Kitabı oku: «Schwur des Ruhms », sayfa 4

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KAPITEL SECHS

Thor öffnete seine Augen bei Anbruch der Morgendämmerung und sah die lebhaften Wogen des Ozeans, die in tiefen Wellentälern ausliefen, beschienen vom sanften Licht der ersten Sonne. Das hellgelbe Wasser des Tartuvianischen Meeres glitzerte im Morgennebel. Das Schiff tanzte leise vor sich hin, und das einzige Geräusch, das weit und breit zu hören war, war das leise Plätschern der Wellen am Rumpf.

Thor setzte sich auf und sah sich um. Seine Augenlider waren schrecklich schwer – und in der Tat hatte er sich noch nie so müde gefühlt. Sie waren seit Tagen gesegelt und alles auf dieser Seite der Welt schien anders zu sein. Es war so viel wärmer und die Luftfeuchtigkeit war so hoch, dass es sich anfühlte, als ob man Wasser atmen würde. Das Klima machte ihn träge und seine Gliedmaßen fühlten sich schwer an. Er fühlte sich wie im Hochsommer.

Thor blickte auf seine Freunde, die normalerweise lange vor der Morgendämmerung wach waren, noch friedlich an Deck verstreut schlafen. Sogar Krohn, der sonst immer wach zu sein schien, schlief noch an seiner Seite. Das feuchte tropische Klima machte ihnen allen zu schaffen. Keiner von ihnen machte sich mehr die Mühe, das Steuerrad besetzt zu halten – das hatten sie schon vor Tagen aufgegeben. Es hatte keinen Sinn: ihre Segel waren Tag und Nacht vom Westwind gebläht, und die magischen Gezeiten dieses Ozeans zogen das Schiff konstant in die gleiche Richtung. Es war ganz so, als würde sie etwas zu einem bestimmten Punkt hin ziehen. Sie hatten ein paarmal versucht, den Kurs zu ändern – doch ohne Erfolg.

Sie hatten resigniert und beschlossen das Tartuvianische Meer sie schon irgendwo hin bringen würde.

Es war ohnehin nicht so, dass sie gewusst hätten, wo sie hingehen sollten. Thor grübelte. So lange die Gezeiten sie irgendwo im Empire an Land bringen würden, wäre das schon in Ordnung.

Krohn wachte auf, winselte und dann lehnte er sich an Thor und leckte sein Gesicht. Thor griff in seinen Sack mit den Leckereien für Krohn und fand darin ein letztes Stückchen getrocknetes Fleisch.

Zu Thors Überraschung schnappte er es sich nicht sofort aus seiner Hand wie er es sonst immer tat; stattdessen sah Krohn auf das getrocknete Fleisch, dann auf den Sack und dann zu Thor. Er zögerte das Essen anzunehmen, und Thor erkannte, dass Krohn nicht das letzte Stück von ihm nehmen wollte.

Thor war zutiefst berührt von der Geste, aber er bestand darauf und schob seinem Freund das Fleisch ins Maul. Thor wusste, dass ihnen bald das Essen ausgehen würde, und er betete, dass sie vorher Land erreichen würden. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wieviel länger ihre Reise dauern würde; was, wenn es Monate wären? Wie sollten sie etwas zu Essen finden?

Die Sonne kletterte hier schnell am Himmel, und schien viel zu früh viel zu stark, und als der Nebel sich zu lichten begann ging Thor an den Bug.

Er stand da und hielt Ausschau während das Deck sanft unter ihm schaukelte, und beobachtete, wie sich der Nebel langsam auflöste. Thor blinzelte. Er fragte sich, ob er anfing Dinge zu sehen, als am Horizont die Umrisse von etwas, das wie Land aussah auftauchten. Sein Puls beschleunigte sich. Es war Land! Land!

Es schien eine ausgesprochen ungewöhnliche Form zu haben: zwei lange, schmale Halbinseln erstreckten sich weit ins Meer, wie die Zinken einer Heugabel, und als sich der Nebel hob sah Thor, dass zu beiden Seiten von ihnen bereits Land war. Sie waren auf beiden Seiten nicht mehr als fünfzig Meter entfernt. Sie wurden von irgendetwas direkt in den Meeresarm gezogen.

Thor pfiff und seine Brüder rappelten sich langsam auf. Sie beeilten sich, zu ihm an den Bug zu kommen, wo er immer noch Ausschau hielt.

