Kitabı oku: «Pionier und Gentleman der Alpen», sayfa 2
Am Abend sitzen die beiden vor dem Haus auf der Holzbank, rauchen eine Pfeife und besprechen die Details für die Tour. Melchior war wenige Tage zuvor auf dem Altels und weil er Hichliff kennt, trägt er keine Bedenken, ihn allein auf den Gipfel zu führen. Für damalige Verhältnisse ein unerhörtes Wagnis, da sehr steile Eispassagen zu überwinden sind. Hinzu kommt, dass es geschneit hat und das Wetter noch immer nicht wirklich gut ist.
Wiederum macht Melchior den Nagelschuster. Um 3.30 Uhr weckt er Hinchliff, um 4.30 Uhr verlassen die zwei das Haus. Melchior trägt im Rucksack Brot, kaltes Fleisch, ein paar Flaschen Wein und ein Seil. Am Ledergürtel hat er ein Handbeil befestigt. Über Weidhänge, Geröll und Schneefelder gelangen sie an den Rand des mächtigen Hängegletschers, wo unaufhörlich Eistücke herunterfallen. Die Sache sieht bedenklich aus. Aber Melchior versichert Hinchliff, dass sich der Haupteissturz nur etwa alle hundert Jahre ereigne und das zuletzt vor etwa sechzig Jahren geschehen sei.
Ganz falsch liegt Melchior mit seiner zeitlichen Einschätzung nicht: Ein gewaltiger Eisabbruch ging dort am 18. August 1782 nieder, dabei starben auf der Alp unterhalb zwei Kinder, zwei Erwachsene und gegen hundertvierzig Tiere wurden «jämmerlich erschlagen und zerschmettert», wie Urkunden von Leukerbad und Kandersteg zu entnehmen ist. Der nächste, noch verheerendere Absturz folgte dann am 11. September 1895 um 5.10 Uhr. Im «Schwarenbach» nahm man ein anhaltendes, donnerähnliches Getöse wahr und sah eine weissliche, wolkenähnliche Lawine. Das Getöse und Erzittern ging bis Kandersteg. Etwas später fiel für kurze Zeit ein kalter Regen aus heiterem Himmel herab, «entstanden durch Schmelzung des Eisstaubes». Um 9.30 Uhr kam der Knecht vom «Schwarenbach» nach Kandersteg gerannt, «schweisstriefend und fürchterlich erregt». Er verkündete: «Der Altels ist herunter fallen, alles ist tot – Menschen und Vieh – alles!» Später wurde festgestellt, dass 4,5 Millionen Kubikmeter Eis abgestürzt waren. Vier Männer kamen darin ums Leben, darunter Kanderstegs Vize-Gemeindepräsident, welcher wie immer zwei bis drei Tage vor der Alpabfahrt zur Teilung von Käse und Butter auf der Alp Spittelmatte weilte. Getötet wurden zudem 220 Tiere. Auch die Vernichtung des gesamten «Sommernutzens», des Vorrats für den Winter, war für viele Familien ein unermesslicher Verlust. Diese Tragödie ereignete sich 39 Jahre nach Andereggs und Hinchliffs Fahrt, heute ist der Gletscher stark zurückgeschmolzen.
HAND IN HAND ÜBER DIE STEILE FLANKE
Am steilen Gipfelkegel schlägt Melchior Stufen in das Eis. Hinchliff macht es sich zur Ehrensache, das Seil, mit dem sie verbunden sind, nie straff werden zu lassen. Melchior ist mit dem Marschtempo sehr zufrieden, was er durch wiederholtes «Gut, gut!» bezeugt. Als der Engländer die Frage aufwirft, was geschehen könnte, wenn einer auf diesem Eishang ausglitte, zeigt ihm Melchior, wie er im schlimmsten Falle seine Axt einhauen und sich daran halten würde. Trotz eintretenden Wetterumschlags steigen sie weiter und betreten bereits um 8.15 Uhr den Gipfel, der von einer zehn Fuss hohen Stange markiert wird.
Im Enthusiasmus klettert erst Melchior, dann Hinchliff an der Signalstange empor. Oben stösst Melchior den «Oberländer Kriegsruf aus, als ob ihn irgendjemand in der Runde hätte hören können». Hinchliff wird im Wind der Hut Richtung Gasterntal weggeweht, und der riskante Versuch Melchiors, diesen zu erhaschen, wird durch das Seil, das die beiden noch verbindet, rasch gehemmt. Melchior seilt seinen «Herrn» los, knüpft das Seilende und sich an den Signalpfahl und will sich auf die überhängende Wächte hinauswagen, um nach dem Hut zu spähen. Hinchliff schaudert es beim Zuschauen, er zieht ihn am Seil zurück, lehnt auch Melchiors Anerbieten ab, ihm seinen Hut zu leihen, und bedeckt das Haupt mit einem Taschentuch.
