Kitabı oku: «SchattenHaut & SchattenWolf», sayfa 5

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Die Obduktion der Ratte

Es wurde Abend, bis Mica ihn auf seinem Handy zurückrief.

„So, du von Verfolgung geplagter Wolf, jetzt kann ich Licht in deine düsteren Gedanken bringen“, sagte sie ernst. „Im Halsbereich der Ratte fanden sich mehrere kleine Einstiche.“

„Heißt das, sie ist ermordet worden?“, rutschte es ihm heraus.

„Hängen wir es nicht so hoch auf, Hetzer. Sie ist auf jeden Fall getötet worden und nicht eines natürlichen Todes gestorben. Wobei diese Formulierung auch nicht genau zutrifft.“

„Ich verstehe nur Bahnhof. Kannst du dich nicht vielleicht ein bisschen deutlicher ausdrücken. Es ist echt wichtig für die Ermittlung.“

„Ist ja schon gut. Also, in den Wundkanälen habe ich Speichel von Feliden gefunden. Du hast wohl eine Verehrerin oder einen Verehrer.“ Wolf konnte im Geiste Micas Grinsen sehen und grummelte innerlich. Sie hätte auch Katzenspucke sagen können. Aber das war typisch Mica, die jetzt beim Sprechen das Lachen kaum unterdrücken konnte: „Eier hatte sie übrigens keine, weil sie ein Weibchen war. Und ersoffen ist sie auch nicht. Vielleicht, weil sie übers Wasser wandeln konnte ...“

Hetzer schäumte, aber er wollte ihr den Triumph nicht gönnen.

Darum ließ er sich nichts anmerken und sagte gelangweilt: „Gut, dann ist sie von einer Katze erlegt worden. Vielen Dank.“

Danach legte er einfach auf, ohne ihre Reaktion abzuwarten. Mica starrte den Hörer an. Hatte er einfach aufgelegt? Wenn das kein Verbindungsfehler war, war er sauer. Schade. Sie hatte einen Spaß machen wollen und der war mächtig nach hinten losgegangen.

Wolf Hetzer kam sich vor wie ein Riesenrindviech. Er konnte Mica den Schabernack nicht einmal verübeln. Es war wirklich dämlich gewesen zu glauben, dass ihm jemand eine ertränkte, kastrierte Ratte vor die Tür gelegt hatte, nur weil ein Pfarrer aus Hameln so gestorben war. Völlig blöd. Er hatte sich selbst zu wichtig genommen. Sie hatten noch nicht einmal den Ansatz einer Spur. Wer sollte ihn da also im Visier haben? Er hoffte, dass Mica diese Geschichte einfach auf sich beruhen ließe und nicht weiter in der Wunde bohrte.

Wütend über sich selbst beschloss er, den Tag wenigstens gut ausklingen zu lassen. Die Ermittlungen hatten sie nicht weitergebracht. Weder in Hameln noch in Rinteln. Sie hatten so wenig in der Hand. Kaum Spuren am Tatort von Pfarrer Fraas. Keine im Fall Benno Kuhlmann, der immer noch verschwunden war, und von dem sie nicht wussten, ob er überhaupt noch lebte. Bei diesen trüben Gedanken beschloss er, den Kaminofen anzuzünden und sich ein schönes Essen zu kochen.

Er holte gerade Holz aus dem Schuppen im Hof, als Moni mit Gaga um die Ecke bog. Bei ihr machte selbst Emil kein Geschrei.

„Hallo, ihr zwei!“, sagte er und griff den schweren Korb. „Wollt ihr mit reinkommen?“

„Ich nicht, ich muss gleich zum Yoga!“, sagte Moni und strich sich eine nasse Strähne aus der Stirn. Es hatte zu regnen begonnen. „Und danach will ich noch in die Sauna!“

„Oh, wie schön!“, seufzte Hetzer und dachte daran, dass er unbedingt noch eine Sauna an sein Hexenhäuschen anbauen wollte. In diesem Jahr würde das nichts mehr werden.

