Kitabı oku: «Ein Thron für Schwestern », sayfa 5

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KAPITEL SIEBEN

Sophia konnte kaum glauben, dass sie im Palast war. Im Haus der Herrenlosen war es ihr wie ein magischer Ort erschienen, eine andere Welt, von der Leute wie sie nur hoffen konnten, einmal einen Fuß hineinzusetzen, wenn sie sich durch ein besonderes Geschick an die richtigen Adligen gebunden fühlten.

Jetzt, war sie hier, dank ein wenig mehr als der Bereitschaft, diejenigen zu täuschen, die an sie glauben wollten und den Mut, es tatsächlich zu versuchen. Sophia spürte trotz allem ein wenig Bewunderung dabei und bei dem Ort um sie herum.

Es war schön, es war elegant und es war so weit weg vom Waisenhaus, wie jedes Gebäude nur hoffen konnte. Anstelle von beengten Verhältnissen gab es hohe Wände und geräumige Zimmer, die eher als eine Darstellung der Üppigkeit entworfen wurden, als ein Ort zum Leben.

Es gab weiche Stühle und Kutschen, die in dem eleganten Stil geschnitzt worden waren, der von der anderen Seite des Flusses kam, dicke Teppiche, aus den Wasserwebmaschinen von den Händlerstaaten und sogar ein paar ausgearbeitete Silberstatuen von weiter weg, aus Ländern von denen man sagte, dass Männer noch nie von der maskierten Göttin gehört hatten.

Dieser Palast war alles, was Sophia jemals wollte.

Nein, nicht alles. Das war ein wunderschöner Ort, aber es reichte nicht nur einfach hier herzu kommen. Sophia musste einen Weg finden, hier zu bleiben. Sie war hier hergekommen in der Hoffnung, dass es einen Weg geben würde, unter den Adligen zu leben. Ein Weg sicher zu sein.

Sophia fühlte sich aber jetzt nicht sicher. Es gab Gemälde an den Wänden von wunderschönen Frauen und stark aussehenden Männern, die wahrscheinlich die verschiedenen Facetten der edlen Linien des Königreichs darstellten. Im Moment sah Sophia wahrscheinlich wie eine dieser Frauen aus, aber sie fühlte dennoch, das diese Fassade so dünn wie Segel war, einfach durchzureißen und dazu gemacht, jeden Moment zu zerfallen.

“Konzentrier dich”, sagte sie zu sich selbst und versuchte sich zu verhalten, wie sie dachte, wie sich eine ausländische Adlige bei Ankunft in einem Palast verhalten würde. Sie ging durch die Menschenmenge, lächelte unter ihrer Halbmaske und nickte, hielt an, um Gemälde und Skulpturen zu bewundern.

Es gab Adlige hier – andere Adlige, korrigierte Sophia sich selbst – die in Gruppen standen und lachten, während sie darauf warteten, dass der Ball begann. Sie sah eine Gruppe junger Frauen, die vielleicht ihr Alter hatten, alle trugen Kleider, die wahrscheinlich Wochen in der Herstellung gebraucht hatten. Eine strahlende Frau in einem hauchdünnen blauen Kleid, das besonders ihre Figur zu betonen schien, beschwerte sich unter ihrer Elfenbeinfarbenden ovalen Maske bei den anderen.

„Ich habe meine Bedienstete dort hingeschickt und ihr ratet nicht, was passiert ist. Jemand hatte mein Kleid genommen. Mein Kleid!“

Sophia hielt den Atem an, sie war sich in dem Moment sicher, dass sich das Mädchen umdrehen und sie sehen; das Kleid, das sie trug sehen und sie nicht nur des Betrugs, sondern auch noch des Diebstahls bezichtigen würde. Sophia nahm an, dass das “Milady D’Angelica” war, wie die Schneiderin sie genannt hatte.

“Ich habe mein Kleid nie gesehen”, fuhr das Mädchen fort und Sophia traute sich, vor Erleichterung zu seufzen. “Ich musste eins von der Schneiderin nehmen, die sie für irgendeine Bürgertochter fertiggestellt hatte.”

Eine der anderen, dessen Maske einen durchdachten Vogelschnabel bildete, lachte. „Zumindest heißt das, das es hier weniger Gesindel gibt.“

Die anderen lachten mit ihr und das Mädchen, die sich über ihr Kleid beschwert hatte, nickte.

“Kommt”, sagte sie. “Es wird bald Zeit zum Tanzen und ich will mein Make-up genauso haben, wenn irgendein schöner, junger Mann mir die Maske abnimmt. Vielleicht will einer der Witwen Söhne mich küssen.”

