Kitabı oku: «Die Hormonrevolution», sayfa 2
Zuhören
Eine der häufigsten Beschwerden, die Patienten in meiner Praxis äußern, ist, dass ihr Arzt ihnen nicht zuhört. Während meiner Ausbildungszeit auf der Universität wurde uns gelehrt, dass eine Diagnose zu 90 Prozent aus der Zeit besteht, die sich der Arzt nimmt, um mit dem Patienten zu sprechen. Heutzutage hetzen die meisten Ärzte durch den Tag und versuchen, so viele Patienten wie möglich zu behandeln. Sie haben nicht mehr die Zeit, wirklich zuzuhören. In der Regel bleiben einem Arzt für einen Patienten ungefähr vier Minuten. Doch auch wenn er sich genügend Zeit nimmt für das Gespräch, so tendiert er oder sie dennoch dazu, die Symptome einer Erkrankung statt deren Ursache zu behandeln. Deshalb geht es dem Patienten nach dem Arztbesuch auch meist nicht besser.
Meine Patienten sind überrascht, wenn ich mir für das erste Gespräch mit ihnen mehr als eine Stunde Zeit nehme. Mich interessiert nicht nur die Krankheitsgeschichte des Patienten, sondern auch die seiner Familienmitglieder. Ich tue das aus gutem Grund, dann je mehr ich über den Körper meiner Patienten erfahre, ihre Familiengeschichte, die Medikamente, die sie in der Vergangenheit genommen haben, wie sie auf verschiedene Behandlungen reagiert haben usw., umso besser bin ich in der Lage, Ihnen zu helfen. Indem ich intensiv zuhöre, erahne ich Hormonprobleme in deren Anamnese (Krankheitsvorgeschichte). Aus ihrem Verhalten kann ich verschiedene Stoffwechselprobleme deuten. Meine Gespräche mit den Patienten sind äußerst wertvoll. Häufig bestätigen die anschließend durchgeführten Laboruntersuchungen die bereits während des Gesprächs vermutete Diagnose.
Das ausführliche Erstgespräch hat außerdem den zusätzlichen Nebeneffekt, dass der Patient Vertrauen gewinnt. Er fühlt sich ernst genommen. Der Körper ist ein komplexer und komplizierter Mechanismus. Man kann ihn nur als Einheit betrachten. Meine Patienten verstehen, dass ich mich gründlich mit ihrem Gesundheitszustand (auch der Vergangenheit) auseinandersetze. Im Gegensatz dazu spüren sie, dass es nicht in Ordnung sein kann, wenn ein Arzt nach einer vierminütigen Unterhaltung, ihnen eine „0815“-Behandlung verordnet. Sie haben das Gefühl, einfach nicht ernst genommen zu werden.
Viele Ärzte haben meiner Meinung nach das Interesse an der Vorgeschichte des Patienten verloren. Wir Ärzte zeigen unseren Patienten gegenüber nicht genügend Engagement, obwohl sie ja eigentlich die Grundlage unseres Einkommens sind. Wir akzeptieren leichtfertig, dass eine zunehmende Zahl unserer Patienten übergewichtig ist, dass Frauen Fehlgeburten haben und an Brustkrebs und anderen Krebsarten erkranken, dass Erkrankungen der Herzkranzgefäße sowie andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen stetig zunehmen. Wir akzeptieren die Tatsache, dass viele unserer Patienten mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen, mit einer Vielzahl unangenehmer Nebenwirkungen. Es ist bekannt, dass verschreibungspflichtige Medikamente die zweithäufigste Todesursache sind; ich befürchte jedoch, dass sie sogar die häufigste Todesursache sind.
Unsere Patienten leiden, obwohl man in den meisten Fällen ihr Leiden verhindern könnte. Aber bevor wir eine Krankheitsursache behandeln können und das Leiden vermindern, müssen wir erst einmal lernen, richtig zuzuhören.
