Kitabı oku: «Buchstäblichkeit und symbolische Deutung», sayfa 8

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Die Vorstellung, wonach die Nachtigall sowohl den Künstler als auch den Liebenden verkörpert, war allerdings ohnehin verbreitet. Bei Konrad von MegenbergMegenberg, Konrad von erleidet die Nachtigall lieber den Tod, als dass sie aufs Singen verzichten wolle: „und welt ê den tôt, ê daz si von irm gesang lâz“247 („sie wählt lieber den Tod, als daß sie von ihrem Gesang abläßt“248). Da ornithologisch gesehen die Nachtigallenmännchen während der Paarungszeit nachtaktiv sind und am liebsten in den frühen Morgenstunden singen, wird die Nachtigall insgesamt kulturgeschichtlichKulturgeschichte auch zur sanglichen Begleiterin all jener, die die Nacht zum Studium der LiteraturLiteratur und zum wissenschaftlichen Arbeiten nutzen. Ihr Gesang verkündet den Morgen und den neuen Tag, noch bevor der Sonnenaufgang sichtbar ist. Konrad von Megenberg schreibt: „Pei der nahtigal verstên ich die rehten maister der geschrift, die tag und naht mit übrigem grôzem gelust lesent die geschrift und tihtent new lêr […]“249 („unter der Nachtigall verstehe ich die wahren Schriftgelehrten, die Tag und Nacht mit übergroßer Begierde die Schrift lesen und mit solchem Eifer neue Unterweisungen ersinnen […]“250). Damit ist das nächtliche Studium der Heiligen Schrift und der antikenAntike Autoren gemeint, das sogenannte Lukubrieren. Medial vorbildhaft in Szene gesetzt wird diese KulturtechnikKulturtechnik des Wissenserwerbs von Erasmus von RotterdamErasmus von Rotterdam, der 1516 seine Schrift Lucubrationes veröffentlicht, und von Martin LuthersLuther, Martin Lucubrationes in Psalmum XXILucubrationes in Psalmum XXI, die 1522, also ein Jahr vor der Wittenbergischen NachtigallDie Wittenbergisch Nachtigall des Hans Sachs, erschienen waren.

Einen Beweis, dass sich Hans Sachs auf diese humanistische Gelehrtentradition der deutschen und europäischen, mittelalterlichenMittelalter Literatur stützt, gibt es also nicht. Vielmehr gestaltet Sachs aus dieser Gemengelage von Motiven seine eigene Deutung. Er folgt nun nicht mehr den Regeln der lehrhaften Dichtung des Mittelalters, sondern für ihn wird die Nachtigall zur AllegorieAllegorie des intelligenten Aufbruchs, wie er selbst die ersten Jahre der Reformation erlebt. LutherLuther, Martin ist die Nachtigall, das erklärt er in seinem Poem Das Walt gotDas Walt got in Vers 35:

„Jst doctor Martinus

Von wittenwerg Her lutherus

Nun hœrt was er verkunde“.

