Kitabı oku: «DER KAMPF UMS GLÜCK», sayfa 2

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>>Du weißt ganz genau, was dein Land für uns bedeutet. Ob wir wollen oder nicht, müssen wir dein ganzes Land kaufen. Wie viel wird es kosten?<<

>>Das werdet ihr in den nächsten Tagen erfahren. Auf Wiedersehen!<<

In diesem Moment erschien Petar Gruby, Nikos Arbeitskollege. Er war ein 55-jähriger Mann, der eine mittlere Statur hatte. Dank dem großen Ackerland, das er besaß, und dem Viehverkauf, war er der reichste Mann in der Pfarrei geworden. Rozina und Markan schauten sich an und schüttelten die Köpfen, da ihnen etwas komisch vorkam. In Wahrheit war ihnen klar, dass Petar nicht zufällig zu ihnen gekommen ist. >>Geht es meinem Niko gut?<<, fragte Jage Petar gleich, da ihr auch etwas komisch vorkam.

>>Ja, ja.<< Petar lachte gekünstelt und setzte sich hin.

>>Ihr Gesichtsausdruck verrät uns, dass nicht alles in Ordnung ist<<, merkte Markan an. >>Hat mein Vater zufälligerweise einen Unfall gehabt?<<

>>Wisst ihr..., es ist mir etwas unangenehm...<< Petar verstummte und senkte den Kopf. >>Leider ist es in unserem Bergwerk zu einem schweren Unfall gekommen...<<

>>Was ist passiert, um Gottes willen!?<<

>>Es tut mir wirklich leid. Niko ist ums Leben gekommen. Mein Beileid.<<

>>Nein, nein! Das darf nicht wahr sein!<<, schrie Markan. Für Rozina war es eine schockierende Nachricht. Sie überkreuzte die Finger, tat sie an das Kinn und fing an zu schwanken. Dann tat sie schnell die rechte Hand auf die linke Brust, weil sie im Herzen auf einmal extrem starke Schmerzen fühlte.

Jage griff sich ins Gesicht. >>Er wollte das Doppelte verdienen und uns ein großes und schönes Haus bauen. Hm? Das kostete ihn das Leben.<<

>>Nur das hat uns noch gefehlt. Es wird höllisch schwer ohne ihn sein.<< Markan pustete heftig.

Der siebzehn Monate alte Marco und sein 3-jähriger Onkel liefen auf dem Hof herum und lachten. Markan schaute sie sorgenvoll an, seufzte und ging ins Haus.

>>Lass nicht zu, dass dich die Sorgen auffressen, mein Sohn<<, mahnte ihn seine Mutter.

>>Wir haben es nicht leicht.<< Markan setzte sich neben seine Frau. >>Es sind fast sieben Monate vergangen, seitdem Vater ums Leben gekommen ist. Fast ganzes Geld, das Vater für das neue Haus erspart hatte, müssten wir Anna für ihr Land geben. Auch den ganzen Geldrestbestand, den Mama mit der ersten Rente bekommen hat, haben wir schon ausgeben. Jetzt müssen wir von Mamas kleiner Rente leben. Aber aus unserer Haut können wir nicht. Das Schlimmste, das wisst ihr alle, ist, ich muss zum Bundesheer gehen. Bis dahin können wir keine neuen Pläne machen. Was unser neues Haus betrifft, müssen wir geduldig auf bessere Zeiten warten.<<

>>Ihr müsst alle den Frieden und die Würde bewahren. Wenn ihr das verliert, verliert ihr alles. Und ihr müsst bescheiden bleiben, da Bescheidenheit die Tugend kluger Menschen ist.<<

4

Nachdem Markan die Vorladung ins Bundesheer bekam, waren alle beklommen. Rozina und Markan gingen spazieren, sie schwiegen nur. Der nervöse Markan beschleunigte sein Tempo und ging vor seiner Ehefrau, deshalb sah er nicht, dass sie stehen blieb und sich an die linke Brust griff. Ihr Blick erstarrte. Sie öffnete den Mund weit auf und hockte sich hin. Markan drehte sich zufällig um und sah seine zusammengekrümmte Frau am Boden knien. Er verdrehte die Augen, lief zu ihr hin, hockte sich vor sie und umarmte sie. >>Rozina, was ist los? Kann ich dir helfen?<<

Aber sie antwortete nicht, sondern sie krampfte sich weiterhin zusammen und versuchte an Luft zu kommen. Mit der rechten Hand massierte sie die linke Brust. Irgendwie schnappte Rozina im Moment nach Luft und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. >>Mein Herz.<<

>>In Gottes Namen, Rozina, ich weiß nicht, ob ich im Leben jemals so erschrocken bin. Oh Gott, was ist passiert?<<

>>Seit dein Vater ums leben gekommen ist, fühle ich Schmerzen im Herzen, allerdings habe ich dem keine größere Beachtung geschenkt. Ich dachte, dass es ungefährlich sei. In letzter Zeit treten diese Schmerzen immer häufiger auf…<<

>>Warum hast du mir nichts gesagt?<<, unterbrach er sie.

