Kitabı oku: «Annehmen und Loslassen», sayfa 2

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Ich definiere das zu stark ausgeprägte Ich als Illusion einer Persönlichkeit, einer Persönlichkeit, die es in Wahrheit nicht gibt. Das zu stark ausgeprägte Ich entwickelt diese Illusion, indem es zum Beispiel Meinungen und Aussagen anderer Menschen als Realität ansieht. Jemand sagt mir, dass ich dumm bin. Das kann mein Ich kränken und aus der Balance bringen. Ich mache dann vielleicht Dinge, die helfen sollen, diese Illusion zu verändern. In dem Moment sehe ich also die vom zu stark ausgeprägten Ich erzeugte Illusion als Wahrheit an, was so nicht stimmt. Die darauf folgenden Handlungen bezüglich meiner Intelligenz sind dann von dieser nicht realen Illusion geprägt, ich versuche zum Beispiel, intelligent zu wirken oder zu sprechen.

Es können aber auch Aussagen oder Medienberichte sein, die nicht persönlich an mich gerichtet sind, die aber mein zu stark ausgeprägtes Ich trotzdem als persönlich auffasst und mit denen es sich verbindet. So ist es möglich, dass sich ganze Gesellschaftsgruppen im Kollektiv nach einer Illusion richten und ein allgemeines Fehlverhalten auslösen. Es ist, als wenn ein Schaf über die Klippe springt und alle springen hinterher.

Das passiert zum Beispiel bezüglich des Status- und Machtausdrucks in der Gesellschaft. Das zu stark ausgeprägte Ich identifiziert sich mit Dingen und Überzeugungen, die sich außerhalb meines Seins befinden. Meinen Status in der Gesellschaft, meine Macht, meine Erfolge, mein Aussehen, meine Kleider, mein Haus, mein Auto, meine Uhr und so weiter. Das sind alles Dinge, von denen ich fälschlicherweise glaube, dass sie mir gehören, meine Persönlichkeit stärken, und die mich aufgrund dieser Geisteshaltung teils auch egoistisch handeln lassen. Ich verbinde mich so stark mit dieser Illusion der Persönlichkeit, dass, wenn mir etwas davon genommen wird, mein zu stark ausgeprägtes Ich mit Wut, Verletztheit und sogar Existenzangst reagiert, weil es wahrhaftig in seiner Existenz bedroht wird. Es braucht diese Dinge, denn es richtet sich nach außen und identifiziert sich mit allem, was um es herum ist. Es sind zumeist Sachen, denen ein besonderer gesellschaftlicher Wert beigemessen wird, den sie in Wahrheit nicht haben. Hier ein Beispiel: Wenn uns gesagt wird, dass Salami in Kuhfladen besser gelagert werden kann, sie dadurch einen einmalig delikaten Geschmack bekommt und man dazu noch einen hohen Verkaufspreis ansetzt, dann finden sich sicherlich Menschen mit einem zu stark ausgeprägten Ich, die dafür einen hohen Preis bezahlen werden, nur um etwas besonders Wertvolles kaufen zu können, das unserem Ich das Gefühl von Macht und Reichtum vermittelt. Egal, wie die Salami in Wirklichkeit schmeckt.

Des Weiteren hat das zu stark ausgeprägte Ich noch einen anderen sehr guten Freund und Helfer herbeigerufen: das unbewusste Denken. In unserem Kopf schwirren ständig Gedanken hin und her, das zu stark ausgeprägte Ich sucht unaufhaltsam nach Möglichkeiten, um die Illusion seiner Existenz bestätigen zu können. Würden wir von selbst gedanklich zu Ruhe kommen, würden wir unser Sein erfahren. Das zu stark ausgeprägte Ich benützt also einen einfachen Trick, um uns von der bewussten Wahrnehmung des Moments und folglich vom Sein fernzuhalten.

Im Bewusstsein des Moments erkennen wir unser Sein und könnten so die Balance zu unserem Ich wiederherstellen und die zu starke Ausprägung auflösen. Doch der einfache Trick des zu stark ausgeprägten Ichs mit dem unbewussten Denken führt dazu, dass es uns ständig auf Zeitreisen schickt. Es lässt Gedanken aus der Vergangenheit und der Zukunft in unserem Kopf entstehen. Gedanken, die mit dem Moment nichts zu tun haben und dafür sorgen, dass uns der Moment nicht bewusst wird.

