Kitabı oku: «DIE LETZTE KUGEL», sayfa 3
I. Der Atlas
Diejenigen die den Sterblichen ihre schicksalhafte Definition „aufzwangen“: kugel-schaffende und kugelbewohnende Tiere zu sein. Mit diesem Herzstück der griechischen theoria nimmt die Frage nach der Stellung des Menschen in der Natur eine radikal technische Bedeutung an. Mensch und Weltganzes können ein intelligibles, (erkennen ohne Objekt) formales und konstruktives Verhältnis eingehen.
Globalisierung und Sphäropoiese im Größten ist das Grundereignis des europäischen Denkens, das seit zweieinhalbtausend Jahren nicht aufhört, Umwälzungen in den Denk- und Lebensverhältnissen der Menschen zu provozieren.
Die Repräsentation des Weltganzen durch die Kugel, ist die entscheidende Tat der früheuropäischen Aufklärung. Wo Umgebung war soll die Kugel werden, ein Seelensprung ins Ganze. Die Sterblichen werden eingeladen, vom Trog der Sorge aufzublicken in den großen befreundeten Raum, in dem alles gleichzeitig, ausgeleuchtet und offen ist.
Die Kugel gelangt auf Münzen, in die Hände von römischen Kaisern, Sphäre und Herrscherportrait wurde Voraussetzung für Machtdemonstrationen, das Kreuz auf der Kugel verschafft sakramentale Überhöhung. Der Fuß des heiligen Franz von Assisi, aufgestützt auf einer Erdkugel ist nur eines von vielen. Auch Geld und Globus gehören zusammen: wer den Kreislauf beherrscht bringt das Ganze an sich. Nicht die Erde läuft um die Sonne, vielmehr das Geld umrundet die Erde.
Aber das Bild der Kugel ruft die Frage nach der Lage in der Mitte, nach Identität und Residenz des Gesamtherrschers hervor, andererseits auch, ob die allesumfassende Kugel ihrerseits auf eine Stütze oder einen Grund gestellt werden kann. Auf welchem Sockel müsste sie zum Stehen gebracht, in welcher Hülle oder Umfassung wäre sie einzubetten? Wer soll tragen, was alles trägt. Oder kann man schon zulassen, dass sie im Leeren schwebt?
Diese Rolle konnte nur von einem titanischen Kandidaten übernommen werden.
Athlet und Denker in einem: Atlas wurde das Symbol für diese gigantische Aufgabe. Wer kennt ihn nicht?
Die Spekulationen um diese Figur gehen uns alle an. Waren sie doch die Geschichten und Denkvorlagen die der Mythos schrieb und schreibt.
Sein Körper ganz auf Anstrengung spezialisiert, bezeugt eine Kultur, die im letzten über nichts anderes spricht, als über die Pflicht, stark zu sein in einer Welt, in der es für die Mächtigen keine Erleichterung und für die Schwachen keine Nachsicht gibt.
Das größte Gewicht kann nur von dem größten Gedanken getragen werden.
Der wahre Himmel will in umfassenden Reflexionen gehalten werden.
Sein Träger oder sein Gestell ist das Denken selbst.
Der Logos ist zum Komplizen, zum fundamentum des Umfassenden geworden.
Die Liebe zur Weisheit und die Liebe zur Schwere des Einen, Ganzen, kommt auf eines hinaus.
II. Parmenideischer Augenblick
In der Kugel verbirgt sich eine monumentale Zweideutigkeit: sieht sich der menschliche Geist in sie selbst eingefügt oder platziert er sich außerhalb von ihr? Die Gefahr dabei: der Betrachter sieht von seinem wirklichen Ort im Dasein ab und flüchtet in ein fiktives Zuschauerleben jenseits der Welt.
Was Heidegger Seinsvergessenheit nennt, beginnt schon mit der antiken Anweisung zum seligen Sehen der Kugel von außen.
Metaphysische Globalisierung: die Einladung zu einem erster Verrat am existentiellen Ort des Menschen?
Atlas selbst - brutal ausgeschlossen von dem Ganzen das er trägt- steht in seiner angestrengten Blindheit unter der Last, weltbildlos da. Er philosophiert mit zusammengepresster Seele. Er kann zu seiner Zeit noch nicht freihändig auftreten, weil er zum Prinzip Entlastung noch nicht durchgedrungen ist. Noch ist man Dulder von Verhängnissen, kein Überwinder von Zuständen. Weisheit ist noch nicht unter das Diktat der Wissenschaftskultur geraten.
