Kitabı oku: «Die Dubharan», sayfa 3
Maireads Vermächtnis
Quer über den Umschlag steht geschrieben:
»Nur für Eila und nur von ihr zu öffnen!«
Der Brief ist mit einer Schnur umwickelt, die mit einem Siegel gesichert ist. Das Siegel zeigt den Abdruck der Sonne von dem Armreif.
Eila zerbricht das Siegel und wickelt die Schnur ab. Mit dem Brieföffner schlitzt sie vorsichtig den Umschlag auf und entnimmt ihm mehrere, eng beschriebene Bögen Papier. Sofort erkennt sie Großmutters zierliche Schrift, mit deren klaren, feinen Buchstaben.
»Mein Sonnenschein!
Wenn du dies liest, kann ich dir viele wichtige Dinge nicht mehr mitteilen, ich bin dann bereits gestorben.
Was ich niederschreibe, soll dir bei deiner nun anstehenden Ausbildung zum Zauberer helfen.
Genau, du liest richtig und ich bin nicht gaga!
Falls dein Großvater Brian es dir nicht bereits verraten hat: du bist eine Hexe! Deine Zauberkunst ist bisher als Talent in dir angelegt. Dein wahres Zaubervermögen und deine Kräfte müssen aber erst noch entwickelt werden.
Du wirst jetzt 18 Jahre alt sein. Das ist das Alter, in dem Zauberer mit ihrer Ausbildung beginnen.
Ich hätte dir so gern vieles selbst gesagt, da es dann einfacher gewesen wäre. Aber ich hoffe, du glaubst mir.
Da ich ja tot bin, kann ich dir jetzt schlecht einen Beweis geben. Dir ist aber sicher aufgefallen, dass du besonders gut mit allen Tieren umgehen kannst. Für manche, normale Menschen — Nicht Zauberer — ist das bei einigen Tierarten auch nicht ungewöhnlich, bei dir ist es aber bei allen Tieren so. Und das bereits seit deiner Geburt. Das ist nur möglich, wenn man magische Fähigkeiten besitzt.
Außerdem kannst du besonders gut bei Auseinandersetzungen zwischen Menschen vermitteln und Tätlichkeiten verhindern. Deshalb bist du an deiner Schule seit mehreren Jahren als Streitschlichter tätig. Das ist gerade in der heutigen Zeit bei vielen jungen Menschen nicht üblich. Aber du bist darin sehr erfolgreich und wirst von allen geschätzt.
Das sind ebenfalls Zeichen dafür, dass du magische Fähigkeiten besitzt.
Es ist so schwer, dir dies verständlich zu machen, dir Beispiele aufzuführen. Vielleicht vertraust du aber einfach deiner alten Großmutter und liest erst einmal weiter?«
Eila schaut einen kurzen Augenblick zum Großvater, der sich in seinen Lieblingssessel gesetzt hat. Er lächelt ihr zu. Sie vertieft sich wieder in den Brief ihrer Großmutter.
»Einiges von dem, was ich schreibe, notiere ich deshalb, weil etwas, womit man vertraut ist, weniger Furcht einflößt als Dinge, die nur angedeutet oder vermutet werden.
Viele Mitglieder unserer Familie sind Zauberer.
Dein Vater und deine Mutter sind auch Zauberer, dein Großvater aber nicht.
Zauberer sind »normale« Menschen mit unterschiedlich stark ausgeprägten magischen Fähigkeiten. Die magischen Fähigkeiten können erlernt und müssen geübt werden.
Nicht jeder Zauberer erreicht gleiche Zauberkräfte wie andere. Das hängt sowohl von den bereits bei der Geburt vorhandenen Talenten, aber auch von dem jeweiligen Lehrer ab. Dieser kann einem geeigneten Schüler gleiche wie seine eigenen Kräfte weitergeben, sozusagen diese auf ihn spiegeln. Hierbei werden die vorhandenen Zauberkräfte des Schülers erweitert und verstärkt. Die Kräfte eines Zauberers hängen somit von dessen Eigenschaften, seinem Wissen und seiner Erfahrung ab, aber auch von dessen Ausbilder.
Auch wenn Zauberer, und natürlich die großen Magier unter ihnen, ohne Hilfsmittel zaubern können, verstärken Hilfsmittel deren Kraft, und damit die Ausdauer des Zauberers.