“Angelica du bist so mutig”, sagte eine der anderen.

Sophia hatte nicht daran gedacht. Sie war hier hergekommen mit einem halb durchdachten Plan, sich hier anzupassen und irgendeinen reichen Mann zu heiraten, aber sie hatte nicht daran gedacht, was sie tun sollte, wenn sie ihre Maske abnehmen musste. Vermutlich würde irgendjemand zwischen dem Kommen zur Party und dem fröhlichen Gehen ihr Gesicht sehen wollen?

Sie folgte ihnen also und versuchte es nicht zu offensichtlich aussehen zu lassen, dass sie ihnen hinterherging und machte eine Pause, um sich die Statue anzusehen.

“Ah Sie bewundern den neusten Hollenbroek”, sagte ein fetter Mann.

Ein wirklich schreckliches Ding, aber das muss ich wohl sagen.

“Ich finde es schrecklich”, sagte Sophia mit einem leichten Akzent, den sie ausgesucht hatte, damit die Adligen ihr ihre Fehler vergaben. “Entschuldigen Sie mich, ich muss noch mein Make-Up für den Ball herrichten.”

“Dann können wir vielleicht später tanzen”, schlug er vor. “Wenn Sie Ihre Tanzkarte haben …”

“Meine Tanzkarte?”, fragte Sophia verstört. Sie konnte den Mann unter seiner Maske nicht sehen, aber sie fühlte seine Verwirrung. “Ja, natürlich. Ich habe sie aber glaube ich gerade nicht dabei.”

Sie ging schnell davon, auch wenn sie wusste, dass das unhöflich war. Es war besser, als entdeckt zu werden, denn sie kannte die Regeln nicht, die diese Menschen hatten. Außerdem waren die adligen Mädchen schon fast außer Sichtweite.

Sophia folgte ihnen zu einem kleinen Vorzimmer, schaute hinein und sah ein Mädchen, dass vielleicht ein paar Jahre älter war als sie und die, das grau einer Dienerin trug, dort umgeben von Spiegeln und Bürsten stehend, während die Mädchen sich auf die hochlehnigen Stühle vor sie setzten. Die Dienerin hatte schwarze Haare, die auf ihre Schulter fielen und Merkmale, die vielleicht schön gewesen wären, wenn es ihr gestattet wäre, eine der Mittel zu nutzen, mit denen sie selbst arbeitete. So sah sie ein wenig überarbeitet aus.

“Also”, keifte das erste adlige Mädchen. “Worauf wartest du?”

“Wenn die Dame vielleicht ihre Maske entfernen würde?”, schlug das Mädchen vor.

Die adlige Frau tat das ungnädig, murmelte irgendetwas über unhöfliche Bedienstete, während die anderen dasselbe taten. Sie legten ihre Masken neben sich, wie umgedrehte Gesichter, aber Sophia war mehr daran interessiert, sich ihre echten Merkmale anzusehen. Einige von ihnen sahen gut aus, einige waren schlichter, aber trotzdem noch mit weicher Haut, die von den teuren Lotions kamen und dem Vertrauen des Wissens, dass sie die halbe Stadt kaufen könnten, wenn sie wollten. Wahrscheinlich war nur Milady D’Angelica wirklich schön, dennoch mit Eigenschaften die von einem der Gemälde, die die Wände schmückten, hätten kommen können und von scharfer Überlegenheit, die sagte, dass sie genau wusste, wie wunderschön sie war.

“Mach weiter”, sagte sie. “Und sei vorsichtig. Ich habe heute einen sehr anstregenden Tag gehabt.”

Wahrscheinlich nicht so anstrengend wie der einer Dienerin, die auf sie warten musste oder wie jemand, der seine Freiheit riskierte, um sich auf eine Feier zu schleichen. Trotzdem sagte Sophia nichts. Stattdessen schaute sie zu, wie das Dienstmädchen begann mit Puder und Make-up zu arbeiten, geschickt wandelte sie die Eigenschaften der einzelnen Adligen, an denen sie arbeitete, um.

“Arbeite doch schneller”, sagte eine von ihnen. “Ehrlich, diese Dienstmädchen sind so faul.”

“Das ist nicht alles”, antwortete eine andere. “Hast du gehört, dass Henine Watsworth eine von ihnen mit ihrem Verlobten im Bett erwischt hat? Keine Moral, keine von ihnen.”

