Kitabı oku: «Scanning», sayfa 2

Yazı tipi:

Da unsere „Meditationsobjekte“ einem ständigen Wechsel unterliegen, verbessern wir darüber hinaus auf natürliche Weise unsere Introspektionsfähigkeit. Und dies ist, wie wir später noch genauer sehen werden, für das Bewusstwerden von Wertgefühlen von entscheidender Bedeutung.

OPTION 2 (nur, falls zugänglich):

Sprechen keine anderen starken Eindrücke dagegen wie dominierende negative Gefühle, z.B. Sorgen, Schmerzen oder ablenkende und überschattende Gedanken, dann wenden wir uns – falls wir bereits wissen, worum es sich dabei handelt – in einer der nächsten Hinwendungen unserer Aufmerksamkeit ohne Umschweife und Hast den subtilsten, „feinsten“ Körperempfindungen zu, die uns zugänglich sind. Das heißt, wir fühlen uns nicht weiter in die „gröberen“, stärkeren Körperempfindungen ein – es sei denn, diese lenken uns ab …

… sondern suchen Körperempfindungen dort auf wo sie am feinsten sind …

Fein ist lediglich eine Metapher, die uns (weil es uns an passenderen Ausdrücken mangelt) darauf lenken soll, dass es zwei Klassen von inneren Erfahrungen gibt:

1) gröbere, deutlichere, vordergründige, also irgendwie „näher“ wirkende innere Erfahrungen und

2) weit entfernt erscheinende, subtile innere Phänomene in der Tiefe des Körperraumes

Am leichtesten lässt sich dieser Unterschied am inneren lautlosen Aussprechen eines Wortes demonstrieren. Ein nur gedachtes Wort kann, oft spontan und ohne unser erkennbares Zutun, ganz vorn, im Mundbereich wahrgenommen werden – dann wirkt es zugleich „grob“ und „stark“ – oder aber weit entfernt in der Tiefe des Körpers, also räumlich getrennt und eher unabhängig von den Organen – dann wirkt es feiner, subtiler, vielleicht auch undeutlicher und ungreifbarer.

Bei solchen feineren Erfahrungen handelt es sich um jene Empfindungen des Körpers, die an der Schwelle zur Wahrnehmbarkeit liegen – man könnte auch sagen: kurz vor dem Stadium, an dem gar nichts mehr wahrgenommen wird!

Es ist nicht nötig, dass Sie schon bei den ersten Übungen genau verstehen, worauf sich dieser Unterschied bezieht. Sie sollten aber davon wissen, damit Sie Ihre Aufmerksam später gegebenenfalls auf das Subtilsein der Körperempfindungen justieren können. Mit zunehmender Erfahrung fällt es naturgemäß immer leichter, seine Aufmerksamkeit auf subtilere Körperbereich zu lenken.

Das Motiv, dies zu tun, liegt in der größeren Klarheit, der Selbstzentrierung und Zunahme von Kraft und positivem Fühlen, die mit der Wahrnehmung subtilster Körperzustände einhergehen. Meines Wissens gibt es noch keine neurologische oder anderweitige Theorie, die befriedigend erklären kann, warum das so ist. Es scheint sich aber in der Tat um eine mentale Gesetzmäßigkeit zu handeln, denn über dieses Phänomen wird in den alten Meditationstraditionen seit Jahrhunderten berichtet.

Solche feineren Wahrnehmungen von Körperempfindungen sind manchmal besser und manchmal schwerer zugänglich, mitunter auch gar nicht.

Versuchen Sie nicht, verfeinerte Wahrnehmungen zu erzwingen!

Das wäre kein Scanning, sondern Manipulation. Wenn Sie momentan keine Verfeinerungen erleben, ist das nicht relevant und gehört zum Scanning-Prozess. Ihre Erfahrung scheint von unserem augenblicklichen körperlichen und nervlichen Zustand abhängig zu sein und hat mit unserem Stresspegel, mit unserer seelischer Ausgeglichenheit zu tun.

Jede Art von Körperempfindungen kann darüber hinaus angenehm oder unangenehm, lustvoll oder schmerzhaft sein. Die Erfahrungsqualität des Angenehm- und Unangenehmseins ist unabhängig davon, ob es sich um große, starke, deutliche Empfindungen oder um subtile Empfindungen nahe der Wahrnehmungsschwelle handelt.

