Kitabı oku: «Im Bann von covid-19», sayfa 3
Da die Wirkstoffe hierbei zwangsläufig in die empfindlichen Prozesse der Körperzellen eingreifen, ist das Nebenwirkungsrisiko vieler Virostatika relativ groß.
Außerdem sind die Vermehrungsstrategien der Viren auf biochemischer Ebene sehr vielfältig, sodass keine „Breitband-Virostatika“ existieren (24).
Verschiedene spezifische Therapieansätze wurden und werden im Verlauf der SARS-CoV-2-Pandemie in Studien untersucht. Dabei erwiesen sich insbesondere zwei Arzneimittel als wirksam.
Direkt gegen das Virus richtet sich Remdesivir (Veklury®), das am 03. Juli 2020 eine bedingte Zulassung durch die Europäische Kommission zur Anwendung bei schwer erkrankten Patientinnen und Patienten erhielt.
Auch Dexamethason, welches immunmodulatorisch, also über das körpereigene Abwehrsystem wirkt, erhielt eine positive Bewertung durch die Europäische Kommission für die Anwendung bei bestimmten Patientengruppen mit einer Infektion durch SARS-CoV-2. Weitere Hinweise dazu finden Sie auf den Internetseiten des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) (25).
Viel diskutiert wird in letzter Zeit auch die Frage, ob einmal erkrankte Personen eine Immunität gegen das Virus entwickeln.
Bei einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 kann der Körper Antikörper bilden, die in der Lage sind, das Virus zu neutralisieren und zu Immunität führen können. Antikörper sind meist ab der zweiten Woche nach Beginn der Erkrankung nachweisbar, jedoch ist dies nicht bei allen Infizierten der Fall.
Unklar ist bislang auch, wie robust und dauerhaft eine aufgebaute Immunität ist und ob Ausprägung und Dauer dabei von Mensch zu Mensch variieren.
Die Erfahrungen mit anderen Coronavirus-Erkrankungen wie SARS (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom) und MERS (Middle East Respiratory Syndrome) lassen vermuten, dass eine aufgebaute Immunität bis zu drei Jahre anhalten kann. Ob dies auch bei Covid-19 der Fall ist, lässt sich noch nicht abschließend beurteilen. Weitere Studien sind erforderlich, um den Verlauf der Abwehrreaktionen im Körper über einen längeren Zeitraum zu beobachten.
Antikörper können im Blut mittels ELISA-Labortest (Enzyme-linked Immunosorbent Assay) nachgewiesen werden. Sind Antikörper vorhanden, beweist dies, dass eine Patientin oder ein Patient eine Infektion mit SARS-CoV-2 im Körper hatte – auch wenn er dies womöglich gar nicht bemerkt hat, weil nur milde oder gar keine Krankheitszeichen aufgetreten sind.
Ob die Person dann auch dauerhaft immun ist, sich also nicht erneut anstecken und das Virus folglich nicht an andere übertragen kann, ist zurzeit nicht zufriedenstellend wissenschaftlich belegt. Allerdings mehren sich die Stimmen, dass dem nicht in jedem Fall so ist.
In Hongkong ist es ein 33-jähriger IT-Spezialist, der im April an Covid-19 erkrankt und wenig später genesen ist. Bei ihm fällt ein neuer Coronatest nach der Rückkehr aus Spanien im August positiv aus.
In den Niederlanden geht es um einen älteren Patienten mit einem schwachen Immunsystem.
In Belgien erkrankt eine nicht näher beschriebene Patientin nach drei Monaten erneut.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betont, dass es sich nach bisherigen Erkenntnissen um Einzelfälle unter 23 Millionen weltweit bekannten Fällen handelt.
"Es scheint kein gängiges Vorkommnis zu sein, sonst hätten wir mehr Fälle gesehen", sagt WHO-Sprecherin Margaret Harris im August des Jahres.
Allerdings wurde der Hongkonger Patient auch nur entdeckt, weil er im August wegen einer Reise routinemäßig getestet wurde. Er hatte keinerlei Symptome. Denkbar ist, dass auch andere Patienten sich neu infizierten, dies aber gar nicht merken.
Sind solche Neuinfektionen überraschend?
Nein, sagt die Virologin Isabella Eckerle im Interview mit Zeit Online am 26.08.2020.
