Kitabı oku: «Red Dirt Heart: Sengende Erde», sayfa 4

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Wie ein Anker oder ein rettendes Element erdete er mich. Ich weiß nicht, woher er es wusste, aber er schien immer das zu sein oder zu sagen, was ich brauchte. Wortlos sagte er mir, dass ich hierbleiben und stark sein sollte.

Ich nickte und sah zu Bacon. »Wie geht's mit dem Dach voran?«

Und so begann die Unterhaltung. Bis alles aufgegessen war, sprachen wir darüber, was erledigt war und was noch getan werden musste. Ich schlug vor, dass alle ihre Arbeit ruhen ließen, um beim Dachdecken zu helfen. Ich wusste, dass es Travis' Projekt war und er und Bacon es schnell fertig bekommen würden, aber ich wollte nicht, dass es im Haus kälter wurde, während Ma krank im Bett lag.

Sie alle verstanden es.

»Ich weiß nicht, wie lange sie nicht arbeiten kann«, sagte ich ihnen. »Könnten zwei Tage sein, aber auch eine Woche oder länger. Aber bis dahin werden wir alles tun, um ihr den Rücken freizuhalten.« Alle nickten. »Ich will nicht, dass zu ihren Problemen auch noch Schuldgefühle hinzukommen, okay?«

Nara steckte ihren Kopf herein und hatte den Mundwinkel unsicher und entschuldigend nach unten gezogen.

»Was gibt's?«, fragte ich sie.

Sie zeigte mir eine wackelnde blaue Mütze und eine kleine Milchflasche. Oh Scheiße, ich hatte ihn vergessen.

Nara sprach leise. »Er will wieder nicht fressen.«

Ich winkte sie herein. »Bring ihn her«, sagte ich, nahm ihr den Wombat ab und schob ihm schnell die Flasche in seinen jammernden Mund. Dann, während Nara noch im Raum war, sprach ich weiter. »Wir werden das Kochen in Schichten übernehmen«, sagte ich. »Ich weiß, dass ihr alle nicht dafür angestellt seid, und glaubt mir, niemand hier will essen, was ich koche, aber wir müssen einspringen.«

Nara nahm ein Tablett vom Tisch. »Ähm…« Sie fing an, etwas zu sagen, unterbrach sich dann aber. Alle beobachteten sie und sie sah so nervös aus wie noch nie. »Ach, es ist nichts.« Sie ging einen Schritt rückwärts in Richtung Tür.

»Nara«, sagte ich und hielt sie auf. »Bitte, sag, was du sagen wolltest. Deine Meinung ist genauso wichtig wie unsere.«

Sie blinzelte schnell. »Ich wollte nur sagen« – sie sprach zum Fußboden – »dass ich das Kochen übernehmen kann.« Als ich nicht antwortete, fügte sie hinzu: »Ich helfe Ma ständig und sie hat mir beigebracht, wie es geht. Ich weiß, dass ich nicht so gut sein werde wie sie, aber ich hab auch für meine Familie gekocht…«

Ein träges Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Nicht, weil sie sich gerade freiwillig zum Kochen gemeldet hatte, damit ich es nicht tun musste, sondern weil sie das Selbstvertrauen gefunden hatte, etwas zu sagen.

»Nara, du bist mehr als fähig«, sagte ich ihr. »Und ich bin sehr dankbar.«

»Aber?«, fragte sie.

»Nichts aber«, sagte ich. »Du hast dir gerade einen Job an Land gezogen.«

Mann, ihr Lächeln war riesig. Billys Lächeln mindestens genauso breit. Travis stieß mich mit dem Fuß an, drückte mein Knie und sah mich wieder mit diesem Du bist irgendwie wundervoll-Ausdruck in den Augen an.

Alle standen vom Tisch auf und gingen draußen an die Arbeit und nachdem ich das nun schlafende Babywombat in seinen Beutel gesteckt hatte, half ich Nara beim Aufräumen und machte eine Bestandsliste, während sie das Abendessen organisierte. Als mir klar wurde, dass sie mich offensichtlich nicht für irgendetwas brauchte, ließ ich sie machen.

