Kitabı oku: «Sklavin, Kriegerin, Königin », sayfa 14
KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
„Dürfte ich ein Wort mit dir wechseln?“, fragte Thanos Cosmas in der Bibliothek. Seine Hände zitterten wie Espenlaub.
Cosmas blickte von seiner Schriftrolle auf. Sein Ausdruck war besorgt und liebevoll zur gleichen Zeit.
„Natürlich.“
Sie gingen zusammen in die Palastgärten und setzten sich auf eine Bank vor dem Marmorbrunnen unter dem bewölkten Himmel.
„Womit kann ich dir helfen, mein Sohn?“, fragte Cosmas.
Thanos atmete sorgenvoll aus.
„Der König und die Königin haben angeordnet, dass Ceres und ich uns vermählen, um den Frieden im Land wiederherzustellen“, sagte er.
„Das habe ich gehört.“
„Sie hat es abgelehnt.“
„Ja, das habe ich auch gehört.“
Thanos nahm erneut einen tiefen Atemzug.
„Ich habe mich in Ceres verliebt, doch sie glaubt, dass ich sie nur gefragt habe, weil es befohlen worden ist.“
Cosmas nickte, machte eine Pause und legte die Hand ans Kinn.
„Hast du mit ihr gesprochen, ihr dein Herz geöffnet und sie wissen lassen, was du für sie empfindest?“, fragte Cosmas.
„Ich habe ihr so einiges gesagt, aber nicht, dass ich sie liebe“, antwortete Thanos.
„Warum zum Himmel nicht?“
Sie war so sauer auf ihn gewesen, erinnerte er sich, doch das war nicht der Grund gewesen.
„Als ich meinen Auftrag ausgeführt habe, habe ich gegen ihren Bruder gekämpft und er ist auf sein eigenes Schwert gefallen und gestorben. Ich habe Ceres erzählt, was passiert ist, aber sie war außer sich und es schien als würde sie glauben, dass ich für seinen Tod verantwortlich sei.“
Cosmas nickte und dachte nach.
„Du hast ihr die Wahrheit gesagt und sie wird Zeit brauchen, ihre Wut und Verletzung zu überwinden. Wenn du nichts gesagt hättest und sie es dann herausgefunden hätte, dann hätte sie dir niemals vergeben. Du hast das Richtige getan.“
„Aber sie hasst mich jetzt, auch wenn ich versucht habe ihren Bruder zu retten“, sagte Thanos.
„Ich kenne dich dein gesamtes Leben lang Thanos. Du bist ein guter Mensch.“
Thanos stöhnte.
„Wie kann ich ein guter Mensch sein, wenn ich am liebsten vor allem und jedem davonlaufen würde?“
„Davonzulaufen gibt dir vielleicht die Chance noch einmal ganz von vorne anzufangen. Doch irgendwann werden dich die Geister der Vergangenheit einholen“, sagte Cosmas. „Du musst mit ihr sprechen und dann kann sie entscheiden.“
„Sie wird nicht mit mir sprechen wollen.“ Doch dann hatte Thanos eine Idee. „Kannst du vielleicht versuchen, mit ihr zu sprechen?“, bat er.
Cosmas hob seine buschigen Augenbrauen und schnaufte.
„In Ordnung, aber nur wenn du mir im Gegenzug versprichst, ihr zu sagen, dass du sie liebst.“
Thanos nickte. „Ich verspreche es.“
*
Ceres rannte durch den Palast drei Stufen gleichzeitig nehmend die Treppen hinauf und vorbei an Reichssoldaten, die versuchten, sie festzunehmen. Sie sauste in Richtung von Thanos’ Zimmer und ihre Füße bewegten sich so schnell, dass sie kaum den Marmorboden berührten. Thanos war jetzt der einzige, der ihr noch helfen konnte, das wusste sie und wenn er es ablehnen würde, dann würde sie ihn eigenhändig und wenn notwendig geknebelt zurück zur Hafenhöhle schleppen. Thanos musste Rexus sagen, dass sie seinen Heiratsantrag abgelehnt hatte, sodass sie wieder in den Kreis der Revolutionäre aufgenommen würde.
