Kitabı oku: «Der Zirkel», sayfa 6
Er stöhnt leise. Er fummelt gerade an sich herum. Ich muss ein Lachen unterdrücken.
„Was willst du denn noch tun? Sag es mir.“ fordere ich ihn auf. Er kann ja nichts dafür, dass er so veranlagt ist. Und jetzt wird er gleich ordinär. Er steht darauf, so am Telefon zu reden. Er erzählt mir lang und breit, wo er überall seine Zunge reinstecken wird. Und dann, wo er seinen großen, prallen Penis reinstecken will. Ganz tief und ganz langsam. Und er will mich stöhnen hören. Er kommt gerade in dem Moment, als Robert den Schlüssel ins Schloss steckt und ich lege auf.
„Was bist du so rot im Gesicht? Hast du mit Harry telefoniert?“ fragt er misstrauisch, als er das Telefon auf der Couch sieht. „Ja. Habe ich. Gregor hat die Staatsanwältin gewürgt. Deswegen ist er noch nicht draußen.“
„Das ist ein Scherz. Komm mal her, Nathalie.“ Er zieht mich am Kleid und greift mir vorsichtig zwischen die Beine. Wie eifersüchtig er ist. „Glück gehabt.“ grinst er. Alles trocken. Was hat er erwartet? Dass ich mit Harry Sex am Telefon habe?
„Sag mal, was ist das für eine Art? Schämst du dich nicht?“
„Nein. Das da gehört mir.“ sagt er liebevoll und küsst mich. „Dass du mit Gregor geschlafen hast, macht mir nichts aus. Aber dieser hässliche Gnom. Ich kann mir nicht vorstellen, was du an dem findest. Ich denke, er hat etwas ganz Besonderes im Repertoire.“
„Nein. Hat er nicht. Ich schwöre es dir. Es ist diese sinnliche Stimme.“
„Meine ist das nicht?“ flüstert er.
„Doch. Sie gefällt mir viel besser. Weil es deine ist.“
„Ja? Wo willst du mich fühlen? Ganz tief in dir. Komm, sag es schon. Wo soll ich kommen, dass du es heiß in dir fühlst? Hmh? Komm, zeig mir, wo du meinen großen Schwanz fühlen willst.“
„Robert, das passt nicht zu dir.“ Ich muss lachen. „Nicht auf diese Art.“
„Wirklich? Dann geh ins Schlafzimmer und zieh dich aus. Ich habe dir etwas mitgebracht.“
„Du hast mir was mitgebracht? Einen Vibrator vielleicht?“
„Nein. Willst du einen? Dann bringe ich dir beim nächsten Mal einen mit. Heute bekommst du Natur. Bio. Aus artgerechter Schwänzchenhaltung.“ Er muss selbst lachen, als er das sagt und er wirft mich auf das Bett und kitzelt mich, bis ich keine Luft mehr bekomme.
Am nächsten Morgen wache ich mit einem ganz komischen Gefühl auf. Ich hatte einen eigenartigen Traum, der mir zwar entfallen ist, aber dieses Gefühl hinterlassen hat. Ich sehe mir Robert an, der friedlich neben mir schlummert. Zum ersten Mal fällt mir auf, dass er der gleiche Typ wie Gregor ist. Groß und schlank, volles Haar, sympathische Gesichtszüge. Diese Hände, die bei beiden so zärtlich sein können, äußerst gepflegte Nägel. Ich sehe mir Roberts Hände genau an. Sie ähneln nicht Gregors Händen, was mich aufatmen lässt. Ich hatte nämlich schon den Verdacht, dass vielleicht Robert der verschollene Bruder sein könnte. Das einzige, was mich irritiert ist die Tatsache, dass er bei näherem Hinsehen nicht wie Mitte vierzig aussieht. Für das, was er erlebt hat, hat er sich verdammt gut gehalten. Seine Haut im Gesicht sieht sogar jünger aus als die von Gregor. Er sagt, er sei 46 Jahre alt. Ich finde, das kann nicht sein. So gut ist die Creme auch nicht, die er morgens benutzt. Die Lachfältchen um die Augen sind nicht so tief wie die von Gregor. Es kann natürlich daran liegen, dass Gregor Raucher ist. Robert habe ich nur ein einziges Mal rauchen sehen.