Parmenides setzt hier eine erste Ausnahme. Für ihn ist die Kugel kein zu betrachtendes Außen sondern bietet freie Umsicht im Inneren eines offenen, von sich selbst her Aufschluss über sich gebendes Seienden.
Denken und Sein ist dasselbe.
Nur von innen her, immanent, intern bleibend, lässt sich die Kugel des Seienden anschauend in Gedanken fassen.
Für Parmenides ist der Raum der Philosophen das gelichtete Ungeheure. In der Seh-Schule des philosophischen Gesamt-Umblicks begreift oder spürt der Denker, was es heißt alles zu „wissen“, alles Sehrbare zu sehen, alles Umgebende in den Ring des Seins gefasst zu erkennen und dies alles für immer und stets im selben Licht des Bemerkens, eines „dass es ist“ gebracht werden kann.
Gewöhnliche Sterbliche scheuen den Blick oder finden vor lauter aktuellen Sorgen und weil sie am nächstbesten haften, inmitten der Kugel, das sie Kugelblinde sind.
Der Philosoph ist der Günstling der Götter, erhält den Zugang zum besonderen Standort. Außerdem musste er ein Ekstatiker sein, der als absolut kontemplativ, entselbstet umblickende Intelligenz sich ins „nicht-zitternde-Herz-der Wahrheit“ versetzt.
Während die Außensicht der Kugel als Super-Objekt den Super-Betrachter nicht enthält, verkörpert die parmenideische Kugel den Inbegriff einer all-immanenten Einschließungsfigur die die Struktur eines geistigen Sachverhalts mit einem von innen durchseelten, gleichmäßig ausgeleuchteten Gewölbepanorama besitzt.
Der Betrachter im Außen müsste eine absolut exzentrische Position, der Betrachter im Innen eine absolut zentrische Position einnehmen.
Sloterdijk zitiert Alexander Kojève: „..man kann sich in dieser parmenedeiischen Kugel de-platzieren wie man will, man wird überall genau soviel Sein vor sich wie hinter sich haben und es wird überall dasselbe sein.“
Hier liegen zwei Ansichten in Konkurrenz. Der alles Innen bietet den Vorteil, durch das Innere der menschlichen Selbstbeziehung zu gehen und sich damit eher von dem Verdacht eines „archaischen“ All-einheitsgedankens freimachen zu können.
Alles-Innen-Ausläufer reichen über den Deutschen Idealismus bis zu Heideggers In-der-Welt-Sein und Gilles Deleuze Immanenzpathos.
III. Gott tragen
Nun geht es darum offenzulegen, wie das Grundphänomen der mikrosphärischen Welt – der gegenseitigen Evokation („an sich zu ziehen“„hervorrufen“) der in starker Beziehung vereinten Zwei – auch in der Makrosphäre, dem kugelförmigen Universum wiederholt.
Das Paar muss auch die absolute Kugel für sich gewinnen.
Wenn es ein absolutes Zentrum gibt, dann tritt die Frage nach Rolle und Bedeutung der Epizentren auf; nach dem Außen und ihrem Gegenüber auf und was ist mit dem nicht umschlossenen Rest.
Das schöngerundete Ganze der Außensicht-Kugel ist stets vom Sklavenaufstand der äußeren und unteren gefährdet und hat nur solange Bestand, wie das Zentrum, das epizentrische, in Schach halten kann.
Der Innen-Seher Kugel droht Gefahr, durch die, von den gewöhnlich Sterblichen nicht einnehmbaren Mitte-Sicht.
Dadurch entsteht eine zweite Exzentrik: diejenige der gewöhnlich-sterblichen Augen zur optimalen Mitte. Sloterdijk nennt sie Epizentrik: die Spannung zwischen der
zentrierten Sicht in die ontologische Sphäre und er epizentrischen Weltauffassung vom existenziellen Standpunkt her. Die Spannung zwischen „Der/Meiner Mitte“ und „mir normal sterblichem“.
Damit ist ein folgenreicher Urteilsspruch über die kognitive conditio humana gefällt:
Die Menschen sind immer und ohne Einschränkung zum Dasein auf halbblinden epizentrischen Standpunkten verurteilt.
Sie sind die aus dem Zentrum gerückten, die in die Umstände Verschlagenen, die Randwesen, die situativ Benommenen.