Bennos Ende

Als Benno wieder erwachte, war es nicht mehr dunkel im Raum. Er sah, dass er sich in einem von mehreren Käfigen befand, die in einer Art Souterrain oder Keller standen. In der Mitte stand ein Edelstahluntersuchungs- oder, ihn schauderte, Seziertisch mit Schnallen aus Leder. Wo war er? Und warum war er hier? Da fiel ihm sein Zustand wieder ein. Und er begann erneut zu weinen. Er konnte jetzt auch sehen, wie die gelbe Flüssigkeit, die sein Urin sein musste, den Schlauch entlangfloss und irgendwohin geleitet wurde. Noch einmal fühlte er in seiner Hose nach, aber es war alles weg, was ihn zum Mann gemacht hatte. Er war ein Neutrum. Ein Nichts. Konnte er überhaupt noch geil werden? Und wenn ja, wie sollte er sich abreagieren. Da war nichts mehr, woraus er spritzen konnte. Da war auch nichts mehr, womit er spritzen konnte, fiel ihm ein. Er hatte keine Eier mehr. Wieder liefen ihm Tränen übers Gesicht. Wo war der Mensch, der ihm das angetan hatte? Und was hatte er noch mit ihm vor? Er wollte nach Hause. Aber was sollte er seiner Frau erzählen? Wie lange ließ sich dieser Zustand geheim halten?

Plötzlich waren Schritte auf der Treppe zu hören. Sie kamen näher. Die Tür wurde aufgeschlossen und eine dunkle Gestalt näherte sich ihm.

Benno hatte Angst. Er kauerte sich in seine Ecke zurück und zitterte.

„Hast du schon bemerkt, dass du kein Mann mehr bist?“

Benno antwortete nicht. Er brachte keinen Ton aus seiner Kehle, obwohl er es versuchte.

„Du musst nichts sagen. Ich weiß, du kannst nicht sprechen.“

Benno erstarrte. Wieso konnte er nicht sprechen. Er versuchte es mit einem „Aaaa“ und hörte sich nicht. Er versuchte es lauter und versuchte zu schreien. Um Hilfe oder Gnade. Um etwas, das ihn erlöste.

„Streng dich nicht so an!“, sagte das Flüstern neben ihm beruhigend. „Du kannst nicht sprechen, weil ich dir deine Stimme genommen habe. Du hast eh nur Scheiße erzählt. Viel Blabla und lauter Lügen. Versprechungen, die du nie gehalten hast. Meinungen, die keiner hören wollte. Ansichten, die Menschen verletzen, so wie mich. Aber du wirst nie wieder etwas sagen.“

Mit tränenüberströmtem Gesicht begriff Benno Kuhlmann, dass der Mann sich an ihm rächen wollte. Er hatte doch nie wirklich jemandem etwas getan. Vielleicht hatte er seine Vorteile als stadtbekannter Politiker ausgenutzt. Ein bisschen geschachert und betrogen, aber das machte doch jeder.

„Wie fühlst du dich eigentlich, so ohne Gemächt? Die Wunden sind gut verheilt. Du könntest damit alt werden. Die Lust würde allmählich nachlassen, falls du aufgrund deiner Situation überhaupt welche hättest.“

Benno wurde kalt. Wieso der Konjunktiv? Wieso würde, hätte und könnte? Der Mann wollte ihn nicht am Leben lassen. Angst war auf einmal überall in ihm. Er spürte den Hass jetzt deutlich durch das Käfiggitter. Wie eine böse Aura, die den Raum überschwemmte.

„Glaub mir, ich weiß genau, wie du dich fühlst. Man gehört nicht mehr dazu. Weil Leute wie du glauben, Dinge besser zu wissen, von denen sie nicht das Geringste verstehen. Und man will nie entdeckt werden. Davor brauchst du dich nicht zu fürchten, denn jeder wird es wissen. Sie werden es sehen, wenn sie dich finden.“

Benno drängte sich noch tiefer in die Käfigecke.

„Keine Angst, Kuhlmann. Du wirst nicht lange leiden. Ich werde dich als das umbringen, was du zu Lebzeiten warst – ein Schwein.“ Die Stimme lachte und entfernte sich.

