Kitabı oku: «Lieblingsplätze Bern», sayfa 3

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11 Chronos und die Bärenparade
Altstadt: Zytglogge

Ist die Zeit eine verlässliche Größe, oder ist sie relativ? Diese Gedanken mögen Albert Einstein beherrscht haben, als er – ein Angestellter des Berner Patentamts – im Jahre 1905 unweit des Glockenturms an der Kramgasse 49 (Einstein-Museum) seine Spezielle Relativitätstheorie theoretisch untermauerte. Ob ihn dabei der tägliche Blick auf die astronomische Uhr des Zytglogge inspiriert hat, weiß man nicht.

Wenn Trauben von Touristen jeweils zur vollen Stunde Hälse und Fotoapparate in die Höhe recken, weiß man als Berner: Es ist wieder Zeit für den spätmittelalterlichen Figurentanz. Im Innern des Turms würde man Räder und Stangen in einer metallenen Halterung aus dem Jahr 1530 sehen, würde ihr Klackern und Stoßen hören, bevor man von außen die Bewegungen an der Fassade wahrnimmt. Zuerst kräht der Hahn und plustert sich auf. Der Narr unter ihm läutet das Glöcklein, Chronos dreht die Sanduhr, die sieben Bären der städtischen Wachmannschaft bewegen sich im Kreis. Zuoberst auf dem Turm schlägt die vergoldete Figur des Hans von Thann mit dem Hammer die Stundenglocke. Und zuletzt kräht nochmals der Hahn.

Ursprünglich war dies einfach ein hinten offener Wehrturm der ältesten Stadtmauer, erbaut wohl 1218, der als Gefängnis genutzt wurde. Nach dem verheerenden Brand von 1405 wurde der Turm wiederaufgebaut und später mit einer rückwärtigen Wand versehen. Dort hing schon zur Bauzeit ein Astrolabium, das heute noch – allerdings mit neueren Zifferblättern – Zeit, Wochentag, Datum, Tierkreiszeichen, Mondphase und Dämmerungsgrenze anzeigt. 1527–1530 baute der Berner Schlosser und Waffenschmied Kaspar Brunner das Uhrwerk, das heute noch seinen Dienst tut – allerdings nur, wenn der Zytglogge-Richter Abend für Abend die Gewichte hochzieht. Im 18. Jahrhundert blieb die Uhr für einige Jahre stehen. Es soll nicht wieder vorkommen. Denn die Turmuhr war schon immer die Hauptuhr der Stadt. Vom Zytglogge aus wurden Wegstunden gemessen, deshalb sind im Tordurchgang seit der Mitte des 17. Jahrhunderts zur Kontrolle die bernischen Längenmaße angebracht.

Bern Tourismus bietet regelmäßig Führungen durch das Innere des Zytgloggeturms an, wo man das originale Uhrwerk bewundern kann Über die Homepage kann man den Rundgang online buchen.


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Zytglogge

Bim Zytglogge 3

3011 Bern

Zytglogge-Führungen: Bern Welcome

Tourist-Information im Bahnhof (Erdgeschoss, östlicher Ausgang bei der Bushaltestelle Perron H)

Bahnhofplatz 10a

3011 Bern

031 328 12 12

www.bern.com

www.zytglogge-bern.ch

12 Vom Keller zur Tropfsteinhöhle
Altstadt: Erkundung der unterirdischen Gewölbe

Vieles, was eine Stadt lebendig hält, versteckt sich unter der Oberfläche. Auch das Unangenehme wird den Blicken entzogen. Das Dunkle und Düstere fasziniert. So finden sich unter den meisten Gebäuden der Altstadt Gewölbekeller, deren Bau weit in die Geschichte zurückreicht. Manche davon besitzen einen Treppenaufgang, der unter einer Kellertür vor den Lauben endet.

Diese Gewölbe wurden früher als Lagerräume, als Geschäftslokale oder als Kneipen manchmal zweifelhaften Rufs genutzt. Die sogenannten »Schallenwerker«, Gefangene, mussten einst mit Handkarren in den Straßen den Abfall zusammenräumen. Da sie sich lieber in den unterirdischen Gaststätten aufhielten, nähte man Schellen an ihre Kleidung, damit der Wirt gleich wusste, dass er sie nicht mit Wein versorgen durfte. Heute kann man an verschiedenen Stellen in die Altstadtkeller hinuntersteigen.

