Kitabı oku: «Finde deine Lust!», sayfa 2
Ein Streifzug durch die Vergangenheit der weiblichen Sexualität
Warum wir Frauen heute da stehen, wo wir stehen
Wie unsere (Ururur…-)Ahnen tatsächlich gelebt haben, lässt sich in den meisten Fällen nicht wirklich detailliert belegen. Immer noch wirft jedes „Fundstück“ neue Fragen für Archäologen und andere forschende Experten auf. Trotzdem wage ich hier eine kurze Rückschau – und ein paar Gedanken.
In jedem Fall gab es über die Jahrtausende hinweg völlig unterschiedliche Formen des menschlichen Zusammenlebens. Ob patriarchal oder durch ein Matriarchat geprägt, ob in Sippen oder familienähnlichen Strukturen organisiert – die Kulturen waren bis vor relativ kurzer Zeit ziemlich unterschiedlich, manchmal sogar von Landstrich zu Landstrich oder gar von Tal zu Tal. Wie genau sie organisiert waren, kann nur vermutet werden. Hier gibt es völlig unterschiedliche Zugänge, was wohl auch daran liegt, dass die „Beweislage“ nur sehr lückenhaft ist bzw. immer nur aus heutiger Sicht interpretiert werden kann.
Auf der Suche nach Nahrung waren die Menschen in Horden bzw. später in Sippen unterwegs. Während dieser Zeit, so vermutet man, wurden die Kinder eher den Frauen „zugeordnet“. Man nimmt auch an, dass die Frauen einer Sippe ihre Kinder gemeinsam aufzogen und sich gegenseitig unterstützten. Die Zeugung eines Kindes fand – vielleicht auch nur in manchen Kulturen? – ohne familiäre Verpflichtung für den Mann statt. Ein Liebesspiel war Wunsch der Frau. Man nimmt auch an, dass die Frau wählen konnte, mit wem sie geschlechtliche Liebe, Sexualität, genießen wollte. Rein körperliche Vereinigungen, also ohne Liebe, waren vermutlich normal, eine entsprechende Beziehung gab es angeblich nur, solange es „passte“ (Freude gemacht hat?). Man vermutet zudem, dass es möglich war, mehrere Lieben parallel zu genießen.
Moral und Macht
Vor rund 400.000 Jahren wurden die Vorfahren des heutigen Menschen durch den Klimawandel gezwungen, von Sammlern zu Jägern zu werden. Durch Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe wurde die Nahrungssuche einfacher und so konnte sich eine „kooperative Moral“ entwickeln. Vor rund 150.000 Jahren soll sich daraus dann ein gemeinsames Verständnis von Mitgefühl und Loyalität, ein Gespür für Richtig und Falsch entwickelt haben – also eine Art Gruppenmoral. Dies war die Basis für die Ausprägung eines gemeinschaftlichen kulturellen Weges und die Grundlage für eine kommunikative Kooperation, aber auch für die Entwicklung von Individualität.
Das menschliche Rollenverhalten änderte sich über die Jahrtausende durch sich ebenfalls verändernde moralische Rahmen. Ein besonders markanter Einschnitt war die Entwicklung der Landwirtschaft und der Sesshaftigkeit. Nahe dem heutigen Jericho wurde die bisher älteste Siedlung entdeckt, sie soll rund 10.500 Jahre alt sein. Mit der Sesshaftigkeit begann die Zeit der „mächtigen, starken Männer“, da eher Männer Besitz aus Beutezügen brachten. Wer Land und Besitz hatte, war mächtig (Vermögen zu sammeln und zu halten, hieß mächtiger werden) – und diese Tatsache war der Nährboden für die Entstehung des Konkurrenzverhaltens. Es kam zu Kriegen, man kämpfte, raubte und verteidigte sich. Und „man“ ist hier tatsächlich mit „Mann“ gleichzusetzen: Es waren Männer, die Kriege führten, und Männer, die Frieden schlossen.
Warum Frauen treu sein sollten
Mit der Sesshaftigkeit wurden die Kinder vermutlich den Männern „zugeordnet“. Die schlichte Formel lautete: überleben, fortpflanzen, vererben. Die Treue der Frau wurde immens wichtig, vor allem, damit der Mann auch sicher(er) sein konnte, dass er tatsächlich die von ihm gezeugten Kinder versorgte. So entwickelten sich auch bei Paaren Machtstrukturen bzw. Einschränkungen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt begann die Unterdrückung der natürlichen sexuellen Bedürfnisse der Frau.