>>Wir müssen nicht beide leiden.<<

Er pustete stark. >>Diese Schmerzen erschweren dir das Atmen und deswegen bekommst du keine Luft, oder?<<

>>So in etwa. Ich fühle einen Druck in der Brust und Schmerzen in der linken Hand. Ich bekomme keine Luft und merke, dass ich langsam das Bewusstsein verliere. Mich wundert, dass ich jetzt nicht in Ohnmacht gefallen bin. Es war grauenhaft.<<

>>Du hast einen Schock erlitten. Das war wahrscheinlich ein Herzanfall. Du musst sofort zum Arzt gehen. Ich habe große Angst um deine Gesundheit und dein Leben.<<

>>Markan, dein Vater ist nicht mehr da. Ich will, dass wir selbstständig leben. Von meinem Vater bekomme ich viel Geld. Anna ist schon weg. Bevor du aus der Armee zurückkommst, kann ich an Anna einen Brief schreiben und sie fragen, ob sie uns ihren Hausteil vermieten will. Wenn sie uns das erlaubt, werde ich von meinem Vater Geld nehmen, sodass wir die Miete zahlen und leben können, bis du eine Arbeit findest. Dann kannst du einen Kredit für den Hausbau nehmen, und ich nehme von meinem Vater das Restliche, das mir gehört. So könnten wir gleich ein Haus für uns bauen. Ich bitte dich, Markan. Ich will mich dir und Marco widmen. Ich will, dass Marco Pfarrer wird. Mein Herz wird voll und ganz gesund, wenn ich ihn eines Tages vor dem Altar in priesterlicher Kleidung sehe. Deswegen will ich ihn auf meine Weise erziehen. Du liebst mich und ihn, deshalb musst du an mein Leben und meine Gesundheit denken, sowie auch an unseren Sohn.<<

Markan lachte. >>Ja, Rozina, mein Leben ohne euch wäre wertlos. Natürlich lebe ich für dich und unseren Sohn. Mit meinen Gedanken bin ich immer bei euch. Und ich hoffe, dass alles gut werden wird, bis ich wieder zurück bin.<<

>>Es wird alles in Ordnung sein. Ich werde all das, was in meiner Macht steht, für unseren Sohn tun. Ich werde für ihn und seine Zukunft kämpfen.<<

>>Ok, Rozina. Die Zeit vergeht sehr schnell.<< Er umarmte und küsste sie.

Alle Familienmitglieder waren beunruhigt, nachdem Rozina ihnen erzählte, dass sie einen Herzanfall hatte. Sie ging zum Arzt und bekam Nitroglyzerin Tabletten, die sie unter ihre Zunge tun musste, wenn sie Schmerzen im Herzen spürte. Einige Monate nach Markans Abreise in die Armee, merkte Jage, dass der Bauch ihrer Schwiegertochter größer wurde. >>Ist da vielleicht ein neues Baby drinnen?<<

Rozina hörte auf den Boden zu kehren und richtete sich auf. >>Ja, Mutter, ich bin wieder schwanger.<<

>>Ihr habt nur ein Kind. Das ist zu wenig. Es freut mich sehr, dass du wieder schwanger bist.<<

>>Aber ich habe jetzt schon Angst.<<

>>Hab keine Angst! Nur die erste Geburt ist schwierig. Jetzt wird das viel einfacher und schneller verlaufen. Glaub mir.<<