Um sich während des Mahls vor der Kälte zu schützen, graben sie die Beine bis zu den Knien in Schneehöhlen ein. Der «berühmte Gemsjäger» Melchior erzählt, dass er schon oft in selbstgegrabenen Schneehöhlen übernachtet und bis zum Morgen herrlich darin geschlafen habe. Beim Abstieg schreitet Melchior über das harte Eis voran, tritt in die im Aufstieg geschlagenen Stufen, Hinchliff dicht hinter ihm. Als der Schnee weicher wird, gehen sie Hand in Hand, die genagelten Absätze der Schuhe fest einstossend, wobei Melchior von Zeit zu Zeit sein «Gut, gut!» hören lässt. Es beginnt zu regnen, sie beeilen sich und gelangen um elf Uhr zum «Schwarenbach», wo man erstaunt zur Kenntnis nimmt, dass sie lediglich sechseinhalb Stunden für die ganze Tour gebraucht haben, während man normalerweise nur für den Aufstieg deren sieben berechnet.
Sie trocknen ihre vom Niederschlag durchnässten Haare, geniessen eine Pfeife und einen Kaffee. Hinchliff will weiter nach Leukerbad, wo im Hotel des Alpes seine Reisebegleiter auf ihn warten. Bei diesem Wetter möchte Melchior seinen «Herrn» nicht alleine gehen lassen. Gutmütig gibt er vor, in Leukerbad «seinen Bruder» besuchen zu müssen. Arm in Arm, Hinchliff nun mit Melchiors Hut geschmückt, treten sie den Weg unter einem Regenschirm an. Hinchliff schreibt später: «Mit Bedauern schied ich von Melchior, indem ich ihn für einen ganz ausgezeichneten und zuverlässigen Gefährten halte, eines von jenen treuen und mannhaften Herzen, mit denen es immer ein Vergnügen ist, verbunden zu sein.» Sie nehmen sich zum Ziel, im nächsten Jahr gemeinsam den Wildstrubel zu besteigen – was sie 1858 zusammen mit Hinchliffs Freund Leslie Stephen machen werden.
DER STEINIGE WEG ZUM ALPINISMUS
DIE ENGLÄNDER KOMMEN — KRIEGSRHETORIK IN DEN BERGEN — RÜCKBLICK: DIE ALPEN SIND SCHRECKLICH, BERGBESTEIGUNGEN VERBOTEN UND «KEINESWEGS LUKRATIV» — MIT PANTOFFELN AUF DEN MONT BLANC — «WO IST JETZT DIE JUNGFRAU?»
Wäre Melchior Anderegg nicht von Thomas Hinchliff «entdeckt» worden, hätte ihn mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ein anderer Engländer im Grimsel-Hospiz oder im «Schwarenbach» aufgespürt. Mit dem Aufkommen des touristischen Alpinismus tun sich zwar immer mehr Hochgebirgsführer hervor, aber nicht so viele, wie gefragt wären. Hinchliff publiziert 1857 sein Buch «Summer Months Among the Alps», ein Publikumserfolg. Es ist damals eine der ersten unterhaltsamen Lektüren über die Alpen ohne wissenschaftliche Abhandlung. Die Briten verschlingen Hinchliffs Reisen. Sie folgen ihm lesend auf die Alpengipfel, leiden mit ihm, wenn er sich etwa bei der Besteigung der Dufourspitze, mit 4634 Metern der höchste Gipfel auf Schweizer Boden, fast die Finger abfriert, weil ihm der Zermatter Führer nicht gesagt hat, er solle Handschuhe einpacken. Hinchliff beschreibt detailliert, was er gefühlt, gesehen und erlebt hat. Manche seiner Bergführer schienen ihm ängstlich und ungeübt, andere hat er als müde und weniger ausdauernd als er selber in Erinnerung. Jedenfalls erhält in «Summer Months Among the Alps» kein anderer so viel Lob wie Melchior Anderegg, den er seinen «good old friend» nennt. Dadurch wird der Haslitaler auf einen Schlag berühmt und begehrt. Also noch bevor seine grosse Zeit der Erstbesteigungen überhaupt angefangen hat.
Eintrag in Melchiors Führerbuch: 1959 sind Melchior Anderegg und sein «Entdecker» Thomas Hinchliff mehrere Wochen gemeinsam unterwegs und besteigen unter anderem das Finsteraarhorn.
In der Folge tauchen vermehrt Engländer auf der Grimsel und im «Schwarenbach» auf, um die grosse Blechflasche und Melchior zu finden. Sie reagieren enttäuscht, wenn sie nur erstere finden und zu hören bekommen: «Melchior ist weit weg über die Berge». Zu seinen Herrschaften zählt nun eine Reihe Bergsteiger, die ihm ehrgeizige Aufgaben stellen.