An der Marktgasse 19 fällt mir an einem Kellerzugang der Schriftzug »frisch von gestern« auf. Zum Sortiment der Äss-Bar gehören Backwaren vom Vortrag, zu ihrem Credo der Kampf gegen Food-Waste. Man findet aber auch im historischen Ambiente Snacks und lokale Spezialitäten. An der Oberen Postgasse 68 kurz nach dem Rathaus kann man durch einen schmalen Einlass in die Welt der mittelalterlichen Wasserversorgung steigen. Der dortige Lenbrunnen wurde um 1250 als Quellwasserfassung errichtet und ist der älteste erhaltene Brunnen Berns.

Der Klötzlikeller an der Gerechtigkeitsgasse 62 gilt als älteste Weinstube, er besteht seit 1635. Heute ist er ein Restaurant, das auf bewährte Berner Küche in neuer Interpretation setzt (www.kloetzli­kel­­ler.ch). Und unter der Gerechtigkeitsgasse 15, wo die Junkerngasse kreuzt, findet sich eine geheimnisvolle Tür mit der Aufschrift: »Schweizerischer Seemannsclub, Gruppe Bern«. Kann sein, dass rauer Wellengang einen empfängt, wenn man die Pforte öffnet.

Das Tiefbauamt der Stadt Bern bietet Führungen durch die Berner Unterwelt an. Neben den Abwasserkanälen aus dem 17. Jahrhundert und dem Pumpwerk Langmauer besichtigt man die Tropfsteinhöhle am Klösterlistutz.


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Erkundung der Gewölbe

Äss-Bar

Marktgasse 19

3011 Bern

031 5582772

www.aess-bar.ch

Führungen Tiefbauamt der Stadt Bern

Bundesgasse 38

Postfach

3001 Bern

031 3216475

www.tab-fuehrungen.ch

13 Schöne Bücher und alte Geschichten
Altstadt: Stadt- und Universitätsbibliothek

An der Oberen Münstergasse findet man die Stadt- und Universitätsbibliothek und die im selben Gebäude beheimatete Burgerbibliothek. Dort lagert die Bongarsiana-Sammlung von Jacques Bongars (1554–1612), die rund 500 größtenteils mittelalterliche Handschriften umfasst, sowie eine der bedeutendsten Kartensammlungen weltweit, die von Johann Friedrich von Ryhiner (1732–1803) mit etwa 15.000 Karten aus aller Welt. Beide Sammlungen sind im Rahmen von Führungen zu besichtigen.

Einen ersten Schritt in die europäische Literatur machte der Berner Schultheiss Thüring von Ringoltingen (um 1415–1483) mit seiner Melusine, der ersten deutschen Fassung der alten Sage von der Wasserfee, die einen Ritter heiratet, der sich schuldig macht und sie wieder an die Elemente verliert. Auch der Berner Maler Niklaus Manuel Deutsch (um 1484–1530) war literarisch tätig, hauptsächlich im Bereich des reformatorischen Schauspiels. Vor allem aber prägt Bern im ausgehenden Mittelalter eine bedeutende Chronistik, wohl im Wunsch nach historischer Größe in Auftrag gegebene Geschichtswerke wie die von Konrad Justinger (um 1370–1438) oder Diebold Schilling (1445–1486).

Als nächsten in einer Reihe wichtiger Autoren ist Albrecht von Haller zu nennen (1708–1777), ein Universalgelehrter, ein begnadeter Sammler, Bibliograf und Briefschreiber (etwa 17.000 Briefe, die in der Burgerbibliothek aufbewahrt werden), in der literarischen Welt vor allem bekannt durch sein Monumentalgedicht Die Alpen (1729). Ein Jahrhundert später finden wir den Großmeister der Berner Literatur, von dem sich viele haben beeinflussen lassen: Jeremias Gotthelf (bürgerlich Albert Bitzius, 1797–1854). Während seines Wirkens als Landpfarrer in Lützelflüh beschreibt er in einem unnachahmlichen Realismus mit religiösen Brandreden insbesondere das Leben der Bauern im Emmental.

Neben der Bewirtschaftung von Büchern und Medien sind auch regelmäßige Ausstellungen im Angebot der Bibliothek, und zwar im Gewölbekeller im ersten Untergeschoß. Alle bisherigen Ausstellungen sind auf der Homepage unter Virtuelle Vitrinen abrufbar.


