Kitabı oku: «Kraftvoll beten», sayfa 3

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2: Einfach bleiben
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„Herr, lehre uns beten.“


Der beste Rat zum Thema Gebet, den ich je bekam, war: Einfach bleiben, echt bleiben, dranbleiben.

Du musst einfach bleiben, damit die natürlichste Sache der Welt nicht kompliziert, verschroben und unnatürlich wird.

Du musst echt bleiben, denn wenn das Leben höllisch wehtut, wirst du versucht sein, so zu tun, als ob es dir gut ginge. Und wenn du etwas vermasselst, wirst du versucht sein, dich vor Gott zu verstecken (was nie wirklich funktioniert) und am Ende vor dir selbst (was ganz gut funktioniert).

Und du musst dranbleiben, denn das Leben ist schwer, die Schlacht ist heiß und Gott ist kein Algorithmus. Der Glaubensweg verlangt von uns allen eine gewisse Hartnäckigkeit, nicht zuletzt auf dem Gebiet des Betens.

* * *

Es war der heiligste Moment meines Tages: Gutenachtgebet mit meinem Sohn. Hudson war warm und sauber, roch nach Seife und steckte schon in seinem Superhelden-Schlafanzug. Sehr bald würde er eingeschlafen sein. Es würde wieder Ruhe herrschen im Haus. Alles würde gut sein.

„Keine bösen Träume, Herr“, betete ich im Flüsterton. „Lass Huddy wissen, wie sehr du ihn liebst, und lass ihn Christ werden, wenn er groß ist.“

„Nein!“, posaunte mir eine Kleine-Jungen-Stimme ins Ohr.

„Nein, Daddy!“, wiederholte er ungehalten, ja empört. „Ich will nicht Christ werden, wenn ich groß bin!“

„Ach so“, meinte ich etwas ernüchtert und bemühte mich, mir keine Enttäuschung anmerken zu lassen.

„Ähm – und willst du mir auch sagen, warum nicht?“

„Wenn ich groß bin, Daddy“, verkündete er und schob seine Hühnerbrust vor, „wenn ich groß bin, will ich Batman werden.“

„Ach so“, sagte ich noch einmal und zog ihn ein bisschen näher zu mir. Ein Weilchen saßen wir still da.

„Ich glaube“, wagte ich mich schließlich vor, „es ist möglich, beides zu sein.“

Sicher gibt es Tage, wo ich lieber eine Reihe persönlicher Superkräfte hätte statt mich mit langwierigem und verwirrendem Beten abzuplagen. Gott weiß, dass es uns nicht immer leichtfällt, in seiner Gegenwart einen Satz zu formulieren. Wie der Psalmist sagt: „Er vergisst nicht, dass wir nur Staub sind.“1 Er versteht, dass wir manchmal keine Worte haben, abgelenkt, überfordert oder verwirrt sind. Es verunsichert ihn nicht, wenn wir gelegentlich an seiner Existenz zweifeln. Er sieht unser verletztes und gebrochenes Herz und weiß, dass es ja manchmal so aussieht, als würden Gebete nichts nützen. Er ärgert sich nicht im Geringsten darüber, dass wir das Gespräch mit ihm gelegentlich etwas langweilig finden. Oder dass wir manchmal lieber das Empire State Building vermessen würden als nur ganz schlicht die Anleitung zu befolgen: „Geh in dein Zimmer und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater im Verborgenen.“2

Die Sache ist aber die: Er hat uns gern. Sehr gern.

Gott möchte noch viel lieber Zeit mit uns verbringen als wir mit ihm. Das ist eine Tatsache, und sie ist atemberaubend. Es bedeutet, dass er dich bereits wohlwollend erwartet, wenn du im Gebet zu ihm kommst. Denk daran, wenn du das nächste Mal in einen Gebetsraum gehst oder dich mit der Bibel hinsetzt. Er runzelt nicht die Stirn. Du langweilst ihn nicht. Er ist wahrscheinlich froh darüber, dass du gerade dieses Buch liest!