"Wir wissen es von anderen respiratorischen Viren wie Erkältungsviren, dass sie unser Immunsystem immer wieder überlisten und wir uns immer wieder infizieren können."
So sieht es auch der Leiter der medizinischen Virologie der Universität Gießen, John Ziebuhr: "Es ist bekannt, dass die Immunität im Nasen- und Rachenbereich nicht besonders langlebig ist", sagt er der dpa im August 2020.
"Man darf sich nicht der Hoffnung hingeben, dass das Problem gelöst ist, wenn alle einmal durchgeimpft sind", sagt er. Man müsse sich darauf einstellen, dass das Virus dauerhaft zirkuliere (26), am ehesten vergleichbar wohl mit dem Grippevirus.
Genau darum ist es auch so eminent bedeutsam, die allseits empfohlenen Hygienemaßnahmen und Verhaltensregeln einzuhalten, um sich und andere bestmöglich vor einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 zu schützen.
Denn von effektiven, dazu zielgerichteten und nebenwirkungsarmen Medikamenten zur Bekämpfung von Covid-19 sind wir zur Mitte des Jahres 2021 leider noch ein gutes Stück entfernt.
05 Covid-19 - eine Pensionärskrankheit?
„Es geht um Leben und Tod, so einfach ist das und auch so schlimm“
(Armin Laschet, *18.02.1961, Ministerpräsident Nordrhein- Westfalen, im März 2020 )
Im letzten Kapitel haben wir erfahren, dass es sich bei einer Infektion mit Covid-19 um eine durchaus gefährliche Erkrankung handelt.
Aber gefährdet die Pandemie wirklich alle Menschen in unserem Lande? Muss sich die jüngere Generation überhaupt vor dem Virus fürchten?
Sind nicht nur ältere Menschen in bedrohlicher Weise betroffen?
Die Infektion mit dem Corona-Virus wird nicht selten als „Rentner-Krankheit“ bezeichnet. Stimmt das?
Schauen wir uns die demografische Verteilung der bekannten Corona-Fälle in Deutschland bezüglich des Sterbealters doch einmal genauer an.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1104173/umfrage/todesfaelle-aufgrund-des-coronavirus-in-deutschland-nach-geschlecht/
Betrachtet man die Grafik, so fällt auf, dass alte Menschen, was die Gesamtzahl der Sterbefälle betrifft, deutlich überrepräsentiert sind (27).
Die Grafik scheint also auf den ersten Blick Entwarnung für die „jüngere Generation“ zu geben.
Auch die Daten des Robert-Koch-Institutes (RKI) bestätigen, dass vornehmlich Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen von schweren Krankheitsverläufen der durch SARS-CoV-2 ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 betroffen sind.
Allerdings zeigt sich im Verlauf der Pandemie immer wieder: Auch junge Menschen ohne (bekannte) Vorerkrankung können schwer am Corona-Virus erkranken, ja, daran sterben.
In London verschied ein 13-jähriger Junge namens Ismail an Corona, die jüngste Tote in Frankreich war 16 Jahre alt. Das bisher jüngste Todesopfer der Corona-Krise in Europa war ein 12-jähriges Mädchen aus Belgien (28).
. Und wenn Sie jetzt denken, in Deutschland kann so etwas nicht passieren: Ein erst 26-Jähriger ist in unserem Lande an den Folgen seiner Coronavirus-Infektion gestorben. Der junge Mann war anlässlich einer bestätigten Infektion mit Sars-CoV-2 ins Uniklinikum Essen eingeliefert worden. Wie es weiter heißt, habe der Mann "keine nennenswerten Vorerkrankungen" gehabt (29).
Wissenschaftler und Mediziner weltweit versuchen nun zu erklären, warum auch junge Menschen ohne sichtbare Vorerkrankungen an Corona sterben können.
Einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Virologie in Deutschland ist der mittlerweile durch seine medialen Auftritte im Lande bestens bekannte Professor Christian Drosten, seines Zeichens Institutsdirektor an der Charité in Berlin.