Anschließend setzte ich mich wieder ins Wohnzimmer auf die Couch. Ich hatte nur die verstreuten Zeitungsausschnitte einsammeln und wegräumen wollen. Ich weiß nicht, wie lange ich dort saß und erst, als Travis hereinkam und sich vor mich kniete, wurde mir überhaupt bewusst, dass ich sie noch einmal gelesen hatte. Ich hatte sie sogar irgendwie chronologisch geordnet.

»Charlie«, sagte Trav sanft. »Was hast du da?«

Ich reichte sie ihm und die Geburtsanzeige lag ganz oben. Ich beobachtete, wie er las, einen immer wieder auftauchenden Namen und körnige, veraltete Zeitungsfotos von einem Jungen betrachtete, den ich nie zuvor gesehen hatte.

»Wer ist dieser Samuel Jennings?«, fragte er.

»Ich weiß es nicht.«

Er runzelte die Stirn, als er sich nachdenklich wieder hinkniete. Dann stand er einfach auf. »Komm mit«, sagte er und verließ das Zimmer. Ich folgte ihm in mein Büro, wo er an meinem Schreibtisch stand und den Laptop aufklappte.

»Was hast du vor?«

»Herausfinden, ob uns Google irgendwelche Informationen über diesen Jungen liefern kann«, sagte er und hielt die Zeitungsausschnitte hoch.

Ich nahm die kleinen Papierschnipsel ab und legte sie langsam auf den Tisch. »Ich, ähm…« Meine Stimme war leise. »Ich bin nicht sicher, ob ich das will.«

Travis seufzte. Es war kein ungeduldiges Seufzen. Es war ein Es tut mir leid dass ich dich gedrängt habe-Geräusch. Er legte eine Hand an mein Gesicht und küsste sanft meinen Wangenknochen. »Ich hätte dich fragen müssen, tut mir leid.«

»Entschuldige dich nicht«, sagte ich ihm. Wir waren uns noch immer so nahe, so nahe, dass ich ihn hätte küssen können, wenn ich gewollt hätte. Aber ich wollte etwas anderes viel mehr. Ich ließ meine Stirn an seine Schulter sinken, lehnte mich an ihn und wartete darauf, dass er die Arme um mich legte. Es dauerte nicht lange. Ich atmete ihn ein und stieß die Luft heftig aus, bis ich spürte, wie mich meine Sorgen verließen.

Er rieb mit den Händen über meinen Rücken und seine Wärme sprang auf meinen Körper über. »Geht's dir gut?«, fragte er leise.

»Jetzt schon«, antwortete ich. »Du hast irgendeine seltsame Zauberkraft, die alles weniger schwer macht.«

Seine Stimme erklang nah an meinem Ohr. »Weniger schwer?«

Ich erklärte nicht, was ich meinte, sondern nickte einfach nur. »Jap.«

Er lachte leise, das Geräusch war ganz warm und brummend. Er küsste mich seitlich auf den Kopf und zog sich zurück. »Ich würde vorschlagen, dass du uns draußen beim Dach unterstützt, weil es dir vielleicht hilft, einen klaren Kopf zu bekommen, wenn du dich körperlich betätigst. Aber Bacon hat Trudy gesagt, dass sie auf kein verdammtes Dach steigen wird und sie hat ihm eine Menge Schimpfwörter an den Kopf geworfen, deshalb solltest du lieber hierbleiben, wenn dir was an deinem geistigen Wohlergehen liegt«, sagte er lächelnd. »Bleib bei Ma. Ich weiß, dass du dir Sorgen um sie machst.«

»Das tue ich.« Ich nickte. »Aber danke für die Warnung wegen Trudy und Bacon.«

Travis lachte leise. »Es ist alles gut, Charlie. Es geht ihnen gut. Nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest, okay? Du hast gerade schon genug um die Ohren.«

Ich lehnte mich vor, nur ein kleines bisschen und drückte ihm meine Lippen auf, als es gerade auf dem Dach klopfte. »Charlie«, rief Ernie. »Du hast Besuch. Da kommt ein Auto.«

»Erwartest du jemanden?«, fragte Travis.

