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4 Der Wirkungsmechanismus des EQ-Trainings

Die Wirksamkeit des EQ-Trainings beruht auf einigen wenigen fundamentalen Grunderkenntnissen, deren Umsetzung in einfachen Übungen Ihnen schnellen und sichtbaren Erfolg garantiert.

EQ-Training geht von der Entdeckung aus, dass alle Menschen von demselben mentalen Hauptprinzip gesteuert werden:

– Unsere Erfahrung der Wirklichkeit ist zutiefst werthaft.

Werterfahrung beruht im Wesentlichen auf positiven und negativen Gefühlen.

Mentale Probleme zeigen sich einerseits auf der Gefühls- und anderseits auf der Gedankenebene.

Mentale Probleme sind immer Probleme im Bereich der Wert- und Unwerterfahrungen und der Werturteile.

Werden solche – zum Teil sehr subtilen – Gefühle und Gedanken mit entsprechenden Techniken bewusst gemacht, dann lassen sie sich positiv beeinflussen.

Um auf jene Ebenen des Bewusstseins zu gelangen, in denen Veränderungen ohne Suggestion oder Einbildung (Placeboeffekt) wirken können, bedarf es jedoch spezieller Voraussetzungen. Es muss zunächst einmal ein Zustand relativer Ruhe und Entspannung und müheloser Zentrierung auf die eigene Mitte erreicht werden. Im Autogenen Training werden solche Bewusstseinsverfassungen als »Umschaltung« bezeichnet. Im Zen spricht man – allerdings ein wenig irreführend – von »Gedankenleere«.

Nicht wenige Menschen bezeichnen sich jedoch eher als »nervös«. Der Blick nach innen auf Gefühle und Gedanken verursacht ihnen oft Angst und Unbehagen. Die Aufmerksamkeit ist nicht in der Lage, längere Zeit bei einem Gegenstand zu verweilen. Das ruhevolle, wache Selbstbewusstsein, das jeder zumindest aus gelegentlichen positiven Lebensphasen kennt, wird überschattet von ablenkenden Gedanken und Emotionen.

Bekannte Techniken, um mehr innere Ruhe zu erreichen, sind das Autogene Training, die Progressive Muskelentspannung, aber auch viele Meditationstechniken östlicher Prägung wie z.B. Meditation auf den Atem, Zen oder Transzendentale Meditation.

Von solchen Techniken wissenschaftlich am besten untersucht sind das Autogene Training und die Transzendentale Meditation (TM). Für beide Methoden liegt eine solche Fülle von Untersuchungen über positive seelische, geistige und körperliche Effekte vor, dass an ihrem Wert kaum noch zu zweifeln ist.

Konzentrative Verfahren wie das Autogene Training führen jedoch besonders in der Anfangsphase bei vielen Übenden leicht zu (oft unbewussten) Muskelanspannungen und unangenehmen Körpergefühlen der Anstrengung und Erschöpfung oder zu anderen negativen Wahrnehmungen.

Eine der Schwierigkeiten, das Autogene Training zu erlernen, beruht darauf, dass Menschen, die nervös sind und an Konzentrationsschwierigkeiten leiden, konzentrativ gegen ihre Nervosität ankämpfen sollen, um Techniken wie Armschwere und Körperwärme zu üben.

Das mindert den Wert solcher Methoden zwar nicht grundsätzlich – Autogenes Training gehört sicher zu den erfolgreichsten Entspannungsübungen –, doch die Belastung, die in der Erfahrung negativer Gefühle liegt, wird auf diese Weise zunächst einmal noch erhöht, ehe dann mit den Übungen Linderung eintritt.

Um die Spannung der konzentrativen Hinwendung zu mindern, reicht es manchmal auch nicht aus, durch begleitende Formeln – wie etwa auf den Atem: »Es atmet mich« – der Anspannung entgegenzuarbeiten. So erklärt selbst J. H. Schultz, der Begründer des Autogenen Trainings, dass es sehr nervösen Menschen unter Umständen unmöglich ist, die Technik zu erlernen.

