Kitabı oku: «Ein Thron für Schwestern », sayfa 6
Hatte sie aber nicht und sie konnte nirgendwo auf dem Kahn ausweichen, als die Stange in einem Bogen herumschwang. Sie fühlte die Luft aus sich weichen, von der Kraft des Schlags in ihrem Bauch und für einen Moment fühlte Kate sich durch die Luft getragen.
Das Wasser des Flusses traf ihren Körper in einem kalten Schlag. Kate sank und für einen Moment fragte sie sich, ob der Kahnjunge vielleicht recht gehabt hatte, dass sie nicht schwimmen konnte. Dann trat sie und kam wie ein Korken zu Oberfläche und rang nach Luft.
Das dauerte nicht lange. Ein weiteres Boot kam direkt auf sie zu. Kate schaffte es noch rechtzeitig auszuweichen, aber die Bewegung schickte sie wieder unter das Wasser. Sie schaute hoch zu den Schiffsrümpfen, versuchte eine freie Fläche zu finden, wo sie hochkommen konnte.
Das Wasser war kalt, sogar in der Hitze des Tages. Kalt genug, sodass Kates Körper nach Luft ringen wollte, aber sie widerstand dem Drang. Sie schwamm zur Oberfläche, kam zwischen Booten hoch, die sich selbst mit langen Rudern durch das Wasser manövrierten.
“Hilfe!”, schrie Kate aber die Männer auf den Booten lachten nur.
“Du musst wohl schwimmen”, rief einer zurück. “Hier ist kein Platz für Menschen wie dich.”
Kate wünschte sich, dass sie alle hier und jetzt aufspießen könnte, aber sie konnte kaum ihren Kopf über Wasser halten. Sie schaute sich um, versuchte Emeline zu finden, aber es gab keine Anzeichen von ihr. War sie von den Strömungen des Flusses weggerissen worden oder ... nein, sie sollte solche Dinge nicht denken.
Emeline? Schickte Kate oder versuchte es zumindest. Ihre Kräfte waren zu besten Zeiten nicht konstant und inmitten eines Flusses zu ertrinken, gehörte nicht zur besten Zeit. Sie dachte, sie hatte kurz einen Kopf irgendwo zwischen den Booten gesehen und versuchte in die Richtung zu schwimmen.
Die Strömungen ließen es aber nicht zu. Was anfangs wie leichte Wirbel aussah, als sie auf dem Boot war, hatte sich jetzt in etwas Stärkeres entwickelt, als sie Kates Gliedmaßen ergriffen und versuchten, sie unter Wasser zu ziehen. Es gab keinen Weg in die Richtung zu schwimmen, in der sie Emeline gesehen hatte. Alles, was sie tun konnte, war seitwärts zu schwimmen, gegen den Strom, in Richtung Ufer, während der Fluss sie abwärts trug.
Sie versuchte sich an der Brücke festzuhalten, als der Fluss sie wieder hineinzog, aber das Ziegelwerk war zu glatt und rutschig. Sie schwamm weiter auf der anderen Seite, hoffte, dass sie an eines der Ufer kommen würde, sie könnte daran entlanglaufen, nach Emeline suchen und ihr vielleicht ein Seil oder so zuwerfen. Ihr irgendwie helfen.
Die Seite der Brücke war wenn überhaupt noch belebter. Ruder schnitten durch das Wasser und Stangen und Kiele, sodass Kate mit jedem Zug, den sie schwamm ausweichen musste. Endlich, endlich fand sie sich in ruhigeren Gewässern wieder und ihre schmerzenden Muskeln schafften es, sich näher an das Ufer zu ziehen. Kate spürte ihre Hände nah an einem Steg und sie schaffte es, sich selbst hochzuziehen.
Für eine Minute oder mehr lag sie dort auf dem Holz und rang nach Luft. Ihre Arme brannten vom Kampf gegen die Strömung. Ihre Kleidung war durchweicht und schmutzig vom Schwimmen im kalten Flusswasser. Sie spürte, dass sie sich auch gleich hier zusammenrollen und sterben könnte.
Stattdessen setzte Kate sich auf und zwang sich dazu den Fluss nach Zeichen von Emeline abzusuchen.
Bist du da? Sendete sie und hoffte auf eine Antwort von dem anderen Mädchen, aber ihre Fähigkeiten waren nie so einfach. Kate hatte gerade erst gelernt, dass sie noch mit jemand anderem, als ihrer Schwester reden konnte, die Chancen sich wieder mit Emeline zu verbinden schienen weit entfernt. Das beste worauf Kate hoffen konnte, war, das andere Mädchen den Fluß hinunterfließen zu sehen, getragen von den Strömungen.