Ich schüttelte den Kopf. Die Farm war zu abgeschieden, als dass irgendjemand aus heiterem Himmel auftauchte. Wenn jemand hier rauskam, dann normalerweise, weil er darum gebeten worden war.

Als ich nach draußen in den Flur ging, wäre ich beinahe mit George zusammengestoßen. Er musste Ernie gehört haben. »Erwartest du jemanden?«, fragte ich ihn.

»Nein. Du?«

»Nein.« Ich nickte in Richtung Schlafzimmer. »Wie geht's Ma?«

»Schläft tief und fest«, sagte er. Dann schenkte er mir ein kleines Lächeln. »Sie wird wieder. Du weißt, wie sie ist.«

Das Geräusch eines sich nähernden Fahrzeugs wurde lauter, also gingen wir nach draußen, um zu sehen, wer es war. Sie fuhren langsam. Also wirklich langsam. Eine unsichere Art von langsam. »Vielleicht verfahren«, schlug ich vor.

»Könnte sein«, sagte George.

Das Auto, ein älterer Subaru, kroch auf das Haus zu und blieb schließlich etwa zwanzig Meter entfernt stehen. Falls sie erwartet hatten, ein leeres Haus vorzufinden, lagen sie falsch. Drei Männer auf dem Dach, eine Frau, die an der Hausseite eine Leiter hielt und drei Männer auf der Veranda hielten inne und starrten.

Niemand stieg aus dem Auto aus.

Travis ging, weil er nun mal Travis war, mit einem einladenden Grinsen die Treppe hinunter und auf das Auto zu. Er stützte sich mit den Händen auf dem Autodach ab und das Fahrerfenster wurde ein paar Zentimeter hinuntergelassen, sodass er hineinsehen konnte.

Reflexartig trat Travis einen Schritt zurück, die Augen ungläubig geweitet und mein Instinkt sagte mir, dass ich zu ihm musste. Ich wusste nicht, was los war, wer in dem Auto saß, oder was die Person getan hatte, um ihn zu erschrecken, aber ich sprang von der Veranda. »Travis?«

Die Autotür öffnete sich langsam und eine Frau stieg aus.

Ich hörte George hinter mir murmeln. »Oh mein Gott.«

Ich drehte mich um und fragte mich, ob irgendetwas mit Ma nicht stimmte, aber er starrte die Frau an. Travis stellte sich mit schnellen Schritten vor mich.

»Was ist los?«, fragte ich. Seine Augen waren voller Sorge. »Woher kennst du sie, Trav?«

»Charlie?«, flüsterte die Fremde, als könnte sie beinahe nicht glauben, was sie sah. Sie legte sich eine Hand aufs Herz. »Es war ein Fehler, hierherzukommen, entschuldige«, sagte sie und öffnete die Autotür, als würde sie gehen wollen.

»Warte!«, rief ich ihr zu und sah um Travis herum, der noch immer vor mir stand, als würde er sich zwischen mich und diese Fremde stellen. Die Frau schien stehen zu bleiben, also sah ich Travis an. »Was hast du gesehen?«

»Dich«, flüsterte er und schluckte schwer. »Ich hab nur ihre Augen gesehen. Sie hat deine Augen. Charlie, ich schwöre, du warst es, der mich angesehen hat.«

Kapitel 4

Nein. Danke für das Angebot, aber ich habe schon eine.

Peinlich war wahrscheinlich ein gutes Wort, um es zu beschreiben. Andere mochten es unangenehm, schleppend, schmerzhaft oder qualvoll nennen. Um ehrlich zu sein genoss ich es, sie zu beobachten, diese Fremde, die so fehl am Platz und unterlegen aussah, wie es nur möglich war.

Ich hörte sie das Wort Mutter flüstern, als würde es etwas bedeuten. Obwohl sie es gesagt hatte, gab es nicht wirklich einen Grund dafür.