Ohne irgendwelche Schwierigkeiten bekam Rozina ihre erste Tochter. Sie gaben ihr den Namen Doris. Rozina machte überwiegend die Hausarbeit und kümmerte sich um ihre Kinder und um Gabriel. Ihre Tochter fing an zu laufen, aber sie blieb vollkommen ihrem Sohn, der ein unglaublich verständnisvolles und intelligentes Kind war, zugeneigt. Ihr Wunsch, dass ihr Sohn Pfarrer werden würde, hatte sie nie verlassen. Jeden Sonntag ging der 4-jährige Marco mit ihr in die Kirche und sie erklärte ihm jedes Detail und jedes Wort. Auch die Kardinalzahlen und Buchstaben musste er jeden Tag lernen. Dann schrieb Rozina geheim einen Brief und schickte ihn an Anna. In diesem Brief bat sie sie, ihr vorübergehend ihren Hausteil zu vermieten. Kurz danach kam die Antwort, welche Rozina Freude bereitete, da Anna ihr antwortete, dass sie in ihren Hausteil einziehen könnten. Rozina war frohgemut. Einige Monate vor Markans Ankunft nahm sie Geld von ihrem Vater, schrieb einen Brief und schickte ihn an ihren Mann. In diesem Brief schrieb sie ihm über ihren Gesundheitszustand und all das, was sie vorbereitet hatte. Sie war ziemlich furchtsam, da sie sich nicht sicher war, ob Markan positiv oder negativ reagieren würde. Als endlich der Brief kam, lief sie sofort ins Schlafzimmer, um ihn zu lesen. Sie las und lächelte, da Markan auf ihrer Seite war. Gerade als sie mit dem Lesen fertig war, kam ihr Sohn ins Schlafzimmer. >>Mama, was machst du da?<<

>>Ich habe den Brief deines Vaters gelesen.<< Sie setzte ihren Sohn neben sich und gab ihm einen Kuss auf sein dunkles Haar.

>>Wann kommt mein Vater zurück?<<

>>In zwanzig Tagen wird er wieder mit uns sein. Sag mir, was du werden wirst, wenn du groß bist. Wirst du Pfarrer?<<

>>Ist das der Mann, der vor dem Altar steht und spricht?<<

>>Hervorragend gemerkt. Und? Wirst du das tun, was er macht?<<

>>Ja, Mama, er ist so schön angezogen.<<

>>In Ordnung, mein Sohn. Ab heute musst du jeden Tag zwei volle Stunden die Zahlen und Buchstaben üben. Du musst ein ausgezeichneter Schüler werden. Ist dir das klar?<<

>>Ganz klar, Mama. Ich werde brav sein.<<

Jage zögerte ziemlich lange, bis sie mit ihrer Schwiegertochter sprach. Eigentlich hat sie gemerkt, dass sie ziemlich neurotisch ist. >>Was quält dich, Rozina? Normalerweise solltest du glücklich sein. In einigen Tagen kommt Markan zurück.<<

>>Mutter, du weißt, dass mein Gesundheitszustand nicht gut ist. Ich fürchte...<<

>>Ich weiß, was du sagen willst. Du willst mit deiner Familie selbstständig leben, nicht war?<<

>>Ja. Das ist mein Wunsch.<<

Jage seufzte. >>Glaub mir, ich habe über dich und Markan lange nachgedacht. Ich habe Angst, dass meine Söhne streiten und einander hassen könnten. Vielleicht ist es für alle die beste Lösung. Trotzdem warten wir bis Markan wieder da ist.<<

5

Nachdem Markan zurückkam, redete er mit seiner Mutter und seinen Brüdern über ihn, seine Familie und deren Zukunft. Zu seinem Glück hatten sie für ihn und seine Familie volles Verständnis. So zog er mit seiner Frau und den Kindern in das gemietete Heim. Für ihn und seine Frau begann ein neues Leben. >>Rozina, wir müssen uns so schnell wie möglich ein eigenes Zuhause bauen<<, sagte Markan, während sie und ihr Sohn Marco im Wohnzimmer beim Tisch saßen.

>>Das sollte kein Problem für uns sein. Verstehst du mich? Von meinem Vater kann ich gleich Geld bekommen, sodass du all das, was wir brauchen, kaufen kannst. Plane und besorge alles!<<

Sie nahm das Geld von ihrem Vater und gab es ihrem Mann, der unweit vom Zentrum des Weilers den Hausbau plante und das Baumaterial vorbereitete. Leider bekam Markan erst nach fünf Monaten eine Arbeit im Bergwerk Alte Grube in Zenica. Unter ihrem Herzen trug Rozina das dritte Kind. Ihre Schwangerschaft war ein zusätzlicher Grund für Markan, um das Haus zu bauen. Er engagierte seine Brüder und dank ihrer Hilfe schaffte er fast alles, was er für den bevorstehenden Hausbau vorbereiten musste. Seine Frau gebar das dritte Kind, die Tochter Bela. Nach dieser Geburt verschlechterte sich Rozinas Gesundheitszustand. Die Herzanfälle wurden immer häufiger und dauerten immer länger an. Markan hatte Angst um sie und um ihr Leben. Ihr Liebling war immer bis auf den Tod verängstigt, da er seiner Mutter sehr nahestand. Zu seinem Glück bekam Markan einen Kredit. Der Bau von Markans neuem Heim hatte feierlich begonnen. Er forcierte die Bauarbeiten, da er so schnell wie möglich in sein neues Haus einziehen wollte. Obwohl der Hausbau länger als erwartet dauerte, war das Ehepaar glücklich und zufrieden nachdem das Vierzimmerhaus zur Gänze fertig und bescheiden eingerichtet war. Der 26-jährige Markan und seine gleichaltrige Frau, die unter ihrem Herzen das vierte Kind trug, zogen mit ihren Kindern ihn ihr neues Haus. So erwarteten sie den Tag, an dem Rozinas Sohn in die Schule gehen musste. Sie war sehr aufgeregt. >>Sei brav, mein Sohn. Du bist unsere große Hoffnung. Du musst ein artiger Schüler sein. Hör dem Lehrer zu und merk dir alles.<< Sie zog ihm die Schultasche über den Rücken. >>Hast du mich verstanden?<<