“Und die Art, wie sie aussehen”, fügte Angelica hinzu. “Du kannst die Grobheit ihrer Eigenschaften sehen. Ich weiß nicht, warum wir uns darum sorgen, sie als das zu markieren, was sie sind. Man kann es sowieso schon von Weitem sehen.”

Sie schienen sich nicht wirklich darum zu kümmern, dass die Dienerinnen direkt neben ihnen standen oder dass sie wegen ihrer Stellung keine Widerworte geben konnten. Sophia hasste diese Grausamkeit. Tatsächlich –

“Entschuldigung, meine Dame”, sagte eine vorbeigehende Dienerin. “Aber haben Sie sich verlaufen?”

Es dauerte eine Weile, bis Sophia sich erinnerte, dass sie gemeint war. “Nein, nein, mir gehts gut.”

“Dann würde es Ihnen etwas ausmachen ihr Make-up zu machen? Ich bin mir sicher, wir finden einen weiteren Stuhl.”

Das Letzte was Sophia wollte, war dort mit den anderen drinnen zu sitzen, unmaskiert, wo sie sicher war, dass jeder wusste, wer sie war. Oder um genauer zu sein, wer sie nicht war.

Sophia hörte einen Ausschnitt der Gedanken der Frau und das machte sie auch nicht sicherer.

Geht’s der gut? Ich kenne sie nicht. Vielleicht sollte ich –

“Glaubst du, ich brauche solche Dinge?” fragte Sophia in ihrer hochmütigsten Stimme. “Um genauer zu sein, glaubst du, ich will dort in solchem Gequatsche gefangen sein? Ich merke bereits, wie meine Kopfschmerzen beginnen. Bring mir ein wenig Wasser, Mädchen. Los.”

Es fühlte sich an, als würde sie in solchen Momenten eine Rolle spielen, deren Schärfe wie die Dornen eines Dornstrauchs dazu dienten, um die Menschen davor zu bewahren, zu nahe zu kommen. Das Dienstmädchen eilte davon und Sophia ebenfalls. Sie konnte sich nicht so hervorheben.

Stattdessen fand sie einen Schlupfwinkel, in dem sie sich verstecken konnte, sie gab vor sich die Gemälde dort anzusehen und hörte dabei die ganze Zeit auf den Moment, wenn der Raum leer war. Sophia wollte nicht einmal riskieren, dass sie ein Dienstmädchen sah. Wie die Adligen sagten, es war leicht eines der Dienstmädchen zu erkennen.

Sie hörte also mit den Ohren und dem Kopf zu und wartete auf den Moment, in dem es ruhig wurde, um sich dann mit der Vorsicht einer Diebin in den Raum zurückzuschleichen. Sophia setzte sich selbst vor einen der Spiegel, nahm ihre Maske ab und sah sich die üppige Menge an Farben und Puder dort an.

Sie erkannte in dem Moment, dass sie keine Idee hatte, was sie tun musste. Sie wusste, was Make-up war, sie hatte gesehen, wie einige Frauen es trugen, aber das war nichts, was im Waisenhaus erlaubt war. Die maskierten Schwestern würde sie wahrscheinlich schlagen, wenn sie danach fragen würde. Warum das Gesicht dekorieren, wenn ihre Göttin ihr eigenes vor der Welt versteckte? Für sie machten nur Huren solche Dinge.

Trotzdem probierte Sophia es. Sie konzentrierte sich darauf, wie die Frauen auf den Gemälden ausgesehen hatten und griff nach dem am ähnlichsten aussehenden Puder. Es dauerte weniger als eine Minute, ehe sie ihren Fehler erkannte, als sie sich von ihrem ursprünglichen Aussehen in eine Art verrückten Clown verwandelte, der nur für das kleinste, einfachste Straßentheater reichte.

“Hallo?”

Sophia erschrak bei dem Geräusch der Stimme des Dienstmädchens, sie erkannte, wie sie aussehen musste, und griff nach ihrer Maske. Zu ihrer Überraschung war das Dienstmädchen schneller, griff nach ihrer Hand und zog sie sanft weg.

“Nein, nein, tun Sie das nicht. Das macht es nur schlimmer. Lassen Sie mich mal sehen, meine Dame …”

Wer ist sie? Ich bin mir sicher, dass ich sie kenne.

“Das ist schon in Ordnung”, sagte Sophia stehend. Erst dann erkannte sie, dass sie ihren Akzent fallen gelassen hatte. Sie war zu ihrer normalen Stimme zurückgekehrt und sogar sie konnte hören, wie rau und unkultiviert das klang, im Vergleich zu den anderen.

