Kitabı oku: «Ein Thron für Schwestern », sayfa 13
Sie sah die Frau an –wenn es das war, was sie war – sah an ihr hoch und runter mit neuer Angst und neuem Respekt. Vielleicht hätte sie nicht hier herkommen sollen.
Die Frau grinste als Antwort, ein hässliches, eindringliches Grinsen.
“Wer sind Sie?”, fragte Kate erneut.
Die Frau war lange Zeit still. Dann endlich sprach sie.
“Nenn mich Siobhan”, sagte sie. “Aber Namen sind nur Etiketten für die Schwachen. Du bist aus einem Grund hergekommen. Frag nach dem, das du haben willst und ich sag dir den Preis.”
Kate blinzelte.
“Das verstehe ich nicht”, sagte Kate.
Die Frau runzelte die Stirn, und Kate konnte die Missbilligung dort erraten. “Verschwende meine Zeit nicht, Mädchen. Du bist aus einem Grund hier hergekommen. Du hast nach etwas gesucht. Was ist es?”
Kate schluckte, aber weigerte sich, sich von Siobhans Ton einschüchtern zu lassen. Sie würde stark sein.
Die andere Frau stand dort für ein paar Herzschläge lang still. Kate konnte jeden Einzelnen gegen die Innenseite ihrer Brust pochen spüren. Was würde sie tun, wenn die andere Frau Nein sagte? Was würde sie tun, wenn Siobhan ihr sagte, dass es unmöglich war und Kate ihre Zeit verschwendete?
“Du hast ein Talent und ich könnte dir zeigen, wie du das ausbaust. Ich könnte dir zeigen, wie du auf Arten kämpfen kannst, die nichts mit der groben Stärke von Männern zutun haben. Ich könnte dir zeigen, wie du deine Kräfte auf eine Art nutzen kannst, die du dir gar nicht vorstellen kannst.”
Sie ließ es so einfach klingen, obwohl Kate ihr ganzes Leben lang gehört hatte, dass es Dinge gab, die zu teuflisch waren, als das man darüber sprach. Es gab einen Grund, warum Kate und Sophia versteckt hatten, was sie tun konnten.
“Du musst keine Angst mehr davor haben, wer du bist”, fuhr Siobhan fort. “Du kannst stark sein. Du kannst frei sein. Meine Art kann deiner helfen, wenn du mich lässt.”
Ein Teil von Kate wollte ja sagen, aber sie wusste es besser. Die Menschen waren selten so großzügig.
“Und was würden Sie dafür wollen?”, fragte Kate.
Siobhan schien zufrieden. “Zwei Dinge als Gegenleistung.”
“Zwei Dinge?”, wiederholte Kate.
“Du bittest mich um eine große Sache”, antwortete die Frau. “Zwei Dinge sind da wohl nicht zu viel verlangt.”
Sie ließ es schon fast spielerisch klingen, als wenn das Ganze nur ein Spiel wäre. Etwas an dem Lachen, das folgte, schien schon fast nicht mehr menschlich. Es schien, als wenn der Wald selbst lachte.
“Welche Dinge?”, fragte Kate trotzdem.
“Gehörigkeit und alles zu lernen, was ich dir beibringen will.”
Das hörte sich nicht so anders als die Vereinbarung mit Thomas an. Es klang in vielerlei Hinsicht nicht so anders, als die beste Art von Arrangement, die aus ihrem Vertrag hervorgegangen sein mochte.
“Und die zweite Sache?”, fragte Kate.
Die andere Frau trat in den Brunnen und für einen Moment schimmerte es. Kate sah ein Bild davon, hell und neu, gefüllt mit Wasser. Die Statue darüber glänzte und für Kates Geschmack sah es der Hexe dort zu ähnlich.
Eine lange Stille folgte. Dann:
“Einen Gefallen.”
Kate legte den Kopf auf die Seite. “Was für einen Gefallen?”
Siobhan lachte wieder dieses befremdete Lachen. Sie schien das Ganze zu sehr zu genießen. “Das habe ich noch nicht entschieden. Aber du wirst es tun, was immer es ist.”
Das war ein viel größerer Gefallen. Kate war sich nicht sicher, ob sie das vertragen konnte.
Sie schüttelte ihren Kopf. Es war zu viel. Das war viel zu viel. Sie spürte die Dunkelheit der Frau und sie fühlte, dass, was für immer ein Gefallen das war, es schrecklich sein würde. Es wäre, als würde sie ihre Seele verkaufen.