Dennoch war sie zuerst ins Wasser gefallen. Sie war vielleicht schon weiter nach unten getrieben worden. Kate versuchte das Ufer entlangzulaufen und nach ihr Ausschau zu halten, aber sie hatte nicht die Kraft dafür und es war ohnehin hoffnungslos. Sie sah kein Zeichen mehr vom anderen Mädchen. Mit Glück war sie nur ein paar Meilen weiter geschwemmt worden. Schlimmstenfalls war sie tot und lag irgendwo unter Wasser.
Dieser Gedanke ließ Kates Magen sich zusammenziehen, aber die Wahrheit war, dass sie nichts weiter tun konnte.
Sie hielt an und schaute sich um. Sie wusste nicht, wo genau sie sich in Ashton befand. Sie hatte versucht aus der Stadt zu kommen, aber der Fluss hatte sie weit zurückgetrieben. Sie war wieder alleine, nass, müde, kalt und vorallem alleine.
Kate kniete sich hin und weinte.
Sophia, schickte sie. Wo bist du?
Sie wartete, zu lange in der Stille, bis sie erkannte, dass ihre Schwester sie nicht hören konnte.
KAPITEL NEUN
Sophia bahnte sich ihren Weg durch den Palast, sie versuchte sicherer auszusehen, als sie sich fühlte. Von dem, was sie bis jetzt von den adligen Mädchen gesehen hatte, ließen sie keinen einzigen Moment an Unsicherheit zu.
Es half, dass sie sehen konnte, wie sich die Menge zu bilden begann und sie ließ sich mit einer Gruppe von anderen durch das Schloss treiben. Sie erhaschte einen der Blicke, die sie ihr zuwarfen, und für einen Moment oder zwei, war sie besorgt, dass sie durch ihre Verkleidung hindurchsehen könnten. Als eine ältere Frau ihr entgegenkam, war Sophia sich sicher, dass sie sie demaskieren und sie wieder ins Waisenhaus schicken würde. Ihr Talent gab ihr ein wenig Vergewisserung.
Wer ist sie? Sie muss neu sein. Wir hätten ein so schönes Mädchen doch bemerkt, da bin ich mir sicher. Erinnert mich ein wenig an mich selbst in dem Alter. Ich bin sicher, dass es Gerüchte geben wird.
“Willkommen”, sagte die ältere Frau und bot ihr ihre Hand. “Ich bin Lady Olive Casterston.”
“Sophia … von Meinhalt”, sagte Sophia und nahm die Hand der Frau, erinnerte sich dabei sowohl an ihre neu angenommene Stimme und den Namen noch rechtzeitig. “Ich bin erfreut, Sie zu treffen.”
Oh, aus den Handelsstaaten. Kein Wunder, dass ich noch nie etwas von ihr gehört habe. Ich nehme an, dass erklärt auch die Art, wie sie meine Hand ohne Verbeugung genommen hat.
Sophia weitete ihr Talent aus, als sie sprach, las, was sie konnte von der Frau. Sie schien nichts zu ahnen. Wenn überhaupt schien sie sehr freundlich zu sein. Sie redeten über Unwichtiges und Sophia nutzte den Moment, sich den Raum anzuschauen.
“Vergeben Sie mir, wenn meine Gewohnheiten nicht das sind, was Sie gewohnt sind”, sagte Sophia. “Die Dinge hier sind … ziemlich anders glaube ich.”
“Ich hoffe, nicht zu anders”, sagte Lady Olive. “Ich nehme an, mit dem Krieg … oh, Sie armes Ding. Waren Sie da mittendrin? Kommen Sie mit, kommen Sie mit mir. Ich werde Sie den Leuten vorstellen. Sir Jeffrey, das ist Sophia von Meinhalt, Sie müssen sie einfach treffen.”
Und einfach so, fand Sophia sich selbst dabei wieder, wie sie eine Menge neuer Leute traf, so schnell, dass es fast unmöglich war, den Überblick zu behalten, wer wer war. Lady Olive blieb bei den ersten noch bei ihr, zeigte das Bild eines Mädchens, dass vor dem Krieg auf dem Kontinent geflohen war, dass hieß, dass Sophia keine direkte Lüge erzählen musste, … sie ließ die Leute einfach denken, was sie denken.
