Kitabı oku: «Der Traum Der Sterblichen », sayfa 2

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KAPITEL DREI

Erec saß mit dem Rücken gegen einen Mast an Deck seines Schiffs. Seine Hände waren auf seinen Rücken gefesselt und er betrachtete missmutig, was um ihn herum vor sich ging. Die verbliebenen Schiffe seiner Flotte standen genauso wie seines unter Bewachung und Blockade einer Flotte von gut tausend Schiffen des Empire. Es war Nacht und sie lagen im Licht der Monde vor Anker. Die Fahnen seiner Heimat wehten noch über seinen Schiffen während die schwarz-goldenes Banner des Empire über denen des Empire im Wind flatterten. Es war ein entmutigender Anblick. Er hatte kapituliert, um seine Männer vor dem sicheren Tod zu bewahren, und doch waren sie dem Empire ausgeliefert, gemeine Gefangenen ohne Aussicht auf Rettung.

Erec konnte die Empire-Krieger sehen, die seine Schiffe besetzt hielten, etwa ein Dutzend Mann pro Schiff die arrogant aufs Meer hinausblickten. Seine eigenen Männer hockten gefesselt an Deck, sie waren deutlich in der Überzahl, doch die Wachen schienen sich nicht daran zu stören. Da alle Männer ohnehin gefesselt waren, war nicht einmal das Dutzend Wachen nötig, das sich auf jedem Schiff befand. Erecs Männer hatten auf seinen Befehl hin kapituliert, und offensichtlich gab es bei einer Blockade dieses Ausmaßes ohnehin keinen Ausweg.

Erec wurde von Schuldgefühlen geplagt. Noch nie zuvor hatte er sich ergeben und es tat ihm unendlich weg. Er musste sich immer wieder daran erinnern, dass er jetzt Kommandant war, und nicht nur ein einfacher Krieger – und damit trug er die Verantwortung für alle seine Männer. So sehr wie sie in der Unterzahl gewesen waren, konnte er nicht zulassen, dass sie alle getötet wurden. Offensichtlich waren sie dank Krov in eine Falle gelaufen, und ein Kampf wäre vollkommen umsonst gewesen. Sein Vater hatte ihn die erste Pflicht eines Kommandanten gelehrt – zu wissen, wann man kämpfen musste, und wann es besser war, die Waffen niederzulegen, um mit anderen Mitteln an einem anderen Tag weiterzukämpfen. Kühnheit und falscher Stolz, hatte er gesagt, hatten viele Männer in den Tod geführt. Es war ein guter Rat gewesen, der jetzt wie die Stimme seines Gewissens in seinem Bewusstsein nachhallte.

Erec sah sich nach seinem Bruder Strom um, der neben ihm gefesselt war, und trotz der Umstände so unerschütterlich und selbstbewusst wie eh und je aussah.

Erec runzelte die Stirn.

„Du hättest gekämpft, und all unsere Männer wären jetzt tot“, stellte Erec fest.

Strom zuckte mit den Schultern.

„Wir werden so oder so sterben, Bruder“, antwortete er. „Das Empire ist grausam. Auf meine Weise wären wir wenigstens glorreich gestorben. Jetzt werden uns diese Männer töten, doch wir werden nicht stehend und kämpfend sterben, sondern auf dem Rücken, mit Schwertern am Hals.“

„Oder schlimmer“, sagte einer von Erecs Kommandanten, der neben Strom saß. „Sie nehmen uns als Sklaven und wir werden nie wieder frei sein. Sind wir dir etwa dafür gefolgt?“

„Das könnt ihr nicht wissen“, sagte Erec. „Niemand weiß, was das Empire tun wird. Zumindest sind wir am Leben. Zumindest haben wir eine Chance. Alles andere wäre glatter Selbstmord gewesen.“

Strom sah Erec enttäuscht an.

„Unser Vater hätte sich anders entschieden.“

Erec wurde rot.

„Du hast keine Ahnung, was unser Vater getan hätte.“

„Habe ich nicht?“, entgegnete Strom. „Ich habe bei ihm gelebt, bin mit ihm aufgewachsen, und habe mein ganzes Leben mit ihm auf den Inseln verbracht, während du im Ring herumgespielt hast. Du kanntest ihn kaum. Ich sage, unser Vater hätte gekämpft.“

Erec schüttelte den Kopf.

