Kitabı oku: «Das Lächeln der Freiheit», sayfa 2
Möglicherweise wird Ihnen gerade jetzt etwas seltsam zu Mute. Empfehle ich Ihnen tatsächlich, den Bauch entspannt zu lassen? Ja, in der Tat. Ich weiß, dass es vielen Menschen unangenehm ist, über ihren Körper oder ihre Gefühle zu reden. In unserer Kultur wird der (naturgegebene) Körper oft als „schlecht“ angesehen. Bauch zu haben ist schlecht. Jeder will flach sein, um ihn loszuwerden. Noch schlimmer wird es, wenn über das Becken, die Genitalien und die Schließmuskeln geredet wird, unsere „Scham“, es ist unhöflich, sie zu erwähnen.
Es ist in unserer Kultur nicht erwünscht, über den Kern des Körpers zu sprechen. Es ist nicht in Ordnung, einen natürlichen, runden, entspannten Bauch zu haben. Einziehen! Hochziehen!! Aber betrachten Sie einmal kleine Kinder. Deren Bäuche sind weich und frei, und das ist die anatomisch natürliche Seinsweise.
Für Missbrauchsüberlebende ist es ungleich schwieriger, über ihr Körperzentrum zu sprechen. Viele Überlebende eines sexuellen Missbrauchs haben die Erfahrung gemacht, dass in ihren Unterleib eingedrungen wurde, und sie erleben Sexualität und sexuelle Erregung als grenzverletzend und demütigend. Auch Überlebende eines nicht-sexuellen Missbrauchs verschließen oft den Kern ihres Körpers, um Angst und Wut zu unterdrücken. Sie vermeiden es, ihre Achtsamkeit auf einen Ort zu richten, an dem sich viele und starke Emotionen befinden könnten.
Mehr noch als darüber zu reden, vermeiden Missbrauchsüberlebende, ihr Becken zu fühlen. Zu viel Schmerz verbindet sich damit, der einfach nur verschwinden soll. Genitalien und Anus zu entspannen, das Becken zu öffnen und weit zu werden verbindet sich für sie mit dem Gefühl, unerträglich verletzlich und penetrierbar zu sein.
Und trotzdem, Bauch und Becken richtig zu nutzen ist für das Finden Ihrer Ganzheit und Stärke entscheidend. Sie können nicht ganz werden, solange Sie große Bereiche Ihres Körpers ausblenden. Wenn Ihnen das Sprechen über diese Körperregionen unangenehm ist, wird sich dieses gefühlsmäßige Unwohlsein direkt in körperliche Anspannung der Bauch- und Beckenmuskulatur übersetzen, was wiederum sofort Ihre Empfindungsfähigkeit, Bewegungsvermögen und somit Ihre Fähigkeit, einfühlend und kraftvoll zu handeln, beeinträchtigen wird. Das sind lediglich Grundlagen der Anatomie und Pflege des menschlichen Körpers. Wenn die Maschine gut laufen soll, müssen Sie dafür sorgen, dass alle Einstellungen stimmen.
Falls Ihnen die Übung Entspannen Sie Ihren Bauch unangenehm ist (oder diese Übung bei Ihnen zu Angst oder Tränen führt), geben Sie sich Zeit. Wir werden uns zunächst weiter mit der allgemeinen kulturellen Haltung zum Bauch beschäftigen und danach einige Übungen machen, die Ihnen neue Werkzeuge gegen Ihr Unwohlsein an die Hand geben werden.
Viele Menschen finden den Gedanken, ihren Bauch zu entspannen, völlig inakzeptabel. In unserer Kultur herrschen sehr genaue Vorstellungen davon, wie ein Körper zu gebrauchen ist und was jemanden gut aussehen lässt. Den Bauch zu entspannen gehört eindeutig zu den Dingen, die man nicht tut. Aber lassen Sie uns einen Blick auf einige Zeichnungen werfen. Es sind Darstellungen von Menschen aus verschiedenen Werbeanzeigen, die an unterschiedlichen Orten erschienen sind. Durch das Betrachten von Anzeigen lassen sich vorherrschende kulturelle Werte gut untersuchen. Die Darstellung des Körpers in der Werbung ist beispielhaft für unsere kulturellen Idealvorstellungen von Schönheit und Stärke. Ich vermute, dass Werbung langfristig sehr großen Einfluss auf die Entwicklung unserer Ideale hat. Werbung wirkt, wenn sie sich an unsere Werte und Vorstellungen ankoppeln kann, und sie stellt gleichzeitig die Rollenvorbilder zur Verfügung, die diese Vorstellungswelt formen.
