Kitabı oku: «Organische Gemeinde», sayfa 2

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Anstatt Menschen in die Kirche zu bringen, damit wir sie dann zu Jesus bringen, sollten wir doch besser Jesus zu den Menschen bringen, dorthin, wo sie sich aufhalten und leben. Dann erleben wir möglicherweise, dass daraus eine neue Art von Kirche entsteht, eine Kirche, die ihre Mitte mehr im Leben und am Arbeitsplatz hat, wo die Botschaft wirklich einen Unterschied machen sollte. Was wird geschehen, wenn wir den Samen des Reiches Gottes dort aussäen, wo sich das Leben abspielt und wo die Gesellschaft geformt wird. Ist es nicht genau das, was Jesus für seine Kirche beabsichtigt hat?

Wie wäre es, wenn Gemeinden auf organische Weise entstünden, wie kleine geistliche Familien, aus dem Boden der Verlorenheit geboren, weil hier der Same Gottes ausgesät wurde? Diese Gemeinden könnten sich reproduzieren, wie es alle lebendigen und organischen Dinge tun.

Wir haben erlebt, dass sich solche Gemeinden in Restaurants, Büros, in Privathäusern und -wohnungen, an Hochschulen, Schulen oder Stränden trafen. Andere hatten ihre Treffen in Bars, Kaffeehäusern, Parks oder Schließfachräumen. Eines unserer Gemeinde-Netzwerke hat sich zum Ziel gesetzt, dass es in Las Vegas für jeden Einwohner eine Gemeinde gibt, die er zu Fuß erreichen kann.“ Ein anderes proklamiert: „Jeder Christ ist ein Gemeindegründer, jedes Haus und jede Wohnung ist eine Gemeinde, und jedes Gemeindegebäude ist ein Trainingscenter.“ Das ist eine völlig neue Art, die Gemeinde Jesu zu sehen, und genau das passiert heute überall in der westlichen Welt. Ich glaube, dass dies eine ansteckende Bewegung ist, die mit den vielen Menschen in Kontakt kommt, die sich von der herkömmlichen Kirche gelöst haben, aber auf der Suche nach Jesus sind. Wir müssen Jesus in das Leben der Menschen bringen, und dies muss im Rahmen von Beziehungen geschehen.

In der Zeitschrift eines bestimmten Gemeindeverbands fand ich einmal einen Artikel, in dem die Evangelisationsmethode einer örtlichen Gemeinde herausgestellt wurde. Zur Weihnachtszeit hatten sie ihren Chor in ein großes Einkaufszentrum geschickt, um dort durch Weihnachtslieder die Botschaft Jesu zu verkünden. Dies wurde als erfolgreiche Aktion dargestellt, obwohl sie niemand angesprochen, zu keinem eine Beziehung hergestellt hatten. Keiner der Besucher des Einkaufszentrums konnte diesen kirchlich-religiösen Menschen in den fremdartigen Roben eine Frage stellen. Sie hörten lediglich Lieder, mit denen sie ohnehin schon über die Lautsprecher berieselt wurden. Wie eine Flugbegleiterin vor jedem Abflug verkündete auch der Chor lebenswichtige Informationen, die aber von kaum jemand beachtet wurden. Und trotzdem waren die Mitglieder dieser Gemeinde davon überzeugt, dass sie eine großartige Arbeit für Gott geleistet hatten. Mann, wir haben wirklich ein Problem!

