Kitabı oku: «Schaum-Welt-Komfort», sayfa 3
Die Schäume in der Zeit des Wissens
Die zarten Dinge werden spät Objekt. Das ist es, was sie mit den zahlreichen Selbstverständlichkeiten gemeinsam haben, die erst zur Auffälligkeit reifen, wenn sie verloren sind, und verloren sind sie in der Regel von dem Augenblick an, in dem sie in Vergleiche gezogen werden durch die sie ihre Gegebenheiten einbüßen:
die Luft die wir gedankenlos atmen, die von Stimmungen gesättigten Situationen, in denen wir unbewusst existieren, die offenkundigen Atmosphären in denen wir leben, weben und sind sie alle stellen Spätankömmlinge im thematischen Raum dar, weil sie eine stumme Hintergrundausstattung im thematischen Raum bilden und bildeten.
Bisher als diskrete Vorleistungen des Seins hingenommen, mussten sie Gegenstände der Sorge geworden sein, bevor sie zu solchen der Theorie gerieten.
Sie mussten als fragil, verlierbar und zerstörbar erlebt werden, ehe sie zu bearbeitbaren Aufgabenfeldern avancierten. Der Hintergrund bricht sein Schweigen erst, wenn Prozesse im Vordergründigen seine Tragkraft überfordern.
Wie weit musste es kommen, das Resonanzphänomene und interpsychische Verschränkungen in Beseelungsräumen zur Sprache gebracht werden konnte? Wieviel Verwüstung hingenommen werden, bis die konstitutiven Bedeutung von hinreichend guten Paarbeziehungen und Familienverhältnissen mit Respekt beschrieben werden konnten?
Alles sehr Explizite wird dämonisch.
Wehe dem, der Wüsten birgt: jetzt muss künstlich nachgebaut werden was früher als natürliche Ressource gegeben schien. Nun wird der Bedarf für Kulturwissenschaft für die Arbeit in Kulturtreibhäusern manifest.
Um absolut zeitgenössisch zu sein, müssen wir voraussetzen, dass kaum noch etwas vorauszusetzen ist. Den Selbstverständlichkeiten wurde der Garaus gemacht. Sie werden zur sozialpolitischer Dauersorge. Wo „Lebenswelt“ war muss Klimatechnik werden.
Revolution, Rotatation, Invasion
Die Dämonie des Expliziten wächst in dem Maße, wie die Moderne den Fortschritt im Bewusstsein der Künstlichkeit vollzieht. Wenn Hintergründiges, bisher Unerwähntes zur Vorlage gebracht und ausgewalzt werden, dann zeugen diese Vorgänge von der radikal veränderten Stellung der Wissenden zu den jetzt gewussten Gegenständen, die früher anders oder nicht gewusst wurden.
Was in diesem Zusammenhang „Revolution“ bedeutet, kann mit einem Blick auf die Durchbrüche und Freilegungen der Anatomen hinsichtlich des menschlichen Körpers erfasst werden. Dem herkömmlichen Dunkel der Eigenleiblichkeit werden nun die Organkarten und Bau-Zeichnungen der inneren Maschinenwelt gegenübergestellt. Ich muss jetzt auf anatomische Karten schauen um ihre Botschaft annehmen: Das bist du!
Und von nun an kann nichts mehr zurück in die Naivität des Daseins vor dem Operieren-Können. Neuzeit ist Anatomenzeit, Zeit der Schnitte, der Invasionen, der Penetrationen, der Implantationen in den dunklen Kontinent, die ehemalige Lethe. Das E x p l i z i t m a c h e n ist kein reiner Diskurs.
In der „Neuzeit“ operieren Subjekt sich selbst mit Karten über das eigene die ihnen Angriffspunkte des Selbst-Eingriffs vorzeichnen. Ein unvermeidlich unvollkommenes doch stets erweiterbares Durchgreifenkönnen in den eigenen somatischen und psychosomatischen Innengrund.
