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Kitabı oku: «Briefe an Ludwig Tieck 4», sayfa 10

Various
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Ulrici, Hermann

Geboren am 23. März 1806 zu Pförten in der Niederlausitz. Seit 1834 Professor der Philosophie an der Universität Halle.

Geschichte der hellenischen Dichtkunst, 2 Bde. (1835.) – Ueber Shakspeare’s dramatische Kunst (1839.) – Das Grundprinzip der Philosophie, 2 Bde. (1845–46.) – System der Logik (1852.)

Der berühmte Gelehrte tritt mit diesen zwei Briefen als Dichter vor den älteren Dichter, dem er einige Jugendarbeiten widmet. Die grausame, fast feindselige Kritik, womit er seiner Muse Kinder behandelt, verräth schon im Voraus den Pfad, welchen sein Forschergeist einschlagen wird. Ihm verdankt man ein tiefes, gründliches Werk über den Poeten, von welchem Goethe den Polyphem sagen läßt: „hebt mir ihn auf, daß ich zuletzt ihn speise!“ den Poeten, dessen Studium einen großen Theil von Ludwig Tieck’s langem Leben ausfüllte. Die Ahnung, daß sie beide, schon innerlich durch gleiches Streben verbunden, sich auch in ihren Werken auf gleicher Bahn begegnen würden, mag den jüngeren Mann zu Tieck gezogen haben, für dessen Denkmal diese Briefe ein paar feste Grund- und Ehrensteine bilden.

I

Berlin, den 29ten Februar 1832.
Wohlgeborner Herr!
Hochzuverehrender Herr Hof-Rath!

Anliegend habe ich die Ehre, Ihnen das Manuscript einiger Novellen zu übersenden, welche ich des Nächsten herauszugeben gedenke. Aus inniger Verehrung Ihres dichterischen Genius wünschte ich sie am liebsten Ihrem Namen zu widmen. Mir hierzu die Erlaubniß zu erbitten, überschicke ich sie Ihnen zur gefälligen Ansicht. Sie behandeln sämmtlich die Kunst in ihren verschiedenen Formen, und der Grundgedanke einer Psychologie der Kunst sollte das Werk zu einem Ganzen vereinigen. Leider aber ist mir mit der Kopie der dritten Novelle, welche der Musik gewidmet ist, ein Unglück widerfahren, und ich habe mich genöthigt gesehen, sie nochmals dem Abschreiber zu übergeben. Da indessen Ostern nahe ist, und ich mit der Herausgabe gedrängt bin, so wage ich es, Ihnen das Manuscript in dieser unvollkommenen Gestalt zu übersenden, im Vertrauen auf Ihre gütige Nachsicht und in dem Glauben, daß es Ihnen auch in dieser Form genügen wird, um Sie auf den ersten Blick von dem Werth oder Unwerth des Ganzen zu unterrichten. Dieselbe Eile zwingt mich aber auch zu der gehorsamsten Bitte, mir es so bald als möglich zurückzuschicken. Dürfte ich hierzu noch einen Wunsch aus eigner Brust hinzufügen, so würde ich um ein wahres und unverhohlnes Urtheil von Ihrem Kennergeiste bitten – bei Ihrer wenigen Muße wage ich dieß indessen kaum zu hoffen. —

Gewiß werden Sie die Dreistigkeit eines Unbekannten gern verzeihen, da auch Sie vielleicht die Sehnsucht des jüngern Geistes kennen, dem höheren, am Ziele stehenden Genius sich zu nähern. In der Hoffnung auf Ihre Güte empfehle ich mich und meine poetischen Versuche Ihrem Wohlwollen, und zeichne mich im Gefühle inniger, tiefer Verehrung

Ew. Wohlgeboren
ganz ergebenster
Herrmann Ulrici Dr. ph.

II

Berlin, den 15t. März 1833.
Hochzuverehrender Herr Hof-Rath!