Wir sitzen auf einer Parkbank und denken an die Reinigungsarbeiten, die wir noch in der Wohnung machen sollten, anstatt die Umgebung bewusst wahrzunehmen und uns mit ihr zu verbinden. Was passiert im Moment um mich herum, wie riecht es? Was höre ich? Ich sehe die Schönheiten der Natur gar nicht mehr und nutze auch nicht den Moment, um mich von diesem zu nähren, weil ich mich in meinen Gedanken schon in der Zukunft befinde. Einer Zukunft, die nicht real ist, und die absolut nichts mit dem aktuellen Moment, mit der aktuellen Realität zu tun hat.

Lieber sollte ich gerade in dem Moment auf der Parkbank die Kraft der Natur tanken, sie aufnehmen und für die Zukunft speichern, sodass, wenn dann Zeit ist, die Reinigungsarbeit zu erledigen, ich auch die Kraft dazu habe. Es ist nicht falsch, anhand von Zukunftswünschen sein Leben positiv gestalten zu wollen, aber der Moment, in dem ich das tue, ist entscheidend, denn bewusste Wünsche haben viel mehr Kraft, Wirklichkeit zu werden.

Das Gleiche betrifft die Vergangenheit, die uns unser zu stark ausgeprägtes Ich immer wieder gedanklich vor Augen führt, und die es benutzt, um seine Existenz zu bestätigen. Wir erinnern uns ständig an Dinge, die nicht mehr real sind, an schöne oder weniger schöne Erlebnisse aus der Vergangenheit. Wir können uns tagelang damit beschäftigen, ohne dabei je die Macht zu erlangen, das Erlebte – und damit die Realität – zu verändern, was wir uns aber teils erhoffen. Im Gegenteil, wir lassen alte, im Moment nicht mehr reale Gefühle nochmals aufleben.

Wenn ich schwierige Situationen mit traurigen Emotionen erlebe, dann ist das eine reale Emotion im aktuellen Moment. Sobald ich aber Wochen später wieder daran denke und darüber weinen muss, dann sind das nicht reale Tränen, sondern durch unser Denken an die Vergangenheit verursachte Tränen. Das muss nicht immer schlecht sein, es kann helfen, Erlebtes zu verarbeiten. Wenn du das bewusst im Moment tust, hilft dir das bewusste Denken, das Ereignis anzunehmen und es dann wieder loszulassen. Aber ständig unbewusst daran zu denken, während du mit anderen Sachen beschäftigt bist, hilft weder der Verarbeitung noch der Sache, die du gerade erledigst. Außer du bist Schauspieler, dann kannst du bewusst an vergangene traurige Dinge denken, damit Filmtränen rollen.

Auch mit guten Erinnerungen können wir uns vom Moment ablenken. Wir erfahren ein für unser zu stark ausgeprägtes Ich sehr erfolgreiches Erlebnis, etwas, womit es sich richtig gut und in seiner Existenz bestätigt fühlt. Es versucht dann, diese Erinnerung immer wieder aufleben zu lassen und das Gefühl zu reproduzieren, so dass es uns sozusagen mitteilen kann: »Siehst du, ich bin ein gutes Ich. Ich schaue, dass du Erfolg hast, erinnere dich daran, was du alles Erfolgreiches dank mir erlebt hast.« Das zu stark ausgeprägte Ich nutzt also das ständige unbewusste Denken, um seine Existenz zu bestätigen. Beobachte, wie lange du konzentriert bei einer Sache sein kannst, ohne dass dich unbewusstes Denken aus dem aktuellen Moment ablenkt. Wir können ein Buch lesen, und während des Lesens streifen uns andere Gedanken, die uns vom Eigentlichen ablenken. Du bist am Telefon mit einer guten Freundin und nach ein paar Minuten stellst du fest, dass du mit deinem unbewussten Denken ganz woanders angelangt bist. Du hörst ihr gar nicht richtig zu, bist nicht bewusst im Gespräch. Du findest sicher noch viele weitere Beispiele, wie dich das unbewusste Denken immer wieder mit Gedanken bombardiert.