Sie alle standen da, atemlos von dem Anblick, der sich ihnen bot: eine derart exotische Küste hatten sie noch nie gesehen. Dichter Urwald reichte bis fast an die Wasserlinie heran – riesige Bäume, die so dicht wuchsen, dass man unmöglich zwischen ihnen hindurch sehen konnte. Thor entdeckte riesige, zehn Meter hohe Farne, die über das Wasser hingen; gelbe und violette Bäume die bis in den Himmel zu reichen schienen; und aus allen Richtungen hörten sie ununterbrochen die Stimmen von Tieren, Vögeln, Insekten und er hatte keine Ahnung was sonst noch alles heulte, knurrte und sang.

Thor schluckte schwer. Er fühlte sich als ob er ein undurchdringliches Königreich der Tiere betrat. Alles schien hier anders zu sein; selbst die Luft roch anders, fremd. Nichts hier erinnerte auch nur im Entferntesten an den Ring. Seine Waffenbrüder sahen sich gegenseitig an und Thor konnte das Zögern in ihren Augen sehen. Sie alle fragten sich, welche Kreaturen im Urwald auf der Lauer lagen und auf sie warteten.

Es war nicht so, dass sie eine Wahl gehabt hätten. Die Strömung trieb sie in eine Richtung, und sie hatten ganz klar ihr vorläufiges Ziel erreicht. Hier würden sie von Bord gehen, und zum ersten Mal den Boden des Empire betreten.

„Hier drüben!“ rief O’Connor.

Sie liefen zu O’Connors Seite der Reling, und er beugte sich darüber und zeigte nach unten auf das Wasser. Dort schwamm neben dem Schiff ein riesiges Insekt in leuchtendem Violett her, es war ungefähr drei Meter lang, mit hunderten von Beinen. Es leuchtete unter den Wellen, dann wimmelte es über die Wasseroberfläche; als es das tat, begannen tausende von kleinen Flügeln zu surren, und es erhob sich gerade über die Wasseroberfläche um dann in einer fließenden Bewegung abzutauchen, nur um wieder aufzutauchen und den Ablauf wieder von vorne zu beginnen.

Während sie es beobachteten, erhob es sich plötzlich höher in die Luft, auf Augenhöhe mit ihnen, schwebte und starrte sie mit großen grünen Augen an. Es zischte, und sie sprangen unwillkürlich zurück und griffen nach ihren Schwertern.

Elden trat vor und schwang danach. Doch als sich sein Schwert senkte, war es schon wieder zurück im Wasser.

Thor und die andern stolperten und fielen kreuz und quer über Deck als das Boot unvermittelt und abrupt anhielt und mit einem Ruck auflief.

Thors Herz schlug schneller, als er über die Kante blickte: unter ihnen war ein schmaler Strand aus tausenden von kleinen zerklüfteten Steinen, alle von leuchtendem Violett.

Land. Sie hatten es geschafft.

Elden und die anderen gingen zum Anker und gemeinsam wuchteten sie ihn von Bord. Sie kletterten an der Kette hinunter und hatten endlich wieder festen Boden unter den Füssen.

Thor seufzte, als seine Füße den Boden berührten. Es fühlte sich so gut an - trockenes, unbewegtes Land! Es würde ihm nichts ausmachen, nie wieder ein Schiff zu besteigen.

Alle ergriffen die Taue und zerrten das Boot so weit an Land wie sie nur konnten.

„Denkst du, dass die Gezeiten es davonziehen werden?“, fragte Reece und sah zum Boot auf.

Thor sah es an und es schien sicher und fest am Strand zu liegen.

„Nicht mit diesem Anker.“, erklärte Elden.

„Die Gezeiten werden es nicht nehmen.“, stellte O’Connor fest. „Die Frage ist vielmehr, ob jemand anderes es vielleicht tun wird.“

Thor warf einen letzten Blick auf das Schiff und erkannte, dass sein Freund Recht hatte. Selbst wenn sie das Schwert finden konnten, würden sie vielleicht zu einer leeren Küste zurückkehren.

„Und wie kommen wir zurück?“, fragte Conval.

Thor konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass sie mit jedem Schritt, den sie taten, die Brücken hinter sich abbrachen.