Spontan neigt unsere Aufmerksamkeit eher dazu, sich den angenehmen Gefühlen zuzuwenden. So ist unser Gehirn programmiert! Positive Gefühle sind deswegen positiv, weil sie attraktiv, lustvoll, eben angenehm im weitesten Sinne sind.

Unangenehme Körperempfindungen werden dagegen, wenn unserem Nervensystem freier Lauf gelassen wird, ebenso spontan gemieden. Das geschieht meist unbewusst. Wir folgen unbewusst dem Angenehmsein der Gefühle und vermeiden unbewusst das Unangenehmsein der Gefühle.

Beim Scanning wird diese natürlich Tendenz unserer Aufmerksamkeit ein wenig korrigiert: Wir suchen zwar nicht nach negativen Gefühlen, wir versuchen negative Gefühle nicht längere Zeit anzuschauen und festzuhalten (wie z.B. bei Techniken der Desensibilisierung). Aber wir weichen ihnen auch nicht aus. Wir nehmen sie einen Moment lang ohne weitere Bewertung zur Kenntnis und wenden uns dann wieder den anderen, sich spontan einstellenden subtilen Körperempfindungen zu.

OPTION 3 (falls zugänglich):

Dagegen folgen wir den angenehmen Gefühlen, die sich mit subtilen Körperempfindungen verbunden zeigen.

Allerdings gilt auch diese Regel nur, wenn solche subtilen und angenehmen Gefühle mühelos erreichbar sind.

Versuchen Sie nicht, angenehme Gefühlswahrnehmungen zu erzwingen!

Aus das wäre kein Scanning, sondern wiederum Manipulation. Wie bei der Grundübung folgt unsere Aufmerksamkeit immer nur dem, was sich leicht und wie von allein einstellt.

Statt angenehmen Körperempfindungen können positive Gefühle auch mit Gedanken und Vorstellungen einhergehen. Oft zeigt sich dabei, dass positive Gefühle, die aus Gedanken und Vorstellungen herrühren, körperlich werden. Vielleicht hat man bei einem sich spontan einstellenden Gedanken ein „wohliges Gefühl“. Dann lässt sich der Ort dieses wohligen Gefühls womöglich im Körper lokalisieren.

Gleichgültig, ob wir das Gefühl örtlich bestimmen können oder nicht und ob Gefühle eher aus Körperempfindungen oder Gedanken und Vorstellungen herrühren: Wir folgen auf zwanglose, leichte Weise dem positiven Gefühlsaspekt.

Zeigen sich solche positiven Gefühle, und seien sie noch so subtiler Art, dann versuchen wir auch hier wieder nichts festzuhalten. Wir folgen dem natürlichen Fluss der Aufmerksamkeit. Krampfhaftes Suchen nach angenehmen Körpergefühlen und angespanntes Festhalten solcher Gefühle würde den Prozess des Scanning zunichte machen. Die Erwartungshaltung, unbedingt auf angenehme Gefühle stoßen zu wollen, beeinträchtigt, ja behindert den Scanning-Prozess.

Wir sind also sozusagen Initiator des Weitergehens von einer Erfahrung zur anderen und Zulassens innerer Phänomene – ohne das auch dies nun wieder zu einer Anspannung, zu einer „unbedingt perfekt zu lösenden Aufgabe“ werden sollte. Gerade hierin liegt die Kunst und auch das Besondere gegenüber andere Mentaltechniken. Wir sind zulassender Betrachter und Initiator zugleich.

Initiator sind wir in dreifacher Hinsicht:

1. als jemand, der sich den subtileren positiven Körperempfindungen zuwendet, soweit dies mühelos gelingt

2. als jemand, der negative Körperempfindungen nicht verdrängt, sondern kurz anschaut, registriert und sich dann wieder den subtilen positiven Gefühlen zuwendet

3. als jemand, der nicht manipuliert und über diesen Prozess hinaus Erfahrungen auswählt und forciert oder festhält, sondern immer nur jenen inneren Erlebnissen folgt, die sich von allein einstellen

OPTION 4 (falls notwendig):

Sind unsere inneren Erfahrungen so mächtig und bedrängend, dass es im Augenblick gar nicht möglich ist, unsere Aufmerksamkeit in Richtung subtilerer positiver Körperempfindungen zu lenken, dann versuchen wir nicht dagegen anzukämpfen. Wir geben nach und erlauben stattdessen unserer Aufmerksamkeit, diesen stärkeren Eindrücken und ihrem Wechsel zu folgen.