Sie entfernte sich vom Brunnen, einen Schritt nach dem anderen.
“Nein”, sagte sie, überrascht ihre eigenen Wörter zu hören, überrascht sich selbst das Einzige ablehnen zu hören, was sie immer gewollt hatte.
Die Frau grinste als Antwort, als wenn sie wüsste, dass Kate keine Wahl hätte.
Kate wich zurück und sobald sie die Treppen erreichte, lief sie los, stolpernd. Siobhans fieses Gelächter folgte ihr dabei.
“Ich werde hier sein, wenn du deine Meinung änderst.”
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
Sophia konnte nicht glauben, das Sebastian sie gefragt hatte, ob sie ihn heiraten wollte. Sie hatte kaum die Zeit, sich an die Tatsache zu gewöhnen, dass sie einen Platz im Palast als seine Freundin gefunden hatte und jetzt plötzlich saß dieser Ring an ihrem Finger. Sie konnte kaum glauben, wie sich die Dinge so schnell entwickelt hatten und das sie jetzt heiratete. Es fühlte sich an, als wenn sie von einem Strom gezogen wurde, so schnell, dass es keinen Weg gab zu wissen, was in der Zwischenzeit passierte.
Sophia hatte nicht gewusst, dass die Planung einer Hochzeit so viel beinhaltete. Sie hatte gewusst, dass es nicht nur eine Frage wäre, einen Priester zu finden, wenn es um Königlichkeit ging, aber es gab Komplexitäten, die sie nie in Betracht gezogen hatte. Es gab Feste zu organisieren, Bekanntmachungen zu veröffentlichen. Es musste sogar Erlaubnis eingeholt werden, denn die Witwe und die Vereinigung der Reichen mussten ihren Segen geben, ehe die Hochzeit des Prinzen stattfinden konnte. Das Letztere war laut den Bediensteten, die sie fragte, nur noch eine Formalität. Das war eine Angelegenheit, bei der die Adligen das machen würde, was immer die Herrscherin sagte.
Sebastians Mutter zur Zustimmung zu bewegen, hörte sich alles andere als eine Formalität an. Sie war freundlich genug während des Abendessen gewesen, als Sophia sie getroffen hatte, aber Sophia war nicht dumm, zu glauben, dass die Herrscherin glücklich darüber wäre, dass einer ihrer Söhne jemand heiratete die keine Verbindungen festigen oder neues Land bringen konnte. Im Moment war Sophia umgeben von einem kleinen Zirkel von Helfern, mit einem Angestellten, der die Etikette durchging, Erlaubnis einholte, eine Schneiderin, die an einem Entwurf für ein Hochzeitskleid arbeitete und der Palastkoch, der darüber sprach, ob man eher Schwan oder Gans essen sollte.
“Das ist natürlich Tradition hier, aber ich dachte, vielleicht kann ich eine Auswahl an Delikatessen aus Ihrem Zuhause anbieten.”
Ihre Namen flackerten durch die Gedanken des Kochs und Sophia nahm ein paar auf und winkte das Thema dann ab.
“Ich bin mir sicher, Sie werden es wunderbar machen, egal was Sie wählen”, sagte Sophia. Sie wünschte sich, dass Cora da wäre, um ihr zu helfen und sie durch all das hier durchzuführen.
Sie wünschte sich, dass Sebastian hier wäre, und dass er nicht in Vorbereitungen für die Armee und die Rolle die er dort haben würde, steckte. Sophia spürte, dass sie alleine nicht viel ausrichten könnte und bei ihm zu sein … naja, das war der Sinn von alledem, oder? Was war der Sinn zu heiraten, wenn ihr Ehemann in spe nicht da war?
Wenn sie das nur tun würde, um ein gutes Leben zu haben, wäre es egal gewesen. Sie hätte eine Traumhochzeit entwerfen können, ohne die fast unnötige Anwesenheit des Ehemanns. Sophia konnte sich Angelica glücklich vor einem von Sebastians Zimmer sitzend vorstellen, die Diener herumscheuchend, wie sie es für ihre Position als seine Frau geplant hatte.
Sophia wollte Sebastian. Noch mehr, sie liebte ihn. Sie fühlte ein schmerzvolle Bedürfnis, wann immer er nicht da war und die Welt schien sich zu erhellen, wann immer er da war. Jetzt schien es, als wenn sie inmitten der Hochzeitsvorbereitungen feststeckte, ohne die Gelegenheit ihren Ehemann in spe zu sehen.