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Mehrfach in diesem Buch werden Sie einige meiner Patienten kennen lernen; Sie werden erfahren, wie sie sich gefühlt haben, als sie zum ersten Mal in meine Praxis kamen, und wie sie sich fühlten, als ihre Gesundheit wiederhergestellt war. Wenn Sie ihre Krankengeschichten lesen, können Sie verstehen, wie es mir gelungen ist, ihre Beschwerden, unter denen sie seit vielen Jahren gelitten haben, nur durch den Ausgleich ihrer Hormone zu heilen.
Viele dieser Beschwerden wurden von der konventionellen Medizin mit verschreibungspflichtigen Medikamenten behandelt, deren zahlreiche Nebenwirkungen weitere Symptome und Krankheiten hervorriefen. Durch die Wiederherstellung des körpereigenen Hormonstoffwechsels gelang es mir, eine Verschlechterung des Gesundheitszustands aufzuhalten.
Zunächst erzählen die Patienten ihre Krankengeschichte, dann beschreibe ich, wie ich sie behandelt habe und warum diese Behandlung erfolgreich war. Einige Themen werden sich in verschiedenen Kapiteln wiederholen. Die meisten Menschen haben mehrere hormonelle Störungen, deshalb haben viele meiner Patienten ähnliche Krankheitssymptome.
Ich sehe heute viele Behandlungsansätze, die nicht im besten Interesse des Patienten sind, und das einzige Mittel, sich davor zu schützen, ist informiert und aufgeklärt zu sein.
Neben den Krankengeschichten gibt es auch weitere Kapitel mit einfachen, verständlichen Erklärungen zu verschiedenen anderen Themen. Wenn ich z. B. über Gewicht spreche, werde ich auch Medikamente erwähnen, die Schuld an einer Gewichtszunahme sind, sowie Schilddrüsenhormone, die den Stoffwechsel regulieren. Diese Information soll dazu dienen, dass Sie, die Leser, in der Lage sein werden, ihr eigenes Gewicht zu kontrollieren. In einem weiteren Kapitel schreibe ich über das Thema Cholesterin. Ich kenne viele Therapiekonzepte, die nicht im besten Interesse des Patienten sind, und das einzige Mittel, sich davor zu schützen, ist, informiert und aufgeklärt zu sein.
Ein wichtiges Kapitel in diesem Buch befasst sich mit der Behandlung der Menopause bei Frauen mithilfe bioidentischer Hormone. In einem weiteren Kapitel wird die Therapie der männlichen Wechseljahre (Andropause) mit bioidentischen Hormonen diskutiert. Gewappnet mit diesen Informationen sollten Patienten in der Lage sein, ihrem Arzt die richtigen Fragen zu stellen und um eine adäquate Behandlung zu bitten. Einer der Gründe, warum ich dieses Buch schreibe, ist, dem aufgeschlossenen, intelligenten Leser, der Wert darauf legt, ein gut informierter Konsument zu sein, zu helfen – und ich weiß, dass es heute viele solche Menschen gibt, viel mehr, als dies in der Anfangszeit meiner Praxis der Fall war.
Oft bekomme ich die Rückmeldung, dass das, was ich meinen Patienten sage, das Gegenteil von dem ist, was man ihnen bislang erzählt hatte. Sie sind es, die mir vorgeschlagen haben, darüber zu schreiben.
Das Resultat ist dieses Buch. Mein Behandlungsansatz basiert nicht auf Doppelblind-Studien, wie sie die Wissenschaft als Beleg fordert; aber ich weiß, aus meiner jahrelangen Erfahrung, dass meine Vorgehensweise immer wieder positive Resultate für meine Patienten bringt. Vielleicht wird mein Ansatz irgendwann in der Zukunft durch wissenschaftliche Untersuchungen bestätigt. Einst wurden Dr. Semmelweiß und Dr. Lister belächelt für ihren Vorschlag, dass Ärzte sich ihre Hände waschen und bei Operationen Handschuhe tragen sollten. Sie versuchten die Ärzte davon zu überzeugen, dass sie ansonsten ihre Patienten infizieren würden, doch nur wenige haben dem Glauben geschenkt. Ärzte sind nicht anders als die meisten Menschen – sie sind allem Neuen gegenüber skeptisch.