In den nächsten Kapiteln werden wir auf verschiedene Aspekte des Gebets eingehen, aber das Herz, das all dem Leben gibt, ist Liebe. Wenn Beten für dich nicht ein Ausdruck von Freundschaft ist, dann bleibt dir nichts als Theorie und Technik. Wie der alte Seemann in Coleridges berühmtem Gedicht sagte: „Der betet gut, der Liebe hegt …“3

Gebet ist das Natürlichste der Welt, weil wir für die Freundschaft mit Gott geschaffen wurden. Aber wie sieht das praktisch aus? Wie können wir einfach bleiben, wo Beten doch so verwirrend und schwierig sein kann? Wie sollen wir echt bleiben, wenn es in unserer Welt und in uns selbst so viel Täuschung und Heuchelei gibt? Und wie sollen wir dranbleiben, wenn wir alle (ganz ehrlich) manchmal am liebsten aufgeben würden?

1. Einfach bleiben

Jesus warnt uns genau davor, beim Beten übermäßig kompliziert zu werden:

Die Welt ist voll sogenannter Gebetskrieger, die mit Methoden hausieren gehen, wie man von Gott bekommt, was man will. Fallt auf diesen Unsinn nicht herein. Es ist euer Vater, mit dem ihr es zu tun habt, und er weiß besser als ihr selbst, was ihr braucht. Wo solch ein Gott euch liebt, könnt ihr ganz schlicht beten.4

Und dann schenkt er den Jüngern das Vaterunser, das in seiner Ursprungssprache nur einunddreißig Wörter lang und in Reimform war. Jesus hat uns ein Gedicht geschrieben!5 Nachdem er sich für schlichtes Beten ausgesprochen hatte, gab er ein Beispiel mit einem kurzen, sich reimenden Prototyp, dessen englische Übersetzung in dreißig Sekunden gesprochen werden kann und in einen einzigen Tweet passt. Wie der Erzbischof Justin Welby sagt, ist das Vaterunser „so einfach, dass kleine Kinder es auswendig lernen können, und gleichzeitig so tief, dass es durch ein ganzes Gebetsleben trägt“.6

* * *

Wenn du noch nicht lange gläubig bist, hast du vermutlich alle möglichen Fragen zum Thema Gebet. Ich erinnere mich an eine elegante Dame, die mich eines Sonntags nach dem Gottesdienst ansprach. „Ich bin erst seit Kurzem Christ“, sagte sie. „Ist es in Ordnung, wenn ich unter der Dusche mit Gott spreche?“

Ich fuhr einen Freund durch die Stadt. Er war eben erst gläubig geworden, und ich schlug vor, gemeinsam zu beten. „Auf keinen Fall!“, schrie er und wollte mir fast ins Lenkrad greifen – vor lauter Angst, ich würde jetzt die Augen schließen.

Es gibt für Christen sehr wenige Regeln, was das Beten angeht. Ja, natürlich kannst du unter der Dusche beten oder auch beim Autofahren. Wir müssen nicht die Augen schließen, eine bestimmte Haltung einnehmen, uns auf bestimmte Art kleiden, rituelle Waschungen vornehmen oder eine festgelegte Wortfolge benutzen, um von Gott gehört zu werden. Manches davon kann hin und wieder hilfreich sein. Aber der Schreiber des Hebräerbriefs macht sehr deutlich, dass uns Gottes Gegenwart durch Jesus jederzeit und überall frei verfügbar ist (Hebr. 10,19).

Gott lädt dich ein, einfach, direkt und wahrhaftig genauso verrückt und wunderbar zu beten, wie er dich geschaffen hat. Spaziere durch den Regen. Schreib Gebete auf deine Schuhsohlen. Sing den Blues. Rappe. Dichte italienische Sonette.