Viele Zauberer benutzen normal aussehende Gegenstände als »Hilfsmittel«, um die Wirkung ihrer Kräfte zu verstärken. Nicht vorhandene oder nicht erlernte Fähigkeiten können durch diese Hilfsmittel aber nicht erlangt werden!
Solch ein einfaches Hilfsmittel ist oft ein Stab, der in vielen Geschichten unbedingt zu einem Zauberer gehört.
Die Aktivierung eines Hilfsmittels erfolgt dadurch, dass der Zauberer eine Verbindung mit dem Hilfsmittel herstellt.
Wird ein derartiges Hilfsmittel von einem Menschen ohne magische Fähigkeiten benutzt, ist es — fast immer — wirkungslos. Es ist einfach der jeweils normale Gegenstand.
Eine Ausnahme bildet mein Brian, was er dir zum Beweis meiner Worte zeigen kann. Lass dir zum Beweis die Zeichen in meinem Armreif zeigen. Brian kann sie mit meinem Ensiculus Chartorum sichtbar machen. Vermutlich hat Brian auch Zauberkräfte, die aber nie geschult wurden. Er war früher, wie du ja weißt, ein Lehrer von »normalen« Menschen.
Die verwendeten Hilfsmittel sind unterschiedlich mächtig. Es gibt einfache Hilfsmittel, welche die Kräfte des jeweiligen Zauberers verdoppeln. Sie können nicht nur von ihrem Besitzer, sondern von jedem anderen Zauberer ohne Gefahr genutzt werden.
Es gibt aber auch ganz spezielle, sehr mächtige Hilfsmittel. Das sind sieben, bronzene, schmale Armreife mit einem Sonnen-Symbol darauf. Sie sind jeweils nur einer auserwählten Person zugeordnet. Die Nutzung dieses Hilfsmittels ist bis zu deren Tod uneingeschränkt mit diesem Zauberer verbunden. Der Versuch der Nutzung eines dieser »Sieben« durch einen nicht zugehörigen, auserwählten Zauberer ist unmöglich und für diesen gefährlich.
Will ein nicht auserwählter Zauberer eines dieser sieben Hilfsmittel trotzdem nutzen, wird es magisch wirkungslos. Der Zauberer kann die Verbindung zu diesem Hilfsmittel nicht mehr lösen. Außerdem verliert er alle seine magischen Fähigkeiten, alle bei seiner Geburt angelegten Gaben und alle erlernten Kräfte. Versucht er dann das Hilfsmittel mit Gewalt von sich zu trennen, stirbt er dabei.
Das Hilfsmittel ist dann zukünftig wirkungslos. Nur der oberste Rat, bestehend aus den drei mächtigsten Zauberern, kann eine Reaktivierung ermöglichen.
Die »Sieben« geben sich vor einer möglichen Nutzung dem Zauberer bei der Verbindungsaufnahme zu erkennen. Die Verbindung wird automatisch durch das Schließen des Armreifs um das linke Handgelenk aufgenommen. Bevor ein erster Zauber mit diesem Armreif ausgesprochen wird, muss die Art der Verbindung beachtet werden!
Wird ein warmer Impuls empfangen, ist das Hilfsmittel mit dessen auserwähltem Zauberer verbunden. Die Nutzung ist gefahrlos möglich. Alle magischen Fähigkeiten des Zauberers werden um ein Vielfaches verstärkt, sowohl die bei der Geburt vorhandenen, als auch alle dazu erlernten.
Wird ein kalter Impuls empfangen, ist das Hilfsmittel nicht mit seinem auserwählten Zauberer verbunden. In diesem Fall muss sich der Zauberer sofort davon trennen, ohne zu versuchen, seine magischen Fähigkeiten zu nutzen.
Der Armreif kann nicht einfach geöffnet werden, sobald er bei einem Zauberer um das linke Handgelenk geschlossen worden ist. Dies kann durch ein Hilfsmittel wie mein Ensiculus Chartorum, oder mittels Zauberspruch erfolgen. Der nicht erwählte Zauberer kann den Zauberspruch aber nicht anwenden, da er sonst sofort seine Fähigkeiten verliert. Das müsste durch einen anderen Zauberer erfolgen.