“Wer bist du?”, fragte das Dienstmädchen. Sie schaute Sophia an. “Warte, ich kenne dich, oder?”

“Nein, nein du hast dich geirrt”, versuchte es Sophia. Sie hätte dann gehen sollen. Sie hätte das Dienstmädchen ausschalten und rennen sollen. Sie tat es aber nicht.

“Ja, doch”, sagte das Mädchen. “Du bist Sophia. Ich erinnere mich an dich und deine Schwester aus dem Haus der Herrenlosen. Ich bin Cora. Ich war ein paar Jahre älter als ihr beide, erinnerst du dich?”

Sophia wolle den Kopf schütteln, aber in Wirklichkeit erinnerte sie sich an das andere Mädchen und an dem Punkt, schien es, als wenn es keinen Sinn machte, das zu leugnen.

“Ja”, sagte sie. “Ich erinnere mich.”

“Aber was machst du hier?”, fragte Cora. “Los, setzt dich hin. Da muss doch eine Geschichte dahinterstecken.”

Sophia hatte erwartet, dass sie sofort die Wachmänner rief, sie setzte sich also mehr als überrascht hin. Während sie dort saß, begann Cora das Make-up mit erfahrenen Händen von ihrem Gesicht zu entfernen.

Sophia erzählte ihr, was passiert war. Sie erzählte ihr davon, wie sie mit ihrer Schwester weggelaufen und in der Stadt auf der Straße geschlafen hatte. Sie erzählte ihr davon, wie sie sich von Kate getrennt hatte, um Glück und Sicherheit auf Wegen zu finden, die für sie beide am meisten Sinn machten.

“Und jetzt bist du hier, weil du glaubst, du kannst einfach hier reingehen und einen Platz am Hof finden?”, fragte Cora.

Sophia wartete darauf, dass das andere Mädchen ihr sagte, wie dumm das war. “Es könnte funktionieren, denke ich, wenn du dich mit den richtigen Leuten umgibst oder mehr als anfreundest. Wenn du einen Adligen davon überzeugen könntest, dich als seine Mistress anzustellen … oder seine Frau zu werden.”

Sie lachte dabei, als wenn es absurd wäre, aber für Sophia war es die Option, die am meisten Sinn machte. Es war eine der Optionen, die für sie sicher war. Die Wahrheit war dennoch, dass sie das tun würde, was sie tun musste. Sie würde das Anhängsel einer Adligen oder Freundin oder eine Kurtisane werden, wenn es das war, was es brauchte.

„Du glaubst nicht, dass es dumm ist?“, fragte Sophia. „Glaubst du nicht, dass es teuflisch ist, das zu tun?“

“Teuflisch?”, fragte Cora. “Teuflisch ist die Tatsache, dass sie uns nehmen und uns wie Hab und Gut verkaufen, ohne eine echte Chance jemals die Schulden, die wir laut ihnen haben, bezahlen zu können. Teuflisch ist der Teil, wo die adligen Mädchen mich wie nichts behandeln, auch wenn alles was sie tun, ist herumzustehen und auf den richtigen Mann zu warten. Tu, was du tun musst, um zu überleben Sophia. Solange es niemand anderen wirklich verletzt, tu es und denk nicht zweimal drüber nach. Ich wünschte, ich hätte den Mut zu tun, was du tust.”

Sophia fühlte sich nicht mutig in dem Moment. “Du hast mir nicht darauf geantwortet, ob ich dumm bin. Ich meine, wenn eine Person das merkt und mich meldet –“

“Ich werde es nicht sein”, versprach Cora ihr. “Und ja, es könnte dumm sein, aber nur wenn du es schlecht machst. Die Tatsache, dass du hier bist, sagt mir, dass du daran gedacht, aber hast du es auch zu Ende gedacht? Wer willst du sein?”

“Ich dachte, ich bin ein Mädchen aus den Handelsstaaten”, sagte Sophia und verfiel wieder in den Akzent, den sie sich ausgesucht hatte. “Hier …”

Die Wahrheit war, dass sie an keinen Grund gedacht hatte.

“Von Übersee ist gut”, sagte Cora. “Sogar der Akzent ist nah genug dran, um die Menschen zu täuschen. Sag du bist hier wegen der Kriege. Dein Vater war ein kleiner Edler aus Meinhalt; das ist eine Stadt aus der alten Liga. Ich habe gehört, wie Menschen über die Kriege sprechen, die dort wüten, es wird also niemand nachprüfen können. Es wird auch erklären, warum du nichts bei dir hast.”