In Bennos Kopf ging alles wild durcheinander. Filme der Vergangenheit liefen in ihm ab. Er sah seine Villa, seine Frau, die Kinder an einem Sommertag. Er sah sich beim Rasieren mit Schaum im Gesicht. Seine Mutter nickte ihm zu. Der Biergarten wurde in seinen Gedanken greifbar. Er wollte trinken. Wo war die Flasche? Er robbte in die andere Ecke, aber er war fahrig. Die Flasche glitt ihm aus der Hand und zersprang auf dem Boden. Überall Scherben. Vor Wut riss er an den Gittern und an sich und an dem Schlauch. Mit einem Ruck und einem dumpfen Schmerz glitt der Katheter aus seiner Blase. Nicht einmal schreien konnte er. Aber er konnte sich umbringen mit einer Scherbe. Er wollte nicht darauf warten, dass der Fremde wiederkam. Mit Überwindung senkte er die Scherbe ins Fleisch. Diese war nicht scharf genug. Er kam nicht weiter. Die Haut blutete nur oberflächlich. Diese hier war spitzer. Er musste zustechen und den Schmerz aushalten.

Beim ersten Versuch blieb das Glasstück stecken. Er jaulte innerlich. Zog es wieder heraus und hörte Schritte. Der Fremde kam zurück.

„Na, na, na, Benno, was machst du denn da? Du willst mir doch nicht die Arbeit wegnehmen. Hast du dir den Katheter gezogen? Das war aber dumm von dir. Jetzt läuft es einfach aus dir heraus und deine Hose wird nass. Kleiner Fehler von mir bei der Operation. Willst du was trinken? Deine Flasche ist kaputt.“

Mit diesen Worten öffnete der Mann die Käfigtür. Benno war mit blutenden Handgelenken wieder in die Ecke geflüchtet. Der Durst war groß. Er hatte vorhin alles wieder ausgebrochen. Aber er traute sich nicht heraus. Nicht in die Nähe des Fremden.

Der Mann schien seine Gedanken zu erraten.

„Keine Angst. Ich gehe solange. Du kannst sowieso nicht flüchten. Also versuch es erst gar nicht. Es hört dich auch niemand. Hier ist Verbandszeug für deine Arme.“

Benno folgte dem Mann mit den Augen, der die geflieste Treppe hochging, die Tür hinter sich zuzog und absperrte. Er wartete noch eine Weile. Dann kroch er aus dem Käfig. Er streckte sich. Endlich wieder aufrecht stehen. Aber das tat weh. Es war ungewohnt und zog in seiner Wunde. Durst, so großer Durst. Mühsam schleppte er sich zum Tisch und trank direkt aus der Flasche.

Als der Fremde zurückkam, war Benno bereits willenlos. Er grinste und starrte ihn mit wirren Augen an. Ohne Widerstand ließ er sich das Gespensterkostüm überstreifen, die Handgelenke verbinden und mit einer Kette umwickeln. Jetzt waren von Benno nur noch Hände, Füße und Augen zu erkennen.

Er selbst streifte sich die Totenkopfmaske über und zog die Kapuze tief ins Gesicht.

An der Kette zog er Benno mit sich zum Auto, das er direkt an der Kellertür geparkt hatte. Er würde den dummen Politiker an einen Ort der Weisheit und der Kultur bringen. Schon vor Wochen hatte er sichergestellt, dass er Zugang zur Eulenburg haben würde. Nachts war dort wenig los. Gegen halb zwei näherten sich die beiden dem alten Gebäude, ohne dass sie jemand gesehen hatte. Der Fremde hatte Benno eine genau berechnete Anzahl an K.-o.-Tropfen verabreicht. Daher ließ die Wirkung auch erst nach, als Benno längst kopfüber und nackt am Balken hing. Ihm war schlecht und er konnte sich nicht erinnern, wie er hierhergekommen war. Er fror.

„Na Benno, wie fühlst du dich jetzt? Hast es bald geschafft!“

Nach und nach kehrten die Erinnerungen der letzten Tage wieder und mit ihnen das Grausen.

Das Letzte, was er hörte, war nur für seine Ohren bestimmt. Der Fremde flüsterte ihm etwas Unglaubliches zu und durchstach gleichzeitig in seinem Hals die Hauptschlagader.