In der klassischen Form der Mantrameditation, wie sie unter anderem im Yoga und in der Transzendentalen Meditation praktiziert wird, muss zwischen konzentrativen und nicht-konzentrativen Methoden unterschieden werden. (Was unter »nicht-konzentrative« zu verstehen ist, wird weiter unten erläutert.)

Die Aufmerksamkeit wendet sich in der Wortklangmeditation eine Zeitlang wiederholt einem Mantra zu – das ist ein Wortklang ohne Bedeutung –, und dieses Verfahren führt in der Regel zu tiefer Entspannung, zu innerer Zentriertheit der Aufmerksamkeit und Beruhigung der Gedanken und Gefühle.

Wer von der Anwendung eines Wortklangs zur Gesundung und persönlichen Entwicklung hört, wird leicht dem naheliegenden Vorurteil erliegen, hierbei handele es sich um irgendeine Art von esoterischem Humbug, um Einbildung oder religiöse, wenn nicht sogar okkulte Praktiken, die womöglich in die seelische Abhängigkeit zu einem Guru führen.

Mantras können jedoch völlig neutral eingesetzt werden. Dann wirken sie rein mechanisch auf der psychologischen und physiologischen – und eben nicht auf der weltanschaulichen oder suggestiven Ebene – durch die bloße Anwendung ihrer Regeln.

Transzendentale Meditation kann als ein Prototyp der nicht-konzentrativen Mantrameditation angesehen werden. Ihre vielfältigen gesundheitlichen Wirkungen sind inzwischen weitgehend anerkannt.

Doch wird diese Art der Meditation innerhalb eines religiösen Systems gelehrt, das aus der sogenannten vedischen Tradition Indiens stammt. Ein großer Teil des gedanklichen Hintergrundes, soweit es sich nicht um neuere Interpretationen des indischen Gurus Maharishi Mahesh Yogi handelt, der die Technik im Westen populär machte, stammt aus zum Teil für das kritische westliche Denken recht spekulativen philosophischen und religiösen Überlegungen.

TM kann zwar wie jede Mantrameditation auch weitgehend unabhängig von weltanschaulichen Voraussetzungen ausgeübt werden. Deshalb empfiehlt selbst die Stiftung Warentest, die gewiss nicht im Verdacht steht, religiöses Denken zu propagieren, TM unter anderem als wirksames Mittel gegen zu hohen Blutdruck. Doch in der Praxis wird der Übende mit Thesen aus der philosophisch-religiösen Gedankenwelt der alten vedischen Philosophie und des Yoga konfrontiert.

Diese Annahmen müssen nicht schon deswegen falsch sein, weil sie einem anderen Kulturkreis entstammen oder religiöser Natur sind. Man sollte sich allerdings darüber im klaren sein, dass man sich mit ihnen auf sehr weitreichende weltanschauliche Überzeugungen mit all ihren erwünschten und vielleicht auch unerwünschten Folgen einlässt.

Ein anderer Nachteil, wie Mantrameditation nach Art der TM gelehrt wird, liegt in der teilweise ungenügenden Klärung und Erläuterung grundlegender Begriffe. Besonders in der weiter fortgeschrittenen Phase der Meditation fehlt es an psychologischer und begrifflicher Anleitung, um den Prozess der positiven Bewusstseinsveränderung zu vervollständigen.

Es wird zwar ein umfangreiches Programm auf Videokassetten angeboten, doch dabei handelt es sich lediglich um ein wahlfreies Angebot der Vertiefung und jedenfalls keine systematische Hinführung zu einer kritischen Bewusstseinsentwicklung, die sich an rationalen westlichen Maßstäben orientiert.

Im Unterschied dazu ist EQ-Training so etwas wie eine Quintessenz besonders wirksamer Techniken auf der psychologischen und physiologischen Ebene – das heißt, EQ-Training wirkt ohne Mystik und Rückgriff auf die Religion.

Anders aber als etwa Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung ergänzt EQ-Training seine weitgehend neutralen, kaum weltanschaulich gebundenen Techniken um eine wichtige fehlende Komponente, die überhaupt erst eine weitergehende positive Veränderung unserer Erfahrungen ermöglicht: Das ist die Dimension des Gefühls und der Werte.