Wenn wir diese Welt für Jesus gewinnen wollen, müssen wir uns wohl oder übel in die Raucherecken setzen, denn dort finden wir die verlorenen Menschen. Aber wenn wir verlangen, dass sie ihre Zigarette ausmachen, um die Botschaft zu hören, werden sie nur an eines denken, nämlich: „Wann kann ich wieder eine rauchen?“

Der Kern unserer Botschaft ist doch, dass Gott von uns nicht erwartet, dass wir zu ihm in den Himmel kommen. Er kam zu uns. Er lebte sein Leben zu unseren Bedingungen und auf unserem Terrain. Er inkarnierte sich. Dies ist ein theologischer Begriff und bedeutet so viel wie, dass er „im Fleisch“ oder in „in einem menschlichen Körper“ war. Wenn ich mir Chili „con carne“ bestelle, bestelle ich Chili mit Fleisch, mit Substanz. Jesus war der inkarnierte Gott. Er war die Wahrheit im menschlichen Körper, sodass jeder sie sehen konnte. Er „… wurde Fleisch … und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14).

Die Lieder des Chores hatten genau dies zum Inhalt, aber die Menschenmassen gingen einfach daran vorbei, ohne auch nur darüber nachzudenken. Als Jesus kam, trug er weder eine bunte Robe, noch blieb er distanziert, noch sang er den Leuten Lieder vor. Er kam genau wie wir nackt durch den Geburtskanal. Jemand musste seine Windel wechseln, und für eine gewisse Zeit konnte er sich wie alle anderen Menschen seit Adam und Eva nur durch Schreien verständigen. Er war arm und lebte unter uns. Er machte seine Hände schmutzig und diente den Menschen. Schließlich, nach seinem Leben, seinem Tod und seiner Auferstehung kam er irgendwann im 20. Jahrhundert auch zu mir. Wir müssen ihn auch heute zu den verlorenen Menschen kommen lassen.

Jesus ist immer noch inkarniert: Jetzt sind wir seine Füße, seine Hände, seine Augen und sein Mund. Wir sind der Leib Christi. Wir sind sein Tempel, und der Heilige Geist wohnt in unserem Fleisch (vgl. 1 Kor 6,19). Wir sind nicht die Gottheit, aber die Gottheit wohnt in uns, und ich finde, dass diese Wahrheit eine Realität ist, die unser Leben so dramatisch verändert, dass andere dies bemerken sollten.

Sir Walter Moberly schrieb 1949 das Buch The Crisis in the University (Die Krise in der Universität). Er hatte festgestellt, dass Evangelikale es nicht schafften, die Hochschulen mit dem Evangelium zu durchdringen. Für alle, die vorgeben, Jesus nachzufolgen, haben seine Worte von damals auch heute noch Biss: „Wenn auch nur ein Zehntel von dem, was ihr glaubt, wahr ist, dann solltet ihr zehnmal begeisterter sein.“2 Das sind die Worte eines Nichtchristen, der unsere Predigten gehört und unser Verhalten studiert hatte. Es tut weh, weil es wahr ist. Wir müssen anfangen, das Wort Jesu und den Geist Gottes so reichlich in uns wohnen zu lassen, dass seine göttliche Gegenwart spürbar ist. Das ist es, wofür Jesus gestorben ist.

Der Theologe Lesslie Newbigin sagt ganz richtig: „Die Kirche ist in die Welt gesandt, um das fortzuführen, wofür Jesus gekommen ist, und zwar in der Kraft desselben Heiligen Geistes Menschen mit Gott zu versöhnen“3 (vgl. Joh 20,19-23).

Dieses Buch ist ein Aufruf, zu unseren Wurzeln zurückzukehren. Die Gemeinde soll lebendig, organisch und im Fleisch sein. Sie soll dort hervorkommen, wo sie am meisten gebraucht wird. Die Kirche soll fruchtbar sein, sich multiplizieren und die Erde füllen, wie es Jesus beabsichtigte, als er dafür bezahlte.

Im Film „Apollo 13“ kam ein engagiertes Team hingegebener Leute bei der NASA zusammen, um ein schwieriges Problem zu lösen. Unter Ausnutzung einfacher Komponenten, die schon an Bord der Raumkapsel waren, fanden sie eine kreative Lösung, um die Astronauten zurück zur Erde zu bringen. Was sich schnell zum größten bisher dagewesenen Problem der NASA entwickelt hatte, wurde stattdessen ihr heldenhaftester Moment. Was wäre passiert, wenn die beteiligten Leute geleugnet hätten, dass es ein Problem gab? Wenn wir das Problem nicht erkennen, fehlt die kreative Energie, um Lösungen zu finden.