Endlich bin ich im Stande, Ihnen die zwei Bändchen Novellen, welche aus meinem Ihnen im vorigen Sommer vorgelegten Manuscript herausgedruckt worden sind, zu übersenden. Als ich damals Ihren gütigen Brief erhielt, der mir die Erlaubnis ertheilte, Ihnen diese kleinen poetischen Versuche widmen zu dürfen, hoffte ich noch, daß ich Ihnen den Druck zum Frühling dieses Jahres persönlich würde überreichen können. Diese Hoffnung hat sich fast gänzlich zerschlagen, da ich zu dieser Zeit wohl schwerlich die Mittel zu einer Reise nach Dresden möchte aufbringen können, zum Sommer aber meine Vorlesungen an der hiesigen Universität beginnen muß. Nehmen Sie deshalb nicht weniger gütig auf, was ich Ihrem Genius aus reiner, inniger Verehrung darbringe, und entschuldigen Sie die Bitte, mir den großen Verlust einer mündlichen Unterredung mit Ihnen durch ein Paar Zeilen schriftlicher Unterhaltung wenigstens einigermaßen zu ersetzen. – Ich fürchte fast, daß ich meine poetischen Kleinigkeiten im Druck Ihnen weniger behagen werden, als nach einigen günstigen Aeußerungen zu urtheilen, es im Manuscript der Fall gewesen zu sein scheint. Mir selbst genügen sie immer weniger, und nachdem ich vor kurzem Ihren Sternbald wieder einmal durchgelesen habe, wünsche ich fast, sie wären lieber gar nicht gedruckt worden; so weit scheinen sie mir von der hohen Vollendung meines Vorbildes und Musters entfernt zu sein. Schon daß sie an dieser herrlichen Dichtung ein Vorbild und Muster haben, kann ihnen nicht zum Vortheil gereichen; besonders aber erscheinen in jener die freien, selbstständigen Gestalten des Lebens, wie sie die Poesie kraft ihrer göttlich-wirkenden Gestalt erschaffen und hinstellen soll, mit dem Wesen und Leben der Kunst, in welchem sich die ganze Dichtung bewegt, so schön und innig verschmolzen und unbeschadet ihrer gegenseitigen Unabhängigkeit vereinigt, daß mir dagegen in meiner Erzählung beide Elemente ganz auseinander zu fallen, und wie zu einer unnatürlichen Verbindung zwischen Poesie und philosophischer Aesthetik zusammengezwängt zu sein scheinen. Dazu der Mangel an poetischer Farbe der Zeit, in welcher meine Novellen spielen; die überall nur angedeutete, nirgend tiefbegründete Charakteristik; der Mangel an aller Erfindung und poetischer Verwickelung der Lebensverhältnisse; der jugendliche Anstrich des Ganzen u. s. w. u. s. w. Was kann da noch Gutes übrig bleiben? Jedenfalls der gute Wille und die begeisterte, heilige Verehrung der Kunst, deren ich mich bewußt bin; vielleicht entzündet diese manches gleichgestimmte Gemüth zu schöneren, glänzenderen Funken, und dann hätten meine anspruchslosen Kinder vollkommen ihre Bestimmung erfüllt. – Legen auch Sie, hochverehrter Herr Hof-Rath, keinen größeren Maßstab an; – das Gemessene möchte sonst in Nichts verschwinden.

Indem ich mich Ihrem ferneren geneigten Andenken gehorsamst empfehle, wage ich die Bitte zu wiederholen, mir, wenn es Ihre Zeit erlauben sollte, durch ein Paar Zeilen gelegentlich Nachricht von Ihnen zukommen zu lassen, damit eine der schönsten Hoffnungen meines Lebens mir bleibt, doch noch dereinst Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen, und dann bereits eine befreundete Erinnerung in Ihrer Seele zu finden.

Empfangen Sie nochmals die Versicherung meiner innigsten Verehrung und tiefgefühlten Hochachtung, mit der ich verharre

Ihr
ganz ergebenster
H. Ulrici, Dr.