EQ-Training setzt die bewährte und hochwirksame Mantrameditation in einer speziellen, weltanschaulich neutralen Variante ein, um auf der Basis der so erreichten Ruhe und inneren Gesammeltheit wichtige Ziele innerhalb der persönlichen seelischen und körperlichen Gesundheit und der eigenen Entwicklung zu größerer Positivität und Effektivität zu erreichen.

5 Wozu leben wir?

Haben Sie sich jemals gefragt, wozu man sich »abrackert«? Warum man Schmerzen, Krankheiten, Anstrengungen und Sorgen auf sich nimmt? Natürlich, wer hat das nicht. Diese Frage geht oft zusammen mit Erwägungen über den Sinn des Lebens.

Ihre Antwort war vermutlich nicht, dass Sie es so ungemein angenehm finden, zu leiden. Wenn Sie weder besonders neurotisch noch masochistisch sind, sollte das Leiden keine Anziehungskraft für Sie besitzen. Sondern da ist etwas in Ihrem Leben – oder zeigt sich doch gelegentlich –, das es lohnenswert macht oder zumindest lohnenswert erscheinen lässt. Ohne solche Werte oder Werterfahrungen wäre Ihr Lebenswille nur mechanisch, gewohnheitsmäßig und irrational.

Sie würden sich mit Recht fragen, wozu Sie eigentlich leben. Dann handelte es sich tatsächlich, wie der Philosoph Schopenhauer meinte, um den bloßen Willen zum Leben.

An dieser Stelle ist ein wenig Sorgfalt erforderlich. Es reicht nicht aus, im gewohnten Alltagsdenken zu verharren, wenn wir eine weitreichende innere Veränderung und Befreiung von unnötigen negativen Erfahrungen erreichen wollen.

Ist es möglich, so fragen wir in einem ersten vorbereitenden Schritt, der uns eine wichtige Grundeinsicht des EQ-Trainings vermittelt, in allgemeingültiger Weise das zu bezeichnen, was das Leben lebenswert, d.h. »wertvoll« macht, also seinen Wert und möglicherweise auch seinen Sinn darstellt? Und ist es vielleicht sogar denkbar, diesen Faktor für alle Menschen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen?

Sollte es möglich sein, einen gemeinsamen Nenner des Wertvollseins zu finden, dann könnte dies sehr vereinfachend auf unseren künftigen Umgang mit unseren überall gegenwärtigen mentalen Problemen wie Angst, Spannung, Unbehagen, Sorgen, Minderwertigkeitsgefühlen, Langeweile, Eifersucht usw. wirken.

Wir hätten es nämlich nicht mehr mit einer unüberschaubaren Fülle individueller Gedanken und Probleme zu tun, sondern nur mit zwei wesentlichen Faktoren: dem Wertvollen, dem »Positiven«, dessen genauen Charakter wir allerdings erst noch bestimmen müssen – und umgekehrt mit seinem Kontrahenten, dem »Negativen«.

Dass die meisten Dinge nicht neutral sind, sondern uns in irgendeiner Weise wertvoll erscheinen – also nützlich, attraktiv, anziehend, schön, gut, unterhaltsam oder umgekehrt wertlos, also unnütz, schädlich, unangenehm, abstoßend, hässlich, böse, langweilig und so weiter –, ist eine jedermann geläufige Tatsache. Aber außer den Philosophen denkt kaum jemand über diesen merkwürdigen Sachverhalt nach.

Was ist das »Wertvollsein«?

Dem Alltagsmenschen ist die Frage nach dem Wertvollen als genereller Begriff gewöhnlich fremd. Da er nicht überblickt, welche Folgen seine bewusste (oder auch unbewusste) Auffassung für seine seelische Gesundheit, für sein Glück und seinen Erfolg hat, hält er solche Fragen meist für überflüssig, wenn nicht sogar für unbeantwortbar.

Und in der Tat ist die Bedeutung derartiger Ansichten für unser Leben ja auch nicht ohne Weiteres ersichtlich.