Sophia von Meinhalt. Hörte sich gut an.

“Vielen Dank”, sagte Sophia. “Ich hätte nie – woher weißt du das alles?”

Cora lächelte. “Die Menschen vergessen, das ich da bin, wenn ich an ihnen arbeite. Sie reden und ich höre zu. Wo wir gerade davon sprechen, setzt dich und ich werde dich … naja nicht schön machen, du bist schon schön, aber ich mache aus dir das, was sie erwarten.”

Sophia setzte sich und das Mädchen begann zu arbeiten, suchte eine Grundierung und Rouge heraus, Lidschatten und Lippenstift.

Wie viel weißt du über die Etikette hier?”, fragte Cora. “Weißt du, wer die Menschen sind?”

“Ich weiß nicht genug”, gab Sophia zu. “Vorhin hat mich ein fetter Mann nach meiner Tanzkarte gefragt und ich weiß nicht einmal, was das ist. Er hat von jemandem gesprochen, der Hollenbroek heißt und ich glaube, ich habe das Richtige getan, aber ich bin mir nicht sicher.”

“Hollenbroek ist ein Künstler”, erklärte Cora. “Deine Tanzkarte ist ein Stück Knochen oder Elfenbein oder Schiefer, auf die man die Namen der versprochenen Tanzpartner schreibt. Und wenn da ein fetter Mann ist, der nach beidem fragt, dann ist das wahrscheinlich Percy D’Auge. Vermeide ihn, er ist ein armer Schlucker.”

Sie machte mit den anderen weiter, den Adligen und ihren Familien, der Witwe und ihren beiden Söhnen, Prinz Rupert und Prinz Sebastian.

“Prinz Rupert ist der Erbe”, sagte sie. “Er ist … naja alles, was du von einem Prinzen erwartest: ungestüm, gut aussehend, arrogant, nutzlos. Sebastian ist anders, sagen sie. Er ist ruhiger. Aber du musst dir keine Sorgen um sie machen. Du brauchst einen kleinen Adligen, Phillipe van Anter, vielleicht.”

Als Cora weiter redete, wurde es immer offensichtlicher für Sophia, dass sie sich nie an alles erinnern könnte. Als sie das sagte, schüttelte Cora ihren Kopf.

“Keine Sorge. Da du von Übersee kommst, wird niemand erwarten, dass du all das weißt. Tatsächlich wäre es merkwürdig, wenn du das alles wüsstest. Da, ich glaube, du bist fast fertig.”

Sophia schaute sich im Spiegel an. Es war sie und doch trotzdem irgendwie nicht. Es war auf jeden Fall eine schönere Version von ihr, als alles was sie sich vorgestellt hatte. Es war unglaublich weit weg von dem, was sie selbst hätte tun können.

“Noch eines”, sagte Cora. “Ich mag die Stiefel, aber wir wissen beide, was darunter ist. Zieh sie aus und ich werde es überschminken. Niemand wird es merken.”

Sophia zog ihre Stiefel und Socken aus und enthüllte das Tattoo auf ihrer Wade. Cora rieb dicke Grundierung auf die Stelle, mischte es, bis die Stelle völlig verschwunden war.

“Da”, sagte sie. “Wenn du jetzt einen kleinen Adligen verführst, musst du deine Stiefel im Bett nicht anlassen.”

“Danke”, sagte Sophia und umarmte sie. “Vielen Dank, dass du das gemacht hast.”

Cora lächelte. “Ich habe Glück. Ich habe einen Job, in dem ich gut bin, an einem Ort, der ganz okay ist. Aber wenn ich jemandem wie dir helfen kann, dann werde ich das. Und wer weiß? Vielleicht bist du eines Tages eine wohlhabende Adlige und dann wirst du eine Maid brauchen, die weiß, wie du am besten aussiehst.”

Sophia nickte; sie würde das nicht vergessen. Sie stand vor dem Spiegel, fühlte sich, als wenn sie ein altmodischer Ritter wäre, bewaffnet für den Kampf. Als sie ihre Maske aufsetzte, war es wie ein Visier herunterzuziehen.

Sie war bereit für den Kampf.

KAPITEL ACHT

Kates Träume handelten vom Waisenhaus, das bedeutete, dass sie von Gewalt handelten. Sie stand in einem Klassenzimmer. Personen umgaben sie, gekleidet in Gewänder der Nonnen oder in den einfachen Tunika der Jungen dort.

Sie stellten ihr Fragen, die keinen Sinn machten, über dumme Dinge: der richtige Weg ein Kissen zu besticken, die Hauptexporte von Südissettia. Dinge, von denen Kate nicht hoffen konnte, sie beantworten zu können.