Wir sollten also nicht auf das Unangenehmsein und Schmerzhaftsein solcher Erfahrungen starren, wir sollten nicht versuchen, bei ihm zu verharren. Wir versuchen noch nicht das Unangenehmsein zu desensibilisieren, indem wir einen oder auch einige wenige besonders starke Eindrücke durch unsere Aufmerksamkeit isolieren (vergl. zum Begriff der Desensibilisierung „Option 5“ weiter unten).

Vielmehr gleiten wir weiter von Eindruck zu Eindruck. Wir akzeptieren deren Negativsein für den Moment des nach Innengehens. Es genügt völlig, wenn wir dabei das Unangenehmsein der Gefühlseindrücke nur „wie aus den Augenwinkeln“ wahrnehmen, als liefe es nebenher. Wir bleiben also nicht angestrengt konzentrativ beim unangenehmen Gefühl stehen, versuchen es nicht festzuhalten, es zum Hauptgegenstand unserer Aufmerksamkeit zu machen, wenn dies nicht ohnehin seine natürliche Tendenz ist.

– Verweilt die Aufmerksamkeit für Augenblicke beim Unangenehmseins, dann nehmen wir dies allerdings so an, wie es sich von selbst einstellt.

– Ist die Wahrnehmung des Unangenehmseins spontan eher „beiläufig“, dann greifen wir auch hier nicht ein.

Nehmen Sie immer nur so viel Unangenehmsein wahr, wie sich von allein zeigt! Suchen nicht zu nachdrücklich und um jeden Preis danach, suchen Sie es nicht festzuhalten. Unsere Hauptintention geht auf das Angenehmsein, wenn dies auf leichte Weise möglich ist.

Wenn wir eine Mehrstimmigkeit, eine „Polyphonie“ von angenehmen und unangenehmen Gefühlen ins uns finden, dann richten wir versuchsweise zunächst unsere Aufmerksamkeit auf das Angenehmsein des Gefühls, wie in Option 3 beschrieben. Zum Unangenehmsein gehen wir erst, wenn sich dieses als zu ablenkend, zu stark erweist.

Irgendwann hat sich die Energie solcher starken, meist recht unangenehmen, vielleicht sogar schmerzhaften Eindrücke verbraucht – sie ist gewissermaßen durch den Prozess des Scanning abgearbeitet worden!

Dies kann durchaus einige Minuten und in Ausnahmefällen sogar eine ganze Sitzung lang andauern.

Eher typisch wäre es allerdings, dass sich die großen, drängenden, bedrückenden Erfahrungen nach wenigen Minuten beharrlichen, aber leichten Scannings verflüchtigen. Dann erleben wir eine jener typischen Umschaltungen in verfeinerte Wahrnehmungen, die uns durch ihren erleichternden und entspannenden Eindruck sofort signalisieren, dass wir uns richtig verhalten haben.

Entscheidend dafür, was Objekt unserer Aufmerksamkeit wird, ist also, was in unserem Inneren jeweils momentan die stärkste Kraft hat, was bewirkt, dass es präsent wird.

– Innen – das kann bedeuten: Wir nehmen unseren Körper wahr. Es mag sein, dass sich der Körper dabei „neutral“ anfühlt, weder angenehm noch unangenehm, schmerzhaft oder lustbetont. Und auch hier versuchen wir uns nicht etwa konzentrativ einem bestimmten Bereich oder Körperteil zuzuwenden. Sondern wir nehmen einfach das auf, was sich von allein einstellt!

– Innen – das kann auch bedeuten: Wir sind in unseren Gefühlen und Stimmungen. Wir empfinden Wohlbehagen oder Schmerzen. Wir erleben Angst oder Lust. Oder wir entdecken, dass wir gut gelaunt oder optimistisch, pessimistisch oder verstimmt sind.

– Innen – das kann aber auch bedeuten: Wir befinden uns in Gedanken oder Vorstellungen, z.B. Erinnerungen. Gedanken und Vorstellungen mögen wie Körperempfindungen gefühlsmäßig neutral sein. Oder aber sie sind angenehm oder unangenehm. Und auch hier suchen wir keine dieser Kategorien willentlich auf, abgesehen von der probeweisen inneren Wendung auf subtile positive Gefühle. Im Zweifelsfall nehmen wir immer das an, was sich von allein und ganz natürlich einstellt, wenn wir nach innen blicken!