Dann war er da und Sophia stand auf, um ihre Arme um ihn zu legen. Sie war schockiert, als er einen Schritt zurückmachte.
“Sebastian?”
“Komm mit mir Sophia”, sagte er.
“Was ist denn los?”, fragte Sophia. Sie versuchte Antworten von Sebastians Gedanken zu lesen, aber im Moment waren diese ein verwirrtes Chaos, gefüllt mit Schmerz und Verwirrung. Da war zu viel drin, um sich auf eins zu konzentrieren. “Ist etwas passiert? Sebastian, was ist los?”
“Ich hoffte, du kannst mir das sagen”, sagte Sebastian in einem Ton der Sophias Blut zu Eis gefrieren lies. Etwas war schief gelaufen. Die Mädchen im Schloss hatten ein Gerücht über sie erfunden oder seine Mutter hatte die Hochzeit abgelehnt. Vielleicht hatte der Laden, in dem sie das Kleid verkauft hatte, Sebastian über seine neue Braut aufgeklärt. Es gab so viele Dinge, die falsch gelaufen sein konnten bei ihrem Plan, sodass es immer schien, als wenn er nur an einem seidenen Faden hing.
Sophia wusste nicht, was falsch gelaufen war, also folgte sie Sebastian durch den Palast, ging von den Hauptquartieren zu den Gästezimmern, ging in eins, wo alles normal erschien, außer dem Wachmann der vor der Tür stand.
“Vielen Dank”, sagte Sebastian zu dem Mann. “Sie können jetzt gehen.”
“Ja, Ihre Hoheit”, sagte der Mann. Er ging, aber seine Anwesenheit ließ Sophia wundern, was hier los war.
Als Sebastian die Tür öffnete, hatte sie die Antwort. Das Zimmer war als Künstlerstudio eingerichtet, die meisten Möbel waren beiseitegeschoben worden, um Platz für die Leinwände und zum Arbeiten zu schaffen. Sophia musste nicht fragen, wessen Zimmer das war: es war offensichtlich das von Laurette van Klet, die Künstlerin die Sebastian mitgebracht hatte, um ein Porträt von Sophia zu kreieren. Die Skizzen von Sophia sagten viel aus. Sogar die Anfänge des Bildes in der Mitte, in Öl gearbeitet. Es war noch nicht annähernd fertig und Sophia vermutete, dass es selbst ein Vorbereitungsstück für eine größere Arbeit war, aber es war immer noch schöner, als sie gedacht hatte, es zeigte sie, als wenn sie in einem Garten säße, informell und noch schöner als sie annahm, dass sie im echten Leben war.
“Und?”, fragte Sebastian.
“Und, es ist schön”, sagte Sophia. “Aber ich verstehe nicht –“
“Hier”, sagte Sebastian und zeigte auf eine Stelle im Gemälde. Eine Stelle, an der Sophias Kleid hochgerutscht war in der lässigen Freude des Tages, und ein Stück ihrer Wade freigab und auch das Mal, das dort wie eine Anschuldigung saß.
Sie hatte es für den Ball mit Make-up bedeckt. Seitdem hatte sie das in Abständen immer wieder gemacht, aber heute nicht. Sie hatte es vergessen. Hatte sie es für ihre Fahrt auf dem Fluss auch vergessen? Die Wahrheit war, dass sie es nicht wusste, aber der Beweis war direkt vor ihr. Die einzige Frage war, was sie jetzt damit machen sollte.
“Ich verstehe nicht”, war alles, was sie sagen konnte.
Sebastian schüttelte ihren Kopf. “Lüg mich nicht an Sophia. Laurette malt, was sie sieht. Nur was sie sieht”. Er griff nach ihr, und obwohl Sophia zurückwich, erwischte er sie an den Schultern. “Einige der Frauen im Palast haben ebenfalls geredet, sagten das mit dir etwas nicht stimmt. Ich dachte, sie waren nur eifersüchtig, aber was, wenn nicht?”
Sophia versuchte ihn aufzuhalten, als er den Saum ihres Kleides hochhob, wohl wissend, dass es vorbei war, wenn er das tat. Es gab nichts, was sie tun konnte und sofort war das Symbol der Leibeigenschaft, das auf ihrer Wade tätowiert war, zu sehen.
Sebastian starrte mehrere Sekunden darauf und trat dann zurück. Sophia konnte den Schock fühlen, der von ihm ausging, seine Gedanken kamen so schnell, dass es schwer war, die alle aufzugreifen. Sie sah zu, als er auf den Boden sank, inmitten der arrangierten Staffeleien, er sah aus, als wenn er versuchte, die Welt auszuschließen.
