Kitabı oku: «Naturphilosophische Emergenz», sayfa 4

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4 Die Britischen Emergentisten

Mills Unterscheidungen sowie Lewes’ begriffliche Neuerung waren von großem Einfluss auf die Entwicklung emergentistischer Positionen im frühen 20. Jahrhundert und bildeten gewissermaßen ihr Fundament. Das wissenschaftliche Klima, in dem der Britische Emergentismus entstand, ist dem heutigen nicht ganz unähnlich. So, wie heutzutage in der geistesphilosophischen Diskussion emergentistische Überlegungen als eine theoretische Alternative im Spannungsfeld zwischen physikalistischen und dualistischen Theorien des Geistes wieder mehr Beachtung finden, nahmen auch jene Positionen, welche unter dem Begriff ‚Britischer Emergentismus‘ bekannt sind, ihren Ausgang aus der Konkurrenz zweier metaphysischer Standpunkte, dem Mechanismus und dem Vitalismus. Wie Stephan schreibt, hatte die – schon zweihundert Jahre zuvor geführte – Debatte zwischen Mechanisten und Vitalisten vom Ende des 19. bis in den Beginn des 20. Jahrhunderts hinein eine Neuauflage erfahren. Die beiden Positionen lassen sich vor allem darin unterscheiden, dass die Mechanisten auch das Verhalten von Lebewesen für vollständig mechanisch beschreibbar halten, während die Vitalisten glauben, dass es der Annahme eines irreduziblen nicht-physischen Faktor bedarf, der den Lebewesen ihre Lebendigkeit verleiht.61 Beide Konzepte weisen jedoch Schwierigkeiten auf: So gelingt es mechanistischen Theorien nicht, vitale und mentale Vorgänge angemessen zu erklären. Diese können nämlich nicht ausschließlich auf die physiko-chemischen Eigen- schaften der Bestandteile eines Organismus und deren Anordnung zurückgeführt werden. Auch die Annahme einer weiteren nicht-physischen Substanz und der daraus folgende substanzdualistische Ansatz der Vitalisten ist problematisch, da hierdurch das Prinzip der kausalen Abgeschlossenheit des physischen Bereichs verletzt wird. Als Reaktion auf diese Probleme erschienen in den frühen 1920er Jahren in kurzer zeitlicher Abfolge die Hauptwerke des Britischen Emergentismus: Samuel Alexanders „Space, Time and Deity“ (1922), Conwy Lloyd Morgans „Emergent Evolution“ (1925) und Charles Dunbar Broads „The Mind and its Place in Nature“ (1925). Die Britischen Emergentisten lehnten dabei den Substanzdualismus der Vitalisten ab, waren jedoch zugleich der Ansicht, dass sich nicht alle vitalen und mentalen Eigenschaften eines Organismus auf das Zusammenwirken der Eigenschaften seiner Bestandteile zurückführen lassen.62

Jene Theorien, welche dem Britischen Emergentismus zugerechnet werden, beruhen im Wesentlichen auf der gemeinsamen Arbeit und dem jahrelangen Kontakt zwischen Samuel Alexander und Conwy Lloyd Morgan. Dies wird aus den Anlehnungen an die Ausführungen und Unterscheidungen des jeweils anderen, die sich in ihren Schriften finden, deutlich.63 Dass die Arbeiten der beiden gewissermaßen das ‚Gerüst‘ des Britischen Emergentismus darstellen, zeigt sich darin, dass sich Charles Dunbar Broad in seinem Werk wiederholt auf diese beruft.64

4.1 Samuel Alexander: „Space, Time and Deity“

In „Space, Time and Deity“ (1920) beschreibt Samuel Alexander die Entwicklung der Welt, die er in mehrere Stufen der Emergenz einteilt: Auf ihrer niedrigsten Ebene besteht die Welt aus sogenannter Raum-Zeit („space-time“65). Aus ihr entwickeln sich in einer linearen Stufenfolge die komplexe- ren Dinge: So emergiert als nächstes Materie („matter“66), aus der Materie das Leben, und aus dem Leben das Bewusstsein. Auf der höchsten Stufe der emergenten Evolution entsteht das Göttliche („the quality of Deity“67):68