Die Anzahl der Touristen, die in die Hochalpen wollen, wächst ab den 1850er-Jahren rasant, die meisten bleiben Gelegenheitsbergsteiger und manche haben schon nach einem Gipfel oder einem vergletscherten Passübergang genug. Im Berner Oberland stellen Tschingel-, Strahlegg- und bei Zermatt der Théodule-Pass lange Jahre die grössten Ambitionen vieler dar.
Dagegen lassen sich die Namen jener, die sich um die Erstbesteigungen reissen und Saison für Saison von Gipfel zu Gipfel eilen, auf etwa drei, vier Dutzend beziffern. Allen voran sind es Briten. In ihrem kleinen Kreis verbrüdern sie sich zu einem Mikrokosmos von Alpinisten und gründen 1857 in London The Alpine Club, die erste Bergsteigervereinigung der Welt. An Meetings und in Jahrbüchern tauschen sie ihre Erfahrungen aus und diskutieren, wie sie ihr neu entdecktes Hobby weiterentwickeln können. Eine ähnliche Vereinigung konstituieren die Österreicher 1862.
In der Schweiz ruft 1863 eine Gruppe von Wissenschaftlern, Politikern und Mitgliedern des gebildeten Bürgertums mit dem Schweizer Alpen-Club (SAC) eine Gemeinschaft für «Hochgebirgsfreunde» ins Leben. Initiator ist Rudolf Theodor Simmler. Der Zürcher Chemie- und Geologieprofessor in Bern findet die Sachlage bemühend, ja sogar beschämend, «wenn das Publicum in der Schweiz über die Regionen des ewigen Schnee’s und Eises, über die Zugänglichkeit der Gletscher und Felsengipfel sich aufklären will, es zu den Beschreibungen des englischen Alpenclubs greifen muss.» Der SAC wird sogleich ein Erfolgsclub. Kurz nach der Gründung treten vier Bundesräte bei. Bei einigen SAC-Sektionen werden anfangs noch bergsteigende Frauen und «Fräuleins» akzeptiert, zumeist als «Tochter» oder «Ehefrau» registriert, 1907 dann aber offiziell ausgeschlossen. Bei den Engländern bleiben die Ladys von Anfang an draussen. Sie gehen gar soweit, dass die Hündin «Tschingel» Ehrenmitglied wird, aber nicht ihr «Frauchen», die Alpinistin Meta Brevoort. Mit ihr und ihrem Neffen William A. B. Coolidge hat «Tschingel» 66 grosse Bergtouren unternommen. Frauen nimmt der Alpine Club ab 1974 auf, der SAC erst ab 1980, also nachdem das Frauenstimmrecht auf Bundesebene bereits eingeführt war.
ATTACKIEREN, BESIEGEN, BEZWINGEN
Nachdem sich jahrtausendelang nichts oder nur wenig ereignet hat im Hochgebirge, folgen die Erstbesteigungen der Alpengipfel plötzlich Schlag auf Schlag. Das sogenannte «Goldene Zeitalter» in der Geschichte des Alpinismus dauert etwa von 1854 bis 1865. 1870 ist mehr oder weniger jeder namhafte Gipfel in der Schweiz bestiegen. Die Rhetorik, die damals in der alpinen Literatur gebraucht wird, könnte gar vermuten lassen, in der Zone des ewigen Eises sei Krieg ausgebrochen. Rudolf Theodor Simmler spricht im Zusammenhang mit dem SAC von «Feldzug», «Kriegsrat», «Generalstab», und «Hauptquartier». Bevor er mit seinen «Hochgebirgsfreunden» zum allerersten Vereinsabenteuer schreitet, der Tödi-Besteigung im Glarnerland, sagt er: «Diesen Moment stelle ich mir feierlich vor, wie ein Feldherr den Augenblick vor einer Schlacht, wo er vor der Front seinen Soldaten mit kurzen Worten die Situation enthüllt und ihnen Sieg und Ruhm verheisst.»
Das Niemandsland unter Kontrolle bringen: Schweizer Bergsteiger pflanzen eine Gipfelfahne. Skizze von Emil Rittmeyer, Mitbegründer der SAC-Sektion St. Gallen, publiziert 1861.
Ähnlich klingt die Wortwahl der Engländer. Auch in ihren Berichten geht es darum, einen Berg zu «attackieren» und zu «besiegen», als wäre er ein Gegner, den man buchstäblich mit Füssen tritt und mit Eispickeln schlägt. Leslie Stephen erklärt die Alpen mit seinem viel gelesenen Klassiker «Playground of Europe» ironisch zum «Tummelplatz». Und Edward Whymper, 1865 «Bezwinger» des Matterhorns, nennt sein Buch zweideutig «Scrambles Amongst the Alps». «Scrambles» kann sowohl als «Kletterei» wie auch als «Wettlauf» übersetzt werden.
Bergführer nennt man «Anführer», sie haben das «Kommando» respektive «Regiment», und ihre Zöglinge sind «Rekruten».