„Wir werden schon einen Weg finden.“, sagte Thor. „Es muss ja schließlich im Empire andere Schiffe als unseres geben, nicht wahr?“

Thor versuchte autoritär zu wirken um seine Freunde zu beruhigen. Doch tief in seinem inneren war er selbst nicht so sicher. Diese ganze Reise schien ihm immer wenige unter einem guten Stern zu stehen.

Sie sahen auf die Baumgrenze. Es war eine Wand aus Blättern, mit nichts als Finsternis dahinter. Die Laute der Tiere um sie herum hoben zu einer wahren Kakophonie an. So laut, dass Thor kaum klar denken konnte. Es war, als ob jedes Tier des Empire zu ihrer Begrüßung schreien würde.

Oder um sie zu warnen.

*

Thor und die anderen wanderten Seite an Seite, argwöhnisch und wachsam, durch den dicken tropischen Urwald. Es fiel Thor schwer einen klaren Gedanken zu fassen, so laut und anhaltend waren die Schreie und das Orchester der Insekten und Tiere um ihn herum. Doch wenn er in die Schwärze des Waldes blickte, konnte er sie nicht sehen.

Krohn folgte ihm und knurrte, das Haar auf seinem Rücken aufgestellt. Thor hatte ihn noch nie so wachsam erlebt. Er sah hinüber zu seinen Waffenbrüdern und sah dass sie alle, genauso wie er eine Hand am Schwertknauf hatte. Auch sie waren aufs Äußerste angespannt.

Sie liefen schon seit Stunden, tiefer und tiefer in den Urwald hinein und die Luft wurde nur wärmer und dicker, noch feuchter, und das Atmen fiel schwer. Sie waren den Spuren von etwas gefolgt, was wohl einmal ein Weg gewesen war, ein paar abgebrochene Äste ließen darauf schließen, dass die Diebe vielleicht hier entlang gekommen waren. Thor hoffte nur, dass dies wirklich ihre Spuren waren.

Er blickte voller Ehrfurcht über die Natur auf. Alles war in epischen Ausmaßen überwuchert, viele der Blätter waren so groß wie er selbst. Er fühlte sich wie ein Insekt in einem Land von Riesen. Er sah eine Bewegung hinter ein paar Blättern, konnte aber nichts erkennen. Er hatte das eigenartige Gefühl, dass sie beobachtet wurden.

Der Weg vor ihnen endete plötzlich vor einer dichten Wand von Blättern. Sie blieben stehen und blickten einander verwundert an.

„Ein Weg kann doch nicht einfach so verschwinden!“, sagte O’Connor und schien verzweifelt.

„Ist er auch nicht.“, erklärte Reece und untersuchte die Blätter. „Der Urwald hat ihn sich zurückgeholt.“

„Wohin sollen wir dann jetzt gehen?“, wollte Conval wissen.

Thor blickte sich um und fragte sich dasselbe. Egal wohin er sah, sie waren von dichtem Blattwerk umgeben aus dem es keinen Weg heraus zu geben schien. Thor wurde bange ums Herz und er fühlte sich in zunehmendem Masse verloren.

Dann hatte er eine Idee.

„Krohn.“, sagte er und kniete sich hin um in sein Ohr zu flüstern. „Klettere auf den Baum da. Sei unsere Augen und sag uns wo wir hin müssen.“

Krohn schaute mit treuen Augen zu ihm auf und Thor wusste, dass er ihn verstanden hatte.

Krohn nahm Anlauf und sprintete auf einen riesigen Baum, mit einem Stamm so dick wie zehn Männer, zu und mit einem riesigen Satz sprang er daran hoch und kletterte von Ast zu Ast bis fast nach ganz oben. Er schob sich bis zur Spitze des Astes vor und hielt mit aufgestellten Ohren Ausschau. Thor hatte schon immer geglaubt, dass Krohn ihn verstehen konnte, doch jetzt war er sich sicher.

Krohn duckte sich und gab einen seltsamen schnurrenden Laut von sich, sprang flink über die Äste wieder herunter und lief los. Die Jungen tauschten zunächst verwunderte Blicke aus und folgten dann Krohn tiefer in den Urwald hinein. Sie mussten sich mühsam ihren Weg durch das dichte Blattwerk bahnen.

Nach ein paar Minuten, in denen sie fast blind durch den Wald tasteten entdeckte ein sehr erleichterter Thor den schon verlorengeglaubten Weg, und die abgebrochenen Äste wiesen ihnen wieder den Weg den die andere Gruppe gegangen sein musste. Thor beugte sich zu Krohn herunter und gab ihm einen Kuss auf den Kopf.