Stirbt einer der Zauberer, dem einer der sieben Armreifen zugeordnet ist, wird ein neuer Zauberer auserwählt, der dessen mächtiges Hilfsmittel nutzen kann. Dabei wählt der Armreif sich »seinen« Zauberer selbst aus. Meist ist dies ein Mitglied aus der gleichen Familie, aber das ist nicht immer so. Befindet sich unter diesen Mitgliedern keines mit ausreichenden Zauberkräften — bereits erlangt oder als Talent noch unausgebildet schlummernd — wird der Armreif den Zauberer einer anderen Familie wählen.
Die Drei des obersten Rates können den jeweiligen Armreif untersuchen und dadurch den neuen, auserwählten Zauberer ermitteln.
Die auserwählten, sieben Zauberer können ihre Magie nur mit dem ihnen zugeordneten Armreif in gesteigertem Umfang nutzen. Ein normales Hilfsmittel ermöglicht ihnen lediglich eine Verdoppelung ihrer Kraft, genau wie den anderen, »normalen« Zauberern. Da die sieben Zauberer aber besondere Fähigkeiten und Kräfte besitzen, sonst wären sie nicht die Auserwählten, sind sie dann trotzdem mächtiger als normale Zauberer.
Mein Armreif gehört zu den sieben Mächtigen, wie du nach meiner Beschreibung richtig vermutest.
Wird er um das rechte Handgelenk gelegt, ist er völlig wirkungslos. Er ist dann ein einfaches Schmuckstück und kann auch einfach wieder vom Handgelenk gelöst werden.
Wenn der Armreif um das linke Handgelenk gelegt ist, unterstützt er die magischen Fähigkeiten des auserwählten Trägers.
Auch wenn du jetzt weißt, dass du eine Hexe bist, versuche bitte nicht, ihn zu probieren! Wie ich beschrieben habe, ist der Armreif gefährlich für den, der nicht auserwählt ist.
Ich bin mir sicher, dass du große magische Fähigkeiten besitzt, aber ob diese für die Verbindung zu meinem Armreif ausreichend groß sind, weiß ich nicht.
Bringe darum den Armreif schnellstens zu Erdmuthe. Sie lebt in der Mitte des Landes bei dem Kloster »Das heilige Kreuz«. Sie war meine und soll auch deine erste Lehrerin sein. Sie weiß, wie mein Armreif zu einem der Drei des obersten Rates gebracht werden kann. Sie können gefahrlos den neuen, auserwählten Zauberer feststellen.
Böse Zauberer haben in der Vergangenheit immer wieder versucht, die sieben Armreife in ihre Gewalt zu bekommen und für ihre Ziele einzusetzen. Dadurch wären wir ihnen gegenüber im Nachteil.
In der letzten Zeit mehren sich die Zeichen, dass sie dies verstärkt versuchen. Erst in der letzten Woche gab es einen Angriff auf mich, bei dem versucht wurde, mich zu töten. Davon hat Brian zum Glück nichts mitbekommen. Auch wenn ich mich erfolgreich zur Wehr setzen konnte, lasse ich meinen Armreif lieber an meinem Handgelenk. Ich kann dann meine volle Kraft nutzen.
Derzeit sind mit meinem Armreif insgesamt nur fünf von den sieben aktiv. Auch daran ist zu merken, dass die dunklen Zauberer mächtiger werden.
Wir Zauberer der guten Seite nennen die bösen Zauberer »dunkle Zauberer« oder kurz »Dubharan«, weil diese auch dunkle Magie einsetzen, um ihre Ziele zu erreichen.
Dunkle Magie ist die Anwendung verbotener Zauber. Mit diesen Zaubersprüchen wird der freie Wille anderer gebrochen, Handlungen erzwungen, die nie gemacht werden würde, gefoltert oder auch getötet. Dazu gehört ebenso die Nutzung verbotener Elixiere, dunkler Kreaturen oder künstlich erschaffener Wesen.