Durch Luthers Wirken – Sachs nennt es die „Ewangelisch ler“ (V. 79) – seien die Menschen zum richtigen Glauben erwacht. Die Allegorisierung von Luthers Lehren und seiner publizistischen Arbeit durch die Nachtigall ist möglicherweise auch ein direkter Reflex auf jene Bemerkung Luthers selbst am Ende seines Büchleins An den christlichen Adel deutscher NationAn den christlichen Adel deutscher Nation (1520), wo er davon spricht, dass er sehr hoch gesungen habe, dass er noch ein Liedlein singen und die Noten aufs höchste stimmen könne. Unverhohlen formuliert Luther diese Metapher als Drohung an den Papst. Er spricht zwar nicht selbst von sich als einer Nachtigall, doch die poetische Verbindung der Lied- und Gesangsmetapher mit der Nachtigall als der Meisterin des Gesangs durch Hans SachsSachs, Hans drängt sich auf, denn die Nachtigall ist es, deren Singen den neuen Tag kündet. Vielleicht hat sich Hans Sachs hiervon zu seiner Nachtigallenallegorie inspirieren lassen. In der Wittenbergisch NachtigallDie Wittenbergisch Nachtigall wählt Sachs schließlich das Tier zur Titelfigur.251 LiteraturgeschichtlichLiteraturgeschichte gesehen taucht die Nachtigall 100 Jahre später an prominenter Stelle wieder auf, diesmal allerdings als Repräsentantin der Dichtung eines katholischen Poeten. Friedrich SpeeSpee, Friedrich (1591–1635) nennt seine 1649 postum erschienene Gedichtsammlung Trvtz-NachtigalTrvtz-Nachtigal und erklärt gleich in Punkt eins seiner knappen Vorrede, was er darunter versteht: „TrutzNachtigal wird das Büchlein genand weil es trutz allen Nachtigalen süß, vnd lieblich singet, vnd zwar auff recht Poëtisch“252. Das Deutsche WörterbuchDeutsches Wörterbuch der Brüder GrimmGrimm, JacobGrimm, Wilhelm erklärt die besondere, dialektal kontaminierte Bedeutung der Präposition trutz. Demnach heißt es so viel wie ‚ebenso wie‘, aber auch ‚besser als‘ und ‚mehr als‘.253 Als Beleg wird unter anderem Spees Gedichtsammlung angeführt. Folgt man dieser Erklärung, so beansprucht der Jesuit und Dichter Friedrich SpeeSpee, Friedrich mit seinem Gedichtband nichts geringeres, als sogar besser singen zu können als Nachtigallen selbst singen. Das bedeutet auf der nicht-buchstäblichenbuchstäbliche Deutung Deutungsebene, dass seine deutschsprachigen Gedichte aus Sicht ihres Autors die Weihe der hohen LiteraturLiteratur erfahren und die Würde höchster künstlerischer Fertigkeit erhalten dürfen. Das ist vor dem Hintergrund der neulateinisch schreibenden Gelehrtenliteratur durchaus ein respektabler und selbstbewusster Anspruch. Seine Nachtigallen, also seine Gedichte, sollen einzig das Lob Gottes verkünden. Diese allegorischeAllegorie Gleichstellung von Dichter und Nachtigall können Hans SachsSachs, Hans wie auch Friedrich Spee aus der neulateinischen Dichtung, die sich an VergilVergil orientierte, oder aus der humanistischenHumanismus Literatur Italiens oder aber auch aus dem VolksliedVolkslied bekannt gewesen sein; wahrscheinlicher ist aber, dass sich Spee zumindest an den mittelalterlichen Christiaden orientiert.254 Die literarische FunktionFunktion der Nachtigall jedenfalls ist unzweifelhaft. Sie ist die direkte Personifikation des Dichters und vermag in beispielhafter und einzigartiger Weise das Lob Gottes zu singen, die Nachtigall ist zur „zentralen Metapher des Ästhetischen“255 und zur AllegorieAllegorie poetischer Existenz auch in Fragen der Theologie geworden. In dem fränkischen Weihnachtslied Lieb Nachtigall, wach aufLieb Nachtigall, wach auf von 1670 aus dem Bamberger GesangbuchBamberger Gesangbuch ist diese Bedeutung der Nachtigall als Sängerin des Gotteslobs bis heute erhalten geblieben. Man darf davon ausgehen, dass Spee das Werk von Hans Sachs nicht gekannt hat. Sachs war im 16. Jahrhundert in Vergessenheit geraten. Im 17. und 18. Jahrhundert galt er lange Zeit als Dichter schlechter, nämlich unregelmäßiger und holpriger Verse. Erst GoetheGoethe, Johann Wolfgang rehabilitierte Hans Sachs und dessen Knittelverse 1776 in seinem Gedicht Erklärung eines alten Holzschnittes, vorstellend Hans Sachsens poetische SendungErklärung eines alten Holzschnittes, vorstellend Hans Sachsens poetische Sendung. In Richard WagnersWagner, Richard MeistersingerMeistersinger (1868) schließlich erfährt der Dichter Hans Sachs seine romantischeRomantik Idealisierung. Der neben LessingLessing, Gotthold Ephraim wichtigste Fabeldichter der Aufklärung Christian Fürchtegott GellertGellert, Christian Fürchtegott setzt der Nachtigall, die mit ihrem mythologischen Namen Philomele angesprochen wird, in seinem Gedicht Die Nachtigall und die LercheDie Nachtigall und die Lerche (1746) ein poetisches Denkmal:

„Die Nachtigall sang einst mit vieler Kunst;

Ihr Lied erwarb der ganzen Gegend Gunst,

Die Blätter in den Gipfeln schwiegen,

Und fühlten ein geheim Vergnügen.

Der Vögel Chor vergaß die Ruh,

Und hörte Philomelen zu.

[…]

O Dichter, denkt an Philomelen,

Singt nicht, so lang ihr singen wollt.

Natur und Geist, die euch beseelen,

Sind euch nur wenig Jahre hold.

Soll euer Witz die Welt entzücken:

So singt, so lang ihr feurig seid,

Und öffnet euch mit Meisterstücken

Den Eingang in die Ewigkeit.

Singt geistreich der Natur zu Ehren,

Und scheint euch die nicht mehr geneigt:

So eilt, um rühmlich aufzuhören,

Eh ihr zu spät mit Schande schweigt.

Wer, sprecht ihr, will den Dichter zwingen?

Er bindet sich an keine Zeit.