Am symbolischen Eroberungswettkampf der Alpengipfel beteiligen sich Bergsteiger verschiedner Nationalitäten, aber die Briten lassen den Rest weit hinter sich. «Eine besonders kräftige Pflege und Förderung, ja ein völlig sportliches Gepräge erhielt der Alpinismus durch die Engländer. Die Angelsachsen sind nicht nur die Pioniere des Westens, sie sind auch die Pioniere des europäischen Hochgebirges», schreibt der österreichische Alpinist Ludwig Purtscheller 1894 in einem Essay «Zur Entwicklungsgeschichte des Alpinismus und der alpinen Technik».
FURCHTBARER ANBLICK VON FELS UND EIS
Obschon die Eidgenossen die Alpengipfel gewissermassen auf dem Präsentierteller im eigenen Land haben, lassen sie sich Mitte des 19. Jahrhunderts vom Gipfelsturm englischer Touristen überrumpeln. Für den damals jungen Bundesrat ist das Hochgebirge ein Teil des Landesterritoriums, das er noch nicht unter Kontrolle hat. Der SAC habe seine Unternehmungen deshalb auch als «patriotische und wissenschaftliche Kolonisierung seines eigenen Niemandslandes» gesehen, schreibt Andrea Porroni in «Helvetia Club».
Heute mag sich man fragen, weshalb das Interesse an diesen Bergfahrten auf einmal schier politische Relevanz erlangt hat. Gleichzeitig aber auch, warum dieses Revier oberhalb der Vegetationsgrenze bisher grundsätzlich gemieden wurde. Immerhin stehen die Alpen schon seit ungefähr einer Million Jahre da.
Die Menschen hatten Angst vor dem Gebirge. Man wollte am liebsten nichts damit zu tun haben. «Es stand wie eine geistige Mauer dazwischen», schreibt Max Senger in «Wie die Schweizer Alpen erobert wurden». Diese Mauer musste durchbrochen werden. «Erst als diese Einstellung zwar nicht Allgemeingut, aber doch ‹gesellschaftsfähig› geworden war, durfte man daran denken, die physische Eroberung der Alpen in Angriff zu nehmen.»
Noch bis tief ins 18. Jahrhundert gilt des Römers Livius altes Wort von der Scheusslichkeit der Alpen – der Foeditas Alpium. Wer immer der unwirtlichen Einöde trotzt, die zwischen Nord- und Südeuropa liegt, tut das aus schierer Notwendigkeit und hält sich eng an die alten Passstrassen. «Gott gib mich meinen Brüdern zurück, damit ich sie warnen kann, diesen qualvollen Ort zu meiden», betet ein englischer Mönch, als er 1178 den Gotthard auf dem Weg nach Rom überquert. Der protestantische Missionar David Cranz beobachtet noch 1757 auf dem Flüelapass mit Bestürzung, wie nicht nur die Vegetation, sondern Sichtbares überhaupt verschwindet: «Wenn die Bäume und nach ihnen die Alpen wegen der grossen Kälte aufhören, sieht man noch ein wenig Gras zwischen den Steinhaufen, dann nur noch Moos und endlich gar nichts.» Sein Zeitgenosse Johann Joachim Winckelmann setzt sich gegen den Schrecken der Alpen zur Wehr, indem er 1760 auf dem Weg zu Italiens Kunstschätzen die Fenster seiner Kutsche verhängt, um sich den furchtbaren Anblick von Fels und Eis zu ersparen. Wer zu Pferd über die Saumwege muss, verbindet sich die Augen.
Dennoch gab es immer schon ein paar Verwegene, welche die Berge weder als «feindliche Macht» noch als «scheusslich» wahrgenommen haben. Etwa Peter II., König und Feldherr des heutigen Katalonien in Spanien. Um zu «entdecken und erkennen, was auf dem Gipfel ist», steigt er im Jahr 1250 in den Pyrenäen auf den Pic du Cnaigou (2780 m ü.M). Im Vordergrund steht sein Wissenstrieb und vielleicht auch Ergeiz. Der italienische Dichter Francesco Petrarca erreicht 1336 den Gipfel des Mont Ventoux, eine 1912 Meter hohe Erhebung in der Provence, «alleine von dem fieberhaften Wunsche beseelt, die bedeutende Höhe dieses Ortes zu sehen.» Petrarca ist er erste Mensch, der von einer Art «Gipfelextase» spricht. Im 16. Jahrhundert wird dann der Zürcher Arzt Conrad Gessner der erste Mensch, der die Anstrengung einer Wanderung als Genuss beschreibt: «Ich habe mir vorgenommen, fortan, so lange mir Gott das Leben gibt, jährlich mehrere oder wenigstens einen Berg zu besteigen, und zwar in der Jahreszeit, wenn die Pflanzen in der Blüte sind, theils um diese kennenzulernen, theils um meinen Körper auf ehrenwerte Weise zu üben und meinem Geist die edelste Erholung zu gestatten. Denn welche Lust ist es und welches Vergnügen, für den ergriffenen Geist, die gewaltige Masse der Gebirge wie ein Schauspiel zu bewundern und das Haupt gleichsam in die Wolken zu erheben.»