Wenn Implizites explizit wird: Phänomenologie
Der Haushalt des Wissens gerät durch unaufhörliche Invasionen der Intelligenz ins Verborgene in Bewegung: d. h. für die Tradition: das den Menschen die Ankunft der Gegenstände nicht auf einmal enthüllt werden sollten. Das Explizite knüpft am Impliziten an, wird eine Geschichte, eine Erzählung, vom Druck ausführlicher Erwähnung und Entwicklung entlastet, nicht schon im nächsten Augenblick abrufbar,
nicht vom Diskursregime mobilisiert.
Wo sie anspruchsvoll wird, trägt sie einen Namen: Phänomenologie: Gegenstände treten in Erscheinung und machen sich bereit für die logische Würdigung. Der Zeitpfeil des Denkens strebt auf höhere Explizitheit zu, mobilisiert die Argumente, der epistemische Zeitgeist hat zum Einsatz gerufen. Die wahre Geschichte des Wissens hat die Form des Phänomen-Werdens von vormals Nichterschienenem – des Übergangs vom Unbeleuchtetem in Beleuchtendes oder von Schattengegebenheiten in Vordergrund-Thematik. Reales Wissen: So nennen wir die Diskurse, die die lange Nacht der Implikationen durchlebt haben und sich im Tag des Thematisch – Ausgebreiteten tummeln.
Der Glaube des alteuropäischen Wissenszuwachses stützte sich auf die Unterstellung, dass das spätere Wissen nichts anderes ausbreitet als das, was in den frühen Implikationen mitgegeben war. Phänomenologen verbreiteten die gute Nachricht, es gäbe kein Außen, dem nicht ein Inneres entspräche, kein Fremdes das nicht durch Aneignung ins Unsere eingearbeitet werden könnte. Noch im 15. Jhdt dachte Nikolaus von Kusanus an die Symmetrie von „Gott in einem Punkt“ bis zu „Gott als Entfaltung der All-Kugel“ und seinem menschlichen Mit-Denken-Können auf dieser großen Analogie.
Wo der Optimismus in der alten Zeit den Ton angab, war man von der Verträglichkeit des neuen Wissens mit dem alten, erprobten, bewährtem überzeugt. Wie aber, wenn sich zeigen ließe, das mit dem Explizitwerden des Impliziten zuweilen etwas völlig eigensinniges, Fremdes, Andersartiges, etwas nie Mitgemeintes, nie Erwartetes und nie zu Assimilisierendes ins Denken eindringt? Wenn nicht mehr zutrifft, das das Subjekt im Neuen „zu sich“ käme? Ein bis zuletzt Fremdbleibendes, Äußeres, Ungeheures in die Ordnung des Wissens eindringt?
Ungeheures erscheint
Der Haushalt des Wissens gerät durch unaufhörliche Invasionen der Intelligenz ins Verborgene in Bewegung: d. h. für die Moderne: alles Explizit machen, mitgerissen vom Strom der vom Hintergrund in den Vordergrund fließt, heißt Forschung. In dieser Zeit sah sich die Phänomenologie als Rettungsdienst für die Phänomene in einer Zeit, in der die Erscheinungen nicht von selbst auffällig werden.
Nun fällt etwas nicht mehr „von selbst“ ins Auge, sondern wird durch Forschung, invasive Explikationen; Messungen, Maschinen, künstliche Sensoren, zur Sichtbarkeit befördert. Jetzt werden die Sachverhalten zum Erscheinen genötigt: wie etwa die anatomischen Tatsachen die seit dem 16. Jhdt kein Humanismus mehr in das runde Bild vom lesenden Menschen zu integrieren vermochte oder Mikroskope und Teleskope – zwei Höllenmaschinen fürs Auge- die die Vergrößerung –neben der Kartografie- als Erstschlagskapazität der Explikation ermöglichte, durch welche die bisher unsichtbare Welt unter Bildzwang gesetzt wird.