“Sebastian”, begann Sophia und wollte zu ihm hingehen, um ihn zu trösten, aber das würde nicht funktionieren, oder? Nicht, wenn sie diejenige war, die ihm wehtat.
Er schaute hoch und Sophia konnte das Glitzern von Tränen in seinen Augen sehen. Es war etwas, das sie nicht erwartet hatte und etwas, für das sie auf jeden Fall nie der Grund sein wollte.
“Warum?”, fragte er. “Warum hast du mich angelogen Sophia? Ist das überhaupt dein echter Name?”
“Ja”, versicherte Sophia ihm. Zum ersten Mal, seit sie ihn getroffen hatte, ließ sie den angenommenen Akzent fallen. “Nur nicht Meinhalt.”
“Nicht einmal deine Stimme ist echt?”, sagte Sebastian und er hörte sich jetzt verzweifelt an. “Wir kennen uns seit … wann? Höchstens ein paar Tage. Wir wissen nichts übereinander, oder? Wer bist du?”
Sophia schluckte bei der Frage. Es war eine, bei der sie nicht sicher war, ob sie selbst die Antwort kannte.
Sie versuchte eine Antwort zu geben, aber es war keine echte. Sie hatte sich dieselbe Frage immer und immer wieder gestellt ohne Antwort. Es tat dennoch weh, es von Sebastian zu hören.
Sie wollte ihm so dringend alles sagen. Über sich selbst, ihre Vergangenheit und noch mehr darüber, wie ehrlich sie ihn liebte. Darüber, wie, selbst wenn alles andere falsch war, ihre Liebe zu ihm echt war. Darüber, dass sie ihn nie verletzten wollte. Wie ihre Lügen, ihr Benehmen nicht einmal sie war.
Aber in dem Rausch ihrer Gefühle blieben ihr die Wörter im Hals stecken. Alles, was sie schaffte war:
“Ich wollte nicht, dass es so ist.”
Sebastian stand auf und ging zu der Leinwand. Wie ein plötzlicher Sturm, nahm er es, zerstörte es und riss es durch.
“Du hast mich ausgetrickst”, rief er. “Du hast mich ausgenutzt! Alles, was du wolltest war mein Wohlstand! Meine Stellung! Ich war dir immer egal!”
Sie fühlte einen Schmerz in ihrer Brust bei seinen Worten, bei der plötzlichen Gewalt des Ganzen, ihr Bild in Stücke zerrissen zu sehen. Es war ein passendes Bild davon, wie sie sich selbst fühlte, ihr Leben lag vor ihr in Stücke zerrissen.
Trotz ihrer Bemühungen begann sie zu weinen. Sie stand da und weinte wie ein kleines Mädchen, das keinen hatte, der sie tröstete.
Das schien Sebastian zu überraschen. Er hielt inne, bei dem was er tat und seine Wut ebbte ab. Er starrte sie an, als wenn es ihm leidtäte, als wenn er erkannte, dass er zu weit gegangen war.
Und trotzdem kam er nicht, um sie zu trösten.
Sie wollte so gern seine Gedanken lesen und dennoch waren die immer noch ein Durcheinander von gesteigerten Emotionen, widersprüchlichen Gefühlen, sie konnte nicht alle lesen.
“Ich weiß nicht, wo ich hingehen soll”, schluchzte Sophia unfreiwillig.
Sie bereute es sofort. Sie wollte seine Sympathie nicht mehr oder seine Hilfe.
Und dennoch stand er da, ruhig. Seine Wut und sein Schock schienen abzuebnen, sein Gesicht schien sich in etwas wie Mitleid zu verwandeln.
Sie wollte kein Mitleid. Und erst recht nicht von ihm.
Sie wollte Liebe. Wahre Liebe. Und sie erkannte in dem Moment, das selbst wenn sie das mit Sebastian gefunden hatte, dass sie es für immer verloren hatte.
Sophia machte einen Schritt zurück.
Sie wischte sich die fließenden Tränen ab und zog den Ring vom Finger, den er ihr gegeben hatte. Sie ließ ihn auf den Teppich fallen, den sie traute sich nicht Sebastian noch einmal anzufassen und sie konnte ihn auch nicht mitnehmen.
Sie wollte so verzweifelt sagen: Ich will, dass du weißt, dass auch wenn das andere eine Lüge war, meine Liebe war es nicht.