EQ-Training zeigt Ihnen, inwiefern solche zu simplen Alltagsauffassungen als »Gedankenkäfige« wirken und wieso sie uns an einem erfüllten und positiven Leben hindern.

Erst wenn der Fehler erkannt ist, der uns zu falschen Schlüssen über unser Leben mit all den damit verbundenen emotionalen Nachteilen verführt, wird es möglich, ein wichtiges Moment des EQ-Trainings – nämlich das Wertvollsein selbst – zum Gegenstand der Übung und Veränderung zu machen.

Unser weltanschaulicher Fehler ist im Grunde recht simpel, stellt aber ein fast nicht ausrottbares Vorurteil dar: Gewöhnlich nimmt der Alltagsmensch die Dinge für das Wertvollsein selbst und setzt sie ihm gleich.

Unter »Ding« ist hier alles zu verstehen, was überhaupt vorkommt. Also nicht nur konkrete Gegenstände, sondern auch Eigenschaften, Beziehungen, Verhältnisse, Entwicklungen. Und dazu zählen alle Arten von Wahrnehmungen und Erfahrungen, also auch Gedanken, Vorstellungen und Erinnerungen.

Lediglich in solchen geflügelten Worten wie »Schön ist was gefällt« oder »alles Geschmacksache« spiegelt auch die Alltagssprache einen gewissen Zweifel an der schlichten Gleichsetzung von Wertvollsein und den Objekten wider, die als wertvoll oder wertlos erlebt oder beurteilt werden. In ähnlicher Weise wird deutlich, dass die Dinge unmöglich allein das sein können, was unsere Werterfahrung ausmacht, wenn wir sagen, wir hätten zu irgend etwas »keine Lust« oder seien nicht »in der Stimmung« dazu.

Hier zeigt sich bereits deutlich die Abhängigkeit unserer Werterfahrung von einer subjektiven Komponente. Aber was ist diese Komponente?

6 Leben ohne Gefühle?

Stellen wir uns den Bewohner eines fremden Planeten vor, der nur über eine fotografische Abbildung der Wirklichkeit verfügt. Seine Wahrnehmung gleicht im Prinzip den Aufnahmen einer Filmkamera. Der Bewohner dieses fremden Sterns kehrt abends genauso wie wir von der Arbeit heim, um seinen Feierabend zu genießen

Hier sollten wir umgehend protestieren und feststellen, dass dies gar nicht möglich ist. Man genießt seinen Feierabend nicht, wenn man nur fotografisch wahrnimmt. Man nimmt wahr, nichts weiter. Jemand, der lediglich abbilden kann, hat keine Werterfahrungen und kann folglich auch nicht seinen Feierabend genießen. Woran liegt das? Was fehlt ihm zu seinem »Glück« oder »Unglück«?

Der Grund für sein fehlendes Wertempfinden liegt darin, dass er keine Gefühle besitzt.

Statten wir unseren Bewohner eines fernen Planeten nun noch zusätzlich mit den übrigen Sinneswahrnehmungen wie Hören, Riechen, Schmecken und Empfindungen aus (Tastsinn, Wärme, Kälte usw.), so ändert das auch nichts daran, dass er seinen Feierabend immer noch nicht genießen kann.

Sein Genuss liegt niemals nur allein darin, dass er Töne hört und Gerüche wahrnimmt oder etwas als kalt oder warm erkennt. Dieselbe Wärme von – sagen wir zwanzig Grad – kann je nachdem als angenehm oder unangenehm empfunden werden.

Angenehm- oder Unangenehmsein sind also Faktoren, die sich von der Empfindung – wie auch von allen anderen Wahrnehmungen – unterscheiden.

Genau diesen Faktor, diesen Aspekt in unseren Erfahrungen, nennen wir – neben weiteren Tönungen unserer Erfahrung, wie z.B. Lustigsein, Fröhlichsein, Schaurigsein – »Gefühl«.

Das Angenehm- oder Unangenehmsein, das sich in den Gefühlen zeigt, kann alle Arten von Wahrnehmungen begleiten: also auch Sinneswahrnehmungen und Körperempfindungen, Erinnerungen und Vorstellungen.