Irgendetwas habe ich übersehen. Etwas irritiert mich an Robert. Ich weiß nur nicht, was es ist. Es ist nämlich alles zu schön, um wahr zu sein. Mein Mann ist verrückt geworden und schwupps, ist da der Butler, der in heißer Liebe zu mir entbrannt ist und nach dem ich fast süchtig bin. Für mein Leben völlig untypisch. Robert ist nämlich zu perfekt. Gut, er hat mir erzählt, was er erlebt hat. Das stört mich aber nicht sonderlich. Ehrlich gesagt, hätte ich das an seiner Stelle wahrscheinlich ganz genauso gemacht. Die Sache mit seiner Frau, meine ich.
Es kommt mir komisch vor, dass niemand, wirklich niemand von der Staatsanwaltschaft oder der Polizei bei mir aufgekreuzt ist. Es kommt mir komisch vor, dass mein Mann einen Mord gesteht, der so nicht passiert sein kann, 3 Monate nach der Hochzeit, mit der niemand gerechnet hat. Es kommt mir komisch vor, dass ich niemanden von seiner Familie kenne. Ich weiß noch nicht einmal, ob sein Vater noch lebt. Von seiner Mutter ganz zu schweigen. Ich habe die Bibliothek abgesucht. Es gibt kein einziges Foto. Gregor hat keine Familienfotos. Irgendetwas verbindet die beiden, Gregor und Robert. Wenn es keine Verwandtschaft ist, ist es etwas anderes. Robert redet nicht über Gregor. Das ist es, was mir so komisch vorkommt. Er spricht nicht über ihn. Als wäre er gar nicht vorhanden. Er fragt mich nicht, wann ich die Scheidung einreichen will. Als wäre ihm das völlig gleichgültig. Andererseits ist er so um mich bemüht. Er liest mir jeden Wunsch von den Augen ab und gibt den perfekten Liebhaber. Ich muss Harry anrufen, unbedingt. Ich muss mit jemanden darüber reden, wie verdammt perfekt das alles ist. Ich muss noch einmal zu Gregor. Ich will mit ihm reden. Vielleicht verrät er mir unbewusst doch etwas. Ich will ihn nach diesem Sohn fragen. Robert hat sich nicht dazu geäußert. Warum hat er es nicht gewusst? Er weiß doch sonst alles über Gregor. Und ich verwette meinen Hintern darauf, dass sie sich nicht erst seit 4 oder 5 Jahren kennen. Niemals.
Robert schlägt die Augen auf und lächelt mich an. Dann zieht er mich an sich. Wie warm er ist und wie geborgen ich mich bei ihm fühle. Ich wünschte, es wäre wirklich so perfekt. Ich würde mich von Gregor scheiden lassen und mit Robert zusammen leben. Aber das wäre zu einfach. Einfache Dinge gibt es in meinem Leben nicht. Einfach war es mit Harry nicht und mit Gregor nicht. Warum sollte es bei Robert anders sein? Erst einmal muss ich meine finsteren Gedanken verschieben. Robert will mich lieben, wie jeden Morgen. Und das lasse ich mir nicht entgehen. Ich mag seine sanften Berührungen, sein erregendes Saugen an meinen Brustwarzen und seine wundervollen Küsse. Jetzt hat er den Kopf zwischen meinen Beinen und ich drücke ihn an mich. Hingebungsvoll verwöhnt er mich. Er macht es noch langsamer als sonst. Dann steckt er einen Finger in mich und bewegt ihn dort. Ich muss einfach stöhnen. Es geht gar nicht anders. „Entspann dich. Bleib ganz locker.“ flüstert er. Dann fühle ich den Finger woanders. Er streichelt mich dort und schiebt ihn ganz vorsichtig in mich hinein. Das hat er noch nie getan. Wie erregend sich das anfühlt. Als sei ich ihm komplett ausgeliefert. Es ist noch intimer, als den Finger woanders zu fühlen.
Er wartet, bis ich gekommen bin und dann dringt er in mich ein. Es ist wundervoll, ihn auf mir zu fühlen, und ich liebe ihn besonders, wenn er meinen Namen dabei sagt. Sein Haar ist feucht vor Schweiß, als ich seinen Kopf festhalte. Er zittert, als er kommt und bleibt dann auf mir liegen, weil ich ihn mit meinen Beinen umklammert habe.