„Das sind die leichtfertigen Worte eines einfachen Kriegers“, sagte er. „Wenn du ein Kommandant wärst, würdest du anders sprechen. Ich weiß genug von unserem Vater um zu wissen, dass er seine Männer um jeden Preis geschützt hätte. Er war nicht unüberlegt oder impulsiv. Er war stolz, doch er konnte seinen Stolz beherrschen. Unser Vater, hätte in seiner Jugend, als er ein einfacher Krieger war, bestimmt gekämpft, wie du es sagst. Doch unser Vater, der König, wäre vernünftig gewesen, und hätte genau wie ich dafür gesorgt, dass wir überleben, um an bei anderer Gelegenheit kämpfen können. Das sind Dinge, die du verstehen wirst, wenn du erst einmal erwachsen und ein Mann geworden bist.“

Strom wurde rot.

„Ich bin mehr Mann als du!“

Erec seufzte.

„Du hast keine Ahnung, was ein Kampf ist“, sagte er. „Nicht bis du verloren hast. Nicht bis du gesehen hast, wie deine Männer vor dir sterben. Du hast nie verloren. Du warst dein ganzes Leben lang auf den Inseln wohl behütet. Und das hat zu deiner Hybris geführt. Ich liebe dich als Bruder – doch du bist kein Anführer.“

Sie verfielen in angespanntes Schweigen, eine Art von Waffenstillstand, während Erec zum Nachthimmel aufblickte, zu den endlosen Sternen, und in Gedanken die Situation analysierte. Er liebte seinen Bruder wirklich, doch so oft stritten sie über alles Mögliche; sie sahen die Dinge einfach nicht aus demselben Blickwinkel. Erec nahm sich Zeit, sich zu beruhigen, atmete tief durch, dann wandte er sich schließlich wieder Strom zu.

„Ich habe nicht vor aufzugeben“, fuhr er merklich ruhiger fort. „Nicht als Gefangene und nicht als Sklaven. Du musst das Ganze sehen: Eine Kapitulation ist manchmal nur der erste Schritt in einer Schlacht. Man tritt seinem Gegner nicht immer mit gezogenen Schwertern entgegen. Manchmal ist es am besten, ihm mit offenen Armen zu begegnen. Das Schwert kann man später immer noch schwingen.“

Strom sah ihn verwirrt an.

„Und wie hast du vor, uns hier herauszubekommen?“, fragte er. „Wir haben unsere Waffen abgegeben. Wir sind Gefangene, gefesselt und können uns kaum bewegen. Wir sind umgeben von einer Flotte von tausend Schiffen. Wir haben nicht die geringste Chance!

Erec schüttelte wieder den Kopf.

„Du siehst das Gesamtbild nicht.“, sagte er. „Alle unsere Männer sind am Leben. Wir haben immer noch unsere Schiffe. Wir mögen im Augenblick Gefangene sein, doch ich sehe nur wenige Wachen des Empire auf unseren Schiffen, was bedeutet, dass wir deutlich in der Überzahl sind. Alles was nötig ist, ist ein Funke, um das Feuer zu entfachen. Wir können sie überraschen – und wir können fliehen.“

Strom sah ihn irritiert an.

„Wir können sie nicht überwältigen“, sagte er. „Wir sind gefesselt und hilflos. Unsere Zahl ist damit bedeutungslos. Und selbst wenn es uns gelingen würde, würde uns die Flotte um uns herum vernichten.“

Erec wandte sich ab und ignorierte seinen Bruder. Sein Pessimismus interessierte ihn nicht. Stattdessen sah er Alistair an, die nicht weit von ihm an einen Pfosten gefesselt war. Es brach ihm das Herz, als er sie betrachtete. Wegen ihm saß sie gefesselt da. Ihm selbst machte es nichts aus in Gefangenschaft zu sein – das war der Preis des Krieges, doch sie so zu sehen traf ihn tief. Er hätte alles dafür gegeben, sie nicht so sehen zu müssen.

Er fühlte sich so tief in ihrer Schuld. Schließlich hatte sie im Rückgrat des Drachen wieder einmal ihrer aller Leben gerettet. Er konnte sehen, dass sie immer noch erschöpft war und keine Kraft aufbringen konnte, irgendetwas zu tun. Doch er wusste, dass sie ihre einzige Hoffnung war.