So fahrt denn fort, noch alt zu singen,

Und singt euch um die Ewigkeit.“256

Und zu Beginn des 21. Jahrhunderts wird das Stadtleben der Nachtigallen eingehend nur noch ornithologisch erforscht.257

KULTURGESCHICHTE DER LITERATUR
Voraussetzungen

Mit einer Kulturgeschichte der LiteraturKulturgeschichte der Literatur wird die Diskussion im Fach über die Möglichkeiten einer kulturgeschichtlichen Germanistik weiter fundiert. Ausgehend von einem ursprünglich sozialgeschichtlichenSozialgeschichte Paradigma, wie es in der Germanistik von den 1970er-Jahren bis über die Jahrtausendwende hinaus methodologisch diskutiert1 und dessen Ende immer wieder konstatiert wurde, nehme ich in dieser Kulturgeschichte der Literatur eine Erweiterung und Neufundierung der theoretischen Rahmenbedingungen sowie eine inhaltliche Ausweitung vor. Die Kulturgeschichte der Literatur ist das Ergebnis des Selbstverständnisses von LiteraturwissenschaftLiteraturwissenschaft als einer Kulturwissenschaft (cultural turn). Eine Kulturgeschichte der LiteraturKulturgeschichte der Literatur leistet für das Fach Neuere deutsche LiteraturwissenschaftLiteraturwissenschaft einen entscheidenden Beitrag zu diesem Paradigma.

Die vorliegende KULTURGESCHICHTE DER LITERATURKULTURGESCHICHTE DER LITERATUR hat mit den im Fach bekannten wissenschaftshistorischen Formen einer Kulturgeschichtsschreibung nichts gemein. Die Kulturgeschichten des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts bis nach 1945 sind Beispiele dafür, wie Kulturgeschichte heute nicht mehr zu schreiben ist. Ich habe mich in diesem Werk für die Neukonzeption einer Kulturgeschichte an den Leitbegriffen von PoiesisPoiesis, KatharsisKatharsis und AisthesisAisthesis von LiteraturLiteratur entschieden, da jeder Text den Bedingungen und Möglichkeiten seiner Herstellungsmodi, seiner Wirkungsmodi und seiner Wahrnehmungsmodi unterliegt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der historischen Entwicklung der deutschsprachigen Literatur mit Blick auf ihre kulturgeschichtliche Bedeutung und Funktion. Einblicke in die antikeAntike griechische Literatur und in die französische und die lateinamerikanische Literatur dienen der Bestätigung des wissenschaftlichen Befunds. Der Locus classicus bei der Frage nach der Übertragung der griechischen, hermeneutischen Homerphilologie auf die frühchristliche HermeneutikHermeneutik findet sich im Brief des Apostels PaulusPaulus an die Galater, wo es heißt: „ἄτινά ἐστιν ἀλληγορούμενα“ „átiná estin allēgoroúmena“ [„das ist bildlich zu verstehen“] (Gal 4, 24).2 Die Frage nach der Bildlichkeit der Literatur, nach AllegorieAllegorie und SymbolSymbol und die vielen historischen Debatten um ihre richtige AuslegungAuslegung haben die LiteraturLiteratur im Dickicht der Theorien durch alle Zeiten begleitet. Wenn nach PlatonPlaton die Philosophie auf Staunen beruht – so kann man das sinngemäß ergänzen –, muss sich die PhilologiePhilologie auf Zweifel gründen. Zweifel an dem, was als verbürgte Sicherheit und Wirklichkeit gegeben ist und Zweifel an dem, was als deren richtige Auslegung in Anspruch genommen wird.

„Seyn Sie also auf Ihrer Hut, und gewöhnen Sie sich nur, immer selbst zu denken und selbst zu untersuchen“3. Das war 1790 in einer Schrift des Philologen, Verfassers von sprachhistorischen Arbeiten und Gründervaters der Nordistik Friedrich David GräterGräter, Friedrich David (1768–1830) zu lesen. Gräter beklagt eingangs das Dilemma zwischen einer „statarischen InterpretationInterpretation“ und einer „cursorischen Lectüre“4 und beschreibt damit ein grundsätzliches Dilemma der PhilologiePhilologie. Der Lust am Verweilen beim Einzelnen steht der Zwang zur LektüreLektüre des Allgemeinen, und der Lust an der Lektüre des Allgemeinen steht der Zwang zum Verweilen beim Einzelnen gegenüber. Das gleicht einer Dopplung des hermeneutischen ZirkelsHermeneutik, ein Entrinnen hieraus scheint es nicht zu geben. Letztlich läuft dies auf die Antinomie von BuchstäblichkeitBuchstäblichkeit und DeutungDeutung hinaus, die sich stets am SymbolhaftenSymbol orientiert. Man muss es freilich nicht so handhaben, wie GoetheGoethe, Johann Wolfgang das Auslegen in seinen Zahmen Xenien IIZahme Xenien II (1821) etwas ironisch beschrieben hat:

„Im Auslegen seid frisch und munter!