„As existents within Space-Time, minds enter into various relations of a perfectly general character with other things and with one another. These account for the familiar features of mental life: knowing, freedom, values, and the like. In the hierarchy of qualities the next higher quality to the highest attained is deity. God is the whole universe engaged in process towards the emergence of this new quality, and religion is the sentiment in us that we are drawn towards him, and caught in the movement of the world to a higher level of existence.“69

Doch wie ist sein Emergenzbegriff genau zu verstehen? Was auf der jeweiligen höheren Stufe emergent ist, ist laut Alexander ein neuer Komplex mit einer neuen Qualität:

„[A]s in the course of Time new complexity of motions comes into existence, a new quality emerges, that is, a new complex possesses as a matter of observed empirical fact a new or emergent quality. […] The emergence of a new quality from any level of existence means that at that level there comes into being a certain constellation or collocation of the motions belonging to that level, and possessing the quality appropriate to it, and this collocation possesses a new quality distinctive of the higher complex.“70

Dabei scheint für Alexander entscheidend zu sein, dass die Qualität neu ist in dem Sinne, dass sie nur dem höheren Komplex zukommt, vorher also noch nicht existiert hat. Sie folgt dabei ihren eigenen Gesetzen:

„The higher quality emerges from the lower level of existence and has its roots therein, but it emerges therefrom, and it does not belong to that lower level, but constitutes its possessor a new order of existent with its special laws of behaviour.“71

Die emergente Qualität lässt sich für Alexander zudem nicht weiter erklären. Man habe sie daher schlicht und einfach hinzunehmen:

„The existence of emergent qualities thus described is something to be noted, as some would say, under the compulsion of brute empirical fact, or, as I should prefer to say in less harsh terms, to be accepted with the “natural piety” of the investigator. It admits no explanation.“72

Stephan hat jedoch einen Widerspruch in der Theorie Alexanders ausgemacht: So fühlt sich Alexander einem starken Determinismus vepflichtet, in dessen Rahmen ein sogenannter Laplacescher Dämon73 in der Terminologie der als basal angenommenen Raum-Zeit spätere Zustände des Universums aus einem bestimmten Weltzustand – vorausgesetzt, er hat alle dazu erforderlichen Daten – errechnen kann:74

„A calculator given the state of the universe at a certain number of instants or at one instant with the laws of its change could, given sufficient powers, calculate what the spatio-temporal condition of the world would be at any given later instant.“75

Außerdem schreibt Alexander:

„The [emergent] quality and the constellation to which it belongs are at once new and expressible without residue in terms of the processes proper to the level from which they emerge; […].“76

Wie Stephan schreibt, folgt aus der Kombination dieser beiden Thesen, dass im Prinzip alle zukünftigen Naturereignisse vorhersagbar sind, auch neu entstehende Strukturen. Denn wenn auf der basalen Ebene der Raum-Zeit alle späteren Weltzustände im Prinzip vorhergesagt werden können und sich alle zukünftigen Konstellationen in der Terminologie der Raum-Zeit ausdrücken lassen, dann sind auch die neuen Strukturen und ihre Qualitäten vorhersagbar. Dies steht jedoch im Widerspruch zu Alexanders Behauptung der prinzipiellen Unvorhersagbarkeit emergenter Qualitäten. Denn selbst der Laplacesche Dämon sei nicht in der Lage, die mit einigen neuen Konstellationen einhergehenden neuartigen Qualitäten vorherzusagen:77

„But what it [the future] will be like, what qualities it shall have more than spatial and temporal ones, he cannot know unless he knows already, or until he lives to see. He will be able to say that this morning certain vibrations at a rate of so many billions a second will impinge upon a certain group of motions of a highly complicated character, but unless he knows what green is and what life and mind are, he will not be able to say that I shall this morning see the green of my garden.“78

Und genauso an anderer Stelle:

„But he could not on our interpretation predict what qualities would be evoked by the complexes he predicts in Space-Time, unless he lived to observe them.“79

Der sich daraus ergebende Widerspruch lässt sich im Werk Alexanders nicht auflösen. Stephan hat deshalb einen Vorschlag gemacht, wie Alexander zu interpretieren ist, von dem er glaubt, dass er ohnehin dessen eigentlicher Intention entspricht. Dabei schlägt er vor, von Alexanders Beschreibbarkeitsthese in ihrer uneingeschränkten Form Abstand zu nehmen. Hieraus lässt sich dann eine kohärente Position gewinnen: Wenn eine neue Struktur mit einer entsprechenden emergenten Qualität ausgebildet wird, ist die neue Konstellation, das Verhalten ihrer Bestandteile und das Verhalten des neuen Systems vollständig in der Terminologie der niedrigeren Ebene beschreibbar. Sie ist dann auch vorhersagbar. Die emergente Qualität des neuen Systems ist hierdurch jedoch nicht erfasst. Sie ist somit auch prinzipiell unvorhersagbar.80 Entsprechend den obigen Zitaten Alexanders sind Neuartigkeit und Unvorhersagbarkeit die Hauptmerkmale seines Emergenzbegriffs.