Menschen sind die Marginalen Gottes und daher unheilbar epizentrisch, halb sichtig, halb klar,
für alle Zeiten Nicht-Mittelpunkt-Wesen.
Philosophie ist die Zumutung zu verstehen, dass die Mitte anderswo ist.
Epizentrische Existenz bedeutet: sich von den Zusprüchen eines höchsten Zentrums angehaucht und in Mitleidenschaft gezogen wissen, ohne sich mit diesem selbst verwechseln zu dürfen. Und genau damit tritt im Raum des bewussten Lebens ein Verhältnis in Kraft, das exakt der Wiederholung mikrosphärischer Intimbeziehungen auf makrosphärischem Niveau bewirkt.
Metaphysisch denken bedeutet den Zauber zu meditieren, den die Mitte auf die epizentrischen Punkte rings um sie herum ausübt. Das göttliche Zentrum und das menschliche Epizentrum verdoppelnd die ursprüngliche Erweckung der Vorstellung der in starker Beziehung vereinten Zwei.
An den Beispielen der gottesträchtigen Maria und dem legendären Lastenträger Christophorus wird die Analogie von mikrosphärischen Intimbeziehungen und makrosphärischen Weltbeziehungen dargestellt.
Es ist die Form der aktiven Ergebung, der dienenden Einfügung vom Epizentrum zur Mitte. Es ist dies die Matrix aller Dienst-Mystik. Das maßgebliche Kooperations-modell der Großwelten: die Metaphysik der Mitarbeit, der Dienst am Zentrum. Nicht im Modus eines Kadavergehorsams. Das Werkzeug soll seinerseits lebhaft zuvorkommend sein und sich damit für die Intentionen der Mitte in Bewegung zu setzen, sich in eine Art von intelligenter Ko-Spontaneität aktiv fallen lassen ins zentrale Projekt.
Von Christophorus an bedeutet das Spiel mit dem Ball des Seins auch immer eine intime Affäre.
Die Sphäre die die Welt bedeutet, steht nicht mehr nur als geometrische Figur vor dem Betrachter; sie ist auch nicht nur eine universalisierte Umwelt: Sie ist zum Emblem der starken Beziehung zwischen Menschen und Mittelpunkt geworden.
Damit hat das Christentum ein im Dualraum verankertem Prinzip der Solidarität in die Welt gesetzt: Denn es denkt, naiv und reflektiert zugleich, solidarisches Handeln als Mitarbeit des Epizentrums beim Projekt der Mitte.
Dieses dienende Tragen und tragende Dienen zieht sich durch die Geschichte der Menschenfischer, dem dieses Modell der starken Beziehung zu Grunde liegt.
Königshäuser, Weltentdecker, Kaufleute und Jesuiten beugen sich unter die größten Gewichte, von der Gewissheit beflügelt, dass nur deren Übernahme reale Macht verleiht.
IV. Das morphologische Evangelium und sein Schicksal
Es ging in der gelebten und erzählten alteuropäischen Metaphysik des Kugeldenkens nie um Letztbegründung sondern um Letztumfassung oder wie es ab nun auch heißt: L e t z t i m m u n i t ä t. Ein unermesslich umständliches und komplexes Theorie Ritual zu ehren Ihrer Majestät der runden Form in allem.
Es ging um „letzte Sicherungen“ der bis dato umher irrenden.
Seine Aufgabe bestand darin, die menschliche Unruhe in einer gefährlich geöffneten, abgründig geweiteten Welt zu beschwichtigen: durch Initiation in die erbaulichste, umfassendste Immungestalt, das Universum, wörtlich: das mit einem einzigen Umschwung Alles-Umgreifende.
Alles Gute hat Immunkraft.
Auch meine eigene, vor Verlorenheit zitternde Existenz, wird potentiell und aktuell von einem Strahl aus der Mitte ermöglicht und erreicht.
Wie der Gott im Kinderlied die Sterne, so hat das Zentrum die Punkte gezählt, dass auch nicht einer ihm fehle an der ganzen unfassbar großen Zahl.
Ein Umstand, in dem Trost und Zwang ununterscheidbar werden.
Das Denken in einer Gemeinschaft der Teilhabenden am Kugelrunden wird zur rettenden und therapeutischen Übung. Hier konvergieren Sphäre und Psyche.
Die Weltseele weltet hält und sammelt uns im Runden.