Aber in dem Moment stieg ein Schluchzen in ihrem Hals hoch, so groß, dass es ihre Sprache übertönte.
Alles was sie tun konnte, war sich umzudrehen und zu fliehen. Vor dem Schloss zu fliehen, vor dem Mann den sie liebte und vor diesem Leben, das ihr gerade noch zu Füßen gelegen hatte.
KAPITEL DREIUNDZWANZIG
Kate kehrte frustriert nach Ashton zurück, aber auch ein wenig beruhigt. Frust, weil sie nicht die Stärke erhalten hatte, nach der sie gesucht hatte. Beruhigt, weil es die Dinge auf viele Arten viel einfacher machte. Sie konnte das Angebot der Hexe nicht annehmen und so würde ihr Leben damit verlaufen, Thomas’ Lehrling in der Schmiede zu sein und zu versuchen, alles über Klingen zu lernen, in dem sie sie durch die Luft schwang.
Das war nicht, was sie gewollt hatte, als sie in die Stadt gekommen war, aber es hatte das Potenzial für ein angenehmes Leben, besonders wenn Will da war. Vielleicht bekam man nicht immer, was man wollte im Leben, aber vielleicht waren auch die Alternativen ganz gut. Der Gedanke an Will, der in der Schmiede wartete, ließ Kate lächeln als sie zu den Außenbezirken der Stadt kam. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie zurück war.
Kate stieg ab und führte ihr Pferd die letzte Strecke zum Schmied. Sie war lange genug für den Tag geritten und ihre Beine schmerzten schon davon.
“Wenn wir zurückkommen”, sagte sie zu dem Pferd, “hast du wieder ein ruhiges Leben und ich werde der beste Lehrling sein, den Thomas haben kann.”
Er war definitiv ein besserer Lehrer, als die Alternative. Er war freundlich und geduldig und das entscheidende, war, das der Lehrling eines Schmiedes zu sein, kein Risiko barg einen Gefallen zuschulden, wie bei der Hexe mit unbekannten Gefallen. Es gab einige Dinge, die sie nicht tun könnte, nicht einmal für die Stärke, mit der sie sich rächen könnte. Das zu begreifen, brachte eine Art Frieden mit sich, als hätte eine Flamme, die in Kate alles verzehrt hatte, es gedämpft. Vielleicht war das auch eine gute Sache. Vielleicht war all das ein Zeichen, dass sie die Gewalt sein lassen sollte. Vielleicht –
“Da bist du!” rief eine Stimme. “Ich kenne dich!”
Und Kate kannte die Stimme. Das letzte Mal als sie sie gehört hatte, hatte der Besitzer sie zum Rand des Flusses getrieben, entschlossen sie zu Brei zu schlagen, bevor er sie zurück ins Waisenhaus brachte.
Tatsächlich, als sie schaute, war der größte Junge vom Hafen da, näherte sich ihr mit der Gewissheit von jemandem der wusste, dass Kate nirgendwo hingehen konnte. Er nahm sich Zeit und Kate wusste genug über die Taktiken von Schlägern, dass er ihr nur Zeit gab, damit sie Angst bekam.
Sie konnte von seinen Gedanken lesen, dass er sein Glück kaum fassen konnte, sie endlich gefunden zu haben, nachdem er sie so lange gesucht hatte.
Er sah nicht gut aus. Er hatte immer noch Prellungen von der Rauferei am Hafen, aber es gab noch frische Prellungen, die klar von Schlägen kamen. Wenn es jemand anderes gewesen wäre, hätte Kate vielleicht noch Mitgefühl gehabt. Aber so ging sie ihm aus dem Weg, fragte sich, ob sie auf das Pferd steigen und wegreiten sollte.
“Es macht keinen Sinn wegzulaufen”, sagte er. “Ich suche dich seit Tagen, du kleine Hexe! Die anderen haben sich im Waisenhaus verkrochen und sagen, dass sie lieber an die Mine verkauft werden wollen, anstatt weiter zu suchen. Ich habe trotzdem weitergesucht.”
“Gut für dich”, sagte Kate. Sie suchte einen Weg zu ihrem Pferd zu kommen. Wenn sie reiten könnte, könnte sie so schnell wie möglich von diesem Idioten wegreiten, so wie damals am Fluss.
“Gut für mich, schlecht für dich”, sagte der Junge. “Versuch nicht zu laufen. Glaubst du, ich weiß nicht, dass du für den Schmied arbeitest? Ich habe nach dir gesucht. Ich habe nach dir gefragt. Und jetzt …”
Kate gab es auf, sich dem Pferd zu nähern, sie hielt sich fest, als der Junge näherkam.