Sie wusste natürlich, was sie dachten und ihre Fähigkeiten waren der einzige Grund, warum sie sich noch in dem Meer der Menschen, die sie treffen musste oben hielt. Sie gaben ihr Einblicke darüber, was diese Menschen erwarteten und sie erhielt Fragmente von Informationen, die sie glauben ließen, dass sie zumindest schon von der Etikette von Ashton gehört hatte.
Sie ließ sich von der Flut von Menschen, die sie einfach treffen musste zum Ballraum tragen und dort, musste Sophia den Drang nach Luft zu ringen unterdrücken, bei dem ganzen Spektakel des Ganzen.
“Alles Okay, Fräulein?”, fragte ein pensionierter Beamte sie, und hoffte wohl auf eine Chance galant zu sein. Anscheinend hatte sie es doch nicht so gut geschafft, ihren Schock zu verstecken.
Wie könnte sie auch? Jede Wand des Ballzimmers war bespiegelt, die Spiegel waren von goldenen Rahmen umgeben. Der Boden war ein Meisterstück aus eingelegtem Holz und bildete eine Karte aus einer unbekannten Welt, die sogar eine der entdeckten Länder hinter dem Ozean enthielten. Es gab Kronleuchter an der Decke, die aussahen, als hielten sie Tausende von Kerzen zwischen ihnen, während ein Trio von goldplattierten Musikern einen kleinen Platz an der Seite einnahm. Es gab keinen Platz für Gemälde an den Wänden, aber die Architekten hatten das mit einem Fresko im modernen Stil über ihnen ausgeglichen, so sah es aus, als wenn der Ball sich auf eine große pastorale Fläche öffnen würde.
“Fräulein?”
“Ja, mir gehts gut”, versicherte Sophia. “Ich habe nur nie gedacht, dass ich so eine Gelegenheit … noch einmal bekomme.” Sophia von Meinhalt hätte solche Bälle natürlich schon früher besucht.
“Vielen Dank für die Nachfrage.”
Noch wurde nicht getanzt. Stattdessen aßen die Besucher Wachteleier und wein-pochierte Äpfel, tranken köstlichen Wein aus Kelchgläsern oder nahmen diese mit zu einem kleinen Brunnen in einer Ecke, aus dem rotes Wasser floss.
Die meisten aber schienen wie das Volk auf dem Markt, auf der Suche nach dem besten Schnäppchen oder wie Armeen, die den höchsten Grund suchten. Vielleicht beides, denn es schien auf jeden Fall ein wenig von beidem im Zimmer zu geben. Die Fragmente der Gedanken die Sophia aufschnappen konnte, machten klar, dass das hier mehr als nur tanzen war.
Sicherlich kann ich mich nicht in einen Rang mit ihm stellen?
Wie hat der Earl von Charlke sich das neue Haus leisten können, von dem er redet?
Wird meine Tochter heute einen Mann finden? Sie ist schon fast zwanzig!
Sophia hatte sich das als stattliche, anmutige Angelegenheiten vorgestellt, aber die auftauchenden Gedanken um sie herum, machten klar, wie viel unter der Oberfläche vor sich ging. Es schien, als wenn jede Gestik, jedes Wort, Teil eines besseren Spiels von Stellung und Aufstieg war. Jeder hier schien zu kommen, weil er etwas wollte und wenn es nur die Darstellung von Macht und Position war, die er bereits besaß.
Es gab aber auch Anmut. Einige der Mädchen sahen so elegant wie Schwäne in ihren Kostümen aus, während jeder sich die beste Mühe mit dem Outfit und den Masken gegeben hatte. Es war die Art von Anlass, die anderswo vielleicht jeden anonym gemacht hätte, aber hier ging es mehr darum, seinen Geschmack und seine Fähigkeit zu zeigen, sich die besten Dinge leisten zu können.
Oder sie zu stehlen, wie in Sophias Fall.
Sie glitt mit anmutigen Schritten durch den Raum, hörte sich den Klatsch an, den die Adligen unter sich redeten und die tiefere Schicht darunter, was sie nur dachten. Sie hörte Gerüchte über Männer und Frauen, die bei Kartenspielen oder Pferdewetten verloren hatten, zusammen mit größeren Sorgen, von denjenigen, die argwöhnten, dass sie dieses Mal nicht in der Lage wären, ihre Schulden zu zahlen. Sie hörte Geschichten von Affären und Untreue und ihr Talent ließ sie die herauswählen, die echt waren, bis zu denen die bewusst verteilt worden waren, um Ärger zu machen.