Gefüllte Paprika

Hetzer war mit Gaga und dem Holz ins Haus gegangen. An einem diesigen Tag wie heute dauerte es immer, bis der Kamin richtig zog. Am besten machte er ein Höllenfeuer mit Zeitung und kleinem Geäst, ein paar Stückchen Baumrinde. Damit die kalte Luft dem Schornstein entwich. Dann immer größere Scheite und nach und nach tanzte ein freundliches Feuer hinter der Scheibe. Für Wolf Hetzer war ein Kaminofenfeuer der Inbegriff aller Gemütlichkeit. Am Feuer war oder wurde alles gut. Die Wärme war eine andere, das Licht der Flammen strahlte weicher. Im Herd schmurgelte schon eine gefüllte Paprika – lecker mit Käse überbacken. Ihr Duft kroch durchs Haus bis zum Biedermeiersofa in Wolfs Nase und weckte ihn aus einem Kurzschlaf, gerade, als er im Traum einen Schweinebraten anschneiden wollte.

Der Hunger war stärker gewesen als der Schlaf. Er setzte sich auf. Vorsichtig, um die Kater nicht zu wecken, die es sich an seiner Seite bequem gemacht hatten. Aus der Küche piepte der Ofen. Endlich! Sein Magen knurrte gewaltig.

Gaga folgte ihm. Sie wusste, dass sie nichts vom Tisch bekam, aber sie wollte auch nichts verpassen. Hetzer nahm die Auflaufform aus dem Ofen. Hmm. Diese Rosésoße, köstlich. Das letzte Glas aus der Flasche hatte er aufgehoben. Er stellte es neben seinen Teller auf den Esstisch im Wohnzimmer und lehnte sich zurück. Wenn sie noch da wäre, hätte er eine zweite Flasche aufgemacht. Er schob den Gedanken beiseite, nahm einen Schluck und schnitt die Paprika an. Sie zerging auf der Zunge. Er hatte sie mit Reis und Zucchini gefüllt. Kochen war eine seiner Leidenschaften. Dafür nahm er sich Zeit. Sie hatte immer so gerne bei ihm gegessen. Auch wenn sie bei manchen Gerichten befürchtet hatte, er wolle sie vergiften. Mit Fenchel zum Beispiel und Chicorée.

Immer wieder diese Gedanken. Er wurde sie nicht los. Kam in einen Strudel, der ihn immer weiter nach innen zog, wenn er es nicht schaffte, sich abzulenken. Er wollte sie auch nicht loswerden, dachte er und hatte ein schlechtes Gewissen, weil er überhaupt darüber nachgedacht hatte. Sie gehörte zu ihm. Immer noch. Auch wenn sie nicht mehr da war.

Als Gaga bellte, riss sie ihn aus der Gedankenspirale und holte ihn ins Jetzt zurück. Hetzer hätte das kurze Bellen nicht weiter wichtig genommen, wenn nicht auch Emil im Stall Theater gemacht hätte. Er fauchte noch, als Hetzer in Richtung Tür ging. Das war seltsam. Normalerweise meldete er nicht, wenn er nachts im Stroh schlief. Es sei denn, es wäre jemand direkt aufs Grundstück gekommen oder hätte sich am Stall zu schaffen gemacht.

Hetzer gab Gaga das Kommando, ihm direkt bei Fuß zu folgen, und verließ durch den Hauswirtschaftsraum den Anbau in Richtung Hof. Sofort schalteten die Bewegungsmelder alle Lampen rund um das Haus an. Gaga spitzte die Ohren. Emil meckerte nur noch ein bisschen unwirsch vor sich hin und freute sich, als Hetzer zu so ungewohnter Zeit in seinen Stall kam.

„Ist doch gut, Emil“, beruhigte er den Ganter. „Hast du geträumt oder war hier jemand?“

Er streute dem Tier ein paar Getreidekörner hin und schloss den Stall wieder ab. Er sah, wie seine Hündin entlang des Zauns witterte, zwischendurch stehenblieb und mit gespitzten Ohren horchte.

Hier war jetzt niemand mehr, aber er hatte das Gefühl, dass dort jemand gewesen war. Vielleicht sogar näher, als er wollte.