Legt ihrs nicht aus, so legt was unter.“5

Was Goethe meint, ist fast schon ein running gag geworden. Doch dabei bleibt meist unbemerkt, dass ja bereits das Unterlegen ein AuslegenAuslegen bedeutet und letztlich die angenommene Binarität von Auslegen und Unterlegen als eine tautologische Figur ins Leere läuft. In der Lesart dieses Xenions heißt das, Unterlegen ist Auslegen, und wenn man nicht auslegt, so legt man aus. Auslegen ist also Auslegen. Und in der Tat, der am häufigsten erhobene Einwand, gar Vorwurf den Interpretationen von Texten gegenüber ist derjenige der Willkür. Bei aller hermeneutischen und auch antihermeneutischen Raffinesse ist es kaum je gelungen, die Gegner von Textinterpretationen durch Argumente entlang hermeneutischer Schritte davon zu überzeugen, dass es den Text an sich, den reinen Text oder wie auch immer dieses Phantasma genannt werden sollte, nicht geben kann.

Eine kulturwissenschaftliche Germanistik fragt nach Wissens- und Diskursformationen, die einen kulturellen Aussagewert haben, sie untersucht die Bedeutung von LiteraturLiteratur als Medium anthropologischer Selbstreflexion und sie analysiert kulturelle VerhaltensstandardsVerhaltensstandard und BewusstseinsformenBewusstseinsformen, sie fragt nach kulturellen Codierungen und Normen.

Beim Deuten eines Textes gelangt man stets, wie es SchillerSchiller, Friedrich in seinem letzten Brief an GoetheGoethe, Johann Wolfgang vom 29. April 1805 festgehalten hat, zu einem „heteros logos“, der einen „beim Lesen“ einfalle, also zu einem anderen Gedanken.6 Der textualistische Kulturbegriff begreift das Zeichengeflecht von KulturKultur als ein Textgewebe. Damit kann es textwissenschaftlich entsprechend gedeutet werden. Ist die Wirklichkeit also ein TextText, so kann er stets anders geschrieben und auch anders gelesen werden. Welche Probleme diese unterschiedslose Fiktionalisierung von Leben und Literatur aufwirft, ist besonders in der Literatur der klassischen ModerneModerne nachzuvollziehen, und schon Heinrich HeineHeine, Heinrich beschreibt in seinem Gedicht BelsatzarBelsatzar (1827) das Dilemma, dass selbst Magier vor einer Schriftdeutung kapitulieren müssen:

„[…] doch keiner verstand

Zu deuten die Schrift […]“7.

Letztlich aber handelt es sich auch bei einer Kulturgeschichte der LiteraturKulturgeschichte der Literatur um ein Paradoxon:

„[…] was nicht deutbar, dennoch deuten,

Was nie geschrieben wurde, lesen“8.

Die allegorischeAllegorie Schriftauslegung hat eine lange abendländische Geschichte. Ihr Ursprung liegt in der Tradition der jüdisch-rabbinischen Schriftauslegung und in der griechischen, platonischen und alexandrinischen Philologenschule.9 Und der lateinische allegorische Interpretationsgebrauch kennzeichnet bis ins MittelalterMittelalter auch die Geschichte der Bildenden Kunst. Die Überschneidungen zwischen Kunstgeschichte und LiteraturgeschichteLiteraturgeschichte in der KulturgeschichteKulturgeschichte sind an solchen historisch kontingenten Schnittpunkten augenfällig. Um es mit Friedrich SchlegelSchlegel, Friedrich zu sagen: „Auch in dem was reine Darstellung und Thatsache scheint, hat sich Allegorie eingeschlichen“10. Das DeutenDeuten von LiteraturLiteratur ist aber weniger gefährlich als die Literatur selbst. Denn wie sehr sie Leib und Leben bedrohen kann, zeigt folgendes Beispiel. Der Landgraf Ludwig VIII. von Hessen-DarmstadtLudwig VIII., Landgraf von Hessen-Darmstadt, gerade 78 Jahre alt, starb während einer Aufführung von George LillosLillo, George Bürgerlichem TrauerspielBürgerliches Trauerspiel The London MerchantThe London Merchant (1731) am 17. Oktober 1768 in Darmstadt. Sein plötzlicher Herztod wird auf die durch das Stück evozierte große affektive Anteilnahme des Aristokraten zurückgeführt. Die Konsequenz, die daraus gezogen wird, ist bemerkenswert, nämlich das Theater wird geschlossen; zu gefährlich ist ein Bürgerliches Trauerspiel für das höfische Publikum. In einem Brief wird darüber berichtet:

„Es rührte ihn sehr, wie natürlich und ihm gewöhnlich; er fand es schön, erwähnte gegen den Prinzen George die darin steckende Moralen und bemerkte die guten Stellen; er klatschte in die Hände, und plötzlich sank er tot, unter einem Bravo! in die Arme des Prinzen George. Die große Rührung machte also ohne Zweifel seinen sonst öfters gehabten Zufall so gefährlich und tödlich. Auf diesen Fall gerieth alles in die äußerste Bestürzung und Schrecken. Die jetzige Frau Landgräfin, welcher ein heftiges Weinen zu Hülfe kam, war die einzige, welche sich nicht des andern Morgens krank befand, ich meine von den fürstlichen Personen. Sie hat das Comödien-Haus zunageln lassen, wie es heisst, und will nie wieder Comödien in Darmstadt spielen lassen.“11

Und um noch einmal auf Friedrich SchillerSchiller, Friedrich zurückzukommen, er schreibt in seinem Essay Über das ErhabeneÜber das Erhabene von 1801: „Kultur soll den Menschen in Freyheit setzen“12, und Freiheit gehört zu den höchsten kulturellen Gütern der Menschheit.