Es ist möglich, dass zwei auserwählte Zauberer gestorben sind, ohne dass ihre Armreife einem Nachfolger übergeben werden konnten. Da der Nachfolger ja meist aus der gleichen Familie stammt, wissen deren Mitglieder auf jeden Fall, wie sie beim Tod des Trägers mit dessen Armreif verfahren müssen. Deshalb ist es seltsam, dass nicht bekannt ist, wo diese Reife sind, oder wem der jeweilige Armreif übertragen werden muss.
Da sie aber unauffindbar sind, wurden dessen Besitzer vermutlich durch die Dubharan getötet. Somit können diese Armreife in der Hand böser Zauberer sein. Selbst wenn sie nicht für ihre Zwecke nutzbar sind — was hoffentlich auch so bleibt! — fehlen sie auf unserer Seite im Kampf gegen die Bösen.
Ich will dir nicht vorenthalten, dass viele Mitglieder unserer Familie eines unglücklichen Todes gestorben sind, auf plötzliche und meistens geheimnisvolle Weise. Dafür sind oft die dunklen Zauberer oder deren Verbündete verantwortlich gewesen. Es ist unserer Familie aber bisher immer gelungen, den Armreif vor einem räuberischen Zugriff zu schützen.
Auf der Reise zu Erdmuthe wirst du mit dem Zug fahren und du musst einen langen Weg zu Fuß zurücklegen. Bitte sieh dich auf der Reise vor.
Du bist keinesfalls in der Lage, dich gegen einen magischen Angriff zu wehren.
Du bist sozusagen noch ein Zauberer-Baby.
Es könnte sein, dass versucht wird, dir den Armreif zu nehmen. Auch wenn nicht jeder Fremde gleich ein Feind ist, prüfe genau, ob jemand dich begleiten darf. Lass dich nicht in die Irre führen, auch wenn das Angebot als zu deinem Schutz erforderlich dargestellt wird. Vertraue auf dein Gefühl. Ohne Zweifel reist du mit einem von Brian ausgesuchten Begleiter sicherer!
Du solltest auf der Reise unbedingt einen verlässlichen Begleiter mitnehmen, der dich nötigenfalls verteidigen kann. Auch wenn Brian diese Aufgabe sicher unbedingt übernehmen möchte, kann er das nicht. Ich weiß und sehe, dass er mit seinen fast 80 Jahren mittlerweile nicht mehr für derartige Abenteuer geeignet ist. Er ist körperlich nicht mehr sehr belastbar. Ich weiß, wie sehr er dich liebt und dass er versuchen würde, dich zu beschützen. Lass dich mir zu Liebe nicht darauf ein, auch wenn er sehr stark drängt.
Aber bitte ihn, einen Begleiter für dich auszuwählen. Du kannst dich darauf verlassen, dass seine Wahl hervorragend sein wird.
Deine Eltern untersuchen Orte der Geschichte. Sie interessieren sich besonders für vorzeitliche Kulturen, die durch Kriege untergegangen sind. Sie haben schon viele bekannte Plätze erforscht und befürchten, dass uns dies Schicksal ebenfalls droht. Sie gehen davon aus, dass einige Kriege durch die Dubharan geführt wurden. Ihre Forschungen könnten vielleicht wichtige Hinweise liefern, wie wir unseren Untergang verhindern können!
Darum ist diese Arbeit so wichtig, dass sie sich völlig darauf konzentrieren. Die Eltern von deinem Vater führten die gleichen Forschungsarbeiten durch. Obwohl diese offiziell durch einen Erdrutsch ums Leben kamen, gehen deine Eltern und ich davon aus, dass die dunklen Zauberer Johns Eltern töteten. Der Erdrutsch war lediglich ein Ablenkungsmanöver von ihnen. Um dich keiner Gefahr auszusetzen, ließen Maggie und John dich behütet und relativ sicher bei Brian und mir aufwachsen.
Du verstehst sicher, dass sie dich nicht in Zauberei ausbilden können. Daher gebe ich dich in den Schutz von Erdmuthe. Sie wird dir erste, notwendige und wichtige Schritte beibringen. Anschließend wirst du von ihr den möglichen nächsten Ausbildungsort und Lehrer erfahren.
In Liebe und Godspeed!
Mairead
P.S.: Mit dem Kristall meines Ensiculus Chartorum kannst du magische Gegenstände erkennen und enttarnen. Benutze es!«
Beratung mit Brian
Eila ist aufgewühlt.