Setze dich schweigend in den Wald. Geh laufen, bis du Gottes Lächeln spürst. Stürze dich eine Wasserrutsche runter und schreie dabei Halleluja, wenn das ganz ehrlich dein Ding ist. „Ich bete immer“, sagte der indianische Pastor Richard Twiss, der zum Sicangu-Oyate-Stamm in South Dakota gehört:

Ich bete nicht nur, indem ich Gott anspreche. Meine Gebete sind Fragen, Dialoge, das Abbrennen von Salbei und Weihrauch. Wenn ich im Pow-wow tanze, ist jeder Schritt ein Gebet: Ich tanze meine Gebete für die Menschen. Manchmal stelle ich mir meine Gebete vor, ich fantasiere meine Gebete; sie sind nicht immer hörbar.7

2. Echt bleiben

Leiere nicht gedankenlos Gebete herunter wie Leute, die Gott nicht kennen. Sie meinen, sie würden bei Gott etwas erreichen, wenn sie nur viele Worte machen. Folgt nicht ihrem schlechten Beispiel, denn euer Vater weiß genau, was ihr braucht, schon bevor ihr ihn um etwas bittet. (Mt. 6,7–8)

Jesus lädt uns ein, das Gebet einfach und echt zu halten. Einmal erzählte er eine verblüffende Geschichte von zwei Männern, die zum Beten in den Tempel gingen. Einer der beiden, ein Pharisäer, stellte sich selbstsicher hin und hakte all die richtigen religiösen Kästchen ab mit seinem formidablen Fasten und Zehntengeben. Aber der andere Mann, ein verachteter Zolleinnehmer, „blieb verlegen am Eingang stehen und wagte es nicht einmal aufzusehen, schuldbewusst betete er: ‚Gott, sei mir gnädig und vergib mir, ich weiß, dass ich ein Sünder bin!‘ Ihr könnt sicher sein“, schloss Jesus seine Erzählung, „dieser Mann“ – der Zolleinnehmer, nicht der andere – „ging von seiner Schuld befreit nach Hause“.8 Der Trappistenmönch Thomas Merton sagte: „Gott ist viel zu real, als dass man ihn irgendwo anders als in der Realität finden könnte.“9

Anne Lamott hat ein erfrischend respektloses Buch über das Gebet geschrieben. Die drei Wörter Help, Thanks, Wow („Hilfe, danke, wow!“), so sagt sie, sind die einzigen Gebete, die wir je brauchen. Sie macht auf brillante Weise deutlich, wie wichtig es ist, beim Beten radikal ehrlich zu sein.

Ich glaube, dass du Gott nahe bist, wenn du die Wahrheit sagst. Wenn du zu Gott sagst: „Ich bin erschöpfter und deprimierter, als ich es mit Worten sagen kann, und ich mag dich im Moment überhaupt nicht und ich möchte mit den meisten Leuten, die an dich glauben, nichts zu tun haben“, dann bist du möglicherweise so ehrlich wie noch nie. Erzählst du mir, du habest zu Gott gesagt: „Es ist alles hoffnungslos, ich habe keine Ahnung, ob du existierst, aber ich bräuchte Hilfe“, dann muss ich beinahe weinen. Weil ich so stolz auf dich bin. Weil du den Mut aufgebracht hast, echt zu sein – echt ehrlich.10

Mit Gott kämpfen

In einer finsteren Nacht, als meine Frau Sammy im Krankenhaus auf ihre Hirnoperation wartete, lange bevor wir wussten, dass sie es überleben würde, kam mein Freund Dan vorbei, um mit mir zu beten.

„Herr, wenn es jetzt deine Zeit ist, Sammy heimzuholen“, wagte sich Dan schließlich vor und sprach damit meine schlimmste Befürchtung aus, „dann gib Pete bitte die Kraft, das Unerträgliche zu tragen.“ Es war bestimmt nicht leicht, so zu beten. Es war eine Bitte in Übereinstimmung mit dem Glauben und der Bibel, aber ich wollte davon nichts hören. „Nichts da“, unterbrach ich ihn ohne eine Entschuldigung. „Auf keinen Fall, Gott. Nur über meine Leiche!“ Ich war aufgesprungen und lief im Zimmer auf und ab. „Wenn du vorhast, mir meine Frau zu nehmen … Wenn du vorhast, den beiden kleinen Jungs ihre Mama zu nehmen, dann kriegst du es mit mir zu tun.“

Dan wirkte etwas nervös, aber das war mir egal.