Das bewusste Denken unseres Verstandes hingegen ist eine wahre Gabe. Wir können so viel erschaffen und uns damit bewusst an der Schöpfung beteiligen. Jeder Gedanke ist Energie, und wenn er bewusst ausgeführt wird, dann hat er die Kraft, sich zu erschaffen. Der Gedanke an sich ist für unsere Wahrnehmung formlos, aber mit seiner Energie sind wir fähig, ihn in eine Form zu bringen und mit ihm etwas bewusst zu erschaffen. Wie anfangs schon geschrieben, leben wir bewusst im Moment, dann streuen wir den Samen unserer Zukunft. Blöd ist nur, dass wir auch bewusst schlecht denken können und dann auch Schlechtes erschaffen, das ist die Schattenseite der Gabe des Denkens! Durch den freien Willen, den wir uns mit dem Denken in einer gewissen Weise zusätzlich geschenkt haben, können wir aber selbst entscheiden, ob wir uns auf die Sonnen- oder die Schattenseite des Denkens begeben wollen. Niemand sonst hat es in der Hand, nur du kannst in jedem Moment entscheiden, auf welcher Seite du stehen willst. Also achte auf deine Gedanken, du erschaffst mit ihnen deine Zukunft!

Einen weiteren Versuch, seine Existenz zu bestätigen, unternimmt das zu stark ausgeprägte Ich indem es zum Beispiel materielle Dinge besitzen will. Das kann so weit gehen, dass einem materielle Beziehungen wichtiger werden, als die Beziehung zum Sein. Zum Beispiel, dass mein Auto mehr über mich als Person aussagt als mein Sein. Oft ist diese materielle Liebe nicht von langer Dauer, denn das zu stark ausgeprägte Ich sucht ständig nach neuen Dingen, mit denen es seine Existenz bestätigen kann, und so verlieren die Dinge, die wir schon haben, an Wert. Achte darauf, wie lange du dich an einer Sache, die außerhalb deiner Person ist, erfreuen kannst. Wenn du das erste Mal in dein neues Auto steigst, ist es doch ein super Gefühl. Beim zweiten Mal vielleicht auch noch. Aber wie ist es in drei Jahren? Warum haben wir nicht jedes Mal, wenn wir in unser Auto einsteigen, erneut ein super Gefühl? Es bringt uns doch immer von A nach B, und das ist der Grund, warum wir das Auto bewusst erschaffen haben.

Ich sage nicht, dass du kein schönes Auto fahren darfst, im Gegenteil. Wenn du dein Auto bewusst und mit bedingungsloser Liebe fährst, und du auch nach fünf Jahren noch immer Freudentränen in den Augen hast, wenn du den Motor startest, dann ist es nicht das zu stark ausgeprägte Ich, das du befriedigst, sondern es ist ein Ausdruck deiner wahren Persönlichkeit, die in Balance mit deinem Sein und deinem Ich steht, und das Sein nimmt die Verbundenheit zum Objekt der Schöpfung außerhalb von dir wahr. Dein Sein ist sozusagen von Gesetzes wegen mit allem verbunden, was ist, und dein harmonisches Ich hat die Fähigkeit erlangt, Emotionen wahrzunehmen und auszudrücken und sich so in Liebe mit allem zu verbinden. Das kann mit der ganzen Schöpfung geschehen – Einer Blume, einem Stein, einem Luftstrom, einem Bierdeckel …

Unser zu stark ausgeprägtes Ich möchte aber nicht nur materielle Dinge besitzen, es will auch andere Lebewesen besitzen. Seien es Tiere oder Menschen, Blumen oder Bäume. Es versucht dann, diese Lebewesen zu gewissen Lebensumständen zu zwingen, zu verändern und ihre Natur zu beeinflussen. Hunde werden gezüchtet, die kurze Beine, keinen Haarausfall und grüne Ohren haben, nur weil wir es so wollen. Oder wir verändern die Gene einzelner Gemüsesorten, nur damit diese danach besser auf den Salatteller passen. Was für eine Dummheit, wenn man sich bewusst macht, dass man sich damit langfristig selbst schadet. Und wisst ihr was, viele Menschen wissen, was sie damit anrichten, aber ihr zu stark ausgeprägtes Ich treibt sie ungeachtet weiter, denn ihm wird mehr Macht, Geld und Ruhm versprochen!

Das zu stark ausgeprägte Ich und das unbewusste Denken verursachen aber auch viel Leid, wir können uns dadurch wertlos, leer und verloren fühlen. Durch den ständigen Druck, die eigene Existenz zu bestätigen, die Macht und das Ansehen in der Gesellschaft halten zu können und genug Geld verdienen zu müssen, um sich die Dinge leisten zu können, die wiederum nur die Existenz bestätigen, können wir an psychischen Leiden erkranken, da wir die Balance verloren haben. Du musst wissen, du besitzt nicht den Besitz, der Besitz besitzt dich! Er bringt dich dazu, für ihn zu arbeiten, damit du ihn nicht verlierst.