Die Worte ihrer Großmutter wirkten keinesfalls beruhigend. Die Vorstellung, dass böse Zauberer versuchten, ihre Großmutter zu töten, dringt nur langsam in ihr Bewusstsein. Es ist kaum zu glauben. Es gibt also wirklich Zauberer und vielleicht auch andere magische Wesen? Bisher hatte sie nur in Geschichten davon gelesen. Diese waren meistens sehr aufregend und spannend und hatten sie eigentlich immer schon fasziniert. Aber dass es das wirklich gibt? Auch eine für sie drohende Gefahr scheint nicht real zu sein.
Doch ihre Großmutter erzählte in dem Brief nicht einfach eine Geschichte, das stand für sie außer Zweifel.
»Großvater, du glaubst nicht, was ich gerade gelesen habe.« Eila blickt ihn an und gibt ihm den Brief: »Bitte lies das zuerst, dann müssen wir uns beraten!« Brian liest den Brief mit äußerster Aufmerksamkeit und lässt gelegentlich einen überraschten Ausruf hören.
Als er fertig ist, blickt er sie stirnrunzelnd an.
»Ich bin mir nicht ganz darüber im Klaren, ob dein Erlebnis vorhin im Keller auf eine direkte Gefahr für dich hinweist. Jedenfalls scheint die eine Person eine wohlwollende, die andere aber eine übelwollende gewesen zu sein. Zusammen mit dem Brief von Mairead meine ich, du solltest dich so schnell wie möglich auf den Weg zu Erdmuthe machen! Und ich möchte dich begleiten. Meine Erfahrung hebt meine körperlichen Schwächen doch mindestens auf.«
Eila stimmt ihm nicht zu, sie zögert etwas: »Ich verstehe, dass du mich beschützen willst. Aber ich finde, Großmutter hat Recht. Ich glaube, eine Reise mit langen Fußmärschen ist viel zu anstrengend für dich. Wir müssten auch Gepäck und Proviant für uns beide mitnehmen, was uns zusätzlich Zeit kosten würde. Wir kämen nicht halb so schnell vorwärts wie ich alleine. Falls es eine Gefahr auf der Reise geben sollte, wäre ich ihr alleine somit nur für eine kürzere Zeit ausgesetzt.« Nach einer Pause fügt sie mit bittendem Blick zum Großvater hinzu: »Lassen wir es dabei, wenn du ehrlich bist, musst du Großmutter und mir zustimmen. Bitte erzähle mir von ihrem Tod. Sag mir, ob sich irgend etwas Unerklärliches ereignet hat, seit Großmutter starb. Ist Großmutter vielleicht durch einen Angriff gestorben und wurde seit ihrem Tod von den bösen Zauberern versucht, den Armreif zu bekommen?«
»Soweit ich das beurteilen kann, ist Mairead eines natürlichen Todes gestorben. Sie war im Vorgarten und hat ein paar Rosen geschnitten. Die wollte sie in eine Vase im Wohnzimmer stellen. Da sie nach längerer Zeit nicht wieder kam, ging ich nachsehen. Ich habe sie im Blumenbeet gefunden. Der Arzt meinte, sie hatte einen Herzinfarkt. Es gab keine Hinweise auf einen Angriff gegen sie. Nichts deutete auf irgendeine, gegen sie gerichtete Gewalt.« Großvater überlegt. »Seit ihrem Tod ist nichts Ungewöhnliches geschehen. Es sind auch keine Versuche unternommen worden, den Armreif zu stehlen.«
»Wir müssen herausfinden, warum das vorhin im Keller geschah. War das ein Versuch der Dubharan, den Armreif zu bekommen? Und wenn ja, warum geschah das jetzt und wodurch wurde es ausgelöst?«, fragt Eila.
Nach längerem Überlegen kommen sie zu einer möglichen Erklärung. Da seit Großmutters Tod nichts Ungewöhnliches geschehen war, musste das Schließen des Armreifs das bedrohliche Geschehen ausgelöst haben.