Als sie in Thanos’ Zimmer stürmte, war sie jedoch enttäuscht, es leer vorzufinden.
Sie rannte in die Palastgärten, sah auf dem königlichen Übungsplatz nach und warf sogar einen Blick in die Hütte des Schmieds. Aber er blieb verschwunden. Es war als hätte er sich in Luft aufgelöst.
Die Bibliothek, natürlich!
Auf ihrem Weg zurück durch die Gärten sah sie die Königin auf der Veranda stehen. Ihre Augen waren wie die eines Adlers und ein hinterhältiges Grinsen umspielte ihre Lippen. Dann sprangen vier Reichssoldaten hinter Büschen und Bäumen hervor und nahmen Ceres fest. Ihre Griffe waren so fest, dass sie ihr wehtaten.
„Thanos!“, schrie sie und trat mit den Beinen. „Thanos!“
Aber er war nirgends zu sehen.
Die Reichssoldaten schleppten sie in das Zimmer der Königin und warfen sie auf den glänzenden Marmorboden vor deren Füße. Zwei hielten an der Tür Wache und versperrten die Tür. Die beiden anderen marschierten an einem sich umarmenden Steinpärchen vorbei auf den Balkon hinaus.
„Komm mit mir mit“, sagte die Königin zu Ceres.
Die Königin lief durch die wallenden Purpurvorhänge auf die Veranda, von der aus man den Ozean sehen konnte. Zittrig und noch immer verärgert folgte Ceres ihr nach.
„Ich habe noch immer keine Ahnung, wie es dir gelungen ist aus deinem Zimmer zu entkommen“, sagte die Königin und ihre kalten Augen blickten in die Ferne. Sie hielt einen goldenen Becher in ihrer Hand. „Zuerst habe ich gedacht, dass du durch das Fenster geklettert bist und dann den Turm hinunter. Aber das hätte mit Sicherheit tödlich geendet.“
Ceres biss sich auf die Lippe, fest entschlossen Anka da nicht mit hineinzuziehen.
„Es muss dir also jemand aus dem Palast geholfen haben, die Tür zu öffnen und wenn ich diesen jemand finde, dann werde ich ihm höchstpersönlich die Haut vom Leibe ziehen“, sagte die Königin mit nüchternem Ton.
„Es ist nicht sonderlich schwer, die Tür von innen ohne Schlüssel zu entriegeln“, sagte Ceres in der Hoffnung, dass die Königin glauben würde, sie hätte sich selbst befreit.
Die Königin blickte Ceres mit zusammengekniffenen Augen an.
„Ich bezweifle sehr, dass es so war“, sagte sie.
Die Königin drehte sich weg und blickte über den Ozean.
„Als ich so alt wie du war, habe ich auch geglaubt, dass ich alles tun könnte, was ich will. Die Jugend macht den Menschen naiv und unvernünftig“, sagte sie.
„Ich bin keines von beidem“, sagte Ceres.
Die Königin nahm einen Schluck Wein.
„Natürlich bist du das meine Liebe. Deine Rückkehr zum Palast beweist es. Du hättest diesem Ort fern bleiben sollen Ceres. Hier haben wir einen genauen Plan für dein Leben und der wird dir nicht gefallen.“
„Ich werde Thanos nicht heiraten, wenn es das ist, was Sie meinen“, sagte Ceres.
„Das wirst du und als die neue Prinzessin wird es in deiner Verantwortung stehen, Nachkommen zu gebären. Viele, viele Nachkommen. Niemand wird dich jemals wiedersehen. Niemand wird jemals wieder ein Wort von dir hören. Deine Kinder werden dir genommen in dem Augenblick ihrer Geburt. Sie werden dir aus den Armen gerissen und von einer Amme aufgezogen werden, weit, weit weg von dir.“
„Ich werde Thanos nicht heiraten.“
„Du hast keine Wahl Ceres. Du wirst ihn heiraten und nachdem ihr genug Kinder bekommen habt, wirst du getötet und durch ein anderes Mädchen ersetzt werden. Ein Mädchen blauen Blutes, das den Titel der Prinzessin auch wirklich verdient.“
„Das würde Thanos niemals zulassen. Er ist anders als der Rest eurer Barbaren.“
Die Königin gluckste.