Die erste Zeichnung stammt von einer Kekspackung, sie ist ein gutes Beispiel für unsere Auffassung vom Körper. Die meisten Teilnehmer meiner Workshops sind sich darin einig, dass die linke, „richtige“ Figur tatsächlich wesentlich besser aussieht als die „schlechte“ Figur rechts. Wenn ich dann aber nachfrage, welcher Mann besser einem Auto ausweichen könnte, das direkt auf ihn zufährt, wählen fast alle die „schlechte“ Figur. Man kann leicht erkennen, dass die rechte, so genannte schlechte Figur entspannter und balancierter ist und sich deshalb jederzeit frei bewegen kann. Wir haben aber gelernt, dass die angespannte, zusammengezogene, kopflastige, unbewegliche Figur gut ist.
Die Gleichsetzung von Anspannung mit Schönheit und Stärke ist auch in der zweiten Zeichnung zu sehen. Das Gesicht, die Hüfthaltung, der breitbeinige Stand sind deutlich angespannt. Der Anzeigentext lautet: „Nur für die coolsten Typen, tough new urban hardwear: alles, was du für eine selbstbewusste Haltung brauchst“. Die Sprache verstärkt die Gleichsetzung von Kraft und Spannung, indem „cool“ und „selbstbewusst“ als hart und in Härte gründend definiert werden. Ein Anflug von herausfordernder, wütender Sexualität spricht aus der Anzeige. Die Ironie daran ist, dass der angespannte und unbewegliche Stand des Mannes ihn gerade daran hindern würde, sich leicht und kraftvoll zu bewegen, falls er einen Angreifer abwehren oder fliehen müsste. Und gerade das Becken ist so angespannt, dass freie und angenehme Bewegungen kaum möglich sind.
Frauen haben ebenfalls stilisierte Formen, Anspannung herzustellen. Sehen Sie sich die nächste Zeichnung an. Der Werbetexter fragt: „Was macht einen Badeanzug sexy?“, und die in der Anzeige gegebene Antwort lautet: „Viele schöne Formen“. Was geht hier als schöne Form durch? Auf hohen Absätzen stehend, haben die Füße der Frau keinen Bodenkontakt. Ihre Knie, Hüften und der untere Rücken sind durchgedrückt und steif. Der linke Arm wird in einer unbeholfenen Haltung angespannt nach hinten gestreckt (versuchen Sie einmal, so zu stehen, und beobachten Sie, wie sich das anfühlt). Nacken und Gesicht stehen unter Spannung. Die Frau wirkt fest und rigide, es fehlt als Basis für Anmut und Kraft die Weichheit, die es ihr erlauben würde, sich elastisch und balanciert zu bewegen. Trotzdem halten viele Leute, denen ich dieses Bild zeige, diese Frau für schön. Vielleicht bin ich nicht normal, aber ich genieße den Anblick von Menschen, die sich frei, entspannt, kraftvoll und anmutig bewegen. Anspannung, Schwäche, Unbeholfenheit empfinde ich nicht im Geringsten als schön.
Viele Werbeanzeigen, auf denen Frauen zu sehen sind, setzen Schönheit und Kraft, ebenso wie bei Männern, mit Anspannung gleich. Es gibt aber noch eine zweite stereotype Pose, in der Frauen gezeigt werden. In Ermangelung einer besseren Formulierung nenne ich sie das Sexspielzeug. Frauen nehmen hier schwache, verdrehte Körperhaltungen ein und strahlen gleichzeitig Hilflosigkeit und Verführung aus. Und wirklich halten die meisten Menschen, denen ich dieses Bild zeige, die abgebildete Frau für attraktiv und verführerisch. Mein erster Gedanke beim Anblick dieser Anzeige war, dass diese Frau Rückenschmerzen haben muss. Beachten Sie, wie Kopf, Nacken, Rücken, Hüften und Beine Kurven beschreiben, die jede Unterstützung durch die natürliche Struktur des Körpers unterminieren. Kein Teil sitzt richtig auf dem anderen. Nichts gibt eine Grundlage für Stabilität oder Stärke.