Sie schlugen sie bei jedem Scheitern. Die Schwestern schlugen mit Gürtel oder Stöcken, während die Jungs einfach ihre Fäuste nutzen. Die ganze Zeit riefen sie dasselbe.

“Du bist nicht dazu gemacht, ein freies Mädchen zu sein. Du bist nicht dazu gemacht, ein freies Mädchen zu sein.”

Kate spürte Hände auf sich und versuchte sich zu drehen und sie abzuwehren. Sie drehte sich um, um zu kratzen und zu treten und zu beißen und erst als sie wieder zu sich kam, erkannte sie, dass die Hände, die sie festhielten weder von den Jungen noch von den maskierten Schwestern waren. Stattdessen stand Emeline über ihr, mit einem Finger auf den Lippen.

“Ruhe”, sagte sie. “Mach keinen Krach, du wirst die Kahnjungen wecken.”

Kate schaffte es noch rechtzeitig sich zu sammeln, um nicht vor lauter Gegensätzlichkeit und Panik zu schreien.

“Ich dachte, du wärst der Kahnjunge”, sagte Kate.

Sie sah Emeline ihren Kopf schütteln. “Sie schlafen vorne. Sie haben gesagt, sie nehmen mich flussaufwärts mit, wenn ich das Boot fahre, während sie schlafen.”

Kate fühlte sich nicht besonders sicher. Ihre neue Freundin hatte sie gerettet und Kate hatte angenommen, dass sie nur zu zweit auf dem Boot wären und flussabwärts fuhren. Jetzt gab es dort Männer, die sie nicht kannte und ein Teil von Kate wollte hingehen und sie vom Boot schubsen, nur weil sie da waren.

Sie tat es nicht. Es war nur, dass sie einfach etwas brauchte worauf sie schlagen konnte und die Bewohner des Waisenhauses waren nicht in der Nähe. Sie wollte dorthin zurückgehen und das Waisenhaus abrennen, sodass sie sicher sein konnte, dass es endgültig aus ihrem Leben verschwunden war. Sie wollte Rache für jede Erniedrigung und Schläge, die auf ihr gelandet waren, in den Jahren die sie hier war.

“Hey, du bist jetzt in Sicherheit”, sagte Emeline. “Du musst dir keine Sorgen machen. Diejenigen, die dich gejagt haben, werden dich jetzt nicht kriegen.”

Kate nickte, aber ein Teil von ihr glaubte das trotzdem nicht. Das Haus der Herrenlosen war kein Ort, den du hinter dir gelassen hast. Stattdessen ist es etwas, was du mit dir mitnimmst, egal wie weit du wegläufst. Vielleicht war das einer der Gründe, warum sie sich nicht darum kümmerten, die Türen abzuschließen.

In der Bemühung alles zu ignorieren, sah Kate zurück auf die Stadt. Im Abendlicht begann der Nebel, der die Stadt umgeben hatte, zu verschwinden und gab die breite Weite des Flusses zu erkennen, der sich zu beiden Seiten von ihnen ausdehnte, von Seemannslampen beleuchtet und mit kleinen Sandbänken und Wirbelströmen durchschnitten, Flecken schneller Wasser und langsame, sich schlängelnde Strecken.

Die Stadt schien auf beiden Seiten ebenso abwechslungsreich. Es gab Holzhäuser gemischt mit Steinhäusern, einige standen in ordentlichen Reihen, andere schienen wie Finger in den Raum des fließenden Wassers zu greifen. Einige der Gebäude nutzten den Fluss offensichtlich für ihre Geschäfte, mit Riemenscheibensystemen oder Molen, die die Stellen zeigten, an denen Güter geladen und entladen wurden. Andere waren einfach nur für Ausblicke auf das Wasser für reiche Bewohner gedacht.

Kate sah einen Mann dort sitzen, der versuchte die Flussszene im Schein der Lampe zu malen und sie fragte sich, warum das jemanden interessierte. Es war nicht schön hier draußen, oder? Die Stadt hatte viel Einfluss darauf. Das Wasser hatte das erdige Sediment und den Abfallgeruch eines Wasserweges, in den die Menschen Dinge warfen. Die Oberfläche des Flusses war zu voll mit Booten und Lastkähnen, als das man die Schiffe entlang der Kanten oder die Vögel darunter sehen könnte. Es war kein Ort, an dem sie gerne gemalt hätte.