„Glaubst du wirklich, dass du ihm wichtig bist?“, fragte sie. „Meine Liebe, du bist ja sogar noch naiver als ich dachte.“
Ceres’ Schultern spannten sich bei diesen Worten an. Hatte er nur so getan, seine Familie und die anderen Adligen zu hassen, um ihr Vertrauen zu gewinnen? Hatte er seine Zuneigung nur gespielt, sodass sie sich in ihn verliebte, während er sich eigentlich nicht einen Dreck um sie scherte? Nein, das glaubte sie nicht. Seine Berührungen und sein Kuss waren zu echt gewesen.
„Thanos hat mir ein Geheimnis anvertraut und ich muss gestehen, dass er damit beweist, der vielleicht barbarischste unter uns zu sein“, sagte die Königin.
„Das bezweifle ich“, sagte Ceres.
„Ich nehme an, dass er dir verschwiegen hat, dass er es war, der deinen Bruder Nesos getötet hat?“ sagte die Königin mit einem widerlichen Grinsen.
Ceres versuchte mit aller Macht ihr Gesicht nicht dem Kummer und den Tränen zu übergeben, die sie bei diesen Worten verspürte. Doch ganz konnte sie sich nicht beherrschen und so fiel sie auf ihre Hände und Knie und begann zu schluchzen.
„Warum… warum tun Sie mir das an?“, fragte Ceres mit brüchiger Stimme. „Wie können Sie mich so sehr hassen, ohne mich überhaupt zu kennen?“
Die Königin kam auf Ceres zu und trat auf ihr dreckiges Kleid.
„Ich brauche dich nicht kennenzulernen, um zu wissen, dass du ein überaus nützlicher Spielstein für das Reich bist“, sagte sie.
„Ich werde niemals irgendjemandes Spielstein sein“, zischte Ceres.
Die Königin ging über diesen Satz hinweg.
„Durch diese Heirat wird Frieden in diesem Land einziehen und dem Reich seine Macht sichern. Und wenn du einmal deinen Zweck erfüllt hast, ohne einen Fehler zu machen, dann wird man dich gehen lassen.“
Die Königin nickte den Reichssoldaten hinter ihr zu und sie ergriffen Ceres Arme und stellten sie auf ihre Füße.
„Bringt sie zurück in ihr Zimmer“, sagte die Königin. „Und stellt sicher, dass sie dieses Mal an Händen und Füßen gefesselt ist.“
KAPITEL ACHTUNDZWANZIG
Thanos fühlte sich immer besser, nachdem er mit Cosmas gesprochen hatte. Entschlossenheit schwang in jedem seiner Schritte und er war mit jeder Faser seines Körpers bereit, sich Ceres zu öffnen, auch wenn das bedeuten sollte, dass sie sich gegen ihn entscheiden würde.
Er marschierte durch die Palastgärten und gerade als er um die Ecke der Gartenlaube bog sah er, wie der König sich mit seinen Beratern näherte. Sein Onkel war wahrscheinlich der böseste Mensch, der auf der Erde wandelte, dachte Thanos. Er war ein grausamer Mörder, der alles in Kauf nahm, um an der Macht zu bleiben.
Thanos wollte in der Hoffnung, dass der König ihn noch nicht gesehen hatte, schon den Weg verlassen und eine andere Route einschlagen.
„Guten Tag Thanos“, schrie der König und winkte ihn zu sich hinüber.
Thanos erfasste das Grauen, doch er näherte sich seinem Onkel, während seine Berater weiter den Weg hinuntergingen.
„Komm ein Stück mit mir“, sagte der König.
Er spazierte neben seinem Onkel den Weg entlang in Richtung des königlichen Übungsplatzes. Der Duft der Blumen war so süß, dass ihm übel wurde. Oder war es die Gegenwart seines Onkels, die ihm so zusetzte?