>>Keine Sorge, Mama.<< Er küsste seine Mutter und lief nach draußen.

So befand sich Marco im Klassenzimmer der baufälligen Schule. Seine Lehrerin war eine 25-jährige, schlanke, schwarzhaarige Frau mit dem Namen Ksenija. Sie hatte eine mittlere Figur, einen dunklen Teint und weiße Zähne. Sie war sportlich angezogen und sah äußerst progressiv aus. >>Meine lieben Schüler und Schülerinnen, ich heiße Ksenija. Zunächst möchte ich euch alle kennenlernen<<, wandte sich die Lehrerin an ihre Schüler, ging von Einem zum Anderen und sprach eine Weile mit jedem einzelnen. Als sie zu Marco kam, fragte ihn sie: >>Wie heißt du?<<

>>Marco Pery.<< Er stand auf. >>Kann ich Sie etwas fragen, Frau Lehrerin?<<

>>Selbstverständlich. Nur zu, Marco.<<

>>Warum haben wir uns nicht bekreuzigt und zu Gott gebetet?<<

>>Eine überaus gute Frage. Dir und allen anderen Schülern möchte ich sagen, dass wir in einer kommunistischen Gesellschaft leben. Der Glaube ist nicht verboten, aber er ist vom Staat getrennt, besser gesagt, von der Politik. Der Glaube und die Gläubigen existieren selbständig.<<

>>Was ist eine kommunistische Gesellschaft?<<

>>Du bist ein überaus neugieriges Kind. Eine kommunistische Gesellschaft ist eine Gesellschaft, in der alles allen gehört, und das bedeutet, dass es in unserer Gesellschaft keine privaten Unternehmen und Institutionen gibt. Alles gehört dem Volk. Verstehst du mich?<<

>>Ach so! Und die Kommunisten?<<

>>Das sind Menschen, die nicht an Gott und an Gottes Ordnung glauben.<<

>>Sind Sie eine Kommunistin?<<

>>Ja, ich bin Kommunistin und Atheistin. Ich glaube nicht an Gott, da ich ihn noch nie gesehen habe.<<

>>Meine Mutter hat Gott auch noch nie gesehen, trotzdem glaubt sie an ihn.<<

>>Deine Mutter hat ihre Meinung und ich meine. Wir alle haben das Recht zu glauben oder nicht zu glauben. Marco, du kannst dich schon hervorragend ausdrücken. Kannst du schreiben?<<

>>Klar<<, erwiderte er selbstbewusst und stolz.

>>Los! Zeig uns jetzt, was du kannst! Komm!<< Die Lehrerin nahm ihn an der Hand und brachte ihn zur Tafel. >>Hier ist Kreide. Hier ist die Tafel. Bitteschön, Marco!<<

Er schrieb alle Nummern auf und sprach sie währenddessen laut aus. Danach schrieb er fast alle Buchstaben des Alphabets auf und sprach sie richtig aus. Unter die Buchstaben schrieb er: MAMA, PAPA, BRUDER, SCHWESTER und Marco Pery. Mit offenem Mund und Augen starrte die Lehrerin ihren Schüler an, dann streichelte sie ihm übers Haar. >>Wer hat dir das beigebracht?<<

>>Meine Mutter.<<

>>Ich bin sehr stolz auf deine Mutter und auf dich. Danke dir. Jetzt geh wieder auf deinen Platz!<< Sie wandte sich den anderen Schülern zu: >>Wer etwas schreiben kann, soll vortreten und auf die Tafel schreiben.<< Kein Kind meldete sich.