Der Anfang einer jeder großen Errungenschaft ist, dass ein Problem erkannt wird. Zusammen mit einem klaren Ziel und kreativer Energie kann durch diese Erkenntnis viel erreicht werden. Gott hat uns bereits alles gegeben, was wir brauchen. Wir müssen nur die einfachen Dinge in einem neuen Licht betrachten. Es gibt Lösungen, die auf der Hand liegen, wenn wir nur unsere Augen und Ohren für das öffnen, was der Heilige Geist den Gemeinden mitteilen will. Gott schweigt nicht; er hat sich nicht zurückgezogen, sondern er ist aktiv beteiligt und motiviert. „Bittet und ihr werdet empfangen“ (vgl. Mt 7,7).

Beim Lesen dieses Buches werden Sie vielleicht überrascht sein, wie einfach und naheliegend die Lösungen sind. Das Buch ist praktisch gehalten; es geht aber nicht um ein bestimmtes Gemeindemodell, sondern darum, wie die Wahrheit, die wir in der Bibel finden, heute Fleisch werden kann. Wenn Sie tiefgehende, komplexe und methodisch ausgeklügelte Antworten suchen nach dem Schema „Wie mache ich …?“, werden Sie enttäuscht werden. Die Antworten finden wir nicht in unseren Modellen, Methoden und menschlichen Systemen, sondern in der Wahrheit des Wortes Gottes und indem wir vom Heiligen Geist erfüllt und geführt werden. Ich hoffe, dass dieses Buch Sie wachrüttelt, sodass Sie die alte, vertraute Stimme wieder hören – die leise, säuselnde Stimme des Geistes –, die uns aufruft, neu und wieder mit ihm zu gehen. Alles, was komplizierter ist, ist nur zum Scheitern verurteilt.

Himmel, wir haben ein Problem. Zeige uns die Lösung und öffne unsere Herzen, damit wir sie empfangen können.

1 McNeil, R., The Present Future Church, Jossey-Bass, San Francisco 2003, S. 4.

2 Moberly, Sir W., The Crisis in the University, SCM Press, London 1953.

3 Newbigin, L., The Gospel in an Pluralistic Society, Eerdmans, Grand Rapids, Mich. 1989, S. 230.

TEIL 1: WURZELN DER ORGANISCHEN GEMEINDE

In der Schule mussten wir in Biologie einen Frosch sezieren. Einige der Mädchen waren ein wenig angeekelt, aber diese Übung half uns, das Tier von innen her zu verstehen. Bevor wir die potentielle Dynamik beschreiben, die in der Kirche schlummert, müssen wir sie zuerst analysieren und untersuchen, wie sie funktioniert.

Teil 1 verschafft uns eine Grundlage, um die Gemeinde verstehen zu können. Wir beschäftigen uns damit, welche Sicht Jesus selbst von der Gemeinde hat. Wir definieren die Gemeinde und lernen kennen, was sie so besonders macht. Wir beschäftigen uns auch mit einer wahren Geschichte über eine Reise in ein Königreich, das mit einem Samen, dem kleinsten aller Samen, beginnt und dann immer weiter wächst, um in kürzester Zeit Einfluss auf die Welt zu nehmen.

Kapitel 1: Reite mit mir hinaus!

Wann hört die Kirche endlich mit ihren kläglichen und nichtssagenden Träumen auf, „in der Welt etwas bewirken“ zu wollen, und fängt stattdessen an, Gottes Träume zu träumen, wie sie die Welt verändern kann? Vermag die Kirche diese postmoderne Zukunft zu erfinden und zu verhindern, zu erlösen und neu zu träumen?