Schauen wir uns noch an, was Handlungen unseres zu stark ausgeprägten Ichs im Kollektiv auslösen. Denn unsere Handlungen können andere Menschen anstecken, wie ein Virus. Das kann eine positive, aber auch eine negative Handlung sein, und auch hier kann im Kollektiv die Balance verloren gehen. Je mehr Menschen sich daran halten, umso mehr Energie entwickelt sich, und genau so entstehen Gruppenzwang oder Gesellschaftsdruck. Das »kollektive« zu stark ausgeprägte Ich hat damit eine ganze Reihe von Illusionen und Systemen erschaffen, die unsere Gesellschaft prägen. Das macht es umso schwieriger, das zu stark ausgeprägte Ich wahrzunehmen, vor allem wenn rund um einen herum beinahe die ganze Welt dieser Illusion folgt. Das zu stark ausgeprägte Ich fühlt sich dann ja »normal« an, weil rundherum alle anderen genauso handeln und wir uns gegenseitig in unseren Handlungen bestätigen.

Fangen wir noch einmal beim Schulsystem an. Glaube mir, ich habe wirklich nichts gegen die Schule, sie ist einfach ein gutes Beispiel, um darzustellen, wie unser kollektives Ich zu stark ausgeprägt wird. In den ersten Jahren der Schul- und Ausbildungszeit werden wir bereits darauf trainiert, besser zu sein als die anderen, anstatt die Talente jedes einzelnen Schülers zu fördern. Alles misst sich an einem übergeordneten Maßstab, obwohl wir alle von Natur aus unterschiedlich sind, eine eigene Persönlichkeit und eigene Talente besitzen. Wir stumpfen ab, die Talente werden oft unterdrückt, werden messbar in Klassen eingeteilt und in einen Wettbewerb eingeführt, in welchem das Ich sich ständig bestätigen muss. Dadurch leiden die persönliche Entwicklung und die der kreativen Schöpfung. Wir werden plötzlich nicht mehr bedingungslos geliebt, sondern müssen uns diese Liebe und Wertschätzung mittels eines Wettbewerbs und dessen Spielregeln verdienen. Auch wenn unsere Eltern sagen: »Egal wie gut du bist, wir lieben dich trotzdem!«, entwickelt sich das Ich bei den meisten Menschen aufgrund des Wettbewerbs in der Gesellschaft in eine Richtung, in der es versucht, dem System zu entsprechen, in der Hoffnung, irgendwann von ihm die bedingungslose Liebe zurückzuerhalten, die es doch aus der frühen Kindheit kennt.

Weil es diese Liebe aber nie vom System erhält, sucht sich das zu stark ausgeprägte Ich die Liebe anderswo. Es fängt an, sich mit Dingen, die dieses Manko an Liebe kompensieren sollen, zu verbinden, sie besitzen zu wollen. Es fängt an, sich mit materiellen Sachen zu identifizieren, es baut sozusagen für sich scheinbar echte Beziehungen zu ihnen auf und definiert sie als Teil seiner selbst. Es versucht dann, sie zu beschützen und als »mein« zu definieren, als einen Teil von meinem Ich. Das zu stark ausgeprägte Ich erschafft damit eine Illusion, eine nicht reale und nach außen gerichtete Persönlichkeit meines Ichs. Also, weil wir die Liebe zu unserem harmonischen Ich vermissen, versuchen wir, sie außerhalb zu finden, und erschaffen diese Illusion, sie in materiellen Dingen finden zu können.

Kurzfristig kann unserem zu stark ausgeprägten Ich etwas Materialistisches Freude bereiten, aber langfristig braucht es immer wieder etwas Neues, das uns in unserem Tun bestätigen soll. Dieses kollektive Fehlverhalten fördert unser Konsumverhalten und beeinflusst so das gesamte Wirtschafts- und Politsystem. Durch das Bedürfnis unseres zu stark ausgeprägten Ichs, sich ständig mit neuen materialistischen Dingen identifizieren zu wollen, halten wir das System weitgehend am Laufen und gehen mit unseren weltlichen Ressourcen leichtsinnig um. Trotz des Wissens, dass wir mit dem, was wir tun, der Erde und so unserem Leben schaden.