“Und was jetzt?”, fragte Kate. “Du hast dieses Mal keine Freunde dabei, die dir helfen.”
“Glaubst du, ich brauche die? Um ein Mädchen zu Händeln? Ich habe dich gejagt, ich habe die Jäger selbst vermieden und jetzt will ich, dass du bettelst, dass ich dich zurückbringe.”
Kate nahm die Übungsklinge aus ihrem Gürtel. Es war nur Holz, aber es war dennoch lang genug, um damit zu drohen.
“Denk darüber nach”, sage Kate.
“Ich denke nach”, sagte Junge. “Ich denke, wenn ich dich zurückbringe, dann lassen sie mich in eine der Jägergruppen. Ich werde meine Leibeigenschaft mit dem ersten Fang zahlen. Dann kann ich tun, was ich will.”
Kate seufzte bei der ganzen Blödheit von allem. Sie wusste alles darüber, wie Pläne in der echten Welt funktionieren. “Du kannst bereits tun, was du willst. Hör zu, wie heißt du?”
“Zachariah”, sagte der Junge abwehrend, als wenn er einen Trick erwartete.
“Gut Zachariah, guck, wo du bist. Du bist nicht im Waisenhaus, oder? Du bist nicht mittendrin verkauft zu werden, du kannst gehen und tun, was du willst. Du hast die Jäger für einen oder zwei Tage vermieden, also warum nicht für immer? Es gibt nicht so viel von denen im Land, oder? Du kannst dich einfach umdrehen und gehen.”
Es schien so offensichtlich für sie. Keiner von ihnen war in Leibeigenschaft oder in Gefahr. Der Junge würde seinen Weg gehen und sie ihren und das Haus der Herrenlosen würde keine von ihnen mehr besitzen. Er konnte sein Leben da draußen gestalten, entweder eine Farm finden, wo er arbeiten konnte oder eher wahrscheinlicher, das Leben eines Diebes zu leben. War das nicht genug?
“Ich könnte”, sagte er. “Ich will aber nicht. Was ich will, ist dich blutig schlagen, nach den Wachmännern rufen und dann lachen, während sie dich zurückbringen. Wachmänner!”
Er rief so laut, dass Kate zusammenzuckte.
“Wachmänner! Hier ist eine Flüchtige!” Er schaute Kate spöttisch an. “Und wenn sie dich fangen, dann werden sie dich dazu bringen auch deine Schwester zuliefern. Vielleicht werde ich…”
“Hör auf über meine Schwester zu reden!”, schrie Kate, und schwang die Übungsklinge über seinem Kopf. Er zuckte zusammen und es traf seine Schulter und prallte ab.
“Ich werde dich zu Blei schlagen“, versprach er und griff sie an. Er krachte gegen Kate, und augenblicklich stürzten die beiden auf den Boden, der Schwung des Ansturms ließ sie beide zusammenstoßen.
Kate schlug ihn mit ihrer Holzklinge, aber der Junge erwischte es und drehte es ihr aus der Hand. Er schlug sie hart und in dem Moment war Kate wieder auf dem Trainingsplatz oder am Hafen. Sie schmeckte Blut auf dieselbe Art, fühlte es in ihrem Kopf klingen. Sie empfand dasselbe Gefühl völliger Hilflosigkeit, und sie hasste es.
“Ich werde es aussehen lassen, als wenn du von dem Pferd getreten worden bist”, sagte er. “Dann werde ich deine Schwester finden und ich werde euch beide zurückbringen.”
Kate griff nach ihrem Holzschwert, er schlug es ihr aus der Hand. Er schlug sie erneut, dann griff er es selbst und hob es hoch.
“Oh, möchtest du das?”, fragte er.
“Nein”, sagte sie und ihre Stimme hörte sich für sie selbst fremd an. “Ich will nur, dass du deine Hände voll hast”
Sie zog ihr Essmesser aus seiner Hülle und vergrub es mit einer Bewegung in seiner Brust.
Es war einfacher, als sie gedacht hatte. Das Messer war scharf und das Fleisch des Jungen war weich, es fühlte sich nicht so an, als wäre es so einfach, jemanden zu töten. Es sollte nicht so einfach sein, einfach ein Messer unter die Rippen von jemandem zu rammen, zuzuhören, wie er keuchte, als es das Herz erreichte.