„Ich habe gehört, dass der Antrag nicht ganz so gelaufen ist, wie du es dir gewünscht hättest“, sagte der König und verschränkte seine Hände hinter dem Rücken.
Der König war so ziemlich die letzte Person, mit der Thanos diese Unterhaltung gerade haben wollte. Aber er saß hier nun einmal fest und hatte keine andere Wahl als ihm zu antworten.
„Nicht ganz!“, sagte Thanos.
Der König blieb stumm und wartete darauf, dass Thanos fortfuhr.
„Ich sehe, dass dir das Mädchen nicht egal ist“, sagte der König schließlich. „Und es mag dich vielleicht überraschen, aber unsere Lebensgeschichten sehen sich ähnlicher als du vielleicht denkst.“
Das überraschte Thanos tatsächlich und er wurde neugierig.
„Als ich Athena das erste Mal traf, konnte sie es kaum ertragen, mit mir im selben Raum zu sein“, sagte der König mit einem Kichern. „Es war eine arrangierte Heirat, die einer meiner Elternteile in die Wege geleitet hatte, um die Reichsgrenzen auszudehnen. Ich hatte Gerüchte über Athenas Schönheit gehört, und ich konnte es kaum erwarten sie kennenzulernen. Doch dann als wir uns trafen, weigerte sie sich meine Existenz auch nur im Geringsten wahrzunehmen.“
„Warum?“, fragte Thanos, der diese Geschichte noch nie zuvor gehört hatte.
„Sie war in jemand anderen verliebt.“
Das war eine interessante Geschichte, dachte Thanos, doch er konnte nicht erkennen, wie das mit seiner eigenen Situation zusammenpasste.
„Wir haben geheiratet und nach dem ersten Jahr waren wir nicht nur beste Freunde, sondern hatte auch die Leidenschaft füreinander war entfacht“, fuhr der König mit einem stolzen Ausdruck im Gesicht fort.
„Warum erzählst du mir das?“
Der König machte eine Pause und legte Thanos seine fleischige Hand auf die Schulter.
„Ich muss zugeben, dass sich unsere Geschichten nicht ganz decken, aber ich kenne dich Thanos. Du wirst dich wahrscheinlich weigern, Ceres ohne ihre Zustimmung zu heiraten. Und weil sie jemand anderes liebt, wirst du alles in deiner Macht Stehende tun, sie nicht zur Heirat mit dir zu zwingen.“
Thanos kniff die Augen zusammen.
„Warum glaubst du, dass sie jemand anderen liebt?“, fragte er.
„Wir sind Ceres gefolgt als sie sich aus dem Palast geschlichen hat, um Rexus, einen der Anführer der Rebellion, aufzusuchen. Er ist ihr Liebhaber“, sagte der König.
Wenn die Worte seines Onkels wahr waren, dann war das ein weiterer Schlag gegen Thanos’ Stolz. Doch konnte er seinem Onkel trauen? Niemals.
„Rexus ist ein Freund aus ihrer Kindheit, nichts weiter“, sagte Thanos.
„Ich erzähle dir das nicht, um dich zu quälen, sondern damit du die Wahrheit weißt. Ich mag hart mit dir ins Gericht gehen, doch war ich gegenüber dir immer aufrichtig“, sagte der König.
Thanos schlug die Hand des Königs weg und trat einen Schritt zurück.
„Du lügst“, fauchte er.
„Nachdem Ceres zum Palast zurückgekehrt war, hat sie der Königin alles gestanden. Geh und frag Ceres selbst, wenn du meinem Wort oder dem der Königin nicht traust“, sagte der König.
Thanos schüttelte ungläubig den Kopf. Wenn der König log, warum würde er dann vorschlagen, dass er zu Ceres ging und sie selbst fragte?
Er blickte zum Turm hinüber. War er wirklich so blind gewesen? Empfand Ceres gar nichts für ihn? Alles deutete darauf hin: ihre abfälligen Bemerkungen, ihre Distanziertheit, ihr Weigern, ihn zu heiraten. Vielleicht hatte er sich geirrt, und jetzt musste er mit Demütigung und Zurückweisung dafür bezahlen.
