Kitabı oku: «Juma», sayfa 2

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Anders ausgedrückt, erst wenn Verstand und Gefühl, Verstand und Liebe zusammen kommen, ist der Mensch vollkommen; der Mensch braucht also unbedingt ein Gegenüber zu seiner Vollkommenheit, ich und du sind zwei unterschiedliche Wesen und doch bilden sie eine Einheit; der Gott Vater braucht den Gott Sohn, da sonst seine Liebe nicht manifest werden kann. Erst durch die Verbindung von Vater und Sohn, von Verstand und Liebe, von Ich und Du entsteht der Geist, der dem Menschen als ewige Wahrheit inne wohnt.

Der Geist ist also nichts anderes als die Liebe zwischen den beiden Personen, aber da er für den Menschen als Person nur schwer zu begreifen ist, musste unbedingt noch eine weitere Person hinzukommen, nämlich die Mutter Gottes. Die Trinität von Vater, Sohn und Heiliger Geist ist also in Wahrheit eine Quaternität von Vater, Mutter, Sohn und Heiliger Geist, eine Vierfaltigkeit oder auch eine Quadrophonie. Erst durch das weibliche Element kann die Liebe vollkommen werden, nur die Sexualfeindlichkeit der Kirche verhindert eine Liebesbeziehung zwischen Vater und Mutter, aus der der Sohn als Inkarnation der Liebe hervorgeht.

Im Gebet schließlich hat der Mensch die Möglichkeit, sich selbst als einem anderen Wesen gegenüber zu treten, sich selbst mit Du anzureden und in dem Gefühl, dass es für ihn keine Grenzen gibt, seine tiefsten und innigsten Wünsche auszusprechen und darauf zu vertrauen, dass sie tatsächlich Realität werden können, sei dies auch noch so unwahrscheinlich. Außerdem ist er nicht mehr mit seinem Leid alleine, sondern er kann es mit seinem Gegenüber teilen und so das Gefühl bekommen, dass ihm dieses Leid abgenommen wird, dabei spielt es überhaupt keine Rolle, dass es sich im Grunde um ein Selbstgespräch handelt. Im Gebet verschließt der Mensch sich aller Außenwirkung auf ihn und er konzentriert sich voll umfänglich auf sein eigentliches, vollkommenes Wesen.

Im Christentum sind Geist und Natur, Körper und Seele, Individuum und Kollektiv nicht mehr voneinander getrennt, sie bilden eine Einheit, eben die göttliche Vollkommenheit des Menschen, des unsterblichen Menschen oder wie Feuerbach es formuliert: ‚Der Glaube an die Unsterblichkeit des Menschen ist der Glaube an die Göttlichkeit des Menschen‘. Wenn der Mensch nicht unsterblich ist, dann existiert auch kein Gott, denn Gott ist letztlich nichts anderes als ein von allen Unvollkommenheiten befreiter Mensch. In der Religion geht es um die absolute Freiheit des Menschen, eine Freiheit, die von allen Einschränkungen durch die Natur befreit ist.

Der Traum des Menschen von der Glückseligkeit verwirklicht sich in der Religion, der Mensch projiziert seine Vorstellungen auf ein anderes Wesen, das ihm folglich als Erlöser erscheint, denn hier begegnet er sich als das Wesen, das er sein möchte, er sieht seine idealisierte, ewig existierende Persönlichkeit, an der er seine Wirklichkeit messen kann und die ihm als Sinn und Zweck seines Lebens erscheint. Letztlich kann der Mensch den Sinn seines Lebens also nur in sich selbst, in seinem Innersten finden, in dem er noch nicht von sich selbst entfremdet ist.

Deshalb ist die Liebe auch nicht an das Christentum gebunden, sondern sie ist universell, die wahre Liebe bezieht sich immer auf die Gattung Mensch, auf die gesamte Menschheit und ist deshalb vollkommen unabhängig von jeglicher Religion; sobald sie mit einer Religion in Verbindung gebracht wird, ist sie auch immer an den Glauben gebunden und führt dann zu Gräueltaten, wie sie das Christentum und der Islam über die ganze Welt verbreitet haben.