Das Projekt einer Kulturgeschichte der Literatur

In den Jahren seit Erscheinen der Studien zur Kulturgeschichte der Literatur (2002)1 sind mehr Bücher zum Thema einer kulturwissenschaftlichen LiteraturwissenschaftLiteraturwissenschaft erschienen und werden in den Katalogen der Fachverlage weiter angekündigt, als ein einzelner in diesem Zeitraum überhaupt bewältigen kann, nicht zu reden von den zahlreichen unselbstständigen Publikationen. Deshalb will ich mich auf den entscheidenden Impuls des englischen Historikers Peter Burke konzentrieren, der die Frage stellt: „Was ist Kulturgeschichte? Auf diese Frage gibt es ebenso vielfältige Antworten wie auf die Frage: Was ist Kultur?“2 Peter BurkeBurke, Peter bezeichnet es für seine Forschungen erfrischend offenherzig als „zweckmäßig“, KulturgeschichteKulturgeschichte „nur über ihre eigene Geschichte [zu] definieren“.3 BurckhardtsBurckhardt, Jacob und HuizingasHuizinga, Johan Kulturverständnis nennt Burke, Roy Wagner zitierend, die „‚Opernhaus‘-Konzeption von Kultur“4. Kulturgeschichte insgesamt ist für ihn „eine Art kultureller Transfer: Sie übersetzt aus der Sprache der Vergangenheit in die der Gegenwart, aus den Begriffen der Zeitgenossen in die der Historiker und ihrer Leser. Ihr Ziel ist es, die ‚Andersartigkeit‘ der Vergangenheit sichtbar und zugleich verständlich zu machen“5. Bereits mit dieser Metapher sind wir mitten in den Dilemmata einer textualistischen KulturtheorieKulturtheorie. Wird bei Burke Kultur metaphorisch als gesprochene Sprache verstanden, wird dies bei anderen zum Kultur-als-Text-Theorem. Die Vielfalt und Unübersichtlichkeit der in Umlauf befindlichen Argumente für oder wider die eine oder die andere Position macht es schwer, einen Theoriefortschritt genau zu erkennen. Natürlich muss sich eine LiteraturwissenschaftLiteraturwissenschaft als Kulturwissenschaft diesem Problem stellen. Sie darf aber aus der operativen Begegnung mit diesem Wissenschaftsdiskurs nicht eine Problemfixierung machen, über die hinauszugelangen als unehrenhaft angesehen wird. Besonders ein Paradigma fällt in den Debatten immer wieder auf. Es ist der inzwischen als Kultur-als-Text-Theorem zirkulierende Versuch, einen semiotischen Kulturbegriff in der Diskussion über Themen, Perspektiven und Positionen der Kulturwissenschaft dauerhaft zu implementieren. Ich beschränke mich im Folgenden auf diesen Aspekt. Folgt man den Überlegungen der Kultursemiotiker, dann ist „der erste und einfachste Schritt zur Konstituierung des Kulturbegriffs“ – so heißt es in einem einschlägigen Lehrwerk – die „Anerkennung des zeichenhaften Charakters der Kulturphänomene“.6

Die derzeitige Debatte um KulturKultur in den Wissenschaften, womit man meist deren gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Mehrwert unausgesprochen meint, und Kulturwissenschaft bewegt sich zwischen Feuilletonismus und Heilsversprechen. Einführungsbände für Studierende werden geschrieben, obgleich sich der Begriff Kulturwissenschaft nahezu täglich weiter diffundiert.7 Ist eine KulturgeschichteKulturgeschichte der Kulturwissenschaft eine neue Megadisziplin, die das disziplinär vereint, was different nur schwer nebeneinander bestehen kann? Die Festlegung auf Texte als Träger kultureller Prozesse bedeutet die Rückkehr zu einem (hoch-)kulturellen Textverständnis, ist aber nicht Ausdruck eines textualistischen Kulturbegriffstextualistischer Kulturbegriff.8 Im unmerklichen Wechsel vom Plural Kulturwissenschaften zum Singular Kulturwissenschaft bestätigt sich das alte philologische Gebot der Lectio difficilior. Die schwierigere Lesart ist die ältere, nivellierende Tendenzen in Wahrnehmungsformen und Gestaltungsweisen zeigen sich zuerst im Prozess der sprachlichen Vereinfachung. Auch dies ist bereits ein kulturwissenschaftliches Phänomen.