Zachariah sah geschockt aus, bei dem plötzlichen Schmerz dabei. Er sah aus, als wenn er versuchte etwas zu sagen, vielleicht wieder die Wachmänner rufen würde, aber die Wörter kamen nicht. Stattdessen floss Blut aus der Seite seines Mundes und er sackte zusammen, sein Gewicht fiel auf Kate.
Das Schlimmste daran war, dass ihre Fähigkeit sie den Moment sehen ließ, als er starb, seine Gedanken gingen von Schmerz und Panik bis zu einer völligen Leere, als sein Geist entwich. Sie fühlte den Moment, als er starb und sie fühlte …
… ja was fühlte sie? Das war eine schwerere Frage, als Kate gedacht hatte. Das er es verdient hatte hauptsächlich. Dass sie unter seinem ganzen Gewicht weg musste, ehe es sie zerquetschte. Keine Reue. Noch nicht. Nicht die Panik, von der Kate sicher war, sie zu fühlen, weil sie gerade jemanden umgebracht hatte.
Stattdessen fühlte sie sich selbst schon fast merkwürdig ruhig dabei. Wie das Zentrum eines Sturms, als wenn der Rest der Welt nicht wirklich existieren würde. Kate drängte sich unter dem Gewicht des Jungen hervor, wischte ihr Messer sauber und sah dann, dass auch Blut auf ihrer Tunika war. Sie konnte dennoch nichts dagegen tun.
In der Entfernung signalisierten Pfiffe und Rufe die Annäherung von Wachmännern oder die Bewohner taten sich einfach zusammen, wenn jemand nach Hilfe rief. Das war es, was sie taten, wenn es Gefahren gab, oder? Sie schrien und alle, die dort lebten, kamen zusammen um die Diebe oder die Wölfe zu vertreiben oder um die Mörder zu hängen. Kate hörte, wie sie näherkamen und für eine lange Zeit, war alles, was sie tun konnte, da zu stehen und zu versuchen das zu verstehen.
Jetzt hatten Emotionen begonnen, sich durch den Schock zu winden. Sie hatte gerade jemanden umgebracht und der ganze Horror des Ganzen landete auf ihr wie ein Bleigewicht. Was auch immer der Grund war, wie auch immer die Situation war, sie hatte jemanden erstochen.
Wenn die Wachmänner sie suchten oder die größere Menge des Volks auf sie zukam, würde es einen Unterschied machen, dass er sie halb totschlagen wollte?
Kate bezweifelte das. Sie ging zurück zu ihrem Pferd, halb stolpernd vor lauter Emotionen und dem Schmerz der Schläge. Sie brauchte drei Versuche, um überhaupt aufzusteigen, zog sich schwerfällig in den Sattel und fiel fast dabei runter.
Sie wusste nicht, was sie mit Zachariahs Körper machen sollte, sie war sich nicht sicher, ob sie irgendwas tun konnte, wenn das schiere Todesgewicht von ihm so schwer war. Auf jeden Fall kam Ärger näher und es war keine Zeit mehr. Sie ließ ihn also mitten auf der Straße liegen und ritt in Richtung des Hufschmiedes.
Während Kate ritt, sank das ganze Gewicht des Ganzen, was sie gerade getan hatte, in ihr. Sie war eine der Leibeigenen, die vor ihrem Schicksal davon lief, die jemanden getötet hatte, als dieser versuchte hatte, sie zurückzuholen. Sie würden sie töten dafür und es wäre ein Wunder wenn sie sie nur dafür hängen würden, anstatt sie in einem Galgen verhungern zu lassen oder sie an einem Rad brechen.
Sie war schon fast beim Hufschmied angelangt, als sie erkannte: sie konnte nicht zurückgehen. Kate wusste nicht, ob sie jemand gesehen hatte, wie sie mit Zachariah gekämpft hatte. Sicherlich hatte jemand gehört, wie er gerufen hatte. Es würde nicht lange dauern, bis die Menschen herausfanden, dass sie diejenige war, die er gefunden hatte, besonders wenn er Fragen über sie gestellt hatte.
Wenn sie zurückginge, würde sie den Ärger direkt zu Thomas und Winifreds Tür bringen. Direkt zu Will. Was war die Strafe für Beihilfe zum Mord? Nur der Gedanke daran, dass Will etwas passieren konnte, machte Kate krank.
Er und Thomas waren draußen, als Kate zurückkam. Sie stieg nicht ab. Sie traute sich nicht, denn wenn sie abstieg, würden sie sie vielleicht überreden zu bleiben oder ihr sagen, dass sie sie schützen würden vor dem, was kam, wenn sie es gar nicht konnten. Niemand konnte das.