„Und dann musst du dir in Zukunft auch jemand anderen suchen, der PR für dich macht“, fuhr ich fort. „Ich kündige. Ich steige aus. Ich laufe nicht rum und sage den Leuten, dass du gut bist, wenn du mir jetzt nicht den Beweis dafür gibst.“ Tränen strömten mir über das Gesicht. „Gott, es ist mir völlig egal, was dein Wille ist. Ich will dir sagen, was mein Wille ist – ich möchte, dass meine Frau lebt. Ich möchte, dass unsere Jungen ihre Mama behalten. Und wenn ihr Name auf irgendeinem Wandplaner im Himmel steht, wenn sie an diesem Ding sterben soll, dann will ich, dass du dich um uns kümmerst. Du musst es tun.“

Ich heulte fast in meinem Schmerz, während der arme Dan einfach dasaß und sich wahrscheinlich fragte, ob man zu so einer Respektlosigkeit „Amen“ sagen könnte.

Es war eines meiner ehrlichsten Gebete. Eine Weile schämte ich mich dafür, wie ich in jener Nacht versucht hatte, mit Gott zu kämpfen, schämte mich, dass ich nicht genug vertraut hatte und nicht heilig genug gewesen war, um die große Hingabe Jesu in seiner dunkelsten Stunde nachzuempfinden: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“

Aber dann zeigte mir der Herr ganz behutsam, dass er meine Bereitschaft, um Sammys Leben zu kämpfen, tatsächlich gut gefunden hatte. Er liebte sie ja auch. Dass er nichts anderes von mir erwartet hätte. Dass er selbst den Vater angefleht hatte: „Lass diesen Kelch an mir vorübergehen“, bevor er das andere schaffte.

Ehrlich vor Gott

Die Bibel ist oft viel ehrlicher als die Gemeinde. Es ist dir wahrscheinlich schon aufgefallen, wie viele Psalmen (sie sind das jüdische Gebetbuch) nicht fröhlicher Jubel sind, sondern Schmerzensschreie. „Den ganzen Tag über klage und stöhne ich, bis er mich hört“ (Ps. 55,18). Das ist eine Menge Klagen und Stöhnen!

Einer der größten Patriarchen der Bibel, Jakob, rang in einer Gebetsnacht so heftig mit Gott, dass er eine Verletzung davontrug, die bis ans Ende seines Lebens nie auskurierte.

Mose jammerte über das Volk, das er nach Gottes Berufung führen sollte: „Warum tust du mir das an? … Musst du mir wirklich die Verantwortung für dieses ganze Volk aufhalsen? … Bin ich etwa die Mutter dieser Menschen? Habe ich sie zur Welt gebracht?“11

Der Prophet Jeremia schnauzte Gott an – anders kann man es nicht sagen: „Herr, du hast mich überredet, und ich habe mich überreden lassen! Du bist stärker als ich und hast den Kampf gewonnen. Und nun werde ich lächerlich gemacht – tagaus, tagein; alle verhöhnen mich!“12

Das wirklich Bemerkenswerte an all den unhöflichen, respektlosen, selbstmitleidigen Gebeten in der Bibel ist nicht, dass sie überhaupt gesprochen wurden, sondern dass man sie nie gestrichen hat. Diese unverschämten Gebete wurden von Antihelden gebetet, die zu heftigem Narzissmus, krasser Dummheit und auch äußerstem Edelmut in der Lage waren. Ein bisschen wie du und ich.