Er wälzt sich neben mich. „Ich liebe dich so sehr, Nathalie.“ sagt er. „Ich muss heute ins Haus fahren. Willst du mit kommen? Ich muss nach dem Rechten sehen und die Post erledigen.“
„Nein. Fahr ruhig. Ich kann zum Friseur gehen. Ich will anständig aussehen, wenn du dich mit mir auf der Straße sehen lässt.“ lächele ich. „Du sollst dich doch nicht für mich schämen.“
Er setzt mich beim Friseur ab und küsst mich, als würde er auf eine Weltreise gehen und nicht mal eben nach Lohmar fahren, um bei Vandenbergs nach der Post zu sehen. Wenn da mal nicht was im Busch ist. Ich kann es kaum erwarten, bis mein Haar neu getönt, geschnitten und geföhnt ist. Noch vor dem Salon rufe ich Harry an.
„Ich will dich besuchen. Sofort.“ sage ich.
„Huch.“ lacht er.
„Nicht deswegen. Ich muss mit dir reden.“
„Schade. Soll ich dich abholen? Wo bist du? Wir könnten essen gehen.“
Harry holt mich in seinem Porsche ab. Er hat eine Menge für Autos übrig, nicht nur für Frauen. Alles, was das Leben in seinen Augen lebenswert macht. Und heute sieht er mal gut aus. Er hat sich in feinen Zwirn gekleidet. Ich muss zweimal hinsehen. So elegant kenne ich ihn gar nicht.
„Da staunst du, was? Ich habe mich von den Männern in deinem Leben inspirieren lassen. Ich komme jetzt in ein Alter, wo man auf Eleganz Wert legt.“ grinst er.
„Ach was?“
„So ist es noch leichter, die Damen zu beeindrucken. Nicht jede hat ein Ohr für meine Verführungskünste. Die mit Worten, meine ich.“
Er führt mich in ein edles Restaurant, wo ich früher oft mit ihm gewesen bin. Der Kellner erkennt mich sogar wieder, trotz neuer Frisur.
„Du siehst richtig gut aus, Harry.“ sage ich freundlich, als wir Platz genommen haben.
„Du hast mich am besten gefunden, wenn ich nichts anhatte. Also, wo drückt der Schuh?“
„Harry, es ist alles so verdammt perfekt.“ platze ich heraus.
„Ja. Dachte ich mir schon. Magst du die Olive haben?“ seine blauen Augen strahlen mich an.
„Nein. Harry, irgendetwas stimmt hier nicht. Wieso sollte in meinem Leben alles so schön sein? Das war es noch nie.“
„Ja. Du hast immer das Haar in der Suppe gefunden. Was ist denn zu perfekt?“
Ich erzähle ihm von meinem Traum und meinen Gedanken von heute morgen.
„Also sollte ich mich mal um deinen Robert kümmern, findest du? Was kriege ich dafür?“
„Was willst du denn?“
„Vermisst du mich manchmal?“ fragt er mit sehnsüchtigem Blick.
„Ja. Oft.“ Es ist die Wahrheit. Er ist mir so unglaublich vertraut.
„Ich vermisse dich auch, Nathalie. Ist nicht so gut gelaufen mit uns, nicht? Ich habe oft darüber nachgedacht.“
„Harry, kannst du nicht einfach mein Freund sein?“
„Nein. Einfach ist das nicht.“ Er schiebt die Nudeln auf dem Teller hin und her.
„Harry, bitte. Es ist fünf Jahre her. Es fiel mir nicht leicht, zu gehen.“
„Warum konnten wir damals nicht so darüber reden?“
„Weil ich dich liebend gerne umgebracht hätte.“
„Ja. Ich weiß.“ grinst er. Dann wird er ernst. „Es tut mir leid, dass ich dich verletzt habe. Eine Nacht mit dir. Kein Sex.“ sagt er und sieht mich an.
Mir kommen die Tränen. „Harry, bitte. Das geht nicht.“
„Dann forsche selbst nach.“
„Ich habe nicht deine Verbindungen. Ich habe nicht gedacht, dass du so an mir hängst.“
„Dass ich mich nicht gemeldet habe, heißt nicht, dass ich nicht permanent an dich gedacht habe.“ Er ist völlig in sich zusammen gefallen. So habe ich ihn noch nie gesehen.
„Eine Stunde im Hotel.“ sage ich und weiß gar nicht, was in mich gefahren ist. „Heute. Jetzt gleich.“
„Bevor ich dir die Ergebnisse präsentiere?“ fragt er ungläubig.