In seinem NDR-Podcast stellt er die Vermutung an, dass auch jüngere Menschen dann eine schweren Krankheits-verlauf zeigen und an Corona sterben können, wenn die Viren beim Einatmen direkt in die Lunge geraten. Im Normalfall befällt das Virus nämlich zunächst den Rachen, wo es sich vermehrt – in dieser Zeit bildet das Immunsystem bereits Antikörper, um Covid-19 zu bekämpfen. Gelangt das Corona-Virus aber direkt in die Lunge, fehlen diese Antikörper, der oder die Betroffene erkrankt.
Eine zweite Theorie Drostens besagt, dass gewisse Menschen zum Zeitpunkt ihrer Ansteckung einer höheren Dosis Corona-Viren ausgesetzt seien als andere, was dann zu einem ungünstigen Covid-19-Verlauf führen kann. Ähnliche Beobachtungen konnten Wissenschaftler bereits beim Ebola-Virus machen: Je höher die Dosis, desto wahrscheinlicher war ein schwerer bis tödlicher Krankheitsverlauf.
Drosten vermutet weiter, dass sich jüngere Menschen bisweilen bestimmter Vorerkrankungen nicht bewusst seien und sich deswegen in Sicherheit wiegen.
Der Arzt Georg-Christian Zinn bestätigt diese Theorie gegenüber "n-tv" und nennt als Beispiel den Fall eines Fußballtrainers in Spanien, der mit 21 Jahren an Corona gestorben ist. Die Ärzte stellten im Nachhinein fest, dass er unwissend an Leukämie gelitten hatte.
Vorerkrankungen sind wohl der größte Risikofaktor für junge Menschen, an Corona zu sterben (30).
Tatsächlich jedoch beobachten Ärzte immer öfter ein schweres Krankheitsbild bei jungen Menschen ohne Vorerkrankung.
Leider sind sich viele unserer jüngeren Mitbürger dessen nicht bewusst oder, schlimmer noch, sie ignorieren entsprechende Warnungen.
Vielleicht hilft es in Zeiten von Reality-TV, von Casting-Shows, Bloggern und Influencern daran zu erinnern, dass covid-19 durchaus auch Prominente und solche, die es einmal werden wollen, dahinzuraffen in der Lage ist.
Im Alter von 41 Jahren ist Broadway-Star Nick Cordero nach einer Corona-Virus-Infektion gestorben. Cordero erleidet eine septische Infektion, muss einmal wiederbelebt werden. Es folgen eine Reihe kleinerer Schlaganfälle und Blutgerinnsel. Cordero braucht einen Luftröhrenschnitt und zeitweise einen Herzschrittmacher. Wochen liegt er auch in einem künstlichen Koma. Sein rechtes Bein muss amputiert werden, eine Lungentransplantation wird erwogen.
Nach 95 Tagen in der Notaufnahme ist der junge Schauspieler tot. Cordero hatte keine Vorerkrankungen, wie seine Ehefrau mehrfach betont. Es war ein monatelanger Kampf. Am Ende verlor der Broadway-Star Nick Cordero sein Leben im Ringen mit Covid-19 (31).
Weitere keineswegs betagte Corona-Opfer aus dem öffentlichen Leben, die es zu beklagen gilt: Fred the Godson, US-amerikanscher Rapper (35), Caio Narcio(33), brasilia-nischer Politiker, Nashom Wooden (50), US-amerikansiche Dragqueen, Chris Tousdale (34), US-amerikanischer Schauspieler. Zororo Makamba (30), Journalist aus Simbabwe, Li Wenliang (33), chinesischer Mediziner, Danil Chalimow (42), kasachischer Ringer, Adam Alsing (51), schwedischer Rund-funk- und Fernsehmoderator (32).
Fälle wie die erwähnten zeigen die Unberechenbarkeit des Corona-Virus. Sie machen deutlich, dass auch jüngere Menschen schwere Komplikationen nach einer Infektion mit dem Virus erleiden können.
Die Sterblichkeit gemessen an allen Infizierten kann nur annähernd bestimmt werden. Sie liegt bei Menschen über 80 Jahren bei etwa 10 Prozent. Pro 20 Lebensjahre weniger sinkt vermutlich auch die Sterblichkeit um den Faktor10 (33).
