal meiner Reise im Jahre 1769Journal meiner Reise im Jahre 1769 seinen Standpunkt, wonach er eine „philosophische Theorie“ für möglich hält, die den „Glauben an eine Mythologie und an Fabeln der Erzählung erklärt“ (Bd. 4, S. 360). Das wäre dann eine „Theorie der Fabel, eine Philosophische Geschichte wachender Träume, eine Genetische Erklärung des Wunderbaren und Abentheuerlichen aus der Menschlichen Natur, eine Logik für das Dichtungsvermögen“ (Bd. 4, S. 360). Begriffe wie Wahrscheinlichkeit und Unwahrscheinlichkeit seien „eine relative Sache“, der „Pöbel“ habe sie „in tausend Sachen: ist seine Unwahrscheinlichkeit dieselbe, als des zweifelnden Philosophen, des untersuchenden Naturkundigen? KlopstocksKlopstock, Friedrich Gottlieb dieselbe als HumeHume, David […]? Jeder Erfinder von Hypothesen welche eigne Art Unwahrscheinlichkeiten zu messen […]? LeibnizLeibniz, Gottfried Wilhelm, und PlatoPlaton, die beiden grösten Köpfe zu Hypothesen in der Welt“ (Bd. 4, S. 361). Der Vielzahl von Wahrscheinlichkeiten, dem Kosmos möglicher Wirklichkeiten im Sinne dieses erweiterten Literaturbegriffs muss eine Logik des Dichtungsvermögens8 Rechnung tragen, indem diese die Vorstellung deduzierbarer ästhetischer und poetologischer Universalregeln verabschiedet. Es gelte, schreibt Herder, „eine eigne Gestalt des Gefühls von Wahrscheinlichkeiten, nach dem Maas der Seelenkräfte, nach Proportion der Einbildungskraft zum Urtheil, des Scharfsinns zum Witze, des Verstandes zur ersten Lebhaftigkeit der Eindrücke, u.s.w.“ (Bd. 4, S. 361).

Die PoetikPoetik hatte hierauf bereits reagiert, allerdings einen, Herders Vorstellungen einer anthropologischen Ästhetik diametral entgegengesetzten Weg eingeschlagen, indem sie auf Leibniz und den Leibnizianer WolffWolff, Christian zurückgegriffen hatte. Das Regeldenken war damit im Bereich der deutschsprachigen Literaturtheorie installiert. Leibniz, Wolff, GottschedGottsched, Johann Christoph, BreitingerBreitinger, Johann Jakob, BodmerBodmer, Johann Jakob, BaumgartenBaumgarten, Alexander Gottlieb, MeierMeier, Georg Friedrich und noch – als letzter dieser Ahnenreihe – RiedelRiedel, Friedrich Justus glauben an die Beschreibbarkeit der Ordnung aller Dinge durch Regeln und verwischen dabei die Grenzen von deskriptivem und explikativem Diskurs und übertragen die Regel-Mäßigkeit des einen, wohlgeordneten wirklichen Universums auf den Mikrokosmos der Welt des Möglichen, der Dichtung.

Betrachten wir zunächst die erste Phase9 von HerdersHerder, Johann Gottfried Leibniz-Lektüre, jene Jahre zwischen 1765 und 1778, in denen er LeibnizLeibniz, Gottfried Wilhelm studiert und kritisch kommentiert hat.10 Das Motiv, den Philosophen als Dichter und die Monadenlehre als Poem zu sehen, diese metaphorische Sprechweise, entwickelt sich rasch zum bestimmenden Grundton von Herders Leibniz-Bild. Der erweiterte Literaturbegriff erlaubt es Herder zunächst, der Regelbildung als Zwangshandlung entgegenzutreten. Ist die leibnizsche Philosophie Literatur, so können sich die Leibnizianer nicht mehr zu Recht auf Leibniz berufen, wenn sie die Ausbildung der Ästhetik als Wissenschaft mit normkonstituierendem Anspruch mit der unantastbaren Gültigkeit universeller Regeln verknüpfen. Auf dieser Seite kämpft Herder vor allem gegen BaumgartenBaumgarten, Alexander Gottlieb.11 Auf der anderen Seite – und dies darf im historischen Zusammenhang nicht unterbewertet werden, da sich zu dem leibnizschen/anti-leibnizschen ein aristotelisches Aristoteles/anti-aristotelisches Moment gesellt – auf der anderen Seite also ficht Herder gegen eine Poetik als Wissenschaft, die sich zur Legitimierung ihres Anspruchs auf Vorherrschaft auf Leibniz und WolffWolff, Christian beruft.12 In beiden Fällen (PoetikPoetik und Ästhetik) wird die Regel der allgemeinen Gültigkeit zur Allgemeingültigkeit der Regel, der Universalismus von Leibniz zum Totalitarismus der Leibnizianer. Ich will dies an einigen Beispielen veranschaulichen, wodurch auch Herders Kritik verständlicher wird.