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Stadt- und Universitätsbibliothek

Münstergasse 61

3011 Bern

031 6319211

www.ub.unibe.ch

Burgerbibliothek Bern

Münstergasse 63

3011 Bern

031 3203333

www.burgerbib.ch

14 Tradition trifft Moderne
Altstadt: Hotel-Restaurant Bellevue Palace

Das Hotel Bellevue Palace ist ein Fünfsternehotel im Zentrum von Bern, wuchtig über dem Hang zur Aare gelegen, direkt angrenzend ans Bundeshaus. Manch einer behauptet, die Entscheidungen in der Schweiz würden nicht im Sitzungszimmer der Regierung oder im Parlamentssaal getroffen, sondern an der Bellevue-Bar. Wie auch immer, von der Brasserie Vue mit der Bellevue Terrasse genießt man auf jeden Fall Weitblick und erlesene Speisen zu Preisen, die sich auch der Normaltourist ab und zu gönnen darf. Kleidung: sportlich-elegant.

Wenn man Sie bei einem Restaurantbesuch noch nie mit rotem Teppich empfangen hat, sollten Sie es einmal beim Haupteingang des Bellevue Palace probieren. Denn, wenn man sich schon ins Fünfsternehotel begibt, probt man den großen Auftritt und lässt erst einmal die prunkvollen Räumlichkeiten auf sich wirken. Geradeaus geht’s zur Brasserie Vue, im Sommer vorzugsweise draußen. 15 Gault-Millau-Punkte bürgen für die Qualität des Gebotenen. Sie dinieren in gehobener Atmosphäre, denn das erste Hotel Bellevue wurde 1865 eröffnet, um den Staatsgästen eine angemessene Unterkunft zu bieten. Unmittelbar nebenan lag das ursprüngliche Bundeshaus. Das jetzige Hotel Bellevue verbirgt hinter der Sandsteinfassade eine Eisenbetonkonstruktion, es wurde 1913 eingeweiht.

Heute stellt Küchenchef Gregor Zimmermann mit seinem Team von 24 Personen etwa 1.500 Mahlzeiten pro Tag bereit. Das Merkmal seiner Küche ist neben der absoluten Frische der Produkte deren regionale Herkunft und die Nachhaltigkeit der Herstellung. Die Brasserie-Atmosphäre lässt vom ungezwungenen Beisammensein bis zum gepflegten Dinner alles zu. »Neo-artisanal« nennt sich die angestrebte Mischung zwischen erstklassigen Produzenten und beeindruckendem Kochhandwerk. Am Tisch erfährt der Gast gelebte Kochkunst, zeitgemäße Interpretationen großer Klassiker und ein lustvolles Zubereiten der Speisen.

Im alten Stadtrestaurant zur Münz war früher die Berner Münzpresse untergebracht, in neudeutscher Anlehnung zur Numismatik heißt es jetzt Noumi. Im neu gestalteten Lokal zaubert der Küchenchef Gerichte aus aller Welt, die in Bowls und als Gegrilltes zur Auswahl stehen. Die ungezwungene Atmosphäre muss man sich allerdings leisten wollen.


14

Hotel Bellevue Palace

Kochergasse 3–5

3007 Bern

031 3204545

www.bellevue-palace.ch

15 »Händele u chrame«
Altstadt: Markt in Bern

Sie werden die Titelzeile dieses Beitrages wohl kaum auf Anhieb lesen und verstehen können. Spätestens nach dem Besuch eines der zahlreichen Märkte in Bern werden Sie aber verstehen, um was es da genau geht, und selbst gar das raue Berner »ch« aussprechen können. Bern ist nicht nur die Stadt mit der längsten gedeckten Einkaufsstraße Europas. Bern ist auch jene Schweizer Stadt mit dem vielfältigsten Angebot an Märkten: Wochenmarkt, Bärenmärit, Handwerkermarkt, Flohmarkt, Zwiebelmarkt – oder Zibelemärit – und schließlich der Weihnachtsmarkt.

Die Markttradition in Bern geht auf das Mittelalter zurück. Noch heute ist sie lebendig und führt Menschen unterschiedlichster Couleur zusammen. Das Angebot der Marktstände reicht von Blumen über frische Lebensmittel, Gemüse, Früchte, Käse, Fleisch bis hin zu Handwerk und Schmuck. Der Wochenmarkt findet jeweils am Dienstag und Samstag auf dem wichtigsten Platz Berns, dem Bundesplatz, aber auch auf dem Bärenplatz, in der Schauplatz-, Gurten- und Bundesgasse sowie in der Münstergasse statt. Hier also werden Sie die Ausdrücke »händele u chrame« verstehen lernen. Dabei ist ein kurzer Schwatz oft ebenso wichtig wie der Einkauf selbst.