„Alistair“, rief er wieder, so wie er es schon die ganze Nacht lang immer wieder versucht hatte. Er streckte sein Bein aus und stieß sanft ihre Fuß an. Er hätte alles gegeben, seine Fesseln lösen und zu ihr gehen zu können, sie zu umarmen und zu befreien. Er fühlte sich so hilflos, zusehen zu müssen, wie sie so nah bei ihm lag und er doch nichts tun konnte.

„Alistair“, rief er. „Bitte. Ich bin’s Erec. Wach auf. Ich flehe dich an. Ich brauche dich – wir brauchen dich.“

Erec wartete, wie schon die ganze Nacht, doch langsam verlor er die Hoffnung. Er wusste nicht, ob sie nach der Anstrengung je wieder zu ihm zurückkehren würde.

„Alistair“, flehte er immer wieder. „Bitte. Wach auf. Tu’s für mich.“

Erec wartete und beobachtete sie, doch sie regte sich nicht. Sie lag still, bewusstlos, so schön wie immer im Mondlicht. Er wünschte sich von ganzem Herzen, dass sie aufwachte.

Er wandte den Blick ab, senkte den Kopf und schloss die Augen. Vielleicht war ja doch alles verloren. Da war einfach nichts, was er an diesem Punkt noch tun konnte.

„Ich bin hier“, klang eine leise Stimme durch die Nacht.

Erec blickte auf und sah Alistair, die ihn ansah, und sein Herz schlug schneller, überwältigt von Liebe und Freude. Sie sah erschöpft aus, ihre Augen waren müde, doch sie war wach.

„Alistair meine Liebe“, sagte er drängend. „Ich brauche dich. Nur dieses eine letzte Mal. Ich schaffe es nicht ohne dich.“

Sie schloss ihre Augen und öffnete sie erst nach einer ganzen Weile wieder. Sie wirkte schwach.

„Was brauchst du?“, fragte sie.

„Unsere Fesseln“, sagte er. „Wir müssen uns befreien. Uns alle.“

Alistair schloss wieder ihre Augen, und eine ganze Weile verging, in der Erec nicht mehr hörte, als den Wind, der sanft das Schiff wiegte und das leise Plätschern der Wellen am Rumpf des Schiffs. Eine schwere Stille lag über dem Schiff und Erec war sich fast sicher, dass sie die Augen nicht wieder öffnen würde.

Doch plötzlich sah Erec, wie sie langsam wieder die Augen aufschlug.

Es schien sie unglaubliche Mühe zu kosten, doch sie hob ihr Kinn und ließ den Blick über die Schiffe schweifen, als ob sie Bestand aufnehmen wollte. Er bemerkte, wie sich die Farbe ihrer Augen verändert. Sie leuchteten in hellstem Blau und erleuchteten die Nacht wie zwei Fackeln.

Plötzlich fielen Alistairs Fesseln ab. Erec hörte, wie sie rissen, dann sah er, wie sie ihre Hände vor sich ausstreckte.

Einen Augenblick später spürte Erec, wie die Fesseln hinter seinem Rücken immer heißer wurden und zu lockern begannen, gerade, als er glaubte, die Hitze nicht mehr ertragen zu können. Ein Strang nach dem anderen riss, bis Erec sich schließlich selbst befreien konnte. Er hob seine Hände und sah sie ungläubig an. Er war frei. Er war wirklich frei!

Erec hörte weitere Fesseln reißen, und sah, dass auch Strom sich von seinen Fesseln befreit hatte. So ging es weiter, auf diesem und auf allen anderen Schiffen, und er sah, wie sich nacheinander alle seine Männer befreit wurden.

Sie sahen Erec an, doch er legte einen Finger auf die Lippen und bedeutete ihnen sich ruhig zu verhalten. Erec sah, dass keine der Wachen es bemerkt hatte, denn alle hatten ihnen weiter den Rücken zugekehrt, standen an der Reling und scherzten miteinander, während sie aufs Meer hinausblickten. Natürlich war keiner von ihnen auf der Hut.

Erec bedeutete Strom und den anderen ihm zu folgen, und leise folgten sie ihm, als er auf die Wachen zu kroch.

„Jetzt!“, befahl er.