Quo vadis Kulturwissenschaft? Rätselhaft scheint sie zu sein, diese Wissenschaft von der KulturKultur, rätselhaft und verborgen. Betrachtet man die Hilfsangebote der Nachbardisziplinen, der Philosophie, der Geschichte, der Semiotik, der Soziologie, so ist auch hier eine zunehmende Ausdifferenzierung der Diskurse festzustellen. Oswald Schwemmers explizit so genannte Wissenschaftstheorie der Kulturwissenschaften (1987) lässt die Leser ratlos zurück, die sich über die Bandbreite der Kulturwissenschaften informieren, sich ein Bild von einer Theorie der Kulturwissenschaften machen wollen.9 Auch die Kulturwissenschaftliche Hermeneutik (1996) von Roswitha Heinze-Prause und Thomas Heinze trägt zur Klarstellung wenig bei.10 Dieser Ansatz, der auf den Arbeiten des Soziologen Oevermann beruht, verfolgt eine objektiv-strukturale HermeneutikHermeneutik des Textes – wobei als TextText auch sprachliche Interaktion allgemein begriffen wird –, die einen totalen, um nichts weniger autoritativen objektiven Verstehensanspruch jenseits subjektiver und individueller Deutungsvoraussetzungen für sich reklamiert. Applikationen auf die LiteraturLiteratur fehlen. Die Frage, was Kulturwissenschaft ist, bleibt bei der Beantwortung der Frage, was Kultur sei, meist auf der Strecke.

„Kulturwissenschaften sind also diejenigen Denkweisen, die auf redliche Weise begründete Behauptungen zu Kultur als dem grundsätzlich variablen Repertoire an Vorstellungen, Verhalten und Verhaltensprodukten machen, in der Hoffnung, sie mögen auch bei dauerhafter Prüfung plausibel sein, und mit der Bereitschaft, sie bei angekratzter Plausibilität und besserer Begründung zu revidieren“11.

Fraglich bleibt dabei, ob diese Definition wirklich als Arbeitsprogramm taugt. Die meisten Versuche, eine transparente und intersubjektiv überprüfbare Nomenklatur zu finden, scheitern daran, dass Kultur und Kulturwissenschaft deskriptiv, aber nicht normativ definiert werden. Unter dem Stichwort Methodologisches zu den Kulturwissenschaften plädiert Gotthart Wunberg für die Rückbesinnung auf Georg SimmelSimmel, Georg. Wie Simmel vor hundert Jahren die Soziologie als Synthesewissenschaft mitbegründet und ihren eklektischen Charakter zur Stärke der neuen Disziplin gemacht habe, so könne das „Projekt Kulturwissenschaften […] seiner Genese und seinen Gegenständen nach zunächst nichts anderes sein als eine Neuformulierung der einstmals in den Philosophischen Fakultäten institutionell gebündelten Inhalte […]. Sämtliche Disziplinen der alten Philosophischen Fakultät […] sind virtuelle Kulturwissenschaften“.12 Unklar, weil unausgeführt, bleibt die Formulierung, Kulturwissenschaften stellten keine Einzeldisziplin dar, „sondern eine diese Einzeldisziplinen gegenseitig erschließende Methode“13. Die Vorstellung einer einheitlichen Methodik gleicht einem Omnipotenzphantasma, das gegen die methodische Vielfalt in der kulturwissenschaftlichen Debatte zielt. Aber diese sollte bewahrt bleiben, da nur sie der Vielfalt kulturwissenschaftlicher Forschungsgegenstände angemessen sein kann. Kulturwissenschaft ist eine Brückenwissenschaft, Einzeldisziplinen sind Pfeilerwissenschaften. Die Geschichtswissenschaft hat schon vor einigen Jahren eine Art Zwischenbilanz zur Terminologiediskussion von KulturgeschichteKulturgeschichte und Kulturwissenschaft gezogen. Für die Herausgeber des Sonderheftes Kulturgeschichte Heute ist der Begriff Kulturgeschichte zu einem „dominierenden revisionistischen ‚Fahnenwort‘ geworden“14, das auf die Kritik an der Historischen Sozialwissenschaft zielt. Die Herausgeber konzedieren dem Kulturbegriff eine regulative Funktion, die im Sinne eines historiografischen Verständnisses von Gesamtgesellschaft eben nicht nur die historische Entwicklung von Kultureliten, sondern auch die sogenannte Alltagsgeschichte, Mentalitäten, soziale Handlungsmuster etc. umfasst. Gewarnt wird freilich zu Recht vor einer keineswegs neuen Form von „Totalitätsutopie“15, wonach diese Megadisziplin – oder genauer müsste man von einem Megaphantom sprechen – eine definierte Erklärungsallmacht besitzt.