Noch bleibt eine Zeitlang die Suggestion intakt, das Wissen könne die Welt bewohnen wie der Bürger seine Villa. Aber all diese Neusichtbarkeiten: der aufgeschnittene menschliche und tierische Körper, Zellkerne, Atompilze, Innenansichten von Maschinen, Röntgenaufnahmen, Computertomografien, galaktische Fotografien…treten in die menschliche Wahrnehmung ein, als ob sie nur eine Fortsetzung der Unverhülltheit der ersten Tagesnatur wären: Sie sind es nicht!
Sie sind durch einen ontologischen Graben getrennt von der naturwüchsigen, umsichtig-duldsamen Erkenntnisbereitschaft menschlicher Umblicke in mehr oder weniger vertrauten Umständen. All das ist nicht –zumindest nicht für den ursprünglichen- menschlichen Wahrnehmungsapparat bestimmt.
Für dessen „Woher“ findet die Moderne unterschiedliche Erklärungen: aus dem Unbewussten oder der Latenz (dem „Schlaf“); aus dem Unwissen; aus der Verborgenheit in den Innenseiten des Faltenwurfs der Erscheinungen; oder aus irgendeiner anderen Fassung des kognitiven Noch-Nicht.
Infolge dieser Invasion sind das menschliche Gehirn, das menschliche Genom und die menschlichen Immunsysteme so theatralisch auf die epidemische (verbreitete) Bühne gestellt worden, das ihre Bildungs- und Sensationsmöglichkeit die „Modernen“ ständig in Atem hält. Diese Themen weichen so erheblich von dem ab was die idealistische Philosophie Selbstreflexion genannt hat so das die Vorstellung absurd wäre, diese Vorgänge seien Ausfluss menschlicher Bestimmungen.
Die neuen Besitztümer können nie in unser Eigentum übergehen, weil uns für alle Zeiten nichts fremder ist als die „eigene“ explizit gemachte Biomechanik.
Aber, jedes Vordergründigwerden von lange Latentem hat immer seinen Preis.
Denn das Streben nach Erkenntnis liegt ja seit Aristoteles offensichtlich in der Natur des Menschen.
Man mag dem 20.Jhdt. alles Üble nachsagen –nur nicht, dass es den Preis für solche Verfremdungen nicht gezahlt hätte. Keine andere Epoche kann eine so weit getrieben Expertise vorweisen in der Kunst, die Existenz von ihren vitalen Prämissen her zu vernichten.
Auf der Kehrseite werden die konstruktiven Erhaltungsbedingungen kultureller Räume sichtbar: technisch, künstlich, gestaltbar. Alles muss ausgehandelt werden, jeder und keiner will aber ein Wörtchen mitreden.
Wir sind nie revolutionär gewesen
Vor und nach 1917 tauschten oben und unten nicht die Plätze, nichts was auf dem Kopf stand wurde auf die Füße gestellt, nirgendwo wurden die Letzten die Ersten, nichts wurde umgewälzt nichts im Kreis gedreht. Vieles hat sich getan was aber eher für Paul Valerys These klingt: Die Franzosen - und eo ipso die Modernen hätten aus der Revolution eine Routine gemacht. Der wahre und wirkliche Grundbegriff der Moderne lautet nicht Revolution, sondern Explikation. Das ist für unsere Zeit der wahre Name des Werdens –dem man die herkömmlichen Modi des Werdens durch Drift, durch Nachahmung, durch Katastrophe und kreative Rekombination nachordnen oder zur Seite stellen kann.
Das gegenwärtige Zeitalter wälzt die Dinge, die Zustände, die Themen nicht um:
Es walzt sie aus. Es übersetzt das Monströse ins Alltägliche. Es erfindet Verfahren, um Unerhörtes ins Register des Realen einzubauen; es schafft die Tasten, die den Benutzern leichten Zugriff auf bisher Unmögliches erlauben. Es sagt den Seinen: Ohnmacht gibt es nicht; was du nicht kannst, kannst du lernen. Zu Recht heißt es das technische Zeitalter.