Der Mensch erlangt erst seine göttliche Bestimmung, wenn er eins wird mit der Liebe, mit der grenzenlosen Liebe. Der Mensch ist erst heil, er ist erst heilig, wenn er mit der Liebe eins wird, wenn die Liebe zum Menschen zu seinem wahren Wesen wird, in dem er den Sinn und Zweck seines Lebens findet, all dies hat Feuerbach zusammen gefasst in dem einen Satz: ‚Homo homini Deus est‘.

So wie mein Freund Ludwig die Religion und speziell das Christentum entlarvt hat, so habe ich das ökonomische und das politische System unserer Zeit entlarvt, was es in Wirklichkeit ist, nämlich nichts anderes als die Ausbeutung des Menschen.“

„Mein lieber Herr Marx, ich danke Ihnen ganz herzlich für diese wunderbare Therapiestunde, ich durfte mal wieder außerordentlich viel von Ihnen lernen und dabei auch noch viel Geld verdienen. Leider müssen wir nun eine dreiwöchige Pause machen, da ich zu einem Kongress nach Amerika fahre und anschließend noch vierzehn Tage Urlaub machen möchte. Aber Sie brauchen in dieser Zeit natürlich nicht untätig sein, ich gebe Ihnen mal wieder eine Hausaufgabe. Kennen Sie Arthur Schopenhauer?“

„Ich bitte Sie, Arthur ist mein Freund, wir haben schon viele Diskussionen miteinander geführt, er ist für mich einer der größten Philosophen mit einem unglaublichen Wissen.“

„Na, fantastisch, lesen Sie doch bitte das vierte Buch aus seinem Werk ‚Die Welt als Wille und Vorstellung‘, darüber können wir dann in drei Wochen reden. Ich wünsche Ihnen einen guten Heimflug.“

„Ich verstehe, Sie wollen unsere Kontemplation über Erkenntnis und Liebe noch weiter ausbauen. Es ist mir bekannt, dass mein Freund Arthur die Upanishaden über alles geliebt hat, er hat wiederholt zu mir gesagt, dass sein ganzes Werk ohne Plato, Kant und die Oupnekhat, wie er die Upanishaden nannte, niemals entstanden wäre. Interessant ist ja hier schon sein Leitwort: ‚Tempore quo cognitio simul advenit, amor e medio supersurrexit.‘. Ich würde den Satz folgendermaßen übersetzen: Sobald die Erkenntnis entsteht, entwickelt sich aus ihrer Mitte heraus die Liebe.

Andere haben es übersetzt mit: ‚Zur Zeit, da die Erkenntnis sich einstellte, hob sich die Begierde von dannen‘. Ich halte diese Übersetzung für vollkommenen Unsinn, es geht nicht um die Begierde, sondern um die Liebe, bei diesen Übersetzern hat sich wahrscheinlich mal wieder die kirchliche Sexualfeindlichkeit durchgesetzt oder sie haben sich zu sehr an der buddhistischen Lehre orientiert, deren Ziel es ja gerade ist, die Anhaftung an diese Welt durch die Aufhebung aller Begierden auszulöschen. Ganz in dem Sinne Feuerbachs hat Schopenhauer sich in einem Manuskript notiert: ‚Tat-twam-asi‘. Das bist Du! Das Absolute ist mit dir wesensgleich. Erinnern Sie sich, was Feuerbach gesagt hat, homo homini deus est. Das ist ja doch genau dasselbe, es geht um die Identität von Gott, dem Menschen und die Liebe.

Nun, mein lieber Jung, ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrem Kongress und erholen Sie sich von mir in Ihrem Urlaub. Bis in drei Wochen.“

Ranke-Heinemann

Augustinus von Hippo hatte seinem Therapeuten verschwiegen, dass er von Zürich zunächst nach Marburg zu einem Streitgespräch mit der Theologin Uta Ranke-Heinemann fahren würde. Eigentlich war es unter seiner Würde, mit einer Frau über geistige Angelegenheiten zu diskutieren und es war ihm auch unbegreiflich, wie eine Frau sich jemals hatte habilitieren können und dann auch noch als Theologieprofessorin. Andererseits hatte er von ihr schon so groteske Aussagen gehört, dass er es als seine Pflicht empfand, diesen Unsinn einfach mal richtig zu stellen.