Vielleicht, wenn sie eine andere Art Person gewesen wäre, hätte Sophia versucht, ihr Vermögen mit den Geheimnissen von anderen Personen zu machen. Aber das war nicht das, was sie wollte. Sie wollte glücklich sein, nicht gehasst. Sie wollte Teil dieses Platzes sein, kein Raubtier am Randgebiet. Sie wollte mehr als nur die Gabe sein, die sie hatte.
Das hieß, einen dauerhaften Weg zu finden, sich mit diesem Hof zu verbinden. Es bedeutete, hier einen Mann zu finden. Sophia schluckte bei dem Gedanken. Es war eine große Verpflichtung, die man einging und es hörte sich unglaublich geldgierig an. Trotzdem, war es schlimmer als die Adligen, die herumstanden und versuchten gute Eheverbindung für sich oder für ihren Nachwuchs zu erzielen?
Es war definitiv besser als ein Ausbildungsvertrag, was immer auch passierte.
Und auf eine Art hatte Sophia einen Vorteil den anderen hier gegenüber: sie konnte zumindest sehen, welche Art von Menschen die Männer hier wirklich waren. Sie konnte tief in sie hineinschauen und sehen, dass der biedere Mann zu ihrer linken einen Hang zur Grausamkeit hatte oder sie sah den jungen Mann, der über die Kurtisane nachdachte, die er heute Nacht wieder besuchen würde.
Sophia schaute sich im Zimmer um, fühlte Augen auf sich ruhen, fühlte Hoffnung von einigen Männern, die in ihre Richtung schauten. Einige fühlten sich wie Raubtiere an, wie Wölfe, die ein Reh umkreisten. Einige wollten sie ganz klar benutzen und dann fallen lassen.
Da war ein junger Mann, der eine Sonnenmaske und die Kleidung eines goldenen Kostüms trug, das nur dazu diente, die schönen Linien seiner Figur zu unterstreichen. Er stand im Zentrum eines Haufens von Anhängseln und Sophia wusste schon, bevor sie durch ihre Gedanken gegangen war, dass dies Rupert, der älteste Sohn der Witwe und Erbe des Reiches war.
Ein Blick auf seine Gedanken ließ Sophia wegschauen. Für ihn war sie nichts mehr als ein Stück Fleisch. Schlimmer noch, unter der witzigen Fassade gab es einen Hauch an Gewalt. Sophia hatte gehört, dass Prinz Rupert ein feiner Soldat war, der gerne mit anderen adligen Offizieren trainierte. Es gab noch mehr und es war genug für Sophia, um sicher zu sein, dass sie sich nicht in seiner Nähe aufhalten wollte.
Sie begann sich nach dem Adligen umzuschauen, den Cora ihr empfohlen hatte: Philippe van Anter. Aber eine bestimmte Person in einer Menge voll mit Masken zu suchen, war schwierig, sogar mit einem Talent wie ihrem. Sie sah sich einen großen, jungen Mann an mit Haaren, genauso rot wie ihre. Nein, das war er nicht.
Noch war es ein Mann, der in einem Harlequin Kostüm verkleidet war oder der, der dachte, dass seine Militäruniform, das perfekte Kostüm wäre.
Sie drehte sich um und erstarrte, als sie einen jungen Mann am Ende der Menge sah. Er war reich gekleidet, in einem Kostüm, das das fließende Wasser und wechselnde Wetter der Königreichinsel darstellte. Er trug eine grausilberne Tunika über einem blauen Shirt und Hose, mit leicht Juwelen besetzen Stiefeln, die es irgendwie schafften elegant, anstatt zu übertrieben auszusehen.
Die Maske versteckte sein halbes Gesicht, aber sogar mit der Maske konnte Sophia sehen, dass er gut aussehend war. Er hatte nicht die harten Züge, wie einige Soldaten hier im Raum, aber er schien trotzdem stark und athletisch zu sein.
Er war nicht einer von denen die sie oder die anderen jungen Frauen im Zimmer anstarrten. Sophia konnte kein Gefühl für Gewalt an ihm finden, das sie bei Prinz Rupert gefunden hatte und keines von den Problemen, von denen sie in so vielen anderen Gedanken hier gehört hatte. Da war etwas Ruhiges an ihm, etwas schon fast Friedliches.