Leonard Sweet („Soul Tsunami“)

Nichts ist dem unmöglich, der nicht auf die Vernunft hört.

John Belushi (in dem Film „Animal House“)

In dem Film „Der Herr der Ringe“ schafft Peter Jackson eine wunderschöne Darstellung von Tolkiens Welt der Mittelerde. Mittelerde ist ein fiktiver Ort voller Zauberer, Elfen, Zwergen, Drachen, Orks und Kobolden. Es gibt dort auch die Hobbits, einfache, sehr kleine Landbewohner. Sauron, der finstere Herrscher des Bösen in dieser Welt, schuf vor etlichen Jahrhunderten einen Ring der Macht, der einen großen Teil seines bösen Einflusses enthält. Dieser Ring ging verloren, gelangt aber schließlich irgendwie in den Besitz eines Hobbits namens Frodo Baggins. „Der Herr der Ringe“ ist die epische Geschichte einer kleinen, verschworenen Gruppe von Wesen aus den freien Völkern der Mittelerde, die mit einer riesigen Anzahl von Feinden und überwältigenden Schwierigkeiten konfrontiert ist. Sie brechen auf, um diesen Ring der Macht und somit auch Saurons wachsenden Einfluss zu zerstören.

Im zweiten Film, „Die zwei Türme“, verbünden sich die Guten mit dem Volk Rohan, das durch seine Reiter und schnellen und mutigen Pferde weltberühmt ist. Sie stoßen auf die Vorhut einer bösen Armee von Kobolden, die die gesamte Menschheit zerstören will.

Irgendwann trifft die Gruppe der Ringzerstörer im Thronraum von Theoden ein, dem König von Rohan. Als der König die Gefahr erkennt, muss er schwierige Entscheidungen treffen. Man rät ihm, „hinauszureiten und sie zu treffen“, aber er sorgt sich um das Wohlergehen seines Volkes. Krieg ist schrecklich und bringt große Verluste mit sich. In der Vergangenheit hatten sie immer Sicherheit in der Burg „Helm’s Deep“ gefunden. Mit seinem Hirtenherzen und seinem Wunsch, die Menschen, für die er die Verantwortung trägt, zu beschützen, verkündet er: „Ich werde mit meinen Leuten keinen offenen Krieg riskieren.“ Aragorn, ein Krieger mit dem wahren Herzen eines Königs, antwortet darauf: „Der offene Krieg steht dir bevor, ob du ihn riskieren willst oder nicht.“

Diese Worte sind auch heute noch wahr. Wir stehen einer bösen Macht gegenüber, die auf dem Vormarsch ist und die Welt zerstören will. Unser Feind, Satan, rückt vor und macht täglich Boden gut. Christliche Leiter wie Theoden befinden sich in einer ähnlichen Krise und müssen Entscheidungen zum Wohl ihrer Leute treffen.

Theoden entscheidet sich für die Festung Helm’s Deep, die sich als Illusion der Sicherheit herausstellt. Nach dieser Entscheidung zeigt der Film, wie die Menschen dem Bösen gegenüber immer mehr an Boden verlieren. In der Festung wiegen sich die Menschen zunächst in Sicherheit, aber die Mauern werden durchbrochen und sie müssen weiter in den Bergfried zurückweichen. Schließlich erobern die Feinde die gesamte Festung bis auf einen kleinen Raum mit verbarrikadierter Tür.