Augustinus übernachtete am Marktplatz in dem Hotel ‚Zur Sonne‘ ganz in der Nähe der theologischen Fakultät der Philipps-Universität, wo am nächsten Tag das Streitgespräch zwischen ihm und dieser Frau vor den Honoratioren der Universität, zahlreichen Bischöfen und Kardinälen aus verschiedenen Ländern, sowie dem Nuntius des Papstes stattfinden sollte. Er war sich zwar absolut sicher, dass diese Frau ihm argumentativ unterlegen sein würde, aber es könnte ja nicht schaden, falls der Nuntius sie und ihre Ansichten gegebenenfalls dem Papst meldete, damit dieser geeignete Maßnahmen ergreifen konnte, um die weitere Verbreitung ihrer Irrlehren zu verhindern.

Augustinus hatte außerdem erfahren, dass diese Marburger Universität für ihren revolutionären Geist bekannt war, so sollte sich unter den Gästen auch ein gewisser mit Ranke-Heinemann befreundeter Rudolf Bultmann, Theologieprofessor für Neues Testament, befinden, der so unsinnige Thesen von der Entmythologisierung verbreitete, dass man hier nur noch von Blasphemie sprechen konnte. Außerdem sollte sich unter den geladenen Professoren auch Wolfgang Abendroth befinden, der ihm bekannt war als ein ehemaliger Zuchthäusler und der wegen seiner sozialistischen Gesinnung außerordentlich umstritten war.

Die Nacht verlief für Augustinus sehr unruhig, er war wohl doch nervöser als er gedacht hatte, außerdem wurde er immer wieder von dem Krächzen eines Metallgockels, der sich auf dem Dach des gegenüber liegenden Rathauses befand, in seinem Schlaf gestört, sodass er froh war, als die Nacht endlich vorüber war. Da das Streitgespräch erst am Nachmittag stattfinden sollte, hatte er noch den ganzen Vormittag zu seiner freien Verfügung.

Zunächst einmal ging er über die Marktstraße und die Schlosstreppe hinauf zum Landgrafenschloss Marburg, das im elften Jahrhundert errichtet worden war. Von dort hatte er einen wunderbaren Ausblick über die Stadt. Lediglich störten ihn die vielen Touristen, die sich dort herumtrieben. Offensichtlich hatten viele Studenten sich an diesem Tag vorgenommen, ihren Eltern die Stadt zu präsentieren.

Im Vordergrund befand sich die Lutherkirche, auch Marienkirche genannt, mit ihrem weithin sichtbaren schiefen Turm. der wohl durch die Einwirkung von Wind und Wetter seine Form erhalten hatte. Unfreiwilliger weise wurde Augustinus durch den Vortrag eines Studenten auch noch darüber aufgeklärt, dass dieser Turm sich angeblich von selbst wieder aufrichten würde, sobald die erste Studentin Marburg als Jungfrau verlässt. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was diese Aussage über das unmoralische und gottlose Leben der Studenten implizierte.

Vom Marburger Schloss ging Augustinus wieder zurück zum Marktplatz und von dort zum Gebäude der Theologischen Fakultät, die sich zwischen Lahntor und Reitgasse befand. Er wollte das Gebäude besichtigen, damit er sich dort am Nachmittag besser zurecht finden würde. Anschließend ging er über die Wettergasse und den Steinweg zu der berühmten Elisabethkirche, die zu Ehren der heiligen Elisabeth von Thüringen über deren Grabmal errichtet worden war, um eine Weile in Gebet und stiller Meditation zu verharren und sich spirituell auf den Nachmittag vorzubereiten.

Nach seiner Meditation machte Augustinus sich auf den Weg zum Restaurant Dammühle in Wehrshausen, von dem er gehört hatte, dass man dort sehr gut speisen und bei schönem Wetter auch draußen sitzen könnte. Über den Marktplatz, das Barfüßertor und den Rotenberg brauchte er dann doch eine gute Stunde bis zur Dammühle, sodass er sich nach der Anstrengung auf ein gutes Essen mit einem Glas Wein freute.