Nachdem der Unterricht zu Ende war, eilte Marco nach Hause. Einige Dinge waren ihm nicht klar und er wollte diese mit seiner Mama erörtern. Mit einem Lächeln im Gesicht wartete Rozina vor dem Haus auf ihren Sohn. Als er zu ihr kam, küsste sie ihn und führte ihn ins Wohnzimmer. >>Wie war dein erster Schultag, mein Sohn?<<

>>Mama, unsere Lehrerin heißt Ksenija. Sie ist nicht so schön wie du, aber sie ist schön. Wenn du dich so anziehen und die Frisur so herrichten würdest wie sie, wärst du die hübscheste Frau auf der Welt.<<

>>Dankeschön. Aber ich bin der Ansicht, dass geistige Schönheit und Verstand wichtiger sind, als äußere Schönheit. Erzähl mir jetzt, was ihr gelernt habt.<<

Ganz langsam erzählte Marco ihr alles und am Ende fragte er: >>Gibt es einen Gott, Mama?<<

>>Natürlich, mein Sohn. Du musst deiner Mutter nur glauben. Jetzt zieh dich um! Mama wird dir etwas zum essen geben. Nach dem Essen musst du zwei Stunden das Schulbuch lesen. Anschließend kannst du nach draußen gehen und spielen.<<

Verdammt! Wird diese Lehrerin mir mein gutes Kind verderben? Sie und ihr Atheismus, dachte sich Rozina. Sie war sauer und besorgt. Ihr war überhaupt nicht recht, dass die Lehrerin mit ihrem Sohn über Kommunismus, Atheismus, Kommunisten und Atheisten diskutierte. Die ganze Zeit, während ihr Sohn aß, konnte sie nur daran denken. Neben der Schwangerschaft war dies für sie eine weitere Belastung.

Im Februar bekam Rozina ihren Sohn Mario. Jedoch konnte sie die Lehrerin nicht vergessen. Ihr Sohn sollte die erste Klasse der Grundschule beenden, sodass die fürsorgliche Mutter zur Elternversammlung gehen musste. Sie war bereits zwei Mal dort gewesen, jedoch sprach sie nicht mit der Lehrerin über das Problem, welches sie bedrückte. Die Lobeshymnen der Lehrerin über ihren Sohn hatten sie jedes Mal entwaffnet. Dieses Mal war Rozina fest entschlossen, die Lehrerin wegen des Kommunismus und Atheismus zur Rede zu stellen.

Die Lehrerin fing an die Noten der Schüler vorzulesen und kurz mit den Eltern zu sprechen. Als sie zu Marco kam, schaute sie Rozina an und lächelte. >>Frau Rozina, ihr Sohn hat eine besondere Begabung. Ich bin glücklich, dass ich solch ein Kind in meiner Klasse habe und wäre noch glücklicher, wenn alle so wären wie er. Er ist ordentlich, fleißig und ein ausgezeichneter Schüler. Ihr Sohn wird das erste Grundschuljahr mit der Note ausgezeichnet beenden. Von ganzem Herzen gratuliere ich ihm und Ihnen.<<

>>Vielen Dank. Ich würde mit Ihnen gerne noch etwas unter vier Augen besprechen.<<

>>Kein Problem. In ein paar Minuten bin ich fertig.<< Die Lehrerin beendete das Vorlesen der Noten und wandte sich an Rozina: >>Liebe Frau Rozina, sagen Sie mir jetzt, worum es geht. Ich bin wirklich sehr neugierig.<<

>>Na ja, es ist mir ein wenig unangenehm, darüber zu sprechen…<<

>>Bitte, nur zu.<<

>>Wissen Sie..., wir sind Christen und respektieren unseren Glauben. Seitdem mein Sohn geboren ist, träume ich, dass er eines Tages Pfarrer wird. Ich will ihn eines Tages in priesterlicher Kleidung vor dem Altar sehen. Sie haben mit ihm über Kommunismus und Atheismus diskutiert. Hm. Das gefällt mir nicht.<<

>>Habe ich etwas Schlechtes gesagt oder etwa gelogen?<<

>>Nein, aber ich wünsche, dass sie gar nicht mit meinem Sohn über solche Dinge reden, da sich das negativ auf ihn auswirken kann.<<

>>Liebe Frau Rozina, wir leben in einer kommunistischen Gesellschaft. Das ist die Realität. Unser Staat wird von Kommunisten geführt, die ebenso Atheisten sind. Menschen, die zu Recht oder auch nicht, nicht an Gott und Gottes Ordnung glauben. Marco weiß, wer der Präsident unseres Landes ist. In einigen Jahren wird er in der Schule alles über unsere Regierungsform und die gesellschaftspolitische Bewegung unseres Landes lernen. Jetzt ist noch schwer zu sagen, welchen Weg Ihr intelligenter Sohn eines Tages einschlagen wird. Es ist durchaus möglich, dass er Pfarrer wird, dennoch können Sie nicht davon ausgehen. Damit müssen Sie rechnen.<<

>>Ich sage Ihnen ganz offen und ehrlich, damit rechne ich überhaupt nicht. Auf Wiedersehen.<<

>>Auf Wiedersehen, Frau Rozina.<< Die Lehrerin zog den Kopf in den Nacken und breitete die Arme aus.