Scanning ist auch Bewusstwerden sonst nicht bemerkter Gefühle und Gedanken.

Viele Probleme lassen sich gerade darum nicht korrigieren, weil sie uns gar nicht in den Blick kommen. Vor allem subtile Gefühle, z.B. Gefühlsauszeichnungen von Werturteilen, werden oft nicht bemerkt. Scanning ist also „Bewusstseinserweiterung“ im besten Sinne. Allerdings nutzen wir Scanning während der Übung nicht dazu, unsere Anschauungen willentlich zu verändern. Dies schließt natürlich nicht aus, neu gewonnene Einsichten nach der Übung (oder später mit Hilfe von Zusatztechniken) umzusetzen, wenn uns dies nutzt.

Um es noch einmal zu wiederholen, weil es so wichtig für Scanning ist:

Wir geben keinem der oben genannten möglichen Erfahrungsbereiche irgendeine Präferenz, abgesehen von der probeweisen Zuwendung zu subtileren angenehmen Wahrnehmungen oder – falls nötig – , wenn wir negative Gefühle desensibilisieren.

Entscheidend für unsere Hinwendung ist, was sich zuerst und mühelos einstellt. Mit dieser Haltung vermeiden wir es, zu manipulativ einzugreifen. Scanning soll nicht das sichtbar machen, was wir uns gerade wünschen oder wollen. Sondern Scanning zielt darauf ab, das Nervensystem sich so darstellen zu lassen, wie es sich von selbst zeigt, wenn wir uns nach innen wenden.

Scanning ist so etwas wie ein Spiegel des gegenwärtigen Zustands unseres Nervensystems.

Jede Art von Anspannung und starker Konzentration, jede Art von Festhalten an inneren Eindrücken, jedes Verdrängen ist das genaue Gegenteil von Scanning.

Wie schon gesagt, sind gewöhnlich jene inneren Eindrücke, die sich zuerst einstellen, wenn wir unsere Aufmerksamkeit nach innen richten, nicht Gedanken oder Vorstellungen, sondern Körperempfindungen und Körpergefühle.

Anders verhält es sich, wenn wir gerade sehr belastende Erfahrungen hatten. Dann sind wir oft eher in unseren Gedanken, unseren Erinnerungen oder Sorgen. Es scheint einfach näher zu liegen, dass wir zuerst unseren Körper spüren, wenn wir uns nach innen wenden. Und wenn dies so ist, dann richten wir unsere Aufmerksamkeit in zwangloser, unangestrengter, also nicht konzentrativer Weise auf irgendeine unserer Körperempfindungen.

Das mag ein Körperbereich sein wie z.B. der Brust- oder Bauchraum, der Kopf oder Mundbereich oder auch ein Körperteil, etwa ein Arm, eine Hand.

Schweift unsere Aufmerksamkeit ab, dann kehren wir ohne Kritik und in ebenso leichter Weise zu den Körperempfindungen zurück. Das mag dieselbe Körperempfindung sein oder eine andere. Wir versuchen nicht, bei einer Körperempfindung zu bleiben.

Scannen heißt, nicht festzuhalten, nicht zu verharren, sondern loszulassen, sozusagen innerlich zu treiben, von Objekt zu Objekt zu wechseln, soweit dies natürlich und wie von selbst geschieht.

Wesentlich und typisch für Scanning ist die Haltung des „Schwimmens“, des Gleitens durch die innere Welt. Aber auch diese Regel gilt nur, wenn der Wechsel wie von selbst vonstatten geht.

– Verharrt die Aufmerksamkeit jedoch spontan an einem Punkt, dann versuchen wir nicht, den Wechsel gegen einen Widerstand zu forcieren.

Meist ist dies ein Schmerz oder ein anderes unangenehmes Gefühl, das sozusagen seinen Tribut fordert und den Prozess des Weitergehens bremst. Hier gilt folgende Zusatzregel:

OPTION 5 (nur, falls notwendig):

Erscheint ein Gefühlseindruck zu stark (zu schmerzhaft, zu unangenehm, zu „belastend“), dann lassen wir unsere Aufmerksamkeit wiederholt in leichter Weise zum negativen Gefühl wandern, ohne es in irgendeiner Weise verdrängen oder verändern zu wollen.