Nach dem Essen war die Zeit so weit vorangeschritten, dass er sich gezwungen sah, sich ein Taxi bestellen zu lassen, damit er sich vor dem Streitgespräch noch in seinem Hotel frisch machen konnte. Nachdem er sich umgezogen hatte, ging er zur Theologischen Fakultät, wo er schon an der Tür von dem Rektor der Universität empfangen wurde; der Rektor teilte ihm mit, dass Frau Ranke-Heinemann auch schon anwesend sei und dass sie sich gleich in die Aula begeben könnten. Als er die Aula betrat und nach vorne ging, wurde er von einem riesigen Applaus überrascht, damit hatte er wirklich nicht gerechnet, dass er hier eine so große Unterstützung finden würde.

Er begrüßte Frau Ranke-Heinemann und ganz besonders herzlich den Nuntius des Vatikans, der ihm seine besondere Verehrung mitteilte und dass seine Lehren vom Papst hoch geschätzt würden; außerdem versicherte er ihm, dass er die Äußerungen von Frau Ranke-Heinemann sehr genau registrieren und dass man gegebenenfalls in der Inquisitionsbehörde darüber beraten würde.

Pünktlich um sechzehn Uhr ging der Rektor ans Rednerpult, um die Gäste und die Zuhörer zu begrüßen, doch er hatte noch keine drei Worte gesprochen, als die Tür der Aula aufgerissen wurde und eine Horde von etwa einhundert Studentinnen und Studenten laut grölend in die Aula einzog, und als sie vorne angekommen waren, entrollten sie ein großes Transparent mit der Aufschrift:

„Unter den Talaren der Muff von tausend Jahren!“

Nachdem sie alle gemeinsam diesen Slogan ein Dutzend Mal skandiert hatten, ging ihr Rädelsführer ans Mikrofon und er forderte den Rektor auf, diese Veranstaltung zu beenden, damit sie mit den anwesenden Professoren über eine Demokratisierung von Forschung, Wissenschaft und Lehre unter Beteiligung der Studenten diskutieren könnten. Natürlich ging der Rektor nicht darauf ein, stattdessen forderte er die Studenten auf, die Aula sofort wieder zu verlassen, da er sich sonst genötigt sähe, die Polizei zu rufen. Die Zuhörer befürchteten schon das Schlimmste, als es zu einer Rangelei zwischen dem Rektor und dem Rädelsführer der Studenten kam, doch als der ebenfalls anwesende Professor Abendroth nach vorne gegangen war und dem Rädelsführer etwas ins Ohr geflüstert hatte, ließ dieser vom Rektor ab und verließ mit seinen Kommilitonen die Aula, erneut ihren Slogan lauthals skandierend.

Nach dieser unerfreulichen Unterbrechung konnte die Veranstaltung nun endlich beginnen; erneut ging der Rektor ans Rednerpult und hielt seine Eröffnungsrede:

„Sehr geehrter Herr Nuntius Clever, liebe Frau Ranke-Heinemann, lieber Herr Augustinus von Hippo, meine Damen und Herren Professoren, ich begrüße Sie ganz herzlich zu unserer heutigen Podiumsdiskussion, in der Frau Ranke-Heinemann und Herr Augustinus über verschiedene strittige Themen, vor allem über Sexualität und die Rolle der Frau in der Kirche diskutieren wollen.

Frau Ranke-Heinemann wurde 1927 in Essen als Tochter von Gustav Heinemann und seiner Frau Hilda geboren, bereits 1944 kam sie das erste Mal zu uns hier nach Marburg, wo sie zeitweise zur Schule ging. Sie wohnte damals bei dem verehrten Professor Rudolf Bultmann, von dem sie in der griechischen Sprache unterrichtet wurde. Nach dem Krieg machte sie dann 1947 am Burggymnasium in Essen als erste weibliche Abiturientin das Abitur. Anschließend studierte sie zunächst evangelische und nach ihrem Konfessionswechsel katholische Theologie. In München war sie die Kommilitonin von Joseph Ratzinger. 1954 wurde Frau Ranke-Heinemann promoviert und 1969 habilitierte sie bei Karl Rahner als erste Frau der Welt in katholischer Theologie und wurde daraufhin im Januar 1970 zur Professorin ernannt. Doch bereits 1987 wurde ihr von dem Essener Bischof Franz Hengsbach die Lehrbefugnis entzogen, woraufhin sie noch im selben Jahr einen kirchenunabhängigen Lehrstuhl erhielt.