Ich stand vor meinem Haus, sprachlos und verblüfft, während mir Travis' Worte sagten, was ich wahrscheinlich schon wusste. Zumindest hatte George den Anstand, zu ihr zu gehen und sie ins Haus zu bitten.

Es gab keinen Zweifel. Diese Dame, diese irgendwie vertraute Fremde, die George Laura nannte, war die Frau, die mich geboren hatte.

Sie war nicht das, woran ich mich erinnerte.

Nicht, dass ich mich überhaupt viel an sie erinnerte, wenn ich ehrlich sein sollte. Ich sah nur noch braune Haare vor meinem inneren Auge und jetzt hatten Alter und Zeit sogar das verändert. Ihre Haare waren glatt, reichten ihr bis zu den Schultern und ergrauten an den Schläfen. Sie hatte Fältchen um die Augen und Mundwinkel. Sie war gut gekleidet, sah etwas zu schick aus und trug einen Ehering.

Travis hatte die Ähnlichkeit zwischen mir und dieser Laura geschockt, aber ich konnte sie nicht sehen.

Ich saß in der Nähe der Tür auf dem Sofa und Travis lehnte neben mir an der Wand, die Arme vor der Brust verschränkt. George hatte den Sessel neben dem Kamin eingenommen und diese uneingeladen aufgetauchte Frau, Laura, saß allein auf dem Dreier-Sofa. Sie sah nervös aus, rang die Hände und schien nicht zu wissen, wo sie hinsehen oder was sie sagen sollte.

George ergriff als Erster das Wort. »Katie hätte dich gern gesehen«, sagte er. »Aber es geht ihr heute nicht gut. Sie schläft gerade.« Es dauerte eine Weile, bis ich mich an Mas richtigen Vornamen erinnerte. Ich hatte ihn seit Jahren nicht gehört. Katie…

Laura runzelte sofort die Stirn. »Oh, ist alles in Ordnung?«

»Ma geht's gut«, antwortete ich schnell. Es gefiel mir nicht, dass sie glaubte, so tun zu können, als würde sie sich Sorgen um meine Ma machen. Und das war sie. Sie war meine Ma. Die Frau, die mich großgezogen hatte. Die einzige Mutter, die ich je gekannt hatte.

Laura lächelte mich angespannt an, ehe sie wieder zu Boden sah und erneut die Hände rang.

»Sie ruht sich einfach ein paar Tage aus, das ist alles«, fügte George hinzu und versuchte wahrscheinlich, die Anspannung im Raum zu lockern.

Laura atmete tief ein und sah sich um. »Dieser Ort ist genauso, wie ich ihn in Erinnerung habe«, sagte sie lächelnd und eher zu sich selbst als zu einem von uns.

Das konnte kaum der Wahrheit entsprechen, denn es hatte sich wirklich sehr viel verändert.

Als ich noch immer nichts sagte, atmete sie erneut nervös ein und in dem Moment bemerkte sie die Kartons auf dem Boden vor sich, wo ich sie hatte stehen lassen. Im ersten Moment bereute ich es, sie nicht weggeräumt zu haben, dass sie vielleicht sehen könnte, was darin war, aber als ich sah, wie sie reagierte, war ich froh, dass sie da waren. Der dämliche Teddy lag oben in dem größeren Karton und ich bemerkte, wie sie ihn wiedererkannte: Sie sah ihn an, dann noch einmal, blinzelte, als wären ihre Erinnerungen nicht wirklich real.

»Oh«, flüsterte sie. Ihr Blick richtete sich verwirrt auf mich.

»Hab die Kartons heute Morgen gefunden«, sagte ich beiläufig. »Ein kleiner Zufall, findest du nicht? Dad muss sie im Dachstuhl versteckt haben.« Sie sah mich lange und suchend an und ich legte lächelnd den Kopf schräg. »Ich erinnere mich überhaupt nicht an den Teddy.«

Dann sah ich zu, wie es Klick machte. Sie verstand es. Es war nicht das dämliche Spielzeug, an das ich mich nicht erinnern konnte.

Es war sie.