Betrachten Sie als Vergleich dieses Bild meines Sohnes, er war ungefähr vier Jahre alt, als ich ihn fotografierte. Sie sehen ihn in einer für Kinder typischen Haltung. Das Foto entstand spontan, ohne Pose. Es zeigt das anatomisch normale Sitzen, das die meisten Erwachsenen verlernt haben. Beachten Sie, wie mühelos mein Sohn seinen Körper gerade hält. Statt sich beim Lesen über das Buch zu beugen, bewegt er den Kopf am Ende der Wirbelsäule und behält so eine effiziente Gewichtsunterstützung, während seine Augen nach unten gehen. Beachten Sie, dass seine Schultern entspannt und rund sind, seine Brust weich und sein Bauch gelöst ist – so ziemlich alles, was auf der Kekspackung als „schlecht proportioniert“ tituliert wurde, dabei ist es biegsam, anmutig, stark und balanciert.
Unsere Kultur führt uns Geformtheit als Ideal der Schönheit vor Augen, aber wenn Sie diesem Ideal unter die Haut sehen, stellen Sie fest, dass Geformtheit lediglich ein weiterer Name für Anspannung ist. Wenn Sie trainieren und sich körperlich in Form bringen, so ist das sicherlich gut für Sie und trägt dazu bei, dass Sie gut aussehen. Ihr Bauch und auch der Rest Ihres Körpers werden einen gesunden Muskeltonus entwickeln. Nur ist dieser gesunde Tonus etwas grundlegend anderes als eine künstlich angespannte Körperhaltung mit eingezogenem Bauch, die eben nicht gut ist für Sie.
Wenn Sie Ihren Bauch einziehen, bewirkt das im gesamten Körper Spannung und Schwäche. Bringen Sie diese Fixierung auf Angespanntheit mit, wenn es darum geht, Ihre Stärke und Ganzheit wiederherzustellen, werden Sie dauernd einen Schritt vor und zwei zurückgehen. Um ganz heil zu werden, müssen Sie zu fühlen bereit sein, wie Ihr Körper arbeitet, und das tun, was Sie tatsächlich entspannt und Ihnen angenehm ist.
Fast immer, wenn ich unterrichte, wie man den Bauch entspannen und loslassen kann, habe ich mit dem Vorurteil zu kämpfen, dass ein eingezogener Bauch besser aussieht. Menschen, die ihren Bauch hängen lassen, merken schnell selbst, dass sie besser atmen und sich bewegen können, aber selbst dann fühlen sie sich leicht zu fett, aufgeblasen und schlaff. Sie schämen sich, entspannt und balanciert in die Öffentlichkeit zu treten.
Die andere Frage, die mir immer im Zusammenhang mit Entspannung gestellt wird, ist die nach dem Verhältnis von Entspannung und Schlaffheit. Entspannung ist nicht einfach Schlaffheit, selbst wenn diese Meinung weit verbreitet ist. Für mich besteht Entspannung darin, nur die Anstrengung aufzuwenden, die zum Lösen einer Aufgabe tatsächlich notwendig ist.
Wenn Sie zum Anheben eines 25 kg schweren Gewichts so viel Kraft aufwenden, dass Sie damit ein doppelt so schweres Gewicht heben könnten, dann ist das angespannt und nicht entspannt. Entwickeln Sie nur einen Kraftaufwand für 25 kg, um ein 25 kg schweres Gewicht anzuheben, dann sind Sie so entspannt, wie Sie es unter den gegebenen Umständen bei der Lösung dieser Aufgabe nur sein können. Wenn Sie mit geschlossenen Augen in der Sonne liegen, den Vögeln lauschen, sich ausruhen und vor sich hinträumen – und ihre Muskeln so viel Spannung haben, als würden sie gerade zentnerschwer tragen –, dann ist das nicht entspannt: Es ist mehr Arbeit, als die Situation verlangt.