Verblüffende Hormone
Viele Menschen wundern sich, dass ein ausgeglichener Hormonstoffwechsel solch eine umfangreiche Auswirkung auf die Gesundheit der Patienten hat. Was ist der Grund dafür? Die Hormone regulieren alle Vorgänge in unserem Körper, auch die unserer Psyche. Für die zahlreichen Hormone, die unser Körper produziert, sind Tausende von Rezeptoren überall in unserem Körper verteilt. Jede Rezeptorenstelle hat die Fähigkeit, den Stoffwechsel tief greifend zu verändern.
Ich bin der Überzeugung, dass der Nutzen einer Behandlung mit bioidentischen Hormonen jedem zugänglich sein sollte, und dieses Buch soll dazu dienen, dem Leser diesen Nutzen verständlich zu machen. Ich schreibe dieses Buch nicht in erster Linie für Ärzte, dennoch würde ich auch sie als Leserschaft sehr gerne begrüßen. Ich spreche die Öffentlichkeit direkt an, weil ich immer wieder beobachte, wie Menschen, die um ihre Gesundheit besorgt sind, nichts gegen das Gesundheitssystem ausrichten können. In den letzten 35 Jahren habe ich Dutzende von „unkonventionellen“ medizinischen Lösungen gesehen, die von Patienten an ihre Ärzte und auch an die Versicherungsgesellschaften herangetragen wurden, weil die Patienten darauf bestanden, dass man ihnen gibt, wonach sie verlangen: Akupunktur, Homöopathie, Meditation und andere Konzepte sind mittlerweile von der Bevölkerung akzeptiert. Ich würde es begrüßen, wenn sich die Behandlung mit bioidentischen Hormonen genauso etablieren könnte.
Anhaltender Gewichtsverlust
Aus gutem Grund habe ich das Kapitel über Gewichtsabnahme an das Ende des Buches gestellt. Ich bin sicher, dass die Welt nicht noch ein weiteres Diätbuch braucht. Ich möchte auch nicht, dass man dieses Buch mit einem Diätbuch verwechselt. Ich habe meine Überlegungen zur Gewichtskontrolle aus gutem Grund ganz ans Ende des Buches gestellt, weil ich mir wünsche, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, sich zuerst über die Hormone informieren, bevor Sie sich mit dem Thema Gewichtsabnahme auseinandersetzen. Wenn Sie die Information in den ersten Kapiteln dieses Buches überspringen, werden Sie enttäuscht sein: In Kapitel 20 steht nichts, was Ihnen beim Abnehmen helfen könnte, wenn Sie nicht die Rolle der Hormone in Bezug auf den Stoffwechsel verstehen.
Sie werden feststellen, dass ich mit einer vollkommen anderen Vorgehensweise an dieses Thema herangehe. Denn einfach nur „Kohlenhydrate“ wegzulassen, ist nicht die Antwort. Ich habe bei vielen Patienten gesehen, dass es völlig egal ist, was sie tun, um abzunehmen, denn früher oder später kommen die Pfunde zurück. Warum? Weil ihnen noch niemand geholfen hat, die eigentlichen Gründe für die Gewichtszunahme herauszufinden.