Die Theologen waren genötigt, ihren Gott und sein Verhältnis zu den Menschen in die Gussformen der akademischen Zentrums- und Kugelmetaphysik einfließen zu lassen. Der Gott der Morphologen ist älter als der Gott der Basiliken.
Die Besinnung auf die Koexistenz in der Kugel induziert die Kraft der Fernstenliebe.
Die Verpflichtung ihres Gottes, auch die noch so weit entfernten liebend zu halten, zu umhüllen, ist in der Theologensphäre die ontologische Allianzfigur.
So wird die Schalenbesessenheit der Europäer nachvollziehbar. Sie dienen der Weltabdichtung im Sinne einer Universal-Immunologie. Von acht, zehn, zwölf, vierzehn kosmischen Wällen und Gräben umschlossen, genoss die Menschenwelt auf der Erde das demütigende Privileg, in der inneren Burg des Seins zu verweilen.
Was Oben die Schalen, sind auf Erden die Stadt- und Burgmauern.
Gott sichert die Grenzen gegen das Nichts, das Außen und die Unendlichkeit. Nur solange konnte er sich in Kraft halten, wie er in einer zwar riesenhaften aber endlichen Kugel seine schützenden Hände für jeden denk-bar ausstreckte.
Doch sobald die Theologen das Attribut Unendlich ins Denken einwarfen, zerstörten sie die Immunitätskraft ihres Gottes. In einer unendlichen Kugel der metaphysisch brisante und immunologisch bedeutende Unterschied zwischen innen und außen verlorengeht.
Es waren die klügsten Theologen die Gott getötet haben, als sie anfingen ihn unendlich zu denken.
Sobald der Kugel das Prädikat unendlich zugesprochen wird, stirbt sie an Überdehnung ins Unanschauliche. Ihr wurde die sammelnde Kraft genommen, damit vom Interesse der Lebendigen getrennt und somit das Größte heillos gemacht.
Die vormals epizentrischen Punkte werden gezwungen entweder sich selbst als Mitte aller Beziehungen zu wählen, oder sich jenseits der Mitte in ein herrenloses Spiel der dezentrierten Ereignisströme fallen zu lassen.
Aus der ersten Option erwachsen die Systemtheorien aus der zweiten die nach-monossphärischen Philosophien.
Jetzt ist es nicht das (metaphysische) Wesen sondern das Ereignis das den Lauf bestimmt.
Folglich musste das Kernthema der Moderne: Selbstbezüglichkeit, als eine
wie auch immer verspätete und unterdrückte, doch unvermeidliche Konsequenz ins Denken einbrechen.
Die letzte verbleibende Zentrierungschance in der infinitisierten Zeit ist der
Egoismus der Punkte.
Alles, was ein Selbst oder ein System ist, hat sich deswegen um sich selbst zu sorgen, ob Individuen, Staaten, Familien oder Wirtschaftsunternehmen. Sie alle sind heilige Egoisten; ihre Askese heißt Selbstbezug.
Die göttliche Kugel endet in der Vergleichgültigung des Raumes. Kontinente und Ozeane sind von aktuellen Verkehrs- und Kommunikationssystemen erschlossen;
potentiell jeder Punkt im neutralisierten Raum ist ein Standort geworden – das heißt ein Relais für durchkommendes Geld auf der umrundeten Erdoberfläche. Keiner der Punkte kann sich für andere nicht erreichbar machen.
Die Anhäufung selbstbezüglicher exzentrischer Punkte mitsamt ihrer Umwelten in mittelpunktlosen Strukturen wird Sloterdijk in Band III die Schäume nennen.
Eine neue Konfiguration menschlicher Immunitäten in der Zweiten Ökumene, die ein Integral aller Isoliertheiten ist, kann nur in einem Denken gelingen, das sich vom Einen-und-Allen absetzt.