“Kate”, sagte Will mit einem Lächeln. “Du bist wieder da! Das ist gut, du kommst genau richtig, mein Vater und ich haben eine Überraschung für –“
“Will”, schnitt ihm sein Vater das Wort ab. Thomas hatte offenbar mehr gesehen, als sein Sohn. “Sei einen Moment ruhig. Etwas stimmt nicht.”
Kate saß da auf dem Pferd, starrte sie an und wusste nicht, was sie sagen sollte. Es schien falsch irgendetwas zu sagen, denn in dem Moment, indem sie das tat, würde sie eine Welle von Schmerz den einzigen Menschen bringen, die freundlich zu ihr gewesen waren.
“Kate?”, sagte Will. “was ist los? Warum ist da Blut auf deiner Tunika? Hat dich jemand angegriffen?”
Kate nickte. “Ein Junge vom Haus der Herrenlosen. Er wollte mich zurückbringen. Er hat mich angegriffen und –“ Es war schwer das zu sagen. Sie wollte nicht, dass Will oder Thomas dachten, sie wäre eine Art Monster.
“Und?”, fragte Thomas.
“Und ich habe ihn getötet”, sagte Kate. “Ich hatte keine Wahl.”
Stimmte das? Es hatte so ausgesehen, als wenn sie keine andere Möglichkeit gehabt hatte, als sie das Messer in ihn stach, aber die Wahrheit war, sie wollte Zachariah töten. Er hatte es verdient, nach all dem was er ihr angetan und alles, was er ihr angedroht hatte.
“Geh rein”, sagte Will. “Wir müssen dich verstecken.”
Thomas verstand es besser. “Sie werden sie finden, auch wenn wir sie verstecken, Will. Sie wissen, dass ich einen neuen Lehrling habe. Sie werden nicht lange brauchen.”
“Was sollen wir dann machen?”, fragte Will.
Kate beantwortete das. “Es gibt nur eins, was ich tun kann: ich muss gehen. Wenn ich aus der Stadt gehe, werde sie nicht für immer nach mir suchen, aber wenn ich hier bleibe, werden Sie sowohl euch als auch mir wehtun.”
“Nein”, sagte Will. “Wir können uns wehren. Wir können sie bekämpfen.”
Kate schüttelte ihren Kopf. “Können wir nicht. Nicht alle von ihnen. Sie würden dich nur auch umbringen, mit mir zusammen und dass will ich nicht Will. Ich muss gehen.”
Kate konnte den Schmerz und die Enttäuschung, die von Will ausging, wie aufsteigenden Rauch fühlen. Es passte zu dem, was sie in dem Moment fühlte, aber sie wusste, er verstand die Gefahren nicht, die kamen.
“Ich will nicht, dass du gehst”, sagte er.
“Und ich will nicht gehen”, antwortete Kate. “Aber ich muss. Es tut mir leid, Will. Thomas, danke, dass Sie mir ein Zuhause gegeben haben und ich wünschte, ich hätte mehr gelernt.”
“Du wärst ein guter Lehrling gewesen”, sagte Thomas. “Ich habe etwas für dich. Es sollte eine Überraschung sein. Will?”
Will antwortete einen Moment nicht, aber dann nickte er. Er ging zu einer Stelle, wo ein Tuch etwas abdeckte und zog es weg. Kate sah das Glitzern eines Schwertes. Noch mehr, es war ein Schwert, das sie erkannte, denn sie hatte die Holzversion davon auf ihrer Hüfte.
“Es war nicht genug Zeit, um mehr als dieses Grundschwert zu schmieden”, sagte Thomas. “Ich wollte es schärfen, der Griff und die Detailarbeit sollte Teil deiner Ausbildung sein, aber es ist stark und es ist leicht.”
Er nahm es und übergab es Kate. Es war noch lange nicht fertig, aber es war trotzdem mehr als sie erwartet hatte. Es war lang und leicht, fühlte sich an als wäre es perfekt ausbalanciert, sobald sie ihren Griff darum legte. Es war wahrscheinlich die schönste Sache, die sie je besessen hatte.
“Ich habe mit meinem Vater daran gearbeitet”, sagte Will. “Wir wollten es dir als Willkommensgeschenk geben. Jetzt … denke ich ist es ein Abschiedsgeschenk.”
“Ich weiß nicht, was ich sagen soll”, sagte sie. “Danke. Danke euch beiden so sehr.”