4.2 Conwy Lloyd Morgan: „Emergent Evolution“

In „Emergent Evolution“ (1923) beschreibt Lloyd Morgan seine Theorie evolutiver Emergenz. Auch für Lloyd Morgan ist Neuartigkeit ein wesentliches Merkmal seines Emergenzbegriffs. So hebt sein Hauptwerk mit den Worten an:

„We live in a world in which there seems to be an orderly sequence of events. […] But the orderly sequence, historically viewed, appears to present, from time to time, something genuinely new. Under what I here call emergent evolution stress is laid on this incoming of new.“81

Wie er selbst betont82, gründet sein Emergenzbegriff auf den Theorien von Mill und Lewes – besonders ersterem –, so dass es nicht überraschen kann, dass er gleich sein erstes Beispiel für Emergenz aus dem Bereich der Chemie nimmt:

„When carbon having certain properties combines with sulphur having other properties there is formed, not a mere mixture but a new compound, some of the properties of which are quite different from those of either component.“83

Nach Lloyd Morgan kommt die Emergenztheorie ohne über-natürliche Phänomene aus:

„[T]hat it [the emergence] can only be explained by invoking some chemical force, some vital élan, some entelechy, in some sense extra-natural, appears to us to be questionable metaphysics.“84

Dennoch können die emergenten Phänomene nicht durch mechanische Sätze erfasst werden und sind ihm daher mit derselben ‚natural piety‘ wie schon bei Alexander zu betrachten:

„Under naturalistic treatment, however, the emergence, in all its ascending grades, is loyally accepted, on the evidence, with natural piety. That it cannot be mechanically interpreted in terms of resultants only, is just that for which it is our aim to contend with reiterated emphasis.“85

Zudem vertritt auch er – in einer stärkeren Variante als Alexander – die Unvorhersagbarkeit der emergenten Phänomene. So präzisiert Lloyd Morgan seinen Ansatz:

„The point of emphasis, however, is this. Let there be three successive levels of natural events, A, B, and C. Let there be in B a kind of relation which is not present in A; and in C a kind of relation, not yet present in B or in A. If then one lived and gained experience on the B-level, one could not predict the emergent characters of the C-level, because the relations, of which they are the expression, are not yet in being. Nor if one lived on the A-level could one predict the emergent character of b-events, because ex hypothesi, there are no such events as yet in existence. What, it is claimed, one cannot predict, then, is the emergent expression of some new kind of relatedness among pre-existent events. One could not foretell the emergent character of vital events from the fullest possible knowledge of physico-chemical events only […].“86

4.3 Charles Dunbar Broad: „The Mind and its Place in Nature“

Als herausragendes Werk unter den Hauptwerken der Britischen Emergentisten muss Charles Dunbar Broads „The Mind and its Place in Nature“ (1925) angesehen werden. Broads Theorie der Emergenz besagt, dass eine systemische Eigenschaft eines komplexen Systems genau dann emergent ist, wenn sie nicht aus dem vollständigen Wissen um die Anordnung der Bestandteile dieses Systems und den Eigenschaften, die diese isoliert oder in anderen Systemen zeigen, abgeleitet werden kann:

„Put in abstract terms the emergent theory asserts that there are certain wholes, composed (say) of constituents A, B, and C in a relation R to each other; that all wholes composed of constituents of the same kind as A, B, and C in relations of the same kind as R have certain characteristic properties; that A, B, and C are capable of occurring in other kinds of complex where the relation is not of the same kind as R; and that the characteristic properties of the whole R(A, B, C) cannot, even in theory, be deduced from the most complete knowledge of the properties of A, B, and C in isolation or in other wholes which are not of the form R(A, B, C).“87