„Keine Ahnung, was wir ohne ihn tun würden“, erkannte Reece.

„Ich auch nicht!“, antwortete Thor, und Krohn schnurrte zufrieden und es erschien fast so, als ob er stolz war.

Als sie tiefer in den Urwald vordrangen und sich ihren Weg durch das dicht gewachsene Unterholz bahnten, kamen sie in eine Gegen mit neuen Pflanzen. Sie hatten die Größe eines ausgewachsenen Mannes und blühten überall um sie herum. Die Farbenpracht war hypnotisch. Es gab Bäume mit Früchten in der Größe von Felsbrocken, die von ihren riesigen Ästen hingen.

Sie blieben stehen und bestaunten diese Wunder der Natur während Conval sich nach einer besonders leuchtend roten Frucht streckte.

Plötzlich hörten sie ein tiefes Knurren. Conval sprang zurück und griff sein Schwert und sie sahen sich nervös an.

„Was war das?“, fragte Conval.

„Es kam von da drüben.“, sagte Reece und deutete in die andere Richtung.

Sie wandten sich um schauten. Doch Thor konnte nichts außer Blättern erkennen. Krohn fauchte zurück. Das Knurren wurde lauter, anhaltender, und schließlich hörten sie Blätter rascheln.

Thor und die anderen traten zurück und zogen in Erwartung des Schlimmsten ihre Schwerter.

Was ihnen da aus dem Urwald entgegenkam übertraf selbst Thors schlimmste Erwartungen. Vor ihnen stand ein Insekt, das einer Gottesanbeterin oder Heuschrecke ähnelt, jedoch fünfmal so groß war wie er. Es hatte zwei muskulöse Hinterbeine, und zwei kürzere Vorderbeine mit langen Zangen an den Enden, die in der Luft baumelten und den Scheren eines Hummers ähnelten. Es war leuchtend grün und mit schillernden Schuppen bedeckt und hatte kleine Flügel, die surrten und vibrierten. Es hatte zwei Augen dort, wo man sie erwartet hätte und ein weiteres, drittes Auge an der Nasenspitze. Es bewegte sich und enthüllte noch mehr Zangen unter seinem Hals, die vibrierten und schnappten.

Es stand vor ihnen und überragte sie und eine weitere Zange kam aus seinem Bauch hervor, an einer Art langen, dünnen hervorstehenden Arm; plötzlich und schneller als auch nur einer von ihnen reagieren konnte, schossen drei seiner zangenbewehrten Arme vor und griffen O’Connor um die Hüfte, um ihn hoch in die Luft zu heben, als wäre er leicht wie ein Blatt.

O’Connor schwang sein Schwert aber er war nicht einmal annähernd schnell genug. Das Tier schüttelte ihn ein paarmal, dann öffnete es das Maul und entblößte Reihen von scharfen Zähnen und wollte O’Connor seitwärts hineinstecken.

Angesichts eines wahrscheinlich schmerzvollen Todes schrie O’Connor. Thor erwachte aus seiner Schreckensstarre. Ohne viel zu denken platzierte er einen Stein in seiner Schleuder, zielte auf das dritte Auge des Biests und holte aus.

Er landete einen direkten Treffer. Das Tier kreischte, ein furchtbares Geräusch, das laut genug schien, einen Baum spalten zu können, und ließ O’Connor fallen, der mit einem dumpfen Plumps auf den Boden fiel. Aufgebracht wandte das Biest seine Aufmerksamkeit Thor zu.

Thor wusste, dass der Versuch, die Kreatur zu bekämpfen nutzlos sein würde. Wahrscheinlich würde es zumindest einen von ihnen töten und womöglich auch Krohn, und es würde ihre ohnehin schon geschwächten Energiereserven weiter aufzehren.

Er hatte das Gefühl, dass sie vielleicht in sein Revier eingedrungen waren und dass er sie vielleicht in Ruhe lassen würde, wenn sie sich nur schnell daraus zurückziehen würden.

„LAUFT!“, schrie Thor.

Sie drehten sich um und rannten – und das Biest folgte ihnen.