Er rannte los und gemeinsam stürmten alle Männer auf die Wachen zu. Einige der Wachen drehten sich alarmiert vom Knarzen der Planken um und zogen ihre Schwerter.

Doch Erec und die anderen – alle kampferprobte Krieger, die sich der Tatsache bewusst waren, dass das ihre einzige Chance auf Freiheit war – kamen ihnen zuvor. Strom warf sich auf einen und ergriff sein Handgelenk, bevor er auch nur ausholen konnte. Erec zog den Dolch des Mannes aus seinem Gürtel und schnitt ihm den Hals durch, während Strom sich sein Schwert schnappte. Trotz ihrer Differenzen arbeiteten die beiden Brüder perfekt zusammen wie immer, wenn sie gegen einen gemeinsamen Feind kämpften.

Erecs Männer entwaffneten die Wachen und töteten sie mit ihren eigenen Schwertern und Dolche.

Die anderen warfen einfach die Wachen, die zu langsam waren über die Reling, und schickten sie schreiend über die Reling.

Erec sah sich nach den anderen Schiffen um, wo seine Männer ebenso eine Wache nach der anderen töteten.

„Kappt die Ankerleinen!“, befahl Erec.

Auf allen seinen Schiffen kappten seine Männer die Taue, und bald spürte Erec wieder das wohl bekannte Gefühl seines Schiffs, das frei auf den Wellen tanzte. Sie waren endlich frei.

Hörner erklangen, Schreie hallten über die Schiffe des Empire hinweg und Fackeln wurden angezündet als sie schließlich bemerkten, was geschah. Erec drehte sich um und sah zur Flotte hinüber, die ihnen den Weg zum offenen Meer abschnitten, und er wusste, dass er den Kampf seines Lebens vor sich hatte.

Doch es war ihm egal. Seine Männer waren am Leben. Sie waren frei. Jetzt hatten sie ihre Chance. Und jetzt, wenn die Götter es wollten, würden sie kämpfend untergehen.

KAPITEL VIER

Darius spürte, wie ihm Blut ins Gesicht spritzte. Als er sich umdrehte, sah er ein Dutzend seiner Männer, die von einem Empire-Krieger auf einem riesigen schwarzen Pferd niedergemäht worden waren. Der Krieger schwang ein Schwert, das grösser war als jedes, das Darius je gesehen hatte, und in einem sauberen Schwung mähte er damit die Köpfe von zwölf Männern ab.

Darius hörte Schreie überall um sich herum und egal in welche Richtung er sich wandte, überall sah er seine Männer, die niedergemetzelt wurden. Es war surreal. Die Empire-Krieger stürmten auf sie ein und massakrierten sie zu Dutzenden, dann Hunderten – dann Tausenden.

Darius kletterte auf den Sockel einer Statue und so weit das Auge reichte sah er tausende von Leichen. Alle seine Leute stapelten sich tot in den Straßen von Volusia. Niemand war übrig. Nicht ein einziger Mann.

Darius stieß einen Schrei der Hilflosigkeit und des Schmerzes aus, als er spürte, wie Empire-Krieger ihn von hinten packten und ihn schreiend in die Dunkelheit wegzerrten.

Darius erwachte keuchend und um sich schlagend. Er sah sich um, versuchte zu verstehen, was geschah, was real war und was ein Traum. Er hörte das Klirren von Ketten und als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte er, woher das Geräusch kam. Er blickte auf seine Knöchel herab, die mit schweren Ketten gefesselt waren. Sein ganzer Körper schmerzte, des Brennen frischer Wunden und überall an seinen Kleidern klebte getrocknetes Blut. Jede Bewegung fiel ihm schwer, und er fühlte sich, als ob er von einer Million Männern verprügelt worden war. Sein linkes Auge war fast vollkommen zugeschwollen.

Langsam drehte Darius sich um und betrachtete seine Umgebung. Einerseits war er froh, dass alles ein Traum gewesen war – doch als er alles in sich aufnahm, begann er langsam, sich zu erinnern, und der Schmerz kam zurück. Es war ein Traum gewesen, doch viel Wahrheit war in ihm gelegen. Die Bilder seines Kampfes gegen die Empire-Krieger innerhalb der Tore von Volusia. Er erinnerte sich an den Hinterhalt, wie sich die Tore geschlossen hatten, die Truppen, die sie umzingelt und alle seine Männer niedergemetzelt hatten. Er erinnerte sich an den Verrat.