Erneut sah sie zu Boden und schien etwas sagen zu wollen, als Nara in der Tür stand. Sie hielt Nugget und seine Flasche. »Tut mir leid«, unterbrach sie uns leise. »Ich versuche es immer wieder, aber er will sie nicht nehmen.«

»Ist in Ordnung«, sagte ich, stand auf und nahm ihn ihr ab. »Ich hab ihn, danke.« Ich setzte mich wieder und schob dem kleinen hungrigen Wombat die Flasche in den Mund und sah gerade rechtzeitig auf, um zu sehen, dass Laura mich anlächelte.

Travis ächzte neben mir, als hätte er Schwierigkeiten, sich zurückzuhalten. Als ich zu ihm aufsah, hatte er noch immer die Arme verschränkt, hatte aber die Zähne so fest zusammengebissen, dass es aussah, als könnten sie jederzeit abbrechen. »Alles in Ordnung?«, fragte ich ihn und es war mir egal, ob Laura uns hören konnte oder was sie dachte.

»Ja«, grummelte er, was ganz offensichtlich bedeutete, dass nichts in Ordnung war.

Ich klopfte auf die Sofalehne, damit er sich setzte, was er auch tat und die Beine an den Knöcheln überkreuzte. Ich wusste, dass Laura uns ein wenig seltsam ansah, aber ich gab ihr keine Erklärung.

Es gab keinen Grund dazu. Ich schuldete ihr nichts.

Nugget schob die Flasche weg und ich setzte ihn auf. Er sah sich um und schüttelte den Kopf. Ich setzte ihn auf den Boden, damit er seine kurzen, dicken Beine strecken konnte. Der kleine Kerl fing an herumzuschnüffeln und vorsichtig um unsere Füße zu schleichen und ich ließ ihn.

»Er ist sehr süß«, sagte Laura lächelnd.

»Er geht mir auf die Eier«, sagte ich, ohne mich für meine Wortwahl zu entschuldigen. Ich hatte nicht vor, jemand zu sein, der ich nicht war und das schloss auch die Person ein, die ich mit Travis war.

Er hatte die Hände vor dem Körper verschränkt, als wüsste er nicht, was er damit anfangen sollte. Ich zog an seinem Arm und nahm seine Hand. Ich drückte seine Finger und sah dann zu Laura, wartend, abwartend, wollte, dass sie etwas dazu sagte.

Sie tat es nicht. Sie sah auf ihren Schoß und lächelte irgendwie.

Ich war beinahe enttäuscht. Ich hätte eine Reaktion vorgezogen, damit ich sie rauswerfen konnte, aber sie schien aufrichtig zu lächeln. Nicht, dass ich es genau wusste. Ich kannte sie überhaupt nicht. Jetzt sah sie Travis an. »Bemerke ich da einen Akzent?«, fragte sie ihn.

Mir gefiel auch die Vorstellung nicht, dass sie mit ihm sprach. »Also«, unterbrach ich und sah sie erwartungsvoll an. Sie verstand den Wink, dass die Zeit für Small Talk vorbei war.

Ihre Frage schien vergessen und sie nickte. »Ich, also, ich sollte wohl erklären…«, fing sie nervös an. »Ich hätte schon vor langer Zeit kommen sollen.«

Wahrscheinlich, dachte ich. Dann, unmittelbar danach: Wahrscheinlich nicht. Aber ich sagte noch immer nichts. Ich hatte wirklich nicht viel zu sagen.

»Und ich könnte mich eine Million Mal entschuldigen, aber es würde niemals genug sein…« Sie verstummte.

Travis drückte meine Hand und ich konnte beinahe spüren, wie sein gesamter Körper neben mir vibrierte.

Ihr Blick huschte zu Travis und ich hatte keinen Zweifel, dass sie seine kaum zurückgehaltene Wut sehen konnte. »Was es auch wert sein mag, es tut mir leid«, sagte sie. »So unglaublich leid.«

Ich hob eine Braue, als würde eine Entschuldigung von ihr – zweiundzwanzig Jahre zu spät – etwas bedeuten.