Ungher-Sabatier, Caroline

Das war ein üppiger Frühling voll süßer Blüthen und Töne, da in der Kaiserstadt Rossini seine Opern mit den besten Sängern gab; da Lablache, Ambrogi, Donyelli, David, Rubini, die Fodor-Mainville in voller Jugendkraft schwelgten; da Carl Maria kam, die Euryanthe mit Therese Grünbaum, Forti, Haizinger, Henriette Sontag zu studiren; da Caroline Ungher ihre ersten Triumphe als „Libussa“ feierte…! Auch dieser Frühling mußte scheiden, und seine Sänger verflogen sich über Land und Meer. – Sechzehn Jahre später begegnen wir Frau Ungher-Sabatier, die Gattin eines französischen Publicisten, wie sie auf ihrer Kunstreise auch Dresden berührt, und durch dramatische Wahrheit ihrer Gesangs- und Darstellungs-Kunst sich Tieck’s Anerkennung gewinnt. – Dies Briefchen zeigt, wie sehr die geistreiche Frau zu würdigen wußte, was ihr Talent sich errungen.

Linz, am 22. August 1839.
Mein verehrter Freund!

Sie sehen, daß es mir unmöglich wird so lange zu harren, als meine Reise dauert, um den ersehnten versprochenen lieben Brief zu erhalten, der meine schönste Krone seyn soll, welche mir als Künstlerin wird, und ein liebes Pfand Ihrer mir so unendlich werthen Freundschaft.

Die schönen Tage in Aranjuez sind vorüber – ! o! zögern Sie nicht lange mit dem lieben Briefe, wenn ich Sie nicht hören kann, so will ich Sie doch lesen, um so mehr als ich hoffen darf, Sie werden mich recht strenge zurechtweisen.

Der liebenswürdigen Frau Gräfin meinen dankbarsten Gruß für alle Freundlichkeit, so auch Ihrer lieben Familie; wenn Sie recht schnelle schreiben, so kann ich in Wien die Antwort bekommen und dies wäre mir sehr lieb, da ich in Wien recht liebe Freunde habe, die mein Schatz wie mich selbst erfreuen würde. Wollen Sie so gütig seyn, Baron Lüttichau mich zu empfehlen? Tausend Herzensdank noch für die schönen Stunden, die ich in Ihrem Hause verlebte. Die Erinnerung wird nie aus meinem Herzen entschwinden.

Ihre
ergebenste
Caroline Ungher.

Vaerst, Eugen, Baron

Geb. am 10. April 1792 zu Wesel, gest. im Jahre 185? auf Gut Herrendorf bei Soldin.

Nach Beendigung der Feldzüge von 13–15, die er tapfer mitgemacht, trat er als Hauptmann aus den preuß. Garden und führte lange ein, von tausenderlei sich durchkreuzenden Plänen und Unternehmungen, bewegtes Dasein. Verschiedene Ziele verfolgend, schien er bisweilen die fabelhaften Abenteurer zum Vorbild nehmen zu wollen, die gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts zahlreich aufgetreten; dann wieder widmete er sich ernstlich schön-wissenschaftlichen Studien, schmiedete Sonette nach strengster Form, und ging ausschließlich mit Gelehrten, Dichtern und Künstlern um; dazwischen spielte er, unter glänzenden Auspicien, an der Pariser Börse und gewann bedeutende Kapitalien; dann abermals durch politische Rückschläge dieses Gewinnstes beraubt, ergriff er das alte Waffenhandwerk, begeisterte sich für’s katholisch-monarchische Princip und unternahm einen Ritterzug zu Don Carlos nach Spanien – nicht um dort als Marquis Posa aufzutreten, sondern um einen strahlenden Ordensstern heimzubringen. Schon bei Karl Schall’s Lebzeiten hatte er diesem das Erbrecht an die „Breslauer Zeitung“ abgekauft. Es bedurfte aber vieler Bemühungen seinerseits, und mancher einflußreicher Protektionen, bis er, nach Schall’s Tode die Concession auf seinen Namen erhielt. Hier zeigten sich nun Vaerst’s praktische Talente. Er lernte bald diese bisher vernachlässigte Unternehmung zu einer sehr lukrativen machen; und entfaltete noch regeren Spekulationsgeist, wie er späterhin das neuerbaute Breslauer Theater in Pacht nahm. Etwas Anderes wie Spekulationen sind ihm beide Institute nicht gewesen, und was er in den Briefen an Tieck über Heranbildung des Publikums spricht, dürfte er während des Schreibens spöttisch belächelt haben. Seinen Zweck erreichte er, ward ein wohlhabender, folglich angesehener Mann, gab seine Diners, verkehrte mit Aristokratie und haute finance – sollte aber sein Glück nicht genießen, denn er verfiel einem furchtbaren Rückenleiden, welches ihn mit langsam-tödtenden Qualen in’s Grab gemartert hat. Es fehlte ihm weder an Lobern noch an Tadlern. Uns wollte immer dünken: „Die Welt“ – was man so nennt – habe seinen Geist auf Kosten seines Herzens zu viel gelobt; und er selbst war eitel auf dergleichen tadelndes Lob. Wer für seine Verwandte, besonders aber für seine Mutter thut, was Vaerst mit kindlich treuer Ausdauer gethan, auch in Epochen eigenen Mangels; wer sich und seiner höchst sensuellen Natur jeglichen Ueberfluß versagt, und lieber selbst darbt, als es der Mutter am Geringsten fehlen läßt… der hat ein Herz, und dem sitzt es auf dem rechten Flecke. Im Uebrigen … er hat endlich abgebüßt, was er sonst verschuldet haben könnte; denn die Vehemenz seiner Leiden wird nur durch die lange Dauer derselben überboten.