In den folgenden Kapiteln werden einige Kapitel aus der Katastrophengeschichte des 20. Jhdt repetiert um zu zeigen, durch welche Kämpfe und welche Traumata der menschliche Aufenthalt in atembaren Milieus zu einem Gegenstand expliziter Kultivierung hat werden müssen. Alle Wert-,Tugend-, Diskursethiken müssen hohl bleiben, solange sie nicht in die Klimaethik übersetzt sind. Ist der Terror der Vater der Wissenschaft von den Kulturen?
poetische einleitung luftbeben
gaskrieg oder: atmoterroristische muster
das 20. jahrdt brachte die praxis des terrorismus
das konzept des produktdesigns den umweltgedanken
daneben inkommensurable leistungen in den künsten
terrorismus stellte die interaktion
zwischen feinden auf neue grundlagen
produktdesign schleuste
den funktionalismus in die wahrnehmung
kunst brachte lebensaspekte und erkenntnisphänomene
in nicht bekannte nachbarschaften
alle drei beschleunigten die explikation
es begann am 22. April 1915 um 18.00 Uhr
chlorgase als kampfmittel der deutschen west-armee
gegen französisch-kanadische infanteriestellungen
nicht auf den körper des feindes sondern
auf dessen Umwelt zu zielen ist terror im zeitgemäßen sinn
Shakespeare „Ihr nehmt mir mein Leben,
wenn ihr mir die Mittel nehmt, wodurch ich lebe“
„moderne“ mittel
ökonomische ökologische psychosoziale
grund-bedingungen menschlicher existenz
nun vom feind her den entzug der lebensbedingungen
betreiben
der „neue“ terrorist versteht seine opfer besser
als sie sich selber
tauche opfer in unlebbares milieu
chemie gas zielt auf atmung
zentralnervöse regulierungen
temperatur tödliche strahlung
die entwicklung führte in forschung über
militärklimata giftwolkenkunde
d i e wissenschaft des 20. jhdt.
„blaukreuz“ durchdrang masken
„gelbkreuz“ beschädigte den organismus
erblindungen katastrophale nervöse dysfunktionen
atemnot höchste verzweiflung
wer das atmen nicht unterlässt
wirkt am eigenen tod mit
gaskrieg zwingt zu atmotechnischen
innovationen
klimabildende faktoren
in menschlichen aufenthaltsräumen
gerieten unter explikationsdruck
humanismus und terrorismus wurden aneinander gekettet
terrorismus verschmilzt person und sache
wird gewalt gegen menschen-umgebende sachen
ohne die personen nicht personen bleiben können
feindschaft: der wille zur auslöschung des gegners
terrorist ist wer sich die lebensbasis
des gegners erarbeitet und für die tat verwertet
nach 1918 gerieten bettwanzen singschnaken mehlmotte
kleiderlaus die landwirtschaft die reinraumschaffung
in mühlen schiffen kasernen lazaretten
schulen getreide- und saatgutspeicher
ins visier der chemiker
dem 1924 entwickelten und patentierten zyklon b
fehlte die wahrnehmungs-komponente
1939 starten gaskammerdemonstrationen
hitlers „endlösung der judenfrage“ kam mündlich kommunizierte
auf die tagesordnung ausgewählter ss-verbände
mit auftrag und eigeninitiative traten Hitlers treueste helfer
zum amoklauf der pflichterfüllung an
amok und routine das betriebsmerkmal von ausschwitz
wie dummheit auch das böse autohypnotisch
atemmanipulation wird kultursache
zunächst in den destruktivsten dimension
designerischen zugriff auf abgrenzbares mikroklimata
tod von menschen für menschen entworfen lege artis hergestellt
luftbeben
das primäre existenzmedium ist angetastet
der naivität überführt ab jetzt förmliche klimasorge
„mensch“ zum atmosphärendesign verdammt
reichweitenexplosion globalisiert kriege luft-waffe
bombadiert flächen legt teppiche unscharf wie gas
exakt genug für tödliche moralische zivilmassendestruktion
krieg offenbart seelisch vernichtbares
kernphysikalisches radioaktive materie
atompilze unsichtbare wellen
strahlenterror steigert unsteigerbar gedachtes
„rekordmarken“ der simultanauslöschungen
„hiroshimamasken“ starrten auf restewelt
die im lichtsturm entzogen
seins-zumutung am dunkelsten grenzwert.