Im Discours de MétaphysiqueDiscours de Métaphysique (1686) von LeibnizLeibniz, Gottfried Wilhelm heißt es im Paragrafen sechs, dass Gott nichts außer der Ordnung tue. „So ist, was für außerordentlich gilt, dies nur im Hinblick auf irgendeine besondere unter den Geschöpfen festgestellte Ordnung. […] Das ist so wahr, daß nicht allein nichts in der Welt geschehen kann, was absolut unregelmäßig [irregulier] wäre, sondern daß man sich sogar etwas derartiges nicht einmal ausdenken kann“13. „Die Vernunft will“ – so schreibt Leibniz im vorhergehenden Paragrafen –, „daß man bei den Hypothesen […] die Vielzahl vermeidet“,14 „das Universum [ist] durch eine vollkommene Ordnung geregelt“15, wie es in der MonadologieMonadologie (1714) heißt. Der Autokratie der Regel hatte sich sogar Gott selbst zu unterwerfen. Damit war von Leibniz eine Norm vorgegeben worden, die von den Leibnizianern schließlich in konsequenter Durchführung auf die bis dahin noch ausstehende Wissenschaft vom Geschmack und der Kunst und der Wissenschaft von der Dichtkunst angewandt wurde. Bei Leibniz wird bereits in der weiteren Systementfaltung die Applikation monadologischer Philosophie auf die Kunst- bzw. LiteraturtheorieLiteraturtheorie antizipiert, hier bildet sich schon seine eigene spezifisch literaturtheoretische RezeptionsgeschichteRezeption vor.16

In seinem Système nouveauSystème nouveau (1695) spricht Leibniz gleich zu Beginn des dritten Paragrafen vom „joug d’Aristote“, dem „Joch des Aristoteles“17, von dem er sich befreit habe. Mit dieser Formulierung meinte er sicherlich nicht die aristotelischeAristoteles Poetik, doch erstaunt es, dass sieben, acht Jahrzehnte später sich eine Generation von Autoren daran machte, die „engen Palisaden des AristotelesAristoteles“ (SchillerSchiller, Friedrich, 1781), die „Krücken für Lahme“ (SchubartSchubart, Christian Friedrich Daniel, 1774) seiner Poetik – oder was man dafür zu halten pflegte – zu beseitigen und sich eben dieser KatharsisKatharsis-Metapher bediente, um ihre Befreiung vom Joch des Regelzwangs auf den Begriff zu bringen. Beim Übergang von LeibnizLeibniz, Gottfried Wilhelm zu den Leibnizianern (wie ich der Einfachheit halber diePoetik (Aristoteles)Poetik (Aristoteles) oben erwähnten Autoren nenne) ist also eine eigenartig gegenläufige Bewegung festzustellen, die das Paradoxon beinahe schon zu einem Kuriosum macht: Die Befreiung vom aristotelischen Regelzwang (in der Metaphysik, der Naturphilosophie und der Poetik) hat nicht eine Freiheit von Regeln und die Sicherung jener zur Folge, sondern die Intensivierung der Reglementierung und ihre Expansion auf Ästhetik und Poetik. HamannHamann, Johann Georg hatte schon 1762 in seinen Kreuzzügen des PhilologenKreuzzüge des Philologen klar erkannt, dass Leibniz’ „Lehrsatz der besten Welt“ der „Grundsatz aller schönen Künste“ sei, aber: „Ohne selbige zu verstehen, läßt sich Ja! und Nein! darauf am leichtesten beweisen“.18

Und in der Tat war mit jenem Lehrsatz – der in poetologischen Debatten den Streit um den Status möglicher Welten miteinbezog – der archimedische Punkt dieser Debatte zu Beginn des 18. Jahrhunderts formuliert. Leibniz selbst hatte ein Junktim zwischen modaltheoretischem und poetologischem Diskurs in seinen Nouveaux EssaisNouveaux Essais (1703/05) hergestellt:

„Man kann sagen, daß derjenige, der aufmerksam mehr […] Beschreibungen und Darstellungen, […] mehr geistvolle Romane gelesen, der mehr wissenswerte Erzählungen gehört hat […] mehr Erkenntnis als ein anderer haben wird, wenn es auch kein wahres Wort in all dem gab, was man ihm schilderte oder berichtete; denn die Übung, die er darin besitzt, im Geiste viele Begriffe oder ausdrückliche und aktuelle Ideen darzustellen, macht ihn geeigneter, das zu begreifen, was man ihm vorlegt, und er wird sicher unterrichteter, beschlagener und fähiger sein als ein anderer, der nichts […] gelesen […] hat – vorausgesetzt, daß er in jenen Geschichten und Darstellungen nicht etwas für wahr annimmt, was es nicht ist, und daß diese Eindrücke ihn nicht hindern, darüber hinaus das Wirkliche vom Eingebildeten oder das Existierende vom Möglichen zu unterscheiden.“19

Und wenig später heißt es: „Die Kunst der Beschreibungen [kann] auch auf Unmögliches verfallen. Es verhält sich damit ebenso wie mit […] alten Romanen oder mit den Feenmärchen, die vor einigen Jahren wieder in Mode gekommen sind.“20

Trotz jenes Junktims war LeibnizLeibniz, Gottfried Wilhelm einem traditionellen Literaturverständnis der Laudatio-vituperatio-PoetikLaudatio-vituperatio-Poetik stark verpflichtet: „Das vornehmste Ziel […] der Poesie [sollte] darin bestehen, Klugheit und TugendTugend an Hand von Beispielen zu lehren und das Laster in einer Gestalt zu zeigen, die Abscheu hervorruft und dazu nötigt oder dient, es zu meiden“21, schreibt er in der TheodizeeTheodizee (1710), eine Maxime, die von GottschedGottsched, Johann Christoph dann streng befolgt wird.

Verlieh Johann Jakob BodmerBodmer, Johann Jakob 1728 seiner „grösten Bestürtzung“ darüber Ausdruck, dass kaum jemand die Verdienste von Christian WolffWolff, Christian erkennen wolle, und die Zahl derer klein sei, „die sich seine Lehren recht zu nutze zu machen wissen“,22 so hatte der Züricher Johann Jakob BreitingerBreitinger, Johann Jakob noch 1740 in der Vorrede zu seiner Critischen DichtkunstCritische Dichtkunst „der Hoffnung seit einiger Zeit Platz gegeben, daß der gute Geschmack in Deutschland bäldest aufkommen werde, weil ich dieses als eine gewisse Frucht von dem allgemeinen Durchbruche der Leibnizischen Philosophie erwarte“23. Diese Hoffnung wurde zwar, was eine allgemeine kanonisierte Geschmacksbildung des Publikums betraf, enttäuscht, doch in Bezug auf die poetologische Theoriebildung hatte sich dieser Durchbruch längst vollzogen. Johann Christoph Gottsched, neben Bodmer und Breitinger und nach Wolff zur zweiten Generation von Leibnizianern gehörend, schreibt in seinem Versuch einer Critischen DichtkunstVersuch einer Critischen Dichtkunst (1730): „Die Regeln nämlich, die auch in freyen Künsten eingeführet worden, kommen nicht auf den bloßen Eigensinn der Menschen an; sondern sie haben ihren Grund in der unveränderten Natur der Dinge selbst; in der Uebereinstimmung des Mannigfaltigen, in der Ordnung und Harmonie. Diese Gesetze […] bleiben unverbrüchlich und fest stehen“24. GottschedGottsched, Johann Christoph betont ausdrücklich in einer Anmerkung zum nachfolgenden Paragrafen: „Der große LeibnitzLeibniz, Gottfried Wilhelm ist hier vollkommen meiner Meynung“25.