Bei 99 Prozent der „übergewichtigen“ Patienten liegt ein Hormonproblem vor. Bitte bedenken Sie, dass alle Systeme in unserem Körper von Hormonen beeinflusst werden – der Stoffwechsel inbegriffen, was sich natürlich auf unser Gewicht auswirkt. Die Mehrzahl der Menschen mit Gewichtsproblemen produziert zu viel Insulin. Weniger Kohlenhydrate aufzunehmen, ist in diesen Fällen unbedingt notwendig. Dieses Konzept ist nicht neu – es ist bereits mehr als 150 Jahre alt und die Basis zahlreicher Diäten. Meine Behandlung unterscheidet sich insofern, dass ich die grundlegenden Ursachen ergründe, warum der Körper zu viel Insulin produziert. Denn in der Regel nimmt man sofort wieder zu, sobald man sich wieder kohlenhydratreicher ernährt. Dieses Buch geht also einen großen Schritt weiter als alle anderen Diätbücher.
Wer sind meine Leser?
Es ist unmöglich, meine Ideen in einfache Formeln umzusetzen. Dieses Buch ist weder ein Diät- noch ein reines Selbsthilfebuch (auch bioidentische Hormone sind verschreibungspflichtig). Aber es enthält Elemente, die für beide Lesergruppen von Interesse sind. Was Sie hier finden, sind ausführliche Erklärungen, wie sich bioidentische Hormone in Bezug auf Wiederherstellung und Aufrechterhaltung des Wohlbefindens auswirken. Ich werde auch nicht umhin können, einige Überlegungen zum heutigen Gesundheitswesen anzustellen.
Ich hoffe, dass – vielleicht durch Zufall – genau die Leser dieses Buch in die Hand bekommen, die es am meisten brauchen. Sie finden hier einige Leitlinien, wie Sie in Zusammenarbeit mit Ihrem Arzt bioidentische Hormone anwenden können. Ein Rezept für solch ein individuelles Arzneimittel kann in einer „Compounding Pharmacy“ verarbeitet werden. Sie werden in diesem Buch weder Nahrungsmittellisten noch Menüvorschläge oder gar Tabellen (z.B. über den glykämischen Index) usw. finden. Diese Hilfsmittel für die Planung gesunder Ernährung können Sie in anderen Büchern lesen. Mein Bestreben ist, wesentliche Richtlinien für die Therapie mit bioidentischen Hormonen vorzugeben.
So einfach kann es doch nicht sein!
Wenn ich mit einem Patienten über seine langjährigen medizinischen Probleme gesprochen habe und anschließend einen Therapieplan vorschlage, kommt es nicht selten vor, dass der Patient, manchmal sogar mit Tränen in den Augen, sagt: „Aber es kann doch nicht so einfach sein!“ Diese Patienten haben bereits unzählige Arztbesuche hinter sich und ein Buch nach dem anderen gelesen. Viele kommen erst in ihrer zweiten Lebenshälfte zu mir. So lange hat ihre Suche gedauert.
Die Tragik ist jedoch, dass es wirklich so einfach ist. Das heutige Gesundheitswesen hat aus der modernen Medizin ein komplexes, teueres Unternehmen gemacht. Spezialisten behandeln Symptome mit technischer Zauberei und pharmazeutischer Raffinesse, während sie die wahren Ursachen ignorieren. Hinter all diesem Zirkus verbirgt sich eine Wahrheit, die allzu häufig ignoriert wird: Ein Körper, dessen Hormonhaushalt ausgeglichen ist, kann auf natürliche Art und Weise optimale Gesundheit erreichen.
Bitte denken Sie daran!
Wann immer Sie in diesem Buch den Begriff „natürlich“ in Bezug auf Hormone lesen, berufe ich mich ausschließlich auf bioidentische Hormone. Auch wenn ein Hormon als „natürlich“ bezeichnet wird, ist es nicht unbedingt bioidentisch. Presomen® zum Beispiel kann man technisch als natürlich bezeichnen, da es aus einer natürlichen Substanz hergestellt wird (nämlich aus dem Urin trächtiger Stuten), aber deswegen ist es noch lange nicht bioidentisch! „Bioidentisch“ bedeutet, dass das Hormon die gleiche, identische biochemische Struktur hat, wie das Hormon, das der menschliche Körper selbst produziert.