VERBOTE, VERHAFTUNGEN, DRACHEN
Aber weder Petrarca noch Gessner dringen bis ins Hochgebirge vor. Es gilt nach wie vor als wertlos. Am meisten Geringschätzung bringen ihm jene entgegen, die ihm am nächsten sind: Die Alpenbewohner. Bei grösster Mühe der Bewirtschaftung bringt der Gebirgsboden nur geringe, oder gar keine Erträge. Zudem verkörpern die unfruchtbaren, dem Menschen gar gefährlichen Stellen des Gebirges seit dem Mittelalter die Wohnstätten höllischer Geister und des Teufels. Diesem Glauben leistet die Kirche offen Vorschub. 1387 stecken die katholischen Behörden der Stadt Luzern sechs Mönche ins Gefängnis und verweisen sie dann des Landes, weil sie auf den mythenumrankten Pilatus wollten. Dessen Besteigung ist bis ins 16. Jahrhundert per Gesetz untersagt. Man glaubt, nur schon eine Annäherung an den Berg und den Bergsee, wo gemäss der Sage angeblich die Leiche von Pontius Pilatus, römischer Statthalter in Jerusalem, versenkt worden sei, bringe schreckliches Unheil. «Grusame, ungestüme wätter und Hagel, windschlegen und anlaufen der bergwasser» wären die Folge. Über hundert Jahre nach den Mönchen, 1518, holt Joachim Vadian, Reformator aus Sankt Gallen, eine offizielle Bewilligung für den Pilatus ein und besteigt den Gipfel. In den gefürchteten See wirft er Steine, worauf sich – oh Wunder – kein Unwetter zusammenbraut. Sowohl die Mönche wie auch Vadian haben die Besteigung des Pilatus in erster Linie aus Protest gegen den Aberglauben und die religiöse Intoleranz dieser Zeit geplant.
Die Furcht vor dem Gebirge und den bösen Wesen, die es möglicherweise bewohnen, bleibt lange verbreitet. Dazu verhelfen nebst der Kirche wissenschaftliche Theorien. Wie jene des Zürcher Arztes Johann Jakob Scheuchzer: 1716 veröffentlicht er sein Werk «Naturgeschichte des Schweitzer Landes» (Itinera Alpina). Darin bringt er ausführliche Beschreibungen von Drachen in den Schweizer Bergen. Zur Illustration hat er Skizzen von sagenhaften Ungetümen erstellt, manche mit dem Körper einer Schlange und dem Kopf einer Katze oder mit Fledermausflügeln, andere mit kurzen Beinen und einem Hahnenkamm oder einem behaarten, zweigezackten Schwanz. Scheuchzer kann das Vorkommen der Drachen sogar nach Kantonen ordnen. Betroffen sind seiner Meinung nach die beiden Appenzell, Bern, Glarus, Luzern, Unterwalden, Zürich sowie das «Pündtner-Land», die Grafschaft Sargans oder die Landschaft Gaster. Es sei klar, so schreibt er, dass es solche Lebewesen gebe. «Sie mögen eine besondere Art der Tiere ausmachen, oder, wie viele wollen, Missgeburten sein; denn man siehet, dass nicht alle von einerlei Art sind.»
Drachen «existiren» in der Schweiz bis ins 18-Jahrhundert: Der Zürcher Gelehrte Johann Jakob Scheuchzer hat sie in seiner «Naturgeschichte des Schweitzer Landes» auch abgebildet.
Immerhin gehört Scheuchzer zu den ersten Gelehrten, die sich aus ihren Studierstuben hinauswagen und in die Alpen reisen. Auf hohe Gipfel schafft er es jedoch nie. «Theils wegen körperlicher Erschöpfung, theils wegen der noch zurückzulegenden Entfernung.» Und er stellt fest: «Nicht jeder vermag es, sich an der Besteigung von Hügeln zu erfreuen, die bis zu den Wolken reichen. Sehr wenige schätzen ein mühsames Unterfangen dieser Art, das keineswegs lukrativ ist.»
Scheuchzers enorm umfangreiche Forschungen zeigen, wie wenig noch im 17. Jahrhundert von den Alpen und den Talbewohnern bekannt gewesen ist. Nebst den Drachen beinhalten seine Bände Kapitel wie «von des Sennen Person», «von Bergen, Neblen und Wolken», «von den wässrigen und winddichten Luftge-schichten des Schweitzerlandes» oder «von den Überbleibseln der Sündflut». Er glaubt, die Berge seien hohl, und er zeichnet erste Karten «von den Gletschern, Schnee- und Eisbergen» im Berner Oberland und im Rhonetal, die allerdings etwa so verlässlich sind wie seine Drachentheorie. Nach ihm wurden später das Scheuchzerhorn und das Scheuchzerjoch benannt, die zum Gebirgszug zwischen Finsteraar- und Oberaargletscher gehören.