Wir isolieren den zu starken Eindruck durch unsere Aufmerksamkeit und kehren eine Zeit lang immer wieder zu ihm zurück, um ihn in seiner negativen Qualität zu fühlen. Das bedeutet: Wir lassen ihn (für den Augenblick) zu. Wir fühlen uns in sein Unangenehmsein ein. Der Prozess des Weiterwanderns zu anderen inneren Eindrücken wird unterbrochen.

– Dabei heißen wird das negative Gefühl weder gut, noch bewerten wir es in irgendeiner anderen Weise. Wir „reden es nicht schön“, wir machen es nicht kleiner, als es ist. Wir benennen und kommentieren es auch nicht. Wir nehmen es lediglich wahr.

Dies geschieht auch hier wiederum nicht angespannt, mit Anstrengung und Konzentration. Das Gefühl mag stark und belastend sein – unsere Haltung des Betrachtens dagegen ist leicht, fast unschuldig. Nach einiger Zeit werden wir meist erleben, dass die Intensität des Unangenehmseins nachlässt oder dass es verschwunden. Während des Desensibilisierungsprozesses mag das negative Gefühl „springen“. Ein Druck auf der Brust wird womöglich zum Ziehen im Bein oder zum Kopfschmerz.

Oder aus einem somatischen Symptom wird ein geistiges, also ein Unangenehmsein auf der gedanklich wahrgenommenen Problemebene oder als Stimmung. Vielleicht erleben wir Angst, Unbehagen oder auch Langeweile. In diesem Fall folgt die Aufmerksamkeit leicht und zwanglos den stärksten Eindrücken

Wie genau unterscheidet sich dieser fünfte vom vierten Schritt? Wir bleiben bei einem Eindruck – eben dem zu starken Unangenehmsein –, anstatt uns durch die innere Welt treiben zu lassen, und kehren auf leichte Weise zu ihm zurück, wenn wir es aus den Augen verlieren. Dabei findet eine gezielte Desensibilisierung statt. Desensibilisierung bedeutet, dass sich durch anschauendes Zulassen der unangenehmen Qualität des Gefühls:

dessen Energie erschöpft

neuer innerer Handlungsspielraum durch bewusste Distanzierung entsteht

bei erlernten emotionalen Reaktionen das Gefühl immer weniger reproduziert wird

War der Desensibilisierungseffekt in Option 4 noch eher beiläufig, dann wird er in Schritt 5 wegen der Stärke des Phänomens systematischer vollzogen.

Stellt sich eine Erleichterung ein – das geschieht meist schon nach wenigen Minuten –, dann kehren wir wieder zum „normalen“ Vorgang des Scannens zurück. Unsere Aufmerksamkeit sucht weiter nach jenen Körperempfindungen, die sich wie von selbst einstellen, und hier wieder bevorzugt nach subtilen, angenehmen Gefühlsauszeichnungen.

Scanning wird dabei oft in einem sich natürlich ergebenden Wechsel aller beschriebenen Schritte in unterschiedlicher Reihenfolge bestehen.

Das heißt, Scanning ist ein Wechsel der Schritte 1 bis 3 und eventuell zusätzlich 4 bis 5. Die Vorgabe ist jedoch nicht, genau diese Reihenfolge einzuhalten. Die Schritte 1 bis 5 sind lediglich eine nahe liegende Folge, ein Vorschlag, zu prüfen, ob wir uns so den subtilen positiven Gefühlsauszeichnungen unserer Körperempfindungen und vielleicht auch Gedanken und Vorstellungen nähern können.

Wir können mit der Grundübung beginnen, wir können aber, wenn dies machbar ist, auch beliebige Schritte auslassen und gleich zu Option 3 springen oder mit Option 5 anfangen, falls die inneren Widerstände zu mächtig sind.

Entscheidend ist es, dabei Körperempfindungen und Gefühle wahrzunehmen und nicht in Gedanken und Vorstellungen stecken zu bleiben, also wie üblich seinen Gedanken nachzugehen, es sei denn, diese haben so viel momentane Macht über uns, dass sie dominieren. Gefühle können allerdings auch durch Gedanken und Vorstellungen ausgelöst werden. Dann richten wir unsere Aufmerksamkeit gegebenenfalls auf deren Gefühlsaspekt, und dies gilt gerade auch, wenn es sich um sehr subtiles Angenehm- und Unangenehmsein handelt.