Das war aber nicht wie Sophia sich fühlte. Sie konnte fühlen, wie sie schneller atmete bei seinem Anblick und ihre Augen ruhten auf ihm, während er durch den Raum ging. Erst als ein Mann sich vor ihm verbeugte, erkannte sie, was sie vorher nicht bemerkt hatte:
Das war Prinz Sebastian, der jüngere Sohn der Witwe. Nicht derjenige, der erben würde, aber immer noch mehr, als sie jemals zu hoffen gewagt hatte.
Sophia begann weg zuschauen, aber ihr Blick wurde immer wieder zu ihm hingezogen, als wenn sie damit nicht aufhören konnte. Auf dem Weg erwischte sie einen Blick auf Lady D’Angelica und ihre Freundinnen, und auch wenn sie ihre Gedanken nicht hatte lesen können, hatte Sophia den hungrigen Blick gesehen, den die Adlige dem Prinzen zugeworfen hatte.
Als sie sich Angelicas Gedanken anschaute, erstarrte Sophia.
Ein Drink und er wird schon bald schläfrig genug sein.
Sophia bahnte sich ihren Weg in Richtung des anderen Mädchens durch die schnatternde Menge. Sie sah, wie sie ein Taschenset an ihrer Hüfte berührte.
Ich hoffe, der Physiker hat mich nicht reingelegt. Wenn das nicht schnell genug wirkt, dann werde ich nie diejenige sein, die ihn ins Bett bekommt.
Sophia konnte sich ihren Plan denken. Angelica plante, Prinz Sebastian eine Art Beruhigungsmittel zu verabreichen und dann mit ihm aus dem Raum zu gehen. Sie würde ihn austricksen und mit ihm ins Bett gehen, unbeabsichtigt von seinen Wünschen.
Wenn ich erstmal ein Kind habe, wird er mich heiraten müssen.
Dieser abgefangene Gedanke war zu viel für Sophia. Sie musste das aufhalten. Sie schlich sich hinter das Mädchen, nutzte ihr Talent auf die Art, wie sie es genutzt hatte, um auf der Straße zu stehlen, beobachtete den Moment, in dem Angelicas Aufmerksamkeit wanderte, und griff dann so ruhig, als wenn sie mit einem Fächer wedeln würde, an die Tasche, um sie von ihrem Gürtel zu ziehen.
Sophia hätte das Beruhigungsmittel wegwerfen können, aber sie spürte, dass die Adlige mehr als das verdiente – für das, was sie Cora angetan hatte, wenn schon nichts anderes. Sophia nahm ein Glas Wein, fügte still ein wenig Puder hinein und rührte es in den Drink, sie bewegte sich wieder nahe zu Angelica, passte auf, als sie den Wein für einen Moment auf einen der kleinen Tische im Raum absetzte.
Es war eine Angelegenheit von Sekunden, wenn überhaupt, aber Sophia hatte darauf gewartet und das machte es leicht den Wein auszutauschen. Sie ging weiter, nippte an Angelicas Drink, während die junge Adlige von dem Wein trank, den Sophia präperiert hatte.
Es dauerte eine Weile, bis die Auswirkungen zu sehen waren. Nach ein oder zwei Minuten war Sophia sich nicht mehr so sicher, ob sie es überhaupt geschafft hatte, irgendetwas zu bewirken. Dann sah sie, wie Angelica leicht schwankte und den Versuch einer ihrer Freundinnen zu helfen, ausschlug.
Was ist passiert? Habe ich einen Fehler gemacht?
Sophia sah, wie sie an ihren Gürtel griff und nach der fehlenden Tasche suchte. Angelica stolperte und dieses Mal fing eine ihrer Freundinnen sie auf. Sie sah aus, als wenn sie kämpfen würde oder diskutieren, aber die ganze Clique trug sie aus dem Zimmer und suchte wahrscheinlich einen Ort zm Ausruhen.
Sophia lächelte bei dem Gedanken, dass das andere Mädchen bekommen hatte, was sie verdiente. Sie sah zu Sebastian herüber.
Jetzt zu dem Teil, den sie verdiente.
Denn in Wahrheit gab es niemand anderen in dem Raum, für den sie noch Augen hatte, außer für ihn.
KAPITEL ZEHN
Kate fühlte sich noch schlechter, als vorher, ehe sie auf das Boot gesprungen war. Sie zitterte, während sie durch die Stadt lief durch das mangelnde Licht, nirgends nah genug, um die nasse Kleidung, die sie trug, zu trocknen.