Achte einmal darauf, wie oft du in deinem Leben schon zu dir gesagt hast: »Okay, wenn ich das erreicht habe, dann bin ich am Ziel!« Und sobald du es erreicht hast, musstest du feststellen, dass du das Ziel doch noch nicht erreicht hast und wieder agierst, was dich ans – nächste – Ziel bringen soll. In Wahrheit bis du jedoch in jedem Moment schon dort angekommen, aber solange du dein Ziel außerhalb von dir und in der Zukunft suchst, wirst du die innere Ruhe nicht finden und weiter in der Zukunft das Ziel erwarten. Dein zu stark ausgeprägtes Ich hindert dich daran, die innere Ruhe zu finden, und schafft so viel Leid und seelische Schmerzen. Einerseits, weil wir uns selbst verloren haben und uns ständig in der Zukunft suchen, und andererseits, weil wir uns mit Dingen, die außerhalb von uns sind, emotional verbinden und wir, sobald sie uns genommen werden, ein Verlustgefühl empfinden. Das kann sowohl in Bezug auf Materielles passieren als auch in Bezug auf unsere Beziehungen. Mehr dazu später.

Indiz für unser zu stark ausgeprägtes kollektives Ich im System ist die Werbung in der Zeitung, im Internet oder in Fernsehen und Radio. Wir werden ständig aufgefordert, unser Ich zu befriedigen, indem wir neue Sachen und Träume kaufen sollen, die unser Ich noch glücklicher machen. Das ist meistens Werbung für Dinge, die wir in Tat und Wahrheit nicht brauchen, die aber unserem zu stark ausgeprägten Ich das Gefühl vermitteln, mit ihnen glücklicher zu werden. Unser selbst erschaffenes System will uns also auch hier in die Zukunft führen, weil es glaubt, dort das Glück zu finden.

Schauen wir uns die Nachrichten in unseren Medien an. Mindestens 90 Prozent der Nachrichten, okay, vielleicht auch nur 80 Prozent, aber sicher mehr als 60 Prozent, sind negative Berichte. Warum? Weil es sich für unser zu stark ausgeprägtes Ich einfach besser anfühlt, zu sehen und zu hören, dass das Leben anderer auch so seine Schattenseiten hat. Nicht nur diese Nachrichten zu hören, stärkt das zu stark ausgeprägte Ich unbewusst, sie zu verbreiten kann ebenso befriedigend sein. Wie anfangs beschrieben, reagiert das zu stark ausgeprägte Ich unter anderem gern mit Neid oder Eifersucht, und das kann unser zu stark ausgeprägtes Ich äußern, um sich zu stärken, anstatt mit Freude, Liebe und Anerkennung die gute Leistung anderer zu würdigen.

Da also unser zu stark ausgeprägtes Ich ständig von der Angst geplagt wird, nicht genug Anerkennung und Liebe zu erhalten, sucht es ständig neue Verbindungen, um diese Illusion des Ichs zu bestätigen. Eigentlich sollten wir Mitgefühl mit unserem zu stark ausgeprägten Ich haben, es hat so wenig Selbstvertrauen und wird mit seinem Verhalten nie ans Ziel kommen, im Gegenteil, sein Verhalten ist zerstörerisch. Oft ist es unbewusst, aber das schützt uns nicht davor, dass wir uns langfristig selbst zerstören und krank machen. Das ständige Suchen ist außerdem unglaublich anstrengend, immer wieder etwas finden zu müssen, was besser ist als das, was gerade ist, das ist gleichzeitig unrealistisch.

Das zu stark ausgeprägte Ich kann so weit gehen, dass Macht und Habgier das Leben prägt. Jemand verdient zum Beispiel mit ehrlicher und harter Arbeit hunderttausend Schweizer Franken im Jahr. Damit wäre unser harmonisches Ich sicher zufrieden und es würde auch gute Möglichkeiten finden, den Verdienst mit anderen Menschen teilen zu können, und das Geld sinnvoll zu verwenden. Aber das zu stark ausgeprägte Ich will mehr und fängt an, gierig zu werden. Es kann so weit gehen, dass dies auf Kosten anderer Menschen geschieht. Nicht nur auf Kosten der Gesellschaft, sondern auch auf Kosten unserer Erde und unserer Ressourcen. Es bringt nicht nur uns persönlich aus der Balance, sondern es bringt das ganze System und die ganze Erde aus der Balance. An dem Punkt sind wir leider schon angelangt, das Machtbedürfnis und die Habgier des zu stark ausgeprägten Ichs hat im Kollektiv viel Leid auf der Erde erschaffen. Ich glaube nicht, dass ich dazu weitere Beispiele aufzählen muss. Öffnet die Augen und schaut euch die Auswirkungen des kollektiven zu stark ausgeprägten Ichs selbst an.