poetisch zugang zum anthropisches klima
lernziel: das alles um homo sapiens herum sphäre, raum, klima wird und ist
das er nur in starken beziehungen lebt, webt und ist
warum das atmosphärengefühl ursprünglicher als geschmäcker ist
auch wenn das Umfeld wächst: von nest, zimmer, höhle, hütte, haus, herd, halle, dorf, paar, familie, stamm, stadt und mehr, immer wächst die sphäre als bergende hülle mit, auch mit wachstumsschmerzen, aber wird auch trotz zerstörung wieder-errichtet
homom sapiens lebt und ist eine unaufhörliche sphärenschaffende regung, unruhige bewegung ohne rast sein bestechendes merkmal
herzlich willkommen in den
wandlosen treibhäusern
der menschlichen nähe-beziehungen
ausgestellt wurden:
von zwei-raum-teilung bis zur welt-gemeinde
menschliche beseelungsverhältnisse
zwischen weinrauschenden festen
und blumenbindender delirien
verwöhnt-geschmeichelten seelen
und blutrünstigen gelagen
kreuz-errichtende komplizenschaft
waffenschmiedendend-grämende herzen
der kurator? anonymos
die sondierungen bisher haben gezeigt:
menschenwesen können nirgendwo
anders sein als in den wandlosen
treibhäusern ihrer nähe-beziehungen
ihrem verhalten im gemeinsamen raum
d.h. proxemische anthropologie
mit dem kern der starken-beziehungen
sie formen autogene gefäße
der primärsolidaritäten
für sie gilt:
sie sind „ihr eigener ort“
als geschöpfe auf das
fördernde mikroklima ihrer frühen binnenwelten angewiesen
dieser fundus setzt alle übertragungen in gang
wir sind zuerst und vor allem
mit einer urteilskraft
über das atmosphärengefühl
ausgestattet
ursprünglicher als geschmäcker
in atmosphären sind wir eingetaucht
über sie spricht das offenbare
zu uns: der raum
als atmosphäre ist sie
die amme des werdens
klima-stimmung-atmosphäre
die dreifaltigkeit des umgreifenden
weil sie nicht-gegenständlich ist
wurde sie bisher beiseite gelassen
aber
wenn die saite der existenz
in einem individuum sich spannt
schwingt sie in den klangfarben
einer stimmung oder eines
prägenden klimas
atmosphären bilden sich nur
als geteilte zwischen mehreren
die nähe-räume für einander durchtönen
einräumen-leben-weben-und sind-
wir sind mikrosphärisch
klimaaktive lebewesen
mit aktionen aufeinander
und leiden aneinander
nähe ist gelebte redundanz
fülle des offenkundigen
in dem die synchronisierten schwingen
wir sind wettermacher
für unwetter und aufklaren
beziehungswetter
bleibt wichtiger und wirklicher
als große politik und hochkultur
nest höhle hütte zimmer haus herd
familie paar stamm dorf stadt
die nie vollständig bedachten
nie vollständig ausgelegten
innenweltschöpfungen
geheimnisse der raumproduktion
in dem von außen so viel
als nötig nach innen
äußeres soviel wie möglich
vom herd des guten lebens
fernzuhalten ist
dazu kommen bilder von abwesende
die integeres wohnen ermöglichen
sammlungen von dingen verraten
den menschen als das tier
dem etwas fehlen kann
kultur ist überreaktion auf absenz
leerstellen werden wiederbesetzt
ergänzungszwänge runden innenwelten ab
der endoklimatische nestbau
geht allen konstruktionen voran
das ursprüngliche menschheitsrisiko
eine klimakatastrophe
alles hängt an der gunst
binnenklimatischer umstände
einem kontinuum von selbstverwöhnung
auch unter härte schwere und misslingen
menschen wohnen in ihrer verwöhnung
die bilanz als homo sapiens
erfolgsgeschichte eine anwachsende nervlichkeit
und symbolvermittelte luxurierende selbsterregung
alles vor dem hintergrund
erbarmungsloser selektionsfatalitäten
ausmerzung und scheitern
als regel
das blasenbild
evoziert die zerbrechlichkeit
menschlicher räume
und doch:
selbstbergung im
selbsterzeugten raum
eine unaufhörliche
sphärenschaffende regung
eine regenerationsfähige hülle
wiederbeseelender solidarität
wird den auflösenden angreifern
entgegengesetzt
ein ewiger kampf
um das integere
integrierende treibhaus
wie ist es möglich
das nicht alles vom wind verweht
wurde
und es noch immer
große sphären gibt
als keine?
Zugang: Anthropisches Klima
Über diesen Band steht:
„Wir laden Sie ein, zur Expertenkonferenz über die inneren Angelegenheiten der Epizentriker. Es möge eintreten, wer sich traut, sich den unvermeidbaren, wandlosen Treibhäusern der menschlichen Nähe-Beziehungen -portable oder fest- vorbehaltlos zu nähern. Ein gesondertes Grund- oder Aufbauwissen ist nicht erforderlich, da bereits jeder den Kompass dazu in sich tätowiert mitführt.