Der Philosoph Ralf Konersmann nennt KulturKultur „die Bewahrung des Möglichen. Die Weite ihres Horizonts ist der Lohn der Kontingenz“16. Seine These lautet, „die häufig beobachtete und beklagte Unschärfe des Kulturbegriffs ist diesem unveräußerlich […]. Kultur ist, was man außerdem macht: Handlungsnebenfolge“17. Kulturphilosophie wird hier zu einer Spurensuche dessen, was nicht gegenwärtig ist, Kultur ist demnach in ihrer Abwesenheit anwesend. Kultur sei „unverfügbar. Sie wird nur mittelbar, in den Problemen dingfest, die man ohne sie nicht hätte“18. Wie aber hat man sich das vorzustellen? Diese Unschärfe des Kulturbegriffs bedingt möglicherweise das, was Eckhard HenscheidHenscheid, Eckhard unter dem Lemma Kulturbegriffskultur verzeichnet hat.19 Und Harry Haller, Hermann HessesHesse, Hermann Steppenwolf seines gleichnamigen Romans von 1927, fragt: „War das, was wir ‚Kultur‘ […] nannten, war das bloß ein Gespenst, schon lange tot und nur von uns paar Narren noch für echt und lebendig gehalten?“20 Geoffrey HartmanHartman, Geoffrey wiederum hat uns das Diktum von Max WeberWeber, Max in Erinnerung gerufen: „‚Kultur‘ ist ein vom Standpunkt des Menschen aus mit Sinn und Bedeutung bedachter endlicher Ausschnitt aus der sinnlosen Unendlichkeit des Weltgeschehens“21. Hartman stellt sich und seinen Leserinnen und Lesern die bedrückende Frage, ob das Reden über KulturKultur in den vergangenen fünf Jahrzehnten (wobei er diesen Zeitraum nach dem Holocaust mit Bedacht wählt) mehr bewirkt habe, als in den 200 Jahren davor.22 Doch gibt es zum Wissenschaftsfatalismus keinen Grund. Die historische Wirkung von Rede und vom Reden liegt jenseits rhetorischer Strategien, die Wissenschaft hat sich von Heilserwartungen frei zu halten, holistische Welterklärungsmodelle, auch wenn sie modisch schick als KulturtheorienKulturtheorie auftreten, sind heute mehr denn je unangebracht. Die geistreichen Aperçus über Kultur indes sind nahezu unerschöpflich. So zitiert HartmanHartman, Geoffrey etwa aus EmersonEmerson, Ralph Waldos Essay CultureCulture: „Kultur ist ein Korrektiv gegen Erfolgstheorien“23. Man könnte diese Sentenz auch dahingehend variieren, dass man sagt, Kulturtheorien scheinen ein Korrektiv gegen Erfolg zu sein. Gewiss, Kultur braucht man nicht im Sinne einer unerlässlichen Zweckanwendung; die Menschen brauchen keine Kultur, es gibt keinen notwendigen Grund, weshalb wir Kultur benötigten, weshalb Opernhäuser und Schrift, Tischsitten und Umgangsformen, Kommunikationsweisen, VerhaltensstandardsVerhaltensstandard und BewusstseinsformenBewusstseinsformen existieren. Nur, ohne Kultur ist der Mensch nichts, ohne Kultur gäbe es den Menschen nicht, und ohne Kultur lebten wir immer noch vegetativ oder primatenhaft. Der Evolutionsanthropologe Michael TomaselloTomasello, Michael definiert kulturell „im Sinne des Zusammenlebens und gegenseitigen Verstehens (und Mißverstehens), was die Grundlage allen menschlichen Soziallebens ausmacht“ und entwickelt die These, „daß die menschliche Kognition aufgrund der menschlichen Gemeinschaft so ist, wie sie ist, d.h. aufgrund jener besonderen Form soziokultureller Interaktion und Organisation (jener traditionellen Lebensweise), die sich bei keiner anderen Art auf diesem Planeten findet“.24 So erscheint ihm eine natürliche Sprache als eine „symbolisch verkörperte soziale Institution, die sich historisch aus zuvor existierenden sozio-kommunikativen Tätigkeiten entwickelte“25. Menschliche SymboleSymbol seien „wesentlich sozial, intersubjektiv und perspektivisch“, darin würden sie sich grundsätzlich von den anderen Formen der „sensu-motorischen Repräsentation“ unterscheiden, „die allen Primaten und anderen Säugetieren gemein ist“.26