2. Östrogendominanz – und die Geschichte von Brenda J.
Brenda J., 57 Jahre alt, hatte meine Praxis hauptsächlich wegen ihres Gewichtsproblems aufgesucht. Als ich mich mit ihr unterhielt, wurde mir klar, dass ihr aufgedunsener Körper, wie sie ihn nannte, eigentlich nur ein Symptom von vielen war, deren Ursache hormonell bedingt war. Viel wichtiger als ihr Gewicht waren die Probleme, mit denen sie konfrontiert wurde, als sie Ende 20 war. Diese Symptome nahmen rasch zu: Sie konnte sich nicht mehr konzentrieren, hatte andauernd Kopfschmerzen, litt unter chronischer Erschöpfung, ihre Knochen und Gelenke schmerzten und sie hatte Orientierungsstörungen.
Ich lasse Brenda hier ihre eigene Geschichte erzählen. Danach werde ich einige Fragen beantworten, als säßen wir gemeinsam in einem Seminar und Sie wollten von mir wissen, wie ich Brenda behandelt habe. Ich werde erklären, wie die Hormonstörungen ihr geschadet haben und wie sie letztendlich geheilt wurde, indem ihr Hormonhaushalt wieder ins Lot kam. Ich bin sicher, dass ihre Situation nicht ungewöhnlich ist. Leser, die ähnliche Probleme haben, können sich möglicherweise mit Brenda identifizieren, die einen 30 Jahre währenden Kampf gegen ihre Östrogendominanz durchmachte.
Ich hatte viele „Frauenprobleme“, schon seit ich sehr jung war. Ich bekam mein erstes Kind mit 17. Paul war gelähmt, er wurde mit einer Zerebralparese geboren. Als ich 18 Jahre alt war, wurde mein zweites Kind geboren, das nach drei Monaten starb. Mit 22 kam meine Tochter Sandra zur Welt. Sie war gesund, aber ganz klein, sie wog nur 1500 Gramm. Alle meine Kinder waren Frühgeburten.
Im Alter von 23 Jahren wurde meine Gebärmutter komplett entfernt. Ich litt unter Myomen (gutartige Tumore der Gebärmutter) und irgendwann nachts hatte ich so starke Blutungen, dass ich in die Notaufnahme des Krankenhauses gebracht werden musste, dort wurde mir die Gebärmutter sofort entfernt.
Anschließend schlug mein Frauenarzt eine Östrogen-Ersatztherapie vor. Mir wurde gesagt, dass ich bis an mein Lebensende Östrogen einnehmen müsste, da mein Körper es nicht mehr selbst produzieren würde. Sobald ich anfing Presomen® einzunehmen, merkte ich, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.* Ich fühlt mich einfach nicht wohl. Ich sprach mit meinem Frauenarzt darüber und fragte ihn, ob das mit dem Östrogen zusammenhängen könnte. Er verneinte und betonte, dass ich das Östrogen brauchen würde. Von da an nahm ich auch an Gewicht zu.
Die ersten fünf Jahre nach meiner Gebärmutterentfernung habe ich einfach nur zugenommen. Dann kamen weitere Symptome dazu: Ich fühlte mich benebelt, mein Sehvermögen verschlechterte sich, ich konnte nicht mehr schlafen und meine Gelenke fingen an zu schmerzen.