Sie biss sich auf die Lippe und zog die Handtasche auf ihren Schoß. »Aber ich hab das hier gesehen«, fuhr sie fort und rollte eine Zeitschrift auf, die sie mitgebracht hatte. Es war das Magazin der Beef Farmers Association mit meinem Gesicht auf dem Cover. »Und ich wollte es nicht länger aufschieben. Ich hätte schreiben oder anrufen sollen. Ich sehe, dass es nicht die beste Idee war, einfach aufzutauchen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich war schon halb deine Einfahrt hoch, als mir klar wurde, was ich überhaupt tue. Kannst du glauben, dass ich den ganzen Weg gefahren bin, ohne zu wissen…« Sie schüttelte den Kopf und legte sich eine Hand an die Stirn, ehe sie ihre Haare glatt strich.

Wenn es um Gespräche ging, mit der angenommenen Regel, dass zwei Menschen tatsächlich sprachen, wusste ich, dass ich wahrscheinlich verpflichtet war, etwas zu sagen. Also tat ich es.

»Mein Vater ist tot«, sagte ich ausdruckslos. Kalt. Eine traurige, traurige Tatsache.

»Ich weiß«, flüsterte sie. Ihre Augen waren glasig und voller Kummer. »Ich habe von Charles gelesen«, sagte sie und zuckte dann zusammen. »Deinem Vater. Es hat mir sehr leid getan, davon zu hören.« Sie schluckte hart und runzelte die Stirn. »Am Tag der Beerdigung… bin ich hier raus gefahren.«

Sicher bist du das, sagten meine hochgezogenen Brauen und sie runzelte die Stirn noch stärker. Sie flüsterte beinahe: »Ich bin zum Tor gekommen, konnte aber nicht reinfahren. Es war nicht der richtige Zeitpunkt. Das Letzte, was du gebraucht hast, war, dass ich an diesem Tag auftauche.«

Dieser Tag.

Jener Tag.

Travis Griff um meine Hand, brach mir beinahe die Knochen und er atmete tief ein.

Laura biss sich auf die Lippe und sprach zu ihren Händen. »Ich will nur, dass du weißt, dass ich nichts erwarte und dass es mir leidtut, dass ich einfach so aufgetaucht bin. Ich hätte es nicht tun sollen und es tut mir aufrichtig leid. Du hast jedes Recht, mir zu sagen, dass ich nicht wiederkommen soll. Ich würde es dir kein bisschen übel nehmen.«

Nugget kam zurück und schnupperte an meinen Füßen. Nachdem ich meine Hand aus Travis' schraubstockartigem Griff befreit hatte, legte ich die Wollmütze neben meinen Füßen ab und Nugget kletterte in seinen provisorischen Beutel. Ich hob ihn auf und steckte ihn unter meinen Arm, wo er sich gern vergrub.

Laura nahm einen kleinen Notizblock und einen Stift aus ihrer Tasche. Sie schrieb etwas auf und stand auf. »Ich gehe jetzt«, sagte sie und Travis atmete laut aus, als würde ihm plötzlich das Atmen leichter fallen.

George stand auf und folgte ihr zur Haustür, aber Travis machte keine Anstalten, sich zu bewegen. »Gib mir nur eine Minute«, rief ich George nach. Ich stand auf und nahm Travis' Hand. Er atmete tief ein und versuchte, sich zu beruhigen. Ich hatte ihn noch nie so wütend gesehen.

»Hey«, sagte ich sanft. »Red mit mir. Was ist los?«

»Was los ist?«, flüsterte er laut und sah mich mit großen, ungläubigen Augen an. »Musst du das überhaupt fragen? Himmel, Charlie, das ist deine Mutter?«

»Und?«

»Sie taucht einfach auf, als wäre es ihr verficktes Recht, und es stört dich nicht?« Er versuchte, seine Stimme zu senken. »Nach all der Zeit? Was zur Hölle soll das?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was sie hier macht oder was sie will. Oder wie ich mich deshalb fühle.« Ich zuckte erneut mit den Schultern. Ich wusste es einfach nicht.