Die Bandbreite der zur Verfügung stehenden Theorieangebote für eine KulturgeschichteKulturgeschichte der Literatur der Literatur ist zwar groß, die Unterschiedlichkeit könnte aber kaum größer sein. Die Einzelergebnisse der Arbeiten der achtziger und frühen neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts gehören zweifelsohne in eine umfassende, detaillierte Wissenschaftsgeschichte der LiteraturwissenschaftLiteraturwissenschaft als Kulturwissenschaft. Besonders hervorzuheben sind an dieser Stelle die Diskussionsergebnisse der Münchener Forschergruppe zur SozialgeschichteSozialgeschichte der deutschen Literatur, welche die Debattenthemen der 1970er- und 1980er-Jahre folgendermaßen resümiert:27 Erstens, der bis dahin enge Literaturbegriff, der sich lediglich auf das Kriterium der FiktionalitätFiktionalität stützte, wandelt sich zum erweiterten Literaturbegriff, der auch nicht-fiktionale Texte umfasst. Zweitens, auch der Gegenstandsbereich der Literaturwissenschaft ändert sich, es entsteht ein erweiterter Gegenstandsbereich hinsichtlich der ProduktionProduktion, DistributionDistribution und RezeptionRezeption von LiteraturLiteratur. Drittens, der Zusammenhang von „‚Literatur‘ und ‚Nicht-Literatur‘“28, insbesondere von Literatur und Gesellschaft, rückt in den Vordergrund. Viertens, Probleme der literaturgeschichtlichenLiteraturgeschichte Darstellung werden diskutiert (Makrostrukturen – Mikrostrukturen, Diachronie – Synchronie, Kontinuität – Diskontinuität, Text – Kontext, Ereignis – Struktur). Fünftens, Modelle des Wandels von LiteraturLiteratur im Verhältnis zu anderen historischen Evolutionsmodellen, die Beziehung zu ökonomischen, gesellschaftlichen und kulturellen Prozessen sowie Periodisierungsfragen gewinnen an Bedeutung. Sechstens, die Orientierung an fachübergreifenden Problemstellungen ist unverzichtbar, dies betrifft insbesondere die Theorie- und Methodenanleihen der Literaturgeschichtsschreibung. Siebtens, dies führt letztlich zur Infragestellung der gängigen Wertungen und Kanonisierungen von Literatur. Dieser Theorieansatz plädiert für die Anbindung einer zu schreibenden SozialgeschichteSozialgeschichte der Literatur an die Theoriediskussion Talcott ParsonsParsons, Talcott, dessen Defizienz im Hinblick auf das Teilsystem Literatur gleichwohl erkannt wird. Skepsis wird gegenüber dem Modell einer empirischen Theorie der Literatur formuliert, da diese einen Totalitätsanspruch intendiert, der durch die konkrete Textarbeit der LiteraturwissenschaftLiteraturwissenschaft nicht eingeholt werden kann. Die Unterscheidung zwischen handlungs- und textbezogenen literaturwissenschaftlichen Konzepten dürfe nicht a priori aufgehoben und deren Differenzqualitäten dürften nicht unkritisch nivelliert werden. „‚Texte‘ bleiben das entscheidende ‚Datenmaterial‘ für den Literaturwissenschafter“29. Der ausdrückliche Erhalt der HermeneutikHermeneutik als Brückenwissenschaft zu anderen PhilologienPhilologie sowie zur Philosophie-, Ideen- und Religionsgeschichte, zur Anthropologie und zur Alltagsgeschichte wird betont.30 Diese Unterscheidungsleistungen verwischen stellenweise in späteren Publikationen und treten zurück zugunsten systemtheoretischer Denkfiguren, vor allem in anderen Arbeiten der Münchener Forschergruppe zur Sozialgeschichte der deutschen Literatur.31 Vor der metonymischen Auflösung der Literaturgeschichtsschreibung, die später tatsächlich zu drohen scheint, wird eindringlich gewarnt.32 In einem Theoriebeitrag zur Münchener Forschergruppe wird die Erkenntnisabsicht des Projekts Sozialgeschichte der Literatur formuliert: „Zielpunkt ist eine genauere Beschreibung des Anspruchs, der möglichen Begründungen und der Verfahrensweisen einer Sozialgeschichte der Literatur“33. Dies richtet sich vor allem gegen das diagnostizierte Theoriedefizit der Anfang der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts entstandenen SozialgeschichtenSozialgeschichte, etwa die Verlagsprojekte von Athenäum (Herausgeber Žmegač), Hanser (Herausgeber Grimminger) und Rowohlt (Herausgeber Glaser). Um eine allgemeine Sozialgeschichte der deutschen Literatur erarbeiten zu können, müsse, so der Anspruch, zuerst eine zugrundeliegende Theorie formuliert werden. Die Ausführungen werden als Untersuchungsmodell, Untersuchungsprogramm oder Arbeitskonzept bezeichnet, das unverzichtbar weitere Modifikationen erfahren müsse und dessen falsifizierende oder verifizierende Fortschreibung ausdrücklich gefordert wird. In einem anderen Beitrag heißt es dementsprechend: „Wir wären nicht unglücklich, wenn u.U. wesentliche Elemente unserer Modellannahmen im Fortgang der Ausarbeitung empirischer Fallstudien aufgegeben und durch andere Modellannahmen ersetzt werden müßten“34. Das strukturfunktionalistische Konzept stellt neben die Analyse der Prozesse von Differenzierung und Integration der diversen Systeme und Subsysteme die Untersuchung der Geschichte von FunktionenFunktion der Literatur, Normen und Institutionen der LiteraturLiteratur.35 Ergänzend neben die eigentliche Systemgeschichte tritt damit eine zu erarbeitende Funktionengeschichte, Normgeschichte und Institutionengeschichte. Eine Sozialgeschichte der Literatur wird als eine „Geschichte der Prozesse, Strukturen und Funktionen im ‚Sozialsystem Literatur‘“36 definiert. Der Funktionswandel betrifft hauptsächlich die kommunikativen Funktionen der Literatur, er bezieht sich auf

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