STÜRMER, DRÄNGER, ROMANTIKER
Ein ganz neues Gesicht bekommt das Gebirge im 18. Jahrhundert im Zeitalter der Aufklärung. Diese begegnet der Natur insgesamt mit den nüchternen Methoden der Wissenschaft, aber gleichzeitig wächst das Unbehagen und die Kritik am Glauben an die Messbarkeit. Empfindsamkeit, Sturm und Drang und schliesslich die Romantik suchen einen ganz anderen Zugang zu ihr und finden nicht zuletzt in der Natur Erholung von Zivilisation und gesellschaftlicher Konvention. Sie verweisen auf die irrationalen Seiten des Lebens, auf Leidenschaften, Unberechenbarkeiten, und so entdecken sie auch die «barbarischen» Alpen mit ihren schroffen Felsen und tiefen Schluchten als ihre Seelenlandschaft. Schon 1729 macht der Berner Universalgelehrte Albrecht von Haller mit seinem Gedicht «Die Alpen» Furore, in dem er der «verweichlichten Zivilisation» die Augen für die Schönheit der Berge zu öffnen versucht. Er verachtet Städter, die in Luxus und Genuss leben. Jean-Jacques Rousseau sieht die Alpenbewohner noch in einem unverdorbenen Naturzustand, Joseph von Eichendorff schreibt vom «reinen, kühlen Lebensatem», den die Bergbewohner «auf ihren Alpen einsaugen». Schriftsteller aus ganz Europa schreiben von «süssen Schauern», wenn sie in den Alpen «trotzig hinabschauen in die Schrecken». Lord Byrons «Manfred» von 1817, ein Hauptwerk der Romantik und oft vertont und gemalt, spielt unter anderem auf dem Gipfel der Jungfrau. Reisen in die Schweiz kommen in Mode. Aber weder Rousseau, Byron noch die Stürmer und Dränger sind Alpinisten. Johann Wolfgang von Goethe steigt auf unbedeutende Gipfel wie die Rigi oder den Brocken in Deutschland und macht Passtouren.
Gleichzeitig beginnt auch die Wissenschaft, die geheimen Schlupfwinkel und verborgenen Einöden der Alpen zu erobern. Eine Welt, «die mehr wundervoll als bequem, mehr schön als nützlich ist».
DIE GEISTLICHEN UND DIE GELEHRTEN
In der Schweiz werden die ersten namhaften Gletscherberge von Geistlichen bestiegen. Unter anderem der Titlis 1739, der Vélan 1779, die Dents du Midi: 1784. Zu den bemerkenswertesten frühen Pionieren gehört Placidus a Spescha (1752 bis 1835). Alleine oder nur von einem Schafhirten oder Diener begleitet, besteigt er eine ganze Serie von Gipfeln als erster: Rheinwaldhorn, Oberalpstock, Piz Cristallina, Urlaun, Uffiern, Terri, Ault, Stoc Grond, Scopi, Muraun, Güferhorn. Er ist Pater im Kloster Disentis, Kartograf, Geograf, Natur- und Sprachenforscher.
Als «geistiger Vater des Alpinismus» geht der vermögende Genfer Naturforscher Horace-Bénédict de Saussure in die Geschichte ein. Am 3. August 1887 steht er auf dem 4810 Meter hohen Mont Blanc, nachdem er 27 Jahre zuvor demjenigen eine hohe Geldsumme versprochen hatte, der eine Route auf den Gipfel findet. Begleitet wird er von seinem Diener, dem «Weg-Finder» Jacques Balmat und siebzehn Trägern. Sie schleppen Saussures «physikalische Werkzeuge und alle nöthigen Geräthe». Dazu gehören auch seine persönlichen Gegenstände wie Sonnenschirm, Zelt, Klappbett mit Matratze, Betttücher, Decken, zwei Überröcke, drei Jacken, drei Westen, sechs Hemden, ein weisser und ein Reiseanzug, Stiefel, Gamaschen, ein Paar Schuhe mit grossen und zwei Paar mit kleinen Spitzen, zwei Paar gewöhnliche Schuhe und Pantoffel. Für den mühseligen Aufstieg von Chamonix bis auf den Gipfel brauchen sie drei Tage. Ab den Grands Mulets muss Saussure alle fünfzehn Schritte pausieren, um Atem zu schöpfen. Oben angekommen, fühlt er aufgrund der Höhe «eine leichte Neigung zum Erbrechen». Das mitgebrachte Essen ist gefroren, und die Begleiter, denen die «Dünnigkeit der Luft» ebenfalls zur Last fällt, «bekümmerten sich nicht einmal um den Wein und gebrannte Wasser», schreibt Saussure später in seinem vier Bände umfassenden Werk «Voyages dans les Alpes». «Sie hatten wirklich gefunden, dass die starken Getränke die Unpässlichkeit vermehrten, wahrscheinlich weil sie den schnellen Umlauf des Geblütes noch beschleunigen. Bloss frisches Wasser that gut und war uns angenehm; aber es kostete Zeit und Mühe, Feuer anzumachen, und sonst war keines zu haben.»