Da auch junge Menschen an Sars-CoV-19 erkranken und sogar sterben, warnen Experten weltweit mit zunehmendem Nachdruck davor, Covid-19 als junger, gesunder Mensch zu unterschätzen: Ein schwerer Krankheitsverlauf ist nach aktuellen Erkenntnissen zwar unwahrscheinlicher als bei älteren Erkrankten, aber keineswegs unmöglich.
Leider, so hat man im März 2021 den Eindruck, ist diese unbestrittene Tatsache jedoch bei vielen von uns noch nicht angekommen
Ich kann mich da zunächst nicht ausnehmen. Obwohl ich mittlerweile ein Alter erreicht habe, in dem ich mich schon beinahe der „Corona-Hochrisikogruppe“ zugehörig fühlen kann.
Zwar beobachte ich das Corona-Geschehen kontinuierlich und überaus interessiert, aber lange auch mit einer gewissen Distanz.
Die nackten Zahlen der Infizierten und Toten, die schrecklichen Bilder aus Italien, die nicht enden wollenden Warnungen der Virologen und Politiker vor dem Virus, nehme ich zwar wahr, aber wirkliche Furcht vor Covid-19, Angst vor einer möglichen Infektion, löst all' dies in mir nicht aus.
Das ändert sich erst, als die Einschläge näherkommen. Innerhalb kürzester Zeit erkranken zunächst eine mir dem Namen nach bekannte langjährige Kollegin meiner Frau, dann ein Herr in den 60ern aus dem Freundeskreis an Corona.
Und plötzlich ist sie da, die Angst, mich selbst zu infizieren. Die Bedrohung ist realer geworden, sie ist nunmehr greifbar für mich, kann ich die Seuche doch nun mit mir bekannten Personen assoziieren.
Es ist schon eine seltsame Laune der menschlichen Natur, dass man eine Gefahr meist weit weg wähnt, wenn sie nicht bereits im unmittelbaren Umfeld Opfer gefordert hat.
Was dieses Empfinden betrifft, ärgere ich mich doch ein wenig über mich selbst, bin ich doch in dieser Hinsicht Serientäter.
Mit dem Begriff Demenz konnte ich kaum etwas anfangen, bis meine Mutter urplötzlich an der unheilbaren Störung der Gehirnfunktionen erkrankte.
Krebs bleibt für mich ein Abstraktum, eine „Krankheit der Anderen“, bis in mir selbst Zellen mutieren.
Und Corona? Alles scheint so weit weg, wenn es nicht einen selbst oder das unmittelbare Umfeld betrifft.
An diesem Punkt scheint die Lernfähigkeit des Menschen begrenzt.
Corona ist nicht ausnahmslos eine „Krankheit der Alten“. Das Virus bedroht uns alle, zumindest mittelbar. Und so sollte jeder von uns alles dafür tun, die Ausbreitung der Pandemie nach besten Kräften zu verhindern. Nicht erst WENN, sondern BEVOR man selbst oder das persönliche Umfeld unmittelbar betroffen sind.
06 - Ist am Ende alles nur eine Verschwörung?
“Nehmen Sie es ernst. Es ist ernst"
Angela Merkel, (*17.07.1954, deutsche Bundeskanzlerin, im Juni 2020)
Die Theorie, dass Covid-19 eine reine Pensionärskrankheit sei, ist also schon einmal widerlegt. Leider kursieren im Netz noch weitaus abstrusere Behauptungen, das Corona-Virus betreffend.
Als wenn es nicht schon schwer genug wäre, die Bevölkerung in Zeiten von „Corona-Maßnahmen“ im Zaum zu halten, wird dieses Bestreben zusätzlich dadurch erschwert, dass, je länger die Pandemie andauert, immer mehr Verschwörungstheorien die Runde machen, die die Bevölkerung zusätzlich verunsichern.
Verschwörungstheorien bezeichnen im weitesten Sinne den Versuch, einen Zustand, ein Ereignis oder eine Entwicklung durch eine Verschwörung zu erklären, also durch das zielgerichtete, konspirative Wirken einer oftmals kleinen Gruppe von Akteuren zu einem meist illegalen oder illegitimen Zweck.
Verschwörungshypothesen machen rationale, überprüfbare und dadurch falsifizierbare oder verifizierbare Aussagen über angenommene Verschwörungen (34).
Sie treten insbesondere in Krisensituationen verstärkt zu Tage.