“Vorsicht”, sagte Emeline, als Kate begann aufzustehen. “Es gibt Brücken da vorne. Du willst dir doch nicht den Kopf stoßen.”

Kate setzte sich brav wieder hin, schaute nach vorne, wo in der Tat eine lange Brücke sich über den Fluss erstreckte, niedrig genug, dass wahrscheinlich nur niedrige Lastkähne, wie dieser hier dort hindurchfahren konnte.

“Sie müssen separate Docks auf der anderen Seite haben”, sagte Emeline. “Nur die Lastkähne können da durch, ohne dass sie sich ihren Mast daran stoßen.”

Sie drückte mit ihrer langen Lenkstange, als sie näher kamen, und reihte den Kahn mit einer der Brückenbögen auf. Kate konnte dort Spikes sehen, mit den Köpfen von Kriminellen die in Abständen erhalten worden waren, sodass sie nicht so schnell verwesten. Sie fragte sich, was sie verbrochen hatten. Diebstahl? Verrat? Irgendwas dazwischen?

Es gab offene Flächen an den Seiten des Flusses sowie Gebäude. An diesen Orten sah Kate, wie Männer für den Krieg gedrillt wurden, sie arbeiteten mit hölzernen Musketen und Armbrüsten, weil niemand Geld für echte Dinge für einfache Rekruten ausgeben wollte. Einige von ihnen übten in Quadraten mit Spießen, während andere, wahrscheinlich Offiziere, vor den anderen mit Rapieren fochten.

„Du siehst aus, als wenn du rausschwimmen und dich dazu setzen willst“, sagte Emeline.

„Würdest du das nicht?“, fragte Kate. „So stark zu sein und niemand der dir mehr sagt was du tun sollst.“

Emeline lachte dabei. „In einer der Söldnerfirmen? Alles was sie haben, sind Menschen die ihnen Befehle geben. Außerdem würdest du gerne über den Knife Fluss gehen und dein Leben für einen Grund riskieren, der nichts bedeutet?“

Kate war sich nicht so sicher. Aber auf die Art, wie Emeline das sagte, hörte sich die Idee verrückt an, aber es hörte sich auch wie eine Chance auf Abenteuer an.

“Außerdem musst du nicht mal woanders hingehen, wenn die Gerüchte wahr sind”, sagte Emeline.

Bei den meisten Menschen hätte Kate einfach ihre Gedanken gelesen, um zu versuchen zu verstehen, was sie meinten, aber wenn sie nach den Gedanken des anderen Mädchens suchte, konnte sie nicht hineinsehen.

Kate, schickte Emeline, weißt du nicht, dass das unhöflich ist?

“Tut mir leid”, sagte Kate. Sie wollte ihre neue Freundin nicht verärgern. “Was meinst du den?”

“Nur das Kriege nicht die Angewohnheit haben dazubleiben, wo du sie willst”, antwortete Emeline. “Menschen reden, als wenn der Knife See eine unanfechtbare Lücke wäre, anstatt zwanzig Meilen ruhiger See.”

Kate hatte das noch nicht so gesehen. Als sie von den Kriegen auf der anderen Seite des Sees gehört hatte, den es zwischen den Fragmentstaaten dort gab, hatte es immer so ausgesehen, als wenn etwas auf der anderen Seite der Welt passierte. In Wahrheit waren Teile des Landes dort wahrscheinlich näher an Ashton, als die Wassermühlen im Norden oder die Granit Bergräume dahinter.

“Also planst du nicht wegzulaufen und eine der Firmen beizutreten”, sagte Kate. “Was dann? Warum suchst du nach Booten, die dich flussaufwärts tragen?”

Emeline schloss halb ihre Augen und Kate wusste, dass irgendein Tagtraum oder etwas anderes hinter diesen Augenlidern flimmerte.

“Wegen Stonehome”, sagte Emeline in einer Stimme, die für einen Moment gefangen schien.

“Stonehome?”, fragte Kate. “Was ist das?”

Sie sah, wie sich die Augen des anderen Mädchens vor Überraschung weiteten. “Das weißt du nicht? Aber du … du bist wie ich. Du kannst Gedanken hören!”

Sie hatte das wahrscheinlich lauter als beabsichtigt gesagt. Plötzlich war es das Lauteste, was sie gesagt hatte, seit Kate aufgewacht war.

“Stonehome ist ein Ort für Menschen wie uns”, sagte Emeline. “Sie sagen, dass es ein Ort ist, wo wir sicher sind und andere uns nicht für das was wir tun können, angreifen.”