Im Zusammenhang mit der Emergenz greift Broad auch die Millsche Definition der letzten Gesetze wieder auf. Denn nach Broad ist ein Gesetz, das die emergente Eigenschaft eines komplexen Systems mit den Eigenschaften der Bestandteile des Systems verknüpft, ein letztes Gesetz („ultimate law“88):

„By this I mean (a) that it is not a special case which arises through substituting certain determinate values for determinable variables in a general law […]. And (b) that it is not a special case which arises by combining two more general laws […]. It is (c) a law which could have been discovered only by studying samples of silver-chloride itself, and which can be extended inductively only to other samples of the same substance.“89

Wie schon seine Vorgänger, nimmt auch Broad sein Beispiel für Emergenz aus dem Bereich der chemischen Verbindungen. Dem Laplaceschen Dämon bei Alexander ähnlich, führt er einen mathematischen Erzengel („mathematical archangel“90) ein, um zu beweisen, dass es eine theoretische Begrenzung des Wissens gibt:

„[A] mathematical archangel, gifted with the further power of perceiving the microscopic structure of atoms as easily as we can perceive hay-stacks, could no more predict the behaviour of silver or of chlorine or the properties of silver-chloride without having observed samples of those substances than we can at present.“91

Selbst wenn man davon ausgeht, dass die mechanistische Theorie der Chemie wahr ist, verschließen sich dem mathematischen Erzengel zumindest die sogenannten sekundären Qualitäten ihrer Ableitung:

„If the mechanistic theory be true the archangel could deduce from his knowledge of the microscopic structure of atoms all these facts but the last. He would know exactly what the microscopic structure of ammonia must be; but he would be totally unable to predict that a substance with this structure must smell as ammonia does when it gets into the human nose. The utmost that he could predict on this subject would be that certain changes would take place in the mucous membrane, the olfactory nerves and so on. But he could not possibly know that these changes would be accompanied by the appearance of a smell in general or of the peculiar smell of ammonia in particular, unless someone told him so or he had smelled it for himself. If the existence of the so-called “secondary qualities,” or the fact of their appearance, depends on the microscopic movements and arrangements of material particles which do not have these qualities themselves, then the laws of this dependence are certainly of the emergent type.“92

Der mathematische Erzengel hat – da in Broads Argument bereits davon ausgegangen wird, dass Chemie und Biologie mechanistisch erklärbar sind – vollkommene Kenntnis aller naturwissenschaftlichen Fakten. Dennoch, so betont Broad, gebe es – aus dem ‚mathematical archangel‘-Argument folgend – in der Welt einiges, was sich prinzipiell und auch in Zukunft nicht mechanistisch erklären lässt, nämlich sekundäre Qualitäten, so z.B. verschiedene Farben, Temperaturen, Gerüche und Tasterlebnisse.93 Dabei gilt:

„[T]he laws connecting the latter [the secondary qualities] with the former [the microscopic particles and events] are certainly of the emergent type. And no complete account of the world can ignore these laws.“94

4.4 Die Hauptmerkmale emergentistischer Theorien

Aus den Theorien der Britischen Emergentisten ergeben sich mehrere Merkmale. Diese sind als Grundlage für die Betrachtung des Emergenzbegriffs in der modernen Diskussion von großer Bedeutung. Problematisch ist jedoch, welche Merkmale man als konstitutiv für den Emergenzbegriff erachten soll: Charbel Nino el-Hani und Antonio Marcos Pereira führen in ihrer Übersicht über die Merkmale des Emergentismus vier95, Philip Clayton acht96, Godehard Brüntrup fünf97 und Achim Stephan neun98 wesentliche Merkmale an. Da Stephan in Bezug auf die historisch-systematische Betrachtung des Britischen Emergentismus als der herausragende Autor gelten muss, wird hier seiner Einteilung und Beschreibung der Merkmale unter teilweisem Einbezug auch der anderen Autoren gefolgt. Dabei gilt es zu beachten, dass keiner der Britischen Emergentisten sämtliche neun Merkmale vertritt. Entsprechend finden sich manche Merkmale bei allen Britischen Emergentisten, manche wiederum nur bei einem von ihnen.