Als sich mein erster Frauenarzt zur Ruhe setzte, übernahm ein anderer Arzt seine Praxis. Ich versuchte mit diesem Arzt zu sprechen und ihm zu erklären, wie ich mich fühlte und was in mir vorging. Doch er hatte die gleichen Antworten wie sein Vorgänger parat. Im Gegenteil, er meinte sogar, dass meine Probleme damit zusammenhingen, dass ich nicht genügend Östrogen einnehmen würde und erhöhte die Dosis. Zusätzlich verordnete er mir Schilddrüsenhormone (Thyroxin, ein T4-Präparat), die Presomen®-Dosis erhöhte er immer weiter. Als ich 40 Jahre alt war, hatte ich die maximale Dosis von 2,5 mg Presomen® bereits 10 Jahre lang eingenommen. Der Frauenarzt erklärte sich meine Depressionen folgendermaßen: „Natürlich sind Sie depressiv, Sie haben ein behindertes Kind ist und ein Kind ist gestorben, Ihre Depressionen sind vollkommen normal.“
Mit 30 hatte ich mich scheiden lassen und etwa ein Jahr später nahmen meine körperlichen Probleme stark zu: die Schmerzen, das unklare Denken, die schlimme Müdigkeit, die Kopfschmerzen und natürlich der aufgedunsene Körper. Sämtliche Beschwerden verschlimmerten sich von Jahr zu Jahr. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie ich in der Zeit nach meiner Scheidung überhaupt irgendetwas zustande bringen konnte. Ich war immer erschöpft und wusste kaum, wo oben und unten war.
Ein typischer Tag fing damit an, dass mein Körper bereits beim Aufstehen so sehr schmerzte, dass ich so lange unter der heißen Dusche stand, bis ich meine Arme und Beine ein wenig bewegen konnte. Nach dem Anziehen war ich bereits vollkommen erschöpft. Aber irgendwie habe ich meine Arbeit immer geschafft, man tut eben, was man tun muss.
In dieser Zeit versuchte ich, von verschiedenen Frauenärzten zusätzliche Informationen über Presomen® einzuholen. Als ich nach Kalifornien umzog, bin ich dort zu einem Frauenarzt gegangen. Dieser Arzt empfahl mir weiterhin Presomen® zu nehmen. Er sagte, der einzige Grund meiner Gewichtsprobleme sei, dass ich zu viel essen würde. Ich erklärte ihm, dass ich nicht zu viel essen würde, sondern sogar hungere und Sport treibe bis zur Erschöpfung. Seine Antwort war nur: „Ich habe noch nie eine fette Frau im Konzentrationslager gesehen.“ Ich verließ empört seine Praxis. Kurz danach las ich von einem Programm, das an der Duke-Universität durchgeführt wurde; dort konnte man sich einem umfassenden Gesundheits-Check-Up unterziehen. Ich flog also nach Rawleigh, North-Carolina, und meldete mich an. Ich füllte Formulare ohne Ende aus, es gab Bluttests, Hormontests und viele andere Tests. Ich verbrachte 6 Wochen dort und bezahlte dafür beinahe 20 000 US-Dollar.
Bei meiner Entlassung erklärten mir die Ärzte, dass alles in Ordnung sei mit mir, ich sollte nach Hause gehen und einen Psychiater aufsuchen. Es war immer wieder das gleiche alte Lied. „Sie haben ein hartes, stressiges Leben, nehmen sie weiterhin ihr Presomen® und begeben sie sich in eine psychiatrische Behandlung.“
Die Ärzte an der Duke-Universität erhöhten die Thyroxindosis weiter und empfahlen mir außerdem eine kohlenhydratreiche Diät. Ich aß Brötchen und Obst zum Frühstück, Nudeln mittags und abends, und dann ging die Gewichtszunahme erst richtig los. Mein Stoffwechsel war so träge wie nie zuvor. Wenn ich Fotos aus dieser Zeit anschaue, stockt mir der Atem: Ich war ungeheuer dick und trug Kleidergröße 58! Dazu kam nun noch ein zusätzliches Symptom: Wenn ich mit dem Auto unterwegs war, verlor ich die Orientierung. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, wohin ich eigentlich wollte oder warum.