Leichte Steuerung hinsichtlich der beschriebenen fünf Schritte geht dabei in eins mit dem Versuch, die jeweils am wenigstens manipulative, wie von selbst entstehende Variante zu finden, wie sich unser Inneres natürlich entfaltet.

Immer, wenn wir bemerken, dass wir diesen Prozess aus den Augen verlieren, kehren wir auf leichte, unangestrengte Weise zum Scanning zurück.

Abzuschweifen, ist kein Fehler, sondern Abschweifen als Fehler aufzufassen, wäre ein Fehler!

Wahrscheinlich kommen uns im Laufe des Scanning-Prozesses vielerlei verschiedene Gedanken. Keinem unserer Gedanken wird während des Scanning-Prozesses irgendein Wert beigemessen. Denken wir etwa: „Ich muss noch Schuhe putzen“, dann gehen wir damit um wie mit jedem anderen Gedanken – wir lassen Gedanken ohne Kritik stehen, ohne ihnen inhaltlich weiter Beachtung zu schenken.

Glauben wir z.B., während des Scanning sei uns eine kluge Einsicht über unseren Charakter gekommen, dann stellen wir die Richtigkeit unser Einsicht einfach bis nach dem Scanning in Klammern.

Anders ausgedrückt, wir räumen unseren Gedanken keinerlei (aktuellen) Erkenntniswert ein, gleichgültig, ob sie solchen Erkenntniswert tatsächlich haben oder nicht. Eine Ausnahme machen nur Einsichten, die uns aus einer Gefahr befreien oder deren Notwendigkeit offensichtlich ist. Brennt das Haus, dann werden wir diese Beobachtung selbstverständlich ernst nehmen und die Feuerwehr rufen.

Wer eher ruhig und entspannt ist, findet leicht in seine innere Mitte und wird beim Scanning weniger abgelenkt als stressgeplagte Zeitgenossen, die von ihren Tagesaktivitäten, Plänen und Wünschen, ihren Ängsten und Sorgen geradezu gejagt werden. In solch einem Fall hilft nur ruhige Beharrlichkeit.

Sich von Gedanken und unangenehmen Gefühlen überschattet zu erleben, ist kein Beweis für die mangelnde Wirksamkeit der Technik!

Es ist im Gegenteil ein deutlicher Hinweis darauf, dass wir dringend ein Verfahren wie Scanning benötigen, um unseren Stresspegel herunterzufahren.

Dabei geht es nicht darum, Weltmeister in kontinuierlichem Scanning zu werden. Wir müssen nicht mit Gewalt bei der Stange bleiben. Das würde den Scannvorgang im Gegenteil sogar behindern. Es reicht völlig, wenn wir zu unseren Körperempfindungen zurückkehren.

Was genau ist hier eigentlich mit „Körperempfindungen“ gemeint?

Wir haben den Unterschied zwischen Empfindungen und Gefühlen bereits angesprochen. Eine noch etwas umfassendere Unterscheidung innerer Vorgänge hilft uns, den Prozess des Scanning besser zu verstehen.

Neben Sinnesempfindungen wie Sehen, Hören, Riechen, Schmecken verfügen wir bekanntlich auch über Körperempfindungen. Unser Körper kann sich weich, hart, spitz, warm, kalt usw. anfühlen. Im alltäglichen Sprachgebrauch unterscheiden wir meist nicht zwischen Empfindungen und Gefühlen. Wir sagen z.B., wir „empfinden nichts mehr in einer Beziehung“ – und meinen damit, dass wir keine Liebe oder Zuneigung oder Erotik oder kein sexuelles Verlangen erleben.

Tatsächlich aber unterscheiden sich Körperempfindungen und Gefühle kategorial. Es handelt sich um zwei völlig verschiedene Erlebnisweisen, auch wenn uns dies meist nicht bewusst wird, weil wir Mischformen erleben. Erst wenn Angenehm- und Unangenehmsein zur Empfindung hinzukommen, handelt es sich um Gefühlserfahrungen.