Kate war sich nicht sicher, ob sie glauben sollte, dass es so einen Ort wirklich gab. Sie hatte kaum geglaubt, dass es noch andere Menschen mit derselben Begabung wie sie auf der Welt gab. Sie war sich so lange so sicher gewesen, dass das nur sie und ihre Schwester konnten.

“Bist du sicher, dass es so einen Ort gibt?”, fragte Kate. Es schien kaum möglich.

“Ich habe … Gerüchte gehört”, sagte Emeline. “Ich bin mir nicht sicher, wo genau das ist. Wenn es irgendwo draußen wäre, wäre das zu gefährlich. Man sagt, es ist irgendwo nach den Wahlbezirken. Ich dachte, dass ich mich darauf konzentriere, aus der Stadt zu kommen und es dann anschließend zu finden. Ich meine, die Menschen gehen da schließlich hin; es kann nicht unmöglich sein, es zu finden.”

Es schien viel Hoffnung für das andere Mädchen da dran zu hängen, aber zumindest war ein Boot schon mal gut, um aus der Stadt zu kommen. Und vielleicht war einen Ort zu finden, wo Leute wie sie sicher waren, kein ganz so schlechter Traum, den man haben konnte.

“Wie war es im Waisenhaus?”, fragte Emeline.

Kate schüttelte ihren Kopf. “Schlimmer als du dir vorstellen kannst. Sie haben uns behandelt, als wären wir nicht mal Menschen. Nur unangenehme Dinge, die man formen muss und anschließend verkauft.”

Das war es, was sie gewesen waren. Das Haus der Herrenlosen sollte ein Ort der Sicherheit für verlassene Kinder sein, aber tatsächlich, war es eine Art Fabrik für Vertragsknechte, die dazu da waren, um sie mit Fähigkeiten auszustatten, die sie nützlich machen würden, sobald sie ein Alter erreicht hatten, in dem sie verkauft werden konnten.

“Was ist mit dir?”, fragte Kate. “Wie kommst du auf so ein Boot?”

Emeline zuckte die Schultern. “Ich lebe schon eine Weile auf der Straße. Es war … schwer.”

Kate wusste, wie viel Schmerz in so eine Pause wie diese hier passte. Sie schlang einen Arm um das Mädchen.

“Ich habe immer für … naja sie waren Diebe, im Grund genommen”, sagte Emeline. “Sie sind in Häusern und Gasthöfen essen gegangen und sie kamen dann immer mit den Klamotten anderer Menschen raus, und mit dem, was die in den Taschen hatten. Ich habe ihnen Bescheid gesagt, wenn sie den Leuten aufgefallen sind.”

Kate dachte an die Wege, die sie genutzt hatte, um zu stehlen. “Was ist passiert?”

Emeline zuckte wieder mit den Achseln. “Ich habe einige ihrer Gedanken aufgeschnappt. Sie haben sich überlegt, wie sie mich loswerden. Sie dachten, ich wäre zu weich.”

Kate konnte sich vorstellen, wie schwer das gewesen sein musste. Sie wollte ihrer neuen Freundin gerade ein wenig Komfort bieten, als sie das Geräusch von Schritten hörte. Das hasste sie an ihrem Talent: Es kam auf gut Glück. Warum konnte es sie nicht vor jedem potenziellen Problem warnen?

Sie drehte sich noch rechtzeitig um, um einen großen Kahnjungen vor sich stehen zu sehen, seine kugelförmige Brust streckte sich bis an die Grenzen über seinen Bierbauch, die Hände zu Fäusten geballt.

“Ein Hexenkind! Ich habe ein Hexenkind auf meinen Kahn gelassen? Und jetzt sind da zwei von euch? Das geht nicht! Runter von meinem Kahn.”

“Warten Sie eine Minute”, sagte Kate.

“Runter von meinem Kahn, habe ich gesagt”, keifte er. Er griff nach Elemines Stange und hielt sie auf die Art, wie Soldaten am Ufer vielleicht einen Hecht hielten. “Sie sagen Hexen können nicht schwimmen. Finden wir es heraus.”

Er schlug Emeline zuerst, sie fiel rückwärts ins Wasser und gab dabei ein leises Geräusch der Überraschung von sich. Kate stand auf, ging in Kampfstellung und wünschte sich, sie hätte ein Schwert, mit dem sie ihn aufspießen könnte.

Yaş sınırı:
16+
Litres'teki yayın tarihi:
10 ekim 2019
Hacim:
251 s. 3 illüstrasyon
ISBN:
9781640292772
İndirme biçimi:
Metin
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