Die Delegation verbringt vier Stunden auf dem Gipfel. Während Saussures Begleiter auf ihren auf den Schnee gelegten Säcken schlafen, nimmt er allerlei Messungen vor. Das Wasser zum Siedepunkt zu bringen, so stellt er fest, erfordert auf dem Mont Blanc eine halbe Stunde. Zu Genf lediglich fünfzehn bis sechzehn Minuten. Eine Pistole, die er auf dem Gipfel abfeuert, «machte nicht mehr Lärm als ein kleiner chinesischer Schwärmer im Zimmer». Der Puls von Bergführer Balmat schlägt nach den vier Stunden Ruhe 98-mal, der von Saussures Diener 112-mal und sein eigener 100-mal in einer Minute. In Chamonix sind es 49, 60, 72-mal.
In den folgenden Jahrzehnten dringen weitere Gelehrte ins Hochgebirge vor, jedoch nur einzelne und wie Saussure weniger der Berge wegen, sondern zu Forschungszwecken. Wie können Vögel und Insekten in diesen Höhen überleben? Weshalb bewegen sich die Gletscher, wie sie sich bewegen?
Oder die Meyers aus Aarau, die 1811 und 1812 mit Gemsjägern vom Wallis auf die Jungfrau klettern, um von dieser unbekannten Gegend Kartenmaterial zu erstellen. Eine Besteigung, ohne Messungen oder andere der Menschheit dienliche Beobachtungen durchzuführen, wird zu der Zeit als nutzlos angesehen oder gar nicht anerkannt. Wie etwa die Finsteraarhornbesteigung von 1812, als Meyer erschöpft auf dem Grat zurückbleibt und seine Führer angeblich alleine den Gipfel erklimmen. 1813 wird dann in der Schweiz noch das Zermatter Breithorn (4164 m ü.M.) von einer Gruppe um Henry Maynard erstmals bestiegen. 1819/20 im Monte-Rosa-Massiv die Vincentpyramide (4215 m ü.M.) und die Zumsteinspitze (4563 m ü.M.) von Joseph und Johann Vincent sowie Joseph Zumstein, 1822 die Ludwigshöhe (4341 m ü.M.) von Ludwig Freiherr von Welden.
WIRTSCHAFTSKRISE, KALTE WINTER, HUNGERJAHR
Trotz des alpinistischen Enthusiasmus’, den Saussure mit dem Mont Blanc ausgelöst hat, kommt die Bewegung ins Stocken. Man hat dringendere Probleme in der Folge der napoleonischen Kriege. Zwischen 1806 und 1814 verhängt der französische Kaiser eine Wirtschaftsblockade über die britischen Inseln – als Antwort auf die vorangegangene britische Seeblockade der französischen Küste. Dadurch geraten die Handelsbeziehungen fast aller Länder des Kontinents ins Schleudern, allen voran Frankreich selber. Am wenigsten trifft die Sperre jedoch Grossbritannien, es findet sogleich neue Absatzmärkte. In der Schweiz ist insbesondere die Textilindustrie betroffen, in der auch die Meyers aus Aarau tätig sind. Statt weitere Gipfel zu besteigen und Reliefs zu erstellen, müssen sie sich um das Überleben ihrer Fabrik kümmern. Alleine in der Schweiz werden gegen 200 000 Weber und Sticker arbeitslos.
Zudem bewirken klimatische Einflüsse grosse Katastrophen: Nach zwei ausserordentlich harten Wintern spuckt 1815 in Indonesien der Vulkan Tabora so viel Asche aus, dass danach achzehn Monate lang weltweit kaltes Wetter herrscht. 1816 wird «das Jahr ohne Sommer». Es schneit jeden Monat bis auf mindestens achthundert Meter herab. Darauf folgt eine Wärmeperiode mit rascher Schneeschmelze und Überschwemmungen. Die Missernten führen zu fürchterlichen Zuständen – auch in der Schweiz. In Sankt Gallen verhungern zwischen 1816 und 1817 sechstausend Menschen, Appenzell verliert sechs Prozent der Bevölkerung.
So wundert es wenig, dass in diesen Jahren, wo Schweizer gezwungen sind, Heu zu essen, Katzen und Hunde als seltene Delikatessen gelten, in der alpinistischen Technik ein deutlicher Rückschritt zu verzeichnen ist. Jungfrau und Finsteraarhorn sind seit den Meyers nie mehr angegangen worden und fast schon in Vergessenheit geraten. Erst 1827 nimmt Gletscherforscher Franz Josef Hugi, Professor am Gymnasium und Direktor des Museums in Solothurn, einen erneuten Anlauf auf die Jungfrau, dann auch mehrere auf das Finsteraarhorn. Er scheitert bei all seinen Versuchen. Den Finsteraarhorn-Gipfel erreichen 1829 seine Haslitaler Bergführer. Er selber muss wegen eines verstauchten Knöchels im Sattel zurückbleiben.