„Ja. Weil du mir manchmal fehlst.“
„In meiner Wohnung. Es könnte dich jemand im Hotel erkennen, Frau Vandenberg.“
„Also schön.“
Als ich neben ihm im Wagen sitze, ist es wie früher. Mein so vertrauter Harry sitzt neben mir, hat die Hand zärtlich auf meinem Oberschenkel liegen und wir fahren in seine Wohnung. Ich habe Gregor und Robert komplett vergessen. Es kribbelt zwischen meinen Beinen, wenn ich daran denke, was mich erwartet. Ich nehme seine Hand und drücke sie an meine Lippen, was ihm ein zärtliches Lächeln entlockt. „Bekomme ich das, was ich mir wünsche?“
Seine Wohnung ist aufgeräumt. Keine Akten auf dem Bett, sein Schreibtisch ist ordentlich.
„Was ist passiert?“ frage ich erstaunt.
„Ich bin erwachsen geworden.“ sagt er ernsthaft und hängt sein Jackett auf einen Bügel.
„Als du fort warst, habe ich nachgedacht.“ Er nimmt seine Krawatte ab und knöpft sein Hemd auf.
„Und?“
„Es gibt noch mehr als Sex. Ist mir leider zu spät klar geworden.“ Harry nimmt mich in die Arme und küsst mich. Es ist, als wären die fünf Jahre dazwischen nie gewesen. Im Nu hat er mich ausgezogen und ich stehe nackt vor ihm. „Du wirst immer schöner. Ich immer älter. Wie kommt das, Nathalie?“ sagt er bewundernd und berührt meine Brüste, als wären sie besonders kostbar.
„Vielleicht brauchst du eine Brille, Harry?“ Ich muss lachen und er piekst mich in die Seiten.
„Leg dich schon mal hin. Onkel Harry zeigt dir, was du brauchst.“
Harry ist ein leidenschaftlicher Liebhaber. Ich hätte vor Lust am liebsten geweint. Es ist, als würden wir zueinander gehören. Wie damals, als ich ihn verließ. Monatelang hatte ich das Telefon in der Hand, um ihn anzurufen, weil er mir so fehlte. Ich heulte mich in den Schlaf und weinte mich durch den Tag, bis es endlich besser wurde. Es ist ein Fehler, heute mit ihm ins Bett zu gehen. Er wird wieder in meinen Gedanken sein. Ich streichle sein Geschlecht und er hat die Augen geschlossen und genießt es. Er ist unglaublich groß und Harry kann immer gleich mehrmals hintereinander. Er ist noch nicht fertig. Da kommt noch etwas. Und zwar das, wovon er gesprochen hat.
„Leg dich mal auf den Bauch, Engel.“ sagt er zärtlich. Dann streichelt er meinen Po. Ganz sanft. Er legt die Hand zwischen meine Beine und spielt dort mit dem Finger, bis ich stöhne.
„Ist das gut? Du brauchst keine Angst zu haben. Es wird nicht wehtun. Du wirst es schön finden.“ verspricht er mir. „Du hast immer alles schön gefunden, was wir gemacht haben. Und das wirst du auch schön finden. Ich verspreche es dir. Jetzt knie dich hin. So.“ Er zeigt mir die Position, die ich einnehmen soll. „Jetzt entspann dich.“ Das habe ich heute Morgen schon einmal gehört. Als Robert den Finger in mir hatte.
Harry cremt seinen Penis sorgfältig ein, bevor er sich mir nähert. Ich halte die Luft an.
„Nein. Weiteratmen. Es passiert nichts.“ Er streichelt mich, bevor er langsam, ganz vorsichtig, in mich eindringt. Wie groß er mir vorkommt. Er verharrt lange, bevor er sich weiter in mich schiebt. Dann fühle ich, wie ich mich entspannen kann. „Tut es weh?“
„Nein.“ seufze ich. „Nein. Es ist schön.“
„Habe ich doch gesagt.“ Dann dringt er ganz in mich ein. Wie wundervoll, denke ich. Warum habe ich davor Angst gehabt? Er hat ich mit einer Hand an der Hüfte gepackt und streichelt mich mit der anderen. Er bewegt sich langsam und vorsichtig. „Wie lange habe ich davon geträumt.“ flüstert er in höchster Erregung. „Wie lange schon wollte ich das tun. Mit dir, Nathalie.“ ich will gar nicht, dass er aufhört. Sein Stöhnen wird lauter, seine Bewegungen ein wenig schneller und dann packt er mich an beiden Hüften, als er den Höhepunkt erreicht.
„Ich bin eine Schlampe.“ murmele ich, als er sich zurückzieht. „Eine verkommene Schlampe. Ich habe einen Mann und einen Liebhaber und einen Exliebhaber, der einen süchtig macht.“
„Jaja. Dein Gewissen.“ sagt er und klettert vom Bett. Er geht ins Bad und lässt die Tür offen. Er ist überhaupt nicht verschämt. Ich höre, wie er pinkelt und dann den Wasserhahn aufdreht.