Viele Menschen achten nicht auf innere Prozesse, wenn sie anstreben, sich effizient, kraftvoll und graziös zu bewegen und zu handeln. Souveränität, nicht Schlaffheit, ist das Ziel des Entspannungstrainings, mit dem dieses Buch Sie vertraut macht.
Atmung
Ein entscheidender Bestandteil der Fähigkeit zu achtsamer Entspannung ist unsere Atmung. Atmen ist eine seltsame Tätigkeit. Normalerweise atmen wir unwillkürlich und automatisch, gleichwohl können wir unser Atmen verhältnismäßig leicht bewusst kontrollieren. Atmen ist, sowohl in Ruhephasen unseres Körpers als auch bei Kampf-oder-Flucht-Handlungen, existenziell. Wenn Sie während einer Kampf-oder-Flucht-Handlung so atmen, wie Sie es in einer Ruhephase ihres Organismus tun, können Sie in sich ein Gleichgewicht zwischen der Stabilität des Ruhezustands einerseits und der einer Notfallsituation angemessenen aufmerksamen Reaktionsbereitschaft andererseits herstellen. Ihr Geist und Ihr Körper können gleichzeitig entspannt und handlungsbereit sein, während Sie sich den Problemen stellen, mit denen Sie konfrontiert sind.
Sollten die bisherigen Erörterungen und die Übungen für Ihren Bauch und Ihr Becken Sie unruhig gemacht haben – entspannen Sie den Atem, das wird Ihnen helfen, die Unruhe gehen zu lassen. Nebenbei: Sie haben Ihren Bauch vor allem losgelassen, damit Sie Ihren Atem wirklich entspannen können.
Bewusst atmen Experiment
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie atmen, während Sie das hier lesen. Aber nehmen Sie auch wahr, wie Sie atmen?
Welche Körperteile bewegen sich, während Sie einatmen? Spüren Sie eine Bewegung, wie groß oder klein auch immer, in Ihrem Brustkorb, Ihrem Bauch, Ihrem Nacken, Ihren Armen oder Beinen? Oder anderswo? Was ist mit ihrem Gesicht? Wo nehmen Sie die größte, wo die geringste Bewegung wahr?
Welche Körperteile bewegen sich, wenn Sie ausatmen?
Wie sind die Bewegungen des Ein- und des Ausatmens beschaffen – sind sie gleichmäßig, kontinuierlich, fließend?
Gibt es irgendwo eine Verlangsamung, ein Anhalten, einen Beginn oder Wiederbeginn in Ihrer Atmung? Gibt es einen Körperbereich oder einen Atemabschnitt, der sich entspannter oder angespannter anfühlt als andere?
Bevor Sie die folgenden Atem- und Entspannungsübungen erlernen, müssen Sie sich mit einigen Fakten darüber vertraut machen, wie Atmen tatsächlich funktioniert. Die erste dieser Tatsachen ist, dass nicht die Lungen die Atembewegung ausführen. Ihre Lungen sind zwei passive Beutel, die den Kontakt zwischen Blut und Luft erlauben, so dass Sie Sauerstoff aufnehmen und Kohlendioxyd abgeben können.
Wenn es also nicht die Lungen sind, die die Atembewegung ausführen, wer dann? Stellen Sie sich vor, Sie trennen den Boden einer Plastikflasche ab und ersetzen ihn durch einen Luftballon, den Sie durch ein Klebeband an der Flasche befestigen. Wenn Sie jetzt den Luftballon nach unten ziehen, wird Luft durch den Flaschenhals in das Innere der Flasche gesogen. Lassen Sie den Luftballon nun wieder los. Der Ballon zieht sich zusammen und die eingesogene Luft schießt wieder aus der Flasche heraus.
So funktioniert die Atmung: Es gibt an der unteren Grenze des Brustkorbs einen gewölbten Muskel, das Zwerchfell, der sich weitgehend so verhält, wie der auf die Flasche gespannte Ballon. Ein entspanntes Zwerchfell ist nach oben gewölbt. Wenn es sich anspannt, wird es fest, flach und drückt nach unten, ähnlich dem nach unten gezogenen Ballon. Es ist diese Bewegung des Zwerchfells, durch die Luft in unsere Lungen gesogen wird.