Sie hatte auch Hunger, so einen Hunger, dass sie schon Diebstahl in Betracht zog, um ihren knurrenden Magen zu füllen. Kate schaute sich jedes Geschäft und jeden Lebensmittelladen an, suchte nach einer Möglichkeit, aber es gab keine Gelegenheit im Moment, sogar mit ihrem Talent, einen leeren Platz an der Küste zu erspähen.
Sie wünschte sich schon fast, sie wäre wieder im Waisenhaus, aber das war ein dummer Wunsch. Sogar ehe sie weggelaufen war, war es ein schlimmerer Ort, als der hier gewesen. Zumindest gab es auf den Straßen keine Nonnen, die sie für Fehler schlugen, keine endlosen Arbeitsstunden mit sinnlosen Aufgaben, nur um die Faulheit zu vermeiden.
Das war nah dran und Kate hoffte dabei, dass es ihrer Schwester besser ging als ihr. Ihre Versuche sich mit Sophia zu verbinden, funktionierten nicht. Entweder das oder sie war mit etwas beschäftigt, sodass sie nicht antworten konnte. Sie versuchte, sich wieder mit Emeline zu verbinden. Aber wieder gab es keine Antwort.
Kate ging weiter.
Sie war sich nicht sicher, wo sie sich jetzt in der Stadt befand, aber von dem Anblick war sie nicht in einem schicken Viertel gelandet. Da, stellte sie sich vor, würde das Kopfsteinpflaster mit weißem Marmor glänzen, anstelle mit zerbrochenen Ziegelsteinen und Granit bedeckt von einer Lage Pferdedünger. Die Häuser hier sahen billiger aus, als die um das Haus der Herrenlosen und von innen konnte Kate gelegentliche Rufe und Schreie, Argumente und Gelächter hören.
Sie kam an einem Gasthof vorbei, wo der Kerzenschein Trinkgelage von Arbeitern erleuchtete. Die Wörter eines unzüchtigen Songs hallten durch die Straßen, und obwohl sie alleine war, wurde Kate rot. Einer der Männer winkte ihr zu und Kate ging schnell weiter.
Am Tage war Ashton geschäftig, rau an den Randbezirken. In der Dunkelheit schien diese Ecke noch weniger einladend. In einer nahen Allee war Kate sich sicher, dass sie Geräusche von Gewalt hörte. Als sie an einer weiteren Straße vorbeikam, erwischte sie einen Mann und eine Frau, die sich zusammen gegen eine Wand drückten und sie schaute weg.
Kate wusste, dass sie sich wärmen musste. Im Tageslicht war sie noch warm genug gewesen, um einfach beim Herumlaufen zu trocknen, aber in der Nacht mit dem Mondschein, der in einem Schein von Silber herunterschien und der Wind, der sie durchfuhr, wann immer sie sich nicht nahe genug an den Wänden hielt?
Sie würde sich zu Tode frieren, wenn sie kein Feuer finden würde.
Es gab Feuer überall in der Stadt an Feuerstellen und auf Feuerrosten. Die Kamine der Häuser um sie herum bliesen Rauch in den Nachthimmel, während die Bewohner darauf kochten und sich warmhielten. Dennoch war es nicht so, als könnte sie einfach in eins dieser Häuser hineingehen.
Sie könnte einen Gasthof versuchen, aber Gasthöfe kosteten Geld und wenn sie nur in einem herumhing, dann, daran hatte Kate keinen Zweifel, würde jemand wissen wollen, was sie dort tat. Sie ging also weiter, sah sehnsüchtig in die nahen Gasthöfe und versuchte die Geräusche der gefährlichsten Bewohner der Stadt zu ignorieren, während diese ihren nächtlichen Unternehmungen nachgingen.
Am Ende fühlte Kate sich, als wenn sie nicht mehr länger gehen könnte. Beim nächsten Gasthof, an dem sie vorbeikam, glitt sie in den Hof, der daran angeschlossen war. Sie würde vielleicht nicht für ein Zimmer zahlen können, aber dieser hier hatte Ställe und sie könnte sich wenigstens bei den Pferden warmhalten, wenn sie vorsichtig war.
Es würde Stallburschen irgendwo draußen geben und die Besitzer der Pferde hier würden morgens kommen und sie holen. Aber im Moment konnte Kate keine weiteren Gedanken aufnehmen, die darauf hinwiesen, dass es in der Nähe Menschen gab.