Zu Beginn der “Corona-Krise“ rätselt die Welt über die Herkunft des bisher unbekannten Virus. Schnell zirkulieren Thesen im Internet, wonach das neuartige Sars-CoV-2 eine im Labor entwickelte biologische Waffe sei.
Wahlweise stammt das neuartige Virus aus einem Labor im chinesischen Wuhan oder den USA. Zumeist russische Medien verbreiten Spekulationen, das Virus könnte als Biowaffe im "Lugar Centre for Public Health Research" in Georgien entwickelt worden sein. Die USA haben dieses Labor aufgebaut und ausgestattet.
In der Angelegenheit erweist sich der Gencode-Vergleich als nützlich: Ein Forscher-Team aus La Jolla im US-Bundesstaat Kalifornien widerspricht im Fachmagazin Nature Medicine Ende März vehement. Sie vergleichen Sars-CoV-2 mit bereits gut untersuchter Corona-Spezies und kommen zu dem Schluss: Ausgeschlossen. Der Erreger kommt nicht aus dem Labor (35).
Richtig ist: In Wuhan wurde Anfang 2015 das Wuhan Virologie-Institut eingeweiht - das bislang einzige offizielle chinesische Labor der biologischen Schutzstufe 4. Nur diese Hochsicherheitseinrichtungen dürfen mit Biostoffen der höchsten Risikogruppe arbeiten.
Bislang wird aber davon ausgegangen, dass das neuartige Corona-Virus keinesfalls aus einem Labor stammt, sondern seinen Ursprung auf dem Wildtiermarkt in Wuhan hatte.
Wenn das Virus schon einmal da ist, tut man gut daran, es zu verharmlosen, denken sich die Vertreter einer weiteren Verschwörungstheorie. Die Idee von einer "normalen" Grippe beziehungsweise einer Erkältung hält sich am Anfang der Pandemie, im Januar und Februar 2020. Alles nur Hysterie, heißt es.
Leider jedoch sind die verstorbenen Patienten und die Todesfälle unter dem medizinischen Personal nicht erfunden. Noch steigen die Infiziertenzahlen weiter an, es gibt keinen Impfstoff und kaum eine Therapie außer intensiv-medizinischer Beatmung. Eine Infektion mit dem Corona-Virus kann tödlich enden – vor allem, weil der menschliche Körper den Erreger noch nicht kennt. Niemand auf der Welt ist gegen Sars-CoV-2 gottgegeben immun.
Unklar auch, warum die Eliten eine Pandemie erfinden sollten. Denn der wirtschaftliche Schaden durch einen Lockdown, welcher die Verbreitung des Virus verhindern soll, geht in die Milliarden.
Flugs zur nächsten Theorie: Ist Covid-19 am Ende das Ergebnis einer geheimen Zusammenarbeit mehrerer Mächtiger dieser Welt zum Nachteil der Weltbevölkerung?
Wollen Geheimgesellschaften die Krise ausnutzen, um eine autoritäre, supranationale Weltordnung zu errichten?
Und dies durch Militärpräsenz, den Zusammenbruch des Finanzsystems und eine Abschaffung der Bürgerrechte, um völlige Kontrolle über die Bürger zu erlangen?
Keine Angst: Was nach einem durchaus interessanten Roman oder Science-Fiction-Reißer klingt, hat mit der Realität zum Glück nichts zu tun.
Denn die Idee einer "Neuen Weltordnung" (NWO) ist nichts Neues. Sie ist ein beliebter Verschwörungs- und Esoterikermythos in rechtsextremen Kreisen und besteht seit den 1990er-Jahren. Zumeist sind "die Juden" das Feindbild. Je nach Auslegung wollen aber sogar Vampire oder-Außerirdische die Menschheit versklaven!
In hiesigen Gefilden sind es auch die selbsternannten Reichsbürger, die Deutschland nicht anerkennen, weil sie es für eine GmbH halten, die diese "neue Welt" propagieren (36).
Wer IN WAHRHEIT hinter Corona steckt, will auch der ehemalige RBB-Journalist Ken Jebsen alias KenFM in Erfahrung gebracht haben.
Auf Youtube verbreitet er Halbwahrheiten und Verschwörungsmythen, Covid-19 betreffend.