Die Paprika war inzwischen kalt geworden. Er stellte sie noch einmal kurz in die Mikrowelle und legte Holz nach. Gerade, als er sich wieder zu Tisch gesetzt hatte, klingelte es.

„Das darf doch nicht wahr sein!“, sagte er zu Gaga, die ihn nicht hörte, weil sie bellend zur Tür gelaufen war.

„N’Abend Wolf, störe ich?“

Peter stand fragend in der Tür und sah Gaga skeptisch an.

„Nee, komm rein, aber lass mich eben essen. Ich habe die Paprika schon zum zweiten Mal warm gemacht. Willst du einen Schluck Wein? Gaga, ab in deinen Korb.“

Widerwillig gehorchte sie und ließ sich mit einem Brummen nieder, ohne Peter aus den Augen zu lassen.

„Beißt die auch nicht?“

„Kommt drauf an, ob du mich ärgerst“, lachte Hetzer, „oder aus ihrem Napf frisst. Sie ist so futterneidisch wie du. Möchtest du was von meiner Paprika?“

„Nein danke, das ist mir hier zu gefährlich, außerdem hatte ich einen leckeren Döner in Minden. Da gibt es die besten.“

„Und dafür fährst du extra nach Minden?“ Hetzer schüttelte den Kopf. „Der Sprit ist echt noch nicht teuer genug für solche wie dich.“

„Vielen Dank für die Moralpredigt, Herr Umweltapostel. Hast du schon gehört, wie diese vielen Kaminofenemissionen die Luft schädigen? Also, was soll’s. Wir sind alle Störfaktoren fürs Ökosystem. Ach, und ich hatte noch vergessen zu erwähnen, dass ich meine Mutter im Grillepark besucht hatte. Es lag quasi auf dem Weg.“

Hetzer kam sich doof vor. Manchmal sollte er sich lieber auf die Lippen beißen. Aber es gab genug Weggucker und Nichtssager. Dann lieber mal ein peinlicher Moment.

„Sorry, das konnte ich ja nicht wissen, dass deine Mutter in Minden wohnt.“

„Wie solltest du auch?“, grinste Peter. „Dafür hab ich es dir jetzt mal schön zurückgegeben, denn für dein verschwenderisches Heizen mit Holz hast du keine Ausrede – den Genuss mal ausgenommen. Was hast du denn für einen Wein?“

„Das hier ist ein Zinfandel Rosé. Ich habe noch eine Flasche im Kühlschrank. Setz dich schon mal, aber Finger weg von meiner Paprika. Gaga sieht alles!“

Peter nahm den größtmöglichen Abstand zum Hundekorb ein und setzte sich.

Dieses Miststück verfolgte ihn immer noch mit halboffenen Augen.

Jederzeit zum Sprung bereit.

Die Paprika duftete köstlich. Gut, dass er satt war, sonst hätte er jetzt glatt mal probieren wollen. Mit dem Sattsein war es bei ihm allerdings so eine Sache. Das hielt nie lange an. Und so ein Duft beschleunigte den Vorgang.

Hetzer kam mit Glas und Flasche zurück. Er schenkte Kruse ein und sich selbst nach. Er war froh, jetzt nicht allein sein zu müssen. Das lenkte von den Gedankenspiralen ab.

„Warst du eben schon mal hier?“

„Nö, wieso?“

„Kurz bevor du gekommen bist, haben Gaga und Emil ein Mordsspektakel gemacht. Da dachte ich, du hättest vielleicht schon mal geklingelt und ich hätte nichts gehört, weil ich in der Küche war oder so.“

„Nee, das war ich nicht. Ich bin jetzt erst gekommen. Aber ich glaube, es steht bei dir was vor der Tür. Das wollte ich dir eben schon sagen. Ich hab es nur im Angesicht des vierbeinigen Feindes vergessen.“

„Ach so, was denn?“

„Ein Topf oder eine Auflaufform oder so. Wenigstens sah es so aus.“

„Ach, das wird Moni gewesen sein – meine Nachbarin. Sie stellt mir manchmal was zu essen vor die Tür, wenn sie Eintopf macht. Das könne man nicht in so kleinen Mengen kochen, meint sie. Für sie allein lohne es sich nicht. Dann brauche ich ja morgen nicht zu kochen. Ich hole den Topf nachher rein. Da steht er ja schön kühl. Prost Peter!“ – „Prost Wolf!“

Hetzer setzte das Glas ab und begann seine inzwischen wieder lauwarme Paprika zu essen.