niebemerktes niegewußtes in die manifestation gezwungen
philosphische lichtungen
soziologisches leben weben sein
machtlos naiv
immer kann nun etwas in der luft liegen
„mensch“ mißtraue den wahrnehmungen
willst du in toxischen welten überleben
paranoid sein wird erziehung
bioterror ist machbar herr nachbar
heimat keine gabe des seins
doch heimatdesign heimattechnik
heimatjuristen heimatpolitik
der „krieg“ wo ist er geblieben
er geht anders weiter
klimatisch radiophysikalisch neurophysiologisch
wetterherrschaft 2025
air / condition
surrealismus gehorcht dem imperativ:
modern besetzen will symbolische
dimensionen einnehmen
sein Ziel
schöpferische prozesse explizit machen
ihre quellgebiete technisch aufzuschließen
bewußte existenz
kontexttauchen in multi-mileu-gesellschaften
lieben „taucherausrüstungen“
soziale raumkapseln physisch-mentaler-immunität
sicherungen gegen systemische risiken technischer atmosphären
der technische zugang zum anderen Element ist alleine noch offen
phobischen zirkel:
angstüberwindung durch angsterzeugende technik
doch angst liefert auch schub für den fortgang vergeblicher prozesses
vornehmer:
sie fordert grundlagenforschung innovation in permanenz
die ästhetische moderne ein verfahren der gewaltanwendung
weder gegen personen noch sachen sondern
gegen ungeklärte kulturverhältnisse
ein prozeß der kein zurück zum bisher implizit
voraussetzbaren erlaubt
denn indoors-situationen benötigen zwingend
unterstützende „luftversorgungssystem“
atembare Luft wo auch immer:
physikalisch metaphorisch
atmen-notwendigkeit soweit die lunge reicht
in kulturellen motivations- und sorgenräumen
homo sapiens: zögling der luft
kulturwissenschaften des 20.jhrdt
von der beatmung sinn-abhängiger lebewesen
durch informierende und imperative milieus
technisch-naturwissenschaftlich-militärisch-juristisch-
architektonisch-bildnerische aspekte genießen
schwer einholbare vorsprünge vor kulturtheoretische begriffsbildung
am weitesten ausgearbeitet und alltagsrelevante
der wettebericht die „klimatologische lagebesprechung“
großkommunen werden dorfartige nachbarschaften
„das“ für die jahreszeit nicht das passende wetter ist
massen verwandeln sich zwischen heiligabend
und epiphanias zu wetterdissidenten
wetter läßt sich in rein naturwissenschaftlicher
haltung darstellen ohne rückgriff auf eine
transzendente intelligenz
der gott neuzeitlicher europäer ist klima-inaktiv
meterologie im bündnis mit progressiver subjektivierung
des wetters:
klimatische gegebenheiten beziehen sich immer mehr
auf die bevölkerungen denen das wetter in bezug auf ihre projekte
nicht gleichgültig ist
neuzeitliche menschen sind wetterklienten und wettermitverursacher
erlauben sich jetzt einzelurteile wo frühere stummer ergebenheit war
europäische kulturen - klimamächte -
im wetter begegnet man eigenen aktivitäten
als atmosphärendesigner und klimawärter
bitte nicht verwechseln mit heideggers „hüter des seins“
hier begegnet man der spur
eines zivilisatorischen projekts:
des erleichterten zugangs zu fossilen brennstoffen
den objektiven stützen der frivolität
ohne sie keine globale konsumgesellschaft