Herr Augustinus von Hippo wurde 354 in Tagaste geboren, wo er auch zur Schule ging. Im Grunde genommen brauche ich Ihnen Augustinus überhaupt nicht vorzustellen, denn er ist bis heute der bedeutendste Kirchenlehrer unserer Zeit. Wichtig scheint mir jedoch zu sein, einige Ereignisse zu erwähnen, die vielen vielleicht unbekannt sind, weil sie bei dem Namen Augustinus immer an einen Heiligen denken. Doch vor seinem Bekehrungserlebnis war sein Leben alles andere als heilig, so schloss er sich zum Beispiel zeitweise einer Jugendbande an und bereits im jugendlichen Alter von siebzehn Jahren ging er eine uneheliche Beziehung mit einer Frau namens Floria Aemilia ein, mit der er bereits im darauf folgenden Jahr einen unehelichen Sohn namens Adeotatus bekam.

Diese unheilige Beziehung hielt immerhin fünfzehn Jahre lang, bis seine Mutter, die ihn sein Leben lang begleitete und mit der ihn eine sehr enge Beziehung verband, dafür sorgte, dass diese Frau gezwungen wurde, Augustinus zu verlassen, während sein Sohn bei ihm blieb. Dieser Zustand war für Augustinus jedoch so unerträglich, dass er schon nach kurzer Zeit eine sexuelle Beziehung zu einer anderen Frau aufnahm. Sein Lebenswandel änderte sich erst nach seinem Bekehrungserlebnis, das ihnen allen bekannt sein dürfte, ich sage nur: ‚Tolle, lege!‘

Liebe Frau Ranke-Heinemann, sehr verehrter Herr Augustinus, ich darf sie bitten, hier vorne Platz zunehmen und den Disput mit einem Statement zu beginnen.

Ranke-Heinemann: „Meine Damen und Herren, wie Sie bereits gerade gehört haben, gehört Augustinus seit über tausendfünfhundert Jahren zu den bedeutendsten Kirchenlehrern. Vor allem die Dogmatik der Sexualethik der katholischen Kirche wird bis zum heutigen Tage von seiner Lehre bestimmt. Ich möchte Ihnen nun zeigen, dass Augustinus dafür verantwortlich ist, dass viele Menschen, vor allem viele Frauen aufgrund dieser grausamen Dogmatik, die der Tod jeglicher Liebe ist, gezwungen werden, die Hölle auf Erden zu erleben.

Wer, meine Damen und Herren, wäre jemals auf die Idee gekommen, sich mit der Frage zu beschäftigen, ob Adam und Eva auch im Paradies schon Geschlechtsverkehr miteinander hatten, außer Augustinus natürlich. Wer, meine Damen und Herren, wäre jemals auf die Idee gekommen, zwischen fleischlicher und geistiger Liebe zu unterscheiden und dann zu behaupten, dass im Paradies die Kinder ausschließlich durch geistige Liebe, also ohne Geschlechtsverkehr gezeugt wurden, außer Augustinus natürlich.

Damit jedoch noch nicht genug, plötzlich stellt Augustinus fest, dass er damit im Widerspruch steht zu der Aussage, dass die Frau dem Mann zur Hilfe gegeben wurde und da es für ihn vollkommen unvorstellbar ist, dass sie ihm eine Hilfe in geistigen Dingen sein soll, muss sie jetzt doch wieder zur geschlechtlichen Zeugung herhalten.