Auch die zweite Klasse der Grundschule schloss Marco mit ausgezeichnetem Erfolg ab und beglückte somit seine Mutter. Er ging regelmäßig zum Religionsunterricht, da er die Erstkommunion und Firmung empfangen sollte. Auf Befehl seiner Mutter musste er jeden Tag die Bibel und die Evangelien lesen. Eines Tages merkte der bereits 10-jährige Marco, dass seine Mutter wieder schwanger war. Das nervte ihn und ihr Gesundheitszustand bereitete ihm Sorgen, aber er sagte ihr nichts darüber. Die schöne Rozina brachte ihre Tochter Marija zur Welt. Sie erholte sich sehr schnell und widmete sich ihrer Familie. Marco, der schon in die vierte Klasse ging, saß lesend auf dem Stuhl vor dem Haus. Rozina kam zur Eingangstür: >>Marco, hast du gelernt, was du zu lernen hattest?<<, fragte sie ihn.

>>Nicht so gut.<<

>>Beeil dich! Du musst in die Kirche zum Religionsunterricht.<<

>>Mach dir keine Sorgen, Mama. Gabriel wird mich holen. Außerdem kann ich Religion.<<

>>In Ordnung, mein Sohn.<<

Marco machte sich mit Gabriel und noch einer Gruppe von Gleichaltrigen auf den Weg Richtung Kirche. Aber wie oftmals zuvor ging er zu den Jungs, die Fußball auf einer größeren Wiese spielten.

>>Marco, wo gehst du hin? Du musst in die Kirche gehen!<<, sagte Gabriel.

>>Ich werde nicht mehr in die Kirche gehen. All das ist mir zu langweilig geworden. Außerdem kenne ich den ganzen Religionsunterricht.<<

>>Weißt du, was du da sagst?<<

>>Geh mit uns, Marco, du bist kein Kommunist<<, sagte ein dunkelhaariger Junge.

>>Du bist auch kein Atheist<<, fügte ein blondes Mädchen hinzu.

>>Alle Leute, die nicht in die Kirche gehen, sind im Grunde Kommunisten oder Atheisten<<, fügte ein fülliger blonder Junge hinzu und dann brach er in Gelächter aus.

>>Marco, was ist mit dir los, um Himmels willen?<<, fragte Gabriel etwas leiser, da er nicht wollte, dass die anderen Kinder ihn hören. >>Was sagst du da vor ihnen? Du weißt, dass sie alles ihren Eltern erzählen, werden und die werden es Markan und Rozina weitererzählen. Markan wird dich umbringen, wenn er das herausfindet. Auf der anderen Seite ist es nicht das erste Mal, dass du nicht zum Religionsunterricht gehst. Ich kann den Pfarrer nicht jedes Mal anlügen.<<

>>Mir ist das alles egal. Nein! Ich gehe nicht zur Kirche. Ciao.<< Er ging zu den anderen Jungs, die Fußball spielten.

Der brünette 50-jährige Pfarrer bekreuzigte sich, schaute ganz aufmerksam ob jemand fehlt und schüttelte den Kopf. >>Gabriel, was ist mit Marco? Wo ist er schon wieder?<<

>>Er ist krank.<<

>>Er ist zu oft krank. Da stimmt etwas nicht.<<

>>Gabriel lügt wieder<<, sagte das blonde Mädchen sofort. >>Marco hat gesagt, dass er nicht in die Kirche gehen will.<<

>>Er ist Kommunist geworden<<, fügte der dunkelhaarige Junge zu Wort.

>>Alle Leute, die nicht in die Kirche gehen, sind Kommunisten oder Atheisten<<, wiederholte der füllige, blonde Junge schnell und laut. Alle Kinder lachten lauthals.

Der Pfarrer hörte sich mit Skepsis diese Kommentare an. >>Marco ist weder Kommunist noch Atheist. Er ist ein richtiger Gläubiger. Und das sind keine netten Witze. Ah! Am Sonntag werde ich mit Rozina sprechen.<<

Nur Krankheit konnte Rozina davon abbringen sonntags in die Kirche zu gehen. Wie immer hörte sie sich mit Liebe die Heilige Messe an und betete mit den anderen Gläubigen. Als die Heilige Messe zu Ende war, ging Rozina nach draußen. Zehn Minuten später, während sie mit einer ihren Cousinen sprach, kam der Pfarrer zu ihnen. Ihre Cousine entfernte sich gleich. Und Rozina kam etwas komisch vor. >>Ich hoffe, dass mein Sohn nichts Schlechtes getan hat<<, sagte sie zu Pfarrer.