keinen automobilismus keinen weltmarkt für fleisch und mode
es gilt auch ohne natürlich-primären treibhauseffekt
eiswüste und leben:
nebeneffekt klimatischer verwöhnung
die verwöhnten leichtsinnig genug
ihre verwöhnung aufs spiel zu setzen
setzten auf risiko:
anthropogene übererwärmung
oder
zwischeneiszeit
vom 18. – 20. jhrdt die „entdeckung des offenkundigen“
ein zweiter griff nach popularisierung vormals
herrschaftlich-luxeriösen-frivolen
und aromatechnischen modifikation der atmosphäre
der übergang ins offensive air design
die verspätete einsicht:
menschliches In-der-welt-sein ist immer ohne ausnahme
in-der-iuft-sein
die gestaltung von atemumgebungen dehnt innenarchitektur auf
unmerkliche lebensmilieu des gas- und aroma-envierement aus
konsum und ereignisgesellschaft wird in treibhaus-passagen erfunden
wohnsucht sagt Benjamin
der unwiederstehliche trieb in beliebigen umgebungen „ein gehäuse zu prägen“
das „überzeitliche“ bedürfnis der uterus-simulation
das 20. Jhrd. großbauten un-wohnlich wohnlich
von häuslichkeit freigesprochen
Canetti lobt an Broch:
das vermögen jeden menschen ökologisch aufzufassen:
jede person eine singuläre existenz in eigener atemluft
von unverkennbarer klimahülle umgeben
in einen persönlichen „atemhaushalt“ eingegliedert
die vielfalt unserer welt zum guten teil auch aus der
vielfalt unserer atemräume
entfremdungsmotiv der moderne:
die atmosphärische getrenntheit einschluß in eigene „atemhaushalte“
schwererreichbarkeit durch die
andergestimmten andersumhüllten andersklimatisierten
zerspaltenheit der sozialen welt
in füreinander unzugänglichen eigensinn-zonen
ist das moralische analogon zur mikroklimatischen
„zersplitterung der atmosphären“
die ihrerseits einer zersplitterung der „wertewelt“ entspricht
Canetti erkennt in Broch:
den prophetischen warner
von einer menschheits-gefährdung ohne beispiel
im metaphorisch-physikalischen sinn
vom atmosphärischen her droht:
der wehrlosigkeit des atems
luft: die letzte allmende
sie kommt allen zu
auch der ärmste darf von ihr nehmen
dieses letzte uns allen gemeinsam
soll uns alle gemeinsam vergiften
der atmoterrorismus des ersten weltkrieg
habe sich nach innen gewendet
aus der gemeinsam geatmeten luft
dem äther des kollektiven
wird künftig die wahnverfallende gemeinschaft
den giftkrieg gegen sich selber führen ...soweit Broch
dämmerzustände
trendbefolger bewegen sich unter trance
toxische kommunion hält zusammen
identität durch gemeinsame bedrohtheit in der luft
totalitäre zirkuläre kommunikation
sie ist erfüllt von siegesträumen
gekränkter massen
rauschhaften emperie-fernen selbsterhöhungen
das verlangen nach erniedrigung ihrer gegner folgt wie ein schatten
leben im medienstaat
aufenthalt in von erlebnisgiften animierten gaspalast
die einzelnen: „schlafwandler“ im „sozialen tagtraum“ ihrer organisation
wie ferngesteuert zu bewegen sammeln sich unter parolen
und fahnen wie miteigentümer an luftschlössern
Brochs prophylaxe der mitgerissenheit:
lebbare rationalität eines „offenen systems“
alias demokratie oder gewaltenteilung der paniken und hysterien:
eine besiegung des siegs
und den siegestaumel ersetzen durch siegestrauer