„Du“, sagte Peter, „es hat noch einen weiteren Grund, dass ich hier bin, nicht nur, um dir deinen Rosé wegzutrinken. Du weißt doch, dass ich Hinz und Kunz kenne in Rinteln und auch einige von Benno Kuhlmanns Spezis aus der Politikerszene. Ich weiß jetzt noch ein sehr delikates Detail aus seinem Leben. Ich habe quasi eine inoffizielle Befragung in Kleinenbremen durchgeführt, bevor ich zu meiner Mutter gefahren bin.“

Peter Kruse grinste geheimnisvoll und nahm noch einen Schluck Wein.

„Nun mach es doch nicht so spannend!“

„Ich weiß jetzt, wer Bennos Geliebte ist – oder sind.“

„Hä?“

„Na ja, es ist ein Paar. Der Kerl ist bi.“

„Gibt’s doch nicht! Der predigt doch andauernd gegen Homosexualität und dergleichen. Also, wenn ich alles geglaubt hätte, aber so etwas bestimmt nicht. Da kann man doch mal sehen, dass man bei den Ermittlungen nichts außer Acht lassen kann, auch nicht das Unwahrscheinlichste.“

„Ja, aber das Beste kommt noch. Hat mich ein paar Bier gekostet, bis sein Kumpel das ausgespuckt hat. Das geile Pärchen steht im Mittelpunkt des öffentlichen Lebens. Rate mal, um wen es sich handelt?“

„Mensch Kruse, raus mit der Sprache. Wie soll ich das raten? Das könnten viele sein.“

„Marlies König, Samtgemeindebürgermeisterin von Exten!“, sagte Peter genüsslich.

„Ist das nicht der Hammer!“

„Oh weh, das sollten wir allerdings erst mal unter der Hand weiter recherchieren. Denn falls sie und ihr Mann mit Bennos Verschwinden nichts zu tun haben, würde ich sie gerne aus den Ermittlungsberichten fernhalten. Du weißt doch, Dreck bleibt immer kleben, und wenn das rauskommt, dass die beiden in dieser Weise sexuell aktiv sind, dann sind ihre Tage als Frontfrau von Exten gezählt.“

„Ja, das wäre schade, denn sie hat viel für die Gemeinde getan. Und ehrlich gesagt: Ich finde, die Gelüste anderer gehen niemanden etwas an. Solange alles immer freiwillig und schön ist für die Beteiligten.“

„Politische Gegner und die Presse sähen das sicher anders. Aber ich bin deiner Meinung. Da morgen Samstag ist, sollten wir Marlies und ihrem Gatten einen kleinen Kaffeebesuch aufnötigen.“

„Vielleicht war da doch Eifersucht im Spiel?“, überlegte Peter.

„Wenn aus der Lust Gefühle geworden sind oder einer der drei nur gemeint hat, da wären welche.“

„Meinst du denn, sie haben ihn umgebracht und versteckt? Oder einer von beiden?“

„Oder sie halten ihn gefangen, als Lustsklaven!“ Peter lachte. „Keine Ahnung. Es ist nur eine weitere Spur. Wohin sie führt, wissen wir nicht. So, ich will dann mal auf die Piste. Weck mich morgen nicht, bevor ich dich anrufe!“

„Ist ja schon gut. Treib dich nicht zu lange rum!“

Es war halb zehn, als Wolf seinen Kollegen zur Tür brachte.

„Hier, vergiss deinen Topf nicht!“, sagte Peter und drückte ihn Wolf in die Hand. „Riecht ein bisschen komisch.“

Das fand Wolf auch und hob den Deckel.

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Yaş sınırı:
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Litres'teki yayın tarihi:
25 mayıs 2021
Hacim:
575 s. 9 illüstrasyon
ISBN:
9783827198884
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