Es fiel ihm schwer sich an alles zu erinnern, und das letzte, was er wusste war, dass er einige Empirekrieger getötet hatte, bevor das stumpfe Ende einer Axt ihn am Kopf getroffen hatte.

Darius griff mit rasselnden Ketten an die Beule an seinem Kopf, die sich bis zu seinem zugeschwollenen Augen herunterzog. Es war kein Traum gewesen. Es war real.

Als ihm alles wieder einfiel, wurde Darius von Schmerz und Bedauern überwältigt. Seine Leute, all die Männer, die er so sehr geliebt hatte, waren tot. Wegen ihm.

Im Dämmerlicht sah er sich panisch nach irgendeinem Zeichen von seinen Männern um, irgendeinem Zeichen, dass jemand überlegt hatte. Vielleicht hatten doch viele überlebt und waren wie er gefangengenommen worden.

„Beweg dich!“, kam ein barscher Befehl aus der Dunkelheit.

Darius spürte, wie grobe Hände ihn unter den Armen packten und ihn auf die Beine zerrten. Dann spürte er einen Tritt in den Rücken.

Er stöhnte vor Schmerzen als er mit klirrenden Ketten vorwärts stolperte und auf den Jungen vor ihm fiel. Der Junge stieß Darius seinen Ellbogen ins Gesicht, was ihn wieder zurückstolpern ließ.

„Fass mich nicht noch einmal an“, knurrte der Junge.

Ein verzweifelt aussehender Junge, gefesselt wie er selbst, starrte Darius an, und er erkannte, dass er in beide Richtungen an eine lange Reihe von Jungen gefesselt war. Lange Ketten verbanden  sie an ihren Knöcheln und Handgelenken, und so wurden sie durch einen dunklen steinernen Tunnel getrieben. Zuchtmeister des Empire traten und schoben sie voran.

Darius musterte die Gesichter so gut er konnte, doch er erkannte niemanden.

„Darius!“ flüsterte eine eindringliche Stimme. „Fall nicht wieder hin! Sie werden dich umbringen!“

Darius Herz machte einen Sprung, als er eine bekannte Stimme hörte. Als er sich umsah, sah er ein paar Männer weiter hinter sich Desmond, Raj, Kaz und Luzi, seine Freunde, die ebenfalls angekettet waren und genauso mitgenommen aussahen wie er.

„Noch ein Wort“, zischte ein Zuchtmeister Raj an, „und ich schneide dir die Zunge raus!“

Darius fragte sich, so erleichtert er auch war seine Freunde zu sehen, was mit den zahllosen anderen geschehen war, die mit ihm in den Straßen von Volusia gekämpft hatten.

Der Zuchtmeister ging weiter nach vorn, und als er außer Sichtweite war, drehte Darius sich um und flüsterte.

„Was ist mit den anderen? Hat sonst noch jemand überlebt?“

Er betete im Stillen darum, dass möglichst viele überlebt hatten, dass sie irgendwo warteten, selbst wenn sie Gefangene waren wie er.

„Nein“, hörte er die klare Antwort hinter sich. „Wir sind die einzigen. Alle anderen sind tot.“

Darius fühlte sich, als hätte ihm jemand in die Magengrube geschlagen. Er hatte das Gefühl, alle im Stich gelassen zu haben, und unwillkürlich rollte ihm eine Träne über die Wange.

Er wollte schluchzen. Ein Teil von ihm wollte sterben. Er konnte es kaum fassen: all diese Krieger aus all diesen Sklavendörfern… Es war der Anfang der größten Revolution aller Zeiten gewesen, eine, die das Angesicht des Empire für alle Zeiten verändern sollte.

Doch sie hatte abrupt in einem Massenmord geendet.

All ihre Chancen auf Freiheit waren zerstört.

Während Darius unter Schmerzen von all seinen Wunden und den eisernen Fesseln, die sich in seine Haut gruben weiterging, sah er sich um und fragte sich, wo er war. Er fragte sich, wer diese anderen Gefangenen waren, und wo sie hingeführt wurden. Als er sie genauer betrachtete, bemerkte er, dass sie alle in etwa in seinem Alter waren, und alle schienen ausgesprochen gut in Form zu sein. Als ob sie alle Kämpfer waren.