Frauen wurden am eigenen und freien Lustempfinden gehindert – zum Beispiel durch äußerst harte Maßnahmen wie das Einschnüren der Füße und das Beschneiden der Klitoris, durch Keuschheitsgürtel, aber auch durch Beschimpfungen oder Beurteilungen wie Hure, Schlampe, Nymphomanin usw. Unsere Ahninnen mussten zu oft lernen, frau ist besser nicht lustvoll, denn das tut weh. Wenn frau sich auf diese Art zeigte, so war das tendenziell nicht gesellschaftskonform, es gehörte sich nicht. (Woll-)Lust wurde mit der käuflichen Liebe, also der Prostitution, verbunden. Wertvolle und ehrwürdige Frauen hingegen wurden vom Mann (Vater) an den Mann (Ehemann) übergeben und keinesfalls als selbstverantwortlicher, gleichwertiger Mensch behandelt. Eine zur (Ehe-)Partnerin gewählte Frau sollte ehr- und berechenbar, verlässlich, sanftmütig und gehorsam sein und Mann und Kinder umsorgen.
Weibliche Lust habe weibliche Autonomie und somit auch Macht bedeutet – und bedeute es auch jetzt noch, sagt Sandra Konrad in ihrem Buch „Das beherrschte Geschlecht“. Aus heutiger Sicht wisse man, dass diese Kombination Männern durchaus auch Angst mache – was vor allem dann der Fall sei, wenn die Gesellschaft sexuellen Bedürfnissen und Frauen kritisch gegenüberstehe. Unterdrückte Begierde könne zu einer explosiven Mischung aus Scham, Schuld und Hass werden – ob im Mittelalter oder in unseren Tagen, in den USA oder im Iran, im Islam oder im Katholizismus. Und gerade diese Mischung richte sich oft gegen Frauen und/oder Minderheiten.
Der Mann wollte als Ehefrau also kein lustvolles, selbstsicheres und starkes Weib, das seine sexuelle Energie lebt und in ekstatischen Momenten außer sich geraten kann – aber natürlich wissen wir nicht, was hinter verschlossenen Türen abgelaufen ist. Akzeptiert oder gesellschaftlich anerkannt war die lustvolle Frau jedoch nicht (und das ist oft heute noch so).
Die Ehe im Wandel der Zeit
Die generellen Möglichkeiten und Rechte der Frau änderten sich auch mit der Entwicklung der „fixen Ehe“. Der Mann war in erster Linie für die materielle Basis, für Besitz und Außenleben (später das gesellschaftliche Leben) zuständig, die Frau für das innerfamiliäre Leben, also Haushalt, Kindererziehung etc.
Bildung für Frauen, das war nicht erwünscht und wurde dementsprechend nicht gefördert – es hätte zu unabhängig gemacht. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts konnten Frauen in Deutschland ein Studium aufnehmen – was noch lange nicht hieß, dass sie Bildung tatsächlich „genießen“ durften. Auch und gerade während der Zeit des Nationalsozialismus war Bildung für Frauen kein Thema.
Zu einer weitgehenden Gleichstellung von Mann und Frau kam es zum Beispiel in Österreich erst durch die Familienrechtsreform 1975! Bis dahin konnte ein Mann den Job seiner Frau kündigen und ihr Einkommen verwalten – und somit über den Kopf der Frau hinweg entscheiden! Dieser Zeitpunkt ist mit Blick auf unsere Evolution nur einen Wimpernschlag her, also ganz und gar nicht lange.
Da die Ehe bis vor etwa zweihundert Jahren vor allem eine Versorgungseinrichtung war und Romantik und Liebe erst später entscheidend wurden, lag lange Zeit der Schluss nahe: Ehe und lustvolle Sexualität gehören nicht „logischerweise“ zusammen. Vor diesem Hintergrund sprach man über Sexualität in einer festen Beziehung wie der Ehe von ehelichen Pflichten – ein Lustkiller schlechthin (der sich sehr lange recht gut behauptete). Frau sollte sich mit ihren wahren Bedürfnissen nicht zeigen, man(n) musste sich nicht anstrengen – es ist noch nicht so lange her, da war Sexualität für viele die rasche, zielgerichtete Entladung des Mannes in der Frau. Punkt. Das reichte als schlichte Triebbefriedigung des Mannes, reichte, um Kinder zu zeugen. Man hatte ja als Mann immer noch die „weitgehend geduldete“ Möglichkeit, seine Lust an Geilheit, erotischem Spiel oder Ekstase mit Mätressen oder in Bordellen auszuleben.