„Deine verdammte Moral. Du nimmst dir einfach, was du brauchst. Ein Mann hat damit kein Problem, glaub mir das.“ ruft er durch die offene Tür.
Er kommt wieder zurück und küsst mich auf die Schulter. „Dein Mann ist seit 4 Wochen im Gefängnis und du vögelst hemmungslos herum. Was fällt dir bloß ein.“ sagt er liebevoll.
„Liebst du mich noch, Harry? Es kommt mir fast so vor.“
„Das kann selbst ich nicht abstellen. Tut mir leid.“ grinst er und wirft mich nach hinten.
„Ach, die Stunde ist schon lange vorbei. Und nun?“
„Du kannst noch mal. Ich weiß das.“
Harry fährt mich in die Stadt. Er hat mir versprochen, Nachforschungen über Robert anzustellen. Er lutscht mir den Lippenstift wieder ab, bevor er mich aussteigen lässt.
„Glaub ja nicht, ich warte wieder fünf Jahre auf dich.“ sagt er zärtlich. Wie er mich ansieht. Für einen Moment durchzuckt mich der Gedanke, dass es furchtbar einfach wäre, Gregor und Robert einfach zu vergessen und zu Harry zurück zu gehen. Aber nur einen Moment. Dann habe ich Roberts liebevollen Blick wieder im Gedächtnis.
„Steig schon aus. Sonst entführe ich dich noch.“ sagt er, plötzlich böse geworden.
Er ärgert sich bestimmt über den Fehler, den er gemacht hat. Und den er leider immer wieder begehen wird. Alle Frauen sollen glücklich sein. Nicht nur Nathalie. Und damit konnte ich und kann ich nicht leben. Ich winke ihm hinterher, als er davonbraust. Mein Schoß fühlt sich ganz heiß an. Meine Schamlippen sind immer noch angeschwollen und meine Brustwarzen wollen sich gar nicht beruhigen. Harry hat mich begutachtet, bevor wir die Wohnung verlassen haben. Er hat sogar an mir gerochen. „Fällt ihm nicht auf. Glaub mir.“ hat er beruhigend gesagt. Er wird es ja wohl wissen.
Ich muss mir etwas kaufen, damit ich eine Begründung habe, was ich den ganzen Tag getan habe. Ich habe ein schlechtes Gewissen. Wohlmöglich ist Robert komplett unschuldig und ich betrüge ihn mit Harry, um ihm etwas nachzuweisen. Ich bin schlecht. Ich habe das getan, was ich Harry vorgeworfen habe. Soviel zum Thema Moral. Ich werde Robert etwas kaufen. Außer einer edlen Uhr trägt er keinen Schmuck. Aber eine Krawattennadel vielleicht. Also betrete ich einen Juwelierladen und suche ein edles Stück aus, mit einem Brillanten. Es ist mir gleich, was sie kostet. Gregor bezahlt sie. Für Gregor kaufe ich auch etwas. In einem Buchladen suche ich mir ein paar Romane aus. Die werde ich ihm schicken, mit einem liebevollen Brief dazu. Harry hat mir wirklich ein schlechtes Gewissen gemacht.
Ich kaufe mir ein Parfüm, ein paar Kosmetikartikel und das, was ein Mann erwartet, wenn das Frauchen in der Stadt herumturnt. Schuhe natürlich. Und eine Handtasche. Als hätte ich nicht schon genug davon. Dann kaufe ich in einem Teeladen ein paar Sorten exquisiten Tee, mein Morgentee ans Bett fehlt mir nämlich. Schwer bepackt, wacklig auf den Beinen von meinem kleinen Abenteuer laufe ich durch die Fußgängerzone, als ich Roberts Wagen sehe. Ich setze mich mit meinen Einkaufstüten in ein Cafe. Ich bestelle Milchkaffee und ein Stück Torte und warte ab, ob er alleine zum Wagen zurück kommt und bin gespannt, ob er mir nachher davon erzählen wird. Ich bezahle sofort, damit ich raus laufen kann, falls etwas Unvorhergesehenes geschieht.
Er kommt nicht alleine zu seinem Wagen. Er hat eine schöne Frau dabei. Sie diskutieren, ohne auf ihre Umgebung zu achten. Sie ist blond, Anfang dreißig und sehr groß. Wer mag das sein? Sie sehen sich nicht besonders freundlich an, als sie beide in seinen Wagen steigen. Ich bin wie vor den Kopf geschlagen. Ich mache mir Gedanken darüber, dass ich Robert betrüge und er betrügt mich. Oder sie. Kommt ganz auf die Sichtweise an. Mein feiner Robert. Ich bin sofort auf 180. Ich stehe am leeren Taxistand und warte auf einen Wagen.