Bemerkenswert sind nicht nur Hugis Komplikationen am Berg, sondern auch jene im Tal. Im Lötschental begegnen die Einheimischen Hugi und seinen Begleitern höchst misstrauisch. Sie können sich nicht vorstellen, dass die Männer den weiten Weg unter die Füsse genommen haben, nur um Gletscher zu erforschen. So etwas hat man hier noch nie gehört. Man glaubt, sie seien Viehdiebe, Schmuggler oder anderes Gesindel. Keiner will ihnen Unterkunft geben. «Die Walliser staunten mächtig über unsere Ankunft von jenen weissen Himmelshöhen herab», schreibt Hugi in «Naturhistorische Alpenreise». «Zwischen den Dörfern Zneisten und Platten hielt ich mit meinen acht Trägern am Bache, in hohes Gras gelagert, noch einen Abendtrunk. Wie die Einwohner unser aufgepflanztes Fass, die Hutten und Reisegeräthschaften sahen, und Peter einige Worte von Krieg fallen liess, wurde es ihnen unheimlich. Ein altes Mütterchen kreuzte sich und eilte so schnell als möglich vorbei. Überhaupt sah ich wohl, dass man wenig Gutes uns zutraute. In Kippel, wo der Pfarrer zugleich Wirth ist, wurden wir erst nach langer Deliberation mit den Nachbarn ins Haus gelassen. Wohl eine halbe Stunde sassen wir so ungewiss auf der Mauer des Kirchhofes. Meine Gefährten waren aber alle von ungewöhnlicher Grösse, Baumann tüchtig benarbt, und die meisten so bebartet, dass ihre Kraftgesichter und der ganze muskulöse Gliederbau wohl geeignet war, Besorgnisse zu erregen.»
EINE BERNER JUNGFRAUFAHRT
Im Sommer 1828 macht sich auch der Zürcher Caspar Rohrdorf, Präparator am naturhistorischen Museum in Bern und Aufseher des Bärengrabens, zur Jungfrau auf. Er meint, er erweise dem Kanton einen Bärendienst, wenn er als erster Mensch von der Berner Seite auf den Gipfel steigt und Kartenmaterial zeichnet. Aber er bleibt ebenfalls auf der Strecke. Wie unwissend und amateurhaft Rohrdorf unterwegs ist, vernimmt man aus seinen Beschreibungen in «Reise über die Grindelwald-Viescher-Gletscher auf den Jungfrau-Gletscher». Mit vier Führern, acht Trägern und zwei Hirten startet er von der Stieregg oberhalb von Grindelwald. Sie biwakieren eine Nacht in der Eigerhöhle und erreichen am nächsten Nachmittag das Mönchsjoch. Rohrdorf als letzter. Er schreibt: «Wir staunten eine Weile; wo ist jetzt die Jungfrau? fragte ich den Führer Christian Roth; das weiss ich nicht, antwortete er; und ich eben so wenig, sagte ich.» Auf dem Hosenboden rutschen sie den Hang hinab und folgen dem Pfad ihrer Begleiter, die vorausgegangen sind. «Als wir sie erreicht hatten, rufte ich, ob nicht dort unten die Jungfrau sey? Ob ich denn das nicht wisse? versetzten sie; ich gab ihnen zur Antwort, wie ich das wissen könnte, ich sey ja so wenig je hier gewesen als sie; jetzt kamen die beyden anderen zurück und Hildebrand Burgener sagte ein wenig hitzig: das da drüben sey die Jungfrau und nicht die untere; die Vernünftigeren suchten ihn zu besänftigen; ich sagte, ich wollte dahin gehen, wo er gewesen sey, dann werde ich wohl so gut als er sehen, ob das die Jungfrau sey oder nicht.» Auf dem Grat zwischen Jungfrau und dem Mönch erkennt Rohrdorf «ganz deutlich» die beiden Silberhörner und in der Tiefe die Wengernalp und den Thunersee. «Ihr habt ganz recht, sagte ich nun Burgener; er aber fieng wieder an zu jammern: jetzt müssen wir alle sterben wie die Mücken, wer will hier eine Nacht auf dem Gletscher aushalten! sterben müssen wir alle, wir kommen heute nicht mehr in die Höhle zurück! Ich sagte, warum habt ihr mir nicht gefolgt, als ich euch befohlen, wenigstens die Decken mitzunehmen, es geschieht euch recht, ich will auch mit euch erfrieren, dann hat Einer was der Andere, und lachte ob diesem Geschwätze; die Hälfte meiner Leute aber glaubte an seine Reden. Ich sagte: wisset ihr was, wer mit mir will, der komme, und wer nicht will, der gehe in die Höhle zurück, bey 12 Grad Wärme wird keiner erfrieren.»