Wenn also ein Großteil unseres Wirtschafts- und Gesellschaftssystems auf unserem zu stark ausgeprägten Ich aufgebaut ist, warum sagen wir dann nicht: »Okay, lasst uns das System ändern, die Politik soll neue Gesetze erlassen, dann löst sich das Problem von selbst!« Aber das funktioniert so nicht, denn jeder mit einem zu stark ausgeprägten Ich nährt und fördert unbewusst dieses bestehende System des kollektiven Ichs und deshalb können wir auch niemand anderen mit der Regulierung des Systems beauftragen als uns selbst. Ich habe früher oft gedacht: »Was will ich kleiner Mensch ausrichten, sollen doch die von der Politik schauen, dass die Dinge in Ordnung kommen.« Dieses faule Abschieben der Verantwortung ist falsch!

Heute weiß ich, dass ich mit einem harmonischen Ich meinen Beitrag dazu leiste, eine positive Veränderung einzuleiten. Wir können in jedem Moment der Schöpfer einer positiven Handlung sein; auch wenn sie noch so klein erscheint, ist sie doch sehr wirksam. Wenn jedes harmonische Ich ein weiteres harmonisches Ich durch seine positive Energie inspiriert, dann wird irgendwann das Gleichgewicht zwischen Fortschritt und Erhaltung der Ressourcen und Lebewesen auf unserem Planeten wieder hergestellt sein. Denn ein Fortschritt ist immer nur dann wirklich ein Fortschritt, wenn er uns langfristig nicht zurückwirft. Was bringt es, wenn wir im Moment den Bedarf an Strom mit Atomenergie abdecken, aber genau wissen, dass deren Abfall langfristig unseren Planeten und dadurch auch uns vernichtet? Wo ist da die Logik, über die unser Verstand ja eigentlich verfügen sollte? Wir sollten über unsere eigene menschliche Lebenszeit hinaus denken und unser Handeln dem Fortbestand dieses Planeten unterordnen, anstatt ihn um jeden für uns kurzfristig scheinbar positiven Effekt vernichten zu wollen. Diese Veränderung muss jeder von uns selbst vollziehen. Politik und Wirtschaft mit den dazugehörigen Gesetzen sind machtlos, eine Veränderung einzuleiten, solange wir selber diese mit unserem zu stark ausgeprägten Ich nähren.

Versteht mich nicht falsch, ich will das System nicht grundlegend verurteilen, es erleichtert immerhin unser Zusammenleben auf vielerlei Arten. Es ist nur die Zeit gekommen, in der wir lernen müssen, zu unterscheiden, wo wir es tatsächlich im System mit Fortschritt zu tun haben, der unser Zusammenleben erleichtern wird, und wo es dieses langfristig eher erschwert. Das können wir schaffen, indem wir zurück zu unserem Sein finden, unsere wahren Werte erkennen und anhand dieser das zu stark ausgeprägte Ich wieder harmonischer werden lassen. Dann werden wir erkennen, was wirklich unserem Bedürfnis entspricht.

Also noch einmal zusammengefasst, dies ist meine wichtigste Erkenntnis der ersten Seiten: Jeder Einzelne von uns hat es in seiner Hand, mit der Balance zwischen dem Sein und dem harmonischen Ich zum kollektiven Wissen und zum Fortschritt einen Beitrag zu leisten und unsere Erde langfristig als lebenswerten Planeten zu erhalten. Wir können niemandem dafür die Verantwortung übertragen, es fängt bei jedem von uns an. Die Wirtschaft, die Politik und alle dazugehörigen Gesetze können nichts bewirken, so lange wir nicht bei uns selbst anfangen, unser Verhalten und den Umgang mit unseren Ressourcen zu ändern. Denn wenn wir unser Verhalten ändern, dann ändert sich auch das System. Es hat nichts damit zu tun, dass wir uns einschränken müssen. Ein Leben, in dem das Sein und das Ich in Harmonie zueinander stehen, ist vollkommen, und sobald wir das Gleichgewicht wieder hergestellt haben, werden wir das erkennen.

Um unser Ich in Harmonie zu bringen, müssen wir unser Sein erkennen. Aber wo finden wir das Sein? Ganz einfach: im Moment! Wir erleben in der Realität nie die Vergangenheit und auch nie die Zukunft, sondern immer nur den aktuellen Moment, das ist die Zeit, in der wir schöpferisch tätig sein können und den Samen für die Zukunft säen.