»Kann es sein, dass das Anlegen des Armreifs eine Art Impuls ausgelöst hat, der für mich als kurzzeitige Wärme spürbar wurde?«, fragt Eila. »Dieser Impuls könnte vielleicht gleichzeitig an anderer Stelle bemerkt worden sein.«
»Ja, das scheint eine mögliche Erklärung zu sein«, meint Brian. Er fährt fort: »Und der Armreif hat dich offensichtlich auserwählt, da du etwas Wärme verspürtest. Somit konntest du ihn zur Verstärkung deiner ungeübten Fähigkeiten nutzen. So lässt sich erklären, warum diese Zauberworte wirksam wurden.
Auch wenn du den Armreif unbedenklich nutzen könntest, solltest du das unterlassen. Falls mit dem Anlegen des Reifs jedes Mal diese Art Signal gesendet wird, könnte das wieder einen Angriff herauf beschwören. Die dunklen Zauberer würden dir den Armreif leicht nehmen, wenn dann vielleicht kein Beschützer zur Stelle wäre. Deine körperlichen und magischen Kräfte können dir keinesfalls helfen. Du kennst dich ja noch nicht wirklich in Magie aus. Deine Erinnerung hat dir vorhin zufällig geholfen, aber das beruht nicht auf Wissen!«
Eila nickt bestätigend: »Es wird wohl eine Art Signal gesendet, das von Wächtern in der magischen Welt empfangen werden kann. Das Signal identifiziert möglicherweise den jeweiligen Armreif. Anscheinend wird der Ort der Signalaussendung dabei nur ungefähr bekannt, sonst hätte die dunkle Gestalt nicht danach suchen müssen. — Falls ich den Armreif nutze, könnte ich mit etwas Glück dem Zugriff durch die dunklen Zauberer entgehen. Vielleicht kenne ich bis dahin auch genügend Zaubersprüche, um mich wirksam zu schützen. Auf jeden Fall werde ich ihn dann ständig um meinem Handgelenk belassen. Somit würde er nicht jedes Mal neu aktiviert und es gäbe keine weiteren Signalaussendungen. Meine anschließenden Aufenthaltsorte blieben damit anderen verborgen!
Aber ich werde den Armreif vorläufig nicht magisch nutzen, sondern ihn als Schmuck tragen.« Damit legt sich Eila den Armreif um ihr rechtes Handgelenk.
Mittlerweile ist es spät geworden. Der Mittag und Nachmittag sind wie nur ein Gedanke verflogen. Sie verspüren beide großen Hunger. Der Großvater zündet den Kamin und mehrere Kerzen an. Dann holen sich beide heißen Kakao und etwas zu Essen aus der Küche. Sie setzen sich ins Wohnzimmer in die beiden Ohrensessel und fühlen sich nach dem Essen angenehm wohl. Ihre Augen fallen ihnen fast zu, so erschöpft sind sie.
»Kannst du mir einen Beschützer für die Reise besorgen? Großmutter war davon überzeugt, dass du einen geeigneten kennst.«
»Natürlich werde ich das, da ich nicht mit darf!« Er zwinkert ihr zu. »Mairead kannte ihn auch. Darum hat sie in ihrem Brief erwähnt, dass er geeignet ist.«
»Wer ist das denn, ein anderer Zauberer?«
Der Großvater lächelt: »Nein, kein Zauberer. Er heißt Albin. Mehr verrate ich dir heute nicht. Alles Weitere erfährst du, wenn du ihn siehst!«
Damit löscht er die Kerzen.
»Und jetzt ab ins Bett. Du musst dich unbedingt ausruhen!«
Vom Flur gelangt Eila über eine kleine Treppe in den oberen Teil des Hauses, wo sich zwei große Schlafzimmer an den Giebelseiten des Hauses befinden. Ein zweiflügeliges Fenster mit Oberlicht befindet sich ebenso in jedem Zimmer, wie darunter stehende Waschtische mit Schüsseln und Krügen darauf.
Die großen Betten und Schränke sowie die Stühle mit den gebogenen Beinen und Rückenlehne wirken zwar etwas altmodisch, aber durch den hellen Anstrich doch gemütlich. Trotz vieler Teppiche knarren etliche der Dielen des Holzfußbodens beim Herüberlaufen.
In dem links befindlichen Zimmer ist Eila aufgewachsen. Sie kennt jede Maserung des Holzbodens und weiß die unterschiedlich knarrenden Töne den einzelnen Dielen zuzuordnen.