Als der Rammbock gegen die letzte Tür schlägt, die die Menschen von ihrer Vernichtung trennt, ruft der König hilflos: „Was kann ein Mensch gegen diesen ruchlosen Hass unternehmen?“ Aragorn gibt dem König denselben Rat wie zuvor: „Reite mit mir hinaus!“

Mit dem Rücken zur Wand und ohne Hoffnung, gegen eine zehntausendköpfige Armee siegen zu können, erscheint dieser Vorschlag lediglich als Möglichkeit, noch einen ehrenhaften Tod zu sterben. Theoden erwidert: „Ja, für den Tod und die Ehre!“ Aber Aragorn korrigiert ihn: „Für dein Volk!“ Theoden antwortet voller Leidenschaft: „Lass dies die Stunde sein, in der wir gemeinsam unsere Schwerter ziehen!“ Sie steigen auf ihre Pferde und greifen den Feind frontal an. So werden sie doch noch zu den echten Kriegern, die sie schon immer hätten sein sollen. Sie stürzen sich waghalsig und mutig in den Kampf, was den Feind überraschenderweise verunsichert, sodass er schließlich zurückweicht. In diesem Moment trifft Verstärkung ein, und am Ende ist die Schlacht gewonnen. Das Böse wird in die Flucht geschlagen, und der Sieg gehört den mutigen Helden, die wider alle Umstände dem Feind entgegengetreten waren.

Dies ist ein Gleichnis für unsere heutigen Gemeinden. Trotz guter Absicht wohlmeinender Leiter ist die Kirche in eine defensive Haltung zurückgefallen und sucht Zuflucht in ihren eigenen Festungen von Gebäuden und Programmen, „christlichen“ Geschäften, Schulen und Diensten. In dem Versuch, der Bedrohung auszuweichen, die wir eigentlich hätten vereiteln sollen, haben wir immer mehr an Boden verloren, bis wir nun nicht weiter zurückweichen können und vom Bösen umgeben sind. Heute sieht man uns als unfähige und ängstliche Gruppe an, die sich vor der Welt und der Realität, die uns umgibt, versteckt. Wir haben zugelassen, dass der Feind die Kultur und die Gesellschaft übernimmt, und beschweren uns darüber aus der Sicherheit unserer so genannten christlichen Festungen heraus.

Wer ist Jesus für Sie?

Aber so hat sich Jesus die Kirche nicht vorgestellt. Zweimal sprach er direkt von der „Kirche“ bzw. „Gemeinde“. Das erste Mal erwähnte er sie, als er mit seinen Jüngern unterwegs nach Cäsarea Philippi war (vgl. Mt 16,13-20). Jesus führte mit den Jüngern einen unangekündigten Test durch. Lehrer haben gute Gründe für solche Tests: Diese zeigen ganz deutlich auf, wie es um das Wissen der Schüler wirklich steht.

Die erste Testfrage war einfach: „Was sagen die Leute, wer ich bin?“ Das machte den Jüngern Spaß, alle wollten sich beteiligen und jeder hatte seine eigene Theorie. Es ist immer einfach, über die Fehler der anderen zu reden. Was die Jünger aber nicht merkten, war, dass dies nur eine Aufwärmfrage war.

Die zweite Frage war dann die eigentliche Prüfung – die wichtigste Frage, die man jemals beantworten kann. Jesus fragte: „Ihr aber, was sagt ihr, wer ich bin?“ Die Bibel erwähnt das zwar nicht, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es plötzlich äußerst still geworden ist. Ich kann mir auch vorstellen, dass die Blicke, die gerade noch so voller Enthusiasmus waren, sich nun langsam zu Boden senkten. Diese Frage ist wesentlich schwerer zu beantworten, weil es eine persönliche Frage ist. Beantworten wir sie falsch, sind wir es, die im Unrecht sind. Diese eine Frage möchten wir auf keinen Fall falsch beantworten, denn daran hängt schließlich die ganze Ewigkeit.