Das wird leicht daraus ersichtlich, dass dieselben Empfindungsqualitäten wie weich, hart, spitz, heiß, kalt je nachdem angenehm oder unangenehm wirken. Wärme oder Kälte zum Beispiel können zunächst angenehm sein, dann jedoch unangenehm werden, ohne dass sich dazu die Temperatur ändern müsste.

In ähnlicher Weise können auch Sinneserfahrungen, Vorstellungen und Gedanken mit Gefühlen des Angenehm- und Unangenehmseins eingefärbt sein:

– Ein störendes Geräusch etwa als akustische Sinneswahrnehmung kann negativ erlebt werden und man kann auf dieses Unangenehmsein seine Aufmerksamkeit fokussieren.

– Dass Gedanken angenehm oder unangenehm sein können, ist jedem bekannt, wie beispielsweise der Ausspruch: „Ich darf gar nicht daran denken!“ zeigt.

– Und die Wirklichkeit bleibt nur allzu oft hinter der angenehmen Vorstellung zurück, die wir uns vom Urlaub machen.

Solche „Gefühlsauszeichnungen“ werden uns meist gar nicht bewusst – wir erleben sie lediglich – , weil sie normalerweise in der Einheit mit Sinnesempfindungen, Körperempfindungen, Vorstellungen oder Gedanken erfahren werden.

Erst wenn wir lernen, mehr und mehr Details im inneren Raum zu unterscheiden, gelingt es uns immer besser, unsere Aufmerksamkeit auf den Gefühlsaspekt zu fokussieren. Es ist, als lernten wir in einem halbdunklen Zimmer zuerst Tisch, Bett und Schrank zu unterscheiden, und dann auch die kleineren Gegenstände, den Kugelschreiber auf dem Schreibtisch und die Tasse im Vitrinenschrank.

Scanning fokussiert, wie wir inzwischen gelernt haben, unsere Aufmerksamkeit auf jene subtilen positiven Gefühle, die wir sonst gar nicht bemerken.

In der Wahrnehmung solcher Gefühle liegt wie bereits gesagt eine große Kraft der Entspannung, Erholung, Stärkung und Kreativität.

Es ist jedoch kein Malheur, wenn Sie zu Anfang nur grobe, neutrale oder auch unangenehme Erfahrungen in den Blick bekommen. Solche Erfahrungen gehören zum Prozess der Katharsis. Verspannungen und anderes Stresspotential müssen abgearbeitet werden, und dies geschieht, indem wir uns Gelegenheit geben, dem natürlichen Kräftespiel Raum zu lassen und nicht mehr zu verdrängen.

Wie verhalten wir uns, wenn wir einschlafen?

Während des Scanning kann ein natürliches, im Normalbewusstsein verdecktes Schlafbedürfnis frei werden. Wir geben diesem Schlafbedürfnis immer nach und kämpfen nicht dagegen an. Sobald wir wieder aufwachen, setzen wir den Scanning-Prozess fort.

Wie verhalten wir uns, wenn wir in einen Wachschlaf geraten, bei dem wir uns unserer Träume bewusst sind?

Unterstützen Sie Ihre Traumerfahrungen und Traumbilder auf sanfte Weise durch Ihre bejahende Haltung. Das ist auch möglich, wenn man sehr schläfrig ist. Ihre Selbstbewusstheit mag dabei nur auf noch jenes „Fünkchen“ reduziert sein, durch das man gerade noch weiß, was passiert. Scanning wird besonders effektiv und erholsam, wenn dies gelingt!

Wie oft und wie lange sollte Scanning ausgeübt werden?

Das bleibt Ihnen und Ihren Bedürfnissen überlassen. Eine typische und normalerweise ausreichende Übung dauert etwa fünfzehn bis zwanzig Minuten, ein- oder zweimal am Tag. Es spricht jedoch nichts dagegen, länger zu üben, z.B. wenn Sie krank sind oder nicht einschlafen können.

Da Scanning auf sehr sanfte und natürliche Weise Stück um Stück Verspannungen und Stress löst, sollten Sie dafür jeweils Ihr individuelles Maß finden. Erleben Sie zu viele negative Gefühle, kann die Übungszeit gekürzt oder die Übung ganz ausgesetzt werden. Fühlt sich Scanning gut an, dann findet sich das richtige Zeitmaß wie von selbst.