Fügen wir nun den Fähigkeiten unseres Außerirdischen als weitere Komponente noch das Denken hinzu. Ändert sich etwas an seiner Genussfähigkeit, wenn er imstande ist, über die Dinge nachzudenken?

Nein, denn er kann denken, was immer er will. Er kann sein Denken in die Form eines Werturteils bringen, wie etwa: »Dies ist ein wundervoller Feierabend, und ich habe ihn wirklich verdient!« – Aber wenn sich diesem nur gedanklichen und sprachlichen Werturteil nicht das Genießen beigesellt, das im angenehmen Gefühl liegt, handelt es sich um bloße Werturteile, und nicht um Werterfahrungen. Wir könnten auch sage, jemand meine etwas nur, erfahre es aber nicht wirklich.

Dies gilt auch für Werte als Mittel, die über das Denken erfasst werden und deren Wertvollsein man leicht für unabhängig von Gefühlen halten könnte.

Denn der Wert der Mittel – z. B.: Antibiotika, Kleidung, Geld, Werkzeuge, Gesetze, Verhaltensregeln – lässt sich nur begründen, wenn wir irgendwann an ein Ende mit der Frage kommen, warum etwas wertvoll ist. Aus einsichtigen Gründen bedarf es dabei eines Wertmoments, das hinsichtlich seines Wertvollseins selbst nicht weiter hinterfragt werden muss, sondern bei dem

das Wertvollsein evident ist.

Jede andere Art der Wertbegründung würde zum »unendlichen Regress« führen. Anders ausgedrückt: Wir könnten bis in alle Unendlichkeit weiterfragen, warum etwas wertvoll ist und kämen niemals an ein Ende. Das ist aber offensichtlich nicht erforderlich, weil es in unserer Erfahrung etwas gibt, das seinen Wert ganz augenscheinlich zeigt.

Dieses letzte Wertmoment, das sich evidenterweise aus sich selbst heraus als wertvoll erweist und damit auch den Wert der Mittel begründet (weil sie zu ihm hinführen müssen, um überhaupt wertvoll zu sein), ist das positive Gefühl.

Tatsächlich leben wir jedoch in »Wertwelten«, bei denen es sich oft um schlichtes »Wertmeinen« handelt. Man kann hier von »verkopften« Werten reden, an denen sich in der Analyse kein eigentliches Wertmoment zeigt, die also auf bloßem Wollen oder Meinen beruhen. Und ein großer Teil solcher verkopften Werte führt sowohl im Privatleben wie auch in Gesellschaft und Politik zu katastrophalen Ergebnissen.

»Wertobjektivismus« kann neben Egoismus, Gier und Gleichgültigkeit, neben Abneigung, Hass, Aggressivität, den Bestrafungsobsessionen und der Lust am Bösen als eine der großen Quellen des Leidens angesehen werden – trotz Zeitalter der Aufklärung eine weitgehend unbekannte und immer wieder unterschätzte Quelle.

Vergl. dazu auch:

http://peter-schmidt-philosophie-wertproblem.blogspot.de/ und Peter Schmidt: Mythos Emotionale Intelligenz 2010, Druckfassung; zweite, erweiterte Auflage: eBook: 2013

7 Was bedeutet »Gefühl«?

Gefühle werden gemeinhin als innere Phänomene besonderer Art angesehen, die sich von Wahrnehmungen, Empfindungen, Vorstellungen, Gedanken, Erinnerungen, Absichten usw. wie auch dem inneren Sprechen unterscheiden. Als ausschließlich innere Phänomene, weil kaum jemand, außer vielleicht in animistischen Religionen oder Weltanschauungen, glaubt, die reale Außenwelt sei von Gefühlen beseelt.

Ebenso wenig ist ein nur innerlich gesprochener Satz, wie z. B.: »Ich bin müde«, »Ich bin eifersüchtig« bereits dem Gefühl des Müdeseins oder der Eifersucht gleichzusetzen. Gefühle sind also keineswegs nur sprachlich gefasste Gedanken.

Gefühle können grob und stark oder so subtil und schwach sein, dass sie als solche zwar in gewissem Sinne unbemerkt bleiben, weil sie nicht im Brennpunkt der Aufmerksamkeit liegen, aber trotzdem erlebt werden, also nicht im echten Sinne unbewusst sind.