Die junge Generation der Sturm-und-Drang-AutorenSturm und Drang, voran HerderHerder, Johann Gottfried, dachte hierüber ganz anders.26 Sie hatte sich nicht nur vom Joch des klassizistischen Aristotelismus zu befreien, sondern kämpfte auch gegen einen poetologisch-ästhetischen Regularismus leibnizsch-wolffscher Provenienz.27 Herder findet hier scharfe Worte, er wirft 1767 WolffWolff, Christian „willkührliche Definitionen, eckelhaft wiederholte Demonstrationen“ vor, „seine meisten Sätze und Demonstrationen sind Feen, die in der Luft tanzen“ (Bd. 32, S. 157). In den Wahrheiten aus LeibnitzWahrheiten aus Leibnitz kommt Herder auf den Punctum saliens seiner Kritik an der leibnizschen und wolffschen Philosophie zu sprechen:

„Leibnitz wollte durch sein System PlatoPlaton und DemokritDemokrit vereinigen, AristotelesAristoteles mit DeskartesDescartes, René, die Scholastiker mit den Neuern, die Theologie und Moral mit der Vernunft. Er wollte eine Erklärung der Vereinigung zwischen Seele und Körper finden, die wahren Gründe in den Einheiten der Substanzen entdecken, und in der Harmonie zwischen ihnen, die die erste Substanz eingeführet – eine Einfalt und Einfachheit, die Erstaunen machen, weil es überall und immer dieselbe Sache nach Graden der Vollkommenheit ist, die man sieht. […] Leeres und Atome fallen weg […], überall organisirte Materie, überall Ordnung und Regelmaas, […] nichts einförmig, alles abändernd mit Ordnung […]. Alle Gedanken und Handlungen der Seele kommen aus ihrem eigenen Grund, ohne ihr von den Sinnen können gegeben werden: indessen spricht man so uneigentlich hievon, wie von der Bewegung der Sonne […]. Unter dem Vorwande angeborner Ideen schiebt man die Analyse auf; das soll nicht“ (Bd. 32, S. 218).

Trotz dieser Kritik am Ordnungs- und Regelbegriff, deren Statik für HerderHerder, Johann Gottfried die Leblosigkeit der sie produzierenden Systeme belegt, hält er an seinem erweiterten Literaturbegriff und damit an dem Leitmotiv ‚LeibnizLeibniz, Gottfried Wilhelm als Dichter‘ fest.

In einer Rezension von 1776 erwähnt er die „Leibnizischen Dichtungen von den Monaden, der Harmonie und der Freiheit“ (Bd. 9, S. 431). In dem im selben Jahr publizierten Aufsatz Philosophei und Schwärmerei, zwo SchwesternPhilosophei und Schwärmerei28 präzisiert er diesen Gedanken weiter: „Leibnitz z.E. liebte zu vergleichen, fremde Einfälle neu zu nutzen, und oft die widersprechendsten Ideen zu paaren: sein ganzes System offenbarte er also nicht anders, als wie es ihm erschienen war, wie es in seiner Seele lebte, durch Blicke des Witzes und der Imagination […]. Wolf, der das nicht zu fühlen vermochte, oder als Nachfolger und Erklärer zu fühlen nicht Zeit hatte, machte aus Blitzen des Witzes und der Aussicht Theoreme […]. Leibnitz, Leibnitz, wo war dein Geist?“ (Bd. 9, S. 500)