Es gab im Moment drei Pferde in den Ställen. Einer war ein dunkler Hengst, groß und ein wenig aggressiv aussehend. Ein weiteres war ein gutmütiges weißes Pony, das viel zu dünn und schlecht versorgt aussah. Das Dritte war eine kastanienfarbene Stute, die wieherte, als Kate sich ihr näherte, in ihren Stall glitt und sich in das Stroh duckte. Sie nahm eine Decke, die über den Pferderücken drapiert war und es schien sich nicht daran zu stören, als Kate sich selbst darin einwickelte.
Es war nicht viel, aber es war weit aus besser, als durch die Straßen zu laufen und versuchen trocken zu werden. Sie versuchte nicht zu schlafen, denn sie wollte nicht riskieren, dass sich jemand anschlich, während sie schlief. Sie saß einfach da, während sie sich langsam und schrittweise ein wenig aufwärmte.
Sie begann nachzudenken. Sie hatte geplant aus der Stadt zu kommen, als die Jungs sie gefunden hatten und sie gezwungen wurde, zu rennen. Ihr Plan war es gewesen, alles zu stehlen, was sie brauchte, von Essen bis zu Waffen, von Kleidung bis zu … naja einem Pferd. Gab es irgendeinen Grund, warum sie das nicht immer noch tun sollte?
Kate kroch nach vorne zum Stall, sie schaute sich um, während sie gleichzeitig ihre anderen Sinne ausbreitete. Sie hatte keine Illusionen darüber, was mit ihr passieren würde, wenn man sie dabei erwischte, etwas so teures wie ein Pferd zu stehlen. Es würde zumindest das brennende Eisen werden oder aber wahrscheinlich eher die Schlinge.
Aber in dem Moment, wenn die Alternative war, einen langsamen Tod in der Stadt zu sterben, schien es das Risiko wert zu sein.
Eigentlich war die Tat an sich der schwerste Teil. Kate konnte Reitzubehör an der Wand sehen und der kastanienfarbende Hengst hielt still, während Kate die Decke auflegte und einen Sattel darauf legte. Es war offenbar daran gewöhnt, von fremden Menschen gesattelt zu werden. Sie fand noch mehr Reitzubehör und erinnerte sich halb an den Unterricht im Waisenhaus, über die Dienerei, in der ihr gesagt wurde, was sie wissen musste und wo alles hinkam. Den Rest dachte Kate sich einfach, und da sich das Pferd nicht bei ihren Bemühungen wehrte, nahm sie an, dass sie es richtig machte.
Sie öffnete, so leise sie konnte die Stalltür, jedes Knacken des Holzes oder Quietschen der Scharniere hörte sich unglaublich laut in der Stille der Nacht an. Sie traute sich nicht, dass Pferd aus dem Stall zu reiten, stattdessen führte sie es leise Schritt für Schritt, bis sie das Tor erreichte, dass zur Straße führte.
“Hey du! Was glaubst du, was du hier machst?”
Kate zögerte nicht. Ihr Aufstieg in den Sattel war nicht so graziös, aber schnell. Sie grub ihre Fersen in die Flanken des Pferds und schrie laut. Gleichzeitig sendete sie so stark sie konnte den Drang zu laufen.
Kate wusste nicht, welcher Aspekt davon das Pferd zum Galoppieren brachte, aber in dem Moment machte das nichts. Das Einzige was zählte war, dass sie sich an dem Pferd festhielt während es durch die nächtlichen Straßen lief. Rufe ertönten hinter ihr, aber die verschwanden schnell in der Ferne.
Die echte Schwierigkeit war, sich auf dem Pferd zu halten. Kate war noch nie vorher geritten. Das Waisenhaus hatte angenommen, dass die Einzigen die hier ritten, diejenigen wären, die sie unter Vertrag nahmen, sicherlich nicht sie und sicherlich nicht so schnell.
Das bedeutete, dass sie sich um ihr Leben fürchtend an dem Hals des Pferdes festhielt, sie versuchte nicht einmal, es zu lenken, da es sich seinen eigenen Weg durch vorbeifahrende Kutschen und die wenigen Fußgänger da draußen suchte. Sie hielt sich fest, bis die Kräfte des Pferds zu schwinden schienen, dann zog sie die Zügel und versuchte es zu stoppen.
Sie schaffte es, das Pferd zum einfachen Schritt zu bringen und versuchte sich zu orientieren. Sie wusste nicht genau, wo sie in der Stadt war, aber sie hatte eine Ahnung, wo der Fluss war, denn sie hatte sich erst vor kurzer Zeit dort hinausgezogen. Wenn sie weiter in die entgegengesetzte Richtung ritt, dann wäre sie bald raus aus der Stadt.