Unter dem Autornamen Peter Lelly hat er Mancherlei gedichtet und sonst geschrieben. Am bekanntesten wurden die größeren Werke: Cavalierperspektive (1836.) – Die Pyrenäen, 2 Bde. (1847.) – Gastrosophie, 2 Bde. (1852).

Wie das letzte dieser Bücher, welches fast nur aus sublimirten Küchenzetteln und kompilatorischen Raisonnements über Feinschmeckerei besteht, auf solchem Kranken- und zehnjährigem Sterbe-Lager gemacht und diktirt werden mochte?.. das zu erläutern geht über unsere Kräfte.

I

Breslau, am 30. März 1835.
Verehrter Herr

Der Kandidat Wenzel, ein die Wissenschaft liebender und lebendiger junger Mann geht nach Dresden und wünscht natürlich Sie kennen zu lernen, ich bitte für ihn um Gewährung dieser Gunst, Ihre gewohnte Güte wird mich entschuldigen, wenn ich, ohne alles Recht dazu, Ihnen den Ueberbringer bestens empfehle. Bei meiner allerdings kurzen Anwesenheit vor drei Jahren in Dresden hielt mich Scheu ab Sie, wie früher, sogleich zu besuchen, daran ist Freund Witte Schuld, der Ihnen – ohne mein Wissen und Willen – unsre Sonette zugeschickt hatte. Diese Versuche hätten, meines Bedünkens, Ihnen nicht vorgelegt werden sollen; meine Rechtfertigung soll in einem Werke größern Umfanges bestehen, was ich im Laufe dieses Sommers, wenigstens zum Theil, in die Welt schicken will.

Seit Schall’s Tode, der Versetzung von Steffens und Witte, lebt es sich in unserer Stadt viel trauriger, wie früher; obgleich der Tod des Ersten und das Wohlwollen der Behörden mir sein Institut, die hiesige Zeitung, ein für den Besitzer ganz lukratives Ding, verschaffte. Zur Probe meines Treibens darin, erlaube ich mir den gestrigen Bücherschau-Artikel beizulegen.

Mir hat die liebenswürdigste unserer Damen, Frau von N., sehr feurige Empfehlungen für Sie aufgetragen, die mich nicht ohne eifersüchtige Empfindungen gelassen haben.

Mit tiefer Verehrung

Ew.
gehorsamer
Baron Vaerst.