Als ich nach Hause komme, ist Robert schon dort. Er erwartet mich bereits. Er nimmt mir lächelnd meine Einkäufe ab und begrüßt mich mit einem Kuss, den ich kaum erwidere. Wahrscheinlich hat er sie eben geküsst. Was ich mit Harry gemacht habe, ist ganz etwas anderes, finde ich. Ich platze vor Eifersucht.
„Hattest du einen schönen Tag in der Stadt?“ fragt er neugierig und steckt seine Nase in die Tüten. „Bücher? Hast du nicht genug davon?“
„Die sind für Gregor.“ ich ziehe meine unbequemen Schuhe aus. „Das ist für dich.“ ich reiche ihm die Tüte aus dem Teeladen.
„Ich trinke kaum Tee.“ sagt er.
„Du sollst ihn mir machen.“ lächele ich. Am liebsten würde ich ihn ohrfeigen für die blonde Braut mit den langen Beinen.
„Ach. Gerne. Das ist etwas anderes.“ er grinst.
„Und? Steht das Haus noch?“
„Ja. Die Post ist umgeleitet in Gregors Büro. Der Butler hat nämlich Urlaub.“
„Ist nicht wahr, ehrlich? So eine faule Socke. Was macht er eigentlich den ganzen Tag?“
„Heute hat er Nachforschungen angestellt. Er hat sich mit einer Gespielin von Gregor getroffen.“ sagt er geheimnisvoll.
„Einer Gespielin?“
„Vor deiner Zeit.“ sagt er beruhigend.
„Und? Außer betörender Schönheit noch etwas entdeckt?“
„Also ich fand sie jetzt nicht umwerfend schön.“ lügt er unverschämt. „Sie hat mir gesagt, Gregor macht außer dem Konzern noch irgendwelche Geschäfte. Sie weiß aber nicht, welche. Sie hat zufällig mal ein Telefonat mitbekommen.“
„Und das hat sie dir einfach so erzählt?“
„Nein. Es kostete etwas.“
„Aber du hast ihm im Stall gelassen, hoffe ich?“ Ich zeige auf seinen Reißverschluss.
„Es kostete mich einen Anruf bei einer Fotoagentur. Zufrieden?“ seufzt er.
„Sie ist ein Fotomodell? Und du triffst dich mit ihr, ohne mir das zu sagen?“
„Wo warst du denn? Fahren die Taxifahrer jetzt schon Porsche?“ fragt er scharf.
„Das war Harry. Er hat mich zum Essen eingeladen und mich überreden wollen, Gregor zu besuchen. Das werde ich aber nicht tun. Ich habe ihm ein paar Bücher gekauft.“
„Schon wieder dieser Zausel. Was findest du an dem? Was hat er, was ich nicht habe?“
„Bauch. Keine Haare auf dem Kopf.“
„Und das findest du gut?“
„Nein. Eigentlich hat er den größten Schwanz, den ich je gesehen habe.“ sage ich ärgerlich. Damit habe ich noch nicht einmal gelogen. Es ist wirklich so.
„Ja? Hast du ihn heute auch bewundert?“ schreit er unbeherrscht vor Eifersucht.
„Nein. Ich hatte jahrelang Zeit, ihn ausgiebig zu bewundern. Aus allen Perspektiven.“ schreie ich zurück. Er trifft sich mit einem Fotomodell und ich mich mit Harry. Wer hat da wohl mehr Grund zur Eifersucht?
„Warum gehst du nicht zu ihm zurück, wenn er so wunderbar ist?“
„Weißt du, wenn ich dich so erlebe, frage ich mich das wirklich. Aber dann fällt mir ein, dass ich dich liebe.“
„Und es liegt nicht daran, dass du hinter mir mehr Geld vermutest als bei ihm?“
„Was hast du gesagt? Schämst du dich nicht? Was fällt dir ein, Gregor?“
„Ich bin Robert. Sehen wir uns so ähnlich?“ sagt er scharf.