Hysterische und frigide Frauen
Frauen, die ihre Lustbedürfnisse und ihre Sexualität nicht ganz unterdrücken wollten oder konnten, nannte man hysterische Frauen – und ihrer gab es nicht wenige. Manche der wohlhabenderen wurden zum Arzt geschickt, der sie gar nicht so selten manuell zum Orgasmus massierte. Was für ein Job – man stelle sich das heute vor! In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfand der britische Mediziner Joseph Mortimer Granville schließlich den Vibrator, die Handarbeit war vielen Ärzten zu mühsam geworden (danke, Joseph Mortimer Granville!).
Auf der anderen Seite wurden (und werden bis heute) Frauen als frigide bezeichnet – nämlich dann, wenn sie sich dem Sex, aus welchen Gründen auch immer (Angst, Traumata, Unwissenheit, körperliche Einschränkungen, Schmerzen, hinderliche Glaubenssätze etc.), nicht hingeben konnten, bzw. wenn es nicht möglich war, ihrem Mann durch reinen Geschlechtsverkehr seinen Orgasmus zu schenken.
Sandra Konrad weist in „Das beherrschte Geschlecht“ darauf hin, das weibliche Lust ein Mysterium war und es teilweise noch immer ist. Je nach Epoche und Zeitgeist habe eine andere Haltung vorgeherrscht: Entweder hätte sie gebändigt oder geweckt werden müssen, wäre sie gefürchtet oder herbeigesehnt, überhöht oder übersehen worden. Einst sei sie unterdrückt worden, heute werde sie per Pille verschrieben.
Ein wechselhaftes 20. Jahrhundert
Im vergangenen Jahrhundert gab es dann wohl die komprimierteste Entwicklung „rund um die weibliche Sexualität“ und starke Pendelausschläge in unterschiedliche Richtungen. Den schweren Jahren während des Ersten Weltkrieges folgten die wilden 20er und die schlimme Zeit des Zweiten Weltkrieges. Das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit, der Beginn der Emanzipationsbewegung und des Feminismus, das 68er-Jahr mit den Versuchen der freien Liebe – die Herausforderungen, aber auch die neuen Möglichkeiten waren da für manche groß.
Mit Willen und Mut auf neuen Wegen
Zusammenfassend kann man sagen: Trotz all der widrigen Umstände haben Frauen aber immer wieder auch Wege gefunden, ihre Sexualität lustvoll zu leben, vorausgesetzt, sie wollten es und waren mutig genug – wenn schon nicht wirklich frei, selbstbestimmt und gleichwertig.
Frauen und Sexualität heute
Männliche Sichtweisen – noch zeitgemäß?
Wir waren und sind in unserer Lust immer noch von männlich dominierten Maßstäben und Bewertungen abhängig. Gerade auf „moderneren Kanälen“ wie Instagram, Facebook, Snapchat & Co scheint sich nicht viel geändert zu haben – zu oft fragen sich Frauen dort (wenn auch nicht direkt): Gefalle ich?
Der Beginn und das wahre Leben
Heute wissen wir definitiv sehr viel darüber, wie eine sinnliche, erotische Liebe beginnt, besser gesagt, wie sie beginnen sollte. Man denke an Tinder und all die anderen Plattformen: Hier erwarten wir uns schon vor dem ersten Treffen ausreichend Wissenswertes – ein entspanntes Sich-Annähern, ein wirkliches Kennenlernen durch Begegnung braucht dann etwas Zeit. Auch die Filmindustrie zeigt uns allerorten, wie Liebe starten und sein soll: romantisch, leidenschaftlich, für immer. Allerdings endet beinahe jeder Film dort, wo das wahre Leben beginnt.
Anziehung und dann?
Wie auch immer wir „gestartet“ sind, Sexualität beginnt meist mit einer starken Anziehung – das ist heute oft DER Grund, warum wir uns für jemanden entscheiden. Falls eine Beziehung daraus wird, also mehr als nur das Begehren verbindet, eröffnen sich – theoretisch – durch gemeinsames Gestalten, Probieren, Annehmen und Verführen bzw. Sich-verführen-Lassen unendliche Spielfelder. Viele erwarten jedoch, dass es von selbst so bleibt, wie es zu Beginn war. Das passiert in den allerwenigsten Fällen.