Thor konnte die Geräusche von den Klauen des Tiers hören, mit denen es sich durch das dichte Blattwerk hinter ihm Schnitt. Eine der Zangen zischte durch die Luft und verfehlte seinen Kopf um weniger als einen Meter. Zerhackte Blätter flogen durch die Luft und regneten auf ihn herab. Sie rannten so schnell sie konnten, und Thor war sicher, dass sie, wenn sie nur genügend Abstand zwischen sich und das Tier bringen, irgendwo Unterschlupf finden konnten.

Doch plötzlich rutschte Reece neben ihm aus und fiel über einen Ast und mit den Gesicht voraus auf den matschigen Boden. Thor wusste, dass er nicht rechtzeitig würde aufstehen können. Er blieb neben ihm stehen, zog sein Schwert und stellte sich zwischen ihn und das Biest.

„LAUFT WEITER!“, schrie Thor den anderen über die Schulter zu, bereits Reece zu verteidigen. Das Biest stürzte sich kreischend auf ihn und schwang eine seiner Zangen nach Thors Gesicht. Thor duckte sich und riss gleichzeitig sein Schwert hoch und hackte mit der gleichen Bewegung dem Biest eine seiner Zangen ab. Es ließ einen furchterregenden Schrei los.

Eine grüne Flüssigkeit spritze über Thor und er sah schockiert, wie in nur wenigen Sekunden die Zange nachwuchs, als hätte er es nie verletzt.

Thor schluckte. Wie sollte er ein solches Wesen töten? Und jetzt hatte er es auch noch verärgert. Das Biest schlug mit einem anderen Arm, der aus einem anderen Körperteil zu kommen schien und traf Thor hart gegen die Rippen und schleuderte ihn durch die Luft in eine Baumgruppe. Das Biest sprang hinterher und senkte eine andere seiner Zangen auf Thor herab und er wusste, dass er ein Problem hatte.

Elden, O’Connor und die Zwillinge stürzten vor und als das Biest seine Zangen auf Thor senkte, schoss O’Connor einen Pfeil genau in sein Maul der in der Rückseite seines Halses stecken blieb. Es kreischte fürchterlich. Elden ließ seine zweihändige Axt auf den Rücken des Biests hinuntersausen während Conven und Conval es mir ihren Speeren attackierten und es in den Hals trafen. Reece hatte es endlich geschafft sich aufzurappeln und stieß ihm mit aller Kraft sein Schwert in den Bauch. Zur gleichen Zeit sprang Thor hoch und schwang sein Schwert und hackte dem Tier wieder den Arm ab. Auch Krohn beteiligte sich nun. Er sprang hoch und biss sich am Hals des Biests fest.

Es kreischte und schrie als sie ihm mehr Schaden zufügten als Thor überhaupt für möglich gehalten hatte. Doch Thor konnte nicht fassen, dass es immer noch mit vibrierenden Flügeln vor ihnen stand. Es wollte einfach nicht sterben.

Sie hatten mit Schrecken beobachtet, wie es nach den Speeren und der Axt gegriffen hatte, sie aus den Wunden gezogen hatte und diese vor ihnen Augen heilten. Das Biest schien unbezwingbar.

Es stellte sich auf die Hinterbeine und brüllte, und sie sahen erschrocken zu ihm hoch. Sie hatten mit allem was ihnen zur Verfügung stand angegriffen, und es schien nicht einmal eine Schramme zu haben. Es bereitete sich darauf vor, sich mit seinen rasiermesserscharfen Zähnen und Zangen erneut auf sie zu stürzen, und Thor erkannte, dass sie alles versucht hatten. Er war sich sicher, dass sie alle würden sterben müssen.

„AUS DEM WEG!“, kam ein plötzlicher Schrei.

Die Stimme kam von irgendwoher hinter Thor und klang jung. Thor drehte sich um und sah einen kleinen Jungen, vielleicht elf Jahre alt auf sich zu rennen, der eine Kanne mit Wasser trug. Thor duckte sich und der Junge schleuderte das Wasser und spritzte es über das Gesicht des Biests. Es bäumte sich auf und kreischte furchterregend. Dampf stieg von seinem Gesicht auf, und es versuchte es mit seinen Zangen abzuwischen. Es kreischte und schrie immer wieder – so laut, dass Thor seine Hände über die Ohren legen musste.