Wer sich umfassender vergewissern möchte, lese unbedingt Band I.“
Auch die Individuen wie die selbstergänzenden Alleinlebenden die ihre Außenkontakte (Adressen, Netzwerke) pflegen, sind ohne Differenz und Aber, auf das fördernde Mikroklima ihrer frühen Binnenwelten angewiesen.
Nur in ihm, als seine typischen Gewächse, geraten sie zu dem, was sie zu ihrem Besten und Schlimmsten sein können. Hier sammeln sie einen Vorrat schöpferischer, ambivalenter, destruktiver Grundstimmungen oder gefühlshafter Vorurteile über das Seiende im Ganzen an, die sich beim Übergang in größere Szenen beharrlich geltend machen.
Sie kommen in die Arena mit dem frühesten an Urteilskraft, dem Atmosphärengefühl,
ausgestattet. Es ist ursprünglicher als der oral-intime Sinn, der Geschmack, und öffentlicher als dieser zugleich. Der Raum als Atmosphäre ist noch nicht mehr als Schwingung, aber schon die „Amme des Werdens“.
Das Klima, die Stimmung, die Atmosphäre, das ist die Dreifaltigkeit des Umgreifenden, in dessen anhaltender Offenbarung die Menschen immer und überall leben, ohne das man sagen dürfte, dass es zu diesen Epiphanien eine Botschaft und ein Überbringer gehörten.
Von der alt- und neu-europäischen Vernunftkultur wurde diese dritte Größe – neben Wörter und Dinge, sträflich beiseite gelassen. Das es etwas gibt, was weiträumiger, früher, durchdringender als beide, haben sie nicht wahrhaben wollen. Außer Heidegger und Herman Schmitz in der Neo-Phänomenologie, sind die Versuche bis heute eher Randgebiete.
Wenn die Saite der Existenz in einem Individuum sich spannt, so schwingt sie in der Klangfarbe einer Stimmung oder eines prägenden Klimas.
Stimmungen bilden sich als geteilte Atmosphären zwischen mehreren, die den Nähe-Raum füreinander tönen und einräumen. Er entsteht durch die Summe unserer Aktionen aufeinander und unserer Leiden aneinander. Daher bleibt für die meisten Menschen ihr Beziehungswetter wichtiger als Politik und „Hoch“-kultur.
Die Menschen wohnen in ihren Verwöhnungen, was meint, in der Verfeinerungs-dynamik lokaler Kulturen und Individuationen. Sie schwingen in ihrem Eigen-Gerede als der basal klimabildenden Funktion von Gesellschaften. Die Theorie erkennt dies spät, nachdem die Gruppen bereits auseinandergefallen und soweit ausdifferenziert sind, dass von Einheit keine Rede mehr sein kann.
In trivialen Orts- und Innenraumwörtern wie Nest, Zimmer, Höhle, Hütte, Haus, Herd, Halle, Dorf, Familie, Paar, Stamm, Stadt, verbirgt sich für immer ein Rest an Ungedachtem, das weitergeträumt zu werden verlangt.
Als evolutionärer Bilanz ist die Existenz von homo sapiens nur als Erfolgsgeschichte anwachsender Nervlichkeit und symbolvermittelter luxurierender Selbsterregung zu begreifen. Deren Erfolgslinien heben sich ab vor einem Hintergrund erbarmungsloser Selektionsfatalitäten, in denen Ausmerzen und Scheitern die Regel sind.
Seit jeher sind die Menschen engagiert in dem Vorhaben, so viel wie nötig von dem was außen begegnet, nach innen zu ziehen und soviel Äußeres wie möglich vom Herd des guten Lebens fernzuhalten.
Ist Kultur nicht insgesamt die Überreaktion auf Absenz? Leerstellen werden wiederbesetzt, als dulde der Fülle-Raum keine dauernden Vakanzen.
Durch den Ergänzungszwang werden Innenwelten der Selbstrundung wieder- genährt. Weniger als eine gerundete, innenraumgebende Kugel kann dabei nicht genügen.
Allen Niederlagen und Zerstörungen zum Trotz, gibt es offensichtlich eine regenerationsfähige Hülle von wiederbeseelender Solidarität, die auflösenden Angriffen, so lange es irgend geht, ihre schöpferischen Wiederstände entgegensetzt.
Es ist immer ein Kampf um das integre und integrierende Treibhaus.
Der Band II versucht eine Antwort auf die sich dabei aufdrängende Frage: Warum gibt es noch immer eher große Sphären als keine?
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