Das Gewicht dieser Frage erzeugte eine starke Spannung. Ich stelle mir vor, dass die Jünger langsam ihre Köpfe zu Petrus hindrehten, in der Hoffnung, er würde, wie schon so oft, das Wort übernehmen und für sie in die Bresche springen. Petrus fand die Stille wahrscheinlich unangenehm und war bereit, den Kopf hinzuhalten. In einem einzigartigen Moment erhob er kühn und voller Kraft seine Stimme und sagte: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“

Wahrscheinlich lächelte Jesus daraufhin, und die Anspannung verflog sogleich. Petrus war wohl ein wenig stolz auf sich (später musste er gedemütigt werden). Jesus sprach dann einen Segen über Petrus aus, der sowohl dessen Leben als auch das unsrige für immer berühren sollte: „Du bist gesegnet, Simon, Sohn Jonas, weil du im Test geschummelt hast!“ (meine Umschreibung). „Du hast die Antwort nämlich von einem anderen bekommen. Fleisch und Blut haben dir dies nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel.“ Letztendlich betrügen wir ja alle den Tod und das Gericht, da wir alle unsere Antwort von Gott und seinem Sohn bekommen. Es gibt keinen anderen Weg. Wir alle brauchen Hilfe vom Himmel, wenn wir Jesus kennenlernen wollen. Wir schaffen es nicht mit Hilfe eines hohen IQ oder indem wir die richtigen Bücher durcharbeiten. Weder die Intelligenz noch die Familienherkunft noch die Nationalität bringen uns in den Himmel; es ist die Gnade Gottes. Nur wenn wir seine Hilfe annehmen, können wir Jesus wirklich kennenlernen.

Um was es mir wirklich geht, ist Jesu Verständnis von seiner Gemeinde in Vers 18. Zunächst möchte ich den Kontext darlegen, damit wir verstehen, wie Jesus vorging. Wenn wir darüber sprechen wollen, was die Gemeinde wirklich ausmacht, müssen wir an dieser Stelle ansetzen. Alles über die Gemeinde beginnt und endet mit der einen Frage: Wer ist Jesus für dich? Jesu Aussage über die Gemeinde steht in einem Zusammenhang, der damit beginnt, dass Gottes Gnade die Identität Jesu offenbart, und sie endet mit Jesu Werk am Kreuz und seiner unfassbaren Auferstehung drei Tage später (vgl. Mt 16,21). Selbst wenn wir alles andere richtig machen, sind wir nicht wirklich die Gemeinde, wenn wir diese wichtige Frage auslassen. Gemeinde beginnt mit Jesus: wer er ist und was er getan hat. Alles dreht sich um Jesus, und wenn wir mit der Zeit andere Dinge in den Mittelpunkt stellen, entspricht die Gemeinde nicht mehr dem, wie Jesus sie gemeint hat.

Bevor wir über Gemeindegründung und -wachstum reden, müssen wir uns also mit der Frage auseinandersetzen: „Wer ist Jesus für mich?“ Auch wir müssen die Antwort von unserem Vater im Himmel erhalten und nicht durch ein Buch oder ein Seminar. Die Gemeinde ist geistlich. Mit ihr ist ein Geheimnis und eine Offenbarung verbunden.

Wenn wir auf die Frage antworten, dass Jesus der König der Könige ist, dann wird unsere Gemeinde genau das reflektieren. Hat Jesus alle Macht im Himmel und auf Erden und ist immer gegenwärtig, dann wird die Gemeinde anders sein. Ist Jesus aber fügsam, passiv und gleichgültig, dann wird es unsere Gemeinde ebenfalls sein.

Ich denke, eines unserer Probleme ist, dass wir vergessen, uns diese Frage zu stellen, wenn wir neue Gemeinden gründen wollen. Die Folge sind schwache Gemeinden. Wir reden mehr über unseren Stil und das Modell unserer Gemeinde als über den Herrn der Herren, der in ihr regiert. Wir erklären den Leuten, weshalb unsere Gemeinde anders oder besser ist als andere Gemeinden vor Ort und hoffen, dass die Menschen uns dann attraktiv finden; stattdessen sind sie gar nicht interessiert. Nur wenn wir zu unserer ersten Liebe zurückkehren und auf Jesus ausgerichtet sind, werden sich viele angezogen fühlen. Sie werden gedrungen sein, Jesus zu gewinnen, statt einen religiösen Gottesdienst zu besuchen.

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