II

Breslau, 21. Dez. 1843.
Hochverehrter Herr und Gönner

Ihr sehr freundlich Schreiben mit der Empfehlung des Herrn Altmann gab mir die willkommene Gelegenheit, Ihnen meine alte Ergebenheit zu bethätigen. Gleichzeitig damit erhielt ich einen Brief Holtei’s, er suchte gerade einen jungen Mann, der sich der theatralischen Laufbahn widmen wollte. Holtei ist hier in der Provinz, in Grafenort bei dem Grafen Herberstein, eine lustige Gesellschaft von Schauspielern ist um ihn versammelt; sie spielen Komödie nach Herzenslust. Der Graf, sein Schloß, die Gegend, der ganze Aufenthalt, es ist alles durchaus poetisch, hier bildete sich der große Seidelmann zuerst für das Theater… auch für mich knüpfen sich reizende Jugenderinnerungen an Grafenort. Dorthin sendete ich mit beßter Empfehlung Herrn Altmann, dem ich zugleich die ganz bestimmte Zusage gab, daß ich ihn hier anstellen würde, wenn er von dort zurückkommen werde; ich hoffte ihn im Frühjahr mit einem leidlichen Repertoir wiederzusehn. Was weiter mit ihm geworden, wollen Sie aus der Einlage von ihm und Holtei ersehen. Wie Holtei vorausgesehn, trat er nicht auf, er kam früher zurück, jetzt wollte er hier auftreten; auch das sagte ich ihm zu. Dann ließ er sich 8 Tage lang nicht sehen, dann schrieb er mir einen 12 Seiten langen Brief, er verlangte 300 Thaler und drohte mit Erschießen, wenn er sie nicht erhielt. Er hatte mir nicht einmal gesagt, wozu er das Geld brauche, und als ich ihn fragte, wollte er mir darüber keine Rede stehen. Konnte ich, bei solchen Umständen, mir diese Summe mit der Pistole in der Hand abtrotzen lassen? es war mir unmöglich; es ist unmöglich, daß Sie mir darüber zürnen werden! Jetzt schreibt er, daß er ein großes Talent habe, dramatischer Schriftsteller zu werden, er wolle sich lieber nicht erschießen, er bittet um Reisegeld zu seinen Angehörigen, gestern wollte er damit reisen, schon Vormittag Antwort holen. Das Geld liegt bereit, aber er ist nicht gekommen, ich weiß nicht wo er wohnt, ich will die Polizei nicht in Athem setzen, da ich wenig in Sorgen bin; er schreibt mir viel zu viel Briefe, um Zeit für das Erschießen zu haben. Er wird reisen, ob er zu Ihnen kommt, weiß ich nicht, er weiß es gewiß selbst nicht. Ich schließe diese Angelegenheit, ich weiß nicht, ob ich gegen den jungen Mann gesündigt, ich darf nur versichern, daß es mein ernster Wille war, ihm förderlich zu sein.

Mir geht es materiell vortrefflich, es thut mir leid, Sie gar nicht zu sehen, ich komme nur ungern nach Berlin, weil man dort mir meine Jugendthorheiten gar zu hoch anrechnet. Die höchsten Staatsbehörden haben mir, meine kleinen Fähigkeiten überschätzend, ohne mein Ansuchen, eine würdige Stellung in Berlin – und dahin gehöre ich – zugesagt. Sr. Majestät hat sie vor zwei Jahren befohlen, viele Gönner, namentlich Sr. Hoheit der Prinz Carl sich lebhaft dafür, aber vergebens, interessirt. Was ist zu thun? Nichts!

Mein Theater beschäftigt mich seit 3 Jahren lebhaft, hören Sie einen Schlesier, so wird er dasselbe, wie mich, loben; es lebt sich hier angenehm, ich erfreue mich der lebhaftesten Anerkennung von Stadt und Provinz. Aber unser großes Publikum heranzubilden durch Theater und Zeitung – die beiden Haupthebel, wodurch man hier auf die Masse öffentlich wirken kann, beide mir angehörend – ist über meine Kräfte… mit einem Worte, ich fühle mich nicht an der rechten Stelle und kenne, bei meinem praktischen Sinn, kein größer Unglück. Das Papier ist aus, nicht meine Lust mit Ihnen zu plaudern. Mit unbegrenztem Vertrauen

Ihr
treuer Verehrer
B. Vaerst.

III

Breslau, d. 20. Januar 1844.
Sehr verehrter Herr und Gönner

Durch Krankheit war ich verhindert, Ihr so sehr freundliches Schreiben früher zu beantworten. Dafür kann ich nun aber auch berichten, daß Altmann zu den Seinigen spedirt ist, wie er in einem seiner freilich etwas länglichen Briefe schreibt. Er will weiteres hören lassen, von der Leidenschaft für das Theater hab ich ihm gründlich geholfen. Er scheint mir in Summa mehr Mitleid als Zorn zu verdienen; ich danke ihm besonders die Gelegenheit, daß Sie meiner gütigst gedachten.