Er stöhnte und es war ein Geräusch purer Frustration. Mit der freien Hand fuhr er sich durch die Haare und drückte meine Hand mit der anderen. »Ich schwöre bei Gott. Wenn das schlecht ausgeht, wenn sie dir wehtut…«

Ich lächelte ihn an. »Trav, damit sie es tun kann, damit sie mir wehtun kann, müsste ich mich für sie interessieren. Aber das tue ich nicht, kein Stückchen. Sie kennt mich nicht und ich sie nicht. Diese Frau da draußen«, flüsterte ich, »kennt vielleicht George und Ma – und George scheint sie zu kennen.« Er sah mich an, als hätte er Angst, dass ich durchdrehen oder abhauen könnte. »Und du glaubst vielleicht, dass sie wie ich aussieht, aber Trav« – ich zuckte erneut mit den Schultern – »sie ist für mich nichts weiter als eine Fremde.« Und dann, ohne mich dafür zu interessieren, ob Laura mich hörte und irgendwie in der Hoffnung, dass sie es tat, sagte ich: »Meine Mutter ist im Bett und schläft hinten in ihrem Schlafzimmer.«

Er sah nervös aus. Und Travis war nie nervös. »Willst du gehen?«

»Wohin?«

»Irgendwohin«, sagte er. »Wir nehmen Shelby und Texas und gehen einfach.«

»Travis«, unterbrach ich ihn. »Mir geht's gut, wirklich.«

Er sah mich an, als wäre ich das komplexeste, vertrackteste Rätsel, das er je versucht hatte zu lösen. »Charlie.« Er schüttelte den Kopf. »Du hast jedes Recht, wütend zu sein und Fragen zu stellen. Du solltest ihr Fragen stellen. Geh und schrei sie an oder so was. Mein Gott, wie kannst du so ruhig sein?«

Ich konnte nur lächeln. Ich beugte mich nach unten und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. »Wie ich schon sagte, Trav. Sie kann mir nichts geben, was ich nicht schon habe.«

Sein Blick wurde sanfter und er seufzte. »Gerade als ich dachte, dass ich dich verstanden habe…«

Ich lachte leise. »Ich liebe dich wirklich. Das hast du verstanden, oder?«

»Ja«, flüsterte er. Endlich lächelte er und streichelte sanft den in meinen Armen herumzappelnden Wombat.

Ich küsste ihn auf den Kopf, ehe ich dem Geräusch einer leisen Unterhaltung auf die Veranda folgte und Travis war direkt hinter mir. George und Laura hörten auf zu reden und musterten mich vorsichtig. Wahrscheinlich erwarteten sie, dass ich sie mit Fragen bombardierte oder ihr sagte, dass sie hier nie willkommen sein würde.

Und vielleicht hatte Travis recht.

Ich hätte dieser Frau eine Million Fragen stellen können. Und vielleicht hätte ich es tun sollen. Zum Beispiel, warum sie gegangen war. Wie konnte eine Mutter ihr Kind verlassen? Wo war sie in den letzten zwanzig Jahren gewesen? Was für ein Leben führte sie jetzt? Dachte sie je an mich? An Geburtstagen? An Weihnachten? Interessierte es sie überhaupt? Warum war sie zurückgekommen? Warum jetzt? Worauf war sie aus?

Sie reichte mir den Zettel, auf dem eine Telefonnummer und eine Adresse standen. »Ich würde mich wirklich freuen, wenn wir reden könnten«, sagte sie. »Wenn du bereit bist. Es ist egal, wie lange es dauert. Ich bin sicher, dass du viele Fragen hast«, sagte sie.

»Nein«, antwortete ich. »Nicht wirklich.« Wenn sie eine tiefgreifende Wiedervereinigung mit Freudentränen erwartete, lag sie sehr, sehr falsch. »Eigentlich nur eine. Nur eine Frage.«

Ich konnte es in ihren Augen sehen, das Aufflackern von Angst, das Wappnen gegen den Du bist nicht meine Mutter-Schlag. »Natürlich.«

Meine Frage war eigentlich ganz einfach und trotzdem würde sie mein Leben für immer verändern. »Wer ist Samuel Jennings?«

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