So, genug gepredigt für den Moment. Ich bin mir nämlich bewusst, dass ich nicht der Einzige bin, der diese Erkenntnis auf seinem persönlichen Lebensweg gehabt hat und bereit ist, sein Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Einige haben sie schon gewonnen und viele werden sie noch haben. Ich stehe dazu, ich habe den Schritt gemacht und will in jedem Moment mein Bestes geben, um mit meinem Menschenleben einen sinnvollen Beitrag zur Schöpfung zu leisten. Ich bin mir sicher, dass mir das nicht in jedem Moment gelingen wird, aber ich werde es zumindest versuchen. Und, wie man so schön sagt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Ich versuche, mich nicht in den Gebüschen am Wegrand zu verstecken, und schaue nicht zu, wie die Selbstzerstörung an mir vorbeizieht!

Okay, ich geb’s zu, der theoretische Teil war doch etwas länger, als ich gedacht habe. Vielleicht klingt es auch nach: »Hey, lass uns die Erde retten!« Das wäre ja eine hervorragende Mission, aber vorher müssen wir uns selbst retten. Also, gehen wir zurück zu meiner Geschichte und wie ich mich retten musste.

Wie ich mein Ungleichgewicht aufbaute

Mit ungefähr 20 Jahren hatte ich mein Ich stark ausgeprägt. Ich empfand mich als richtig geilen Typen, hatte das Gefühl, alles im Griff und mich gut ins System integriert zu haben. Im Großen und Ganzen war ich ein nützlicher Teil der Gesellschaft, der versucht hat, die materiellen Werte und Ansichten der Gesellschaft zu repräsentieren. Ein guter Job, ein schönes Auto, eine teure Uhr und vieles mehr, mit dem sich mein Ich stark und mächtig gegen außen präsentieren konnte. Mein Ich war so stark, dass ich oft egoistisch handelte und viele Menschen in meinem nahen Umfeld damit verletzte.

Ab und zu zeigte sich mein Sein, ich nahm es nur unbewusst wahr, bekam aber in diesen Situationen das Gefühl, aus der Illusion ausbrechen zu wollen. Ich wollte mich in diesen Momenten vom ständigen Druck meines zu stark ausgeprägten Ichs befreien, immer die Dinge tun zu müssen, die meinen Status in der Gesellschaft festigten. In solchen Situationen empfand ich einen regelrechten Befreiungsdrang, als ob ein innerer Kampf zwischen meinem Sein und dem Ich stattfinden würde. Ich wollte aus diesem Kreislauf ausbrechen. Leider nützte ich diese Befreiungsversuche nicht, um mein Sein bewusst wahrzunehmen und mir klarzumachen, dass ich mich von diesen materialistischen Dingen abhängig machen ließ, sondern ich versuchte, mich mittels Alkohol oder anderer bewusstseinsverändernder Substanzen vom Kreislauf zu lösen und das zu stark ausgeprägte Ich zu narkotisieren.

Der Rausch gab mir zwar kurzfristig das Gefühl des eigenen Denkens, des freien Agierens, und das Gefühl, dem Kreislauf Widerstand bieten zu können, aber immer nur für ganz kurze Zeit, nämlich während des Rausches. Sobald ich wieder nüchtern war, fing das Spiel von vorn an und langsam entwickelte ich sozusagen einen neuen Rhythmus, eine Art Belohnungsrhythmus. Ich versuchte, mich an den Arbeitstagen bestmöglich dem System zu unterstellen, mein Bestes zu geben und der materialistischen Gesellschaft meinen Betrag zu leisten. Als Belohnung machte ich mich dafür an meinen freien Tagen frei oder besser gesagt, ich dröhnte mich zu. Durch den Alkohol oder die anderen Spaßmacher hatte sich mein Bewusstsein leider nur kurzfristig erweitert. So konnte ich für kurze Momente aus diesem Rhythmus ausbrechen und mir geistige Ruhe geben, etwas, was mir mein stark ausgeprägtes Ich im nüchternen Zustand nur selten gegönnt hat. Kurz zur Erinnerung: Das stark ausgeprägte Ich schickt uns mittels des unbewussten Denkens immer wieder auf Zeitreisen in Situationen aus der Vergangenheit oder in Projektionen in die Zukunft und verhindert so, dass wir durch den Moment zum Sein finden.