Im ersteren Fall bezeichnen wir sie als Emotionen oder Affekte (Wut, Hass, Ärger). Das positive oder negative Gefühl kann mit sämtlichen Erfahrungsobjekten eine Verbindung eingehen, auch mit unseren sprachlich gefassten oder nonverbalen Gedanken. Gefühle, die unser Befinden wie eine überall durchscheinende Färbung prägen, werden Stimmungen genannt.

Gefühle mögen ihre jeweils eigenen Qualitäten oder Tönungen haben oder nicht, sie mögen schwach oder stark, bewusst oder weniger bewusst sein – sie vermitteln uns immer etwas, das negativ oder positiv, anziehend oder abstoßend, lustvoll oder unlustbetont ist, kurz: als angenehm oder unangenehm erlebt wird. Und dieser Faktor stellt offenkundig ihre wesentliche Funktion dar.

Es ist wichtig, sich die herausragende Rolle der Gefühle klarzumachen, wenn man sein Bewusstsein verändern will. Ohne etwas, das uns – sei es nun für sich allein betrachtet oder in Verbindung mit anderen Objekten, die keine Gefühle sind – attraktiv oder unattraktiv und hier in der Regel angenehm oder unangenehm erscheint, wären wir wie jener nur fotografisch abbildende Bewohner eines anderen Planeten: nichts weiter als wahrnehmende Roboter.

Gerade auch im Angenehmsein oder Unangenehmsein der Gefühle zeigen sich uns die Werte. Viele andere Werte sind nur vermittelt durch solche Gefühlswerte.

Die moderne Psychologie ist diesem fundamentalen existentiellen Sachverhalt erst kürzlich wieder durch den Begriff der »Emotionalen Intelligenz« ein wenig näher gekommen.

Nicht nur der Intelligenzquotient stellt einen wichtigen Faktor dar, definierten wir oben, wenn wir unser Leben erfolgreich bewältigen wollen, sondern der Umgang mit unseren Gefühlen kann einen möglicherweise noch höheren Stellenwert beanspruchen. Menschen, denen man eine hohe emotionale Intelligenz zuspricht, sind gesünder und erfolgreicher. Und emotionale Intelligenz lässt sich offensichtlich steigern, wenn wir uns über den genauen Stellenwert der Gefühle im Leben klar werden.

Ohne Gefühle bestünde unsere Erfahrung nur aus neutralen Wahrnehmungen und Gedanken.

Dass Lust anziehend ist, dass wir sie schätzen, dass ein Gefühl des Behagens seinen evidenten Wert hat, dass ein Braten gut schmeckt, dass Freude positiv ist, muss uns niemand erklären. Und dies gilt sogar ungeachtet unserer eigenen Einschätzung des Sachverhalts, unserer falschen oder richtigen Meinung, denn sieht man von Ausnahmen ab, bewegen wir uns völlig intuitiv und automatisch in Richtung auf positive Gefühle.

Was das Gefühl zu dem macht, was es ist, wenn es uns so erscheint, wie es ist, seine Attraktivität, erklärt sich selbst, es zeigt sich. Wir können nur sagen: »Fühle es, und du wirst verstehen, was ich meine!«

Und hinsichtlich der negativen Gefühle gilt dasselbe: Schmerz, Trauer, Niedergeschlagenheit, Wut, Neid, Müdigkeit, Eifersucht, Depression, Melancholie zeigen ihre negative Qualität unmittelbar und evident. Negative Qualität heißt: für sich allein betrachtet negativ, denn zweifellos stellen manche negativen Erfahrungen (wenn auch bei weitem nicht alle) Mittel dar und haben die Funktion, positive Werte zu ermöglichen oder zu erhalten:

Der Schmerz, wenn wir uns an der Kerzenflamme verbrennen, ist für sich allein betrachtet zwar negativ, eben als Schmerz; er ist aber auch ein Mittel, und daher ein positiver Wert, um unseren Körper vor Verletzungen durch Verbrennen zu schützen.

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