Entscheidend ist jetzt, dass sich unterhalb des Zwerchfells alle möglichen Weichteile – Magen, Därme und dergleichen – befinden, die irgendwo hin müssen, wenn das Zwerchfell nach unten drückt. Menschliches Gewebe ist nicht besonders komprimierbar, es lässt sich nicht beliebig zusammendrücken. Weder nach oben noch unten ist Platz zum Ausweichen: oben das Zwerchfell, unten das Becken und das Geflecht von Muskeln, die den Beckenboden bilden.
Haben Sie jemals gesehen, wie ein Baby atmet? Was passiert mit dem Bauch eines Babys, wenn es einatmet? Er dehnt sich aus. Wenn das Zwerchfell nach unten drückt, wird alles, was sich unterhalb befindet, nach außen verlagert, vorwiegend nach vorne, wo die Bauchmuskeln diese Bewegungsrichtung erlauben, aber auch zu den Seiten hin und nach hinten, wo der Brustkorb diese Ausdehnung ebenfalls in kleinerem Ausmaß zulässt. So atmen Säuglinge. Es entspricht auch unserer natürlichen Anatomie, so zu atmen, nur: Die meisten Erwachsenen atmen anders.
Steh gerade! Schultern zurück! Zieh den Bauch ein! Man bringt uns bei, falsch zu atmen! Wann zieht ein Mensch natürlicherweise die Schultern nach hinten und den Bauch ein, während er gleichzeitig den Brustkorb anhebt und einatmet? Wenn er erschrocken und verängstigt ist. Die westliche Welt hat die Angst-Schreck-Reaktion zum Haltungsideal erhoben und konserviert sie als kollektive Idee des richtigen Atmens.
Ich frage mich, ob das mit der Häufigkeit des Kindesmissbrauchs in unserer Gesellschaft zusammenhängt. Sehr zurückhaltende Schätzungen gehen davon aus, dass 25% unserer Kinder Opfer emotionalen oder körperlichen (sexuellen) Missbrauchs werden bzw. unter Vernachlässigung leiden oder in Armut leben. Es gibt andere Schätzungen, denen zufolge 50% der Mädchen und 30% der Jungen sexuell missbraucht werden, nicht gerechnet die geschlagenen und vernachlässigten Kinder, aber seien wir konservativ, gehen wir von insgesamt einem Viertel Geschädigter aus. Eine Menge! Und es gibt viele Erwachsene, die in sich – wissentlich oder nicht – den Schmerz und die Angst fühlen, Täter zu sein.
Die Angst-Schreck-Reaktion ist die Antwort des Körpers auf Angst und Schmerz. Menschen, die missbraucht werden, und Menschen, die andere missbrauchen, bleiben im Moment des Missbrauchs stecken. Mit anderen Worten: Ihre Körper konservieren den Zustand der Angst-Schreck-Reaktion, bis sie Heilung erfahren.
Vielleicht halten wir die Angst-Schreck-Reaktion schon für normal oder sogar erstrebenswert, weil um uns herum jeder diesen Ausdruck und diese Haltung einzunehmen scheint. Es sieht eben richtig aus…
Jetzt wissen Sie, warum wir damit begonnen haben, Ihre Aufmerksamkeit auf die Entspannung Ihres Bauches zu richten: Dieser Anfang ist wichtig, um die Spannung im gesamten Körper zu verringern und den Boden für die nachfolgende Übung zu bereiten.
Weich atmen Praxis
Stehen Sie auf. Legen Sie sich die Hände auf den Bauch und nehmen Sie wahr, ob Sie Ihren Bauch beim Einatmen einziehen oder ausdehnen. Legen Sie dann ihre Hände auf Ihren unteren Rücken und auf den Brustkorb. Dehnen sich diese Bereiche aus, wenn Sie einatmen?