>>Ach, ich weiß nicht, aber er war gestern nicht beim Religionsunterricht.<<

>>Das ist unmöglich! Er ist mit den anderen Kindern von zu Hause losgegangen.<<

>>Aber er war nicht in der Kirche. Er hat bereits viele Male nicht am Religionsunterricht teilgenommen.<<

>>Viele Male!?<<

>>Ja, leider.<<

>>Ich habe keine Ahnung, wo er war. Er geht immer mit den anderen Kindern und kommt mit ihnen zurück.<<

>>Ein Mädchen hat gesagt, dass er nicht in die Kirche gehen möchte. Das bereitet mir Sorgen.<<

>>Ich kann Ihnen nichts sagen, bevor ich nicht mit ihm gesprochen habe.<<

>>Mach dir keine großen Sorgen! Er wird die heilige Kommunion empfangen, da er den Religionsstoff kann. Aber wenn er wirklich nicht in die Kirche will… Hm? Das ist ein Problem. Wir leben in dieser verdammten kommunistischen Gesellschaft.<<

>>Ich verstehe Sie. Auf Wiedersehen.<< Die aufgewühlte Rozina machte sich auf den Heimweg. Mein Sohn muss ein vorbildliches, christliches Kind sein. Er soll Pfarrer werden, dachte sie sich beim Gehen. Marco saß am Tisch und machte seine Hausaufgaben. Rozina war mehr als sauer. >>Wo warst du gestern, Marco?<<

>>Ich habe Fußball gespielt.<<

>>Hättest du beim Religionsunterricht sein sollen oder nicht?<<

>>Ja, aber ich kann den Stoff vom Unterricht schon.<<

>>Nichtsdestotrotz musst du jedes Mal beim Religionsunterricht anwesend sein! Und das Schlimmste ist, dass ein Mädchen vor allen Kindern gesagt hat, dass du nicht in die Kirche gehen willst. Weißt du, was das bedeutet?<<

>>Diese Kinder haben keine Ahnung! Sie reden Blödsinn!<<

>>Aber diese Kinder haben Eltern und sie können reden. Sie werden ihren Eltern alles erzählen, und das bedeutet, dass alle Einwohner in der Pfarrei wissen werden, dass du nicht in die Kirche gehen willst. Auch Markan wird das erfahren. In Gottes Namen, Kind, er wird uns beide umbringen. Du bist jung und verstehst viele Sachen nicht. Die Einheimischen mögen es zu lästern. Wenn diese Kinder ihren Eltern sagen, dass du nicht in die Kirche gehen willst, werden sie dem noch vieles, was richtig und nicht richtig ist, hinzufügen, nur um dich schlecht zu machen.<<

>>Mama, ich habe einen Fehler gemacht. Es tut mir sehr leid.<<

>>Liebst du deine Mutter?<<

>>Selbstverständlich, Mama, ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt.<<

>>Dann wirst du auf deine Mutter hören und den Religionsunterricht nicht mehr schwänzen.<<

>>Ich werde auf dich hören. Ich werde nie wieder vom Religionsunterricht fernbleiben.<< Er ging zu seiner Mutter und gab ihr einen Kuss.

Die Grundschule wurde neuerbaut. Marco besuchte nun die fünfte Klasse. Seine Mutter war wieder schwanger, weshalb er sehr enttäuscht war. Mit ihr sprach er nur das Nötigste. Rozina wusste, worum es ging. >>Sag mir, was dich bedrückt, Marco.<<

>>Nichts, Mama. Gar nichts. Es ist alles in Ordnung.<<

>>Du willst mir nichts sagen. Aber ich weiß, dass dir meine Schwangerschaft Sorgen macht. Liebling, unter meinem Herzen lebt dein Bruder oder deine Schwester. Soll ich deinen Bruder oder deine Schwester töten?<<

>>Nein, Mama. Deine Gesundheit und dein Leben stehen auf dem Spiel. Das musst du ein für alle Male verstehen.<<

>>Hab keine Angst, mein Sohn! Mir wird nichts passieren. In unserem Dorf gibt es viele Frauen, die zehn oder zwölf Kinder haben. Verstehst du das oder nicht, mein Sohn?<<

>>Aber die sind ganz gesund.<<

>>Ich bin auch gesund. Sei ohne Sorge! Und deine wichtigste Aufgabe ist es zu lernen, und nicht auf meinen Bauch zu schauen. Du musst die Grundschule erfolgreich beenden. All meine Lebenswünsche sind von dir abhängig. Ich will dich vor dem Altar in priesterlicher Kleidung sehen. Auch dein Vater träumt davon.<<

>>Alles klar, Mama.<< Marco seufzte und schüttelte fassungslos den Kopf.