Eine Stelle meines Briefes soll ich Ihnen commentiren. Sie fragen: was mir in Berlin zugesagt war? Die Staatszeitung. Das Wachsen und Gedeihen meiner, der Breslauer Zeitung, die Schall etwa 300 und mir nach 6 Jahren tüchtiger Arbeit über zehntausend Thaler Revenüen brachte, die Art, wie ich sie zur großen Zufriedenheit der Regierung, ohne das lebendige Interesse der Leser zu vergessen, redigirte, hatte mir vielfaches Lob der höchsten Behörden gebracht. So hatte noch kurz vor dem Tode des hochseeligen Königs der jetzige mich gefragt: was kann ich thun, Ihnen die Staatszeitung zu verschaffen? Ein von mir vor Jahr und Tag dem jetzigen Monarchen vorgelegter Plan zur Reorganisation dieses Instituts war wohlgefällig aufgenommen worden, sogar Allerhöchstenorts befohlen worden – da eine der höchsten Personen bereits früher anderweitige Versprechungen gegeben haben sollte – ein neues mit breiten Privilegien versehenes Blatt in Berlin unter meiner Leitung zu begründen. Auch dies ward nicht in’s Leben gerufen! Ich bin mystisch; interessiren Sie sich für diesen abgestorbenen Gegenstand, so fragen Sie gelegentlich, ich bitte, Herrn von Varnhagen, er ist mir günstig und kennt die Sache!.. Aber was geht mir hier ab? – … was geht einem gewissen unsaubern Geschöpf auf dem Mist ab? es ist eine schmutzige Frage! Ich gehöre, sagt meine Eitelkeit, nicht hieher, sondern in die Residenz! So lange wenigstens die Staatszeitung so überaus elend bleibt, hab ich doch ein Recht zu sagen, daß man mich gekränkt hat; erscheint dies erste Blatt in würdiger Gestalt, so werde und will ich schweigen, nicht früher. Unterdeß, wie mir denn allezeit das Bestreben entschiedenster Gegner heilsam gewesen, hat sich meine gewohnte Thätigkeit, nicht ohne Glück, in ein neues Feld geworfen. Mein Theater hier blüht und gedeiht, ohne allen Zuschuß, und findet Anerkennung. Das habe ich zwar schon neulich gesagt, aber ich war immer voll malice und Sie werden nicht glauben, daß ich so etwas ganz harmlos dem berühmten Dramaturgen wiederhole. Wahrlich das Publikum einer großen Hauptstadt, (Sie glauben am Ende gutmüthig, ich meine Breslau?) zu bilden, den Geschmack läutern, es ist eine schöne und würdige Aufgabe für jeden Befähigten!

Da haben sie Klagen und Hoffnungen, Träume und Allerlei. Lassen Sie sich nicht ferner mit mir ein, aber ich bitte, behalten Sie ein wenig lieb

Ihren
getreusten Verehrer
Vaerst.

IV

Berlin, 4. Dec. 45.
Mein hochverehrter Herr und Gönner

Ihnen zu Liebe habe ich den Cancan gelesen, leider darf ich Ihnen ob des Glaubens: „ich habe ihn geschrieben,“ nicht schmollen; ich plaudre wie der Verfaßer, verspreche aber nie so zu schreiben, denn ich liebe so wenig die Flächen Berlin’s und der großen Mongolei, wie die der Literatur.

Hiebei eine kleine Arbeit, die Se. Majestät wohlgefällig aufgenommen hat, ich lege sie Ihnen vor, nicht in Absicht, damit Sie dafür kämpfen, vielmehr in Hoffnung eines freundlichen Worts für mich privatissime, solches ist mir wünschenswertheste Anerkennung.

Mein Post-Prozeß ist gewonnen, ich reise, nehme aber vorher mit dero gütiger Erlaubniß noch persönlichen Abschied.

Mit treuer Ergebenheit

Vaerst.

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12+
Litres'teki yayın tarihi:
01 kasım 2017
Hacim:
370 s. 1 illüstrasyon
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