Die wie unsere schlechtesten Gebete aussehen, könnten in Gottes Augen tatsächlich unsere besten sein. Die, die am wenigsten von andächtigen Gefühlen gestützt werden, … entstammen vielleicht einer tieferen Ebene als dem Gefühl. Gott scheint manchmal am vertrautesten zu uns zu sprechen, wenn er uns sozusagen unvorbereitet erwischt. (C.S. Lewis)13

3. Dranbleiben

Wie wichtig es ist, unermüdlich zu beten und dabei nicht aufzugeben, machte Jesus durch ein Gleichnis deutlich. (Lukas 18,1)

Egal wie einfach und ehrlich wir beten, es kommt leicht vor, dass wir den Mut verlieren und aufgeben wollen, weil das Beten nichts zu bringen scheint. Deshalb reicht bloßes Einfachbleiben und Echtbleiben nicht aus. Jesus sagt auch, dass wir „unermüdlich beten und dabei nicht aufgeben“ sollen. Das ist für jeden von uns derart wichtig, dass ein ganzes Kapitel dieses Buches dem Umgang mit Enttäuschungen über spät oder gar nicht erhörte Gebete gewidmet ist. Aber an dieser Stelle nur so viel: Gebet kann große Ähnlichkeit mit dem Aufeinanderstapeln von Dominosteinen haben. Wir beten dasselbe, was wir schon hundertmal gebetet haben, und plötzlich fällt der ganze Turm in sich zusammen. Der Durchbruch ist da. Das Wunder geschieht. Nicht, weil wir endlich die richtige Formel gefunden hätten. Es geschieht, weil wir nicht ein Gebet zu früh aufgegeben haben.

Der wegweisende Missionspädagoge Frank Laubach, durch dessen Alphabetisierungsprogramme über sechzig Millionen Menschen lesen lernten, verglich Gebet mit Steinwürfen in einen Sumpf: Die Steine versinken, ohne eine Spur zu hinterlassen. Die Tätigkeit erscheint sinnlos. Mach das aber lange genug weiter, höre nicht auf, Steine in den Sumpf zu werfen, dann wird dieser irgendwann ausgefüllt sein. Eines Tages wird der Stein, den du wirfst, nicht mehr versinken. Und dann entsteht fester Boden.

Ich habe festgestellt: Um „dranzubleiben“ – immer wieder Steine in den Sumpf zu werfen –, gehört die Disziplin einer täglichen Ruhezeit zu den wichtigsten Schlüsseln. Jesus hat einmal seine Freunde eingeladen: „Kommt, nur ihr allein, abseits an einen einsamen Ort und ruht ein wenig aus“14, und seitdem nehmen sich Millionen seiner Anhänger jeden Tag ein wenig Zeit, um sich mit Jesus an einen ruhigen Ort zurückzuziehen.

Als jemand, der im Bereich Selbstdisziplin viel zu kämpfen hat – dass ich ins Fitnessstudio gehe, den Schokoladenkuchen ablehne, mich vor Mitternacht schlafen lege, Zahnseide benutze und, ja, sogar regelmäßige Gebetszeiten einhalte –, als so jemand zögere ich, eine starre Routine zu befürworten. Ich will dir nichts Schweres oder nicht Einhaltbares aufbürden, wenn du im Gebet wachsen willst. Aber um diese große Wahrheit, die in der Schrift gelehrt, von Christus vorgelebt und ausnahmslos von allen unseren Glaubenshelden vertreten wird, kommen wir nicht herum: Man kann nicht im Gebet wachsen ohne ein gewisses Maß an Anstrengung und Unbehagen, Selbstdisziplin und Selbstverleugnung. So wie du ohne regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung nicht körperlich fit werden kannst, so wird dein geistliches Wachstum zu einem sehr großen Teil durch die Gebetsübungen bestimmt, mit denen du es aufbauen und aufrechterhalten willst.