Wie Liebe bzw. Beziehung so gelebt wird, dass sie zumindest über einen gewissen Zeitraum für beide Teile als anregend, nährend, freudig und lustvoll erlebt werden kann – das zeigen uns die Filme nicht. Aber auch im echten Leben gibt es hier oft wenig Kompetenz. Natürlich haben sich neue Formen der Partnerschaft entwickelt und sind inzwischen salonfähig geworden: Gar manche Ehe (bisweilen sogar jede zweite!) hält nicht mehr bis in alle Ewigkeit, im Laufe des Lebens gibt es für viele Menschen mittlerweile mehrere Lieben und Beziehungen (schön, dass wir heute entscheiden können). Ob die dadurch gewonnenen Erfahrungen aber immer „lehrreich“ waren oder ob die „alten“ Muster weitergelebt werden, sei dahingestellt.
Über viele Generationen vererbte und oftmals auch unbewusst weitergegebene Verhaltensmuster und Sichtweisen wirken natürlich immer noch nach. Auch wenn wir dies partout nicht mehr wollen und uns selbst ganz bewusst und achtsam verhalten, es ist unsere Entwicklungsgeschichte: So manche Denkweise, so mancher moralische Anspruch sind auch heute noch dermaßen in uns Frauen verankert, dass wir nicht erkennen, wie sehr wir uns selbst und einander einschränken. Glaubenssätze und Mythen hemmen uns heute wie damals.
Mythen, Mythen, Mythen
Es gibt reihenweise Literatur über Mythen, die uns nach wie vor prägen – hier seien nur einige erwähnt: Das erste Mal tut weh, ein Orgasmus gehört immer dazu, Männer wollen immer, Männer können immer, der Orgasmus des Mannes ist wichtiger, nur spontaner Sex ist gut, Pornos stimulieren, je größer der Penis, umso mehr Spaß für sie, nur Frauen können einen Orgasmus vorspielen, bei richtig gutem Sex kommen immer beide gleichzeitig, frau muss nicht erregt sein, einen Penis aufnehmen kann sie immer usw. usf.
Das Glück des Mannes heißt: ich will! – Das Glück des Weibes heißt: er will!
Friedrich Nietzsche, „Also sprach Zarathustra“
Mythos gute Mutter
Auch heute noch haben viele das Bild der „guten Frau“ im Kopf. Die Hure oder Schlampe, also der sexuell aktive, lustvolle und freie Teil der Frau, hat spätestens mit dem ersten Kind und den Herausforderungen des Alltags das Ehebett zu verlassen. Die Frauen, mit denen Männer eine alltagstaugliche Partnerschaft leben und Kinder großziehen möchten, soll doch bitte seriös, mütterlich, verständnisvoll, schon auch selbstständig, in jedem Fall aber alltagstauglich und geduldig sein.
Die Guten ins Töpfchen
Wir müssen nicht weit schauen: Einige der alten Geschichten und Verhaltensweisen sind wir vielleicht zum Teil losgeworden, dafür haben wir uns neue geschaffen: Die allgegenwärtigen Medien halten uns ständig vor Augen, wonach wir uns richten sollen, wenn wir – bis zu einem gewissen Grad – dazugehören wollen.
Wir alle sind nicht frei davon, uns manchmal zu denken: So wie die würde ich nie außer Haus gehen, die bleibt auch nur des Geldes wegen etc. Unsere Gesellschaft kennt viele destruktive Regeln, die beide Geschlechter in enge Rollen zwängen wollen, denn so ist die Masse auch leichter zu formen. Viele neue Regeln sind zu oft auch stark männlich dominiert und werden von Frauen bewusst oder unbewusst mitgetragen.
Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung gelingt immer öfter, wenn wir Frauen aufhören, einander eifersüchtig zu bewerten bzw. zu bekämpfen. Es ist wunderbar, zu sehen, wie Frauen einander stärken, wohltun und Kraft schenken können. Persönlich, privat und beruflich, also in jeder Hinsicht, wenn sie wollen.
Die Generation Porno und ihre Mythen
Heute ist es in erster Linie auch die Pornoindustrie, die ständig neue Mythen schafft: Frauen kommen alleine durch wilden Geschlechtsverkehr, Analverkehr ist ganz normal, wer nicht mitmacht, ist verklemmt, Männer spritzen immer weit, alle Frauen lieben Oralsex und schlucken, Gefühle und Sex müssen nichts miteinander zu tun haben, Blasen ist ein Freundschaftsdienst, das kann frau immer, das ist kein Sex, Gruppensex ist normal, Männer können mindestens dreimal hintereinander entladen, die moderne, aufgeschlossene Frau macht alles mit. Sie und ich wissen: Diese Liste könnte noch sehr viel länger werden.