Damit ist bereits der Übergang zur zweiten Phase von Herders Leibniz-Rezeption markiert.29 1778 erscheint seine Schrift Vom Erkennen und Empfinden der menschlichen SeeleVom Erkennen und Empfinden der menschlichen Seele. Lektüreerfahrungen von Leibniz’ TheodizeeTheodizee und der MonadologieMonadologie sind ebenso wie die MeditationesMeditationes und die frühen Leibnizkenntnisse in Herders Text eingegangen. Gleich zu Beginn nimmt er sein Motiv wieder auf, Leibniz sei wie NewtonNewton, Isaac und BuffonBuffon, Georges-Louis Leclerc de ein Dichter „wider Willen […] in seiner prästabilirten Harmonie und Monadenlehre“ (Bd. 8, S. 170), da er als „empfindende[r] Mensch sich in alles ein – und alles aus sich heraus fühle und darauf ‚sein Bild‘ drucke“ (Bd. 8, S. 170). Dennoch haben für HerderHerder, Johann Gottfried die Dichter HomerHomer, SophoklesSophokles, DanteDante, Alighieri, ShakespeareShakespeare, William und KlopstockKlopstock, Friedrich Gottlieb der Psychologie und Menschenkenntnis mehr Stoff geliefert, „als selbst die AristotelesAristoteles und Leibnitze aller Völker und Zeiten“ (Bd. 8, S. 171). Interessant ist, dass Herder nun nicht mehr von einer aufgeschobenen Analyse spricht (s.o.), sondern die Quantität des herbeigeschafften Materials gegen die Philosophie veranschlagt.30 In der darauffolgenden Kritik an der mechanistischen Welterklärung wird nochmals deutlich, dass Herder nun zwischen dem Leibnizianismus und der „unnatürliche[n] Dürftigkeit“ (Bd. 8, S. 176) seiner Erscheinungsformen, die „auf dem Leibnitzischen Schachbrett mit einigen tauben Wörtern und Klassifikationen […] spielen“ (Bd. 8, S. 179f.) und „dem großen Erfinder des Monadenpoems“ (Bd. 8, S. 178)31 differenziert. Leibniz, „ein sehr witziger Kopf“ (Bd. 8, S. 196) – wobei Witz eine charakteristische Eigenschaft der Dichter ist (vgl. Bd. 8, S. 195) –, bei dem Metaphern, Bilder und Gleichnisse die Theoriebildung initiierten, wird klar von den „Weberzünfte[n] nach ihm“ (Bd. 8, S. 196), die nur noch dicke Bände verfasst hätten, geschieden.32 Die zentrale These von Herders Schrift heißt, dass Erkennen aus Empfinden entsteht (vgl. Bd. 8, S. 197)33, dass die Rede von einer allgemeinen Vernunft gerade nicht der individuellen Genese unsrer Vernunft Rechnung trägt. Dem leibnizschen absoluten Vernunftwillen stellt Herder schroff die „Geburt unsrer Vernunft“ (Bd. 8, S. 198) gegenüber.34 „So viel wir von allgemeiner Vernunft schwatzen, so wenig haben wirs noch erörtert: was diese eigentlich sei? und wo sie hause? woher sich unsre Vernunft entsponnen?“ (Bd. 8, S. 213) Die Vernunft ist kein zeit- und geschichtsloses Orakel, das mit Hilfe bestimmter Regeln nur befragt zu werden braucht. Es ist deutlich zu erkennen, der Gedanke einer universalen Harmonie, einer Ordnung aller Dinge nach ewig festgeschriebenen Gesetzen wird hier nach und nach demontiert.Hölderlin, FriedrichHymne an die Göttin der Harmonie35 Denken und Empfinden bilden ein „feines Gewebe“, das sich nicht auftrennen lässt – es sei denn durch „Wortformeln“ (Bd. 8, S. 233) der „Fabrikanten […] hölzerner Kompendien, Theorien und Systeme“ (Bd. 8, S. 218).

HerdersHerder, Johann GottfriedPoetik 1787 publizierte Schrift Gott – Einige GesprächeGott – Einige GesprächeEinige Gespräche über Spinoza’s System36 ist das deutlichste Zeugnis seines veränderten Leibniz-Bildes. Im Vordergrund steht nicht mehr die oft polemisch geführte Detailkritik, sondern die strikte Trennung zwischen Leibniz und „Leibnitzianismus“, wobei dieser Begriff eindeutig pejorativ gebraucht wird. Die Aussagen über LeibnizLeibniz, Gottfried Wilhelm hingegen werden, in diesem Text zum letzten Mal extensiv, wieder dem erweiterten Literaturbegriff und dem Motiv Philosophie als Dichtung verpflichtet. Auch werden erstmals Ansätze zur Rechtfertigung von Leibniz’ Anthropomorphismus in der TheodizeeTheodizee erprobt mit dem Hinweis, dass er „für Leibnitzens Zeiten vielleicht nöthig war. Schade nur, daß seine Nachfolger nicht immer unterschieden, was bei ihm blos Einkleidung, popularer Ausdruck seyn sollte und was strenge zu seinem System gehöret“ (Bd. 16, S. 483). Wer so argumentiert, ist bereits dabei, den Introitus zu einer Ehrenrettung zu intonieren. Der weitere Textverlauf unterstreicht dies. „Leibnitz ist an diesem Unsinn nicht Schuld, als sofern er als ein dichterischer Kopf auch bei strengen Wahrheiten die Einkleidung, d.i. Bilder, Gleichnisse, Allegorien, Anthropopathien u.f. nie verschmähte“ (Bd. 16, S. 484). Die Antwort des Gesprächspartners Philolaus lautet: „Desto schlimmer für seine Nachfolger: denn Ein Theil dieses Wortkrams ist jetzt bei vielen als strenge Philosophie geheiligt“ (Bd. 16, S. 484). In der zweiten Auflage (1800) heißt es noch deutlicher: „Denn da sie den Kern von der Schale nicht sonderten, so hieß ihnen Leibnitzianismus, was bei Leibniz selbst nur einkleidende Dichtung oder Accomodation war“ (Bd. 16, S. 484).

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