Okay, ich muss zugeben, oft dachte ich im Moment des Rausches, ich hätte den Schlüssel zum Leben gefunden, und es konnte auch sein, dass wir alle, die sich zeitgleich in diesem Zustand befanden, so dachten. Wir hatten die Lösungen für beinahe jedes Problem parat und diskutierten auch ausgiebig darüber. Aber kaum war der Rausch vorbei, wussten wir nicht mehr so genau, wie die Lösung war, über die wir soeben gesprochen hatten. Eines muss ich zum Schutz meiner Freunde hier erwähnen: Das klingt alles ein bisschen wilder, als es in Wirklichkeit war. Wir haben ein paar Sachen ausprobiert, wie das viele junge Menschen tun, aber keiner von uns war jemals süchtig nach etwas oder hat sein Leben dadurch zerstört. Wir kamen alle immer unseren Verpflichtungen nach. Es waren einfach geistreiche Erfahrungen ohne langfristige negative Folgen.

Aber zurück zu mir. Ich war mir meines Seins also weder im nüchternen noch im berauschten Zustand bewusst, daher fand ich keine wirkliche Ruhe und habe über längere Zeit zu viel gearbeitet, wilde Partys gefeiert und mir keine Erholung gegönnt, damit ich meinen Status in der materialistischen Gesellschaft aufrechterhalten konnte. Mein Körper gab mir in der Zeit verschiedenste Zeichen, aber mein zu stark ausgeprägtes Ich war stärker und trieb mich immer weiter an, diesen geilen Typen zu verkörpern, der ich in Wahrheit nie war.

Es kam der Tag, an dem mein Körper mich definitiv merken ließ, dass es so nicht mehr weitergehen konnte. Ich hatte Fieberschübe und fühlte mich schwach, konnte mich kaum noch konzentrieren und brauchte täglich mehr als zwölf Stunden Schlaf, um überhaupt aufstehen zu können. Ich ging zum Arzt, aber bei einer ersten Untersuchung konnte nichts festgestellt werden. Die Situation verschlimmerte sich jedoch, ich wachte eines Nachts auf und hatte Herzrasen und Todesangst.

Eine erneute Untersuchung ergab, dass ich am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt war. Das ist eine Viruserkrankung, die häufig bei einem geschwächten Immunsystem ausbricht, das ich mit meinem Lebensstil definitiv hatte. Wir können die Erreger jahrelang in uns tragen, aber erst wenn das Immunsystem nicht mehr genug Widerstandskraft hat, bricht die Krankheit aus. Der Verlauf der Krankheit ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Bei mir verlief er sehr lang anhaltend, viele Organe wurden dabei geschwächt und ich war insgesamt über zwei Jahre nicht mehr richtig leistungsfähig.

Wenn man vorher alles machen konnte, was man wollte, und das Ich immer befriedigt wurde, ist so ein Zustand für ein stark ausgeprägtes Ich wie ein Schock. Es erhält plötzlich nicht mehr die volle Aufmerksamkeit, und weil ich meine Aufgaben in der Gesellschaft nicht mehr hundertprozentig erfüllen konnte, bekam mein Ich auch keine entsprechenden Bestätigungen. Bald folgten daher neben den physischen Schwächen auch psychische Symptome, wegen des großen Durcheinanders machte mir das vegetative Nervensystem dann auch noch Probleme. Ich verlor mein Selbstvertrauen und die Sicherheit in meinen Körper und meiner Person. Einerseits wegen der Symptome der Krankheit und anderseits, weil ich die erhoffte Bestätigung und Liebe der Gesellschaft nicht mehr erhielt, weil ich ja kein nützlicher Teil mehr von ihr war. Daher lösten sich Teile meiner durch das Ich erzeugten Illusion infolge der Krankheit auf. Dinge, die mein zu stark ausgeprägtes Ich bestätigten, waren plötzlich weg, und so auch das Ich, wie ich es kannte. Ich stand vor einer Leere, wusste nicht mehr, wer ich wirklich war. Ich nenne das mal einen sogenannten Teilverlust meiner Persönlichkeit, die ja in Wirklichkeit nicht ganz real war. Daher war das Ereignis eigentlich etwas sehr Positives, es war der Auslöser für den Weg zurück zum Sein. Das konnte ich damals jedoch nicht wahrnehmen, weil das Leiden über den Verlust meiner Illusion größer war als die Freude, die ich eigentlich darüber hätte entwickeln sollen, weil ich mich gezwungenermaßen von einem Teil meines zu stark ausgeprägten Ichs lösen musste.

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