Die Münstergasse ist auf den Fleisch-, Wurst- und Delikatessenmarkt spezialisiert. Zudem findet auf dem Waisenhaus- und Bärenplatz der Waren- und der Bärenmärit statt. Auf der Münsterplattform, mit prächtiger Aussicht auf die Aare und das Mattequartier, bieten Handwerker jeweils von März bis Dezember am ersten Samstag im Monat kunsthandwerkliche Arbeiten an. Von Mai bis Oktober können Sie jeden dritten Samstag im Monat auf dem Flohmarkt im Mattequartier auf Schnäppchenjagd gehen. Die Weihnachtsmärkte auf dem Waisenhaus- und Münsterplatz vom Samstag vor dem ersten Advent bis Weihnachten laden ein zu einem romantischen Bummel.

Der Zibelemärit (Zwiebelmarkt) ist der größte Markt in Bern. Er findet jeweils am vierten Montag im November statt. Kenner kommen bereits vor 6 Uhr, um die besondere Stimmung mit den leckeren Zwiebelzöpfen zu genießen. Am Nachmittag beginnt die vor allem bei Jugendlichen beliebte Konfettischlacht.


15

Berner Markt

Bundesplatz

3011 Bern

www.marktbern.ch

16 Hier wird Schweizer Politik gemacht
Altstadt: Führung durchs Bundeshaus

»Besuchen Sie uns. Das Parlamentsgebäude ist ein offenes Haus.« Im Bundeshaus, wie das Parlamentsgebäude genannt wird, tagen der 200-köpfige Nationalrat als Volksvertretung und die 46 Mitglieder des Ständerats als Vertretung der Kantone. Außerhalb der Parlamentssessionen sind öffentliche Besuche möglich. Besucher benötigen einen amtlichen Ausweis. Während der Sitzungen der eidgenössischen Räte, wie die Parlamentarier auch genannt werden, können Debatten von den Zuschauertribünen aus mitverfolgt werden.

1848 wurde die heutige Schweiz gegründet. Bern wurde anlässlich der ersten Bundesversammlung im November 1848 zur Bundesstadt gewählt. Also musste auch ein Parlamentsgebäude, das Bundeshaus, errichtet werden. Bereits 1852 wurde mit dem Bau des heutigen Westflügels begonnen. 1884 wurde es durch das spiegelbildliche Bundeshaus Ost ergänzt, und schlussendlich konnte am 1. April 1902 (kein Scherz!) der markante mittlere Teil mit der imposanten Fassade und der zentralen Kuppelhalle feierlich eingeweiht werden. In der Wartezone wird auf einer Messingwand die erste topografische Landeskarte der Schweiz (1845–1865) als Neudruck auf einer alten Kupferplatte gezeigt. Über zwei Treppen gelangt man in die imposante Kuppelhalle. Auf dem Weg durch die Wandelhallen und insbesondere in den beiden Ratssälen befinden sich zahlreiche symbolische Darstellungen zur Schweizer Geschichte. 38 Künstler aus allen Landesteilen der Schweiz waren für die Dekorationen am und im Bundeshaus verantwortlich.

Am 1. August 2004, dem schweizerischen Nationalfeiertag, wurde der neue Bundesplatz mit einem großen Volksfest eingeweiht. Wo früher parkende Autos den Blick auf das Bundeshaus verunstalteten, ist heute immer etwas los. Von politischen Manifestationen über stimmungsvolle Konzerte oder sonstige Kulturevents bis zum Gemüse-, Früchte- und Blumenmarkt, jeweils am Dienstag und Samstag. Besondere Aufmerksamkeit genießt das neue Wasserspiel mit insgesamt 26 für die Kantone stehenden Wasserfontänen.

Zur Sommerzeit vergnügen sich vor allem Kinder unter den Wasserfontänen auf dem Bundesplatz. Von Silvester bis Mitte Februar können Jung und Alt auf einem Eisfeld vor dem Bundeshaus nach Lust und Laune Schlittschuhfahren.