„Wieso solltet ihr? Bist du vielleicht der verschollene Frank Vandenberg?“
„Der ist der jüngere. Sehe ich jünger aus als Gregor?“
„Ja. Das tust du, Schatz. Du siehst jünger aus. Können wir jetzt aufhören, uns zu streiten?“
„Könnten wir. Ich erkenne dich nicht wieder. Was hat Harry dir erzählt, Nathalie?“
„Nichts. Er wollte wissen, in welchen Verhältnissen ich lebe. Und weißt du was? Ich konnte ihm gar keine konkrete Antwort geben.“ sage ich leise. „Ich weiß überhaupt nicht, wo ich dran bin. Es interessiert dich gar nicht, was mit Gregor ist. Du fragst nicht, ob ich mich scheiden lassen werde. Du lebst nur im Augenblick, Robert.“
„Hättest du meine Vergangenheit, würdest du das vielleicht auch tun.“ Er nimmt mich in die Arme. „Das liegt nicht an dir. Nicht an der ungewöhnlichen Situation. Es liegt nur an mir.“
„Nicht vielleicht daran, was du eben gesagt hast? Ich wäre hinter deinem Geld her?“
„Das war dumm von mir. Tut mir leid.“
„Alle denken das von mir. Warum ist das so? Liegt es an meinem Aussehen? Habe ich etwas von einer Nutte an mir?“
„Nein. Es scheint daran zu liegen, was Meisler so hinter vorgehaltener Hand über dich sagt.“
„Meisler verbreitet Gerüchte über mich? Ist das wahr?“
Er wirft sich auf die Couch. „Also ich habe das Gefühl, er will dich unbedingt von Gregor wegbekommen. Das wollte er immer schon. Das würde auch erklären, warum dich Gregor so heimlich geheiratet hat und vorher nie mit dir gesehen wurde. Du denkst, ich würde mir keine Gedanken darüber machen. Aber ich rede einfach nicht davon, um dich nicht noch mehr zu verwirren, Schatz.“
Er sagt die Wahrheit. Ich sehe es an seiner Mimik und an der Art, wie er die Hände dabei bewegt.
„Du denkst, er macht die Geschäfte mit Meisler und er wollte mich mit den Firmenanteilen abspeisen, damit ich endlich das weite suche? Aber Gregor ist im Gefängnis, Schatz.“
„Ja. Darüber habe ich auch nachgedacht. Mal angenommen, man erpresst Gregor dazu, diese Aussage zu machen. Man fälscht die Beweise und der Staatsanwältin fällt das auf? Dann hat Gregor verloren, wenn er frei kommt. Der Deal ist, Gregor geht in den Knast. Aber wenn die clevere Dr. Bernhausen keinen einzigen Beweis zulässt, dann ist der Deal nicht zustande gekommen.“
„Ja. Aber wo ist der andere Teil der Abmachung? Was ist es? Die Firma kann es ja wohl nicht sein. Eine Person vielleicht. Ich etwa? Warte mal.“ ich hole mein Handy heraus und rufe Harry an.
„Na. Noch nicht genug?“ sagt er zärtlich.
„Harry, eine Frage. Wer hat dich engagiert, Gregor zu vertreten? War es Meisler?“
„Nein. Gregor selbst hat nach mir verlangt. Meisler war nicht besonders erfreut darüber.“
„Aha. Und wie hast du Meislers Eidesstattliche Erklärung bekommen?“
„Das ist nicht schön. Das sage ich dir nicht.“
„Du hast ihn erpresst?“
„Ich? Niemals. Ich habe im nur ein Foto gezeigt. Hat er dich schon wieder belästigt oder belogen?“
„Nein. Was weißt du über ihn?“
„Ganz fieser Typ. Nicht aufmachen, wenn er vor der Tür steht.“ lacht er.
„Gefährlich?“
„Unter Umständen. Kannst du frei sprechen?“
„Nein. Hältst du es für möglich, dass er Gregor in ein Geschäft verwickelt hat?“
„Welcher Art denn?“
„Das frage ich dich, du Genie.“
„Also, wenn ich über Meisler auch noch forschen soll- das war im Preis nicht inbegriffen. Hat es dir heute gefallen? Das war schön, oder? Willst du noch mal?“
„Ja.“
„Ich wusste es doch. Also schön. Ich rufe dich an, sobald ich etwas herausgefunden habe.“
„Ja. Ich wünsche dir einen schönen Abend, Harry.“
„Sei vorsichtig. Es könnte ihm auffallen, wenn er unter dein Höschen greift.“ Er lacht wieder.
„Wie kommt das nur, dass ich dich verlassen habe? Machs gut.“
„Wenn ich das höre, könnte ich ihm den fetten Hals umdrehen, weißt du das.“ sagt Robert aufgebracht.