4.4.1 Naturalismus

Die Theorien des Britischen Emergentismus gehen grundsätzlich von einer naturalistischen Sicht der Welt aus. Damit grenzen sie sich vor allem gegen solche Ansätze ab, die – wie der Vitalismus – übernatürliche Entitäten zulassen. Außerdem wird durch die naturalistische Ausrichtung der empirischwissenschaftliche Anspruch der Theorien unterstrichen. Der Naturalismus, dem sich die Britischen Emergentisten verpflichtet fühlen, besagt, dass in der Evolution nur natürliche Faktoren eine Rolle spielen. Die im Universum vorhandenen Entitäten bestehen somit nur aus natürlichen, d.h. materiellen, Bestandteilen. Ebenso ist alles, was entsteht, nur aus diesen natürlichen Bestandteilen zusammengesetzt. Daher gilt auch für lebendige Entitäten und solche, die einen Geist haben, dass sie aus keinen anderen Komponenten bestehen als die zur unbelebten Natur gehörenden Entitäten. Die naturalistische Konzeption, an der sich die Britischen Emergentisten orientieren, muss als eine schwächere Form des Naturalismus verstanden werden. Würden sie sich sich nämlich einer starken naturalistischen Konzeption verpflichtet fühlen, so müsste man davon ausgehen, dass sich auch emergente Eigenschaften ‚naturalisieren‘ – im Sinne von vollkommen auf physische Vorgänge und Eigenschaften zurückführen – lassen.99 Der schwächere Naturalismus der Britischen Emergentisten geht – Stephan zufolge – daher nicht von der Reduzierbarkeit emergenter Eigenschaften, sondern von ihrer Supervenienz über physischen Eigenschaften aus.100

4.4.2 Neuartigkeit und systemische Eigenschaften

Im Laufe der Naturgeschichte kommt es wiederholt zur Entstehung von genuin Neuartigem. Dabei gehen die jeweils vorhandenen (natürlichen) Bausteine neue Konstellationen ein, wodurch sich neue Strukturen ausbilden. Durch diese Neustrukturierung konstituieren sich neuartige Entitäten mit neuartigen Eigenschaften und Verhaltensdispositionen.101 Bei dem, was als genuin neuartig charakterisiert wird, kann es sich nicht um numerisch neue Entitäten, Eigenschaften oder Strukturen handeln. Denn – dem Verständnis Mills und Lewes’ (homopathischer Eigenschaften bzw. Gesetze und Resultants) ähnlich – werden solche Fälle im Britischen Emergentismus nicht als neuartig betrachtet. Als genuin neu wird das erstmalige Auftreten eines Exemplars eines zuvor noch nie realisierten Typs bezeichnet. Hierbei kann es sich um das Auftreten einzelner neuer Eigenschaften oder auch eines neuen (komplexen) Systems mit neuen Eigenschaften und Verhaltensweisen handeln.102 Das System kann dabei Eigenschaften aufweisen, die entweder mindestens eines seiner Bestandteile hat oder solche, die nur dem System als Ganzem zukommen. Letztere werden als systemische Eigenschaften bezeichnet.103 Die Formulierung des Merkmals der systemischen Eigenschaften findet sich in expliziter Weise bei Broad:

„Let us call properties which belong to a compound substance as a whole, and not to any of its constituents “Collective Properties”.“104

Nur die systemischen Eigenschaften in einem komplexen System können genuin neu sein. Denn über die nicht-systemischen Eigenschaften verfügen per definitionem bereits eines oder mehrere der Systembestandteile. Doch nicht jede systemische Eigenschaft ist neu. So ist die Fähigkeit von Vögeln zu fliegen zwar eine in der Naturgeschichte entwickelte systemische Eigenschaft. Sie ist aber nicht neu, da bereits Millionen Jahre zuvor Insekten die Eigenschaft des Fliegens ausgebildet hatten.105 Auch Gesetze werden als emergent bezeichnet. Hier ist ‚neu‘ aber nicht in einem starken Sinne gemeint, da sich aus Sicht der Britischen Emergentisten die Naturgesetze in der Evolution nicht fundamental ändern können. Mit ‚neu‘ soll an dieser Stelle vielmehr gesagt werden, dass ein zuvor noch nicht instantiiertes Gesetz das erste Mal auftritt.106

Das Merkmal der systemischen Eigenschaften findet sich nur bei Broad in expliziter Form, bei den anderen Britischen Emergentisten folgt es logisch aus der Neuartigkeitsthese.107

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