Rozina brachte ihr sechstes Kind zur Welt, ihre Tochter Kristina. Sobald sie sich erholt hatte, machte sie sich auf den Weg in Richtung Busstation, da sie nach Zenica fahren musste, um Lebensmittel zu kaufen. Es war ein milder Morgen im Mai, sodass sie den Fußmarsch genoss. Rozina stieg in den Bus und setzte sich sofort. Kurz danach kamen Jakov und Eva Gruby in den Bus. Sie waren um zwei Jahre älter als Rozina. Jakov war der einzige Sohn des reichen Petar Gruby. Eva war seine Ehefrau. Sie hatten zwei Söhne und zwei Töchter. Die beiden waren sehr religiös. Jakov war ein kleiner und dicker Mann. Er hatte schwarzes Haar, ein rundes Gesicht und eine Stupsnase. Er war Bergarbeiter und seine Frau Eva war Hausfrau. Eva war eine große und kräftige Frau. Sie hatte dünnes langes braunes Haar, ein straffes Gesicht, schmale Lippen, ein hervorspringendes Kinn und einen dunklen Teint. Bereits ihr Aussehen ließ sie als strenge, sogar auf eine Art gefährliche Frau erscheinen. Sie war eine eigenwillige und heimtückische Frau. Jakov und Eva kannten Markan und Rozina sehr gut. Das Ehepaar setzte sich auf die Plätze vor Rozina. Jakov drehte sich um und nickte. >>Rozina, geht es deinem Herzen besser?<<

>>Alles in allem schaut es nicht so schlecht aus.<<

>>Gibt es noch was Neues bei euch?<<, fragte Eva, die sich erst jetzt zu Rozina drehte.

>>Nichts Besonderes<<, erklärte Rozina kurz, die diese Familie sehr gut kannte. Besonders kannte sie Eva und alle ihre psychologischen Dimensionen.

>>Ja, ja, aber sag mir, was mit deinem ältesten Sohn los ist.<<

Evas Frage überraschte Rozina und brachte sie zum Zweifeln. Sie zuckte ratlos mit der rechten Schulter und dachte nach. Eigentlich wusste sie, um was es geht. Aber sie wusste nicht, was die verschlagene Eva bereits vorbereitet hatte. Diese Situation war sehr unangenehm für sie. >>Nein, nein, ich kann dir nicht folgen.<<

>>Ach, Rozina, alle Pfarreismitglieder reden über deinen Sohn.<< Eva war geheimnisvoll.

>>Wovon redest du, Eva? Was willst du eigentlich von mir?<< Rozina schaute sie eindringlich an.

>>Verzeih mir, falls dich das beleidigen sollte, aber ich muss dir als vorbildliche Mutter und Christin etwas sagen. Die Leute erzählen, dass dein Marco Atheist geworden ist und…<<

>>Du redest Blödsinn!<<, unterbrach Rozina sie scharf. Die Reisenden lauschten aufmerksam dem Gespräch.

>>Nein, nein, das ist kein Blödsinn. Dein Marco will nicht in die Kirche gehen. Er verhöhnt Gott und den Glauben.<<

>>Das ist nicht wahr! Das sind Erfindungen niederträchtiger Männern und Frauen!<<

>>Liebe Rozina, die Leute sagen, es gibt keinen Rauch ohne Flamme. Er ist erst dreizehn Jahre alt und bereits ungläubig geworden. Da stimmt was nicht.<<

>>Mein Sohn ist kein Ungläubiger!<< Rozina fühlte sich beschämt.

>>Schone deine Nerven! Ich bin der Ansicht, dass ich mit dir darüber reden muss. Du weißt ja, dass wir vier Kinder haben, und weißt, wie wir sie erziehen. Mein Sohn Radovan und meine Tochter Magdalena gehen zum Religionsunterricht mit deinem Sohn. Mir ist das nicht recht. Ich will dir offen sagen, dass ich nicht möchte, dass meine Kinder mit deinem ältesten Sohn verkehren.<<

>>Rozina<<, meldete sich jetzt Jakov zu Wort, >>das ist wahrhaftig ein ernstes Problem. Unsere und alle anderen Kinder erzählen, dass dein Sohn Atheist geworden ist, und das bedeutet, dass er unseren Glauben und Gott auslacht.<<

>>Ihr und eure Bedeutungen! Das ist unmöglich! Das sind Lügen!<<, widersprach Rozina ihren unbegründeten Behauptungen.

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