Pornos können anregen und inspirieren. Die Dosis macht das Gift – Pornos stumpfen bei häufigem oder ständigem Konsum auch ab. Wie viel Neues braucht es, was sorgt für den zusätzlichen Kick? Kann eine reale Frau, ein realer Mann noch genügen? Die eigene Phantasie wird faul – lieber konsumieren wir, als selbst auf Phantasiereise zu gehen. So bekommt uns dieser Industriezweig immer mehr in den Griff, wir wollen mehr, wir wollen es härter, brutaler … Von einer lustvollen, sinnlichen Hingabe, vom leidenschaftlichen oder liebevollen Erkunden der eigenen Bedürfnisse im erotischen Spiel, dem mutigen Sich-Zeigen und Ausprobieren sind wir hier meilenweit entfernt.
Immer öfter kommen – auch sehr junge – Menschen zur Sexualberatung. Sie sind verunsichert, weil sie ihre Sexualität real ganz anders leben möchten, aber oft nicht wissen wie. Viele bemerken, dass Sex sehr hohl sein kann, wenn es nur um raschen Konsum geht, wollen aber dennoch gefallen, „gut im Bett“ sein und mitspielen.
Eine zwanzigjährige Klientin durfte ich bei der Erforschung ihrer Bedürfnisse unterstützen – und auch dabei, „mutig“ zu werden, um ihrem Freund zeigen und sagen zu können, was sie wirklich wolle. Die beiden waren schon seit zwei Jahren zusammen und Sexualität hatte stets geheißen: Küssen mit folgendem Geschlechtsverkehr. Er wünschte sich auch für seine Freundin Orgasmen, hatte aber keine anderen Bilder im Kopf. Letztendlich brauchte es nicht viel, um die beiden zu ermutigen, sich gegenseitig neugierig und zärtlich zu „erforschen“. Die junge Frau erblühte und ihr Freund war unendlich dankbar dafür, lernen zu können. Wären doch mehr junge Menschen so mutig!
Gleichwertige Beziehung – guter Sex
Es ist nicht sexy, wenn Männer sich aus dem Haushaltsmanagement oder dem familiären Alltagsleben ausklinken. So manche Statistik belegt: Je gleichberechtigter und selbstverständlicher ein Mann zu Hause Aufgaben übernimmt, umso freudiger ist die Beziehung und umso besser ist der Sex. Das gilt übrigens auch für den Single, der seinen Haushalt selbst gut organisiert und das mit einer neuen Beziehung nicht automatisch bleiben lässt. Warum das so ist? Vielleicht deshalb: Wenn beide berufstätig sind und die Frau immer noch Regeln aufstellen, bitten oder kommandieren muss, bzw. wenn sie die Verantwortung für das Haushaltsmanagement ganz allein tragen soll, ist die Beziehung nicht gleichwertig. Punkt. Und das wirkt sich auch auf der sexuellen Ebene aus. Punkt. Welche Frau findet einen Mann, der sich quasi auf ihren Schultern ausruht oder wie ein Kind auf Anweisungen von ihr wartet, wirklich attraktiv?
An dieser Stelle möchte ich allen Frauen und Männern danken, die dazu beigetragen haben, dass Frauen anerkannt und „gleichwertig“ werden durften und wir heute da stehen, wo wir eben stehen. Wir sind unterwegs: Es gibt immer mehr Frauen, die ihre Rolle mutig, individuell und neu gestalten und immer mehr Männer, die ganz selbstverständlich ihren Part dazu beitragen.
Auch der Mann ist unterwegs
Wir dürfen nicht übersehen: Auch zahlreiche Männer sind heute in ihrer Rolle mehr als verunsichert. In vielen Bereichen müssen neue Verhaltensweisen gelernt werden, weil die alten, über lange Zeit gewachsenen, anerkannten und erwünschten nicht mehr passen. Woher bezieht ein Mann in unseren Tagen seinen Selbstwert, seine Sicherheit? Frauen brauchen Männer oft nicht mehr als Beschützer oder Versorger, welche Rolle kann und will der Mann da spielen? Machos sind nicht mehr gefragt, Softies auch nicht – was wollen wir? Wie viele Männer haben den Mut, selbstbewusst, offen, neugierig und abseits aller Performance, Frauen psychisch, emotional und körperlich nackt zu begegnen? Es braucht schon wirklich Mut und Selbstreflexion, wach und entspannt Mensch zu sein – egal, welchem Geschlecht man angehört.