Sie bogen um eine Ecke ab, und wurden plötzlich von Sonnenlicht begrüßt, dass durch die eisernen Gitterstäbe über ihnen und am Ende des Tunnels fiel. Darius wurde grob mit einer Keule vorwärts getrieben, und er rannte mit den anderen los, bis sich das Gitter vor ihm öffnete und er mit einem letzten Tritt hinaus ans Licht gestoßen wurde.

Darius und die anderen stolperten und alle fielen sie in den schmutzigen Sand. Darius spuckte den Sand aus und hob seine Hände, um seine Augen vor dem grellen Sonnenlicht zu schützen. Andere fielen auf ihn, ein einziges Chaos aus Körpern und Kette.

„Auf die Beine!“, schrie einer der Zuchtmeister.

Sie gingen von einem Jungen zum nächsten und stießen sie mit ihren Keulen an, bis Darius und die anderen sich endlich aufrappelten. Er stolperte als er, wie die anderen Jungen, an die er gefesselt war, versuchte, das Gleichgewicht wiederzugewinnen.

Sie standen in einer Art kreisrundem Innenhof von etwa fünfzig Metern Durchmesser. Der Hof war von hohen Steinmauern umgeben und Gitterstäbe versperrten alle Ausgänge. Ihnen gegenüber, in der Mitte des Kreises, stand ein Zuchtmeister, offensichtlich der Anführer der Männer, die sie hierher getrieben hatten. Er überragte alle anderen und war mit seinen gelben Hörnern, seiner gelben Haut, den roten Augen und dem muskulösen Körper besonders beeindruckend. Er trug die Insignien eines Offiziers des Empire und ging vor ihnen auf und ab, während es sie missbilligend musterte.

„Ich bin Morg“, sagte er mit tiefer, autoritärer Stimme. „Ihr werdet mich mit ‚Sir‘ ansprechen. Ich bin euer Wächter. Ich bin jetzt euer ganzes Leben.“

Während er vor ihnen auf und abging, klang sein Atem mehr wie ein Knurren.

„Willkommen in eurem neuen Heim“, fuhr er fort, „nun, eurem vorübergehenden Heim, sollte ich besser sagen. Denn vor Ende dieses Mondes werdet ihr alle tot sein. Und es wird mir ein Vergnügen sein, dabei zuzusehen!“

Er grinste.

„Doch solange ihr hier seid“, fügte er hinzu, „werdet ihr leben. Ihr werdet lernen, mich zu erfreuen. Ihr werdet lernen, die anderen zu erfreuen, und ihr werdet lernen, das Empire zu erfreuen. Ihr dient nun unserer Unterhaltung. Ihr seid unser Zeitvertreib. Euer Tod ist unsere Unterhaltung. Und ihr werdet uns gut unterhalten!“

Ein grausames Lächeln lag auf seinem Gesicht, und aus der Ferne bebte der Boden unter Darius Füssen. Es klang wie der blutdurstige Schrei von hunderttausend Menschen.

„Hört ihr den Jubel?“, fragte er. „Das ist der Jubel des Todes. Der Durst nach Blut. Da draußen, hinter diesen Mauern, liegt die große Arena. In dieser Arena werdet ihr gegeneinander antreten und kämpfen, bis niemand mehr übrig ist.“

Er seufzte.

„Es gibt drei Runden im Kampf“, fügte er hinzu. „Wenn irgendjemand von euch die letzte Runde überlebt, erhält die Chance, in der größten aller Arenen zu kämpfen, erhält die Chance, frei zu sein. Doch macht euch nicht zu viele Hoffnungen – niemand hat das allzu lange überlebt.“

„Ihr werdet nicht schnell sterben“, fügte er hinzu. „Ich bin hier, um dafür zu sorgen. Ich will, dass ihr langsam sterbt. Ich will, dass ihr uns gut unterhaltet. Ihr werdet lernen zu kämpfen, und ihr werdet lernen, gut zu kämpfen, damit wir uns länger an euch erfreuen können. Denn ihr seid keine Männer mehr. Ihr seid keine Sklaven. Ihr seid sogar noch niedriger als Sklaven – ihr seid jetzt Gladiatoren. Willkommen in eurer neuen und letzten Rolle. Ihr werdet sie nicht lange innehaben.“