Augustinus wäre nicht der Neurotiker und Sexualphobiker als den ich ihn kenne, wenn er nicht auch dafür eine Lösung gefunden hätte. Jetzt ist es plötzlich nicht mehr der sexuelle Akt an sich, den Augustinus verurteilt, sondern die damit verbundene Lust und Begierde. Also behauptet er nun, dass im Paradies der geschlechtliche Verkehr vollkommen frei von sexueller Erregung gewesen sei, da der Mann im Paradies sein Glied genauso wie alle anderen Glieder mit dem Willen bewegen konnte, erst nach dem Sündenfall sei die fleischliche Begierde entstanden. Wörtlich schreibt Augustinus: ‚Ohne den verführerischen Anreiz der Begierde, mit voller Ruhe des Geistes und des Leibes hätte sich der Gatte in den Schoß der Gattin ergossen‘. Das ist für Augustinus nun das sündenfreie Ficken. (Unruhe und Empörung unter den Zuhörern)

Damit hat Augustinus den doppelten Sündenfall erklärt, wegen seines Ungehorsams gegenüber Gott wurde der Mensch aus dem Paradies vertrieben und als weitere Strafe versagte sein Glied ihm den Gehorsam, sodass Lust und Begierde die Voraussetzungen für den Zeugungsakt wurden. Und simsalabim war die Erbsünde entstanden: durch den lustvollen Geschlechtsakt wurde die Sünde auf jede neue Generation übertragen, mit anderen Worten, aus dem Hodensack des Mannes dringt die Sünde durch den Schwanz in die Gebärmutter ein und erzeugt dort ein neues sündhaftes Leben. (erneute Unruhe unter den Zuhörern)

Das ist also der Grund für das Dogma der Jungfrauengeburt, Jesus konnte nur frei von der Erbsünde sein, wenn er nicht mit dem sündigen Samen des Mannes in Berührung gekommen war, wenn er nicht durch einen lustvollen Geschlechtsakt entstanden war,. wie Augustinus schreibt: ‚Ohne alle fleischliche Lust wurde Christus gezeugt und empfangen und blieb darum auch von jeglicher Befleckung durch die Erbsünde frei‘.

Damit bin ich bei dem nächsten unseligen Kapitel unserer Kirchengeschichte, das vor allem von Augustinus aufgeschlagen wurde, nämlich die Verdammnis der ungetauften Kinder. Da ein Kind, das vor der Taufe stirbt, direkt in den Limbus infantium, also in die Vorhölle kommt, bestand die Kirche darauf, dass, falls während einer Geburt Gefahr für das Leben des Kindes bestand, das Kind unbedingt noch rechtzeitig vor dem Tod getauft werden musste, indem die Hebamme ein Klistier in die Vagina einführte und das Ungeborene mit Weihwasser bespritzte. Genauso grausam war es, dass tote schwangere Frauen beim Trauergottesdienst nicht in der Kirche aufgebahrt werden durften und dass vor ihrem Begräbnis das tote ungetaufte Kind aus ihrer Gebärmutter herausgeschnitten und außerhalb des geweihten Friedhofs begraben werden musste.

Während Augustinus in der Zeit, in der er ein Anhänger des Manichäismus war, die Zeugung als Teufelsakt ablehnte, die Geburt seines Sohnes war nur darauf zurückzuführen, dass er nicht die fruchtbaren Tage der Frau kannte, aber den lustvollen Geschlechtsakt bejahte, machte er nach seiner Bekehrung eine Wende um einhundert und achtzig Grad und verabscheute nun die Lust und die Begierde und verlangte jetzt, dass der Geschlechtsakt ausschließlich zur Zeugung von Kindern durchgeführt werden durfte, wodurch er für viele, sehr viele Generationen ein moralisches Elend verursachte, indem er nun den Geschlechtsakt, der ohne einen Zeugungswunsch durchgeführt wurde, aufs schärfste verurteilte und Ehemänner als schändliche Liebhaber, Ehefrauen als Huren, Hochzeitsbetten als Bordelle und Schwiegerväter als Zuhälter bezeichnete.

Es ist nun sehr fatal, dass Augustinus von Schuld spricht, falls der Geschlechtsverkehr nicht zum Zwecke der Zeugung durchgeführt wird, aber da ihm wahrscheinlich, nicht zuletzt wegen seiner eigenen Vergangenheit, bewusst ist, dass sich der Geschlechtsverkehr in einer Ehe wohl kaum auf so wenige Male reduzieren lässt, führt er nun eine wahre Hirnakrobatik durch, um es für die Eheleute nicht zu schwer zu machen. Die geschlechtliche Lust ist für ihn zwar nicht schuldfrei, aber sie ist verzeihlich, es handelt sich um eine lässliche Sünde, während derjenige, der nur auf Verlangen, aber ohne Lust sich dem Geschlechtsverkehr hingibt, vollkommen schuldfrei ist. Hierzu schreibt Augustinus: ‚Die Pflicht leisten zieht keine Schuld nach sich, aber die Pflicht über die Notwendigkeit der Zeugung hinaus fordern ist lässliche Sünde‘.