Mit einem Video zu angeblichen Machenschaften der Bill und Melinda-Gates-Stiftung in der Corona-Krise feiert Ken Jebsen großen Erfolg: Innerhalb von drei Tagen hat das Video mehr als fünf Millionen Aufrufe auf verschiedenen Plattformen gesammelt.
Jebsen spricht davon, dass Gates Politik, Medien und Forschung komplett kontrolliert: "Der Lockdown der Republik wäre ohne die von Gates finanzierten Berater im Hintergrund so nie über die Bühne gegangen und wird erst beendet, wenn Gates sein Go gibt" (37).
Dieser Theorie zufolge soll die Bevölkerung dazu gezwungen werden, sich impfen zu lassen. Geldgierige Geschäftsleute rund um Microsoft-Gründer Bill Gates hätten bereits ein Patent auf den Impfstoff angemeldet. Praktisch: Auf diese Weise könne man auch gleich einen winzigen Microchip in den Körper injizieren, um die „totale Kontrolle“ über die Menschen zu erhalten. So könnte Gates seinen lange vorbereiteten Plan zur Entvölkerung der Welt umsetzen.
Die Behauptungen über Bill Gates als alleinigen Drahtzieher der Pandemie basieren zumeist auf wenigen Zitaten, die aus dem Kontext gerissen oder bewusst falsch interpretiert werden. Gates schreibt im März, dass irgendwann "digitale Zertifikate" Auskunft darüber geben könnten, wer eine Infektion mit dem Coronavirus bereits durchgestanden hat oder dagegen geimpft ist.
Fakt ist: Bill Gates und seine Frau unterstützen über ihre Stiftung die Forschung an einem Corona-Impfstoff. So wie sie schon seit Jahren Impfstoffe auch gegen andere Krankheiten erforschen lassen. Zudem hat Gates große Summen an die Weltgesundheitsorganisation WHO gespendet. Die lebt aber ohnehin zuvörderst von Privatspenden.
Auch in Deutschland braucht man keinen Impfzwang zu fürchten. Niemand wird betäubt, gefesselt und dann gegen seinen Willen gepiekt. Eine Impfpflicht gegen das Corona-Virus steht (zunächst?) auch nicht zur Debatte –auch nicht Anfang 2021, obwohl es nunmehr Impfstoffe gibt.
Andere machen das neue 5G verantwortlich, auch, wenn man sich ein Leben ohne das Drahtlostelefonieren und -surfen kaum mehr vorstellen mag. 5G bedeutet bereits die fünfte Generation der drahtlosen Netzwerktechnologie. Diese wird in gewissen Kreisen für die Verbreitung des Corona-Virus verantwortlich gemacht. In Großbritannien wird sogar unter vielen Masten Feuer gelegt. Auch die Menschen in Wuhan sollen an der Strahlung von 5G erkrankt und gestorben sein, nicht aber am Virus. Wahlweise aktiviere die Strahlung das Virus auch erst. In Afrika gebe es keine Corona-Toten, so die Behauptung, weil es dort kein 5G-Netz gibt.
Die Theorie ist leicht zu entkräften: Die 5G-Technologie wird über Mobilfunkmasten durch Funkwellen übertragen. Diese sind aber nicht-ionisierend, sprich: sie schädigen nicht die DNA im Zellinneren des menschlichen Körpers.
Außerdem gilt mittlerweile als ziemlich gesichert, dass Sars-CoV-2 in Wuhan ausbrach. 5G allerdings wurde zuerst in Südkorea und in Teilen der USA aktiviert. Gerade einmal zehn Prozent von Wuhan sind zudem mit 5G ausgestattet! Und Corona-Tote, die gibt es mittlerweile leider auch zahlreich in Afrika zu beklagen.
Wenn die anderen Theorien bei näherem Hinsehen schon nicht greifen - kontrollieren am Ende finstere Mächte unsere Gedanken?
Auf Demonstrationen gegen Einschränkungen in der Corona-Krise tragen einige Teilnehmer eine aus Alufolie geformte Kugel an einem Band um den Hals oder am Revers, andere haben sich aus der Folie einen Hut gebastelt. Die Alukugel-Kette ist ein Verweis auf den sogenannten Aluhut. Der soll, so glauben manche Verschwörungstheoretiker, den Kopf des Trägers vor schädlicher Strahlung oder einer Kontrolle der Gedanken durch finstere Mächte schützen.