Endlich drehte sich das Biest um und rannte davon, zurück in den Urwald und verschwand im dichten Blattwerk

Sie alle wandten sich dem kleinen Jungen zu und sahen ihn dankbar und verwundert an. Lediglich mit einem Lendenschurz bekleidet, hatte er längeres braunes Haar und leuchtend grüne, wache Augen. Er war über und über mit Schlamm beschmiert und sah aus – seinen bloßen Füssen und dreckigen Händen nach zu Urteilen – als lebte wahrscheinlich hier draußen.

Thor war niemals einem Fremden gegenüber dankbarer gewesen.

„Waffen können einem Gathortier nichts anhaben.“, erklärte der Junge und rollte seine Augen. „Ihr hattet Glück, dass ich in der Nähe war und sein Kreischen gehört habe. Wenn nicht, währet ihr jetzt wahrscheinlich schon tot. Hat euch denn niemand gesagt, dass man ein Gathortier nicht angreifen soll?“

Thor sah seine Freunde sprachlos an.

„Wir haben es nicht angegriffen.”, sagte Elden. „Es hat uns angegriffen.“

„Sie würden niemals angreifen“, sagte der Junge, „es sei denn man dringt in ihr Revier ein.“

„Was hätten wir dann tun sollen?“, wollte Reece wissen.

„Nun, zum einen schaut man ihm nicht in die Augen.“, erklärte der kleine Junge. „Und wenn es angreift, legst du dich mit dem Gesicht nach unten flach auf den Boden, bis es dich in Ruhe lässt. Und am allerwichtigsten: versuche niemals wegzulaufen!“

„Du hast unser Leben gerettet.“, sagte Reece. „Wir stehen tief in deiner Schuld.“

Der Junge zuckte die Schultern.

„Ihr seht nicht gerade wie Truppen des Empire aus.“, sagte er. „ Ihr seht aus, als würdet ihr von irgendwo anders herkommen. Warum sollte ich euch nicht helfen? Ihr tragt die gleichen Abzeichen, wie die Gruppe, die vor ein paar Tagen mit einen Schiff hier ankam.“

Thor und die anderen tauschten Blicke aus und wandten sich dann dem Jungen zu.

„Weißt du, wo diese Gruppe hingegangen ist?“, wollte Thor wissen.

Wieder zuckte der Junge die Schultern. „Es war eine große Gruppe und sie haben eine Waffe getragen. Sie schien schwer zu sein: Sie konnten sie nur gemeinsam tragen. Ich bin ihnen tagelang gefolgt – das war leicht. Sie waren langsam und außerdem nachlässig und unvorsichtig. Ich weiß, wo sie hingegangen sind, wobei ich sie nicht weiter als bis zum Dorf verfolgt habe. Ich kann euch hinbringen und euch die Richtung weisen, wenn ihr das wollte. Aber nicht heute.“

Die anderen tauschten ratlose Blicke.

„Warum nicht?“, wollte Thor wissen.

„Es wird bald dunkel, und nach Einbruch der Dunkelheit sollte man sich besser nicht draußen aufhalten.

„Doch warum?”, fragte Reece

Der Junge sah ihn an, als wäre er verrückt.

„Die Ethawanzen.“, sagte er.

Thor trat vor und sah den Jungen an. Er hatte ihn sofort gemocht. Er war intelligent, ernsthaft, furchtlos und hatte ein riesengroßes Herz.

„Weißt du einen Ort, wo wir über Nacht Unterschlupf finden können?

Der Junge sah Thor an, zuckte mit den Schultern, und sah verunsichert aus. Er stand unschlüssig da.

„Ich glaube nicht, dass ich euch mitnehmen sollte.“, sagte er. „Großvater wird böse auf mich sein.“

Plötzlich kam Kroh hinter Thor vor und lief auf den Jungen zu – und die Augen des Jungen leuchteten begeistert auf.

„Wow!“, rief er.

Krohn leckte das Gesicht des Jungen, wieder und wieder, und der Junge kicherte vor Freude und streichelte Thors Kopf. Dann kniete der Junge nieder und umarmte Krohn.

Krohn schien ihn auch zu umarmen und der Junge lachte.

„Wie ist sein Name?“, wollte er wissen. „Was ist er?“

„Sein Name ist Krohn.“, sagte Thor. „Und er ist ein seltener weißer Leopard. Er kommt von der anderen Seite des Meeres. Vom Ring, wo auch wir herkommen. Er mag dich!“

Der Junge küsste Krohn ein paar Mal und schließlich stand er auf und sah Thor an.