Er spürte, wie sich Ärger in ihm ausbreitete und seine Wangen zu glühen begannen.
„Um ehrlich zu sein, glaube ich, dass Stephania eine viel bessere Wahl für dich sein würde. Sie mag ein wenig verhätschelt und selbstverliebt sein, doch wenn sie erst einmal Mutter ist, wird sich das schon ändern.“
„Ich liebe sie nicht“, sagte Thanos durch seine Zähne.
„Ich werde dir zugestehen, diese Entscheidung selbst zu treffen Thanos. Aber denke daran, wenn du Ceres heiratest, dann wird Frieden im Reich einziehen und tausende Leben verschont werden. Wenn du sie nicht heiratest, dann wird es auf beiden Seite unzählige Tote geben.“
„Wenn ich Ceres heirate, dann mag sich die Rebellion für eine Weile beruhigen, aber ich kann Ihnen versichern, dass das nicht so bleiben wird. Ich zweifle nicht daran, dass auch sie das wissen“, sagte Thanos.
„Vorübergehend oder nicht, es wird uns Zeit schinden, die wir brauchen um zusätzliche Kräfte aus dem Norden zu mobilisieren.“
Thanos dachte einen Moment lang nach, doch er wusste, dass er niemanden heiraten konnte und wollte, der ihn nicht auch liebte.
„Denk darüber nach“, sagte der König. „In der Zwischenzeit bittet General Draco dich die Rebellion in Haylon mit Hilfe einer Legion niederzuschlagen.“
Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte sich Thanos diesem Befehl widersetzt, ohne ein zweites Mal darüber nachdenken zu müssen. Doch sein Onkel war listig wie eine Schlange und wusste einem Liebeskranken dieses Angebot geschickt und zum richtigen Zeitpunkt zu unterbreiten. Er hasste es, erneut so ausgespielt zu werden.
„Wann ginge es los?“, fragte Thanos.
„Sofort. Die Schiffe stehen im Hafen zur Abfahrt bereit und die Reichssoldaten erwarten ihren neuen Anführer.“
Thanos spürte, wie eine Welle der Wut ihn überkam.
„Ich lehne diese Position ab“, sagte er.
Der König lächelte.
„Du hast keine andere Wahl.“
Thanos’ Blick verfinsterte sich.
„Dann geben Sie mir wenigstens die Gelegenheit, Ceres einen Besuch abzustatten, bevor ich aufbreche“, sagte er. Er verzehrte sich danach, sie ein letztes Mal zu sehen und ihr zu erklären, dass er vielleicht niemals zurückkehren würde.
Doch der König schüttelte bloß den Kopf.
„Das ist leider nicht möglich“, sagte er.
Mit diesen Worten ließ er ihn stehen.
Thanos wollte zu Ceres rennen, doch noch bevor er sich bewegen konnte, hatten ihn ein Dutzend Reichssoldaten umzingelt. Er wusste, dass es zwecklos war. Sie würde ihn auf Geheiß des Königs zum Schiff eskortieren. Weg von all dem hier und hin zu einer Schlacht, die ihm wahrscheinlich den Tod brachte.
KAPITEL NEUNUNDZWANZIG
Ihre Hände und Füße in Ketten gelegt, saß Ceres am Fenster ihres Zimmers und hatte den Gedanken zu fliehen aufgegeben. Sie hatte stundenlang versucht, ihre übernatürlichen Kräfte wachzurufen und ihren Fesseln zu entschlüpfen, doch alles, was es ihr gebracht hatte, waren blaue Flecken und Schürfwunden.
Sie klammerte sich jetzt an den letzten Fetzen Verstand, der ihr geblieben war und schaute aus dem Fenster über die so ruhig wirkende Stadt. Angesichts des Friedens in der vom Krieg gebeutelten Stadt, schmerzte sie der hohe Preis, den sie hatte dafür zahlen müssen. Wie viele Lügen flottierten dort draußen und hielten die alten Strukturen des Reichs zusammen?