16

Bundeshaus

Parlamentsdienste

Bundesplatz 3

3003 Bern

Führungen: 058 3229022

www.parlament.ch

17 Innereien und anderes
Altstadt: Restaurant Della Casa

1583 soll das Eckhaus Storchengässli-Schauplatzgasse als eines von sechs Gebäuden errichtet worden sein, das Erdgeschoss aus Sandstein, die beiden oberen Stockwerke aus Holz und Fachwerk, von hölzernen Laubenpfeilern gestützt. Diese Struktur ist heute noch sichtbar, während die Häuser rundherum im 19. Jahrhundert neu errichtet worden sind. Seit 1862 sind die Räumlichkeiten als Pinte oder Restaurant verbürgt, zuerst unter verschiedenen Namen, ab 1892 im Besitz der Tessiner Familie Della Casa. Berner nennen das Lokal Delli.

Im Sommer empfängt einen das Della Casa in der Laube unter den hölzernen Trägern mit ein paar Tischen, an denen die Gäste ihre gebackenen Egli­filets oder ein Glas Wein genießen. Die Gelegenheit, in der Sonne zu sitzen, wird fleißig genutzt. Im Innern herrscht Gemütlichkeit, die sich in gebräuntem Holz ausdrückt und die man gern an dunklen Abenden genießt.

Wer als Berner Della Casa hört, denkt an den Stammtisch Nr. 1, an hölzerne Stuben, das Erdgeschoss, vergilbt vom jahrzehntelangen Rauchen, an säuberlich gedeckte Tische im Restaurant im ersten Stock, an die schmale Treppe ins Obergeschoss und die Küche im zweiten Stock, an die Bleiverglasung mit Kathedralglas. Man erinnert sich an das gediegene Publikum, Gäste aus Politik und Wirtschaft, an Bundesräte und Banker sowie an die eine oder andere politische Entscheidung, die an den Stammtischen von den Bürgern heiß diskutiert worden ist.

Ebenso fallen einem die althergebrachten Gerichte ein, die immer noch gern konsumiert werden: Innereien aller Art, Leber, Niere, Kutteln, aber auch Kalbskopf-Vinaigrette, Ochsenschwanzragout, Bollito misto oder eine ausgiebige Berner Platte mit Siedfleisch, Speck, Rippli, Rindszunge, Zungenwurst, Buurehamme (Bauernschinken), Wienerli, Markbein, Sauerkraut und Kartoffeln. Daneben finden sich saisonale Spezialitäten auf der Speisekarte, sodass auch weniger Fleisch-Orientierte auf ihre Kosten kommen.

Das Delli gehört zum politischen Bermudadreieck, das sich über das Bundeshaus bis zur Bar des Hotels Bellevue fortsetzt. Zur Sessionszeit begegnet man Parlamentariern, ab und zu in Begleitung eines Bundesrats (Regierungsmitglied/Minister). Bundespolitik live.


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Restaurant Della Casa

Schauplatzgasse 16

3011 Bern

031 3112142

www.della-casa.ch

18 Herbstgeschmack und Winterbote
Altstadt: Marronistand Maletti

Marroni, essbare Frucht der Kastanie, geadelt von Hildegard von Bingen, die schreibt: »Der Kastanienbaum ist sehr warm, hat aber doch große Kraft, die der Wärme beigemischt ist, und bezeichnet die Weisheit.« Es ist eine gesunde und kräftigende Nahrung, die durch den Winter hilft. Der Geruch gerösteter Edelkastanien, die eiskalten Hände daran wärmen …

Fritz Bleuer arbeitet im Sommer für das Filmfestival Locarno. Zu Beginn des Herbstes jedoch zieht es ihn in sein heimatliches Bern, denn er hat hier eine Mission zu erfüllen: Fritz brät Kastanien. Und zwar seit mehr als 35 Jahren an einem Stand auf dem Bärenplatz, der für die Wintersaison an stets derselben Stelle aufgebaut wird. Genau wie die Marroni kehrt Fritz jedes Jahr zurück.

Vorher aber wollte er es genau wissen. Er besuchte den Produzenten der kostbaren Frucht im Piemont. Er beobachtete die Ernte, heute mit ausgeklügelten Maschinen bewerkstelligt, Baumschüttler, Siebgreifer, Sortierer, Wasch- und Vakuumieranlage, Trenn- und Verpackungsmaschine, jedes Teil einzeln gebaut vom akribischen Tüftler. Die Kastanien werden für den Export bereitgestellt, hier in Bern kühl gelagert, einzeln geritzt, bis sie in dem löchrigen Blechtopf über dem Gasofen landen und unter kundigen Händen auf den Punkt gar werden. Dann schwenken wir die warmen Marroni in den Händen hin und her, reißen die braune Schale auf und tun uns am hellen Fleisch gütlich, genießen den süßen Schmelz und spüren die Wärme, die sich von innen her ausbreitet.