„Was?“
„Dass ihr immer über eure Vergangenheit redet.“
„Gregor hat Harry engagiert. Ich glaube nicht, dass sich die beiden kennen. Harry hätte mir das gesagt.“
„Ach? So intim seid ihr noch?“
Und wie intim. Heute ganz besonders. Und es war schön.
„Robert.“ sage ich warnend.
„Ich bin schon still.“
„Ach, ich habe etwas für dich.“
„Für mich?“
Ich reiche ihm das Päckchen vom Juwelier.
„Du schenkst mir etwas? Warum?“ fragt er verwirrt.
„Weil mir etwas an dir liegt.“
Eine weitere Woche meines wundervollen Lebens verstreicht. Robert in Perfektion. Ich kann es kaum noch ertragen. Ich bin so misstrauisch, dass ich ihm sogar hinterher schleiche, wenn er Besorgungen macht. So kenne ich mich gar nicht. Ich habe Gregor das Päckchen mit den Büchern geschickt und einen liebevollen Brief mit reingepackt. Was eine liebende Ehefrau eben so schreibt. Ich erhalte keine Antwort. Dann ruft Harry an. Ich muss warten, bis Robert wieder mal ins Haus fährt. Er ist nämlich genauso misstrauisch, habe ich festgestellt. Ich habe Harry angewiesen, mir bloß keine Kurznachricht zu senden. Und dann, zwei Tage später, fährt Robert wieder nach Lohmar. Diesmal bin ich schlauer. Ich gehe zu Fuß bis zur Fußgängerzone, falls er mir folgt. Und dort nehme ich mir ein Taxi in Harrys Wohnung. Er erwartet mich. Aber nicht so, wie ich es erwartet habe. Er sieht mich mitleidig an.
„Was ist los, Harry? Ist Gregor gestorben, oder was?“
„Ich habe Frank gefunden, glaube ich.“ sagt er erstickt. Sein blütenweißes Hemd ist ganz verknittert und er trägt keine Krawatte. Als hätte er die Nacht durchgearbeitet.
„Wo?“
„Setz dich mal, Nathalie. Willst du was trinken?“
Ich lasse mich auf die Couch fallen. Er wird mir etwas Schlimmes mitteilen.
Harry setzt sich schwer atmend neben mich. „Ich habe mir gedacht, wenn Robert und Gregor sich so lange kennen, müsste doch eigentlich auch Zorn Senior den guten Gregor kennen.“ beginnt er. Er greift nach meiner Hand und drückt sie.
„Also bin ich zum Senior, um ihm mal auf den Zahn zu fühlen. Zorn hatte zwei Söhne. Ursprünglich. Dann hatten beide einen Autounfall. Beide tot. Wie kommt es dann, dass noch ein Sohn übrig ist?“
Ich sehe ihn mit großen Augen an. Ich weiß nicht, was er meint.
„Also. Zorn hatte zwei Söhne im gleichen Alter von Gregor und Frank. Zorn und Vandenberg senior waren lange befreundet. Beide Familien kannten sich gut. Dann geschah es, dass Mutter Vandenberg von einem Tag auf den anderen die Familie verließ. Dann schleppte Vandenberg senior die Mädels an. Gregor, der ältere, fand das amüsant. Frank, der jüngere, verbrachte immer mehr Zeit bei Markus Zorn, dem jüngeren. Frank litt nämlich am meisten darunter, was Papa Vandenberg mit den Damen so abzog. Er wohnte eigentlich bei den Zorns. Die Häuser sind mit dem Fahrrad gut zu erreichen.
Dann geschah es, dass Papa Vandenberg die göttliche Yvette ins Haus brachte. Was geschah, ist ja bekannt. Und Frank kehrte gar nicht mehr nach Hause zurück. Er weigerte sich standhaft, je wieder ins Vandenberg-Haus zurück zu kehren. Also ging er zum Jugendamt, der clevere kleine Kerl und verlangte, dass Zorn ihn gefälligst adoptieren sollte. Hier wäre die Familie in Ordnung. Erst lachten Zorn und Vandenberg darüber, aber es war ihm völlig ernst. Er wollte kein Vandenberg mehr sein und auch nicht so heißen. Da Vandenberg senior ja Gregor hatte, dachte er wohl, den unnützen kleinen Frank ruhig abgeben zu können. Umso besser funktionierte es mit seinen Mädchen. Das einzige, was ihn im Grunde interessierte. Also adoptierten die Zorns den Kleinen und aus Frank Vandenberg wurde Robert Zorn.“
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