Ceres hörte einen Schlüssel in der Tür und als sich die Tür öffnete kam zu ihrer Überraschung Cosmas herein.
Er blieb wie angewurzelt in der Tür stehen als er sie sah. Er keuchte. Schrecken stand in seinem faltigen Gesicht geschrieben.
„Ceres, was ist mit dir passiert?“, fragte er und kam sofort auf sie zu.
„Die Königin hatte den dringenden Wunsch, mich in mein Zimmer zu sperren“, sagte sie.
Cosmas nahm die Fesseln genauer unter die Lupe und als er das Blut sah, ging er zum Wasserbecken hinüber, tauchte einen Lappen hinein und kehrte zu ihr zurück.
„Was für eine abscheuliche Tat gegen so ein Liebchen wie dich“, sagte er und wusch ihre Wunden. „Hat sie dir ihre Gründe genannt?“
Ceres biss sich auf die Lippen als der Stoff über ihre Wunden wusch.
„Ich habe mich geweigert, Thanos zu heiraten und habe das Schloss verlassen“, sagte sie.
Cosmas hielt inne und sein Blick wurde traurig.
„Ja, er war bei mir, er war völlig aufgelöst und krank vor Liebeskummer“, sagte er.
Sie blinzelte und versuchte ihre Tränen zurückzuhalten.
„Ich hatte nie vor, Thanos zu verletzen“, sagte sie. „Aber ich weigere mich, dass das Reich uns zu seinen Zwecken missbraucht.“
Cosmas nickte und zog seine Augenbrauen zusammen.
„Die Königin hat gesagt, dass sie mich nur dazu benutzen werden Nachkommen zu gebären. Habe ich meinen Zweck erfüllt so werden sie mich töten.“
„Ich hoffe, dass du weißt, dass Thanos das niemals zulassen würde“, sagte Cosmas noch immer ihre Wunden reinigend.
„Das habe ich auch geglaubt. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher.“
Cosmas blickte sie fragend an.
„Die Königin hat gesagt, dass Thanos meinen Bruder gezielt getötet hat“, sagte Ceres und spürte einen Knoten in ihrem Hals.
Cosmas legte eine Hand auf ihren Kopf und begann, ihr Haar zu streicheln.
„Mein tiefes Mitgefühl über diesen Verlust“, sagte er. „Thanos hat mir gesagt, was passiert ist und er war am Boden zerstört. Er wusste nicht, mit wem er es zu tun hatte, bis dein Bruder im Sterben lag. Er hat alles in seiner Macht Stehende getan, ihn nicht zu töten, auch wenn Nesos versucht hat, Thanos zu töten. Dein Bruder ist auf sein eigenes Schwert gefallen. Ein tragisches Missverständnis wie ich fürchte. Ich bin mir sicher, dass, wenn Nesos das gewusst hätte, er nicht versucht hätte, Thanos zu töten. Doch was Thanos anbelangt, so hätte er nicht mehr tun können. Nesos hat mit vollem Herzen versucht, ihn zu töten. Es war nichts Geringeres als seine Liebe zu dir, die ihn davon abgehalten hat gegen jemanden zu kämpfen, der ihm nach dem Leben trachtete.“
Also war es nicht so, wie die Königin gesagt hatte, erkannte Ceres erleichtert. Diese Neuigkeiten machten ihren Verlust ein wenig leichter, auch wenn sich ihr Herz immer noch so anfühlte als würde es jeden Moment vor Traurigkeit zerspringen. Doch nun fragte sie sich, ob auch alles andere was die Königin gesagt hatte, nur erlogen war.
Cosmas blickte Ceres mit einer Aufrichtigkeit in die Augen, dass sie den Atem anhielt.
„Thanos liebt dich Ceres. Er braucht eine gute und aufrichtige Frau an seiner Seite. Eine, die für ihn einsteht und die mit ihm kämpft. Halte den König oder die Königin aus eurer Beziehung raus. Lass sie nicht all das Schöne zwischen euch zerstören.“
„Das Schöne? Welches Schöne? Er hat noch nicht mal den Anstand besessen, mich hier zu besuchen“, sagte sie bitter.