Finden Sie heraus, wie viel Sie sich in Ihrer jeweiligen Lebensphase zumuten können und wollen. Erfahrungsgemäß verändert sich der Charakter dessen, was Sie beim Scanning erleben in den ersten Wochen und Monaten ständig. Mit sehr viel Übung können dann weniger wechselhafte innere Zustände zum Zuge kommen. In Lebenskrisen kann es sein, dass Sie wieder wie früher „turbulentere“ Erlebnisse haben.

Übersicht und Zusammenfassung:

Grundübung: Allgemeines Wahrnehmen und Fühlen, was sich beim Blick nach innen zeigt

OPTION 2: Ausrichtung auf subtilere Körperempfindungen

OPTION 3: Ausrichtung auf positive Körperempfindungen und eventuell positive Gefühlsauszeichnungen von Gedanken und Vorstellungen

Und gegebenenfalls:

OPTION 4: Zulassende Wahrnehmung negativer Gefühle

OPTION 5: Desensibilisierung starker negativer Gefühle

Anwendung der Regeln:

Wie sollten die Regeln konkret angewendet werden? Müssen wir uns dieses Wissen beim Scanning ständig vergegenwärtigen und womöglich sogar lautlos vor uns hinsprechen?

Auf gar keinen Fall! Das könnte den Scanning-Prozess durch zuviel Bewusstheit und angespannte Aufmerksamkeit behindern. Wenn wir ständig analysieren und vergleichen, ob wir den Regeln entsprechen und was wir jetzt gerade erleben – beispielsweise positive Gefühle, angenehme Gefühle, neutrale Empfindungen –, dann ist der natürliche Fluss der Aufmerksamkeit gestört.

Sie sollten um alle diese Regeln genauestens Bescheid wissen, aber Sie müssen sie nicht ständig innerlich präsent haben.

Die Beschreibung erscheint Ihnen womöglich komplizierter als in Wirklichkeit Scanning ist. Denn wir mussten Möglichkeiten und Eventualitäten beschreiben, die von unserer jeweiligen Verfassung abhängen. Und wir mussten zunächst einmal Klarheit darüber gewinnen, auf was wir eigentlich beim Gang nach innen stoßen.

Den meisten Menschen ist nicht bewusst, worum es sich bei Gefühlen handelt und wodurch sie sich von Empfindungen, Vorstellungen und Gedanken unterscheiden – ohne Unterscheidungen aber gleicht unser Vorgehen einem Halbblinden, der sich nur zögernd und stolpernd in der inneren Welt bewegt.

Im Grunde ist Scanning recht simpel: Wir wenden uns den inneren Phänomenen zu und nehmen es wie es kommt. Sobald wir uns verlieren und dies bemerken, kehren wir wieder zur zulassend-betrachtenden Haltung zurück.

Am Anfang werden wir allerdings in Kauf nehmen müssen, dass der natürliche Fluss des Scannings durch zu viel Bewusstheit und Begrifflichkeit behindert wird. Im Grunde ist dies die einzige ernst zu nehmende Schwierigkeit beim Erlernen von Scanning, da wir anders als bei anderen Methoden weder auf Suggestionen (z.B. im Autogenen Training) noch auf bestimmte Gefühle angewiesen sind, die sich mit Imaginationen verbinden sollen (wie in christlichen oder Yoga-Meditationen).

Vergegenwärtigen Sie sich dazu bitte einmal, wie man Auto fahren lernt. Am Anfang benötigt man dazu neben der Fahrpraxis auch begriffliche Unterscheidungen. Man muss wissen, was Gaspedal, Kupplung und Bremsen sind. Verwechslungen könnten zu Unfällen führen. Haben wir aber erst einmal gelernt, die Bedienungselemente zu unterscheiden und mit ihnen umzugehen, dann brauchen wir uns nicht mehr ständig die Funktionsweise der Pedale und Schalthebel zu vergegenwärtigen, wir müssen sie auch nicht mehr benennen.

Das würde das flüssige Fahren sogar behindern. Unser Verhalten ist automatisch, ist habitualisiert worden.

In gleicher Weise werden auch die Unterscheidungen beim Scanning nur erworben, um praktisch mit ihnen umgehen zu können, und nicht aus theoretischem Interesse. Danach benötigen wir begriffliche Unterscheidungen eigentlich nur noch, wenn wir die Methode wegen einer Störung überprüfen wollen.

Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.

₺186,78