„Nun ja.“, sagte der Junge, immer noch unsicher. „Ich denke schon, dass ich euch in mein Dorf bringen kann. Ich hoffe nicht, dass Großvater zu böse sein wird. Wenn doch, habt ihr Pech. Folgt mir. Wir müssen uns beeilen. Es wird bald Nacht.“

Der Junge drehte sich um und bahnte sich schnell seinen Weg durch den Urwald und Thor und die anderen folgten ihm. Thor war erstaunt über die Geschicklichkeit des Jungen und wie gut er den Urwald kannte. Es fiel ihm schwer, mitzuhalten.

„Von Zeit zu Zeit kommen Leute hier her.“, sagte der Junge. „Das Meer, die Gezeiten, sie führen sie direkt in den Hafen hinein. Manche Leute kommen vom Meer und kommen auf dem Weg zu irgendeinem anderen Ort hier durch. Die meisten überleben es nicht. Sie werden meistens von irgendetwas aufgefressen. Ihr hattet Glück. Es gibt viel Schlimmeres hier als das Gathortier.

Thor schluckte.

„Schlimmer als das? Was denn?“

Der Junge schüttelte den Kopf und lief weiter.

„Das willst du nicht wissen. Ich habe ziemliche schreckliche Dinge hier gesehen.“

„Wie lange bist du schon hier?“, wollte Thor wissen. Er war neugierig.

„Mein ganzes Leben schon.“, sagte der Junge. „Mein Großvater hat uns hierher gebracht, als ich noch ganz klein war.“

„Doch warum hierher? An diesen Ort. Es muss doch menschenfreundlichere Orte als diesen hier geben.“

„Du kennst das Empire nicht, nicht wahr?“, fragte der Junge. „Ihre Truppen sind überall. Es ist nicht leicht, unsichtbar für sie zu bleiben. Wenn sie uns jemals fangen würden, würden sie uns als Sklaven halten. Sie kommen jedoch kaum hierher – nicht so tief in den Urwald.

Als sie sich ihren Weg durch das dichte Blattwerk bahnten wollte Thor gerade ein Blatt wegschieben, als der Junge sich umdrehte und Thors Hand einen Stoß versetzte.

„FASS DAS NICHT AN!“

Sie alle blieben stehen und Thor sah sich das Blatt, das er fast berührt hätte. Es war groß und gelb und sah unschuldig aus.

Der Junge nahm einen Stock und tippte das das Blatt mit der Spitze an. Mit unglaublicher Geschwindigkeit und begleitet von einem lauten Zischen rollte sich das Blatt um den Stock und die Spitze des Stocks löste sich auf.

Thor war geschockt.

„Ein Rankelblatt.“, sagte der Junge. „Gift. Wenn du es berührt hättest, hättest du jetzt keine rechte Hand mehr.“

Thor sah sich um und betrachtete das Grünzeug um ihn herum mit neuem Respekt. Er war überglücklich, dass sie diesem Jungen begegnet waren.

Sie wanderten weiter und Thor behielt seine Hände dicht am Körper – genauso wie die anderen auch. Sie waren nun bei jedem Schritt viel vorsichtiger.

„Bleibt dicht beisammen und folgt meinen Schritten genau.“, hatte der Junge gesagt. „Fasst nichts an, und um Himmels Willen versucht nicht, eine dieser Früchte zu essen. Und riecht auch nicht an den Blumen, es sei denn, ihr wollt ohnmächtig werden

„Hey, was ist das?“, fragte O’Connor und drehte sich zu einer riesigen Frucht um, die von einem Ast hing, lang und schmal und von glitzerndem Gelb. O’Connor ging einen Schritt darauf zu und streckte die Hand danach aus.

„NICHT!“, schrie der Junge.

Doch es war zu spät.

Als er sie berührte, gab der Boden unter ihnen nach, und Thor rutschte ein Gefälle herunter, begleitet von Matsch und Wasser. Sie waren inmitten einer Schlammlawine und konnten nicht anhalten.

Sie schrien als sie hunderte von Metern weit direkt in die schwarzen Tiefen des Urwaldes rutschten.

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Yaş sınırı:
16+
Litres'teki yayın tarihi:
10 ekim 2019
Hacim:
302 s. 4 illüstrasyon
ISBN:
9781939416988
İndirme biçimi:
Metin
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