Entspannen Sie Ihren Bauch. Lassen Sie ihn entspannt, während Sie einatmen. Erlauben Sie der Luft, während des Einatmens sanft nach unten in den Bauch zu fallen und lassen Sie ihrem Bauch sich ausdehnen. (Selbstverständlich bleibt die Luft in den Lungen, aber dieses Bild wird Sie beim Spühren der Bewegung bis hinunter in den Bauch unterstützen.) Beim Atmen sollte der Fokus Ihrer Achtsamkeit auf den Bauch gerichtet sein, aber Sie sollten beim Einatmen auch Brustkorb und Rücken sich sanft ausdehnen lassen.
Wenn Sie während des Einatmens den Bauch einziehen, verhärten Sie Brustkorb, Bauch und Rücken und erzeugen so eine erhöhte Anspannung des gesamten Körpers. Sollten Sie daran gewöhnt sein, beim Einatmen den Bauch einzuziehen, wird sich ein entspannteres Atmen für Sie zunächst etwas seltsam anfühlen. Vielleicht machen Sie sogar die merkwürdige Erfahrung, dass sich das entspanntere Atmen mit dem Bauch zwar physiologisch richtig anfühlt, es Ihnen aber der ungewohnten Empfindung wegen geradezu unangenehm ist, bequemer und weniger angespannt zu atmen.
Falls Sie Schwierigkeiten haben, beim Einatmen mit dem Bauch nachzugeben, können Sie anfangs Ihren Bauch bei jedem Einatmen bewusst nach außen drücken. Auf diese Weise gewöhnen Sie sich an den veränderten Bewegungsrhythmus. Nach einer Weile werden Sie diese zusätzliche Anstrengung nicht mehr brauchen.
Manchen Menschen bereitet beides Schwierigkeiten: herauszufinden, wie sie ihren Bauch ausdehnen und wie sie ihn nach außen drücken können. Um das zu ändern, legen Sie sich auf den Boden, ein Kissen unter dem Kopf, ein weiteres unter ihren Knien. Legen Sie sich jetzt einen faustgroßen Stein (oder einen ähnlichen Gegenstand) unterhalb des Nabels auf den Bauch und konzentrieren Sie sich darauf, den Stein durch Ihr Einatmen anzuheben. Manchmal ist es hilfreich, den Stein erst mit dem Bauch hoch zu drücken und den Bauch dann herausgedrückt zu lassen, während Sie einatmen. Das kann zunächst anstrengen, aber nach und nach werden Sie eine Möglichkeit finden, Ihren Bauch mit Leichtigkeit auszudehnen.
Gehen Sie jetzt ein paar Schritte und atmen Sie dabei aus dem Bauch heraus. Wie fühlt sich diese Bewegung an?
Bauchatmung
Brustatmung
Atmen und sich ausdehnen ist – richtig praktiziert – sehr entspannend. Das Atmen kann wie eine sanfte, innere Massage wirken und, wenn Sie es zulassen, sehr angenehm sein. Die meisten Menschen, die anfangen, mit entspanntem Becken und weichem Atem zu gehen und sich zu bewegen, empfinden ihre Bewegungen als leichter, balancierter, graziöser, koordinierter und erdverbundener als zuvor.
Ziel dieses Kapitels war es, Ihnen erste Erfahrungen zu ermöglichen, wie Sie Ihre eigenen Körperprozesse dazu nutzen können, sich selbst zu verändern. Sie haben mit einem Zustand von Souveränität und Ganzheit Bekanntschaft geschlossen, der Ihnen ermöglichen wird, auf dem Weg der Heilung Ihres Missbrauchs voranzuschreiten. Im Laufe des Buches wird es darum gehen, Sie mit weiteren Elementen von Bewusstheit, Souveränität, Liebe und Sicherheit vertraut zu machen und in deren Anwendung zu ermutigen.
Sie können es schaffen. Sie können bisher für unmöglich gehaltene Veränderungen bewirken. Die einfachen Übungen, die Sie bis jetzt gemacht haben, sind der Anfang der Meisterschaft.
* Anm. d. Übersetzers: Paul Linden verwendet das amerikanische Wort „power“, das ich kontextabhängig von Fall zu Fall als Macht, Stärke oder Kraft übersetzt habe. Das amerikanische Wort „Empowerment“ wurde hier zuweilen auch als „Souveränität“ übersetzt, im Sinne von Eigenständigkeit, Selbstständigkeit und eigener Handlungsmacht.