Kate lenkte das Pferd in die Richtung, von der sie hoffte, das es die richtige war, und ritt weiter. Sie war zwar vorher noch nicht geritten, aber sie hatte schnell den Rhythmus gefunden, drückte mit ihren Beinen und ließ das Pferd laufen, dass sie an Läden und Gasthöfen vorbeibrachte, an Bordelle und Spielepalästen.
Sie kam an einem der Lücken in den alten Mauern vorbei. Es gab einmal eine Zeit, in der sie noch durch ein geschlossenes Tor hatte reiten müssen, an den Wachmännern vorbei, die hätten wissen wollen, wo sie das Pferd herhätte. Diese Tage waren lange vorbei, die Tore waren von den Kanonen in einem der Bürgerkriege zerstört worden. Jetzt konnte Kate ganz einfach durch und in die große Fläche außerhalb der Stadt reiten.
Es gab leise Rufe hinter ihr, aber Kate zweifelte daran, dass sie noch irgendjemand aufhalten konnte. Aber um sicher zu sein, hielt sie sich von den Hauptstraßen fern, sodass jeder der sie jagte, nach ihr suchen musste. Da draußen, das bedeutete vorbei an Reihen von Holzhäusern zu reiten, meistens mit ihren eigenen kleinen Gärten, in denen versucht wurde, extra Lebensmittel anzubauen.
Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte Kate sich wirklich frei. Sie konnte einfach weiter reiten in die Außenbezirke mit den offenen Feldern und seinen kleinen Dörfern und niemand würde sie aufhalten. Sie würde da draußen finden können, was sie brauchte, egal ob es Lebensmittel oder Waffen oder einfach die Freiheit vom Land zu leben war.
Sie atmete tief durch und widerstand dem Drang das Pferd wieder zum Galoppieren zu bringen. Es war lange genug gerannt für heute. Für jetzt wollte sie einfach in dem Schritt gehen, den der kastanienfarbene Hengst bis zum Morgen schaffen konnte, also ließ sie ihn weiter seinen flotten Schritt durch die Außenbezirke dieser weitläufigen Stadt gehen.
Erst als sie einen Hufschmied sah, ließ Kate das Pferd wieder anhalten. Es war die einzige Ansammlung von Steinbauten in einem Meer aus Holz und Lehmziegeln, so solide, dass es aussah, als sei es schon immer dort gewesen. Es gab Beispiele der Arbeit des Besitzers auf dem Platz drum herum, von ausgefertigten Eisentoren bis zu Sensen, die darauf warteten, geschärft zu werden, von Fässern mit Pfeilschächten, die nur darauf warten, dass Pfeilspitzen hineinpassten.
Diese zogen Kates Aufmerksamkeit auf sich. Wenn das Pfeilköpfe waren, dann gab es vielleicht noch andere Dinge da drinnen. Es könnte kurze Jagdbögen geben, die nur auf die Art von komplizierten Metallbeschlägen warteten, die manche Leute liebten. Es gab vielleicht Messer. Vielleicht sogar Schwerter.
Kate wusste, dass sie besser weiterreiten sollte. Es wäre das Sicherste, um nicht noch mehr Diebstahl zu riskieren, bis sie aus der Stadt war. Schon das Pferd war ein großes Risiko gewesen. Trotz des Risikos war es weit aus besser gelaufen, als sie gedacht hatte, oder?
Und vielleicht war es besser das jetzt zu tun, alles in einem. Die Menschen waren bereits hinter ihr her, es war vielleicht besser jetzt alles zu riskieren, als zu riskieren die Dinge zu vermasseln, wenn sie auf dem offenen Land war. Irgendwie hatte Kate das Gefühl, dass es besser war, all die kleinen Verbrechen in der Stadt zu lassen, sobald sie Ashton verlassen hatte. Das war Teil eines Lebens, den sie versuchte hinter sich zu lassen; sie wollte sich ihr neues Leben nicht ruinieren, indem sie sich Feinde in den Dörfern außerhalb der Wahlbezirke oder den Grafschaften dahinter machte.
Ihr Verstand siegte, Kate lenkte ihr Pferd zum Zaun an der Seite des Schmieds. Sie sprang über den Zaun, und sobald sie das getan hatte, fühlte es sich an, als wenn sie etwas Unwiderrufliches getan hatte. Sie schlich zum Geschäft des Hofschmieds und hielt sich geduckt.