Die Wende kam, als ich mit einer Frau sprach, die die gleichen Probleme hatte. Schmerzende Gelenke, Gewichtszunahme, Aufgedunsenheit, Müdigkeit. Wir bemitleideten uns gegenseitig und schoben unsere Probleme auf das Alter. „Alt werden macht keinen Spaß“, stellten wir fest. Wir trafen uns dann erst 5 Monate später wieder zufällig, als ich mit meinem Hund spazieren ging – ich erkannte sie beinahe nicht: „Du lieber Gott, wie geht es dir?“, fragte ich sie. Sie berichtete von Dr. Platt und in der folgenden Woche vereinbarte ich einen Termin bei ihm.
Das erste, was mir bei Dr. Platt auffiel, war, dass er mir richtig zuhörte. Die meisten Ärzte hören nicht zu, bei ihm hat man jedoch das Gefühl, dass man mit seinem besten Freund spricht. Er untersuchte meine Hormone und sagte mir, dass ich kein Presomen® mehr nehmen müsste. Natürlich war ich schockiert. Mein ganzes Leben lang erzählten mir die Ärzte etwas anderes. Ich dachte noch, dass das wahrscheinlich auch nichts bringt, denn ich hatte bereits mehrmals versucht Presomen® abzusetzen, aber die Hitzewallungen und Kopfschmerzen waren nicht auszuhalten.
Dann erklärte mir Dr. Platt, was ich essen soll! Fleisch und Gemüse, Speck und Eier zum Frühstück – es war so grundsätzlich verschieden zu alldem, was man mir über Cholesterin usw. eingetrichtert hatte. Aber als er nach der ersten Sprechstunde zu mir sagte: „All dies ist nicht Ihre Schuld, sie wurden nur nie richtig behandelt“, da wusste ich, dass ich ihm vertrauen konnte.
Also fing ich an Progesteron anzuwenden, zwei verschiedene Schilddrüsenmedikamente einzunehmen und außerdem aß ich, was er mir sagte: Fleisch und Eier, drei Mal am Tag. Ich hatte noch nie so viel in meinem ganzen Leben zu mir genommen. Und der Erfolg kam so schnell, ich konnte es selbst nicht glauben. Ich nahm ab, täglich!. Und meine Energie nahm zu. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mich jemals so gut gefühlt hatte. Es war wunderbar, ich war glücklich und voller Energie.
Ich kann es kaum beschreiben, alles passierte so schnell. Ich konnte wieder klar denken, meine Sehkraft war wieder die Alte, ich hatte keine Kopfschmerzen mehr, ich konnte nachts durchschlafen. Nach ungefähr einem Monat musste ich mir neue Kleider kaufen. Natürlich habe ich mich sofort von all den riesigen Kleidern in Größe 58 getrennt. Nach nur zwei Monaten konnte ich Kleidergröße 40 tragen.
Die Schmerzen und Beschwerden verschwanden langsam. Nach sechs Monaten bemerkte ich, dass meine Arme nicht mehr schmerzten. Ich konnte tatsächlich morgens aufstehen und meine Arme bewegen.
Zu dieser Zeit ging es mir so gut, dass mein Ehemann nicht mehr mit mir mithalten konnte. Ich hatte viel mehr Energie, als er es gewohnt war. Deshalb ging auch er zu Dr. Platt und konnte ebenfalls erstaunliche Resultate erzielen. Er ist 11 Jahre älter als ich und war schon immer sehr gesund. Aber heute fühlt er sich wie ein 40-Jähriger.
Meine Freunde können kaum glauben, wie gut ich aussehe. Alle denken ich hätte mindestens 45 Kilo abgenommen (in Wirklichkeit habe ich nur 23 Kilo Gewicht verloren). Die Lebensfreude, die ich ausstrahle, haben sie noch nie zuvor an mir wahrgenommen.
Wissen Sie, was wirklich zählt, ist nicht, wie man aussieht, sondern wie man sich fühlt. Für nichts in der Welt würde ich dieses Gefühl aufgeben!