Dann lächelt der Mann mit dem langen, nach all den Jahren weißen Kraushaar und sagt, dass Qualität beim Produzenten ihren Ursprung hat, aber nur gewahrt wird, wenn jeder in der Kette zum fertigen Produkt sein Bestes gibt. Wie es ein Imbiss-Künstler vom Schlag eines Fritz Bleuer eben macht.

Die Marroni-Saison dauert in Bern von Anfang Oktober bis etwa Ende Februar, je nach Wetter und Angebot an Rohstoffen.

Gehen Sie mit der vollen Marroni-Tüte vom Bärenplatz hinüber zum Waisenhausplatz. Dort sehen Sie den Oppenheim-Brunnen, im kalten Winter von Eisdolchen bedeckt. Ein Vermächtnis der weltbekannten Surrealistin Meret Oppenheim an ihren jahrzehntelangen Wohn- und Arbeitsort Bern.


18

Marroni Maletti

(Oktober–Februar)

Bärenplatz

3011 Bern

19 Raum für Kunstschaffende
Altstadt: Kulturzentrum Progr

Das ehemalige Schulgebäude am Waisenhausplatz wird von der Stiftung Progr (Abkürzung für das ehemalige Progymnasium) verwaltet. Sie besteht hauptsächlich aus den im Haus vertretenen Kunstschaffenden sowie ihnen zugewandten Menschen. Sie fördert zeitgenössische Kunst und stellt Arbeitsräume für Künstler/innen aller Sparten günstig zur Verfügung. Im Progr betreibt die Stadtgalerie einen nichtkommerziellen Ausstellungsraum, und die Galerie Bernhard Bischoff & Partner zeigt Werke ausgewählter Künstler/innen. Beide sind spezialisiert auf zeitgenössische Kunst.

Das riesige Sandsteinhaus müffelt in den langen, linoleumbedeckten Gängen immer noch ein bisschen nach Untergymnasium, in den einzelnen Räumen kann man sich gut den Lernschweiß vergangener Generationen vorstellen. So kommen denn oft Bernerinnen und Berner hierher, die sich an ihre Schuljahre erinnern und in der Turnhalle ins Schwärmen geraten. Aber auch die ehemalige Aula mit dem blank gebohnerten Parkett und den schweren Vorhängen vor den großformatigen Fenstern mit Blick auf den Innenhof vermag an vergangene Zeiten zu erinnern. In den heutigen Ateliers hingegen herrscht, je nach Künstler, pures Chaos oder nüchterne Aufgeräumtheit. Hier wird gearbeitet, Kunst gemacht, es entstehen Acrylgemälde, monumentale Betonskulpturen, fragile Zeichnungen und was der sichtbaren Dinge mehr sind, die man ab und zu in der Galerie oder bei einer speziellen Ausstellung bewundern kann. Aber auch immaterielles Gedankengut wird gepflegt, sei es an der Gesprächsreihe Tacheles, der Vereinigung der Kunstschaffenden visarte oder an einer der vielen anderen Veranstaltungen. Am besten überwindet man den etwas beklemmenden Eindruck, den schwere Holztüren alter Schulhäuser erwecken, und überquert die Schwelle. Man wird dahinter bestimmt einen hilfsbereiten Menschen finden. Und wenn es ein bärbeißiger Waldschrat sein sollte, denke man daran, dass Kunst nicht ohne Anstrengung entsteht und insbesondere moderne Kunst oft begleitet ist von materiellen Nöten und intellektueller Verunsicherung.

Der Raum Lehrerzimmer verweist auf seine ursprüngliche Funktion, beherbergt jedoch einen Kunstraum, der zugleich Bar, Restaurant (im Sommer mit Außenraum) und Buchhandlung ist. Kunstbücher und -zeitschriften stehen zur Lektüre oder zum Kauf. Eine leichte saisonale Küche rundet das beliebte Angebot in ungezwungenem Rahmen ab.


19

Progr

Zentrum für Kulturproduktion

Waisenhausplatz 30

3001 Bern

031 3188270

www.progr.ch

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Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Litres'teki yayın tarihi:
26 mayıs 2021
Hacim:
249 s. 182 illüstrasyon
ISBN:
9783839263822
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