Dass Augustinus bei dem schuldfreien, ohne Lust und auf Verlangen durchgeführten Geschlechtsverkehr wohl ausschließlich an die Frau denkt, zeigt sich daran, dass er von der Pflicht zum Geschlechtsverkehr spricht, damit der Mann nicht eine noch größere Sünde begeht: ‚Man ist verpflichtet, der Schwäche des Mannes, der sonst sich verirren würde, als Asyl zu dienen‘. Deutlicher kann man es ja wohl nicht mehr ausdrücken, dass Augustinus die Frau zum Gebrauchsgegenstand zum Zwecke der Zeugung und zum Genussmittel degradiert.

Nun möchte ich noch ein letztes Problem ansprechen, mit dem Augustinus die Menschen, insbesondere die Frauen, bis in die heutige Zeit schwer belastet hat, ich spreche vom ‚Problem‘ der Empfängnisverhütung. Da die Kirche bis zum heutigen Zeitpunkt der Meinung ist, dass der Geschlechtsverkehr ausschließlich zum Zwecke der Zeugung von Kindern durchgeführt werden darf, lehnt sie natürlich auch jede Form der künstlichen Empfängnisverhütung ab. Andererseits hat die Kirche sich damit endgültig von der Realität dieser Welt verabschiedet, sodass viele Frauen sich entweder über dieses Dogma einfach hinwegsetzen oder sogar aus der Kirche austreten.

Meine Damen und Herren, ich glaube, dass ich sehr deutlich gezeigt habe, dass Augustinus ein neurotischer Heuchler ist, der sein Leben über viele Jahre hinweg mit Fressen, Saufen und Huren genossen hat und dann schließlich zu der Überzeugung kam, dass er seiner Mama das nicht mehr länger antun kann. Nachdem er mit all den Frauen stellvertretend für seine Mama geschlafen hatte, unterwarf er sich anschließend verbrämt durch ein sogenanntes Bekehrungserlebnis dem religiösen Wahn seiner Mama.

Dass Augustinus bis zum heutigen Tage als großer Kirchenlehrer verehrt wird und seine Lehren nach wie vor weitgehend in der kirchlichen Dogmatik Bestand haben, zeigt nur allzu deutlich, dass die Kirche mit Liebe zum Menschen nichts zu tun haben möchte; es geht ihr vielmehr darum, den Machtapparat der in Frauenkleidern herumlaufenden alten Männer zu erhalten, indem sie durch ihre Sündenlehre die bedingungslose Unterwerfung der Menschen fordert und indem sie beharrlich die Frau als minderwertiges Wesen betrachtet und sie von allen kirchlichen Ämtern ausschließt.“

Die Zuhörer sprangen auf und machten ihrer Empörung durch laute Buhrufe Luft. Der Nuntius ging ans Rednerpult, erklärte die Veranstaltung für aufgelöst und verließ gemeinsam mit Augustinus die Aula der Theologischen Fakultät. Der Fahrer des Nuntius brachte beide zur Spiegelslust, wo sie sich beim Abendessen des Panoramablicks über die Stadt Marburg und das Marburger Schloss erfreuten.

„Mein lieber Augustinus, es tut mir Leid, dass Sie den unglaublichen Beleidigungen und Irrlehren dieses Weibes ausgesetzt waren. Es ist mir vollkommen unverständlich, wie sie jemals zur Professorin ernannt werden konnte. Ich werde gleich morgen mit dem Heiligen Vater und der Glaubenskongregation sprechen und wir werden dafür sorgen, dass dieses Weib seine Irrlehren nicht weiter verbreiten kann und dass diese Frau möglicherweise sogar exkommuniziert wird.“

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