Was die Herrschaften offenbar nicht wissen: Selbst gestandene Neurologen befinden sich in Sachen Gedankenlesen noch im Anfangsstadium. Außerdem wäre die ganze Angelegenheit dann wohl doch ein wenig zu aufwendig: Man benötigt selbst dafür Hunderte Elektroden, die am Gehirn angeschlossen werden.
Im allgemeinen Sprachgebrauch ist der Aluhut längst zu einer abwertenden Bezeichnung für Verschwörungsgläubige geworden (38).
Beruhigend hier also festzuhalten: Die Verschwörungstheorien - alle haltlos.
Schlimm nur, dass zunehmend Prominente auf den Plan treten, die der Publicity wegen auf den Verschwörungszug aufspringen. Sie nutzen Ihren Promistatus, um die wirren Theorien zu unterstützen und die Bevölkerung aufzuwiegeln.
Traurig, dass dies (siehe Kapitel 07 – Vorbilder) mitunter durchaus zu gelingen scheint.
Viele Stars haben in den letzten Monaten mit Theorien rund um das Corona-Virus auf sich aufmerksam gemacht, haben sich als Unterstützer von Verschwörungstheorien geoutet oder verbreiten selbst krude Thesen im Netz
Schlagersänger Michael Wendler wirft der Regierung vor, mit den Corona-Regelungen gegen die Verfassung zu verstoßen. Außerdem beschuldigt er diverse Fernsehsender, insbesondere RTL, „gleichgeschaltet“ und „politisch gesteuert“ zu sein.
Der Rapper Fler verbreitet die Theorie der „Neuen Weltordnung“ über soziale Netze wie Telegram.
Der Messengerdienst Telegram dient auch Sänger Xavier Naidoo als Plattform, um verschiedenste Corona-Verschwörungstheorien zum Besten zu geben. Oftmals zweifelt er die Existenz des Virus an, außerdem behauptet er, die Regierung würde das Corona-Virus als Waffe gegen alte Menschen nutzen.
Mit der Lauteste unter den prominenten Verbreitern von Verschwörungstheorien ist Vegan-Koch Attila Hildmann. Er spricht über „Hochverrat am deutschen Volke“, erwartet ein „Ermächtigungsgesetz“ und ist prominenter Gast auf Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen, auf denen er auch schon einmal festgenommen wird.
Schauspieler Til Schweiger, zu Beginn der Pandemie noch ein Befürworter der Einschränkungen, hat sich mittlerweile dem Team „Naidoo/Hildmann“ angeschlossen.
Die ehemalige Tagesschausprecherin Eva Hermann verbreitet Thesen über eine bevorstehende Impfpflicht im Internet und meint, die Wahrheit werde in Zeiten wie diesen ziemlich verdunkelt (39).
Verschwörungstheoretiker wollen die Bevölkerung gezielt manipulieren.
Diesem Credo folgend, belassen sie es bisweilen nicht dabei, ihre abstrusen Theorien zu verbreiten, sondern propagieren bewusst Fake-News und -Videos.
Mit Blick auf manche dieser wirren Gestalten erklärt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einem Fernsehinterview im Mai 2020, «dass unter den Gesichtspunkten des Virusschutzes der vielleicht manchmal unbequeme und lästige Mundschutz empfehlenswerter ist als der Alu-Hut».
Die Antwort der Verschwörungstheoretiker lässt nicht lange auf sich warten: Im Netz kursiert schnell eine manipulativ zusammengeschnittene Sequenz des Auftritts zusammen mit dem grotesken Vorwurf, Steinmeier habe den Mundschutz nur für Fotografen und Kameraleute getragen (40).
Menschen werden manipulierbar, wenn man ihnen ausreichend und lange Zeit Angst macht. Umso wichtiger ist es in Zeiten wie diesen, sich umfassend und vor allem in seriösen Quellen bestmöglich über die Pandemie mit all‘ ihren Facetten zu informieren.
Denn so entzieht man denen, die die Krise für ihre üblen Machenschaften nutzen wollen, sowie gutgläubigen Opfern, die bereits darauf hereingefallen sind, den Nährboden für ihre abstrusen Theorien.