Die Beschaffenheit der Romantik

Frisch verliebt, waren Sammy und ich wie besessen voneinander, in fast peinlichem Ausmaß. Wir telefonierten stundenlang und wollten ständig zusammen sein. Wenn Sammys Name fiel, schlug mein Herz höher. Verabredungen waren unnötig, denn wir steckten sowieso die meiste Zeit zusammen. Aber inzwischen sind wir seit einem Vierteljahrhundert verheiratet und es ist, sagen wir mal einfach, nicht mehr ganz so intensiv! Ohne die Disziplin geplanter Ehe-Abende könnten ohne Weiteres Wochen vergehen, in denen wir nicht richtig miteinander reden oder in irgendeine Form von Romantik investieren.

GENUSS OHNE DISZIPLIN VERBRAUCHT SICH MIT DER ZEIT.

Ich bin sicher, dass ein verliebtes Pärchen, das uns heute sieht, denken könnte: „Lass uns bloß nie so werden wie Pete und Sammy. Wir müssen unbedingt darauf achten, dass unsere Beziehung immer leidenschaftlich und spontan bleibt. Wir wollen nicht so langweilig und vorhersehbar enden, dass wir sogar die Romantik planen müssen!“

Die Sache ist aber die: Die Beziehung zwischen Sammy und mir ist heute, nach fünfundzwanzig Jahren, erfüllender, als wir es damals in der ersten Zeit der heftigen Verliebtheit hätten verstehen können. Und es war die Disziplin täglicher Kommunikation, häufiger Eheabende, regelmäßigen Vergebens und der jährlichen Erneuerung unseres Eheversprechens, die unsere Liebe lebendig gehalten hat. Niemand ist dafür geschaffen, jahrelang auf der Höhe emotionaler Intensität zu leben. Das wäre ungesund, nicht auszuhalten, nicht real. Genuss ohne Disziplin verbraucht sich mit der Zeit, das ist unausweichlich. Der Schwung lässt nach. Aber wenn Genuss und Disziplin miteinander tanzen lernen, dann geht es Beziehungen gut. Sie reifen und halten. Sammy und ich mögen nicht mehr das junge, verliebte Pärchen sein, das Pheromone ausdünstet wie ein Lkw Diesel. Aber dank der heiligen Gewohnheiten, die wir über viele Jahre hinweg gemeinsam gepflegt haben, sind wir heute ein Vierteljahrhundert näher daran, eins dieser schrumpeligen alten Paare zu werden, die man manchmal auf der Straße sieht – Hand in Hand und irgendwie immer noch verliebt.

So wie eine solide Ehe auf Rhythmus und Routine aufgebaut sein muss, so überlebt und gedeiht auch unsere Beziehung zu Gott nur durch Disziplin in Bibellesen, Gemeinschaft, Bekennen und Beten. „Sonst“, sagt der Bibelübersetzer Eugene Peterson, „sind wir auf die Gnade von Hormonen, Wetter und Verdauung angewiesen. Und die kennen keine Gnade.“15 Ein Christ, der nur betet, wenn er sich danach fühlt, mag überleben, aber er wird nicht wachsen und gedeihen. Sein riesiges, ureigenes Potenzial wird verkümmern, denn Gnade braucht ein bisschen Platz, um in den Rissen im Leben eines Menschen Wurzeln zu schlagen.

Wenn je jemand eine Entschuldigung gehabt hätte, nicht in irgendwie reglementierter Weise zu beten, dann sicher der sündlose Sohn Gottes. Jesus hätte so leicht argumentieren können (wie es heutzutage manche Leute tun): „Sieh mal, eigentlich ist alles, was ich tue, Gebet. Mein Leben ist ein ständiges Gespräch mit dem Vater. Wenn ich schlafe, wenn ich einen Becher Wasser trinke, ist das Gebet. Ich brauche keine besonderen Zeiten und Orte. Ich brauche keine einschränkenden Regeln.“ Aber lies die Evangelien und du wirst sehen, dass Jesus eifrig betete und ständig Möglichkeiten schuf, um mit seinem Vater allein sein zu können.

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25 mayıs 2021
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