„Er ist nach Haylon geschickt worden. Die Insel hat sich über das Reich hinweggesetzt und er wurde dorthin gesandt, um sie zurückzuerobern.“
„Was?“, fragte sie erschrocken.
„Glaube nicht, dass Thanos all das tut, weil er dem Reich dient“, sagte Cosmas. „Das tut er mit größter Sicherheit nicht.“
Er trat näher und senkte die Stimme. Ceres spürte, dass er ihr etwas Gefährliches mitzuteilen hatte und die Luft um sie fing diese Stimmung auf.
„Ich habe etwas belauscht“, sagte Cosmas. „Thanos sind Lügen über dich berichtet worden und das ist der eigentliche Grund für seine Abreise. Es hat den Anschein als ob es jemand auf ihn abgesehen hat. Aber ich bin mir nicht sicher, wer und aus welchem Grund.“
„Wer würde Thanos gerne tot sehen wollen?“, fragte sie besorgt.
„Ich weiß es nicht. Aber lass niemanden davon wissen, sonst sind unser aller Leben in Gefahr.“
Er trat einen Schritt zurück und die Spannung im Raum normalisierte sich wieder.
„Es muss einen Weg aus diesen Fesseln geben. Wenn ich doch nur den Schlüssel hätte“, sagte er und blickte umher. „Ich würde dich hier herausschmuggeln und dich zu meiner Frau bringen. Du könntest so lange bei uns bleiben.“
„Das würden Sie für mich tun?“, fragte sie und erkannte, dass er damit sein Leben aufs Spiel setzte.
Cosmas lächelte sanft und in seinen Augen spiegelte sich Zärtlichkeit.
„Thanos ist für mich wie ein Sohn und er liebt dich. Ich würde alles für ihn tun und nun auch für dich.“
Diese Worte rührten Ceres zu Tränen. Sie hatte sich so allein und verlassen gefühlt.
„Danke“, sagte sie.
„Ich werde dir bis zum Ende treulich ein Freund sein“, sagte Cosmas. „Du gehörst hier nicht hin Ceres. Du bist Thanos wichtig, doch alle anderen hier sind verdorben und böse und du bist zu gut und unschuldig, um Teil ihres widerlichen Spiels zu sein.“
Dann hatte sie eine Idee.
„Wenn ich Thanos einen Brief schreibe, könntest du ihm den dann irgendwie zuspielen?“ fragte sie.
„Natürlich. Ich habe ein paar Freunde und ich bin überzeugt, dass sie ihn schnellstmöglich zu Thanos bringen könnten.“
Sie zog einen Bogen Papier hervor und begann zu schreiben. Sie gestand ihm alles, angefangen bei dem, was die Königin ihr gesagt hatte, bis hin zu den Gründen weshalb sie seinen Antrag abgelehnt hatte. Sie schrieb ihm auch, wie wichtig Rexus für sie war und dass sie sie beide liebte und sie das sehr verwirrte. Dann berichtete sie, wie der König und die Königin versuchten, sie gegeneinander auszuspielen, auch wenn sie dafür keine Beweise hatte. Sie schrieb, dass sie wusste, dass er ihren Bruder getötet hatte, er dies aber nicht beabsichtigt hatte und sie deshalb versuchen würde, ihm zu vergeben.
Schlussendlich bat sie ihn zurückzukommen, damit er nah bei ihr sein konnte und sie in den Arm nehmen konnte. Sie schloss mit der Bitte, ihr zu vergeben, dass sie ihm gegenüber so abweisend und kalt gewesen war.
Sie rollte den Brief zusammen und gab ihn Cosmas.
„Ich werde dafür sorgen, dass dieser Brief Thanos erreicht und wenn ich mein Leben dafür geben muss“, sagte er.
Er umarmte sie, ging und verschloss die Tür hinter ihr.
Als Ceres hörte, wie sich seine Schritte entfernten fragte sie sich, ob sie sich in allem getäuscht hatte. Was wäre, wenn Thanos ihren Brief bekam, was, wenn er getötet würde und was wäre, wenn sie ihn nie wieder sehen würde.